Brief des Paulus an die Christen in Rom

Im Winter 56/57 n.Chr. besuchte der Apostel Paulus das dritte Mal die Gemeinde in Korinth. Er wohnte bei Gajus, in dessen Haus auch die Gemeinde zusammenkam, und blieb etwa drei Monate in der Stadt. Weil er seine Missionsarbeit in den Städten der ägäischen Küste nun als abgeschlossen ansah, hielt er nach einem neuen Arbeitsfeld Ausschau. Das sah er in Spanien und hoffte für die Arbeit dort auf die Unterstützung der Gemeinde in Rom. Weil er vorher aber noch nie in dieser Gemeinde gewesen war, wollte er sich und seine Lehre ausführlich vorstellen. Das tat er in diesem Brief an die Christen in Rom, den er von Phöbe, einer Diakonin der Gemeinde Kenchreä, überbringen ließ. Er selbst wollte allerdings zunächst die Geldsammlung der Gemeinden Mazedoniens und Achajas nach Jerusalem bringen. Auf dem Weg nach Spanien wollte er dann in Rom vorbeikommen.

Als Paulus den Brief schrieb, bestand die Gemeinde in Rom offenbar schon länger als zwei Jahrzehnte, so lange, wie er bekehrt war. Sie war ganz unabhängig von ihm gewachsen und hatte sich in verschiedenen Hauskreisen organisiert.

Das Hauptthema des Römerbriefes könnte man so formulieren: Die Gerechtigkeit, die vor Gott Bestand hat. Paulus entfaltet diesen Gedanken in vier Hauptpunkten: die Gerechtigkeit, die vor dem Zorn Gottes rettet (1-5); die Gerechtigkeit, die das Leben des Christen regiert (5-8); die Gerechtigkeit, die für das Volk Israel gilt (9-11), und die Gerechtigkeit, die im Alltag des Christen sichtbar wird (12-15).


Paulus und sein Auftrag in Rom

1 Es schreibt Paulus, ein Sklave[1] von Christus Jesus, berufen zum Apostel und dazu bestimmt, Gottes Freudenbotschaft bekannt zu machen. Dieses Evangelium hat Gott schon im Voraus durch seine Propheten in heiligen Schriften angekündigt. Es ist die Botschaft von seinem Sohn, der als Mensch ein Nachkomme Davids war, und als Sohn Gottes in Macht bestätigt ist durch den Heiligen Geist und die Auferstehung aus dem Tod: die Botschaft von Jesus Christus, unserem Herrn. Er hat uns in seiner Gnade zu Aposteln gemacht und uns beauftragt, in seinem Namen Menschen aus allen Völkern zum Gehorsam des Glaubens zu führen. Auch ihr gehört als von Jesus Christus Berufene dazu.

An alle in Rom, die von Gott geliebt und zu Heiligen berufen sind. Ich wünsche euch Gnade und Frieden von Gott, unserem Vater, und von Jesus Christus, dem Herrn.

Zuerst danke ich meinem Gott durch Jesus Christus für euch alle, weil man in der ganzen Welt von eurem Glauben spricht. Denn Gott, dem ich mit allem, was ich bin und habe, und mit der Freudenbotschaft seines Sohnes diene, ist mein Zeuge, dass ich euch ständig erwähne, 10 wenn ich zu ihm bete Und ich flehe ihn an, dass er es mir doch endlich einmal ermöglicht, zu euch zu kommen, wenn das seinem Willen entspricht. 11 Denn ich sehne mich sehr danach, euch persönlich kennenzulernen, damit ich euch etwas von dem weitergeben kann, was Gott mir geschenkt hat, und ihr gestärkt werdet – 12 besser gesagt, damit wir uns durch unseren gemeinsamen Glauben gegenseitig ermutigen, wenn ich bei euch bin. 13 Ihr sollt wissen, meine Brüder, dass ich mir schon oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen. Bis jetzt wurde ich aber immer wieder daran gehindert. Denn gern würde ich, wie bei den anderen Völkern, auch bei euch einige Früchte meiner Arbeit ernten. 14 Ich fühle mich nämlich allen Völkern verpflichtet, ob sie nun zivilisiert sind oder nicht, ob die Menschen gebildet oder ungebildet sind. 15 Darum möchte ich auch euch in Rom Gottes Freudenbotschaft überbringen.

