Gott kommt in Macht und Armut
Lukas-Evangelium
2, 1-7
Schriftlesung: Lukas 2, 1-21
Gliederung
I. Gott bewegt die Mächtigen
II. Gott begibt sich in Armut
In
jener Zeit erliess Kaiser Augustus den Befehl an alle Bewohner seines
Weltreichs, sich in Steuerlisten eintragen zu lassen. Lukas 2, 1.
Es war
das erste Mal, dass solch eine Erhebung durchgeführt wurde; damals war
Quirinius Gouverneur von Syrien. Lukas 2, 2.
So
ging jeder in die Stadt, aus der er stammte, um sich dort eintragen zu lassen.
Lukas 2, 3.
Auch
Josef machte sich auf den Weg. Er gehörte zum Haus und zur Nachkommenschaft
Davids und begab sich deshalb von seinem Wohnort Nazaret in Galiläa hinauf nach
Betlehem in Judäa, der Stadt Davids,
Lukas 2, 4.
um
sich dort zusammen mit Maria, seiner Verlobten, eintragen zu lassen. Maria war
schwanger. Lukas 2, 5.
Während
sie nun in Bethlehem waren, kam für Maria die Zeit der Entbindung. Lukas 2, 6.
Sie
brachte ihr erstes Kind, einen Sohn, zur Welt, wickelte ihn in Windeln und
legte ihn in eine Futterkrippe; denn sie hatten keinen Platz in der Unterkunft
bekommen. Lukas 2, 7.
Einleitung
Eines Tages spazierte ein Mann
mit seinem Sohn im eigenen Wald. Es war eine der letzten Möglichkeiten dies zu
tun, denn er hatte beschlossen, den Wald zu roden. Der Wald muss einer grossen
Überbauung weichen. Plötzlich blieb der Sohn vor einem Ameisenhaufen stehen.
Interessiert beobachtete er das emsige Treiben der kleinen Tiere. Alle waren
sehr beschäftigt. Einige schleppten Tannennadeln, andere Steinchen, die grösser
waren als sie selbst. Wieder andere liefen nur hin und her und man konnte nicht
erkennen, was ihre Aufgabe war. „Was wird mit den Ameisen hier passieren?"
fragte er seinen Vater. „Auch für sie wird es ein Ende haben, wenn der Wald
gerodet wird.“ „Aber das müssen wir ihnen doch sagen!" meinte der Sohn.
Der Vater lächelte. „Ihnen sagen?! Wie wollen wir den Ameisen sagen, dass es
mit dem Wald und mit ihrer kleinen Welt, mit ihrem Ameisenhaufen, zu Ende
geht?" „Ich weiss es!", rief der Junge aufgeregt. Er hatte einen grossen
Stein entdeckt, den er hochhob und mitten in den Ameisenhaufen fallen liess.
„Was tust du da!", fragte der Vater. „Du zerstörst ja alles!" „Nicht
alles. Ich weiss, es ist eine Katastrophe für sie. Aber sie müssen doch jetzt merken,
dass Gefahr droht, vielleicht verlassen sie diesen unsicheren Ort!" Auf
dem Ameisenhaufen war inzwischen die Hölle los. Wie sinnlos liefen die kleinen
Tiere hin und her. Der Stein war tief in den Ameisenhaufen eingesunken. „Ich bin
gespannt, was jetzt passiert", interessiert beobachtete der Junge die
Tiere. „Komm lass uns weitergehen", drängte der Vater. „Auf dem Rückweg
können wir hier noch einmal vorbeikommen." Widerwillig ging der Junge mit.
Als die beiden später wieder zum Ameisenhaufen kamen, hatte sich die Aufregung
dort gelegt. Von den Zerstörungen war kaum mehr etwas zu sehen. Der Stein wurde
in die Ameisenwelt eingebettet. Das Ameisenleben ging wieder seinen gewohnten
Gang. „Sie haben nichts begriffen!", rief der Junge aus. „Alles ist wie
vorher!" Nach einer Weile meinte er leise: „Wahrscheinlich müsste ich eine
Ameise werden, damit sie verstehen, was ich ihnen sagen will." Der Vater
sah ihn fragend an. „Ich müsste ganz klein werden. Einer von ihnen. Müsste ihre
Sprache sprechen, in ihrer Welt leben." „Ja", der Vater nickte. „Das
wäre wahrscheinlich die einzige Möglichkeit. Aber ob sie dir dann glauben
würden? Ob sie dir glauben, dass du mein Sohn bist, und ob sie dir glauben,
dass du weisst, was mit dem Wald und mit ihrer kleinen Welt geschehen wird?"
