Gott achtet auf Menschen,
die ihn ernst nehmen
Reihe: Nichts ist unmöglich! (1)
Schriftlesung: Nehemia
1, 1-11
I. Eine
aussichtslose Lage (historischer Hindergrund)
II. Warum Gott nicht direkt eingreift
III. Wie werden wir zu Menschen, die Gott ernst nehmen?
1. …indem wir uns mit den Anliegen Gottes identifizieren
2. …indem wir Gott beim Wort nehmen
4. …indem wir uns Gott zur Verfügung stellen
í Die Juden befinden sich
einer sehr schwierigen, unerfreulichen Lage. Wie sie in diese Situation gerieten,
wollen wir nun zuerst anschauen.
í Das ganze Volk Israel wurde aus seinem
Heimatland deportiert. Zuerst unter der Führung des assyrische König
Salmanasser, 722 v. Chr., das Nordreich mit seinen 10 Stämmen.
í 136 Jahre später,
wurde Juda unter der Führung des babylonischen Königs Nebukadnezar, 586 v. Chr.,
nach Babylon verschleppt.
í Das waren alles
Gerichte Gottes über seinem Volk, weil sie seine Gebote nicht befolgten und vor
allem, weil sie andere Götter verehrten, obwohl sie Gott durch die Propheten
immer wieder warnte. Sie wussten alles, bereits Mose lehrte das Volk:
»Ich habe euch klar und deutlich gesagt, dass Gehorsam euch
Segen bringt, Ungehorsam aber Verderben. Wenn ihr und eure Nachkommen nun
trotzdem die Gebote des HERRN missachtet und zur Strafe vom HERRN, eurem Gott,
unter fremde Völker zerstreut werdet, kommt ihr vielleicht dort zur Besinnung,
(5. Mose 30,1)
í Die Verschleppung des
Volkes hatte ein Ziel: Gott wollte sein Volk zur Besinnung bringen. Er wollte
sie, wenn es auf die sanfte Weise nicht ging, wenigsten auf die harte Weise zur
Besinnung bringen, damit er sie retten kann.
í Sie wählten den harten Weg,
indem sie die Warnungen in den Wind schlugen, so wurden sie aus ihrer Heimat
vertrieben und mussten unter fremder Herrschaft leben. Jeremias sagte:
Euer Land wird in
Trümmern liegen. Siebzig Jahre lang werdet ihr und eure Nachbarvölker dem König
von Babylonien unterworfen sein. (Jeremia 25, 11)
í Nun, lebten die Juden
im babylonischen Reich, weit weg von Ihrer Heimat und es gab keinen Weg zurück,
wenigsten für die nächsten 70 Jahre nicht. Sie mussten warten, bis sich die
Herrschaftsverhältnisse änderten, denn Gott sagte:
Ich sage euch: Die Zeit des Babylonischen Reiches ist noch
nicht abgelaufen. Es besteht noch siebzig Jahre. Erst wenn die vorüber sind,
werde ich euch helfen. Dann werde ich mein Versprechen erfüllen und euch
heimführen. (Jeremia 29, 10)
í So geschah es auch. Die
Perser besiegten die Babylonier und übernahmen die Herrschaft.
í Unter dem Perserkönig Kyros durfte ca. 538 v. Chr. die
erste Gruppe von Juden nach Jerusalem zurück, um dort den Tempel aufzubauen.
538 |
1.
Rückkehr nach Juda |
537-516 |
Wiederaufbau
des Tempels |
525 |
2.
Rückkehr nach Juda |
458 |
Esra
kehrt nach Jerusalem zurück |
445-433 |
Wiederaufbau
Jerusalems durch Nehemia |
í Als Nehemia von der Not in Jerusalem hörte,
waren es schon gut 90 Jahre her, seit die erste Gruppe zurückging und der
Tempelbau war seit ca. 70 abgeschlossen.
