Liebe Freunde,
ihr habt oft gehört, daß
keine öffentliche Predigt je vom Himmel herab ergangen sei, außer zwei Mal nur.
Wohl hat Gott sonst oft durch und mit Menschen geredet, wie etwa durch und mit
den heiligen Erzvätern Adam, Noah, Abraham, Isaak, Jakob und anderen mehr bis
zu Mose. Aber durch diese und mit diesen hat er nicht mit solcher herrlichen
Pracht und äußerlichem Wesen oder öffentlichem Geschrei und Ausrufen geredet,
wie er es diese zwei Male getan hat. Sondern er hat ihnen innerlich das Herz
erleuchtet und durch ihren Mund geredet, wie es Zacharias, der Vater des
Johannes des Täufers, in seinem Gesang kundtut, wo er spricht: "Wie er vor
Zeiten geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten." (Lukas 1, 70).
Die erste Predigt nun
steht im 2. Buch Mose, wo Gott sich selber vom Himmel herab mit großer Pracht
und herrlicher Gewalt hat hören lassen zu der Zeit, als er dem Volk Israel das
Gesetz gab mit Donnern und Blitzen, mit Rauchdampf und sehr starken Posaunen,
so daß das Volk alles hörte und darüber erzitterte und erschrak (2. Mose 19, 16).
Sodann hat Gott noch eine
zweite öffentliche Predigt ausgehen lassen durch den heiligen Geist am
Pfingsttag. Denn damals kam der heilige Geist auch mit großer Pracht und
äußerlichem Ansehen, so nämlich, daß "ein schnelles Brausen nach Art eines
gewaltigen Windes vom Himmel kam und das ganze Haus erfüllte, worin die Jünger
saßen. Und man sah an ihnen ihre Zungen zerteilt und als wären sie feurig und
er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und alle wurden voll des heiligen
Geistes und fingen an, mit anderen Zungen zu predigen und zu reden." (Apostelgeschichte
2, 2). Das geschah mit großer Pracht und herrlicher Gewalt, so daß die Apostel
danach so gewaltig predigten, daß die Predigten, die jetzt in der Welt ergehen,
kaum ein Schatten gegen ihre Predigten sind, nämlich nach äußerlichem Prunk und
Wesen. Denn sie redeten in allen möglichen Zungen und taten große
Wunderzeichen, wie das Lukas in der Apostelgeschichte beschreibt. Aber durch
die jetzigen Prediger läßt Gott sich weder hören noch sehen; es geht nicht
öffentlich zu, nicht vom Himmel herab.
Darum habe ich gesagt: es
gibt nur zwei besondere und öffentliche Predigten, die man gesehen und gehört
hat vom Himmel herab ergehen. Wiewohl Gott der Vater mit Christus auch vom
Himmel herab redete als dieser im Jordan getauft wurde, und auf dem Berg Tabor.
Aber das geschah nicht vor der Gemeinde.
Die zweite Predigt, die
zuvor durch den Mund und in den Büchern der heiligen Propheten angekündigt war,
wollte er in die Welt senden. Solcherart wird er nicht mehr öffentlich mit
Predigten reden, sondern beim dritten Mal wird er selber persönlich kommen mit
göttlicher Herrlichkeit, so daß alle Kreaturen vor ihm zittern und beben
werden. Und er wird ihnen nicht mehr predigen, sondern sie werden ihn selber
sehen und fühlen.
Die erste Predigt und
Lehre ist das Gesetz Gottes, die zweite ist das Evangelium. Diese zwei
Predigten kommen nicht auf's Gleiche hinaus. Darum muss man ein gutes
Verständnis dafür haben, daß man sie zu unterscheiden verstehe und wisse, was
das Gesetz sei und was das Evangelium.
Das Gesetz gebietet und
fordert von uns, was wir tun sollen, es ist allein auf unser Tun gerichtet und
besteht im Fordern. Denn Gott spricht durch das Gesetz: Tu das, lass das, das
will ich von dir haben. Das Evangelium predigt nicht, was wir tun oder lassen
sollen, fordert nichts von uns, sondern wendet es um, tut das Gegenteil und
sagt nicht: Tu dies, tu das, sondern heißt uns nur den Schoß hinhalten und
nehmen und spricht: Sieh, lieber Mensch, das hat dir Gott getan, er hat seinen
Sohn für dich ins Fleisch gesteckt, hat ihn um deinetwillen erwürgen lassen und
dich von Sünde, Tod, Teufel und Hölle errettet; daß glaube und nimm es an, so
wirst du gerettet.
So gibt es zweierlei Lehre
und zweierlei Werke: Gottes und des Menschen. Und wie wir und Gott voneinander
unterschieden sind, so sind auch die zwei Lehren voneinander unterschieden.
Denn das Evangelium lehrt allein, was uns von Gott geschenkt ist, nicht was wir
Gott geben und tun sollen, wie das Gesetz zu tun pflegt.
