Martin
Luther
(1523)
[WA
11, 394-400]
Dem
klugen und weisen Leonhard Koppe, Bürger zu Torgau, meinem besonderen Freunde, Gnade
und Frieden.
Martinus
Luther
Gnade
und Frieden in Christus. Es ist offensichtlich so, wie die Schrift sagt, dass
niemand kann Nutzen oder Schaden tun, er sei denn dazu verordnet von Gott, wie
der Prophet sagt 2. Könige 5, 1 von dem Naeman zu
Syrien, dass Gott durch diesen Glück und Heil gab dem Lande Syrien. Wiederum
vom König Pharao schreibt Mose, dass er nicht aus seinem Vermögen die Kinder
Israel bedrängt, sondern Gott verstockt sein Herz, indem er zu ihm spricht:
»Darum habe ich dich erweckt, dass ich meine Macht an dir erweise, auf dass
mein Name verkündigt werde in allen Landen.« (2. Mose
9, 16) Daher trotzt auch Jesaja 41, 23 allen Gottlosen und spricht: »Wohlan,
tut Gutes oder Schaden, lasst sehen, was könnt ihr?«
Und 1. Makkabäer 5, 62 steht geschrieben: »Sie waren nicht aus dem Samen der
Männer, durch die Heil und Glück Israel widerfuhr.«
Werdet
Ihr sagen: Wo will das hinaus? Dahinaus, dass Ihr ein neues Werk getan habt,
davon Land und Leute singen und sagen werden, das viele werden für großen
Schaden ausschreien. Aber die es mit Gott halten, werden's
für großen Gewinn preisen, auf dass Ihr gewiss seid, dass es Gott so verordnet
hat und es nicht Euer eigenes Werk oder Rat ist, und gehen lasst derjenigen
Geschrei, die es als das allerärgste Werk tadeln
werden und als von Gott weder verordnet noch befohlen erachten. Pfui, pfui,
werden sie sagen, der Narr Leonhard Koppe hat sich durch den verdammten
ketzerischen Mönch lassen fangen und fährt zu und fuhrt neun Nonnen auf einmal
aus dem Kloster und hilft ihnen, ihr Gelübde und klösterliches Leben zu verleugnen
und zu verlassen!
Hier
werdet Ihr abermals sagen: Das heißt wahrlich geheim gehalten und wohl
verborgen, ja verraten und verkauft, dass auf mich gehetzt werde das ganze
Kloster zu Nimbschen, weil sie nun hören, dass ich
der Räuber gewesen bin! Da antworte ich: Ja, freilich ein seliger Räuber,
gleichwie Christus ein Räuber war in der Welt, als er durch seinen Tod dem
Fürsten der Welt seinen Harnisch und Hausgerät nahm und führte ihn gefangen. So
habt Ihr auch diese armen Seelen aus dem Gefängnis menschlicher Tyrannei
geführt, eben um die rechte Zeit, zu Ostern, als Christus auch der Seinen
Gefängnis gefangen nahm (Psalm 68, 19).
Dass
ich aber solches ausrufe und nicht geheim halte, tue ich aus redlichen
Ursachen. Zum ersten, weil es nicht darum durch mich angeregt worden ist, dass
es geheim bleiben soll. Denn was wir tun, das tun wir in Gott und scheuen uns
dessen nicht am Licht. Wollte Gott, ich könnte auf solche oder andere Weise
alle gefangenen Gewissen erretten und alle Klöster leer machen; ich wollte mich
danach keineswegs scheuen, es zu bekennen samt allen, die dazu geholfen hätten,
in der tröstlichen Zuversicht, Christus, der nun wieder sein Evangelium an den
Tag gebracht und des Antichrist Reich zerstört hat, werde hier Schutzherr sein,
ob's auch das Leben kosten müsste.
