Glaube heisst, alles richtig machen!

Reihe: Einseitigkeiten (2/4)

 

Schriftlesung: Lukas-Evangelium 18, 9-14

 

I.     Regelorientierter Glaube produziert Heuchler und Versager

II.       Beziehungsorientierter Glaube bewirkt Freiheit und Heilung

 

 

 


 

Einleitende Gedanken

Es tönt bestechend: Glaube heisst, alles richtig machen!

Wer ist mit dieser Behauptung einverstanden?

Man weiss gar nicht so recht, was man dagegen sagen könnte. Der Glaube an Jesus, soll ja dazu führen, dass wir Jesus ähnlicher werden und Jesus hat alles richtig gemacht.

X

 
Christen sollten vorbildlich leben. Wir sind sozusagen die Aushängeschilder der Liebe Gottes. Gott sagte dem Volk Israel:

“Ihr sollt heilig sein; denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig.“ 3. Mose 19, 2

X

 
In Bezug auf diesen Vers schrieb Petrus später den Christen:

“Euer ganzes Tun soll ausgerichtet sein an dem heiligen Gott, der euch berufen hat.“ 1. Petrus 1, 15

X

 
Und Jesus sagte sogar im Zusammenhang der Feindesliebe:

„Ihr aber sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ (Matthäus 5, 48)

So sind auch die Anforderungen, die Jesus an seine Zuhörer stellt sehr hoch.

Muss man dieser Behauptung wirklich zustimmen: Glaube heisst, alles richtig machen?

Selbstverständlich ist es unser Bestreben, alles richtig zu machen, aber ehrlich gesagt, kann ich mit dieser Definition von Glauben gar nichts anfangen.

Doch wenn man das nicht so sagen kann, müsste man dann sagen: Glaube heisst, meistens das Richtige machen.

Das passt mir auch nicht, das klingt so nach lari fari Glauben. Beide Aussagen sagen irgendetwas Richtiges aus, aber es ist eben zu einseitig, zu einseitig und zu oberflächlich. Diese Formulierungen sind untauglich, um angemessen auszudrücken, was der Glaube an Jesus Christus charakterisiert. Diese Aussage führt jedenfalls zu vielen Missverständnissen.

Wenn man Glaube nämlich so definieren müsste, wie sollen wir dann über die Jünger denken? Haben die immer alles richtig gemacht? Denken wir nur mal an Petrus, den Paulus in aller Öffentlichkeit der Heuchelei bezichtigte, denn zuerst ass er mit den Heiden und als gewisse Juden nach Antiochia kamen, zog er sich von ihnen zurück und sonderte sich ab. Er verlangte dann sogar von den Christen, die einen heidnischen Hintergrund hatten, sich der jüdischen Lebensweise anzupassen. Sogar Barnabas liess sich zu dieser Verhaltensweise verführen. Paulus berichtet:

X

 
Als ich nun sah, dass sie den richtigen Weg verlassen hatten, den Weg, der mit der Wahrheit des Evangeliums übereinstimmt, sagte ich in Gegenwart aller zu Petrus: „Du selbst nimmst dir – obwohl du ein Jude bist – die Freiheit, dich über die jüdische Lebensweise hinwegzusetzen und wie ein Nichtjude zu leben. Wieso zwingst du dann die Nichtjuden, sich der jüdischen Lebensweise anzupassen?“ Galater 2, 14

Waren nun Petrus und Barnabas, die sich hier offensichtlich falsch verhalten hatten, wirklich ernsthafte Christen? Standen sie wirklich im Glauben? Wenn Glaube bedeutet, dass wir alles immer richtig machen, waren sie nicht wirklich Christen. Ich könnte hier noch viele Beispiele anführen auch aus dem AT. Z.B. Abraham, die Könige David und Hiskia usw. Auch der Streit zwischen Barnabas und Paulus, der zu einer Trennung führte.

Die Aussage: Glaube heisst, alles richtig machen! Erweckt den Eindruck, dass es einen eindeutigen Katalog gibt, in dem wir in jeder Lebenssituation nachschauen können, was falsch und was richtig ist.

