Wo ist euer Glaube?
Lukas 8, 22-25
Jürg Birnstiel
08.11.1998

Gliederung

I.     Jesus verhindert keine Stürme (22-23)

II.    Jesus steht über den Stürmen (24-25)

 


Einleitung

Text lesen: Lk.8,22-25

I.                 Jesus verhindert keine Stürme (22-23)

ð     Nacherzählung: An einem Tag geschah es. Lukas bezeichnet die Umstände nicht genauer. Da stieg Jesus mit seinen Jüngern in ein Boot und sagte Ihnen: Lasst uns über den See fahren.

ð     So stiessen sie in See. Plötzlich wurden sie von einem Sturm überrascht, was für den See Genezaret nicht unüblich war. Der See liegt 600 Meter unter dem Meeresspiegel. Wenn Winde über das Hochland fegen, so fallen sie mit einer ungeheuren Kraft in die Tiefe und bewirken ausserordentlich starke Stürme mit z.T. meterhohen Wellen.

ð     Die Wellen schlugen über das Schiff und die Männer kämpften um ihr Leben. Sie standen in sehr grosser Gefahr.

1.                  Anwendung

ð     Wie kann das sein. Denken wir vielleicht. Jesus ist doch an Bord. Er  gab die Anweisung loszufahren. Warum lässt er seine Jünger in eine solche Gefahr hinein kommen?

ð     Ja, das ist das, was wir oft nicht leicht begreifen. Wir wissen, dass unser Gott der Schöpfer des Himmels und der Erde ist und dass ihm alle Macht gegeben ist. Warum nur, lässt er seine Boten in solch missliche und unangenehme Situationen kommen.

ð     Ich weiss es auch nicht. Ich weiss nur, dass das völlig normal ist. Die Botschaft des Evangeliums heisst eben nicht: Glaube an Jesus und dann wird Dir kein Leid mehr begegnen. Dann läuft Dein Leben rund.

ð     Paulus, dem man sicherlich keinen falschen Glauben, keine Irrlehre vorwerfen kann, erlebte auf seinen Reisen viel widerwärtiges. Nicht nur durch die Verfolgung von den Juden, sondern durch ganz normale Unfälle, die es halt auch in jener Zeit gab. So berichtet er den Korinthern:

...Dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, einen Tag und eine Nacht trieb ich auf dem tiefen Meer. 2.Kor.11,25.

ð     Das ist die Wirklichkeit unseres Glaubens. Mit Jesus zu leben heisst nicht von allem Elend von Krankheit und von Unfällen usw. verschont zu werden.

ð     Das Entscheidende am Glauben an Jesus ist, dass wir durch Ihn für alle Zeit erlöst sind.

ð     Gott ist nicht in erster Linie für ein problemloses und unkompliziertes Leben verantwortlich. Nein – es geht IHM um viel wichtigeres, nämlich darum, ob wir für Zeit und Ewigkeit gerettet sind.

ð     Die Gefahr besteht darin, in solchen Lebensabschnitten an der Liebe und Allmacht Gottes zu zweifeln. Oder gar soweit zu gehen, dass man sich von Jesus abwendet, wenn die Vorteile, die man sich für dieses Leben erhoffte, nicht eintreffen. So beschreibt Jesus Menschen, die Gott dienen wollten, aber dieses Vorhaben wieder abbrachen.

Bei dem aber auf felsigen Boden gesät ist, das ist, der das Wort hört und es gleich mit Freuden aufnimmt; / aber er hat keine Wurzel in sich, sondern er ist wetterwendisch; wenn sich Bedrängnis oder Verfolgung erhebt um des Wortes willen, so fällt er gleich ab. /
Bei dem aber unter die Dornen gesät ist, das ist, der das Wort hört, und die Sorge der Welt und der betrügerische Reichtum ersticken das Wort und er bringt keine Frucht. Mt.13,20-22.