Zum
zweiten tue ich's, um der armen Kinder und ihrer Verwandtschaft Ehre zu
erhalten. Denn wie hoch die blinden Splitterrichter das auf Erden als Ketzerei
und Abtrünnigkeit schelten (was seinen Richter wohl finden wird), so haben wir
uns doch dagegen verwahrt, dass niemand sich zu sagen untersteht, sie seien
durch lose Buben unredlich herausgeführt und hätten sich in Gefahr ihrer Ehre
begeben. Denn Euch und die Euren kann man angeben. Darüber hinaus muss das
jedermann als ehrbar gehandelt gelten lassen, dass sie nicht einzeln, eine hier
hinaus, die ändern da hinaus gelaufen, sondern alle miteinander mit aller Zucht
und Ehre an redliche Stätten und Orte gekommen sind, damit den Lästermäulern
die Ursache genommen werde, ihre lügenhaften Zungen mit frommen Kindern zu
waschen. Denn dass sie solches als wider Gott und ihr Gelübde getan schelten,
wollen wir leiden und wagen.
Zum
dritten, um zu warnen die Herren vom Adel und alle frommen, rechtschaffenen
Leute, die Kinder in Klöstern haben, dass sie selbst dazutun und sie
herausnehmen, auf dass nichts Ärgeres danach folge. Denn wiewohl viele vom Adel
und rechtschaffene Leute, in der Sache durch Gottes Gnade verständig, ihre
Kinder oder Verwandte wohl gern heraus hätten, scheuen sie doch das Exempel,
als die ersten die Bahn zu brechen. Nun sie aber sehen, dass so viele ehrbare
Kinder mit bewahrter Zucht und Ehre die Bahn gebrochen haben und das bekannt
werden lassen, werden sie mutiger und kühner werden. Werden aber etliche
zorniger, so muss man das geschehen lassen und sich nicht verwundern. Denn sie
denken, es sei Unrecht, so wie sie bisher verführt und nichts anderes gelehrt
sind. Es wird mit der Zeit besser werden.
Das
sei meine Entschuldigung an Euch, der Sünde halber, dass ich dies Euer Werk verraten
und offenbart habe. Damit ich aber auch unser aller Wort rede - meins, der
ich's geraten und gebeten, und Eures mit den Euern, die Ihr's ausgerichtet, und
der Jungfrauen, die der Erlösung bedurft haben —, will ich hiermit kurz vor
Gott und aller Welt Rechenschaft und Antwort geben, wiewohl ich's sonst in
anderen Büchlein reichlich getan habe, damit alle christlichen Herzen merken
sollen, wie wir nicht das Unsere, sondern vor allem Gottes Ehre und des
Nächsten Bestes gesucht haben. Aber den unchristlichen Herzen wollen wir ihren
Sinn lassen, bis sie es besser verstehen.
Zum
ersten: dass die Kinder zuvor selbst ihre Eltern und Verwandtschaft aufs
allerdemütigste ersucht und gebeten haben um Hilfe, herauszukommen; dass sie
mit vernünftigen, ausreichenden Begründungen dargelegt haben, dass ihnen
solches Leben der Seelen Seligkeit halber nicht länger zu ertragen sei; dass
sie sich daneben erboten, zu tun und zu leiden, was fromme Kinder tun und
leiden sollen. Das ist ihnen alles abgeschlagen und versagt worden, und so
waren sie von jedermann verlassen. Damit haben sie Recht und redliche Ursache
gehabt, ja waren genötigt und gedrungen, um ihr Gewissen und ihre Seele zu
erretten, anderswo, wie sie es haben konnten, Hilfe und Rat zu suchen. Und
diejenigen, die hier haben helfen und raten können, sind es schuldig gewesen,
aus christlicher Liebe Pflicht, die Seelen und Gewissen zu erretten.
Zum
zweiten ist das eine hohe, wichtige Ursache und Not, dass man leider die
Kinder, vor allem das schwache Weibervolk und junge Mädchen, in die Klöster
stößt, sie anreizt und dahin gehen lässt, wo doch keine tägliche Übung des
göttlichen Wortes ist, ja, wo selten oder nimmermehr das Evangelium einmal
recht gehört wird. Und sie werden doch in den höchsten Kampf gestellt: nämlich
um die Jungfrauschaft zu streiten, wobei schwerlich und gar selten sogar
diejenigen bestehen, die mit Gottes Wort allenthalben gerüstet und mit hoher,
seltener, wunderbarer Gnade herausgehoben sind. Es bedarf der Mühe, die
eheliche Keuschheit zu halten, auch mit Beistand des göttlichen Wortes; und
dies junge, törichte, unerfahrene Weibervolk wird dahin gestoßen, wo der Streit
am härtesten und mächtigsten ist. O der unbarmherzigen Eltern und Verwandten,
die mit den Ihren so gräulich und schrecklich verfahren! O der blinden und
tollen Bischöfe und Äbte, die hier nicht sehen und fühlen, was die armen Seelen
leiden und wie sie verderben!