Hier wollen wir sehen, wie
die erste Predigt erschollen sei und mit welcher Pracht Gott auf dem Berg Sinai
das Gesetz gegeben habe. Er hat sich den Ort besonders deshalb erwählt, weil er
da hat gesehen und gehört werden wollen. Nicht daß Gott so auch geredet habe,
denn er hat keinen Mund, keine Zungen oder Lippen wie wir. Aber der, der den
Mund aller Menschen geschaffen und gemacht hat, kann auch die Sprache und
Stimme machen. Denn niemand könnte ein Wort reden, Gott geben es ihm denn
zuvor; wie der Prophet sagt, es wäre unmöglich zu reden, Gott geben es uns denn
zuvor in den Mund. So ist die Sprache, Rede und Stimme eine Gabe Gottes, wie andere
Gaben, wie zum Beispiel die Frucht an den Bäumen. Der nun, welcher den Mund
geschaffen hat und die Sprache in ihn gelegt, kann auch die Sprache machen, ob
schon kein Mund vorhanden ist. Die Worte nun, die hier bei Mose geschrieben
stehen, sind durch einen Engel geredet worden. Nicht, daß ein Engel allein da
gewesen wäre, sondern es war eine große Menge und ein unzähliges Heer, die Gott
gedient und auf dem Berg Sinai vor dem Volk Israel gepredigt haben. Der Engel
aber, der hier geredet hat und das Wort führte, redete, wie wenn Gott selber
redete und spräche: "Ich bin der Herr dein Gott, der ich dich aus
Ägyptenland, aus dem Diensthaus geführt habe" usw. (2. Mose 20, 2);
wie wenn Petrus oder Paulus an Gottes statt redeten und sprächen: "Ich bin
euer Gott, der ich euch erretten will durch meinen allerliebsten Sohn"
usw. Paulus spricht zu den Galatern, daß das Gesetz durch die Engel angeordnet
sei (Galater
3, 19). Das heißt: Es sind Engel verordnet gewesen, damit sie an Gottes
statt dem Volk Israel das Gesetz Gottes gäben und Mose es als ein Mittler von
den Engeln empfangen sollte. Das sage ich dazu, daß ihr wisst, wer das Gesetz
gegeben habe. Er hat es aber alles deshalb getan, weil er die Juden damit
zwingen, fassen und herbeitreiben wollte.
Was das aber für eine
Stimme gewesen sei, könnt ihr euch gewiss denken. Es ist eine Stimme, wie eines
Menschen Stimme gewesen, so daß man sie gut gehört hat; die Silben und
Buchstaben haben daher geklungen, daß es das leibliche Ohr hat fassen können.
Es ist aber eine kräftige, herrliche und große Stimme gewesen, wie im 5. Buch
Mose steht, wo er spricht, daß sie die Stimme gehört und keinen Menschen
gesehen haben, sondern sie haben einen starke Stimme gehört (5. Mose 4, 12).
Wie wir im Dunkeln eine Stimme von einem hohen Turm oder Dach hörten und doch
niemanden sähen, sondern hörten allein eine starke Stimme, wie von einem Mann.
Und darum wird sie auch Stimme Gottes genannt, weil sie über eine menschliche
Stimme hinausgegangen ist.
Nun werdet ihr hören,
wieso Gott sich zu der Stimme angeschickt hat, mit der er sein Volk bewegen und
munter machen wollte. Er hatte nämlich im Sinn, daß äußere geistliche Regiment
anzufangen. Denn zuvor hat der Text gesagt, wie Mose auf Rat seines Schwagers
Jethro, das weltliche Regiment eingesetzt, Hauptleute und Richter verordnet
hat. Darüber hinaus gibt es noch ein geistliches Regiment, in welchem Gott in
den Herzen der Menschen regiert. Und diese Reich kann man nicht sehen, denn es
besteht allein im Glauben und wird währen bis zum Jüngsten Tag.
Das sind nun zwei Reiche:
das weltliche, das mit dem Schwert regiert und äußerlich sichtbar ist; das
geistliche, das allein mit Gnade und Vergebung der Sünde regiert, und dieses
Reich sieht man nicht mit leiblichen Augen, sondern es wird allein mit dem
Glauben erfasst. Zwischen diesen beiden Reichen ist noch ein anderes Reich in
die Mitte gesetzt, halb geistlich und halb weltlich. Das legt die Juden fest
mit Geboten und äußerlichen Zeremonien, wie sie sich gegen Gott und die
Menschen vor der Welt in äußerlichem Gebaren verhalten sollen.
Das Gesetz Moses geht die
Juden an, es bindet uns somit von vornherein nicht mehr. Denn dieses Gesetz ist
allein dem Volk Israel gegeben; Israel hat es für sich und seine Nachkommen
angenommen und die Heiden sind hier ausgeschlossen. Wiewohl die Heiden auch
etliche Gesetze mit den Juden gemeinsam haben, wie etwa daß es einen Gott gebe,
daß man niemandem ein Leid antue, daß man nicht Ehe breche oder stehle und der
gleichen andere mehr. Das alles ist ihnen von Natur ins Herz geschrieben, und
sie haben's nicht vom Himmel herab gehört wie die Juden. Darum geht dieser
ganze Text die Heiden nicht an.
