Martin
Luther
DER
KLEINE KATECHISMUS
DAS ERSTE HAUPTSTÜCK
Die zehn Gebote,
wie sie ein Hausvater den Seinen einfältig
vorhalten soll
Das erste Gebot
Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst
nicht andere Götter haben neben mir. Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein
Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden,
oder des, das im Wasser unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen
nicht.
Was ist das?
Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten,
lieben und vertrauen.
Das zweite Gebot
Du sollst den Namen des Herrn, deines
Gottes, nicht unnützlich führen; denn der Herr wird den nicht ungestraft
lassen, der seinen Namen mißbraucht.
Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir
bei seinem Namen nicht fluchen, schwören, zaubern, lügen oder trügen, sondern
denselben in allen Nöten anrufen, beten, loben und danken.
Das dritte Gebot
Du sollst den Feiertag heiligen.
Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir
die Predigt und sein Wort nicht verachten, sondern dasselbe heilig halten,
gerne hören und lernen.
Das vierte Gebot
Du sollst deinen Vater und deine Mutter
ehren, auf daß dirs wohlgehe und du lange lebest auf Erden.
Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir
unsere Eltern und Herren nicht verachten noch erzürnen, sondern sie in Ehren
halten, ihnen dienen, gehorchen, sie lieb und wert haben.
Das fünfte Gebot
Du sollst nicht töten.
Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir
unserm Nächsten an seinem Leibe keinen Schaden noch Leid tun, sondern ihm
helfen und fördern in allen Leibesnöten.
Das sechste Gebot
Du sollst nicht ehebrechen.
Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir
keusch und züchtig leben in Worten und Werken und ein jeglicher sein Gemahl
lieben und ehren.
Das siebente Gebot
Du sollst nicht stehlen.
Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir
unsers Nächsten Geld und Gut nicht nehmen noch mit falscher Ware oder Handel an
uns bringen, sondern ihm sein Gut und Nahrung helfen bessern und behüten.
Das achte Gebot
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden
wider deinen Nächsten.
Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir
unsern Nächsten nicht fälschlich belügen, verraten, afterreden oder bösen
Leumund machen, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles
zum Besten kehren.
Das neunte Gebot
Du sollst nicht begehren deines Nächsten
Haus.
Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir
unserm Nächsten nicht mit List nach seinem Erbe oder Hause stehen und mit einem
Schein des Rechts an uns bringen, sondern ihm dasselbe zu behalten förderlich
und dienstlich sein.
Das zehnte Gebot
Du sollst nicht begehren deines Nächsten
Weib, Knecht, Magd, Vieh oder alles, was sein ist.
Was ist das?
Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir
unserm Nächsten nicht sein Weib, Gesinde oder Vieh abspannen, abdringen oder
abwendig machen, sondern dieselben anhalten, daß sie bleiben und tun, was sie
schuldig sind.
Was sagt nun Gott von diesen Geboten allen?
Er sagt also:
Ich, der Herr, dein Gott, bin ein
eifriger Gott, der über die, so mich hassen, die Sünde der Väter heimsucht an
den Kindern bis ins dritte und vierte Glied; aber denen, so mich lieben und
meine Gebote halten, aber denen, die mich lieben, tue ich wohl bis ins
tausendste Glied.
Was ist das?
Gott dräuet zu strafen alle, die diese
Gebote übertreten; darum sollen wir uns fürchten vor seinem Zorn und nicht
wider solche Gebote tun. Er verheißet aber Gnade und alles Gute allen, die
solche Gebote halten; darum sollen wir ihn auch lieben und vertrauen und gerne
tun nach seinen Geboten.
DAS ZWEITE HAUPTSTÜCK
Der christliche Glaube,
wie ihn ein Hausvater den Seinen aufs
einfältigste vorhalten soll.
DER ERSTE ARTIKEL
Von der Schöpfung
Ich glaube an Gott den Vater, den
Allmächtigen, Schöpfer Himmels und der Erde.
Was ist das?