Gottes Botschaft bringt Rettung

16 Denn ich bekenne mich offen und ohne Scham zu dieser guten Nachricht: Sie ist Gottes Kraft und rettet jeden, der ihr glaubt. Das gilt den Juden zuerst und allen Menschen. 17 Denn im Evangelium zeigt Gott uns seine Gerechtigkeit, eine Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt und Menschen zum Glauben führt, wie es in der Schrift heißt: „Der Gerechte wird leben, weil er glaubt.“[2]

Die Ungerechtigkeit der Menschen

18 Genauso lässt Gott aber auch seinen Zorn sichtbar werden. Vom Himmel herab wird er über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen hereinbrechen, die durch Unrecht die Wahrheit niederhalten. 19 Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen bekannt, weil Gott es ihnen längst vor Augen gestellt hat. 20 Seine unsichtbare Wirklichkeit, seine ewige Macht und göttliche Majestät sind nämlich seit Erschaffung der Welt in seinen Werken zu erkennen. Die Menschen haben also keine Entschuldigung, 21 Trotz allem, was sie von Gott wussten, ehrten sie ihn aber nicht als Gott und brachten ihm auch keinerlei Dank. Stattdessen verloren sich ihre Gedanken ins Nichts, und in ihrem uneinsichtigen Herzen wurde es finster. 22 Sie hielten sich für Weise und wurden zu Narren. 23 Die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauschten sie mit Bildern von sterblichen Menschen, mit Abbildern von Vögeln, vierfüßigen und kriechenden Tieren.

24 Darum hat Gott sie den Begierden ihres Herzens ausgeliefert; er hat sie ihrer Unsittlichkeit überlassen, so dass sie ihre eigenen Körper schändeten. 25 Sie vertauschten die Wahrheit Gottes mit Lügen. Sie beteten die Geschöpfe an und verehrten sie anstelle des Schöpfers, der doch für immer und ewig zu preisen ist. Amen[3]!

26 Darum hat Gott sie entehrenden Leidenschaften ausgeliefert. Ihre Frauen vertauschten den natürlichen Geschlechtsverkehr mit dem widernatürlichen, 27 und ihre Männer machten es genauso. Sie gaben den natürlichen Verkehr mit den Frauen auf und wurden von wildem Verlangen zueinander gepackt. Männer trieben es schamlos mit Männern. So empfingen sie den gebührenden Lohn für ihre Verirrung[4] an sich selbst.

28 Und weil sie es nicht für gut hielten, Gott anzuerkennen, lieferte Gott sie einem verworfenen Denken aus, so dass sie tun, was man nicht tun darf. 29 Jede Art von Unrecht, Bosheit, Habsucht und Gemeinheit ist bei ihnen zu finden. Sie sind voller Neid, Mord, Streit, List und Tücke. 30 Sie reden gehässig über andere und verleumden sie. Sie hassen Gott, sind gewalttätig, hochmütig und prahlerisch. Im Bösen sind sie sehr erfinderisch, und ihre Eltern verachten sie. 31 Sie sind unbelehrbar, unzuverlässig, gefühllos und kennen kein Erbarmen. 32 Obwohl sie wissen, dass jeder, der so handelt, nach Gottes Gesetz den Tod verdient, tun sie es nicht nur selbst, sondern finden es auch noch gut, wenn andere es ebenso machen.

Die Selbstgerechtigkeit der Juden

2 Deshalb hast du Mensch, der sich da zum Richter macht, auch keine Entschuldigung. Du verurteilst zwar den anderen, doch damit richtest du dich selbst, weil du ja selber tust, was du verdammst. Wir wissen aber, dass Gott alle, die so handeln, zu Recht verurteilen wird. Meinst du denn, du könntest dem Gericht Gottes entgehen, wenn du die verdammst, die so etwas tun, aber doch genau dasselbe machst? Oder verachtest du etwa seine große Güte, Nachsicht und Geduld? Begreifst du denn nicht, dass er dich mit seiner Güte zur Umkehr bringen will? Doch du bist starrsinnig und nicht bereit, deine Einstellung zu ändern. So lädst du dir selbst immer mehr Zorn auf – bis zum Tag des Zorns. An diesem Tag wird offenbar, dass Gottes Urteil gerecht ist.