Diese Aussage erweckt auch den Eindruck, dass man nie einen Fehler machen kann. Nur wenn ich immer alles richtig mache, stehe ich im Glauben. Wenn das gilt, dann wird mich ein Fehler aus dem Glauben hinauswerfen. Wie das Jakobus denen sagt, die nach diesem Prinzip leben wollen.

X

 
„Denn wer das gesamte Gesetz befolgt, aber gegen ein einziges Gebot verstösst, hat gegen alle verstossen und ist vor dem ganzen Gesetz schuldig geworden.“ Jakobus 2, 10

Ich möchte deshalb zuerst aufzeigen, wohin ein solcher Glaube führen kann und dann erklären, wie ich den Glauben charakterisieren würde.

Bibelstellen zum Nachschlagen: 3. Mose 19, 2; 1. Samuel 22, 2; Matthäus 5, 48; Galater 2, 14; 1. Petrus 1, 15; Jakobus 2, 10

I.                

X

 
Regelorientierter Glaube produziert Heuchler und Versager

Wir wollen uns also zuerst über einen regelorientierten Glauben Gedanken machen.

Selbstverständlich hat jeder Glaube gewisse Regeln, die es zu beachten gilt. So ist es klar, dass wir nicht lügen, betrügen oder gar morden dürfen. Wir sollen keine Ehe brechen, niemandem etwas stehlen usw.

Das sind eigentlich alles Regeln, die jeder Menschen beachten sollte. Die Regeln sind für die gute Lebensqualität in einer Gesellschaft unbedingt nötig. Diese Regeln werden allgemein annerkannt, denn sie sind einfach vernünftig.

Also, ich spreche heute nicht über diese allgemeinen Regeln. Als Christen sollte es uns selbstverständlich sein, dass wir diese Regeln nicht brechen.

Ich spreche heute über Regeln, die durch den Glauben an Jesus dazu kommen können. Auch das ist selbstverständlich, jeder Glaube kennt gewisse Regeln. Anders geht das gar nicht.

Es wäre ja komisch, wenn jemand zum Glauben an Jesus kommt, der vorher nie gebetet hat und man würde ihm sagen, das Gebet ist nicht so wichtig, wenn Du das früher nicht gemacht hast, macht es auch keinen Sinn, wenn Du es jetzt machst.

Es können aber Regeln dazu kommen, die gefährliche Auswirkungen auf unseren Glauben ausüben können.

Zuerst, wenn wir zum Glauben an Jesus Christus kommen, wenn wir begriffen, was Jesus für uns am Kreuz getan hat, wie grossartig es ist, dass wir unsere Schuld losgeworden sind und Jesus uns den Weg in den Himmel geöffnet hat, ist unsere Freude gross. Manchmal ist sie bei denen, die im christlichen Umfeld aufgewachsen sind und das immer gehört haben, nicht so gross – vielleicht schon etwas selbstverständlich. Doch egal wie gross die Freude ist, endlich hat unser Leben ein Ziel, worauf hin es sich zu leben lohnt.

X

 
Aus Freude und Dankbarkeit wollen wir jetzt natürlich für und mit Jesus leben. Wir beginnen uns neu zu orientieren. Deshalb spricht Jesus von einer Wiedergeburt. Nikodemus sagte er z.B.

„Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ (Johannes 3, 3)

X

 
Paulus beschreibt, das, was mit einem Menschen geschieht, der zum Glauben an Jesus Christus kommt, so:

„Wenn jemand zu Christus gehört, ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen; etwas ganz Neues hat begonnen!“ 2. Korinther 5, 17.

Man betritt mit der Bekehrung, dem Glauben an Jesus, eigentlich eine neue, bisher unbekannte Welt und muss sich nun darin orientieren. Einerseits kann uns die Bibel bei dieser Orientierung behilflich sein, andererseits brauchen wir aber auch eine Gemeinde und andere Christen, die uns dabei helfen. Wir brauchen auch darin Unterstützung, wie wir die Aussagen der Bibel verstehen sollen, deshalb hat Gott Lehrer eingesetzt.

