Sicher in der Wirtschaftskrise
Sunntigsdate Serie: Sehnsucht nach Sicherheit
Gliederung
I. Der
beängstigende Dominoeffekt
III. Die befreiende Perspektive
Einleitung
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Keine einfache Situation für unsere
Familie Hablützel. Ist der Job weg, platzen viele Träume und Sehnsüchte werden
unerreichbar. So hat sich Herr Hablützel sein Leben bestimmt nicht vorgestellt.
Ohne gut bezahlten Job, beginnt sein scheinbar sicherer Boden zu wanken. In
dieser Wirtschaftskrise ist aber nicht nur sein Job ein Problem, sondern unser
ganzes Finanzsystem, das uns ernormen Wohlstand brachte, scheint nun wie ein
Kartenhaus in sich zusammen zu brechen. Selbst die wenigen Fachleute, die vor
einem Kollaps des Finanzsystems warnten, sind überrascht, wie gigantisch das
Ausmass der Krise ist, sie sahen schon düstere Zeiten auf uns zukommen, aber
nicht so düster.
ð
Herr und Frau Hablützel sind mit ihrem
Schicksal nicht allein.
ð
Diese Wirtschaftkrise, die wir jetzt
durchleben und die ihren Höhepunkt vermutlich noch nicht erreicht hat, forderte
schon viele Opfer. Menschen verloren ihre Sicherheiten, auf die sie ihr
Vertrauen setzten.
ð
In der Schweiz gibt es nicht wenige
Leute, die ihr Leben lang gespart haben, damit sie im Alter eigenständig
bleiben und ihren Lebenstandart halten können. Sie investierten ihr Geld in
scheinbar sichere und ertragsreiche Anlagen. Das Resultat kennen wir: sie verloren
z.T. alles. Ihre Sicherheiten, die sie sich aufbauten, ihre Altersvorsorge ist
wie verdampft.
ð
Das tut weh! Ein enormer Schock für die
Betroffenen. Viele empfinden das als eine Demütigung. Sie wollten Ihr Leben
selbständig bewältigen und nun müssen sie vielleicht sogar unser Sozialsystem
beanspruchen, das glücklicherweise im Moment noch gut funktioniert.
ð
Statt den Kindern etwas zu
hinterlassen, sind sie jetzt auf Hilfe angewiesen.
ð
Nicht alle Menschen verkraften einen
solchen Einbruch in ihrem Leben. Sie entfliehen ihrer aussichts- und
hoffnungslosen Situation, indem sie ihrem Leben ein Ende setzen.
ð
Russland erlebt zur Zeit eine
Selbstmord-Welle grösseren Ausmasses. Menschen, die durch die Wirtschaftskrise
in Finanznot und Arbeitslosigkeit gerieten, beenden ihr Leben.
ð
Aus Nowosibirsk berichtete eine Ärztin,
dass sie innerhalb eines Tages 15 Suizid-Fälle hatte, drei Mal mehr als üblich.
ð
Auch in anderen Ländern kann man das
beobachten. Selbst in der Schweiz wählen Menschen den Tod, als Ausweg aus
dieser ausweglosen und oft demütigend empfundenen Situation.
ð
Da finde ich den Weg, den Hablützels
gewählt haben viel besser. Sie versuchten es – vermutlich geprägt durch unsere
christliche Tradition – sich an Gott zu wenden. Sie dachten, vielleicht hilft
es ja. Vielleicht hilft uns Gott, wenn wir beten und ihm so einiges versprechen.
Und in der Bibel werden wir tatsächlich dazu aufgefordert, mit unseren Sorgen
zu Jesus zu kommen.
X
„Alle
eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ 1. Petrus 5, 7
ð
Wie ernst Hablützels das wohl gemeint
haben? Wir werden das noch sehen.