Gott wird jedem das geben, was er für sein Tun verdient hat. Den einen, die unermüdlich das Gute tun und alles dransetzen, um an Gottes Herrlichkeit, Ehre und Unvergänglichkeit teilzuhaben, gibt er das ewige Leben. Den anderen aber, die nur an sich selbst denken und sich weigern, der Wahrheit zu gehorchen, stattdessen aber dem Unrecht gehorsam sind, gilt sein grimmiger Zorn. Bedrängende Angst wird über die Menschen kommen, die Böses tun. Das gilt für den Juden zuerst und für jeden anderen Menschen. 10 Ewige Herrlichkeit jedoch und Ehre und Frieden werden die erhalten, die Gutes tun. Auch das gilt für den Juden zuerst und für jeden anderen Menschen. 11 Denn bei Gott gibt es keinerlei Bevorzugung.

12 Alle Menschen, die sündigen und keine Beziehung zum Gesetz Gottes haben, werden auch ohne Gesetz ins Verderben gehen. Und alle, die mit Gesetz sündigen, werden durch das Gesetz verurteilt. 13 Denn nicht die, die hören, was das Gesetz sagt, werden von Gott für unschuldig erklärt, sondern die, die tun, was es verlangt. 14 Und wenn nun Menschen aus nichtjüdischen Völkern, die keine Beziehung zum Gesetz Gottes haben, von sich aus so handeln, wie es das Gesetz fordert, dann tragen sie das Gesetz in sich. 15 Sie beweisen damit, dass ihnen die Forderungen des Gesetzes ins Herz geschrieben sind. Das zeigt sich auch an der Stimme ihres Gewissens und am Widerstreit ihrer Gedanken, die sich gegenseitig anklagen oder auch entschuldigen. 16 Das wird an dem Tag sichtbar werden, an dem Gott durch Christus Jesus die verborgensten Dinge der Menschen richten wird. So entspricht es der Botschaft, die Gott mir anvertraut hat.

17 Nun zu dir: Du kannst von dir sagen, ein Jude zu sein, und fühlst dich sicher, weil du das Gesetz hast. Du bist stolz auf deinen Gott. 18 Aus dem Gesetz kennst du seinen Willen und kannst beurteilen, worauf es ankommt. 19 Du traust dir zu, die Blinden zu führen und denen im Dunkeln das Licht zu bringen; 20 du willst Erzieher für die Unverständigen und Lehrer für die Unwissenden sein, weil du das Gesetz Gottes hast, den Inbegriff von Erkenntnis und Wahrheit.

21 Du belehrst andere, warum nicht auch dich selbst? Du predigst, man dürfe nicht stehlen – und warum stiehlst du? 22 Du sagst, man soll die Ehe nicht brechen – warum brichst du sie? Du verabscheust die Götzen – und warum bereicherst du dich dann an ihren Tempeln? 23 Du bist stolz auf das Gesetz – und warum brichst du es selbst und machst Gott Schande damit? 24 So steht es schon in der Schrift: „Euretwegen wird der Name Gottes bei den Völkern verlästert.“[5]

25 Auch die Beschneidung nützt dir nur dann etwas, wenn du das Gesetz befolgst. Übertrittst du das Gesetz, bist du praktisch ein Unbeschnittener[6] geworden. 26 Und wenn ein Unbeschnittener die Forderungen des Gesetzes erfüllt, gilt er vor Gott dann etwa nicht als beschnitten? 27 So wird der Unbeschnittene, der das Gesetz gehalten hat, über dich das Urteil sprechen, der das Gesetz zwar buchstabengenau kennt und auch beschnitten ist, es aber doch übertreten hat. 28 Nicht der ist nämlich ein Jude, der es nach außen hin ist, und der körperliche Vollzug ist auch nicht die wirkliche Beschneidung, 29 sondern ein wahrer Jude ist der, der es innerlich ist, und die wahre Beschneidung ist die, die am Herzen geschieht. Sie kommt nicht durch die ‹genaue Befolgung der› Vorschrift zustande, sondern durch den Geist Gottes. So einer bekommt das Lob nicht von Menschen, sondern von Gott.