In diesem Prozess kann es geschehen, dass wir mit Christen und Gemeinden in Kontakt kommen, die sich für ihren Glauben schon viele Regeln aufgestellt haben. Als junger Christ ist man für solche Regeln sehr offen, denn man will Jesus unbedingt gefallen. Oft sind es auch keine schlechten Regel, in gewisser Weise können sie sehr hilfreich sein. Solche Regeln können heissen:

Ein Christ hat keinen Fernseher zu Hause.

Ein Christ trinkt keinen Alkohol.

Ein Christ tanzt nicht.

Ein Christ hilft jedem und überall.

Ein Christ erzählt allen von Jesus.

Ein Christ, gibt den Zehnten Teil seines Einkommens ins Reich Gottes.

Ein Christ liest jeden Morgen in der Bibel und betet.

Ein Christ kann in Zungen reden

Ein Christ isst kein Fleisch

Christinnen tragen Röcke und lange Haare.

Ein Christ gibt dem Ostersonntag eine besondere Bedeutung

usw. usf.

Das ist nicht alles falsch. Doch gibt man diesen Regeln oft einen zu hohen Stellenwert. An der Befolgung dieser Regeln wird dann gemessen, wie ernsthaft ein Christ seinen Glauben nimmt.

Mit der Zeit können diese Regeln zur Last werden. Die Gefahr ist gross, dass ich diese Regeln oder sagen wir mal internen christlichen Vorschriften einhalte, um einen guten Eindruck zu erwecken. Ich will ja ein guter Christ sein und möchte, dass die anderen auch denken, dass ich ein guter Christ bin. Ich beginne für die Christen zu leben und nicht für Christus.

Schon die ersten Christen hatten mit solchen Entwicklungen zu tun, deshalb schrieb Paulus den Christen in Kolossä:

X

 
Wenn ihr nun also mit Christus gestorben seid und die Prinzipien dieser Welt für euch hinfällig geworden sind – warum lebt ihr dann so, als wärt ihr immer noch ein Teil dieser Welt? Ihr lasst euch vorschreiben: Kolosser 2, 20.

X

 
»Damit darfst du nichts zu tun haben! Davon darfst du nicht essen! Das darfst du nicht einmal berühren!« Kolosser 2, 21.

X

 
Dabei geht es hier doch immer nur um Dinge, die sowieso keinen Bestand haben, Dinge, die dazu da sind, dass man sie verbraucht! Wer solchen Forderungen nachkommt, folgt damit lediglich den Geboten und Lehren von Menschen. Kolosser 2, 22.

X

 
Zugegeben, es handelt sich um eine Frömmigkeit, die den Anschein besonderer Weisheit hat: dieser selbstgewählte Gottesdienst, diese Demut, diese Schonungslosigkeit gegenüber dem eigenen Körper! Doch das alles ist ohne jeden Wert und dient nur dazu, das menschliche Geltungsbedürfnis zu befriedigen. Kolosser 2, 23.

Wenn wir uns als Christen solche Regel auferlegen, die Gott von uns gar nicht erwartet, dann legen wir uns gegenseitig Lasten auf. Es ist der Versuch, den Glauben messbar zu machen, je besser ich die Regeln einhalte, desto ein besserer Christ bin ich. Wir gewöhnen uns daran, uns auf Äusserlichkeiten zu konzentrieren.

Gegen aussen sieht dann alles gut aus, aber wir werden dadurch in der Regel zu Heuchlern. Wir sind so sehr mit unserem Schein beschäftigt, dass uns die Kraft für das Sein fehlt. Natürlich, wenn wir es schaffen, sind wir glücklich, weil alle von uns denken, dass wir super Christen seien und wir glauben es selber auch.

