Veranstaltungsort:
Sprache: deutsch
Kategorie: Vortrag
Datum: k/A
ID: 23008
Webseite: https://www.sermon-online.com/de/contents/23008
Thesen zum Neomarxismus
<Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden, denn die Menschen werden viel von sich halten, geldgierig sein, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, zuchtlos, wild, dem Guten Feind, verräterisch, frevlerisch und verblendet. Sie lieben die Lüste mehr als Gott.>
Die Heilige Schrift 2. Timotheus 3, die Verse 1 bis 4. Der Philosoph Rohrmoser schreibt: „Die Kulturrevolution ist in ihrem Prinzip geschichts-nihilistisch, in ihren Methoden anarchistisch und in ihren Zielen hedonistisch.“
Thesen zur neomarxistischen Ideologie
These 1
Karl Marx lehrt in seinem kommunistischen Manifest:
1.1 - Durch Ausbeutung der Arbeiter, durch Akkumulation und Zentralisation des Kapitals wird die kleine besitzende Klasse der Kapitalisten immer reicher, während die Masse der Arbeiter, das Proletariat verelendet und seiner Arbeit entfremdet wird.
1.2 - Die innere Dialektik zwischen Arbeit und Besitzbildung treibt zu Klassenkampf und Revolution. Das Prinzip des dialektischen Materialismus. Und
1.3 - Subjekt der Revolution ist die Arbeiterschaft. Sie wird zum Totengräber des Besitzbürgertums und Begründer einer freien klassenlosen Gesellschaft, in der der Kampf ums Dasein beendet ist.
These 2
Diese Voraussetzungen einer Revolution treffen heute nicht mehr zu und haben laut Habermas - so etwa in seinem Werk Theorie und Praxis schon zur Zeit von Marx nicht zugetroffen.
2.1 - Nach Habermas ist Marx` materialistische Geschichtsphilosophie wegen ihrer ontologischen und metaphysischen Voraussetzungen noch zu stark von der Hegelschen Philosophie abhängig. Habermas fordert eine rein empirisch materialistische Geschichtstheorie mit der Übersetzung der ontologischen Voraussetzungen in Gesellschaftskritik.
2.2 - Die Arbeiter als entfremdetste und verkrüppeltste Wesen der kapitalistischen Gesellschaft sind als revolutionäre Subjekte denkbar ungeeignet. An ihre Stelle tritt der revolutions-vorbereitende Dialog miteinander kommunizierender Wissenschaftler.
2.3 - Im Zeitalter des Spätkapitalismus lassen sich Staat und Gesellschaft nicht mehr voneinander trennen, sondern beide bedingen sich gegenseitig.
2.4 - Durch Herausbildung eines breiten Mittelstandes und Integration aller Schichten in die Gesellschaft fallen polare Klassengegensätze fort. So wird der Begriff Klasse für revolutionäre Zwecke unbrauchbar.
2.5 - Auch die Lenin‘sche Imperialismustheorie ist nicht mehr aktuell, da das Ausbeutungsverhältnis der Reichen gegenüber den armen Ländern in Form der leninschen Analyse nicht mehr besteht. Soweit Habermas.
2.6 - Alle Vertreter der Frankfurter Schule haben erkannt, dass die Marx‘sche Verelendungstheorie nicht zutrifft. Gewerkschaften haben bessere Lohn und Arbeitsbedingungen erkämpft. Reformen haben die Revolution verhindert, die ökonomische Armut ist ökonomischem Reichtum breiter Schichten gewichen.
These 3
Ist angesichts dieser Lage Revolution möglich und notwendig? Die neue Linke meint „Ja“ und will unter Aufnahme des Neomarxismus einen dritten Weg zwischen dem dogmatischen Marxismus-Leninismus der Kommunisten und dem sozialen Liberalismus der Sozialdemokraten gehen.
3.1 - Ziel ist die Emanzipation des Menschen, das heißt die Befreiung von jeglicher Fremdbestimmung.
3.2 - Der Weg dahin beginnt bei der Bewusstmachung der Knechtschaft und führt, umgekehrt wie bei Marx, über die Veränderung des einzelnen Menschen zur Veränderung der Gesellschaft.
These 4
Nach Adorno - in seinem Werk Negative Dialektik - ist die Geschichte eine permanente Katastrophe.
4.1 - Verführt durch den Willen zur Macht, verfiel der Mensch im Herrschen über die Natur selbst dem Herrschaftsdenken. Er wurde vom Subjekt zum Objekt. Fortschritt ist in sein Gegenteil umgeschlagen. Adorno spricht hier von der negativen Dialektik.
4.2 - Da das Ganze falsch ist und da auch die Vernunft lediglich Reflex totalitären Herrschaftsanspruches ist, ist eine Vernunft-gesteuerte, revolutionäre Praxis der Veränderung des Ganzen nicht möglich. Es bleibt nur der Rückzug in die Theorie im Sinne einer Denkpause.
4.3 - Angesichts des Dominierens von Herrschaftsstrukturen in allen Lebensbereichen, ist Bejahung des Leidens, Schizophrenie und amokartiger Anarchismus die einzig angemessene Lebenshaltung. Soweit Adornos Sicht. Die Kritik daran, und dabei knüpfe ich an Rohrmosers Schrift Das Elend der Kritischen Theorie an, lässt sich in folgende Punkte zusammenfassen:
1. Wie ist
Veränderung möglich, wenn Theorie praxislos und Praxis theorielos bleibt?