Die Gerechtigkeit Gottes

3 Aber was für einen Vorteil haben dann die Juden, und was nützt dann noch die Beschneidung? Nun, die Juden haben den anderen Völkern in jeder Hinsicht viel voraus, vor allem, dass Gott ihnen seine Worte anvertraut hat. Es stimmt zwar, dass einige dieses Vertrauen enttäuscht haben. Aber kann ihr Unglaube etwa die Treue Gottes aufheben? Auf keinen Fall! Vielmehr sollte dadurch klar werden, dass Gott zuverlässig und wahrhaftig ist, jeder Mensch aber letztlich ein Lügner, so wie es in der Schrift heißt: „Du sollst Recht behalten mit deinen Worten und wirst dich siegreich behaupten, wenn man dich anklagen will.“ [7]

Wenn aber unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit erst richtig zur Geltung bringt, was sagen wir dann? Ist Gott vielleicht ungerecht, wenn er seinen Zorn über uns kommen lässt? – Ich frage sehr menschlich. – Auf keinen Fall! Denn wie könnte Gott sonst die Welt richten? Wenn nun aber die Wahrheit Gottes erst durch meine Lüge richtig zur Geltung kommt und das zu seinem Ruhm führt, warum werde ich dann noch als Sünder gerichtet? Könnten wir dann nicht gleich sagen: „Tun wir doch das Böse, damit so das Gute kommt!“? Einige verleumden uns ja und behaupten, dass wir so etwas lehren. Solche trifft Gottes Urteil zu Recht.

Aber wie ist es nun? Machen wir etwa Ausflüchte? Ganz und gar nicht! Wir haben ja schon den Beweis erbracht, dass die Juden genauso wie die anderen Völker in der Gewalt der Sünde sind. 10 So steht es in der Schrift: „Keiner ist gerecht, auch nicht einer. 11 Keiner hat Einsicht und fragt nach Gott. 12 Alle haben sie den rechten Weg verlassen und sind unbrauchbar geworden. Niemand ist da, der Gutes tut, kein Einziger.“[8] 13 „Ihre Kehle ist ein offenes Grab und mit ihrer Zunge formen sie Lügen.“[9] „Schlangengift verbirgt sich hinter ihren Lippen.“[10] 14 „Ihr Mund ist voller Flüche und Drohungen.“[11] 15 „Ihre Füße sind schnell, wenn es darum geht, Blut zu vergießen. 16 Sie hinterlassen Verwüstung und Elend, 17 und was zum Frieden führt, kennen sie nicht.“[12] 18 „Von Gottesfurcht wissen sie nichts.“[13]

19 Das sagt das Gesetz, und wir wissen: Alles, was es sagt, richtet sich an die, denen es verordnet wurde. So wird jeder Mund gestopft und die ganze Welt sieht sich dem Urteil Gottes verfallen. 20 Denn durch das Halten von Geboten wird kein Mensch vor Gott gerecht. Das Gesetz führt nur dazu, dass man seine Sünde erkennt.

Gerecht werden durch Glauben

21 Doch jetzt ist die Gerechtigkeit Gottes unabhängig vom Gesetz sichtbar geworden. Und das wird vom Gesetz und den Worten der Propheten bestätigt. 22 Es ist die Gerechtigkeit Gottes, die durch den Glauben an Jesus Christus geschenkt wird und allen zugutekommt, die glauben. Da gibt es keinen Unterschied, 23 denn alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes[14] verloren. 24 Doch werden sie ohne eigenes Zutun durch seine Gnade gerecht gesprochen. Das geschieht aufgrund der Erlösung, die in Christus Jesus ‹Wirklichkeit geworden› ist. 25 Ihn hat Gott als Sühnopfer öffentlich dargestellt. Durch sein vergossenes Blut ist die Sühne vollzogen worden, und durch den Glauben kommt sie uns zugute. So hat Gott auch den Beweis erbracht, dass er gerecht gehandelt hatte, obwohl er die bis dahin begangenen Sünden der Menschen ungestraft ließ. 26 Und heute beweist er seine Gerechtigkeit dadurch, dass er den für gerecht erklärt, der aus dem Glauben an Jesus lebt.