„Man müsste es versuchen", sagte der Junge. „Man müsste es
versuchen", nickte der Vater.
ð
Gott
hat es versucht. Er schickte seinen Sohn in unsere kleine Welt, damit er mit
uns sprechen kann, dass er uns erklären kann, wie es um uns und unsere Welt
steht. Damit er uns sagen kann, was wir tun sollen.
ð
X
Wir betrachten
heute einen Teil der erstaunlichen Geschichte, wie Gott Mensch wurde.
ð
Die
Geburt von Jesus war ein strategisch anspruchsvolles Ereignis, denn es mussten
verschiedene Bedingungen erfüllt sein, die Gott schon Jahrhunderte zuvor
ankündigte.
ð
Selbst
der mächtigste Herrscher jener Zeit, der römische Kaiser hatte in diesem
bedeutendsten Ereignis eine kleine aber ausserordentlich wichtige Aufgabe.
X
In jener
Zeit erliess Kaiser Augustus den Befehl an alle Bewohner seines Weltreichs,
sich in Steuerlisten eintragen zu lassen. Lukas 2, 1.
ð
Augustus,
(23. September) 63 v. Chr.[1]
geboren, starb im 76. Lebensjahr am (19. August) 14 n. Chr.[2].
Er war einer der bedeutendsten Kaiser des römischen Reiches.
ð
31
vor Christus, als 32 jähriger Mann, kam Augustus an die Macht und nach vier
Jahren verlieh ihm der römische Senat den Ehrentitel Augustus, das heisst
soviel wie "Erhabener" „Verehrungswürdiger“ oder „göttlich
Geweihter“. 45 Jahre regierte er das römische Reich.
ð
Im
Laufe seiner Regierung verlieh man ihm einen weiteren Ehrentitel "Pontifex
Maximus"[3], d.h.
er wurde zum obersten Priester in Rom ernannt. Ihm wurde zu seinen Lebzeiten
göttliche Verehrung zuteil.
ð
Ein weiterer
Titel, der ihm verliehen wurde, freute ihn in besonderer Weise: "Vater des
Vaterlandes"[4]. Diesen
Titel nahm er unter Tränen entgegen.[5]
Der volle Name des Augustus
lautete nun: Imperator Caesar Divi Filius Augustus Pater Patriae.
ð
Dieser
grosse Kaiser ordnete eine Volkszählung an, deren drei er während seines Lebens
veranlasste. Vermutlich handelt es sich bei der Zählung in Israel um die zweite
Volkszählung[6], und um
die erste Schätzung als Quirinius Statthalter in Syrien war. Israel war
römisches Hoheitsgebiet und wurde von einem Statthalter von Syrien aus
verwaltet.
ð
Jedermann
musste diesen Befehl befolgen und in die Stadt seiner Herkunft reisen. Wer den
Gehorsam gegenüber dem Kaiser verweigerte, riskierte sein Leben. Schliesslich
war Augustus der mächtigste Herrscher jener Zeit.
ð
X
Wer wollte sich
gegen diesen Herrscher auflehnen, dem sogar göttliche Verehrung zuteil wurde?
So
ging jeder in die Stadt, aus der er stammte, um sich dort eintragen zu lassen. Lukas
2, 3.
ð
Über
die Karriere des Kaisers Augustus kann man staunen. Doch selbst so mächtige
Herrscher, sind im Vergleich zu Gott ohnmächtig. Sie können ihre Macht nur in
den Grenzen ausüben, die ihnen Gott gesteckt hat. Auch Augustus, denn er diente
dem Schöpfer, ohne es zu merken.
ð
Sein
Befehl, das Volk schätzen zu lassen, führte dazu, dass Maria und Joseph nach
Bethlehem reisen mussten, denn die Vorhersage Gottes musste sich erfüllen, die
er durch den Propheten Micha verkündigen liess:
X
Und
du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll
mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von
Ewigkeit her gewesen ist. Micha 5, 1.
ð
Hätte
Augustus den Befehl nicht erlassen, wäre Jesus in Nazaret zur Welt gekommen und
die Vorhersage Gottes hätte sich nicht erfüllt. Selbstverständlich hätte Gott
auch andere Möglichkeiten wählen können, um Maria und Joseph nach Bethlehem zu
bringen, z.B. hätte der Engel Gabriel, als er Maria die Geburt von Jesus
ankündigte, gleich sagen können, sie soll nach Bethlehem reisen.