Ich glaube, daß mich Gott geschaffen hat
samt allen Kreaturen, mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder,
Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält; dazu KIeider und Schuh,
Essen und Trinken, Haus und Hof, Weib und Kind, Acker, Vieh und alle Güter; mit
aller Notdurft und Nahrung dieses Leibes und Lebens mich reichlich und täglich
versorget, wider alle Fährlichkeit beschirmet und vor allem Übel behütet und
bewahret; und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und
Barmherzigkeit ohn' all mein Verdienst und Würdigkeit; des alles ich ihm zu
danken und zu loben und dafür zu dienen und gehorsam zu sein schuldig bin. Das
ist gewißlich wahr.
DER ZWEITE ARTIKEL
Von der Erlösung
Ich glaube an Jesum Christum, Gottes
eingebornen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist vom Heiligen Geist, geboren
von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontio Pilato, gekreuziget, gestorben
und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage auferstanden von den
Toten, aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen
Vaters, von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten.
Was ist das?
Ich glaube, daß Jesus Christus wahrhaftiger
Gott vom Vater in Ewigkeit geboren und auch wahrhaftiger Mensch von der
Jungfrau Maria geboren, sei mein Herr, der mich verlornen und verdammten
Menschen erlöset hat, erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tode und von der
Gewalt des Teufels; nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen,
teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben; auf daß ich sein
eigen sei und in seinem Reich unter ihm lebe und ihm diene in ewiger
Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit; gleichwie er ist auferstanden vom Tode,
lebet und regieret in Ewigkeit. Das ist gewißlich wahr.
DER DRITTE ARTIKEL
Von der Heiligung
Ich glaube an den Heiligen Geist, eine
heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen, Vergebung der Sünden,
Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Amen.
Was ist das?
Ich glaube, daß ich nicht aus eigener
Vernunft noch Kraft an Jesum Christum, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen
kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen
Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiliget und erhalten; gleichwie er die
ganze Christenheit auf Erden beruft, sammelt, erleuchtet, heiliget und bei Jesu
Christo erhält im rechten, einigen Glauben; in welcher Christenheit er mir und
allen Gläubigen täglich alle Sünden reichlich vergibt und am jüngsten Tage mich
und alle Toten auferwecken wird und mir samt allen Gläubigen in Christo ein
ewiges Leben geben wird. Das ist gewißlich wahr.
DAS DRITTE HAUPTSTÜCK
Das Vaterunser,
wie es ein Hausvater den Seinen aufs
einfältigste vorhalten soll.
Die Anrede
Vater unser, der du bist im Himmel.
Was ist das?
Gott will uns damit locken, daß wir glauben
sollen, er sei unser rechter Vater und wir seine rechten Kinder, auf daß wir
getrost und mit aller Zuversicht ihn bitten sollen wie die lieben Kinder ihren
lieben Vater.
Die erste Bitte
Geheiliget werde dein Name.
Was ist das?
Gottes Name ist zwar an sich selbst heilig;
aber wir bitten in diesem Gebet, daß er auch bei uns heilig werde.
Wie geschieht das?
Wo das Wort Gottes lauter und rein gelehret
wird, und wir auch heilig als die Kinder Gottes darnach leben. Das hilf uns,
lieber Vater im Himmel! Wer aber anders lehret und lebet, denn das Wort Gottes
lehret, der entheiliget unter uns den Namen Gottes. Davor behüte uns, lieber
himmlischer Vater!
Die zweite Bitte
Dein Reich komme.
Was ist das?
Gottes Reich kommt wohl ohne unser Gebet von
sich selbst; aber wir bitten in diesem Gebet, daß es auch zu uns komme.
Wie geschieht das?
Wenn der himmlische Vater uns seinen
Heiligen Geist gibt, daß wir seinem heiligen Wort durch seine Gnade glauben und
göttlich leben, hier zeitlich und dort ewiglich.
Die dritte Bitte
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also
auch auf Erden.
Was ist das?
Gottes guter, gnädiger Wille geschieht wohl
ohne unser Gebet; aber wir bitten in diesem Gebet, daß er auch bei uns
geschehe.
Wie geschieht das?
Wenn Gott allen bösen Rat und Willen bricht
und hindert, so uns den Namen Gottes nicht heiligen und sein Reich nicht kommen
lassen wollen, als da ist des Teufels, der Welt und unsers Fleisches Wille;
sondern stärket und behält uns fest in seinem Wort und Glauben bis an unser
Ende. Das ist sein gnädiger, guter Wille.