27 Kann man da noch selbst auf etwas stolz sein? Das ist ausgeschlossen! Durch was für ein Gesetz? Durch das der Werke? Nein! Es kommt durch das Gesetz des Glaubens. 28 Denn wir sind zu dem Schluss gekommen, dass ein Mensch durch Glauben für gerecht erklärt wird und nicht durch das Einhalten von Vorschriften. 29 Ist Gott denn nur ein Gott der Juden und nicht auch der der anderen Völker? Natürlich auch der anderen Völker! 30 Denn es gibt nur den einen Gott. Er wird die Beschnittenen ebenso wie die Unbeschnittenen auf der gleichen Grundlage des Glaubens für gerecht erklären. 31 Machen wir jetzt durch den Glauben das Gesetz ungültig? Ganz im Gegenteil: Wir bestätigen das Gesetz!

Abraham, der Vater des Glaubens

4 Was hat denn bei unserem Stammvater Abraham – von dem wir Juden ja abstammen – dazu geführt, dass er für gerecht erklärt wurde? Etwa seine eigenen Leistungen? Dann hätte er Grund, stolz auf sich zu sein. Aber das zählt nichts vor Gott, denn die Schrift sagt: „Abraham glaubte Gott, und das ist ihm als Gerechtigkeit angerechnet worden.“[15] Wenn jemand Leistungen erbracht hat, erhält er den Arbeitslohn, den er verdient. Er bekommt ihn nicht geschenkt. Wenn aber jemand keine Leistungen vorweisen kann, sondern sein Vertrauen auf den setzt, der den Gottlosen gerecht spricht, dann wird ihm sein Glaube als Gerechtigkeit angerechnet. Im gleichen Sinn nennt auch David den glücklich, dem Gott ohne Gegenleistung Gerechtigkeit zuspricht: Wie glücklich sind die, denen die Vergehen vergeben und die Sünden zugedeckt sind! Wie glücklich ist der, dem der Herr die Sünde nicht anrechnet! [16]

Werden hier nur die glücklich genannt, die beschnitten sind, oder gilt das auch für die Unbeschnittenen? Wir haben ja schon gesagt, dass dem Abraham der Glaube als Gerechtigkeit angerechnet wurde. 10 Wann geschah das eigentlich? Als er beschnitten oder als er unbeschnitten war? Er war noch unbeschnitten! 11 Das Zeichen der Beschneidung besiegelte für ihn die Tatsache, dass Gott ihn schon vor seiner Beschneidung aufgrund seines Glaubens gerecht gesprochen hatte. Er sollte nämlich der Vater für alle werden, die Gott vertrauen, ohne beschnitten zu sein, und denen der Glaube als Gerechtigkeit angerechnet wird. 12 Durch seine Beschneidung ist Abraham aber auch der Vater der Beschnittenen geworden, vor allem, wenn sie dem Beispiel des Glaubens folgen, den unser Vater Abraham hatte, als er noch unbeschnitten war.

13 Dasselbe gilt für das Versprechen, Abraham und seinen Nachkommen die ganze Welt als Erbe zu geben. Das wurde ihm nicht wegen seiner Gesetzestreue versprochen, sondern wegen seiner Glaubensgerechtigkeit. 14 Wenn das Erbe nämlich denen mit dem Gesetz zugesprochen würde, wäre der Glaube wertlos und das Versprechen zunichtegemacht. 15 Denn das Gesetz führt ‹durch seine ständige Übertretung› nur zu ‹Gottes› Zorn. Wo es aber kein Gesetz gibt, da gibt es auch keine Übertretung. 16 Es muss deshalb aus Glauben sein, damit alles aus der Gnade kommt. Nur so bleibt die Zusage für alle Nachkommen gültig: nicht nur für den, der aus dem Gesetz lebt, sondern auch für den, der aus dem Glauben Abrahams lebt. So ist Abraham der Vater von uns allen, 17 wie es in der Schrift heißt: „Ich habe dich zum Vater vieler Völker gemacht.“[17] Vor Gott ist er das auch, denn er vertraute auf den, der die Toten lebendig macht und das, was gar nicht existiert, ins Dasein ruft. 18 Obwohl nichts mehr zu hoffen war, gab Abraham die Hoffnung nicht auf und glaubte, dass Gott ihn zum Vater vieler Völker machen würde, denn er hatte ihm gesagt: „So zahlreich werden deine Nachkommen sein.“[18] 19 Obwohl er damals schon fast hundert Jahre alt war und wusste, dass er keine Kinder mehr zeugen und seine Frau Sara keine Kinder mehr bekommen könnte, wurde er im Glauben nicht schwach 20 und zweifelte nicht an der Zusage Gottes. Er ehrte Gott, indem er ihm vertraute, und wurde so im Glauben gestärkt. 21 Er war sich völlig gewiss, dass Gott auch tun kann, was er verspricht. 22 Eben darum wurde ihm der Glaube als Gerechtigkeit angerechnet.