ð
Gott
hatte aber einen anderen Weg gewählt. Er nahm niemand geringeren in seinen
Dienst, als den mächtigen Kaiser Augustus. Ein ganzes Weltreich wurde dadurch
in Bewegung gebracht, damit der Retter der Welt am richtigen Ort geboren wurde.
Es ist schon sehr erstaunlich, dass während der 45 jährigen Regierungszeit von
Augustus, die Volkszählung gerade zu diesem Zeitpunkt stattfand. Ein Jahr
früher oder später und Maria hätte in Nazareth ihr Kind zur Welt gebracht. Aber
jetzt wurde Jesus genau an dem Ort geboren, den der Prophet schon vor über 700
Jahren vorausgesagt hatte.
ð
Das
ist Gottes souveränes Handeln in der Weltgeschichte. Das ist seine Perfektion.
Das ist eine Demonstration der Macht Gottes.
ð
Die
Geburt von Jesus in Bethlehem ist ein deutliches Zeichen dafür, dass Gott die
Weltgeschichte nicht entgleitet. Er ist Herr über allem Geschehen. Selbst der
grosse Kaiser Augustus muss IHM zu Diensten sein. Der Kaiser hatte viele
Freiheiten. Doch wenn Gott sein Vorhaben ausführen will, dann muss der mächtigste
Herrscher in dieser Welt, die Anweisungen Gottes ausführen, ob er sich dessen
bewusst ist oder nicht. Es ist und bleibt so, wie Daniel anbetend sagte:
X
Gott
verändert das Bestehende und gibt allem seine Frist; er setzt Könige ab und
setzt Könige ein. Er gibt den Weisen ihre Weisheit und den Klugen ihren
Verstand. (Daniel 2, 21)
ð
Unsere
Welt droht aus den Fugen zu geraten. Man bekommt den Eindruck, dass sich in
vielen Gebieten dieser Erde, die Konflikte zuspitzen. Niemand hat eine
Vorstellung darüber, wie sich die Konflikte entspannen lassen. Seit Jahrzehnten
versucht die UNO Frieden zu stiften, aber das bleibt offensichtlich ein
unerreichbares Ziel.
ð
Irgendwie
finde ich es gar nicht so erstaunlich, wie es in der Welt zu und her geht. Bei
meinem momentanen Nebenjob als Schulbusfahrer kann ich das gut beobachten. Die
herzigen kleinen Kinder steigen in den Bus und plötzlich entsteht aufgrund
einer kleinen Angelegenheit ein grosser Streit. Die Kinder könnten so friedlich
miteinander nach Hause fahren. Aber da wird dem einen gesagt, sein Vater würde
stinken, einem anderen wird ein Übername zugeteilt, den man je mehr er sich
darüber ärgert, je länger und lauter wiederholt wird, sogar im Sprechchor usw.
Was die Kleinen können, können die Grossen leider noch viel besser.
ð
Kofi
Annan, der abtretende UNO Generalsekretär, musste zum Schluss seines Amtes sagen,
dass die UNO im Nahen Osten während seiner Amtszeit gar nichts erreichte. Es
wurde sogar noch schlimmer.
ð
Man
kann schon den Eindruck bekommen, als befände sich die Welt im freien Fall. Diese
unsichere Welt kann in uns grosse Ängste auslösen, denn die Konflikte können
schnell negativen Einfluss auf unser Leben ausüben.
ð
Wann
wird Gott diesem Treiben ein Ende setzen? Wird er das überhaupt?
ð
Ganz
bestimmt wird er das. Wie zur Zeit der Geburt Jesu, wird Gott zur richtigen
Zeit handeln und das tun, was er vorhergesagt hat.
ð
Deshalb
können wir als Christen mit gutem Grund gelassen bleiben. Jesus sagte seinen
Jüngern im Blick auf solche Zeiten:
X
Ihr
werdet von Kriegen hören; ihr werdet hören, dass Kriegsgefahr droht. Lasst euch
dadurch nicht erschrecken. Matthäus 24, 6.
ð
Ja,
warum sollen sie sich nicht erschrecken lassen? Ganz einfach, weil sie wissen,
dass Gott die Kontrolle nicht verlieren wird, IHM wird die Welt nicht
entgleiten.
ð
Wir
verlieren die Übersicht, aber Gott verliert sie nie. Wie zur Zeit des Kaisers
Augustus, so hält Gott die Weltgeschichte auch heute in seinen Händen. Er ist
souverän und wird sein Ziel erreichen, alles, was er uns versprochen hat, wird
er erfüllen. Wir werden einmal darüber staunen, wie er das alles gemacht hat.