Die vierte Bitte
Unser täglich Brot gib uns heute.
Was ist das?
Gott gibt täglich Brot auch wohl ohne unsere
Bitte allen bösen Menschen; aber wir bitten in diesem Gebet, daß er uns lasse
erkennen und mit Danksagung empfangen unser täglich Brot.
Was heißt denn täglich Brot?
Alles was zur Leibes Nahrung und Notdurft
gehört, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut,
fromm Gemahl, fromme Kinder, fromm Gesinde, fromme und treue Oberherren, gut
Regiment, gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue
Nachbarn und desgleichen.
Die fünfte Bitte
Und vergib uns unsere Schuld, wie wir
vergeben unsern Schuldigern.
Was ist das?
Wir bitten in diesem Gebet, daß der Vater im
Himmel nicht ansehen wolle unsere Sünden und um derselben willen solche Bitte,
nicht versagen; denn wir sind der keines wert, das wir bitten, habens auch
nicht verdienet; sondern er wolle es uns alles aus Gnaden geben, denn wir
täglich viel sündigen und wohl eitel Strafe verdienen. So wollen wir wiederum
auch herzlich vergeben und gerne wohltun denen, die sich an uns versündigen.
Die sechste Bitte
Und führe uns nicht in Versuchung.
Was ist das?
Gott versucht zwar niemand, aber wir bitten
in diesem Gebet, daß uns Gott wolle behüten und erhalten, auf daß uns der
Teufel, die Welt und unser Fleisch nicht betrüge und verführe in Mißglauben,
Verzweiflung und andere große Schande und Laster; und ob wir damit angefochten
würden, daß wir doch endlich gewinnen und den Sieg behalten.
Die siebente Bitte
Sondern erlöse uns von dem Übel.
Was ist das?
Wir bitten in diesem Gebet als in der Summa,
daß uns der Vater im Himmel von allerlei Übel Leibes und der Seele, Gutes und
Ehre erlöse und zuletzt, wenn unser Stündlein kommt, ein seliges Ende beschere
und mit Gnaden von diesem Jammertal zu sich nehme in den Himmel.
Beschluß
Denn dein ist das Reich und die Kraft und
die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Was ist das?
Daß ich soll gewiß sein, solche Bitten sind
dem Vater im Himmel angenehm und erhöret. Denn er selbst hat uns geboten, also
zu beten, und verheißen, daß er uns will erhören. Amen, Amen, das heißt: Ja,
ja, es soll also geschehen.
DAS VIERTE HAUPTSTÜCK
Das Sakrament der heiligen Taufe,
wie es ein Hausvater den Seinen einfältig
vorhalten soll.
Zum ersten
Was ist die Taufe?
Die Taufe ist nicht allein schlicht Wasser,
sondern sie ist das Wasser in Gottes Gebot gefasset und mit Gottes Wort
verbunden.
Welches ist denn solch Wort Gottes?
Da unser Herr Christus spricht Matthäus im
letzten Kapitel:
Gehet hin in alle Welt, lehret alle
Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes.
Zum andern
Was gibt oder nützet die Taufe?
Sie wirket Vergebung der Sünden, erlöset vom
Tod und Teufel und gibt die ewige Seligkeit allen, die es glauben, wie die
Worte und Verheißung Gottes lauten.
Welches sind denn solche Worte und
Verheißung Gottes?
Da unser Herr Christus spricht Markus im
letzten Kapitel:
Wer da glaubet und getauft wird, der wird
selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden.
Zum dritten
Wie kann Wasser solche großen Dinge tun?
Wasser tuts freilich nicht, sondern das Wort
Gottes, so mit und bei dem Wasser ist, und der Glaube, so solchem Worte Gottes
im Wasser trauet. Denn ohne Gottes Wort ist das Wasser schlicht Wasser und
keine Taufe; aber mit dem Worte Gottes ist es eine Taufe, das ist ein
gnadenreich Wasser des Lebens und ein Bad der neuen Geburt im Heiligen Geist,
wie St. Paulus sagt zu Titus im 3. Kapitel:
Gott macht uns selig durch das Bad der
Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, welchen er ausgegossen hat
über uns reichlich durch Jesum Christum, unsern Heiland, auf daß wir durch
desselben Gnade gerecht und Erben seien des ewigen Lebens nach der Hoffnung.
