Wer sucht, der wird gefunden!
Lukas 19, 1-10

Schriftlesung: Lukas-Evangelium 19, 1-10

 

 

Gliederung

I.     Die Sehnsucht des Zachäus

II.       Die Zuneigung von Jesus

III.      Die unglaubliche Kehrtwende

 


Jesus kam nach Jericho; sein Weg führte ihn mitten durch die Stadt. (Lukas 9, 1)

Zachäus, der oberste Zolleinnehmer, ein reicher Mann, (Lukas 9, 2)

wollte unbedingt sehen, wer dieser Jesus war. Aber es gelang ihm nicht, weil er klein war und die vielen Leute ihm die Sicht versperrten. (Lukas 9, 3)

Da lief er voraus und kletterte auf einen Maulbeerfeigenbaum; Jesus musste dort vorbeikommen, und Zachäus hoffte, ihn dann sehen zu können. (Lukas 9, 4)

Als Jesus an dem Baum vorüberkam, schaute er hinauf und rief: »Zachäus, komm schnell herunter! Ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.« (Lukas 9, 5)

So schnell er konnte, stieg Zachäus vom Baum herab, und er nahm Jesus voller Freude bei sich auf. (Lukas 9, 6)

Die Leute waren alle empört, als sie das sahen. »Wie kann er sich nur von solch einem Sünder einladen lassen!«, sagten sie. (Lukas 9, 7)

Zachäus aber trat vor den Herrn und sagte zu ihm: »Herr, die Hälfte meines Besitzes will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand etwas erpresst habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.« (Lukas 9, 8)

Da sagte Jesus zu Zachäus: »Der heutige Tag hat diesem Haus Rettung gebracht. Denn«, fügte er hinzu, »dieser Mann ist doch auch ein Sohn Abrahams. (Lukas 9, 9)

Und der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.« (Lukas 9, 10)

 

 


Einleitung

Im Februar führen wir den 4. Musical-Workshop durch. Diesmal werden wir die Geschichte des Zöllners Zachäus aufführen. Eine sehr eindrückliche Geschichte. Bevor wir sie aber als Musical sehen und hören werden, beschäftigen wir uns heute Morgen, gewissermassen als Vorbereitung auf diesen Workshop, mit dieser interessanten und überraschenden Begebenheit.

Diese Geschichte berichtet davon, dass, wenn jemand Gott sucht, von ihm gefunden wird. Aber fangen wir von vorne an.

Bibelstellen zum Nachschlagen:

I.                

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Die Sehnsucht des Zachäus

Zachäus war kein normaler Beamter. Er war der oberste Zolleinnehmer in Jericho. Er war der Chef, der den Zoll wie eine Firma betrieben hatte. Zachäus pachtete sein Zollgebiet von den Römern, die das Land Israel damals kontrollierten. Die Römer verlangten dafür einen festen Betrag, sagen wir mal CHF 500'000.-. Diese halbe Million musste er in jedem Fall den Römer abliefern. Mit allem, was er darüber hinaus verdiente, konnte er machen, was er wollte: seine Mitarbeiter bezahlen, ein Zollhaus bauen usw. und natürlich vor allem reicher werden. Das alles interessierte die Römer nicht, sie wollten einfach jedes Jahr eine halbe Million kassieren.

Da durch Jericho hindurch wichtige Handelsstrassen führten, war das ein einträgliches Geschäft. Jedenfalls war Zachäus reich.

Doch einen Teil seines Reichtums beschaffte er sich durch die Ausbeutung seiner eigenen Landleute. Von Geldgier getrieben, verlangte er erhöhte Gebühren. Den Leuten blieb nichts anderes übrig, als zu zahlen.

Die Ausbeutung seines Volkes führte dazu, dass er verachtet wurde. Zudem verachtete man ihn, weil er sich mit den Feinden Israels – mit dem römischen Reich – verbündete.