Diese
Ursache, dass man des Wortes Gottes ermangeln muss, ist allein genug, wenn es
sonst keine andere gäbe, uns alle zu entschuldigen, ja zu loben und zu preisen
vor Gott und der Welt, dass man aus Klöstern zu laufen helfen und raten soll,
damit die Seelen herausgerissen, -geführt, gestohlen und geraubt werden, wie
man kann, ohne Rücksicht darauf, ob tausend Eide und Gelübde abgelegt worden
wären. Denn bekannt ist's, dass in Klöstern, vor allem in Nonnenklöstern,
Gottes Wort nicht täglich in Übung ist und an den meisten Orten niemals,
sondern dass sie sich nur plagen und antreiben mit Menschengesetzen und
-werken. So ist's wiederum gewiß, dass man ohne das
tägliche Wort Gottes vor Gott nicht leben kann. Und kein Gelübde kann vor Gott
gelten oder halten, mit dem man sich mit dem Ort verbindet, wo kein Gotteswort
in Übung ist, und den Ort verlässt, wo Gottes Wort geübt wird. Denn ein solches
Gelübde ist ebensoviel wie Gott verleugnen, weil wir alle auf Gottes Wort
verpflichtet sind.
Zum
dritten ist das bekannt und offenbar, dass ein Mensch wohl gezwungen werden
kann, vor der Welt zu tun, was er nicht gerne tut. Aber vor Gott und in Gottes Dienst soll und kann kein Werk noch Dienst erzwungen
und ungerne geschehen. Denn Gott gefallen nicht und
er will auch nicht haben erzwungene, unwillige Dienste, wie St. Paulus 2. Korinther
9, 7 sagt: »Gott hat lieb einen fröhlichen Geber«; ohne Zweifel ist er wiederum
feind einem unfröhlichen, unwilligen Geber. Daher
will auch St. Paulus die edle Jungfrauschaft nicht haben, wenn sie erzwungen
und unwillig geschieht, 1. Korinther 7. Solch fröhliche Lust aber zu Gottes
Dienst gibt weder Kloster noch Mönchskappe, weder Gelübde noch Werk, sondern
allein der heilige Geist.
Was
meinst du aber, wie viele Nonnen in den Klöstern sind, wo das tägliche
Gotteswort nicht geht, die fröhlich und mit Lust ungezwungen ihren Gottesdienst
tun und ihren Orden auf sich nehmen? Sicher unter tausend kaum eine. Was ist's
denn, dass du solch ein Kind lässt so sein Leben und alle seine Werke verlieren
und außerdem die Hölle damit verdienen? Wäre es nicht besser, wenn sie schon
etwas ungern und mit Unlust tun soll, sie wäre ehelich und täte solche Mühe und
Unlust im ehelichen Stand äußerlich gegenüber den Menschen, wie ihrem Mann,
Kind, Gesinde, Nachbarn usw.? Weil denn Gott kein Dienst gefällt, es gehe denn
willig von Herzen und mit Lust, so folgt, dass auch kein Gelübde weiter gelten
oder abgelegt werden oder gehalten werden soll, als sofern die Liebe und Lust
da ist, das ist, sofern der heilige Geist da ist. Darum, wenn nun solch Gelübde
ohne Lust und Geist geschieht, achtet's Gott nicht
und nimmt's nicht an. So dass dies auch eine
ausreichende Ursache ist, Gelübde und Kloster zu lassen und jedermann
herauszuhelfen in einen anderen Stand.
Zum
vierten, wiewohl man sich dieser Ursache schier schämen muss, so ist's doch
vollends der größten eine, Kloster und Mönchskappe zu verlassen: nämlich dass
es unmöglich ist, dass die Gabe der Keuschheit so allgemein sei, wie die
Klöster sind. Denn ein Weibsbild ist nicht geschaffen, Jungfrau zu sein, sondern
Kinder zu tragen, wie Gott 1. Mose 1, 28 sprach nicht allein zu Adam, sondern
auch zu Eva: »Seid fruchtbar und mehret euch«, wie das auch die weiblichen
Gliedmaßen, von Gott dazu eingesetzt, beweisen. Und solches ist nicht zu einer
Frau oder zu zweien, sondern zu allen gesagt, und keine ist ausgeschlossen,
Gott ziehe sie denn selber heraus, nicht durch unser Gelübde oder unseren
freien Willen, sondern mit Macht durch seinen eigenen Rat und Willen. Wo er das
nicht tut, soll ein Weibsbild eine Frau bleiben, Frucht tragen, wozu Gott sie
geschaffen hat, und es nicht besser machen, denn er's gemacht hat.