Das ist gewißlich wahr.
Zum vierten
Was bedeutet denn solch Wassertaufen?
Es bedeutet, daß der alte Adam in uns durch
tägliche Reue und Buße soll ersäufet werden und sterben mit allen Sünden und
bösen Lüsten, und wiederum täglich herauskommen und auferstehen ein neuer
Mensch, der in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott ewiglich lebe.
Wo stehet das geschrieben?
St. Paulus zu den Römern am sechsten
spricht:
Wir sind samt Christo durch die Taufe
begraben in den Tod, auf daß, gleichwie Christus ist von den Toten auferwecket
durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen wir auch in einem neuen Leben
wandeln.
Wie man die Einfältigen soll lehren beichten
Was ist die Beichte?
Die Beichte begreift zwei Stücke in sich:
eines, daß man die Sünden bekenne, das andere, daß man die Absolution oder
Vergebung von dem Beichtiger empfange als von Gott selbst und ja nicht daran
zweifle, sondern fest glaube, die Sünden seien dadurch vergeben vor Gott im
Himmel.
Welche Sünden soll man denn beichten?
Vor Gott soll man aller Sünden sich schuldig
geben, auch die wir nicht erkennen, wie wir im Vaterunser tun; aber vor dem
Beichtiger sollen wir allein die Sünden bekennen, die wir wissen und fühlen im
Herzen.
Welche sind die?
Da siehe deinen Stand an nach den zehn
Geboten ob du Vater, Mutter, Sohn, Tochter, Herr, Frau, Knecht, Magd bist, ob
du ungehorsam, untreu, unfleißig gewesen bist, ob du jemand Leid getan hast mit
Worten oder Werken, ob du gestohlen, versäumt, verwahrlost, Schaden getan hast.
Bitte zeige mir eine kurze Weise zu
beichten?
So sollst du zum Beichtiger sprechen:
Würdiger, lieber Herr: ich bitte euch, wollet meine Beichte hören und mir die
Vergebung zusprechen um Gottes willen.
Sage an.
Ich armer Sünder bekenne mich vor Gott aller
Sünden schuldig; insonderheit bekenne ich vor euch, daß ich ein Knecht (Magd)
etc. bin. Aber ich diene leider untreulich meinem Herrn; denn da und da habe
ich nicht getan, was sie mich hießen, habe sie erzürnt und zu fluchen bewegt,
habe versäumt und Schaden lassen geschehen, bin auch in Worten und Werken
schamlos gewesen; habe mit meinesgleichen erzürnt, wider meine Frau (Herrn)
gemurrt und geflucht etc. Das alles ist mir leid und bitte um Gnade; ich will
mich bessern.
Ein Herr oder Frau sage also:
Insonderheit bekenne ich vor euch, daß ich
meine Kinder und Gesinde nicht treulich erzogen habe zu Gottes Ehre. Ich habe
geflucht, böse Exempel mit unzüchtigen Worten und Werken gegeben, meinem
Nachbar Schaden getan, übel nachgeredet, zu teuer verkauft, falsche und nicht
ganze Ware gegeben. - Und was er mehr wider die Gebote Gottes und seinen Stand
getan.
Wenn aber jemand sich nicht beschwert findet
mit solchen oder größeren Sünden, der soll nicht sorgen oder weiter Sünden
suchen noch erdichten und damit eine Marter aus der Beichte machen, sondern
erzähle eine oder zwei, wie du weißt. Also: Insonderheit bekenne ich, daß ich
einmal geflucht, ebenso einmal häßlich mit Worten gewesen, einmal dies oder das
versäumt habe. Also laß es genug sein.
Weißt du aber gar keine, (was doch nicht
wohl sollte möglich sein) so sage auch keine insonderheit, sondern nimm die Vergebung
auf die gemeine Beichte d. h. das gebräuchliche Beichtgebet, die du vor Gott
tust gegenüber dem Beichtiger.
Darauf soll der Beichtiger sagen:
Gott sei dir gnädig und stärke deinen
Glauben. Amen.