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ð
X
Herr Hablützel ist offensichtlich ein Opfer der
Wirtschaftskrise. Was sich jetzt in unserer Welt abspielt, kann an Dramatik schwer
überboten werden. Täglich hören wir von Milliardenbeträgen, die zur Rettung der
Wirtschaft weltweit eingesetzt werden sollen. Milliarden! Damit wir uns das
noch etwas besser vorstellen können, will ich die Zahl notieren:
ð
1'000'000'000.-
ð
Das sind sage und schreibe 1'000
Millionen. Eine ganze Menge Geld! Wenn ich 40 Jahre arbeite und im Jahr CHF
100'000.- verdiene, habe ich in meinem Leben 4 Mio. verdient, das sind 0, 4%
einer Milliarde. Es bräuchte also 250 Leute, die 40 Jahre arbeiten.
ð
Ich habe keine Ahnung, woher die
Regierungen plötzlich die vielen Milliarden hervorzaubern. Obwohl die
Regierungen bemüht sind das Schlimmste abzuwenden und das wäre der totale
Kollaps unserer Wirtschaft, bekommt man den Eindruck, dass es einfach nicht so
richtig klappen will. Klar, wenn das, was die Regierungen bis jetzt unternommen
haben, nicht gemacht worden wäre, würde es noch schlimmer aussehen. Trotz allen
Rettungsversuchen, scheint man die Krise noch nicht wirklich bewältigt zu
haben. Es ist immer noch alles offen. Es kann in diesem Jahr zu einer langsamen
Erholung kommen, oder die Lage kann sich verschlimmern.
ð
X
Wie Dominosteine reisst einer den anderen mit. Das ist ein
etwas beängstigender Effekt. Selbst wer glaubte eigenständig zu sein, muss
plötzlich realisieren, dass er in der Falllinie von anderen Steinen steht und
einfach mitgerissen wird. Nehmen wir als Beispiel für diesen Dominoeffekt die
Automobilindustrie.
ð
Die Krise hat zur Folge, dass die Leute
mit dem Kauf eines neuen Autos warten. Weil man nicht weiss, wie sich die
Wirtschaft entwickeln wird, behält man das Geld lieber und möchte sich schon
gar nicht verschulden.
ð
Die Autohersteller müssen ihre
Produktion massiv zurückfahren. SAAB in Schweden steht sogar kurz vor dem
Konkurs. Der CEO von Honda meinte, er würde auf eine Prognose für seine Firma
verzichten, denn was sich jetzt in der Wirtschaft abspielt sei so dramatisch,
dass man gar nicht weiss, wohin die Fahrt geht.
ð
Werden weniger Autos produziert,
braucht es weniger Arbeiter. Es wird Kurzarbeit eingeführt oder sogar Leute
entlassen. Ganze Fabrikationsorte sollen geschlossen werden. Ganze Modellreihen
werden nicht mehr produziert. Dadurch werden die Menschen noch vorsichtiger und
warten jetzt erst recht mit dem Kauf eines neuen Autos.
ð
Natürlich wissen wir, dass es jetzt
wichtig wäre, ein neues Auto zu kaufen, weil unsere Wirtschaft dringend darauf
angewiesen ist und weil wir alle von einer funktionierenden Wirtschaft
profitieren. Aber eben, der Nachbar, der mehr Geld hat als ich, soll doch ein
Auto kaufen.
ð
In der Schweiz trifft uns die Entwicklung
der Autoindustrie hart. Wir bauen zwar keine Autos, aber wir produzieren in der
Schweiz viele Bauteile für Autos, die weltweit vertrieben werden. Werden
weniger Autos gebaut, können wir weniger liefern. Es muss Kurzarbeit eingeführt
werden und Leute werden entlassen. Ein Stein reist den anderen mit. Ich könnte
hier noch zig Beispiele aufzeigen, wie alles zusammenhängt und in sich verwoben
ist. Je länger diese Steine fallen, je höher wird die Geschwindigkeit. Märkte
brechen ein.