2. Wer übernimmt dann Verantwortung für schuldhafte Praxis?
3. Kann man mit einer nihilistischen Geschichtsschau leben?
4. Die nach biblischem Verständnis - man vergleiche etwa Hiob 1 folgende
- begrenzte Herrschaft des Bösen in einer gefallenen Welt wird als absolut
angesehen. Aber: kann man Gott aus der Geschichte ausklammern, der der Herr
über alles ist und bleibt?
These 5
In Aufnahme und teilweiser Uminterpretation von Marx und Freud beschreibt Marcuse in seinen Schriften Der eindimensionale Mensch Versuch über die Befreiung und anderen, folgenden Weg zum neuen Menschen.
5.1 - Der heutige
Mensch wird zwar nicht mehr von ökonomischem Zwang, aber von Konsumzwang
geknechtet, der ihn libidinös und aggressiv an Warenform und bestehende
Gesellschaft bindet. Er lebt weiterhin in Entfremdung in Form von Angst und
Alltagsmühe. Durch Werbung werden Scheinbedürfnisse diktiert. Gleichzeitig wird
die Erfüllung der wirklichen Bedürfnisse verhindert, da Herrschaft mit
Triebunterdrückung verbunden ist.
Hier kommt es zur Übertragung der Freudschen These vom Auseinanderfallen
von Lust und Realitätsprinzip auf die gesellschaftliche Ebene.
5.2 - Durch bewusstseinsändernde Erziehung muss der Mensch dahin gebracht werden, wahre von falschen Bedürfnissen zu unterscheiden. Er muss revolutionäres Subjekt werden in der großen Weigerung. Er muss an der Erkämpfung des befriedeten Daseins teilnehmen, indem optimale Bedürfnisbefriedigung bei einem Minimum an Arbeit und Elend erreicht wird.
5.3 - Das Ästhetische ist Eichmaß für die erstrebte freie Gesellschaft. In ihr wird Arbeit zur Lust und Zärtlichkeit zum Zeichen repressionsfreier Sexualität. Soweit Marcuse.
Hierzu folgende
Kritikpunkte:
1. Ist eine Revolution sinnvoll und notwendig, wenn das vitale Bedürfnis danach
nicht beziehungsweise nicht mehr besteht?
2. Kann optimale Triebbefriedigung des Einzelnen wirklich zu einer Gesellschaft
führen, in der ein Zusammenleben noch möglich ist? Entstehen nicht viel mehr
Zügellosigkeit, Libertinismus, Genusssucht und Egoismus? Freud selbst hatte
sich ja für eine teilweise Sublimierung des Lustbedürfnisses ausgesprochen.
3. Ideale, wie Abschaffung der Arbeit oder Arbeit aus Lust gehen am seit jeher
egoistischen bösen Wesen des Menschen vorbei. Man vergleiche hierzu 1. Mose
8, 21, Römer 3 und andere Stellen.
4. Die Beschreibung des erstrebten, befriedeten Daseins bleibt verschwommen.
Marcuse setzt implizit die laut Bibel nicht vorhandene Möglichkeit menschlicher
Vollkommenheit und Selbsterlösung voraus.
5. Außerdem widerspricht eine als notwendig vorausgesetzte Abnahme der
Bevölkerungszahl der gegenwärtigen weltweiten Bevölkerungsexplosion und ist in
ihrer Erreichbarkeit genauso utopisch wie inhuman.
6. Nicht durch Triebbefriedigung und Triebbefreiung entstehen neue Menschen,
sondern allein durch die Annahme der Erlösungstat Jesu Christi - Römer
5, folgende.
7. Auf marxistischer Seite weist Benjamin darauf hin, dass Marcuse mit
seiner Herausstellung des biologischen Seins für die revolutionäre Praxis in
die Nähe faschistischer Theorie gerät. Hier triumphiere letztlich Nietzsche
mit seinem Übermenschen über Marx.
These 6
Habermas sieht in seinen Schriften Theorie der Gesellschaft, Zwei Reden und anderen, folgenden Weg zur neuen Gesellschaft.
6.1 - Nach Durchlaufen der Phasen vormytische Welt, Hochkulturen und Hochreligionen befindet sich die Menschheit jetzt in ihrer vierten Phase der Evolution. Ihr Ziel ist der neue Mensch als Gattungswesen.
6.2 - Statt Integration, Identifikation und Konformität des Individuums mit der gegenwärtigen Gesellschaft herrschen Repression, Diskrepanz und Rollendistanz vor.
6.3 - Diese Spannungen muss das Individuum aushalten in einem Akt balancierender Ich-Identität, einem ständigen Balanceakt zwischen Erfüllung und Verweigerung gegenüber den gesellschaftlichen Erwartungen bei gleichzeitiger Stärkung des eigenen Ichs.
6.4 - Im herrschaftsfreien Diskurs werden dabei alle überkommenen Werte und Autoritäten der Kritik preisgegeben. Gleichzeitig wird nach dem Maßstab der optimalen Bedürfnisbefriedigung eine neue Universalmoral angestrebt. Im Konsens wird schließlich die kollektive Identität erreicht.
6.5 - Voraussetzungen hierzu sind die Bereitschaft zum Rollentausch nach dem amerikanischen Behaviorismus, die Bereitschaft zur Kommunikation und Identifikation mit der Gruppe und erstrebten Gesellschaft, die Einfügung in gruppendynamische Prozesse.