Die Pharisäer lebten genau in dieser Art. Sie stellten so viele Regeln auf und man wusste genau, ob man sich nun richtig oder falsch verhalten hat. Aber Jesus durchschaute das und sagt über sie:

X

 
„Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr seid wie weissgetünchte Gräber: Von aussen sehen sie schön aus, innen aber sind sie voll von Totengebeinen und von Unreinheit aller Art.“ (Matthäus 23, 27)

Und was das konkret heisst, erklärt er gleich:

X

 
„Genauso seid auch ihr: Nach aussen hin erweckt ihr bei den Menschen den Anschein, gerecht zu sein, in Wirklichkeit aber seid ihr voller Heuchelei und Gesetzlosigkeit.“ (Matthäus 23, 28)

Heute würde das heissen: Ihr habt zwar keinen Fernseher zu Hause, aber ihr verbringt die ganze Zeit im Internet, auf zwielichtigen Seiten.

Ihr tragt zwar schöne langen Röcke, aber euren Nachbarn hasst ihr bis aufs Blut.

Ihr lest jeden Tag in der Bibel und betet, aber im Geschäft beleidigst Du ständig deine Kollegen.

usw.

Ein Glaube, der mit vielen äusserlichen Verhaltensregeln versehen ist, ist letztlich ein toter und tötender Glaube. Der kann nur Heuchler oder Versager hervorbringen. Das zeigt die Begebenheit im Tempel mit dem Pharisäer und Zöllner. Der Pharisäer war stolz und überheblich, weil er die Regeln eingehalten hatte. Der Zöllner war erschüttert, weil er es nicht schaffte.

Heuchler sind die, die genügend Kraft haben, den Schein gegen aussen zu wahren. Versager sind die, die diesem Druck nicht gewachsen sind und aufgeben. Sie wenden sich von diesem anstrengenden regelorientierten Glauben ab. Leider wollen sie später oft gar nichts mehr von Jesus wissen, weil sie immer meinen, sie müssten dann diese Regeln wieder einhalten. Sie wollen sich die Erfahrung des erneuten Versagens ersparen.

Hast Du Regeln in Deinem Glaubenleben, an denen Du Deine Rechtgläubigkeit festmachst, die aber mit lebendigem Glauben eigentlich gar nicht viel zu tun haben?

Das Glaubensleben kann doch nicht so anstrengend sein. Jesus ruft:

X

 

X

 
„Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last fast erdrückt werdet; ich werde sie euch abnehmen.“ (Matthäus 11, 28)

„Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.“ (Matthäus 11, 29)

X

 
„Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.“ (Matthäus 11, 30)

Und im Johannesbrief steht es ganz eindeutig:

X

 
„Unsere Liebe zu Gott zeigt sich nämlich im Befolgen seiner Gebote. Und seine Gebote zu befolgen ist nicht schwer.“ (1. Johannes 5, 3)

Bibelstellen zum Nachschlagen: Matthäus 11, 28-30; Matthäus 23, 37-28; Johannes 3, 3; 2. Korinther 5, 17; Galater 2, 11-14; Galater 5, 15+26; Kolosser 2, 20-23; 1. Johannes 5, 3

II.            

X

 
Beziehungsorientierter Glaube bewirkt Freiheit und Heilung

Der Glaube an Jesus Christus besteht nicht aus einem Reglement mit unzähligen Vorschriften. Vielmehr befreite uns Jesus von diesen unzähligen Regeln. Paulus schreibt den Christen in Rom:

X

 
„Denn mit Christus ist das Ziel erreicht, um das es im Gesetz geht: Jeder, der an ihn glaubt, wird für gerecht erklärt.“ (Römer 10, 4)

Wir können unsere Rettung nicht durch die Einhaltung von Gesetzen und Regeln erwirken. Das Gesetz wired durch die Beziehung zu Jesus erfüllt. Der Glaube ist zuerst einmal ein Geschenk von Gott.