ð
Wer hätte gedacht wie wackelig und
verletzlich unsere vor kurzer Zeit noch blühende Wirtschaft ist. Unsere
Sicherheit steht auf sehr wackeligen Beinen. Jemand hat von der Kernschmelze
unseres Finanzsystems gesprochen.
ð
Ich will ja nicht alles schlimmer reden
als es ist. Aber im Grunde weiss niemand wie schlimm die Situation tatsächlich
ist. Selbst die grossen Fachleute wurden von dem Ausmass dieser Krise
überrascht.
ð
Jedenfalls werden auch Grossinvestoren
vorsichtiger. Samih Sawiris, der in Andermatt ein Ferienresort baut, drosselt
die Geschwindigkeit. Von den 6 Hotels, die er zuerst bauen wollte, werden erst
einmal 2 – 3 gebaut. Auch seine Projekte in Oman, Ägypten und Montenegro müssen
warten. Offensichtlich ist sich Sawiris bewusst, was schon in der Bibel steht:
X
„Ein einziges schlechtes Geschäft
und schon ist alles verloren! Wenn der Mann einen Sohn hat, kann er ihm nichts
mehr vererben.“ Prediger 5, 13
ð
Andere Geschäftsleute waren nicht mehr
in der Lage, ihre Investitionen zu drosseln. Sie verloren unvorstellbar viel
Geld. Geld, das nicht einmal ihnen persönlich gehörte. Nicht wenige dieser
Leute setzten aus Verzweiflung ihrem Leben ein Ende.
ð
Z.B. Kirk Stepherson, ein 47 jähriger
Investor, verheiratet und ein achtjähriger Sohn, investierte in UBS Aktien und
verlor ca. CHF 380 Millionen. Für diesen Betrag müsste ich 3'800 Jahre
arbeiten, ich bräuchte also 95 Leben. Im September letzten Jahres fuhr er am
Morgen anstatt zur Arbeit zum Bahnhof in Taplow, westlich von London, parkte
sein Auto, kletterte über das Geländer und warf sich vor einen Schnellzug.
ð
Der 74 jährige Grossindustrielle und
fünftreichste Mann Deutschlands Adolf Merckle, stürzte sich ebenfalls vor einen
Zug. Die Familie veröffentlichte folgende Erklärung:
X
"Die
durch die Finanzkrise verursachte wirtschaftliche Notlage seiner Firmen und die
damit verbundenen Unsicherheiten der letzten Wochen sowie die Ohnmacht, nicht
mehr handeln zu können, haben den leidenschaftlichen Familienunternehmer
gebrochen, und er hat sein Leben beendet." Familie von
Adolf Merckle
ð
Ein irischer Grossbauunternehmer, der Multimillionär
Patrick Rocca, verliess seine Villa im Schlafanzug und erschoss sich. Er
hinterliess seine Frau mit drei kleinen Kinder.
ð
Ich könnte hier noch weitere Beispiele nennen
und leider werden noch viele solche Schicksale dazu kommen. In dieser Krise
sind es nicht nur die Normalbürger, die es trifft, wie man das so oberflächlich
dahinsagt. Von dieser Krise werden auch die Superreichen hart getroffen.
ð
Vielleicht ist das ja erst der Anfang.
Natürlich hoffen wir, dass der Fall der Dominosteine möglichst bald gestoppt
wird – aber wenn nicht?
