1.
Bei
dir, Jesu, will ich bleiben, stets in deinem Dienste stehn;
nichts soll mich von dir vertreiben, will auf deinen Wegen gehn.
Du bist meines Lebens Leben, meiner Seele Trieb und Kraft, wie der Weinstock
seinen Reben / zuströmt Kraft und Lebenssaft.
2.
Könnt
ich's irgend besser haben / als bei dir, der allezeit soviel tausend
Gnadengaben / für mich Armen hat bereit? Könnt ich je getroster werden / als
bei dir, Herr Jesu Christ, dem im Himmel und auf Erden / alle Macht gegeben
ist?
3.
Wo
ist solch ein Herr zu finden, der, was Jesus tat, mir tut, mich erkauft von Tod
und Sünden / mit dem eignen teuren Blut? Sollt ich dem
nicht angehören, der sein Leben für mich gab? Sollt ich ihm nicht Treue
schwören, Treue bis in Tod und Grab?
4.
Ja,
Herr Jesu, bei dir bleib ich / so in Freude wie in Leid; bei dir bleib ich, dir
verschreib ich / mich für Zeit und Ewigkeit. Deines Winks bin ich gewärtig,
auch des Rufs aus dieser Welt; denn der ist zum Sterben fertig, der sich lebend
zu dir hält.
5.
Bleib
mir nah auf dieser Erden, bleib auch, wenn mein Tag sich neigt, wenn es nun
will Abend werden / und die Nacht herniedersteigt.
Lege segnend dann die Hände / mir aufs müde, schwache Haupt; sprich: >Mein
Kind, hier geht's zu Ende; aber dort lebt, wer hier glaubt.<
6.
Bleib
mir dann zur Seite stehen, graut mir vor dem kalten Tod / als dem kühlen,
scharfen Wehen / vor dem Himmelsmorgenrot. Wird mein Auge dunkler, trüber, dann
erleuchte meinen Geist, dass ich fröhlich zieh hinüber, wie man nach der
Heimat reist.
Karl Johann Philipp Spitta 1801-1859