Zu Habermas
folgende Kritikpunkte:
1. Es gibt keine Methode, um voraussetzungslos, das heißt ohne externe
Kriterien, also außerhalb gegebener Offenbarung, Wahrheit und Normen zu finden.
Auch der herrschaftsfreie Diskurs beruht auf vorgeschalteten Diskursregeln.
2. Alle im herrschaftsfreien Diskurs ermittelten Normen sind letztlich
relativ, weil immer neu hinterfragbar. Abgesehen von den anerkannten
Grundnormen des Diskurses gilt nichts mehr als letzte Wahrheit und Gewissheit.
3. Damit sind alle die in ihrer Freiheit bedroht, die eine andere Bindung ihres
Gewissens für höher achten als die Diskursgrundnormen. Die Kategorie des
Einzelnen als Geschöpf und Ebenbild Gottes geht im Kollektiv verloren.
4. Für Christen steht der Wahrheitsanspruch der Diskursnormen in diametralem
Gegensatz zum alleinigen, letztgültigen Wahrheitsanspruch Jesu Christi.
Man vergleiche Johannes 14, 6, Apostelgeschichte 5, 29 und andere Stellen
der heiligen Schrift. Jesus als die lebendige Wahrheit und Zuverlässigkeit kann
von Menschen nicht hinterfragt werden, ebensowenig wie Gebote Jesu und Gottes
Wort, Johannes 17, 17.
5. Freiheit ist nicht in der optimalen Befriedigung der Bedürfnisse aller
möglich, sondern nur in der Bindung an die objektive sittliche Idee, wie Kant
sagen würde.
6. Versöhnung des Menschen mit seiner eigenen, verderbten Natur, wie dies durch
Stärkung der Ich-Identität geschehen soll, ist Sünde, das heißt getrennt sein
von Gott. Freiheit und Erlösung gibt es nur durch die Versöhnung des Menschen
mit Gott in Christus, Römer 7 und 8.
These 7
Nach der Erfahrung,
dass das Proletariat als revolutionäres Subjekt ungeeignet ist und nach dem
Scheitern der Studentenrevolte nach außen hin, begann die neue Linke den langen
Marsch durch die Institutionen und entdeckte das Kind als in kleinen
Schritten formbares revolutionäres Subjekt. Man spricht hier von der Reformpädagogik
statt Revolution. Ihr Anknüpfungspunkt lautet, so:
Die individualistische Industriegesellschaft steckt in einer Krise.
7.1 - Rationalismus, Wohlstandsmaterialismus, Sinnentleerung und die unbewältigte Vergangenheit der erziehenden Generation haben ein kulturgeschichtliches Vakuum geschaffen.
7.2 - In dieses Vakuum stößt die emanzipatorische Konfliktpädagogik durch das Aufzeigen unbefriedigter Bedürfnisse durch das Aufdecken von Konfliktsituationen, durch die Darstellung der Veränderbarkeit der Situation, durch das Einüben von Strategien und durch das Aufzeigen der Notwendigkeit zum solidarischen Zusammenschluss.
These 8
Erziehungsziel ist der mündige, vernünftige, kritikfähige Mensch. Im Hintergrund steht der aus der Aufklärung stammende Glaube an die Macht der Erziehung und die Vervollkommnungsfähigkeit des Menschen.
8.1 - Diese Annahme nun: „Der Mensch ist von Natur aus gut, wird aber durch die schlechte Gesellschaft verdorben.“
8. 2 - Die Persönlichkeit ist machbar, sie ist von Umwelt und Erziehung, aber nicht von Erbanlagen abhängig. Deshalb Bildungsgesellschaft und Chancengleichheit als Forderungen.
8.3 - Jeder ist fähig zu vernünftiger Selbstbestimmung und doch
8.4 - zugleich auf Heilsvermittler angewiesen - eine elitäre Minderheit, die zeigt, was gut und böse ist.
8.5 - Vernünftigkeit, das heißt kritische Rationalität, kann durch Konflikte gefördert werden.
These 9
In der Praxis beabsichtigt die Konfliktpädagogik, folgende Wirkungen:
9.1 - Durch Verhaßtmachung des herkömmlichen, geisteswissenschaftlichen Schulsystems weckt sie den Wunsch nach alternativen Schulsystemen, zum Beispiel Gesamtschulen. In diesen ist die Trennung vom Elternhaus und die Bildung einer kollektiven Identität verstärkt möglich.
9.2 - In emanzipatorisch geprägten Rahmenrichtlinien in verschiedenen Ländern - zum Beispiel innerhalb von Deutschland, Hessen und Nordrhein-Westfalen - in solchen Rahmenrichtlinien wird dazu angeleitet, die Gesellschaft als von Konflikten und Herrschaftsinteressen bestimmt zu sehen. Dies wirkt sich vor allem auf den Deutsch- Politik- und immer mehr reduzierten Geschichtsunterricht aus. Nicht-revolutionäre Dichter und Personen der Geschichte werden zunehmend übergangen oder uminterpretiert.
9.3 - Antiautoritäre Erziehung stellt alle überlieferten Werte und Autoritäten infrage, insbesondere die Autorität von Eltern, Staat, Geboten und Gott.