Weiter:
Glaubst du auch, daß meine Vergebung Gottes
Vergebung sei?
Ja, lieber Herr.
Darauf spreche er:
Wie du glaubest, so geschehe dir. Und ich,
aus dem Befehl unsers Herrn Jesu Christi, vergebe dir deine Sünden im Namen des
Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Gehe hin in Frieden.
Welche aber große Beschwerung des Gewissens
haben oder betrübt und angefochten sind, die wird ein Beichtvater wohl wissen
mit mehr Sprüchen zu trösten und zum Glauben zu reizen. Das soll allein eine
gemeine (d. h. einfache) Weise der Beichte sein für die Einfältigen.
DAS FÜNFTE HAUPTSTÜCK
Das Sakrament des Altars,
wie es ein Hausvater den Seinen einfältig
vorhalten soll.
Zum ersten
Was ist das Sakrament des Altars?
Es ist der wahre Leib und Blut unsers Herrn
Jesu Christi, unter dem Brot und Wein uns Christen zu essen und zu trinken von
Christo selbst eingesetzt.
Wo stehet das geschrieben?
So schreiben die heiligen Evangelisten
Matthäus, Markus, Lukas und St. Paulus:
Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da
er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brachs und gabs seinen Jüngern
und sprach: Nehmet hin und esset; das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.
Solches tut zu meinem Gedächtnis.
Desselbigengleichen nahm er auch den Kelch
nach dem Abendmahl, dankte und gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus;
dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird
zur Vergebung der Sünden. Solches tut, so oft ihrs trinket, zu meinem
Gedächtnis.
Zum andern
Was nützet denn solch Essen und Trinken?
Das zeigen uns diese Worte: Für euch gegeben
und vergossen zur Vergebung der Sünden; nämlich, daß uns im Sakrament Vergebung
der Sünden, Leben und Seligkeit durch solche Worte gegeben wird; denn wo
Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit.
Zum dritten
Wie kann leiblich Essen und Trinken solch
große Dinge tun?
Essen und Trinken tuts freilich nicht,
sondern die Worte, so da stehen: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung
der Sünden. Solche Worte sind neben dem leiblichen Essen und Trinken das
Hauptstück im Sakrament. Und wer denselben Worten glaubt, der hat, was sie
sagen und wie sie lauten, nämlich Vergebung der Sünden.
Zum vierten
Wer empfängt denn solch Sakrament
würdiglich?
Fasten und leiblich sich bereiten ist wohl
eine feine äußerliche Zucht, aber der ist recht würdig und wohl geschickt, wer
den Glauben hat an diese Worte: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung
der Sünden. Wer aber diesen Worten nicht glaubt oder zweifelt, der ist unwürdig
und ungeschickt; denn das Wort: »Für euch« fordert eitel gläubige Herzen.
Wie ein Hausvater die Seinen lehren soll,
sich morgens und abends zu segnen.
Des Morgens, so du aus dem Bett fährst,
sollst du dich segnen mit dem heiligen Kreuz und sagen:
Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger
Geist. Amen.
Darauf knieend oder stehend den Glauben und
Vaterunser. Willst du, so magst du dies Gebetlein dazu sprechen:
Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch
Jesum Christum, deinen lieben Sohn, daß du mich diese Nacht vor allem Schaden
und Gefahr behütest hast, und bitte dich, du wollest mich diesen Tag auch
behüten vor Sünden und allem Übel, daß dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn
ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände; dein heiliger
Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde. Amen.
Und alsdann mit Freuden an dein Werk
gegangen und etwa ein Lied gesungen oder die zehn Gebote oder was deine Andacht
gibt.
Der Abendsegen
Des Abends, wenn du zu Bette gehst, sollst
du dich segnen mit dem heiligen Kreuz und sagen: Das walte Gott Vater, Sohn und
Heiliger Geist. Amen.
Darauf knieend oder stehend den Glauben und
Vaterunser. Willst du, so magst du dies Gebetlein dazu sprechen:
Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch
Jesum Christum, deinen lieben Sohn, daß du mich diesen Tag gnädiglich behütet
hast, und bitte dich, du wollest mir vergeben alle meine Sünden, wo ich Unrecht
getan habe, und mich diese Nacht auch gnädiglich behüten. Denn ich befehle
mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei
mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde. Amen.