Das sage ich um der
Schwarmgeister willen, denn ihr seht und hört, wie sie Mose lesen. Sie berufen
sich kräftig auf ihn und bringen vor, wie Mose das Volk mit Geboten regiert
habe, wollen klug sein, wollen weiteres wissen, als was im Evangelium enthalten
ist, achten den Glauben für wenig, bringen etwas Neues auf, rühmen sich und
geben vor, es stehe im Alten Testament, wollen nach dem Buchstaben des Gesetzes
Moses das Volk regieren, als ob man's zuvor nie gelesen hätte. Das wollen wir
aber nicht zugestehen. Ich wollte eher mein Leben lang nicht mehr predigen, ehe
ich Mose wieder einlassen und Christus uns aus dem Herzen reißen lassen wollte.
Wir wollen Mose nicht zum Regenten oder Gesetzgeber mehr haben, ja, auch Gott
selber will es nicht haben. Mose ist ein Mittler und Gesetzgeber allein des
jüdischen Volkes gewesen; denen hat er das Gesetz gegeben.
Man muss den
Rottengeistern folgendermaßen das Maul stopfen. Wenn sie sagen: So spricht
Mose, da steht's bei Mose geschrieben und der gleichen, so sprich du: Mose geht
uns nicht an. Wenn ich Mose in einem Gebot annehme, so muss ich den ganzen Mose
annehmen. Somit würde daraus folgen: Wenn ich Mose als Meister und Gesetzgeber
annehme, so müsste ich mich beschneiden lassen, nach jüdischer Weise die
Kleider waschen und ebenso essen und trinken, mich kleiden und jenes ganze
Wesen einhalten, wie es den Juden im Gesetz geboten war. Auf solche Weise
wollen wir Mose nicht halten noch annehmen. Mose ist tot, sein Regiment ist aus
gewesen, als Christus kam; seither gilt er nicht.
Daß aber Mose die Heiden
nicht binde, kann man aus dem Text im 2. Buch Mose beweisen, wo Gott selber
spricht: "Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus
dem Diensthaus, geführt habe." (2. Mose 20, 2).
Aus diesem Text ersehen wir klar, daß selbst die 10. Gebote uns nicht angehen,
denn er hat ja nicht uns aus Ägypten geführt, sondern allein die Juden. Die
Rottengeister wollen uns Mose mit allen Geboten auf den Hals legen. Das wollen
wir sein lassen. Mose wollen wir für einen Lehrer halten, aber für unseren
Gesetzgeber wollen wir ihn nicht halten, es sei denn, daß er mit dem Neuen
Testament und dem natürlichen Gesetz übereinstimme. Darum ist es klar genug,
daß Mose, der Juden Gesetzgeber ist und nicht der Heiden. Denn in diesem Text hat
Mose den Juden ein besonderes Zeichen gegeben, bei welchem sie Gott ergreifen
sollen: wenn sie ihn als den Gott anrufen, der sie aus Ägyptenland geführt hat.
Die Christen haben ein anderes Zeichen, bei welchem Sie Gott fassen als den,
der ihnen seinen Sohn "zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und Heiligung
und zur Erlösung gemacht" hat (1. Korinther
1, 30).
Weiter kann man es mit dem
3. Gebot bewahrheiten, daß Mose weder die Heiden noch die Christen angeht. Denn
Paulus und das Neue Testament heben den Sabbat auf, so daß man mit Händen
greifen kann, daß der Sabbat den Juden allein gegeben ist, denen dies ein
strenges Gebot war. Auch die Propheten haben darauf verwiesen, daß der Juden
Sabbat aufgehoben werden sollte. Jesaja spricht: "Wenn der Heiland kommen
wird, so wird eine solche Zeit sein: ein Sabbat am andern, ein Neumond am
andern" usw. (Jesaja 66, 23).
Als wollte er sagen: es wird alle Tage Sabbat sein, es wird ein solches Volk
sein, daß keinen Unterschied zwischen den Tagen haben wird. Denn im Neuen
Testament ist der Sabbat nach der groben, äußerlichen Weise hinfällig, denn es
ist alle Tage heiliger Tag usw.
Wenn dir nun einer Mose
mit seinen Geboten vorhält und dich drängen will, diese zu halten, so sprich:
Geh hin zu den Juden mit deinem Mose. Ich bin kein Jude, lass mich unbehelligt
mit Mose. Wenn ich Mose in einem Stück annehme (spricht Paulus Galater 5, 3),
so bin ich schuldig, das ganze Gesetz zu halten. Denn kein Pünktlein geht uns
an bei Mose.