í Die Zustände in Jerusalem und den umliegenden
Orten waren verheerend für die Juden! Nehemia erkundigte sich bei den Leuten,
die von Jerusalem nach Susa kamen, wie es um die Juden dort stünde. Er hörte
nichts schönes:
»Die Menschen in der
Provinz Juda, die der Verschleppung entgangen sind, leben in grosser Not und
Schande. Die Stadtmauer Jerusalems liegt in Trümmern, die Tore sind durch Feuer
zerstört.« (Nehemia 1,3)
í Die Stadt war völlig schutzlos jedem Angriff und
jeder Ausbeutung ausgeliefert. Flavius Josephus berichtet folgendes über die damaligen
Zustände:
Die Völker, die um die Juden herum wohnen, setzen ihnen
hart zu. Bei Tage fielen sie in das Land ein, raubten und verwüsteten, bei
Nacht aber schlichen sie sich heran und führten viele aus der Umgebung und
selbst aus Jerusalem gefangen weg, und gar oft finde man Leichen auf den Wegen
liegen. (Josephus Flavius: Jüdische Altertümer, XI, 5, 6)
í Nehemia war erschüttert, als er das hörte. Eine aussichtslose
Situation. Es schien unmöglich, dass sich etwas ändern könnte. Wenn sich in den
vergangenen 90 Jahren die Situation nicht verbesserte, wie sollte sie sich in
nächster Zeit verbessern können. Klar, wenn man die Stadt befestigen könnte,
wenn man die Stadtmauern aufrichten könnte, um die Einwohner zu schützen. Ja,
wenn…
í Wir werden aufgrund der Geschichte von Nehemia sehen, dass
nichts unmöglich ist. Das erkennen wir immer bei Ereignissen, die Gottes
Handschrift tragen. Gott fragte schon Abraham:
„Ist für den HERRN irgend etwas unmöglich?“ (1. Mose 18, 14)
í Nein – Gott ist nichts unmöglich!
Bibelstellen zum Nachschlagen: 1.Mose 18, 14; 5. Mose 30,1;
Esra 1, 1ff; Jeremia 25, 11-12; Jeremia 29, 10
í Die Juden sassen in einem selbstverschuldeten
Schlamassel, trotzdem hatte Gott grundsätzlich gute Absichten mit dem Volk.
Durch Jeremia liess er ihnen sagen:
Mein Plan mit euch steht fest: Ich will euer Glück und
nicht euer Unglück. Ich habe im Sinn, euch eine Zukunft zu schenken, wie ihr
sie erhofft. (Jeremia 29, 11)
í Nur, stellt sich die Frage: Warum macht es Gott
nicht einfacher? Warum spricht er nicht einfach ein Machtwort, um eine bessere
Situation herzustellen?
í Die Zeit dafür war überreif, denn nach 70 Jahren
Exil, sollte die Unterdrückung vorbei sein, aber nun waren weitere 90 Jahre
vergangen.
í Warum muss das Volk, dass er so liebt, dessen
Glück er will, so lang leiden?
í Warum wendet Gott nicht so eine Art Zauber an:
Simselabim und alles ist anders, vor allem besser?
í IHM ist doch alle Macht gegeben. Er hatte die
Welt erschaffen und aus seiner Kraft steht die Welt heute noch. Es wäre so
einfach!
í Aber Gott wählte offensichtlich einen anderen
und für uns beschwerlicheren Weg. Gott meinte es mit der Partnerschaft zwischen
uns und ihm sehr ernst.
í Gott will mit uns zusammenarbeiten. Man könnte
sogar sagen: Gott arbeitet und wirkt im Team. Die wichtigste Aufgabe in dieser
Welt, will er mit uns zusammen durchführen, eigentlich hat er den Auftrag der
Mission sogar uns übergeben. Gott verlässt sich auf uns Menschen!
í Wir unterschätzen oft wie wichtig und ernst Gott
uns nimmt. Wir unterschätzen unseren Einfluss, den wir auf Gott ausüben können.
í Wie Gott auf Menschen reagiert, wie ernst er sie
nimmt, sehen wir in ganz heiklen Situationen, z.B. als Gott das Volk Israel
strafen wollte, da kämpfte Mose vor Gott für sein Volk:
Gott plante, sie alle umzubringen; doch Mose, sein
Erwählter, trat dazwischen, er warf sich für sie in die Bresche und wandte den
Zorn Gottes von ihnen ab, so dass sie nicht ausgerottet wurden. (Psalm 106, 23)
í Mose bestürmte Gott und erreichte, dass er von
seinem Vorhaben abliess.
í Gott wurde sogar selber Mensch in Jesus
Christus. Was Mose hier für sein Volk tat, nämlich den Zorn Gottes und somit
das Gericht Gottes abwandte, das tat Jesus für alle Menschen: Er trat zwischen
Gott und uns. Er ging ans Kreuz und wandte den gerechten Zorn Gottes von uns
ab. Paulus schrieb:
Es kann jetzt, nachdem wir aufgrund seines Blutes für
gerecht erklärt worden sind, keine Frage mehr sein, dass wir durch ihn vor dem
kommenden Zorn Gottes gerettet werden. Römer 5, 9.
í Gott sucht gerade solche Menschen, die sich für
seine Sache ins Zeug legen. Durch Hesekiel liess Gott sagen:
Ich suchte überall nach einem, der in die Bresche springen
und die Mauer um mein Volk vor dem Einsturz bewahren würde, damit ich es nicht
vernichten müsste; aber ich fand keinen. (Hesekiel 22, 30)
í Gott greift nicht direkt ein, weil er mit und
durch uns wirken will. Das ist offensichtlich seine Entscheidung. Es ist seine
Art in dieser Welt zu wirken. Wir sind eben bedeutungsvoller und
einflussreicher als wir meinen. Gott ist geradezu auf der Suche nach Menschen,
die ihn ernst nehmen und die sich für seine Sache einsetzen und kämpfen.