ð
Wir
haben allen Grund diesem Herrn zu vertrauen.
ð
Das
Weihnachtsgeschehen sagt uns: Gott wird alle Versprechen voll und ganz
erfüllen. Wir können uns darauf verlassen.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Daniel 2, 21-22, Psalm 97, 5; Micha 5, 1; Matthäus 24, 6; 1. Timotheus 6, 15
|
ð
Selbstverständlich
fügten sich auch Maria und Joseph dem Befehl des Kaisers.
ð
Sie nahmen
den beschwerlichen Weg von ca. 5 Tagesmärschen auf sich. Die Entfernung
zwischen Nazareth und Bethlehem ist immerhin ca. 170 km.[7]
Dies entspricht einer Distanz von: Zürich nach Arosa oder Beatenberg,
Bellinzona, Davos, Fribourg, Neuenburg usw.
ð
Frauen
können sich vielleicht vorstellen, wie beschwerlich die Bewältigung eine solche
Strecke ist, wenn man im 8. oder 9. Monat ist.
ð
Nachdem
sie Bethlehem, die Stadt David's erreichten, gebar Maria ihren ersten Sohn.
ð
Bethlehem
heisst übrigens "Brothausen" oder "Haus des Brotes", den
Beth heisst Haus und Lechem heisst Brot. Jesus sagte einmal, er sei das Brot
des Lebens. Das Brot des Lebens kam in Brothausen zur Welt. Diese Geburt
geschah in grosser Schlichtheit und Armut. Lukas schrieb:
X
Sie
brachte ihr erstes Kind, einen Sohn, zur Welt, wickelte ihn in Windeln und
legte ihn in eine Futterkrippe; denn sie hatten keinen Platz in der Unterkunft
bekommen. Lukas 2, 7.
ð
Also eine
Geburt in ärmlichen Verhältnissen. Gott wird nicht in einem Palast geboren,
sondern in einem Stall, sein erstes Bett ist eine Futterkrippe. Ich weiss
nicht, welche Mutter unter diesen Umständen ein Kind zur Welt bringen möchte.
ð
X
Gott wurde ganz
Mensch, geboren in Armut, um seinen Geschöpfen zu begegnen. Das Unfassbare war
geschehen. Johannes drückt es so aus:
Er,
der das Wort ist, wurde ein Mensch von Fleisch und Blut und lebte unter uns. Johannes
1, 14.
ð
X
Aber eben, er wurde
unter solchen Umständen geboren, die ihm eigentlich unwürdig waren. Er hätte
den besten Ort verdient. Aber es blieb ihm nur eine Futterkrippe,
denn
sie hatten keinen Platz in der Unterkunft bekommen. Lukas 2, 7.
ð
Warum
es keinen Raum für sie gab, erfahren wir nicht. Ob es böser Wille der Menschen,
oder ob es einfach nicht anders möglich gewesen war, wissen wir nicht. Warum es
so gewesen ist, scheint Lukas nicht besonders wichtig zu sein.
ð
Wichtig
ist nur, dass dies für das Leben Jesu typisch ist. Bereits bei seiner Geburt
hatte er keinen angemessenen Platz gefunden und sein Leben zeigte, dass er im
Volk Israel auch keinen Platz fand, jedenfalls nicht den Platz, der ihm würdig
gewesen wäre.
ð
Gott erniedrigte
sich selbst in einer unfassbaren Weise. Er wurde aus Liebe zu uns arm. Wie das
Paulus den Korinthern schrieb:
X
Ihr
wisst ja, was Jesus Christus, unser Herr, in seiner Liebe für euch getan hat.
Er war reich und wurde für euch arm; denn er wollte euch durch seine Armut
reich machen. (2. Korinther 8, 9)
ð
X
Bist Du Dir dessen
bewusst, dass Dich Jesus reich machen will. Warum nur, wollen so viele Menschen
nichts von Jesus wissen? Johannes macht auf diese schreckliche Situation von
Jesus in im Prolog zu seinem Evangelium aufmerksam, wenn er sagt:
Er kam
zu seinem Volk, aber sein Volk wollte nichts von ihm wissen. Johannes 1, 11
ð
Das
ist eigentlich die Tragödie von Weihnachten und vom Leben Jesu generell. Er
fand keinen Raum, man wollte nichts von ihm wissen, nichts mit ihm zu tun
haben.
