Recht und Unsicherheit

Von Konrad Eißler

 

Wir leiden an einer Rechtsunsicherheit. Denken wir beispielsweise an die Ehe. Zwei junge Leute lernen sich kennen, schätzen, lieben. Sie wollen es miteinander wagen. Aber wie? So wie die Oma, die zwei Jahre lang ihre Aussteuer stickte und dann heiratete? Oder so wie der Kollege, der alternative Gedanken entwickelte und eine Ehe ohne Trauschein praktiziert? Auf Druck der Elternhäuser gehen sie zum Standesamt und beginnen den gemeinsamen Lebensweg. Aber bald sind Schulden da, Meinungsverschiedenheiten, andere Freundschaften. Sie wollen weitermachen. Aber wie?

So wie die Nachbarn, die sich großzügig freigeben? Oder so wie die Verwandten, die sich regelmäßig prügeln? Der Alkohol kommt als vermeintlicher Problemlöser hinzu. Und schließlich stehen die beiden vor dem Scheidungsrichter, so wie immer mehr dort stehen. Wir beobachten gegenwärtig nicht nur ein notvolles Baumsterben, sondern auch ein entsetzliches Ehesterben. Die Zahl der Ehescheidungen stieg in einem württembergischen Amtsgerichtsbezirk innerhalb eines Jahres um 40%

Deshalb fragen wir: Was ist noch gut? Was ist noch richtig? Was ist noch recht?

Der Prophet Micha sagt: "Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist." Schau auf Gott! Er hat die Gebote gegeben. Er hat ein Grundgesetz erlassen. Er hat das Recht formuliert: "Du sollst nicht ehebrechen".

Damit ist Ehe kein Spielplatz, auf dem sich jeder austoben könnte. Kein Marktplatz, zu dem jeder Zugang hätte. Kein Essplatz, wo wir etwas zu futtern bekommen. Ehe ist ein geschützter Raum, den Gott für zwei Menschen aufschließt, den er für ihre Familie bereitstellt und den er bis zu ihrem Tod im Auge hat.

Warum wollen wir in fremden Kästen nisten? Warum wollen wir die Ehe zum Taubenschlag degradieren? Gottes Gebote sind nicht Verbote im Leben, sondern Angebote zum Leben. Wer sie sieht, braucht nicht rotzusehen. Sie zeigen, was Recht und Unrecht ist. Sie zeigen, wie Glück wachsen kann. Sie zeigen, wo es lang geht. Es ist nicht wahr, dass nichts mehr klar und gesagt sei. vielmehr: Es ist dir gesagt, Mensch!

Konrad Eißler

Erschienen am: 03.05.1999 (idea spektrum)