X

 
„Dass Menschen für gerecht erklärt werden, beruht auf Gottes Gnade. Es ist sein freies Geschenk aufgrund der Erlösung durch Jesus Christus.“ (Römer 3, 24)

Dieses Geschenk müssen wir bewahren. Wir dürfen uns nicht so verhalten, als müssten wir selbst noch etwas zur Erlösung beitragen. Im Brief an die Galater ermahnt Paulus:

X

 
„Zur Freiheit hat Christus uns befreit! Bleibt daher standhaft und lasst euch nicht wieder unter das Joch der Sklaverei zwingen!“ Galater 5, 1.

Im Glauben an Jesus steht nicht das Einhalten von bestimmten Regeln im Vordergrund. Im Glauben an Jesus geht es um eine neue Einstellung zum Leben. Genauer gesagt, es geht um eine Beziehung, um die Beziehung zu Gott, die sich mit der Wiedergeburt radikal verändert. Das beschreibt Paulus so:

X

 
„Alle, die sich von Gottes Geist leiten lassen, sind seine Söhne und Töchter.“ (Römer 8, 14)

Wir werden also nicht durch Gesetze und Regeln geleitet, sondern wir werden durch den Geist Gottes geführt, der in jedem lebt, der wiederboren ist. Und dieser Geist bewirkt etwas ganz Erstaunliches.

X

 
Denn der Geist, den ihr empfangen habt, macht euch nicht zu Sklaven, sodass ihr von neuem in Angst und Furcht leben müsstet; er hat euch zu Söhnen und Töchtern gemacht, und durch ihn rufen wir, wenn wir beten: »Abba, Vater!« (Römer 8, 15)

X

 
Wir sind also Kinder Gottes geworden und sprechen den Schöpfer des Himmel und der Erde als unseren Vater an. Das ist doch einfach unfassbar! Die Begeisterung über diese Tatsache finden wir auch bei Johannes, der schreibt:

„Seht doch, wie gross die Liebe ist, die uns der Vater erwiesen hat: Kinder Gottes dürfen wir uns nennen, und wir sind es tatsächlich!“ (1. Johannes 3, 1)

Das Zentrum unseres Glaubens ist nicht ein Reglement. Das Zentrum unseres Glaubens ist die Beziehung zum Schöpfer, die uns Jesus durch sein Tod und seine Auferstehung ermöglicht.

Die Qualität und stärke einer Beziehung lässt sich eben nicht so einfach messen.

Da kann einer einen Fernseher zu Hause haben und mit Gott inniger verbunden sein und im grösseren Gehorsam leben, als der, der keinen Fernseher zu Hause hat. Jesus hatte sich oft so verhalten, dass seine Feinde meinten, er würde Gott durch sein Verhalten beleidigen, z.B. als er am Sabbat einen Gelähmten heilte.

Wichtig ist, dass das, was wir tun und leben aus der Beziehung mit Gott herauswächst, dass wir es für ihn tun. Paulus warnt deshalb die Leute, die andere und ihn selbst vorschnell verurteilten.

X

 
„Urteilt also nicht vorschnell, sondern wartet, bis der Herr kommt. Er wird alles Verborgene ans Licht bringen, alles, was jetzt noch im Dunkeln liegt, und wird die geheimsten Gedanken der Menschen aufdecken. Dann wird jeder von Gott die Anerkennung bekommen, die er verdient.“   (1. Korinther 4, 5)

Wenn jetzt jemand meint, ich würde jede Regel, jede Ordnung ablehnen, der hat mich falsch verstanden. Es gibt Regeln, aber die werden immer aus der Beziehung mit Gott herauswachsen. Unsere Gesinnung und unser Charakter sind viel wichtiger als die verschiedenen Regel. Paulus sagt z.B.:

X

 
„Helft einander, eure Lasten zu tragen! Auf diese Weise werdet ihr das Gesetz erfüllen, das Christus uns gegeben hat.“ Galater 6, 2.

Es gibt also ein Gesetz, es gibt das Gesetz, das uns Jesus gegeben hat, es ist das Gesetz der Liebe.