ð
Wie
stehst Du zu Jesus? Ist Weihnachten für Dich lediglich ein Wiegenfest, das
schöne Gefühle erzeugt? Oder hast Du Jesus in Deinem Leben den Platz gegeben,
der ihm zusteht?
ð
Wir
sind bis heute aufgerufen, Jesus Platz in unserem Leben zu geben. So heisst es
in der Bibel:
X
All
denen jedoch, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht,
Gottes Kinder zu werden. Johannes 1, 12.
ð
Hast
Du Jesus aufgenommen? In einem einfachen Gebet kannst Du das heute tun!
Bibelstellen zum Nachschlagen: Johannes 1, 11-12+14; 1. Korinther 1, 5; Philipper 2, 6-8
X
Schlussgedanke
ð
Gott
besuchte in Jesus Christus unsere Welt. Er setzte einerseits eine ganz Welt in
Bewegung und zeigte dadurch, wie mächtig er ist. Andererseits begab er sich in
eine unfassbare Armut, als ein schwaches und verletzliches Kind besuchte er die
Erde.
ð
Was
Gott hier getan hat, ist gar nicht einfach zu erklären. Es gibt nur ein
treffendes Wort dafür: Liebe und zwar seine Liebe zu uns verlorenen Menschen.
Eine kleine Geschichte, die Sadu Sundar Singh erzählte kann uns das vielleicht
etwas besser verstehen lassen.
Ein König hatte einen
Minister, einen sehr gebildeten Mann, der Christ wurde und seinen Glauben vor
dem ganzen Volk bekannte. Er erklärte, dass er an Jesus glaube, der in diese
Welt gekommen sei, um die Menschen von Schuld und Tod zu erlösen. Dem König war
das unverständlich. "Aber", sagte er, "wenn ich will, dass etwas
geschehen soll, dann gebiete ich meinen Dienern, und das genügt. Warum sollte
der König aller Könige selbst in diese Welt kommen?"
Der König wollte den Minister wegen seiner Bekehrung zum Christusglauben
entlassen. Da er ihn aber sehr liebte, versprach er ihm Gnade, wenn er eine
Antwort auf diese Frage wüsste. "Gewährt mir vierundzwanzig Stunden,
Majestät", erwiderte der Minister, "und ich will Euch
antworten."
Der Minister liess einen geschickten Schnitzkünstler holen und beauftragte ihn,
eine Puppe anzufertigen und sie genau so, wie das zweijährige Kind des Königs
zu kleiden.
Am folgenden Tag machte der König im Boot eine Spazierfahrt. Der
Schnitzkünstler war angewiesen, am Ufer des Flusses zu warten und auf ein
vereinbartes Zeichen die Puppe ins Wasser zu werfen. Der König sah die Puppe
fallen, in der Meinung, es sei sein Kind, sprang er ins Wasser.
Der Minister fragte ihn dann, warum er selbst sein Kind habe retten wollen,
während doch ein Wort an seine Diener genügt hätte. "Es ist das Herz des
Vaters, das so handeln musste!" erwiderte der König.
Und der Minister antwortete: "So hat sich auch Gott nicht damit zufrieden
gegeben, den Menschen nur eine Heilsbotschaft zu senden, sondern seine
unendliche Liebe liess ihn selbst vom Himmel herabsteigen, um uns zu
retten..."[8]
ð
Haben
wir nicht einen wunderbaren Gott!?
Amen
[1]Sueton: Augustus, 5.
[2]Sueton: Augustus, 100.
[3]Augustus: Res gestae, 10.
[4]Augustus: Res gestae, 35.
[5]Mit folgenden Worten wurde dem Augustus dieser Ehrentitel überreicht, ein Senator, Valerius Messala, sprach für den Senat: Glück und Heil, Cäsar Augustus, Dir und Deinem Hause! - denn dass wir mit diesen Worten zugleich Glück auch dem Staate und Freude dieser Stadt wünschen, das ist unsere Überzeugung-: der Senat im Einvernehmen mit dem römischen Volk grüßt Dich als Vater des Vaterlandes." und unter Tränen antwortete Augustus: Um was kann ich, versammelte Väter, am Ziel aller meiner Wünsche die unsterblichen Götter noch bitten, als daß ich das Glück habe, mir diese Eure gemeinsame Liebe bis an mein Lebensende zu erhalten? (Sueton: Augustus, 58.)
[6]Augustus: Res gestae, 8.
[7]Wuppertaler Studienbibel: Lukas, S. 45.
[8]Beisp. 83.