9.4 - Die Anwendung des neomarxistischen Soziologen-Deutsch und die Vernachlässigung des Grammatikunterrichts bewirken Einschüchterung und Reduktion des logischen Denkens der Schüler. Stattdessen kommt es zur erwünschten Aneignung von Klischees.
9.5 - Durch die Taktik der moralischen Überbietung, das heißt die Überforderung des zu überwindenden Systems, wird die gegenwärtige Gesellschaft als unannehmbar gezeichnet, während die zu schaffende utopische Gesellschaft in verschwommenen, aber hellen Zukunftsfarben erscheint.
9.6 - Der Geschlechtstrieb wird als Instrument lustbetonter Selbstverwirklichung angesehen. Demgemäß liegt besondere Betonung auf dem Sexualkundeunterricht und dem Zerbrechen sexueller Tabus.
These 10
Zwischen der emanzipatorischen Pädagogik der neuen Linken und der kommunistischen Pädagogik des Marxismus-Leninismus gibt es Unterschiede, wobei allerdings zu bedenken ist, dass erstere die westliche Demokratie zerstören und damit dem Kommunismus - gewollt oder ungewollt - den Boden bereiten soll. Der Zerstörung folgt dann neue Autorität, wenigstens so lange, bis die utopische, kommunistische Weltgesellschaft erreicht ist. Ist Brezinka nennt in seinem Werk Erziehung und Kulturrevolution folgende wichtige Ziele und Unterschiede:
Die emanzipatorische Pädagogik erstrebt die emanzipierte Persönlichkeit, die kommunistische Pädagogik erstrebt die sozialistische, parteiliche Persönlichkeit.
Die emanzipatorische Pädagogik erstrebt die Fähigkeit zur Ideologiekritik, die kommunistische Pädagogik erstrebt die Aneignung der sozialistischen Idee.
Die emanzipatorische Pädagogik erstrebt die Befreiung von Normen, die kommunistische Pädagogik erstrebt die Verinnerlichung sozialistischer Normen.
Die emanzipatorische Pädagogik wehrt sich gegen das Leistungsprinzip. Die kommunistische Pädagogik fördert und fordert das Leistungsprinzip.
Die emanzipatorische Pädagogik will die antiautoritäre Erziehung. Die kommunistische Pädagogik möchte autoritäre Erziehung.
Die emanzipatorische Pädagogik streut Misstrauen gegen den Staat. Die kommunistische Pädagogik möchte die Bejahung des sozialistischen Staates.
Die emanzipatorische Pädagogik erstrebt sexuelle Freizügigkeit, die kommunistische Pädagogik erstrebt sexuelle Zucht.
Die emanzipatorische Pädagogik erstrebt die Schmälerung der Elternautorität. Die kommunistische Pädagogik möchte die Unterstützung der sozialistisch autoritären Familie.
These 11
Und hier äußere ich jetzt empirische Kritik. Es ist fraglich, ob die Reformpädagogik des Neomarxismus zum erhofften neuen Menschen führt. Die Zerstörung der Autoritäten und die Verschwommenheit der Vorstellungen vom neuen Menschen und seiner Erreichbarkeit rufen in den meisten Jugendlichen nicht-revolutionäre Gesinnung hervor, sondern Verunsicherung. Verunsicherung aber ist der Nährboden für Selbstzerstörung, Sturz in die Diktatur und Terrorismus. Die geistesgeschichtlichen Voraussetzungen im aufklärerischen Humanismus, im naturalistischen Immanentismus, im Evolutionismus und im Nietzsche`schen Denken vom Übermenschen, sind sämtlich zu hinterfragen, insbesondere anhand des biblischen Welt und Menschenbildes. Man vergleiche hierzu vor allem 1. Mose 1 bis 3, 1, Mose 8, 21, Psalm 51, 7, Römer 1 bis 8, Hebräer 4, 3, Hebräer 11, 3 und viele andere Stellen. Aus diesen geht folgendes hervor:
1. Der Mensch ist nicht
von Natur aus gut.
2. Die Persönlichkeitsentwicklung ist vom Zusammenspiel von Erbanlagen und
Erziehung abhängig, nicht von der Erziehung allein.
3. Keiner kann die heutige, komplexe Gesellschaft völlig überschauen und sich
selbst absolute Normen setzen.
4. Gehorcht er einer elitären Minderheit von sogenannten Heilsvermittlern. dann
gerät er erst recht in Knechtschaft.
5. Viele Menschen zerbrechen unter Konflikten sowie unter der Kollektivierung
und Entblößung ihres Innenlebens in Gruppendynamik, Rollenspielen und
Soziogrammen. 6. Sexuelle Freizügigkeit führt leicht zur Versklavung unter das
eigene Triebleben und unter die Schamlosigkeit der anderen.
Und als These 12 abschließend nun die biblische Kritik
In zahlreichen Punkten kann die emanzipatorische Sozialisationsidee als direkter ideologischer Gegenentwurf zur biblischen Heilsbotschaft entlarvt werden. Es lassen sich gegenüberstellen, etwa folgende Gegensätze:
Die Bibel verkündet das eschiatologische Reich Gottes. Der Neomarxismus verkündet, dass herrschaftsfreie, welt-immanente Reich der Freiheit.
Die Bibel bezeichnet den Menschen als Ebenbild Gottes. Der Neomarxismus spricht vom kollektivierten neuen Menschen.