ð
Je länger diese Dominosteine fallen, je
beängstigender wird es für uns. Das was wir für sicher hielten, gibt uns
plötzlich keinen Halt mehr. Wir dachten, dass wir Sicherheit mit Reichtum und
Wohlstand schaffen können - Altersvorsorge. Aber die Bibel hat einmal mehr
recht:
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„Ein
Mensch, der sich auf seinen Reichtum verlässt, kommt zu Fall.“ Sprüche 11, 28
ð
Wenn wir das sehen, was sich jetzt in
unserer Welt abspielt, können wir Jesus verstehen, der sagt:
„Sammelt
euch keine Reichtümer hier auf der Erde, wo Motten und Rost sie zerfressen und
wo Diebe einbrechen und sie stehlen.“ (Matthäus 6, 19)
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ð
Dass es soweit gekommen ist, hat viel
mit jedem von uns zu tun. Wir sind es uns zwar gewohnt, die Schuld auf die
anderen zu schieben. Natürlich ist es unfassbar, wie rücksichtslos Geld gemacht
wurde. Ein Investor sagt ohne irgendwelche Scham:
X
„Ich
glaube nicht, dass ein Investor verantwortlich ist für die Ethik, für die
Verschmutzung oder das, was eine Firma verursacht, in die er investiert. Das
ist nicht seine Aufgabe. Seine Aufgabe ist zu investieren und Geld für seine
Klienten zu verdienen.“
Dr. Mark Moebius, Präsident Templeton Emerging Markets
ð
Das ist schon sehr bedenklich, aber
leben und denken wir wirklich so ganz anders. Hand aufs Herz: Warum kaufen
Leute Aktien und Obligationen? Sie möchten mehr Geld verdienen, als ein
Sparheft abgibt. Warum investieren Leute in Fonds, die hohe Renditen
versprechen? Sie wollen noch mehr Geld verdienen. Man hat den Grundsatz
vergessen, je höher die Rendite, desto grösser das Risiko.
ð
Sind wir uns selber nicht doch am
Nächsten? Schauen wir nicht zuerst, dass es uns gut geht? Wenn wir eine
Lohnerhöhung bekommen, sagen wir dann unserem Chef, das sei nicht nötig, wir
hätten genug zum Leben? Bringen wir die Gratifikation oder den Bonus zurück,
weil wir ihn nicht wirklich brauchen?
ð
X
Statt mit den Fingern auf die anderen zu zeigen, tun wir gut
daran, wenn wir zuerst auf uns selber schauen. Bevor wir nicht selber uns
Rechenschaft über unsere eigene Einstellung zum Geld gegeben haben, dürfen wir
nicht einfach auf die anderen zeigen. Paulus sagt sogar:
„Die
Liebe zum Geld ist eine Wurzel, aus der alles nur erdenkliche Böse
hervorwächst.“ (1. Timotheus 6, 10)
ð
Ich möchte Euch eine kleine Geschichte
erzählen.
ð
Es war einmal ein König. Er war der
Herrscher über ein kleines Land, dem Fürstentum von Uvilandia. Sein Reich war
voller Weinberge, und alle seine Untertanen widmeten sich dem Weinbau. Mit dem
Weinexport in ferne Länder verdienten die fünfzehntausend Familien Uvilandias
genügend Geld, um einigermassen über die Runden zu kommen, die Steuern zu
zahlen und sich hin und wieder etwas Besonderes zu gönnen. Es war nun schon ein
paar Jahre her, da überprüfte der König die Reichsfinanzen. Der Monarch war ein
gerechter und rücksichtsvoller Mann, und der Gedanke, Hand an den Geldbeutel
der Bewohner Uvilandias zu legen, gefiel ihm ganz und gar nicht. Deshalb suchte
er verzweifelt nach Wegen, die Steuern zu senken. Eines Tages hatte er eine
grandiose Idee: Der König beschloss, die Steuern ganz abzuschaffen. Als
einzigen Beitrag zur Deckung der Staatskosten verlangte er von jedem seiner
Untertanen einmal pro Jahr zur selben Zeit, in den Palastgarten zu kommen und
einen Krug mit einem Liter vom besten Wein der Lese in ein grosses Fass zu
leeren, das extra zu diesem Zweck angefertigt werden würde. Der Ertrag aus dem
Verkauf dieser fünfzehntausend Liter Wein sollte dazu dienen, die Ausgaben des