ð     Enttäuschung über den Glauben an Jesus, unser eigenes Leben oder über das Leben anderer Menschen hat ihre Ursache in der Hauptkrankheit unserer westlichen Welt: Wir erwarten Befriedigung, wir wollen, dass es uns gutgeht. Leid muss gelindert werden. Probleme brauchen eine Lösung. Quälende Gefühle müssen durch angenehme ersetzt werden.[1]

ð     Wenn das nicht funktioniert meinen wir mit dem Glauben an Jesus stimme etwas nicht.

ð     Vor gut vier Jahren starb ein junger Christ durch einen tragischen Unfall. Es war einfach entsetzlich! Er hinterliess eine Frau mit einem wenig Monate altem Kind.

ð     Über der Todesanzeige stand ein Vers aus dem Johannes-evangelium, den diesen Mann in den letzten Tagen besonders begleitete:

Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reissen. Joh.10,27+28.

ð     Als ich in der vollen Kapelle an der Trauerfeier teilnahm, bewegte mich die Frage: Was würdest Du jetzt sagen, wenn jemand aufstünde und aus lauter Erschütterung und Trauer aufstünde und den Raum hineinriefe: Wo war den Gott als Rolf verunglückte?

ð     Meine Antwort wäre gewesen: Gott war bei Rolf, niemand kann Rolf aus seiner Hand reissen, nicht einmal der Tod. Er ist nicht umgekommen, sondern er ging hinüber in die neue Welt.

ð     So können Wellen über uns schlagen. Auch wenn Jesus bei uns ist.

2.                  Evangelisation

ð     Das Entscheidende ist, wenn solche Wellen über uns schlagen, dass Jesus bei uns ist. Egal, ob wir aus dieser Welt scheiden oder noch irgendwie davon kommen. Wichtig ist, ob wir Jesus an Bord haben.

Denn, wer Jesus hat, der hat das Leben; wer Jesus nicht hat, der hat das Leben nicht. 1.Joh.5,12.

ð     Jesus gibt uns das wahre Leben. Wer Jesus nicht hat, ist nicht erlöst, er hat keine Hoffnung und demzufolge auch keine Zukunft.

ð     Deshalb gibt es keine wichtigere Frage in unserem Leben. Ob es uns im Moment sehr gut geht und wir glücklich sind. Ob es uns sehr schlecht geht und wir traurig. Die wichtigste Frage ist immer dieselbe: Habe ich Jesus? Ist er in meinem Lebensboot drin?

II.             Jesus steht über den Stürmen (24-25)

ð     Nacherzählung: Die Jünger befinden sich im panischer Angst. Und im Kampf um ihr Leben entdecken sie, dass Jesus auf ihrem Schiff inmitten des Sturmes schläft.

ð     Fassungslos wecken sie Jesus und schreien:

Meister, Meister, wir kommen um!

ð     Jesus steht auf, bedroht den Wind und die Wogen des Wassers, und sie legten sich, und es entstand eine Stille.

ð     Nachdem Jesus den Sturm zur Ruhe brachte, tadelte er die Jünger und sagte: Wo ist euer Glaube? Wo ist euer Vertrauen?

1.                  Anwendung

ð     Vielleicht fragt sich jetzt jemand warum Jesus so reagiert. Sie haben ihn doch geweckt. In der Bibel werden wir immer dazu angehalten in der Not bei Gott Zuflucht zu suchen. Nun machen das die Jünger und werden dann aber von Jesus praktisch getadelt.

ð     Man kann sich das gar nicht so recht vorstellen. Es erscheint fast widersprüchlich. Aber das ist es nicht. Jesus hat wahrgenommen in welcher Haltung sie an ihn gelangten.

ð     Es war mehr die Haltung: Jesus was schläfst Du wenn wir um unser Leben kämpfen. Merkst Du nicht, dass wir untergehen. Jetzt ist jedermann gefragt. Hilf mit, wir brauchen deine Kraft. Wir müssen soviel Wasser wie möglich aus dem Boot schaufeln, jetzt wird jeder Mann gebraucht. Auch Du Jesus solltest uns helfen.