Möchte nun einer sagen:
Warum predigst du dann Mose, wenn er uns nicht angeht? Antwort: Darum will ich
Mose behalten und nicht unter die Bank stecken, weil ich dreierlei bei Mose
finde, das uns auch nützlich sein kann.
Zum ersten: Die dem Volk
Israel gegebenen Gebote, die das äußerliche Wesen betreffen lass ich fahren;
sie zwingen und dringen mich nicht. Diese Gesetze sind tot und abgetan, außer
sofern ich sie gern und willig aus Mose annehmen will. Wie wenn ich spräche: so
hat Mose regiert, es dünkt mich gut zu sein, ich will ihm in dem oder jenem
Stück folgen. Ich wollte wohl gerne, daß die Herren nach dem Vorbild Moses
regierten. Und wenn ich Kaiser wäre, würde ich ein Vorbild für Gesetze daraus
nehmen. Nicht daß mich Mose zwingen dürfte, sondern, daß mir's frei Stünde, es
ihm nachzutun und solch ein Regiment zu führen wie er regiert hat, etwa mit der
Abgabe des Zehnten; daß ist ein wirklich feines Gebot. Denn mit dem Zehnten
würden alle anderen Zinse aufgehoben. Und es wäre auch für den gemeinen Mann
erträglicher, den Zehnten zu geben als Rente und Pachtzins. Wenn ich beispielsweise
10 Kühe hätte, gäbe ich eine, hätte ich 5, gebe ich nichts. Wenn mir wenig auf
dem Feld wüchse, gäbe ich wenig, wenn mir viel wüchse, gäbe ich viel; das
stünde in Gottes Gewalt. Aber so muss ich die heidnischen Zinse geben, und
sollte gleich der Hagel alle Früchte erschlagen. Wenn ich hundert Gulden Zinse
schuldig, so muss ich's geben, selbst wenn keine Frucht auf dem Feld wüchse.
Das ist auch des Papstes Dekret und Regiment. Es ginge aber gerechter zu, wenn
es so geordnet wäre: wenn mir viel wüchse, daß ich viel gäbe, wenn mir wenig
wüchse, daß ich wenig gäbe.
Weiter: In Mose ist auch
enthalten, daß keiner einen Acker als ein ewiges Erbgut verkaufen durfte,
sondern allein bis zum Halljahr oder Jubeljahr. Und wenn dieses Jahr kam, so
kam ein jeder wieder zu seinem Acker oder seinen Gütern, die er verkauft hatte,
und so blieben die Güter in der Familie (3. Mose 25). So
gibt es noch andere über die Maßen schöne Gebote bei Mose, die man annehmen,
gebrauchen und im Schwange gehen lassen könnte. Nicht daß man dadurch zwingen
oder gezwungen werden dürfte, sondern (wie ich vorhin gesagt habe) der Kaiser
könnte sich ein Vorbild daraus nehmen, aus Mose ein feines Regiment
einzurichten, wie auch die Römer ein feines Regiment geführt haben und wie auch
der Sachsenspiegel eines ist, an den man sich hierzulande hält. Die Heiden sind
Mose keinen gehorsam schuldig. Mose ist der Juden Sachsenspiegel. Wenn aber
solcher Art ein gutes Vorbild für's Regieren daraus genommen würde, könnte man
dieses ungezwungen beibehalten, solange man wollte. Ebenso steht bei Mose
folgendes: Wenn einer ohne Kinder starb, so sollte der Bruder oder der nächste
Verwandte die Frau heimführen und zur Hausfrau haben und dem verstorbenen
Bruder oder Verwandten Nachkommen zeugen, und das erste Kind wurde dem
verstorbenen Bruder oder Verwandten zugeordnet (5. Mose 25, 5).
Und das ist auch ein feines Gebot. Dergleichen Gebote gibt es noch viel mehr
bei Mose, die könnte man alle zu einem feinen Regiment herausklauben und
dadurch Land und Leute ordentlich und ehrlich regieren.
Wenn nun die Rottengeister
kommen und sprechen: Mose hat es geboten, so lass du Mose fahren und sprich:
Ich frage nicht nach dem, was Mose geboten hat. Ja, sprechen sie, er hat
geboten, man solle nur einen Gott haben, solle dem trauen und glauben, nicht
bei seinem Namen schwören, Vater und Mutter ehren, nicht töten, nicht stehlen, nicht
ehebrechen, nicht falsches Zeugnis geben, nicht eines anderen Weib noch Gut
begehren - soll man das nicht halten? Dann sprich so: Die Natur hat diese
Gesetze auch. Die Natur gibt Weisung, daß man Gott anrufen soll, das bekunden
auch die Heiden. Denn es ist nie ein Heide gewesen, der nicht seine Götter
angerufen hat, wiewohl sie den rechten Gott verfehlt haben, wie auch die Juden.