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Unter diesen Umständen konnte ihn sein Reichtum nicht wirklich glücklich machen. Er musste dafür einen hohen Preis bezahlen. Der reiche Salomo hatte schon recht, als er sagte:

„Lieber wenig, aber ehrlich verdient als ein grosser Gewinn aus unlauteren Geschäften.“ Sprüche 16, 8

Als Zachäus hörte, Jesus würde durch Jericho ziehen, wollte er ihn unbedingt sehen. Aber die vielen Leute versperrten ihm die Sicht, denn er war ein kleiner Mann. Niemand dachte daran, ihm Platz zu machen. Sicher nicht einem solch rücksichtslosen Zöllner!

Doch Zachäus war nicht umsonst ein erfolgreicher Geschäftsmann. Er wurde nicht reich, weil er sich treiben liess und alles gelassen hingenommen hatte. Er wurde reich, weil er für jedes Problem eine Lösung suchte und meistens eine fand. Einfach hinter diesem Tross her zu laufen, würgen, drücken und schuppsen, fand er nicht sehr effizient. Er wusste, wo Jesus durchlaufen würde und lief voraus und kletterte dort auf einen Maulbeerfeigenbaum. Von diesem Baum herab, hoffte er Jesus beobachten zu können.

Wisst ihr, normalerweise wollten die Leute damals sehen, wie Jesus Wunder wirkte. Das muss auch sehr faszinierend gewesen sein. Kurz vor Jericho heilte Jesus sogar einen Blinden – ein Blinder konnte wieder sehen – unglaublich! Die Menschen wollten diese Wunder sehen, das war eine hervorragende Unterhaltung und das gab jede Menge Gesprächsstoff. Man konnte sich mit dem, was man gesehen hatte und erzählen konnte, gegenseitig überbieten. Ja, die Menschen wollten diese Wunder unbedingt sehen. Das war damals nicht anders, als es heute wäre.

Zachäus schien sich aber nicht besonders für die Wunder zu interessieren, die Jesus bewirkte. Er suchte kein weiteres Abenteuer, um es am Stammtisch der Zöllner zum Besten zu geben.

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„Zachäus, der oberste Zolleinnehmer, ein reicher Mann, wollte unbedingt sehen, wer dieser Jesus war.“ (Lukas 19, 2-3)

Er wollte einfach Jesus sehen. Er wollte einen Eindruck von diesem besonderen Menschen bekommen. Was war das für einer? In ihm erwachte wie eine Sehnsucht, eine Sehnsucht, Jesus kennen zu lernen. Vielleicht war Zachäus über seine Sehnsucht selber überrascht, aber sie war da: Er wollte Jesus kennen lernen.

Wie schön wäre es, wenn es auch heute viele solche Menschen geben würde. Seien sie arm oder seien sie reich, seien sie geachtet oder verachtet, die Jesus sehen möchten. Die von einer inneren Sehnsucht getrieben sind, Jesus kennen zu lernen.

Aber eben, es war schon damals so. Viele wollten Wunder sehen, nur wenige wollten Jesus kennen lernen.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Psalm 37, 16; Psalm 42, 2-3; Psalm 63, 2; Sprüche 15, 16; Sprüche 16, 8; Johannes 12, 21

II.            

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Die Zuneigung von Jesus

Also, Zachäus sass nun auf diesem Maulbeerfeigenbaum und wartete gespannt auf Jesus. Wie wird er aussehen? Welche Ausstrahlung wird er haben – unterscheidet er sich von den anderen Menschen? usw.

Endlich konnte er Jesus erblicken. Er näherte sich seinem Baum und dann überschlugen sich plötzlich die Ereignisse:

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Als Jesus an dem Baum vorüberkam, schaute er hinauf und rief: „Zachäus, komm schnell herunter! Ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.“ (Lukas 19, 5)

Es würde mich nicht erstaunen, wenn Zachäus vor lauter Schreck vom Baum runter gefallen wäre. Jedenfalls kletterte er ohne zögern, sofort vom Baum. Begeistert lud er Jesus in sein Haus ein. Er war richtig glücklich. Jetzt würde er Jesus etwas besser kennen lernen können. In seinen kühnsten Träumen, wäre er nie auf eine solche Idee gekommen.