Die Beschneidung war bei den ersten Christen ein grosses und wichtiges Thema. Es gab Juden, die Christen geworden sind, die die Überzeugung vertraten, dass die Christen aus dem Heidentum sich beschneiden lassen müssten. Paulus entgegnet:

X

 
„Ein wahrer Jude ist der, der es im Innersten seines Wesens ist, und die wahre Beschneidung ist die, die am Herzen geschieht. Sie kommt nicht durch die äusserliche Befolgung einer Gesetzesvorschrift zustande, sondern ist das Werk des Heiligen Geistes. Das Lob, das der erhält, der in diesem Sinn Jude ist, kommt nicht von Menschen, sondern von Gott.“ (Römer 2, 29)

Weil es in unserem Glauben um die Beziehung zu Jesus geht, können wir auch, wenn wir uns falsch verhalten haben oder wenn wir uns versündigt haben, zu Jesus kommen, weil wir eben mit ihm verbunden sind. Wir können unsere Schuld bekennen. Jesus wird uns deswegen nicht gleich verstossen.

Klar standart ist, dass wir nicht sündigen, aber wenn wir trotzdem sündigen, sagt Johannes:

X

 
„Wenn jemand doch eine Sünde begeht, haben wir einen Anwalt, der beim Vater für uns eintritt: Jesus Christus, den Gerechten.“ (1. Johannes 2, 1)

Leider kann ich diesen Punkt nicht mehr weiter ausführen. Es gäbe noch soviel Bibelstellen, die wir in diesem Zusammenhang betrachten könnten. Aber eines ist klar. Der beziehungsorientierte Glaube bewirkt Freiheit und Heilung im Leben eines Menschen.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Matthäus 11, 28-30; Matthäus 18, 21-22; Lukas 17, 3-4; Johannes 8, 7; Römer 2, 29; Römer 3, 24; Römer 8, 14-15; Römer 10, 4; 1. Korinther 4, 3-5; 2. Korinther 3, 4-6; Galater 1, 10; Galater 5, 1.6; Galater 6, 1-2.15; Epheser 4, 12-16.42; Kolosser 3, 12-15; 1. Thessalonicher 2, 4-5; 1. Timotheus 1, 5; Hebräer 12, 14; Jakobus 5, 19-20; 1. Johannes 2, 1-6; 1. Johannes 3, 1+23; 1. Johannes 5, 2-4

X

 
Schlussgedanke

Die Definition: Glaube heisst, alles richtig machen! Ist in meinen Augen völlig untauglich. So kann man den christlichen Glauben nicht definieren.

Eine Definition, die angemessener ist wäre lautet:

Glaube heisst, Jesus lieben und ihm dienen. oder

Glaube heisst, aus der Gnade Gottes leben.

Glaube ist Leben aus der Kraft Gottes. Beziehungsorientierte Glaube wird aber da falsch verstanden, wenn man sich unter dieser Beschreibung einen Freipass für ein sündhaftes und liederliches Leben besorgen will. Paulus meint dazu:

X

 
„Geschwister, ihr seid zur Freiheit berufen! Doch gebraucht eure Freiheit nicht als Vorwand, um die Wünsche eurer selbstsüchtigen Natur zu befriedigen, sondern dient einander in Liebe.“ Galater 5, 13.

Paulus der von diesem beziehungsorientierten Glauben überzeugt war, schreibt den Philippern:

X

 
„Wie ihr Gott bisher immer gehorsam gewesen seid, sollt ihr euch ihm auch weiterhin mit Respekt und tiefer Ehrfurcht unterstellen und alles daransetzen, dass eure Rettung sich in eurem Leben voll und ganz auswirkt.“ Philipper 2, 12.

Paulus weiss, dass wir das nicht aus eigener Kraft schaffen, sondern nur in Beziehung zu Gott, deshalb fügt er hinzu:

X

 
„Gott selbst ist ja in euch am Werk und macht euch nicht nur bereit, sondern auch fähig, das zu tun, was ihm gefällt.“ Philipper 2, 13.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Prediger 12, 13; Galater 5, 13-14; Philipper 2, 12-13, 2. Petrus 1, 3-4