Weiter:
Als er Eva verfluchte, nahm er ihr nicht den weiblichen Leib oder die
weiblichen Gliedmaßen, widerrief auch nicht seinen gesprochenen Segen über sie,
dass sie sollte fruchtbar sein, sondern bestätigt ihn und spricht: »Ich will
dir viel Mühe schaffen, wenn du schwanger gehst.« (1. Mose 3, 16) Diese Plage
ist auch nicht über eine oder zwei Frauen gesagt, sondern über alle, so dass
die
Worte
so lauten, als sei Gott gewiss, dass alle Frauen werden schwanger sein und
sollen diese Plage tragen, außer denen, die er selbst ausnimmt. Dagegen kann
kein Gelübde oder Bund gelten oder halten, denn es ist Gottes Wort und
Schöpfung.
Hier
tun sie dann zwei Einreden. Die erste: Man solle die Gelübde halten. Das ist
wahrlich wahr, wenn du Gott gelobst, was dein ist und in deiner Macht steht.
Ich hörte hierzu einen gelehrten Mann einmal sagen: Meine Mutter hat gelobt,
ich sollte ein Bischof werden; wie soll ich's halten? Dein ist's aber nicht,
Jungfrau zu sein wider die eingesetzte Natur, sondern, wie St. Paulus sagt 1. Korinther
7, 7: Es ist eine Gottesgabe. Wie ich nun keine Gottesgabe geloben kann, so
kann ich auch Keuschheit nicht geloben. Es muss alles zuvor mein sein, ehe
ich's gelobe. Wie auch Samuels Mutter ihren Sohn Gott gelobte, wenn er ihr
denselben zuvor geben werde, 1. Samuel 1, 11. So soll man auch Keuschheit
geloben, sofern sie Gott geben würde, wenn aber nicht, dass das Gelübde nichts
wäre.
Lesen
wir doch auch 1. Samuel 14, 24, dass Saul auch gelobte, zweimal mit einem Eid, dass
niemand am Tage essen sollte, und auch seinen Sohn zu töten (v.44). Dennoch musste
er's lassen, und Gott wehrte es ihm durchs Volk und seinen Sohn. Damit hat Gott
ja genügend bewiesen, dass unchristliche und schädliche Gelübde nicht zu halten
sind, ob sie gleich auch nur dem Leben schaden; viel mehr wird er die Gelübde
verdammen, die der Seele Schaden und Verderben sind. Und dies Exempel ist wohl
zu merken, dass es nicht genug ist, zu sagen: Ja, ich hab's gelobt, ich muß es halten. Lieber, sieh zuvor, ob's möglich und Gott
gemäß ist, was du gelobst; sonst, wenn unmögliche Gelübde gälten, könntest du
wohl geloben, eine Mutter Gottes zu werden wie Maria.
So
sprechen sie abermals: Wenn es gleich unmöglich sei, so kann man's mit Beten
erlangen, wie St. Hieronymus lehrt. Antwort. Aufs erste: Gott gebe mir nur
nicht viel von der Keuschheit des St. Hieronymus, der selbst bekennt, dass er
seines Fleisches Wüten und Brunst mit keinem Fasten und keiner Mühe zähmen
konnte. Wie viel besser wäre es ihm gewesen, nach St. Paulus' Rat zu freien,
als so zu brennen (1. Korinther 7, 9). Und hierin ist nicht gut, seinem Exempel
nachzufolgen. Denn Keuschheit hat wohl Anfechtung; aber solche tägliche Brunst
und Wüten ist ein gewisses Zeichen, dass Gott nicht gegeben hat noch geben will
die edle Gabe der Keuschheit, die mit Willen ohne Not gehalten werde.