Die vielen Menschen, die das beobachteten waren ausser sich:

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Die Leute waren alle empört, als sie das sahen. „Wie kann er sich nur von solch einem Sünder einladen lassen!“, sagten sie. (Lukas 19, 7)

Das passte ganz und gar nicht in ihr Weltbild. Einem solchen Menschen schenkt man doch keine Aufmerksamkeit. Es war zwar nicht das erste Mal, dass man das beobachten konnte, wie Jesus sich gegenüber Zöllnern und Sündern sonderbar und anstössig verhielt. Doch jedes Mal, wenn er das tat, ging ein Aufschrei durchs Volk. Das gehört sich doch nicht! Wie kann Jesus ein Mann Gottes sein, wenn er sich mit solchem Gesindel abgibt?

Warum zeigt Jesus diesen verachtenswürdigen Leuten so viel Zuneigung? Warum?

Weil Zachäus eine echte Sehnsucht in sich trug. Weil Zachäus Jesus kennen lernen wollte. Er trug in sich die Sehnsucht nach echtem Friede, Frieden mit Gott. Die Sehnsucht nach echter Freude. Auf ihn trifft zu, was Gott durch den Propheten Jesaja ausrichten liess:

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„Ihr werdet mich suchen und werdet mich finden. Denn wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, werde ich mich von euch finden lassen.“ Jesaja 29, 13-14.

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Von ganzem Herzen suchte Zachäus. Das hatte man ihm nicht angesehen, aber Jesus sah in sein Herz. Er erkannte sein tiefes Verlangen. Jesus machte die Menschen darauf aufmerksam:

„Jeder, der bittet, empfängt, und wer sucht, findet, und wer anklopft, dem wird geöffnet.“ (Lukas 11, 10)

Die Tür wurde Zachäus weit aufgestossen. Wer Gott sucht, der wird von IH. Mose gefunden. Zachäus hatte eine tiefe Sehnsucht, Jesus kennen zu lernen und Jesus begegnet ihm mit seiner ganzen Zuneigung.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Jesaja 29, 13-14; Matthäus 9, 11; Matthäus 21, 31; Lukas 5, 29-30; Lukas 7, 34; Lukas 11, 10; Johannes 3, 17

III.         

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Die unglaubliche Kehrtwende

Jetzt geschah etwas ganz Erstaunliches. Dieser von Geldgier getriebene Mann, vollzog eine unglaubliche Kehrtwende. Die Begegnung mit Jesus veränderte sein Leben fundamental.

Wir können davon ausgehen, dass Zachäus längere Zeit mit Jesus gesprochen hatte. Berichtet wird uns quasi das Resultat dieses Gesprächs, in dem Zachäus zu Jesus sagte:

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„Herr, die Hälfte meines Besitzes will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand etwas erpresst habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.“ (Lukas 19, 8)

Das ist ganz enorm! Die Hälfte seines Besitzes wird er den Armen geben. Zusätzlich wird er allen Leuten, die er erpresst hatte, das Vierfache zurückgeben. Also wenn er von einem CHF 1'000.- erpresst hatte, wird er ihm CHF 4'000.- zurückgeben. So wandte er die strengste Variante des Gesetzes Mose auf sich an. Das wollte Zachäus ganz freiwillig machen.

Dieser Mann veränderte praktisch von einem Moment auf den anderen seine Haltung zu Geld und Besitz. Vorher konnte er nicht genug davon bekommen. Doch plötzlich wurde ihm bewusst, dass es im Leben viel Wertvolleres als Geld und Besitz gibt.

Er begann sofort mit dem Sammeln von Schätzen für den Himmel. So wie Jesus die Menschen aufforderte:

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„Sammelt euch Reichtümer im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie zerfressen und wo auch keine Diebe einbrechen und sie stehlen.“ (Matthäus 6, 20)

Das tat er, indem er den Willen Gottes über seinen eigenen Willen stellte. Er sammelte Schätze, indem er das tat, was Gott gefällt.