Denn die Juden haben auch Abgötterei wie die Heiden, nur daß die Juden das
Gesetz empfangen haben. Die Heiden aber haben's ins Herz geschrieben, und es
gibt keinen Unterschied, wie auch Paulus im Römerbrief kundtut: "Die
Heiden, die kein Gesetz haben, die haben das Gesetz in ihrem Herzen
geschrieben." (Römer 2, 14).
Wie aber die Juden irren, so irren auch die Heiden. Und deshalb ist es der
Natur gemäß: Gott ehren, nicht stehlen, nicht ehebrechen, nicht falsches
Zeugnis geben, nicht totschlagen. Es ist nicht neu, was Mose gebietet. Denn was
Gott den Juden durch Mose vom Himmel gegeben hat, das hat er auch in aller
Menschen Herzen, der Juden sowohl wie der Heiden, geschrieben, nur daß er's den
Juden als seinem eigenen erwählten Volk zum Überfluss auch mit leiblicher
Stimme und Schrift hat aufschreiben und verkündigen lassen. So halte ich nun
die Gebote, die Mose gegeben hat, nicht deshalb, weil Mose sie geboten hat,
sondern weil sie mir von Natur eingepflanzt sind und Mose hier ganz mit der
Natur über einstimmt usw. Aber die anderen Gebote bei Mose, die nicht von Natur
allen Menschen eingepflanzt sind, halten die Heiden nicht, gehen sie auch nicht
an, wie etwa die vom Zehnten und anderem, die doch auch schön sind; ich wollte,
wie hätten sei auch, wie ich gesagt habe.
Das ist nun das erste, das
ich bei Mose sehen soll, nämlich die Gebote, zu welchen ich in nichts
verpflichtet bin, außer sofern sie einem jeden von Natur eingeprägt und in sein
Herz geschrieben sind.
Zum zweiten finde ich bei
Mose, was ich aus der Natur nicht habe. Das sind nun die Verheißungen und
Zusagen Gottes in Christus. Und das ist im Grunde das Beste am ganzen Mose;
etwas, das nicht von Natur in die Herzen der Menschen geschrieben ist, sondern
vom Himmel herab kommt. Wie dies: daß Gott verheißen hat, daß sein Sohn ins
Fleisch geboren werden sollte. Das verkündigt uns das Evangelium. Und das sind
nun nicht Gebote, fordern auch nichts von uns, daß wir etwas tun oder lassen
sollen, sondern es sind tröstliche, fröhliche Verheißungen Gottes, die wir
annehmen und auf die wir und kecklich sollen wider alle Anfechtungen der Sünde,
des Todes, des Teufels und der Hölle.
Und das ist das Wichtigste
bei Mose, welches uns Heiden auch angehört. Das erste, die Gebote nämlich gehen
uns nicht an. Aber das zweite sollen wir von Herzen wahrnehmen und Mose deshalb
lesen, weil so treffliche Zusagen darin geschrieben stehen, mit denen ich
meinen schwachen Glauben stärken kann. Denn so geht es im Reich Christi zu, wie
ich's bei Mose lese; dort finde ich auch den rechten Grund.
Und eben auf diese Weise
soll ich Mose annehmen und nicht unter die Bank stecken: Zum ersten, weil er
schöne Beispiele von Gesetzen gibt, die daraus entnommen werden mögen, um
äußerlich Land und Leute fein ordentlich zu regieren. Zum zweiten sind darin
die Zusagen Gottes, mit denen der Glaube gestärkt und erhalten wird. So, wenn
Gott zu der Schlange sagt, wie im ersten Buch Mose geschrieben steht: "Ich
will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und
ihrem Samen; dieser soll dir den Kopf zertreten und du wirst ihn in die Ferse
beißen." (1.
Mose 3, 15). Das ist das erste Evangelium und die erste Verheißung, die auf
Erden von Christus ergangen ist, daß er Sünde, Tod und Hölle überwinden und uns
aus der Gewalt der Schlange erretten sollte. Daran glaubte Adam mit allen
seinen Nachkommen, davon ist er auch Christ geworden und gerettet worden aus
seinem Fall. Des gleichen wurde Abraham diese Zusage von Gott gegeben, wie
ebenfalls im 1. Buch Mose steht, wo er so zu ihm sagte: "Durch deinen
Namen sollen alle Völker gesegnet werden." (1. Mose 22, 18).
Das war das zweite Evangelium von Christus, daß durch ihn alle Menschen
gesegnet und gerettet werden sollen, wie es Paulus im Brief an die Galater
auslegt (Galater
3, 8 ff.). Weiter spricht Mose im 5. Buch zu dem Volk Israel: "Einen
Propheten wie mich wird der Herr, dein Gott, dir aus dir und aus deinen Brüdern
erwecken, dem sollt ihr gehorchen, wie du denn von dem Herrn, deinem Gott, am
Horeb erbeten hast am Tag der Versammlung.". Und gleich danach gibt Mose
die Worte, die Gott zu ihm geredet hat, so wieder: "Ich will ihnen einen
Propheten, wie du bist aus ihren Brüdern erwecken und meine Worte in seinen
Mund geben, der soll zu ihnen alles reden, was ich ihm gebieten werden. Und wer
meine Worte nicht hören wird, die er in meinem Namen reden wird, von dem will
ich's fordern." (5. Mose 18, 15
ff.).