Hofes zu decken und die Kosten des allgemeinen Gesundheits- und Bildungswesens
zu begleichen. Über Plakate und Bekanntmachungen in den Hauptstrassen
verbreitete sich die Nachricht schnell im ganzen Königreich. Die Freude der
Leute war unbeschreiblich. In sämtlichen Häusern liess man den König hochleben
und sang Loblieder auf ihn. In allen Tavernen hob man das Glas und stiess auf
das Wohl und ein langes Leben des grossherzigen Königs an. Dann kam der Tag der
Beitragszahlung. Seit dem Morgengrauen kamen die Familien von den Weinbergen
aus dem gesamten Königreich herab, den Krug fest in der Faust des
Familienoberhaupts. Einer nach dem anderen kletterte die grosse Leiter zum
Tonnenrand hinauf, leerte seinen Krug in die riesige Öffnung und stieg über
eine zweite Leiter wieder hinab, an deren Ende der Schatzmeister des Königs
jedem der Bauern ein Abzeichen mit dem Siegel des Königs ans Revers heftete. Amos
Nachmittag, als der letzte Bauer seinen Krug geleert hatte, wusste man, dass
keiner gekniffen hatte. Das Fünfzehntausend-Liter-Fass war randvoll. Jeder
einzelne Untertan war rechtzeitig in den Garten des Königs gekommen und hatte
seinen Krug in die Tonne geleert. Der König war stolz und zufrieden. Bei
Sonnenuntergang, als sich das Volk auf dem Platz vor dem Palast versammelt
hatte, trat der Monarch unter Beifall auf seinen Balkon, und ein allgemeines
Wohlgefühl machte sich breit. In einem wunderschönen Kristallkelch, einem
Erbstück seiner Vorfahren, sandte der König nach einem Probierschluck des
gesammelten Weins, und bis der eintraf, sprach er die folgenden Worte:
»Wunderbares Volk von Uvilandia. Wie vereinbart, haben sich alle Einwohner des
Reiches heute vor dem Palast eingefunden. Mit grosser Freude nimmt die Krone
zur Kenntnis, dass die Treue des Volkes gegenüber seinem König ebenso gross ist
wie die des Königs gegenüber seinem Volk. Ich wüsste keinen besseren Beweis
hierfür, als euch zu danken mit dem ersten Schluck dieses wunderbaren
Göttertranks aus den besten Trauben der Welt, kultiviert von den besten Händen
und begossen mit all dem Guten dieses Königreichs, das heisst, mit der Liebe
des Volkes.« Alle wischten sich Tränen der Rührung aus den Augen und liessen
den König hochleben. Einer der Bediensteten brachte den Kelch, und der König
hob ihn, um dem heftig applaudierenden Volk zuzuprosten. Überrascht verharrte
seine Hand in der Luft, der Inhalt des Kelches war farblos und durchsichtig.
Langsam näherte sich die königliche Nase dem Wein, um das Bouquet der besten
Trauben zu riechen, doch: der Wein roch nach nichts. Als erfahrener Weinkoster
nahm er einen kleinen Schluck. Der Wein schmeckte weder nach Wein noch nach
sonst irgendetwas. Der König schickte nach einem zweiten Glas aus dem Fass,
dann nach einem weiteren, und zuletzt wollte er selbst eine Probe vom oberen
Rand des Fasses nehmen. Aber es blieb dabei: der Wein hatte weder Geruch noch
Farbe, noch hatte er Geschmack. Eilig wurden die Alchemisten des Königreichs
herbeigerufen, um die Zusammensetzung des Weins zu untersuchen. Ihr Schluss war
eindeutig: das Fass war voll Wasser, hundertprozentigem, reinem Wasser. Sofort
sandte der König nach den Weisen und Magiern des Reiches, damit sie ihm eine
Erklärung für dieses Rätsel brachten. Welche Beschwörungsformel, welche
chemische Reaktion oder welcher Zaubertrank hatten diesen Wein in Wasser
verwandelt. Da kam der älteste Staatsminister und sagte laut und vernehmlich:
»Wunder - Beschwörung - Alchemie - nichts
dergleichen, mein Herr, nichts davon. Eure Untertanen sind Menschen,
Majestät. Das ist alles.« »Ich verstehe
nicht«, sagte der König. »Nehmen wir zum Beispiel Juan«, sagte der Minister.