Und alsdann flugs und fröhlich geschlafen.
Wie ein Hausvater die Seinen lehren soll,
das Benedicite und Gratias (d. h. das Tischgebet um Gottes Segen und das
Dankgebet für Gottes Gaben) zu sprechen.
Das Benedicite
Eltern, Kinder und Gesinde sollen mit
gefalteten Händen und zuchtvoll vor den Tisch treten und sprechen:
Aller Augen warten auf dich, Herr, und du
gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit. Du tust deine milde Hand auf und
sättigst alles, was lebt, mit Wohlgefallen.
Danach das Vaterunser und dies folgende
Gebet:
Herr Gott, himmlischer Vater, segne uns und
diese deine Gaben, die wir von deiner milden Güte zu uns nehmen, durch Jesum
Christum, unsern Herrn. Amen.
Das Gratias
Also auch nach dem Essen sollen sie
gleicherweise tun, zuchtvoll und mit gefalteten Händen sprechen:
Danket dem Herrn, denn er ist freundlich,
und seine Güte währet ewiglich. Der allem Fleische Speise gibt, der dem Vieh
sein Futter gibt, den jungen Raben, die ihn anrufen. Er hat nicht Lust an der
Stärke des Rosses noch Gefallen an jemandes Beinen. Der Herr hat Gefallen an
denen, die ihn fürchten und die auf seine Güte warten.
Danach das Vaterunser und dies folgende
Gebet:
Wir danken dir, Herr Gott, himmlischer
Vater, durch Jesum Christum, unsern Herrn, für alle deine Wohltat, der du
lebest und regierest in Ewigkeit. Amen.
Die Haustafel
etlicher Sprüche für allerlei heilige
Stände, dadurch dieselben in der Führung ihres Amtes und in der Ausrichtung
ihres Dienstes zu ermahnen.
Den Bischöfen, Pfarrherrn und Predigern
Ein Bischof soll unsträflich sein, eines
Weibes Mann, nüchtern, mäßig, anständig, gastfrei, lehrhaftig; nicht ein
Weinsäufer, nicht raufen, nicht unehrliche Hantierung treiben, sondern gelinde,
nicht zänkisch, nicht geizig; der seinem eigenen Hause wohl vorstehe, der
gehorsame Kinder habe mit aller Ehrbarkeit; nicht ein Neuling; der ob dem Worte
halte, das gewiß ist, und lehren kann, auf daß er mächtig sei, zu ermahnen
durch die heilsame Lehre und zu strafen die Widersprecher. 1 Tim. 3. Tit. 1.
Was die Zuhörer ihren Lehrern und
Seelsorgern zu tun schuldig sind
Der Herr hat befohlen, daß, die das
Evangelium verkündigen, sich vom Evangelium nähren sollen. 1 Kor. 9.
Der unterrichtet wird mit dem Wort, der
teile mit allerlei Gutes dem, der ihn unterrichtet. Gal. 6.
Die Ältesten, die wohl vorstehen, die halte
man zwiefacher Ehre wert, sonderlich die da arbeiten im Wort und in der Lehre.
Denn es spricht die Schrift: Ein Arbeiter
ist seines Lohnes wert. 1 Tim. 5.
Wir bitten euch, lieben Brüder, daß ihr
erkennt, die an euch arbeiten und euch vorstehen in dem Herrn und euch
ermahnen. Habt sie desto lieber um ihres Werkes willen und seid friedsam mit
ihnen. 1 Thess. 5.
Gehorchet euren Lehrern und folget ihnen,
denn sie wachen über eure Seelen, als die da Rechenschaft dafür geben sollen,
auf daß sie das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn das ist euch nicht
gut. Hebr. 13.
Von weltlicher Obrigkeit
Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die
Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber
Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet. Wer sich nun der Obrigkeit
widersetzt, der widerstrebt Gottes Ordnung. Die aber widerstreben, werden über
sich ein Urteil empfangen; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst; sie ist
Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe über den, der Böses tut. Röm. 13.
Von den Untertanen
Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und
Gott, was Gottes ist. Matth. 22.