Das ist alles von Christus
gesagt, daß er eine neue Predigt auf die Erde bringen sollte. Im Alten
Testament sind viele derartige Sprüche, an die sich die gläubigen Juden
gehalten haben und welche die heiligen Apostel oft verwendeten und anführten.
Aber unsere Rottengeister
fahren zu; bei allem was sie in Mose lesen, sprechen sie: da redet Gott, das
kann niemand leugnen, darum muss man's halten. Da fällt denn der Pöbel ein:
Hui, hat es Gott geredet, wer will da widerreden? Da werden sie denn
herbeigetrieben wie die Schweine über den Trog. Unsere lieben Propheten haben
es dem Volk so vorgeplappert: Liebes Volk, Gott hat sein Volk geheißen, daß sie
die Amalekiter totschlagen sollten, und andere Sprüche mehr. Daraus ist Jammer
und Not gekommen; da sind die Bauern aufgestanden, haben keinen Unterschied
gewusst, sind derart von den tollen Rottengeistern in diesen Irrtum geführt
worden. Wenn da gelehrte Prediger gewesen wären, die hätten den falschen
Propheten entgegentreten und ihnen lehren und so zu ihnen sprechen können:
Liebe Rottengeister, es ist wahr, Gott hat es Mose geboten und hat so zum Volk
geredet. Aber wir sind nicht das Volk, zu dem es der Herr redet. Mein Lieber,
Gott hat auch mit Adam geredet - ich bin darum nicht Adam. Er hat Abraham
geboten er solle seinen Sohn erwürgen - ich bin darum nicht Abraham, so daß ich
meinen Sohn erwürgen würde. So hat er auch mit David geredet. Es ist alles
Gottes Wort, wahr ist's. Aber Gottes Wort hin, Gottes Wort her, ich muss wissen
und ach haben, zu wem das Wort geredet wird. Es ist noch lange nicht an dem,
daß du das Volk seist, mit dem Gott geredet hat. Die falschen Propheten
sprechen: Du bist das Volk, Gott redet mit dir. Das beweise mir! - so hätten
sie niedergestreckt werden können. Aber sie wollten geschlagen sein, und so ist
der Pöbel zum Teufel gefahren.
Man muss mit der Schrift
sorgfältig umgehen und verfahren. Das Wort ist nun seit Anbeginn auf mancherlei
Weise ergangen. Man muss nicht allein darauf sehen, ob es Gottes Wort sei, ob
Gott es geredet habe, sondern viel mehr, zu wem es geredet sei, ob es dich
betreffe oder einen anderen. Da gibt's denn einen Unterschied wie Sommer und
Winter. Gott hat zu David viel geredet, hat ihn dies und jenes tun geheißen.
Aber es geht mich nicht an, es ist nicht auch zu mir geredet. Er kann es gewiss
zu mir reden, wenn er es so haben will. Du musst auf das Wort sehen, das dich
betrifft, das zu dir geredet wird, und nicht auf das, das einen anderen
betrifft. Es gibt zweierlei Wort in der Schrift: Das eine geht mich nicht an,
betrifft mich auch nicht, das andere betrifft mich. Und auf dasjenige, das mich
angeht, kann ich's kühnlich wagen und mich darauf als auf einen starken Felsen
verlassen. Betrifft es mich nicht, so soll ich still halten. Die falschen
Propheten fahren zu und sprechen: Liebes Volk, das ist das Wort Gottes. Es ist
wahr, wir können's ja nicht leugnen. Wir sind aber nicht das Volk, zu dem er
redet. Gott hat uns auch weder dies noch jenes geheißen, das er ihnen zu tun
befohlen hat. Die Rottengeister fuhren zu, wollten etwas Neues aufbringen,
sagten: Man muss auch das Alte Testament halten. Haben so die Bauern in einen
Schweiß geführt, den sie nicht so bald abwischen werden; ja, sie haben das arme
Volk an Leib und Gut, an Weib und Kind zugrunde gerichtet, wie wir leider
erfahren und gesehen haben. Die tollen Leute meinten, man hätte ihnen jenes
Wort Gottes vorenthalten, es hätte ihnen niemand gesagt, daß sie die Gottlosen
totschlagen sollten. Aber es geschieht ihnen recht, sie wollten niemandem
folgen oder ihn hören. Ich habe es selber gesehen und erfahren, wie toll,
rasend und unsinnig sie waren.