Die Bibel verkündet die Erlösung durch Jesus Christus. Der Neomarxismus propagiert die libidinöse Versöhnung von ich und es.
Die Bibel kennt die Gemeinde, die geleitet wird vom Heiligen Geist, der Neomarxismus erstrebt die sozialisierte Gruppe, die bestimmt und geprägt wird von der Psychotechnik.
Die Bibel spricht von der Heiligung, der Neomarxismus von der optimalen Bedürfnisbefriedigung.
Die Bibel verkündet die Freiheit in Gottes Kindschaft, der Neomarxismus die emanzipierte Gattung Mensch.
In Matthäus 24, 12,
2. Timotheus 3, 1 bis 4, 2. Thessalonicher 2, 3 wird gesprochen vom
Menschen der Gesetzlosigkeit, vom Menschen der Sünde, der seine Willkürherrschaft
lästernd gegen den geoffenbarten Willen Gottes aufrichtet. Aber es gilt:
Missachtung der Autorität Gottes ist Sünde und führt in freiheitsvernichtende
Bindungen hinein.
Man vergleiche hierzu Römer 1 und andere Stellen.
Trotz der Gefahr des Autoritätsmissbrauchs sind Persönlichkeitsentwicklung und Zusammenleben ohne Autorität und ohne objektive sittliche Normen nicht möglich. Man vergleiche hierzu Psalm 119, Römer, 13 und andere Bibelstellen. Und - die Bibel lehrt die Eltern zu Ehren, zum eigenen Segen der Kinder, 2. Mose 20, 12, Epheser 6, 1 folgende und andere. Und in Sprüche 1, 7 steht zu lesen <Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis. Die Toren> also die Narren <verachten Weisheit und Zucht.>
Die Ideologie des Neomarxismus hat vielfältige Auswirkungen. Sie kommt heute zum Beispiel, aber auch vor allem in der Ideologie der Grünen-Bewegung zum Tragen. Deshalb möchte ich darauf noch ein Hauptaugenmerk legen und einige Ausführungen anschließen.
Die Grünen sind nicht zu verstehen ohne die Gesprächstheorie des Neomarxisten Jürgen Habermas, also seine Theorie vom sogenannten herrschaftsfreien Diskurs. Als Habermas die Grundlagen des herrschaftsfreien Diskurses entwickelte, ging er davon aus, dass es außer den Regeln des herrschaftsfreien Diskurses selbst nichts Absolutes gibt. Alle überkommenen Werte und Autoritäten werden hinterfragt, werden schonungslos der Kritik preisgegeben. Nach dem Maßstab der optimalen Bedürfnisbefriedigung nach Herbert Marcuse wird eine neue Universalmoral angestrebt. Das heißt, der herrschaftsfreie Diskurs soll zu neuen, allseitig anerkannten Maßstäben und Normen führen. Diese ergeben sich einzig und allein aus dem Konsens der übereinstimmenden Meinung der Gesprächspartner. Aber jeder Konsens kann sofort wieder hinterfragt werden, wenn neue Gesichtspunkte auftauchen. Der grundlegenden Bedeutung wegen seien die Diskursgrundregeln im einzelnen kurz wiedergegeben:
1. Kein äußerer Zwang
darf das Gespräch behindern.
2. Geltung hat das beste Argument. Ich frage aber, wer entscheidet denn welches
das beste ist?
3. Jeder hat die gleiche Chance zur Beteiligung am Gespräch.
4. Jeder muss zur ungekränkten Selbstdarstellung fähig sein und sich dem
anderen transparent machen. Mit dieser Auflösung der Intimsphäre beginnt die
Auflösung der Individualität.
5. Jeder muss die Grundentscheidungen seines Lebens thematisieren und
kritisieren lassen. Hierzu dient ein ausgeklügeltes, den einzelnen entblößendes
System von Rede und Gegenrede, Begründungspflicht für alle Aussagen usw.
6. Keiner hat Vorrechte aufgrund von Alter, Erfahrung, Autorität usw.
7. Jeder muss bereit sein, mit jedem die Verhaltenserwartungen zu tauschen.
Jeder soll jederzeit zum Rollentausch bereit sein. Das bedeutet die völlige
Auflösung der Individualität.
8. Diskutiert wird solange, bis ein Konsens erreicht ist. Ist die neue Wahrheit
angenommen, bestimmt sie von da an das Leben und verhalten der Teilnehmer. Aber
auch diese Wahrheit bleibt relativ und gilt nur zeitlich beschränkt. Überdies
ist sie von Menschen gemacht, so meine Anmerkung hierzu.
Aus solchen
Utopien, die in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts bereits eine ganze
Protestgeneration an den Universitäten in ihrem Bann zogen, erklärt sich die
notorische Instabilität bei den Grünen, die sie selbst natürlich gerade als
ihre Stärke ansehen. So erklärt es sich, dass man eigentlich gar nicht von der
Politik, der Philosophie oder den Repräsentanten der Grünen reden
kann, weil im Grunde alles im Fluss ist. So erklärt sich ihr rotierendes System
des Abgeordnetenwechsels, ihre ständige Überarbeitung der Programme, ihr
Misstrauen gegen alles Feste, gegen Herrschaft, Regierungen und Autoritäten,
gegen Staat, Kirche, Eltern und Gott. Zumindest in der Anfangszeit, bevor sie
selber an die Regierung gelangten.