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Ihm wurde klar, er konnte nicht Jesus nachfolgen, sich seine Sünden vergeben lassen und dann wieder in der Sünde weiterleben. Ihm war offensichtlich auch klar, dass er, was möglich war, in Ordnung bringen sollte. Lukas zeigt uns mit diesem Verhalten des Zachäus, wie radikal und tiefgreifend die Veränderung durch Jesus war. Es geschah das, was Johannes der Täufer in seiner Verkündigung forderte:

„Bringt Frucht, die zeigt, dass es euch mit der Umkehr ernst ist.“ (Matthäus 3, 8)

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Die Umkehr des Zachäus war zweifellos ernst gemeint. Es ist also auch für einen Reichen nicht unmöglich ins Reich Gottes zu kommen. Denn einige Tage früher begegnete Jesus einem reichen jungen Mann, der wissen wollte, wie er in den Himmel kommt. Jesus forderte diesen jungen Mann heraus und sagte, er soll seinen Besitz den Armen geben. Da wandte sich der junge Mann ab und Jesus sagte zu den Leuten, die das mitbekommen hatten:

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„Wie schwer ist es doch für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!“ (Lukas 18, 24)

„Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher ins Reich Gottes kommt.“ (Lukas 18, 25)

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Die Leute, die das hörten fragten erschrocken:

„Wer kann dann überhaupt gerettet werden?“ (Lukas 18, 26)

Wenn dieser reiche Mann, der ein gutes Leben führt, nicht ins Reich Gottes kommen kann, wer sollte dann ins Reich Gottes kommen können? Sind denn zum Vornherein alle reichen Leute vom Reich Gottes ausgeschlossen? – nein. Jesus sagte darauf:

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„Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist für Gott möglich.“ (Lukas 18, 27)

Gott kann das! Er konnte diesen reichen Oberzolleinnehmer durch dieses Nadelöhr hindurchbringen. Die Geschichte des Zachäus ist der beste Beweis dafür, dass es nicht unmöglich ist, dass ein Reicher in das Reich Gottes kommen kann. Jesus machte es möglich. Jesus sprach Zachäus den Segen zu:

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„Der heutige Tag hat diesem Haus Rettung gebracht. Denn dieser Mann ist doch auch ein Sohn Abrahams.“ (Lukas 19, 9)

Er ist gerettet, auch wenn ihn die anderen Leute als unwürdig für die Gemeinschaft mit Gott betrachten. Er ist jetzt im wahrsten Sinn des Wortes ein Sohn Abrahams, nämlich einer, der wie Abraham Gott vertraut.

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Zu den Stänkerern, die keine Ahnung hatten, was da vor sich ging, sagte Jesus einmal mehr:

„Der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“ (Lukas 19, 10)

Jesus kümmert sich um die Menschen, die sich nach Frieden mit Gott sehnen. Menschen, die verloren sind. Jesus läuft nicht diesen Menschen nach, die meinen, sie würde mehr oder weniger sowieso alles richtig machen. Menschen, die meinen, sie hätten sich den Himmel verdient. Nein:

„Der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“ (Lukas 19, 10)

Bibelstellen zum Nachschlagen: 2. Mose 21, 37; Matthäus 3, 8; Matthäus 6, 19-20; Matthäus 9, 12-15; Lukas 3, 8; Lukas 5, 31-32; Lukas 6, 20; Lukas 15, 7; Lukas 18, 11-14; Lukas 18, 18-27; Apostelgeschichte 16, 15; Apostelgeschichte 16, 31-32; 1. Timotheus 1, 15

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Schlussgedanke

Mir gefällt diese Begebenheit ausgezeichnet. Ich bin sogar begeistert über das, was sich hier abspielte!

Wer Gott sucht, der wird von ihm gefunden!

Jesus hatte Zachäus sogar bei seinem Namen gerufen. Man kann darüber rätseln, woher er diesen Namen kannte. Ich bin überzeugt, dass Jesus alle unsere Namen kennt, und wenn jemand nach ihm sucht, dann ruft er ihn mit seinem Namen.

Zu seinem Volk Israel sagte Gott einmal:

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„Fürchte dich nicht, ich habe dich befreit! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst mir!“ Jesaja 43, 1

Freuen wir uns darüber, dass wir bei Gott keine anonymen Nummern sind! Gott kennt unsere Namen! Wenn Du Jesus noch nicht gefunden hast, mach es wie Zachäus, suche ihn. Er wird Dich bei Deinem Namen rufen.

Bibelstellen zum Nachschlagen:

Amen