Darum sprich zu diesen
Rottengeistern so: Lass Mose und sein Volk beieinander; es ist mit ihnen aus,
er geht mich nicht an. Ich höre das Wort, das ich betrifft. Wir haben das
Evangelium. Christus spricht: "Geht hin und predigt das Evangelium", nicht
allein den Juden, wie Mose, sondern "allen Heiden", ja "allen
Kreaturen". Mir ist gesagt: "Wer da glaubt und getauft wird, der wird
selig" (Markus
16, 15 f.), und: "Geh hin und tu deinem Nächsten wie dir geschehen
ist." (Lukas
10, 36 f.). Diese Worte betreffen auch mich, denn ich bin eine von allen
Kreaturen. Wenn Christus nicht hinzugesetzt hätte "Predigt allen
Kreaturen", so wollte ich mich nicht darum kümmern, wollte nicht getauft
werden und mich so dazu verhalten, wie ich mich jetzt zu Mose verhalte. Um den
kümmere ich mich rein gar nicht. Er geht mich auch nicht an, denn er ist nicht
mir, sondern allein den Juden gegeben. Wenn indessen Christus spricht, man
solle das Evangelium: "Wer glaubt
und getauft wird, der wird gerettet werden" nicht einem Volk
allein, nicht an diesem oder jenem Ort der Welt, sondern allen Kreaturen der
Welt predigen, so ist niemand ausgenommen, sondern es sind alle Kreaturen darin
inbegriffen. Niemand braucht daran zu zweifeln, es solle auch ihm das
Evangelium gepredigt werden. So glaube ich denn dem Wort, es gehe mich an, ich
gehöre auch unter das Evangelium und in das Neue Testament. Darum wage ich's
auf das Wort, und sollte es mich hunderttausendmal den Hals kosten.
Diesen Unterschied sollen
wohl beachten, erfassen und zu Herzen nehmen die Prediger, die andere Leute
lehren wollen, ja alle Christen. Denn daran ist schlechterdings alles gelegen.
Wenn es die Bauern so
verstanden hätten, wären viele von ihnen am Leben geblieben und nicht so
jämmerlich verführt und zugrunde gerichtet worden. Und wofern wir es andern
verstehen werden, so machen wir Sekten und Rotten, wenn wir unter den Pöbel, in
das tolle, unverständige Volk so ohne allen Unterschied speien und geifern:
Gottes Wort! Halt, lieber Gesell, so nicht. Es ist die Frage, ob es Dir gesagt
sei oder nicht. Gott redet auch wohl zu den Engeln, Holz, Fischen, Vögeln, Tieren
und zu allen Kreaturen - es geht darum nicht mich an. Ich soll auf das sehen,
das mich betrifft, das mir gesagt ist, womit er mich mahnt, treibt und fordert.
Dafür nimm ein Beispiel:
Stell Dir vor, ein Hausvater hätte Frau, Tochter, Sohn, Magd und Knecht. Nun
spräche er zum Knecht und hieße ihn, die Pferde anspannen und ins Holz fahren,
den Acker pflügen und dergleichen Arbeit tun. Zu der Magd spräche er, sie solle
die Kühe melken, buttern und dergleichen. Zur Frau aber, sie solle die Küche
besorgen, zur Tochter, sie solle spinnen und die Betten machen. Das alles wäre
Worte eines Herren, eines Hausvaters. Nun ginge die Magd her und wollte mit den
Pferden umgehen, wollte ins Holz fahren. Der Knecht setzte sich unter die Kühe
und wollte melken. Die Tochter wollte mit dem Wagen fahren, wollte pflügen, die
Frau wollte die Betten machen, wollte spinnen und würde die Küche versäumen.
Und sie wollten folgendermaßen sprechen: Der Herr hat es geheißen, es ist der
Befehl des Hausvaters. Da sollte der Hausvater dreinfahren und einen Knüppel
nehmen und sie alle zusammen auf einen Haufen schmeißen und sprechen: Wiewohl
es mein Befehl ist, so hab ich's doch nicht dir befohlen, hab einem jeden
seinen Bescheid gegeben, dabei hättet ihr bleiben sollen.
So verhält es sich auch
mit dem Wort Gottes. Wenn ich mich dessen annehmen wollte, was er einem anderen
befohlen hat und sprechen wollte: Du hast es doch gesagt, würde er sprechen:
Wer weiß dir dafür Dank? Ich habe es doch nicht dir gesagt. Man muss einen
guten Unterschied machen, ob das Wort einen Einzelnen betrifft oder alle
zusammen. Wenn nun der Hausvater spräche: Am Freitag wollen wir Fleisch essen,
wäre das ein allen im Hause gemeinsam geltendes Wort. So betrifft es allein die
Juden, was von Gott der Gebote halber zu Mose geredet worden ist. Aber das
Evangelium geht durch die ganze Welt durch und durch. Niemand wird ausgenommen,
sondern allen Kreaturen wird es zu Ohren gebracht. Darum soll sich alle Welt
dessen annehmen, und so annehmen, als sei es einem jeden besonders ins Ohr
gesagt. Das Wort: "Wir sollen einander lieb haben" (1. Johannes
3, 23), geht mich an, denn es geht alle an, die zum Evangelium gehören. So
lesen wir Mose nicht deshalb, weil er uns betrifft, so daß wir ihn halten
müssten, sondern weil er zusammenstimmt mit dem natürlichen Gesetz und besser
abgefasst ist, als die Heiden es je hätten tun können. So sind die Zehn Gebote
ein Spiegel für unser Leben, darin wir sehen, woran es uns fehlt usw. Die
Rottengeister haben Mose auch in Bezug auf die Bilder nicht recht verstanden,
denn das Bilderverbot geht auch allein die Juden an usw.