ð     In ihrer Verzweiflung verloren sie total die Übersicht und sie trauten Jesus nicht zu, dass er Herr der Lage sei.

ð     Obwohl sie schon viel mit Jesus erlebten. Sie sahen viele Wunder. Sie dachten aber, dass diese Situation auch die Möglichkeiten von Jesus übersteigt, nie und nimmer ist er Herr dieser Lage.

ð     Um so erstaunter waren sie, als Jesus den Sturm stillte:

Sie aber fürchteten sich und verwunderten sich und sprachen zueinander: Wer ist dieser? Auch dem Wind und dem Wasser gebietet er, und sie sind ihm gehorsam. Lk.8,25.

ð     Wie gut können wir den Jüngern nachempfinden. Wenn wir im Strudel des Lebens sind, fällt es uns oft schwer darin fest zu bleiben, dass Jesus Herr der Lage ist. Das ist aber Unglaube!

ð     Unglaube ist das ängstliche Blicken auf die Umstände, die einem völlig lähmen wollen. Wie der Prediger sagt:

Wer auf den Wind achtet, der sät nicht, und wer auf die Wolken sieht, der erntet nicht. Pred.11,4.

ð     Wer ständig auf Wind und Wolken achtet, der lebt im Unglauben. Der Glaubende sieht auf den Herrn. Er weiss Jesus ist bei mir. Er ist Herr der Lage, selbst wenn mir der Überblick fehlt und ich selber dabei zu leiden haben, aber er ist da.

ð     Unglaube ist der Zweifel an der Vollmacht Gottes. Wir leben dann manchmal mehr nach dem Motto: Hilf dir selbst so hilft dir Gott.

ð     Dass dieses Vertrauen zu leben nicht so selbstverständlich ist, macht Paulus deutlich, der durch eine ganz schwierige Zeit gehen musste und daraus die Schlussfolgerung zog:

Denn wir wollen euch, liebe Brüder, nicht verschweigen die Bedrängnis, die uns in der Provinz Asien widerfahren ist, wo wir über die Massen beschwert waren und über unsere Kraft, so dass wir auch am Leben verzagten / und es bei uns selbst für beschlossen hielten, wir müssten sterben.
Das geschah aber damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt. 2.Kor.1,8-9.

ð     Wo ist unser Glaube? Gibt es Begebenheiten in unserem Leben, wo Du denkst, dass Dich Jesus genauso fragen würde wie hier die Jünger?

ð     Kennst Du Situationen, wo Du nachher sagen musstest, da hat mir Jesus widererwarten geholfen? Er hat noch in wunderbarer Weise eingegriffen.

ð     Wenn Du solche Situationen nicht kennst, dann hast Du Dich noch nicht sehr weit auf Jesus eingelassen. Dann lebst Du noch stark aus Deinen eigenen Reserven und Kräften.

ð     Jesus möchte, dass wir mit ihm unterwegs sind und Schritte wagen.

ð     Dann erleben wir wie die Jünger, dass er die Kontrolle nie verliert und wir lernen immer mehr ruhig und still im zu Vertrauen.

 

 

 

 

Schluss

ð     Zusammenfassung

ð     In unserem Leben soll es darum gehen, dass wir trotzdem – und trotz aller Hindernisse, aller Verwirrungen und Ängste – Gott vertrauen.

ð     Wir erleben dann, wie Jesus uns trägt und dass es nicht einfach ein "frommer" Wunsch ist, dass er lebt. Sondern, dass ihm tatsächlich alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden.

ð     Glaube, glaube und vertraue, glaube wider allen Schein! Glaube, glaube und vertraue, glaube und der Sieg ist dein!
Glaube, glaube und vertraue, glaube fest und zweifle nicht! Glaube, glaube und vertraue, Jesus hält, was er verspricht.

Amen



[1] L.J.Crabb: Das Schweigen der Männer, Brunnen, S. 216.