»Juans Weinberg reicht vom Berg bis hinab zum Fluss. Seine Trauben stammen von
den besten Reben des Königreichs, und sein Wein ist immer als erster
ausverkauft, und zwar zu einem anständigen Preis. Heute Morgen, als er sich
bereit machte, mit seiner Familie ins Dorf zu kommen, hatte er eine Idee: Und
wenn sie Wasser statt Wein ins Fass schütteten, wem würde der Unterschied schon
auffallen? Ein einziger Krug Wasser unter fünfzehntausend Litern besten Weins:
Kein Mensch würde es merken. Niemand! Und niemand hätte es bemerkt, wäre da
nicht ein Detail gewesen, ein winziges Detail, Majestät – so wie Juan haben
alle gedacht!«
ð
Wir haben alle irgendwie unseren
Beitrag zu dieser Krise geleistet. Wie wir denken zeigt mir die Frage, die
jetzt bezüglich der Steuererklärung gestellt wird: Kann man Verluste an der
Börse von den Steuern abziehen? Es ist unglaublich, vorher fragte niemand, ob
er die Gewinne an der Börse versteuern dürfte.
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ð
Wie kommen wir sicher durch die
Wirtschaftskrise? Oder anders gefragt: Wie können wir in dieser schwierigen
Zeit Geborgenheit und Orientierung bekommen?
ð
Wir erfahren Sicherheit, Geborgenheit
und Orientierung durch einen Perspektivenwechsel. Es geht darum, dass wir
unsere Grundwerte ändern. Krisen können das auslösen. Das beobachten wir bei
Menschen, die wie durch ein Wunder dem Tod entronnen sind. Viele Menschen, die
das erlebten, erzählen, wie sich Ihr Leben veränderte. Wie Dinge unwichtig
wurden, die ihnen vorher wichtig waren. Anderes wurde bedeutungsvoll, dass sie
bis anhin missachtet haben oder als Selbstverständlichkeit zur Kenntnis nahmen.
ð
Wenn wir zu einer befreienden
Perspektive finden, werden wir durch die schwierigsten Zeiten unseres Lebens
Sicherheit und Geborgenheit erleben.
ð
Diese Perspektive entdecken wir, wenn
wir begreifen, dass das, was wir hier erleben und leben lediglich ein Teil
unseres gesamten Lebens ist. Wenn wir entdecken, dass es einen Reichtum gibt,
der nie vergehen wird. Jesus sagt:
X
„Sammelt
euch Reichtümer im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie zerfressen und wo auch
keine Diebe einbrechen und sie stehlen.“ (Matthäus 6, 20)
ð
Und was sind das für Schätze? Paulus
sagt das in seinem Brief an die Römer:
X
„Denn im
Reich Gottes geht es nicht um Fragen des Essens und Trinkens, sondern um das,
was der Heilige Geist bewirkt: Gerechtigkeit, Frieden und Freude.“ (Römer 14, 17)
ð
Gerechtigkeit, Frieden und Freude ist
das, was wir zutiefst wünschen. Das können wir erleben, wenn wir mit Jesus
unterwegs sind. Das ist kein langweiliges Leben, wie viele vermuten, sondern
ein Leben mit Zukunft und Hoffnung.
ð
Wer in Verbindung mit Gott dem Schöpfer
lebt, der sammelt automatisch Schätze im Himmel, die bleiben.