Zum zweiten, wie soeben
gesagt ist, lesen wir Mose um der Verheißungen willen, die von Christus reden,
der nicht allein den Juden, sondern auch den Heiden zugehört. Denn durch ihn
sollten alle Heiden den Segen und die Erlösung haben, wie Abraham verheißen
war.
Zum dritten lesen wir Mose
wegen der schönen Beispiele des Glaubens, der Liebe und des Kreuzes bei den
lieben heiligen Vätern Adam, Abel, Noah, Abraham, Isaak, Jakob, Mose und so die
ganze Reihe durch. Daran sollen wir lernen, Gott zu vertrauen und ihn zu
lieben. Umgekehrt sehen wir auch die Beispiele des Unglaubens der Gottlosen und
des Zornes Gottes, wie Gott den Ungläubigen ihren Unglauben nicht nachsieht,
wie er Kain, Ismael, Esau, die ganze Welt mit der Sintflut, Sodom und Gomorra
gestraft hat, und dergleichen Strafen noch viel mehr, die er über die Gottlosen
hat ergehen lassen. Und die Beispiele sind nötig. Denn wiewohl ich nicht Kain
bin, so werde ich doch mit Kain die gleiche Strafe empfangen, wenn ich tue, wie
Kain getan hat. Man findet an keinem anderem Ort so schöne Beispiele vom Glauben
sowohl wie vom Unglauben als eben bei Mose. Darum soll man Mose nicht unter die
Bank stecken.
Und so wird das Alte
Testament recht verstanden, wenn man die schönen Sprüche von Christus aus den
Propheten behält, wenn man die schönen Beispiele gut erfasst und beachtet, wenn
wir die Gesetze nach unserem Wohlgefallen gebrauchen und sie uns zunutze
machen.
Ich habe gesagt, daß alle
Christen und insbesondere die, die andere Leute lehren wollen und mit dem Wort
Gottes umgehen, sich wohl vorsehen und Mose recht begreifen: daß wir ihn da, wo
er Gebote gibt, nur soweit annehmen, wie er sich mit dem natürlichen Gesetz
zusammenreimt. Mose sei ein Meister und Lehrer der Juden. Wir haben unseren
Meister Christus, der uns vorgelegt hat, was wir wissen, halten, tun und lassen
sollen. Aber das ist wahr, Mose schreibt neben den Gesetzen schöne Beispiele
von Glauben und Unglauben, Bestrafung der Gottlosen, Erhöhung der Frommen und
Gläubigen, und auch die lieblichen und tröstlichen Zusagen von Christus, deren
wir uns annehmen sollen. So auch bei den Evangelisten, etwa in der Geschichte
von den 10 Aussätzigen: es geht mich nicht an, daß Christus sie zum Priester
gehen und ihr Opfer darbringen heißt. Das Beispiel ihres Glaubens geht mich an,
daß ich Christus glaube wie sie.
Davon ist nun genug
geredet, und es ist wohl zu beachten. Denn darauf kommt es an; es haben viele
große, vortreffliche Leute dabei fehlgegriffen, und es stoßen sich noch
heutigen Tages viele große Prediger daran. Sie verstehen Mose nicht zu
predigen, können sich nicht recht darein schicken, sind unsinnig, toben, rasen
und wüten, plappern ins Volk: Gottes Wort, Gottes Wort, Gottes Wort, verführen
die armen Leute und stoßen sie in die Grube. Es haben viele gelehrte Leute
nicht gewusst, wie weit Mose gelehrt werden sollte. Origenes, Hieronymus und
ihresgleichen haben nicht klar gezeigt, wie weit Mose gilt.
Das
habe ich zu einer Einführung in Mose sagen wollen: Wie man sich darein schicken
soll und wie Mose verstanden und angenommen und nicht gänzlich unter die Bank
gesteckt werden soll. Bei ihm ist so eine schöne Ordnung und schönes
äußerliches Regiment enthalten, daß es eine Lust ist, ungeachtet daß er viel
Treffliches und Schönes sonst beschreibt, wie ihr gehört habt. Solches ist
nicht allein nicht zu verwerfen sondern auch hoch zu achten und mit ernstem
Herzen anzunehmen als dienlich zur Förderung und Stärkung unseres christlichen
Glaubens, durch welchen wie wir, so auch die lieben heiligen Väter selig
(gerettet) geworden sind.