Nun hat sich manches geändert, aber der Relativismus des Neomarxismus
ist immer noch in den Wurzeln da. Und so erklärt sich auch ihre relativistische
Haltung gegenüber Staatsgesetzen, etwa in Aussagen wie staatlich verordnete
Gesetze sind ebenso wie alle anderen Regeln, veränderbare Dinge und auch
ihre relativistische Haltung gegenüber biblischen Geboten und
Schöpfungsordnungen - hiergegen vor allem. Der Relativismus hört natürlich
schlagartig auf, wenn es um die eigenen Grünen Dogmen und Traditionen geht. Und
auch der Relativismus selbst ist ja ein Dogma, ein typisches Dogma einer
Generation, die in der Sinnkrise steckt. Aus dem Gesagten ergibt sich der wohl
fundamentalste Unterschied zwischen Grünen und Christen:
Die Grünen erkennen keine biblische Offenbarung an. Was in der Bibel steht, kann zwar in die Diskussion einbezogen werden, es kommt ihm aber keine absolute Gültigkeit zu. Hier kommen Habermas und den Grünen Formen einer historisch kritischen Bibelauslegung entgegen, in denen biblische Offenbarung als rein historisch Gewachsenes angesehen und weitgehend ihres Anspruchs beraubt wird. Solche Auslegung steht aber im Widerspruch zum Selbstanspruch der heiligen Schrift, wo es heißt, <Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Aufdeckung der Schuld, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.> - 2. Timotheus 3, 16. Für Christen steht der Wahrheitsanspruch der Habermas'schen Diskursgrundregeln in diametralem Gegensatz zum alleinigen, letztgültigen Wahrheitsanspruch Jesu Christi. Jesus als die lebendige Wahrheit und Zuverlässigkeit, als Gottes Sohn kann ebenso wie das von Gott Gebotene und Gesagte von Menschen nicht hinterfragt werden. Im Angesicht der in der Bibel bezeugten göttlichen Offenbarung gibt es keine Diskussion, sondern nur Annahme oder Ablehnung. Hier scheiden sich die Geister existenziell, nicht nur verbal. Hier steht der Mensch nicht vor dem Menschen, sondern vor Gott, der ihn anredet und aufruft, seinen heiligen Willen zu erkennen und danach zu handeln. Der Christ weiß auch Gottes Ordnungen und Gebote sind keine autoritäre Willkür, sondern sie entspringen seiner Liebe zu seiner Schöpfung. Sie dienen dem Schutz jedes einzelnen, sie ermöglichen Leben und Zusammenleben, sie bewahren eine Gesellschaft vor dem Chaos und erheben den Menschen über das Tier. In ihrer relativistischen autoritätsfeindlichen Haltung setzen die Grünen sich in verschiedenen Punkten - vor allem auf sexualethischem Gebiet - über die Schöpfungsordnungen Gottes hinweg. Sie übernehmen die von Wilhelm Reich, Herbert Marcuse, Helmut Kenntler und anderen geprägten Vorstellungen einer sogenannten modernen Sexualwissenschaft, die Perversionen, Homosexualität, Polygamie vor- und außerehelichen Geschlechtsverkehr, freie Liebe und Auflösung der Familie gutheißt oder propagiert. Neuerdings auch Prostitution. So gelangen sie zu der Auffassung, dass Homosexualität und Heterosexualität gleichwertige Ausdrucksformen menschlicher Sexualität seien. Sie fordern in ihren Programmen eine Sexualerziehung, die die Kinder und Jugendlichen dazu befähigen soll, ihre Sexualität frei und ohne Ängste zu entwickeln. Heterosexualität, Ehe und Familie dürfte nicht als einzig mögliche Lebensformen dargestellt werden. Die Grünen machen sich stark für die Streichung des bundesdeutschen Paragraphen 218 des Strafgesetzbuches und damit für die Leugnung des Unrechtscharakters der Abtreibung. Sie fordern:
keine Strafverfolgung und Einschüchterung von Frauen und Ärzten, die abgetrieben haben.
Sie nehmen heidnisch, mythisch-feministische Vorstellungen vom androgynen Urmenschen, vom ungeteilten, zweigeschlechtlichen Wesen auf und fordern eine Annäherung der Geschlechter bis zur Verschmelzung und Auflösung geschlechtsspezifischer Eigenarten.