Gehören wir zu diesen Menschen?
Bibelstellen zum Nachschlagen: 5. Mose 4, 7; 5- Mose 30, 2-3; Psalm 34,
19; Psalm 106, 23; Psalm 145, 18; Hesekiel 22, 31; Jeremia 29, 11; 1. Thessalonicher
1, 10
í In Nehemia fand Gott einen solchen Menschen.
Nehemia war tief erschüttert über das, was er hörte. Es schmerzte ihn, dass Gottes
Volk in einer so hoffnungslosen und aussichtslosen Lage war.
í Ihm ging es gut. Er hätte sich sagen können: Was
geht mich das an? Sie sind ja selber schuld, dass sie nach Jerusalem gingen. Sie
sind selber schuld, wenn sie es nicht fertig bringen, die Mauer zu bauen.
Er hätte sich wie die Mutter verhalten können, die
in der Wirtschaftsflaute der frühen dreissiger Jahre mit ihrer vierjährigen
Töchter einkaufen ging. Sie trafen einen dürftig gekleideten Mann, der seine
Kappe hinhielt und um "ein paar Pfennige" bat. "Ach, Mama",
sagte die Kleine und zog ihre Mutter am Mantel, "wir wollen ihm
helfen!" Die Mutter langte nach der Hand ihrer Tochter, zog sie zu sich
und sagte: "Komm, Liebling, das ist nicht unsere Angelegenheit." Am
Abend, als das Mädchen zu Bett ging und ihr Gebet gesprochen hatte, hielt sie
einen Augenblick inne und fügte in kindlicher Unschuld hinzu: "Und bitte,
lieber Gott, segne den armen Mann an der Ecke." Im gleichen Augenblick
trafen sich ihre Augen mit denen ihrer Mutter, und sie dachte daran, was die
Mutter am Nachmittag gesagt hatte, und ergänzte schnell: "Ach nein, lieber
Gott, das ist ja nicht unsere Angelegenheit." (Hermann Gockel)
í Nehemia liess sich bewegen und wie!
Als ich das hörte,
setzte ich mich nieder und weinte. Tagelang trauerte ich, fastete und flehte
den Gott des Himmels an. (Nehemia 1, 4)
í
X
Aufgrund des Gebets von Nehemia, können wir erkennen,
worauf es ankommt, wenn wir Menschen sein wollen, die Gott ernst nehmen. 4
Punkte möchte ich aufzeigen.
1.
…indem wir
uns mit den Anliegen Gottes identifizieren
í Wir werden zu Menschen, die Gott ernst nehmen,
indem wir uns mit den Anliegen Gottes identifizieren. Nehemia identifiziert
sich ganz und gar mit den Anliegen Gottes. Dieses Verhalten kann man bei vielen
Menschen feststellen, die Gott dienen. So auch Daniel, er betete:
Darum, unser Gott, höre mein Gebet, höre mein demütiges
Bitten! Blicke wieder freundlich auf dein verwüstetes Heiligtum, tu es um
deiner eigenen Ehre willen! (Daniel 9, 17)
í Es ging Daniel hier um die Ehre Gottes. Genauso
wie es Nehemia um die Ehre Gottes ging. Hudson Talor schrieb einmal in einem
seiner Briefe:
Vielleicht würden
wir öfter den gewünschten Erfolg sehen, wenn ein tiefes Empfinden für Seelen
uns weinen liesse. Während wir vielleicht die Härte der Herzen beklagen, deren
Wohl wir suchen, mag die eigene Herzenshärtigkeit und unser schwaches
Verständnis der ernsten Wirklichkeit ewiger Dinge der wahre Grund des Versagens
sein.[1]
Bibelstellen zum Nachschlagen: Daniel 9, 17
2.
…indem
wir Gott beim Wort nehmen
í Wir werden zu Menschen, die Gott ernst nehmen,
indem wir Gott beim Wort nehmen. Das wird im Gebet des Nehemia ganz deutlich.
Nehemia erinnert Gott an alle Versprechen, die er den Juden machte.