Darum ist's not, untertan zu sein, nicht
allein um der Strafe willen, sondern auch um des Gewissens willen. Derhalben
müßt ihr auch Schoß (d. h. Steuern) geben; denn sie sind Gottes Diener, die
solchen Schutz sollen handhaben. So gebet nun jedermann, was ihr schuldig seid:
Schoß, dem der Schoß gebührt; Zoll, dem der Zoll gebührt; Furcht, dem die
Furcht gebührt; Ehre, dem die Ehre gebührt. Röm. 13.
So ermahne ich nun, daß man vor allen Dingen
zuerst tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die
Könige und für alle Obrigkeit, auf daß wir ein geruhiges und stilles Leben
führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; denn solches ist gut, dazu
auch angenehm vor Gott, unserm Heiland. 1 Tim. 2.
Erinnere sie, daß sie den Fürsten und der
Obrigkeit untertan und gehorsam seien. Tit. 3.
Seid untertan aller menschlichen Ordnung um
des Herrn willen, es sei dem Könige als dem Obersten oder den Hauptleuten als
die von ihm gesandt sind zur Rache über die Ubeltäter und zu Lobe den Frommen.
1 Petr. 2.
Den Ehemännern
Ihr Männer, wohnet bei euren Weibern mit
Vernunft und gebet dem weiblichen als dem schwächsten Werkzeug seine Ehre, als
die auch Miterben sind der Gnade des Lebens, auf daß euer Gebet nicht
verhindert werde. 1 Petr. 3.
Ihr Männer, liebet eure Weiber und seid nicht
bitter gegen sie. Kol. 3.
Den Ehefrauen
Die Weiber seien untertan ihren Männern als
dem Herrn, wie Sara Abraham gehorsam war und hieß ihn Herr, welcher Töchter ihr
geworden seid, so ihr wohltut und euch nicht lasset schüchtern machen (d. h.
durch Ungläubige einschüchtern). Eph. 5. 1. Petr. 3.
Den Eltern
Ihr Väter, reizet eure Kinder nicht zum
Zorn, daß sie nicht scheu werden; sondern zieht sie auf in der Zucht und
Vermahnung zum Herrn. Eph. 6. Kol. 3.
Den Kindern
Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in
dem Herrn denn das ist billig. Ehre Vater und Mutter; das ist das erste Gebot,
das Verheißung hat: Auf daß dirs wohlgehe und du lange lebest auf Erden. Eph.
6.
Den Knechten, Mägden, Tagelöhnern und
Arbeitern
Ihr Knechte, seid gehorsam euren leiblichen
Herren mit Furcht und Zittern, in Einfältigkeit eures Herzens, als dem Herren
Christo. Nicht mit Dienst allein vor Augen, um den Menschen zu gefallen,
sondern als die Knechte Christi, daß ihr solchen Willen Gottes tut von Herzen
mit gutem Willen. Lasset euch dünken, daß ihr dem Herrn dienet und nicht den
Menschen, und wisset, was ein jeglicher Gutes tun wird, das wird er von dem
Herrn empfangen, er sei ein Knecht oder ein Freier. Eph. 6.
Den Hausherren und Hausfrauen
Ihr Herren, tut auch dasselbe gegen sie und
lasset das Drohen und wisset, daß ihr auch einen Herrn im Himmel habt, und ist
bei ihm kein Ansehen der Person. Eph. 6.
Der allgemeinen Jugend
Ihr Jungen, seid den Alten untertan und
beweiset darin die Demut; denn Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den
Demütigen gibt er Gnade. So demütiget euch nun unter die gewaltige Hand Gottes,
daß er euch erhöhe /u seiner Zeit. 1 Petr. 5.
Den Witwen
Welche eine rechte Witwe und einsam ist, die
stellt ihre Hoffnung auf Gott und bleibt am Gebet und Flehen Tag und Nacht.
Welche aber in Wollüsten lebt, die ist lebendig tot. 1 Tim. 5.
Der Gemeinde
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst: in
dem Wort sind alle Gebote zusammengefaßt. Röm. 13.
Und haltet an mit Beten für alle Menschen. 1
Tim. 2.
Ein jeder lerne sein Lection,
So wird es wohl im Hause stohn.