Gott aber schuf den
Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn, und er schuf sie - Es
steht hier nicht ihn, sondern sie - als Mann und Frau 1. Mose 1, 27,
vergleiche 1. Mose 5, 2. Die biblische Schöpfungsordnung kennt die
Menschen nicht als zweigeschlechtliche Zwitterwesen, sondern von Anfang an als
Mann und Frau in ihrer jeweiligen Geschlechtlichkeit. Das wird vollends am Fruchtbarkeitssegen
1. Mose 1, 28 deutlich, der nur angesichts eines Menschenpaares einen
Sinn ergibt. Gegen alle Vereinheitlichungstendenzen ist zu sagen, die Geschlechter
sind gleichwertig, aber nicht gleichartig. Sowohl der Mann als auch die
Frau haben je ihre geschlechtsspezifischen Eigenarten, Stärken und Schwächen
von ihrer Anlage her mitbekommen. Gerade die Unterschiede zwischen Mann und
Frau machen das Zusammenleben interessant und bereichern die Schöpfung
ungemein. Wer diese Unterschiede einebnen will, stellt sich nicht nur gegen die
göttliche Schöpfungsordnung, sondern leistet auch der Phantasielosigkeit
Vorschub, die die Grünen doch gerade bekämpfen wollen. Ebenso deutlich ist zu
sagen, dass die Unterschiede nicht zu einer Unterdrückung und Ausbeutung des
Schwächeren durch den Stärkeren missbraucht werden dürfen. Mann und Frau sind
gleichermaßen nach Gottes Bild geschaffen. Beider Würde ist unantastbar. Die
Einehe ist nach dem Zeugnis der Bibel nicht eine unter mehreren
gleichberechtigten Partnerschaftsformen, sondern die einzige, die Gottes
Schöpfungsordnung und Gottes Schöpfungsauftrag entspricht und von ihm
eingesetzt und gesegnet ist. Sie allein bietet durch ihre Dauerhaftigkeit die
nötige Geborgenheit für Ehegatten und Kinder. Sie allein vermag die Partner vor
Ausbeutung und sexuellem Missbrauch durch andere zu schützen. Im Neuen
Testament wird die Einehe sogar als Abbild der Beziehung zwischen Gott und der
christlichen Gemeinde gesehen, etwa in Epheser 5. Dagegen wird
Polygamie, also Vielehe im Alten Testament von Gott allenfalls geduldet,
zumeist aber bestraft. Für das Neue Testament ist sie völlig indiskutabel.
Homosexualität und andere Perversionen sind für Gott ein Gräuel, man vergleiche
vor allem 3. Mose 18, Römer 1 und 1. Korinther 6. Wenn sie
damals im Zusammenhang mit heidnischen Kulten auftraten, sind sie deshalb heute
nicht gut zu heißen, sondern gerade dadurch als Verirrungen qualifiziert, die
mit Unglauben und Sünde zusammenhängen. Körperliche Liebe außerhalb der Ehe
wird in der Bibel als Unzucht bezeichnet, griechisch porneia; vergleiche
1. Korinther 5 und 6, Hebräer 13, 4 und andere Stellen und kommt
im Grunde einem Ehebruch gleich. Vorehelicher Geschlechtsverkehr war in
biblischer Zeit fast unvorstellbar. An dem deshalb wenigen Stellen, die auf ihn
Bezug nehmen, wird er als negativ und nicht gottgewollt beurteilt, so in 5.
Mose 22 und 2. Samuel 13.
Wer für sogenannte freie Liebe eintritt, kann sich damit nicht auf die
christliche Freiheit berufen, er muss sehen, dass Freiheit im biblischen Sinne
nicht Willkür und Zügellosigkeit bedeutet, sondern frei sein für Gott, für den
Dienst Gottes. Der Missbrauch der Sexualität, einer von Gott geschenkten Gabe,
kann niemals Ausdruck christlicher Freiheit sein.
Zur Abtreibungsfrage ist von der Bibel her zu sagen: Der Mensch ist in jedem
Lebensabschnitt ganz Mensch und das Gebot, du sollst nicht töten, gilt mithin
genauso für das Ungeborene wie für das bereits geborene Kind. Und nichts auf
der Erde steht höher und ist schutzwürdiger als das menschliche Leben. Und
Motive wie Wohlstand oder Selbstverwirklichung haben dahinter zurückzutreten.
Es ist eine bemerkenswerte Perversion ethischen Denkens, wenn einerseits
verschärfter Tierschutz gefordert wird, gleichzeitig jedoch unerwünschtes
menschliches Leben zur Tötung freigegeben werden soll. Nach dem Zeugnis der
Bibel weiß Gott schon vor der Geburt, ja vor seiner Zeugung, um den einzelnen
Menschen und wendet ihm seine Liebe zu, was viele Stellen deutlich machen. Mit
der Existenz im Mutterleib, zum Beispiel im Psalm 139, kann nur die
gesamte Zeit von der Befruchtung bis zur Geburt gemeint sein. Entwicklung kann
daher nicht als Höherentwicklung unter Einschluss tierähnlicher Stadien
betrachtet werden, wie es das biogenetische Grundgesetz von Ernst Haeckel
behauptete. Ebenso wenig lässt sich die philosophisch beeinflusste Theorie von
der sukzessiv Beseelung mit der Bibel begründen. Entwicklung bedeutet Entfaltung
des schon vor der Zeugung von Gott geplanten und bei der Zeugung im Erbgut
unverwechselbar angelegten Menschen. Dabei ist der Mensch mehr als eine
zufällige Erbgutkombination, er ist Geschöpf Gottes nach dem Bild des
Schöpfers. Er ist auch nicht Bestandteil der Mutter, sondern er ist
individueller Mensch von Anfang an.