Aber denk doch daran,
dass du ausdrücklich zu deinem Diener Mose gesagt hast: 'Wenn ihr mir untreu
werdet, will ich euch unter die fremden Völker zerstreuen. (Nehemia 1, 8)
Wenn ihr aber zu mir
zurückkehrt, auf meine Gebote achtet und sie befolgt, werde ich sogar die, die
ich bis ans äusserste Ende der Erde verstossen habe, von dort zurückholen. Ich
will sie heimbringen an den Ort, den ich erwählt und zum Wohnsitz meines Namens
bestimmt habe.' So hast du gesagt. (Nehemia 1, 9)
í Auch in einem Psalm wird Gott an seine Versprechen erinnert:
Vergiss nicht,
was du mir versprochen hast; du hast mich Grosses hoffen lassen, HERR! (Psalm
119, 49)
í Um Gott an seine Versprechen erinnern zu können,
müssen wir wissen, was er uns versprochen hat. Das erfahren wir durch ein
aufmerksames Bibelstudium. Hätte Nehemia 150 Jahre vorher dafür gebetet: Was
wäre dann geschehen?
Bibelstellen zum Nachschlagen: Psalm 119, 49
3.
…indem
wir Schuld zugeben
í Wir werden zu Menschen, die Gott ernst nehmen,
indem wir Schuld zugeben. Nehemia beschönigt nichts. Er versuchte weder sich,
noch sein Volk zu entschuldigen. Er suchte keine Ausreden. Er gab die Schuld
zu:
Ich bekenne dir die
Sünden, die wir Israeliten gegen dich begangen haben. Wir haben Unrecht getan;
auch ich und meine Verwandten haben sich verfehlt. (Nehemia 1, 6)
Wir haben grosse
Schuld auf uns geladen: Wir haben die Gebote und Gesetze missachtet, die du uns
durch Mose, deinen Diener und Bevollmächtigten, gegeben hast. (Nehemia 1, 7)
í Er sagte Gott damit, dass seine Strafe für sein
Volk voll und ganz gerechtfertigt war. Gott hatte keinen Fehler gemacht. Er traf
keine falsche Entscheidung. Das Volk Gottes handelte ganz und gar verkehrt. Was
er und sein Volk erleiden mussten ist gerechtfertigt, das haben sie verdient.
í Das gilt bis heute. Wenn wir unser Leben Jesus
anvertrauen, dann gestehen wir ein, dass wir bis zu diesem Tag Gott durch unser
Verhalten beleidigt haben. So schrieb Johannes:
Wenn wir unsere Sünden bekennen, erweist Gott sich als treu
und gerecht: Er vergibt uns unsere Sünden und reinigt uns von allem Unrecht,
das wir begangen haben. 1. Johannes 1, 9.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Esra 9, 6; 1. Johannes 1, 9
4.
…indem
wir uns Gott zur Verfügung stellen
í Wir werden zu Menschen, die Gott ernst nehmen,
indem wir uns Gott zur Verfügung stellen.
í Nehemia hatte über das Elend seines Volkes nicht
einfach gejammert, er war bereit, sich einzusetzen. Er wollte dafür sogar Opfer
bringen. Man kann nämlich auch einfach jammern und betroffen sein, aber nichts
tun.
Wie in einer vornehmen Gesellschaft, deren angeregte
Gespräch plötzlich durch die Nachricht von einem schweren Unfall unterbrochen
wurde. Die verunfallte Familie war schon durch andere Vorkommnisse in einer
schwierigen Lage und jetzt noch das. Jedermann äusserte spontan sein Bedauern.
Nur ein Gast, der obenan sass, blieb trocken und still. Allgemein dachte man,
das sei offenbar einer von jenen vielen hartherzigen Menschen, die nichts von
Idealen und humanen Interessen wüssten. Nun, während sie mit vielen rührenden
Worten ihr "Mitleid" bezeugten, nahm jener merkwürdige Gast eine
Banknote aus seiner Brieftasche, legte sie auf einen Teller, den er seinen
Nachbarn herumzugeben bat, brach sein Schweigen und erklärte: "Ich bedaure
diese arme Familie mit 100 Dollar; mit wieviel bedauern Sie dieselbe?"
(Joel Pretre)
í Nehemia wollte die schlimme Situation nicht
einfach beklagen. Er war bereit sich einsetzen zu lassen:
Ach Herr, erhöre mein
Flehen und das Flehen aller, die dir bereitwillig und voll Ehrfurcht dienen! Lass
mich doch heute Erfolg haben und hilf, dass der König mir gnädig ist!« (Nehemia
1, 11)
í Wie bereit bin ich, für Gottes Anliegen Opfer zu
bringen? Oder überlasse ich diesen Teil lieber den anderen Christen?
Schlussgedanke
í Wenn Gott uns seine Aufmerksamkeit schenkt, wird
alles möglich.
í Nichts ist unmöglich, wenn wir Menschen sind,
die Gott ernst nehmen, denn Gott achtet auf diese Menschen. In der Bibel steht:
Gott hält sich fern von denen, die ihn missachten; aber er
achtet auf die Bitten derer, die ihm gehorchen. (Sprüche 15, 29)
Bibelstellen zum Nachschlagen: Psalm 34, 18; Sprüche 10, 24
Amen