Aufs
zweite: Man kann freilich alles von Gott erlangen mit Beten; er will aber auch
unversucht sein. Christus hätte sich wohl können von der Zinne des Tempels
hernieder lassen, wie der Teufel es vorgab (Matthäus 4, 5 f.). Er wollte es
aber nicht tun, weil es nicht nötig war und er wohl auf andere Weise
herabkommen konnte. Ich könnte es auch wohl mit Beten erlangen, dass ich nicht
äße oder tränke, was auf Erden wächst. Weil das aber nicht nötig ist und Gott
mir sonst so viel gegeben hat, was ich essen soll und kann, soll ich ihn nicht
versuchen, das liegen lassen, was er gegeben hat, und ein anderes ohne Not
erwarten, was er nicht gegeben hat; denn da wäre Gott versucht.
So
auch hier. Weil er Mann und Frau geschaffen hat, dass sie zusammen sollen, soll
ich mir nicht einen ändern Stand vornehmen und jenen hegen lassen aus eigenem
Vorwitz und Mutwillen. Denn damit gebe ich mich ohne Not und Ursache in Gefahr
und versuche Gott, zumal wohl ein anderer göttlicher Stand da ist, in dem ich
keine Gefahr und Versuchung herausfordere. Denn wer zwingt oder beruft mich, dass
ich ohne Ehe bleibe? Was ist mir die Jungfrauschaft vonnöten, wenn ich fühle, dass
ich sie nicht habe und Gott mich nicht besonders dazu beruft, und weiß auch, dass
er mich zur Ehe geschaffen hat? Darum, willst du etwas bitten von Gott, so
bitte, was dir nötig ist und wozu dich die Not dringt. Ist dir's
aber nicht not, so
versuchst
du ihn gewiss mit deinem Gebet. Denn sein Name heißt Helfer zur rechten Zeit,
in Trübsal, Nothelfer, Psalm 10, 14, nämlich dass er nur da allein hilft, wo
sonst keine Hilfe und kein Mittel durch ihn zuvor geschaffen ist.
Die
andere Einrede ist, dass es ärgerlich sei, gegen den allgemeinen alten Brauch
und Lehre, und der Schwachen Gewissen sei zu schonen. Antwort: Ärgernis hin,
Ärgernis her. Not bricht Eisen und hat kein Ärgernis. Ich soll der Schwachen Gewissen schonen, sofern es ohne Gefahr meiner
Seele geschehen kann. Wenn nicht, so soll ich meiner Seele helfen, es ärgere
sich dran die ganze oder halbe Welt. Nun liegt hier der Seele Gefahr in allen
Stücken. Darum soll niemand von uns begehren, dass wir ihn nicht ärgern;
sondern wir sollen begehren, dass sie unsere Sache billigen und sich nicht
ärgern. Das fordert die Liebe.
Das
will ich auf dies Mal, mein guter Freund, kurz zur Verantwortung gegeben haben
für Euch, für mich und für diese Jungfrauen, auch für alle, die diesem Exempel
wollen nachfolgen; bin auch gewiss, dass wir damit vor Gott und der Welt
untadelig bestehen werden. Aber den Widersachern und verstockten Köpfen, denen
Gott selber nicht Genüge tun kann, wollen auch wir uns nicht vermessen, Genüge
zu tun, sondern sie toben und lästern lassen, bis sie es müde werden. Wir haben
einen Richter über uns, der wird recht richten.
Ich
will aber auch die Jungfrauen hier nennen, auf dass alles ja frei am Tage sei.
Und es sind nämlich diese: Magdalene [von] Staupitz,
Elisabeth [von] Canitz, Veronika [von] Zeschau, Margarethe [von] Zeschau,
ihre Schwester, Laneta von Gohlis,
Ave Grosse, Katharina von Bora, Ave
von Schönfeld, Margaretha von Schönfeld, ihre Schwester. Der allmächtige Gott
wolle gnädig erleuchten alle Verwandten derjenigen, die mit Gefahr und Unlust
in Klöstern sind, dass sie ihnen treulich heraushelfen. Welche aber
geistverständig sind und die Klosterei nützlich zu
brauchen wissen und gerne drin sind, die lasse man bleiben im Namen Gottes.
Hiermit
befehle ich Euch Gott, und grüßt mir Eure liebe Audi und alle Freunde in
Christus. Gegeben in Wittenberg am Freitag in der Osterwoche. Anno 1523.