In krassem Widerspruch zu biblischen Normen befinden die Grünen sich auch in
ihrer Nichtanerkennung staatlicher Gesetze und Ordnungen. Zumindest in ihrer
Frühzeit haben sie das so gehandhabt. Bei ihnen wird aus einer teilweise
verständlichen Staatsverdrossenheit eine prinzipielle Auflehnung gegen
staatliche Autorität. Die zahlreichen Aufrufe zu zivilem Ungehorsam,
Demonstrationen, Protest haben in den 70er, 80er und auch noch 90er Jahren System
gehabt. Demgegenüber gehört es zum Grundbestand neutestamentlicher Ethik, dass
Staatsgewalt, dass Regierung von Gott eingesetzt ist. Man vergleiche etwa Römer
13. Obrigkeiten sind Werkzeuge Gottes, die nötig sind, um in dieser
Gefallenen und dem Bösen preisgegebenen Welt wenigstens einigermaßen die
Ordnung zu erhalten und dem Bösen zu wehren. Die Grenze des Gehorsams gegenüber
der Regierung ist für den Bürger erst da erreicht, wo die Regierung selber böse
wird, das heißt, sich bewusst gegen Gottes Gebote stellt. Man vergleiche hier Apostelgeschichte
5, 29 <Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.> Das
gilt da, wo ein Konflikt zwischen Staatsordnung und Gottesgebot auftritt. Die
von den Grünen so lebhaft bemängelten Machtansprüche des Staates sind keine
Anmaßungen eines überholten Zeitalters, sondern von Gott prinzipiell gewollt.
Und der ausgehöhlte Staat führt nicht zum goldenen Zeitalter des mündigen
Bürgers, sondern unweigerlich zu Chaos, Gewalt und Anarchie. Konkret heißt das
folgendes:
Gesetze sind prinzipiell dazu da, dass man sie befolgt und nicht dazu, dass man
sie nach Belieben situations-ethisch relativiert, uminterpretiert oder für
repressiv oder überholt erklärt. Regierung, Polizei, Lehrer, Eltern sind dazu
da, dass man konstruktiv mit ihnen zusammenarbeitet und nicht dazu, dass man
den permanenten Aufstand probt und auf ihre Abschaffung drängt. Es kann einer
Gesellschaft nichts Schlimmeres geschehen, als die Entmachtung solcher
Institutionen.
Nun möchte ich
zusammenfassend folgendes sagen. Unter den Ansichten der Grünen finden sich
manche Berührungspunkte mit dem christlichen Glauben. Das habe ich an anderer
Stelle, etwa in meinen Büchern zu dieser Thematik ausgeführt. Diese Berührungen
sind jedoch nur oberflächlich. Das ideologische Fundament der Grünen ist
eindeutig nicht christlich. Die Hauptwurzeln bilden der Rousseau‘sche
Glaube an die gute Natur des Menschen, die hinduistisch, buddhistisch, Schopenhauer‘sche
Lehre von der Nichtigkeit des Einzelwesens. Der marxistisch-neomarxistische
Glaube an die vom Menschen zu schaffende diesseitig paradiesische Gesellschaft.
Sowie allgemein eine schwärmerische Erwartung des Heils aus allem Natürlichen. Aus
den Naturtrieben, Naturmystik, Naturreligionen usw. Die dialektische
Relativierung alles Bestehenden führt zu einer Verwässerung und Auflösung
sämtlicher Werte und Autoritäten, insbesondere auch biblischer Gebote und
Schöpfungsordnungen. Die Bibel betont demgegenüber die Verfallenheit jedes
Menschen an die Sünde. Sie betont die Verantwortlichkeit, die Ansprechbarkeit
und den Wert jedes einzelnen Menschen vor Gott, sie betont die Gültigkeit der
von Jesus bestätigten und gesetzten Gebote und Schöpfungsordnungen. Sie betont
die Erlösungsbedürftigkeit jedes Menschen und zeigt als einzigen Weg zur
Erlösung den Glauben an Jesus Christus, den für uns gekreuzigten und
auferstandenen Sohn Gottes. Sie erteilt jeder Vergötzung der Natur, der
gefallenen Geschöpflichkeit eine Absage. Sie lehrt die Verantwortung des
Menschen für die Schöpfung, aber zugleich auch das Vertrauen auf das
Weltregiment Gottes, der durch Leiden und Dunkelheit hindurch seine Gemeinde
sammelt und zu einem guten Ende führt. Allein Gott ist gut und allein er kann
deshalb das verlorene Paradies neu schaffen. Dies gilt es gegenüber allen
Versuchen des Menschen, sich selbst und die Natur zu erlösen, klar zu sehen.
Menschenwerk so notwendig es ist, bleibt immer Vorläufiges - Gottes Wort aber
schafft Bleibendes. Gott kommt in der Philosophie der Grünen so gut wie nicht
vor und wenn, dann nur als überholte Entwicklungsstufe in der
Menschheitsgeschichte. Vor der Zeit der Aufklärung. Der lebendige Gott sprengt
aber alle geschichtlichen und gesellschaftlichen Grenzen. Er ruft jeden
Einzelnen direkt zur Entscheidung, zur Verantwortung, zum Glauben, zum Heil.
Wer Gott aus seiner Weltbetrachtung ausklammert, verengt damit seinen
Blickwinkel und sieht alle Dinge in einer falschen Perspektive, ihm erscheint
vieles machbar, was ohne Gott kein Mensch machen kann. Zum Beispiel ewiger
Friede, absolut gute Gesellschaft, absolut unberührte Natur. Ihm erscheint auch
vieles unmöglich, was mit Gott für jeden möglich ist. Zum Beispiel befreit sein
von Schuld, getröstet sein im Leiden, lebendige Hoffnung, ewiges Leben, echte
Weisheit und Kraft um Probleme anzugehen. Es wäre ein Zeichen der Hoffnung,
wenn die Grünen und alle anderen, die auch noch neomarxistisch denken und die
es noch nicht getan haben, zu Gott umzukehren, wenn alle diese ihren
Blickwinkel in diesem Sinne erweiterten.