ð
Wer mit Jesus unterwegs ist, der
erlebt, dass er durch schwierige Zeiten hindurch, selbst wenn er seinen ganzen
Besitz verliert, von Gott getragen ist. Wie ein Vater, der sein Kind durch eine
gefährliche Schlucht sicher ans Ziel bringt, so wird Jesus jeden, der ihm
vertraut sicher ans Ziel bringen.
ð
X
Jesus verspricht nämlich seinen Nachfolgern:
„Ich
bin jeden Tag bei euch, bis zum Ende der Welt.“ (Matthäus 28, 20)
ð
Oder wie es in einem, der bekanntesten
Psalmen heisst:
X
„Und muss
ich auch durchs finstere Tal – ich fürchte kein Unheil! Du, Herr, bist ja bei
mir; du schützt mich und du führst mich, das macht mir Mut.“ Psalm 23, 4
ð
Wir wären nicht die ersten Menschen,
die im Laufe der Menschheitsgeschichte viel verlieren würden. Wenn wir mit
Jesus unterwegs sind, werden wir auch nicht die letzten Menschen sein, die
durch ein Chaos hindurch sicher und geborgen bleiben.
ð
Aber schauen wir nochmals bei unserer Familie Hablützel
rein, was ihre Hinwendung zu Gott bewirkt hat.
ð
Anspiel: Szene 2
X
Schlussgedanke
ð
Offensichtlich bewirkte das Gebet in
der Not gar nichts. Gott war für sie in dieser Situation eine Art Wunscherfüllungsautomat.
Eigentlich wollten sie gar nicht mit Gott leben. Sie wollten nur, dass er ihnen
aus der Patsche hilft. Dafür waren sie sogar bereit, einige Versprechen für ein
religiöses Leben abzugeben.
ð
Wenn das nicht funktionierte, wie sie
sich das vorstellten, konnten sie Gott anklagen und die geistreiche Frage
stellen, warum das Gott zulässt. So hätten sie sich einmal mehr bewiesen, dass
das mit Gott eben nicht klappt.
ð
Durch ein Missverständnis verwandelte
sich ihr Unglück in Glück, deshalb brauchen sie Gott nicht mehr. Jetzt haben
sie ja das Geld, das sie zum Leben brauchen und für das, was sie für Glück
halten. Gott kommt ihnen dabei scheinbar in die Quere.
ð
Gott ist eben kein Wunschautomat, den
wir nach belieben in Betrieb nehmen können. Gott möchte viel mehr. Er möchte
mit uns Gemeinschaft pflegen. Er möchte uns von unserem Grundproblem, von
unserer unbändigen Gier erlösen, die ein Ausdruck unserer Sünde ist, was
wiederum seinen Ursprung darin hat, dass wir ohne Gott leben wollen.
ð
Damit das möglich wird, hat sich Jesus
für uns kreuzigen lassen. Paulus schreibt nach Rom:
X
„Der Lohn,
den die Sünde zahlt, ist der Tod; aber das Geschenk, das Gott uns in seiner
Gnade macht, ist das ewige Leben in Jesus Christus, unserem Herrn.“ (Römer 6, 23)
ð
Es geht hier also um viel mehr, als
Gott in einer Notlage zu zitieren und ihn mit einigen religiösen Praktiken zu
erpressen. Gott möchte viel fundamentaler und viel attraktiver in unserem Leben
wirken. Er will mit uns unterwegs sein, eben wie ein Vater mit seinem Kind.
Jesus sagt:
X
„Wenn
jemand mich liebt, wird er sich nach meinem Wort richten. Mein Vater wird ihn
lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“ (Johannes 14, 23)
ð
Gott ist kein Wunschautomat. Er will in
Dir und in mir wohnen. Das ist durch Jesus möglich geworden. So verliert die
Wirtschaftskrise die beängstigende Dimension – wir erfahren die Geborgenheit
bei einem Grösseren.