23 Dass Abraham der Glaube angerechnet wurde, steht aber nicht nur seinetwegen in der Schrift, 24 sondern auch unsertwegen. Auch uns wird der Glaube als Gerechtigkeit angerechnet werden, weil wir auf den vertrauen, der Jesus, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat, 25 ihn, der ausgeliefert wurde wegen unserer Verfehlungen und auferweckt wurde für unseren Freispruch.

Für gerecht erklärt und mit Hoffnung erfüllt

5 Nachdem wir nun aufgrund des Glaubens für gerecht erklärt wurden, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn haben wir auch freien Zugang zu der Gnade bekommen, in der wir jetzt leben. Das geschah im Glauben. Und die Hoffnung, mit der wir nun der Herrlichkeit Gottes entgegengehen dürfen, erfüllt uns mit Freude und Stolz. Aber nicht nur das: Selbst in Bedrängnissen rühmen wir uns, weil wir wissen, dass wir durch Leiden Geduld lernen; und wer Geduld gelernt hat, ist bewährt, und das wiederum festigt die Hoffnung. Und in dieser Hoffnung werden wir nicht enttäuscht, denn Gott hat uns mit dem Heiligen Geist, den er uns geschenkt hat, auch seine Liebe ins Herz ausgegossen.

Denn der Messias ist schon damals, als wir noch ohnmächtig der Sünde ausgeliefert waren, für uns gottlose Menschen gestorben. Nun wird sich kaum jemand finden, der für einen Gerechten stirbt; eher noch würde sich jemand für eine gute Sache opfern. Aber Gott hat seine Liebe zu uns dadurch bewiesen, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren. Und nachdem wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt sind, werden wir durch ihn erst recht vor dem kommenden Gotteszorn gerettet. 10 Denn durch den Tod seines Sohnes hat Gott uns ja schon versöhnt, als wir noch seine Feinde waren. Deshalb werden wir jetzt, nachdem wir versöhnt sind, erst recht durch ‹die Kraft› seines Lebens gerettet werden. 11 Aber es ist nicht nur diese Hoffnung, die uns mit Stolz und Freude erfüllt, sondern auch die Beziehung zu Gott, die uns durch Jesus Christus geschenkt ist. Denn durch ihn sind wir schon jetzt mit Gott versöhnt.

Christus anstelle von Adam

12 Durch einen einzigen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod. Auf diese Weise ist der Tod zu allen Menschen hingekommen, weil sie ja alle gesündigt haben. 13 Selbst als es das Gesetz noch nicht gab, war die Sünde schon in der Welt. Doch wird sie da, wo es kein Gesetz gibt, nicht als Schuld angerechnet. 14 Trotzdem herrschte der Tod schon in der Zeit zwischen Adam und Mose auch über die Menschen, die nicht in derselben Weise wie Adam sündigten. So ist Adam das Muster[19] von dem, der kommen würde. 15 Doch die Begnadigung ist nicht nur das Gegenstück zu Adams Übertretung. Denn wenn die Übertretung eines Einzelnen allen anderen den Tod brachte, so wird das durch die Gnade Gottes mehr als aufgewogen. Denn sie alle sind durch die Gnade eines einzigen Menschen, Jesus Christus, überaus reich beschenkt. 16 Dieses Geschenk ist nicht vergleichbar mit dem, was durch den einen Sünder verursacht wurde. Denn das Urteil Gottes, das der Übertretung des Einen folgte, führt zur Verdammnis. Aber die Antwort der Gnade auf zahllose Verfehlungen führt zum Freispruch. 17 Ist durch die Verfehlung eines Einzigen der Tod zur Herrschaft gekommen, so wird erst recht bei denen, die Gottes Gnade und das Geschenk der Gerechtigkeit in so reichem Maß empfangen haben, das neue Leben zur Herrschaft kommen durch den Einen, durch Jesus Christus. 18 So wie eine einzige Verfehlung allen Menschen die Verdammnis brachte, so bringt eine einzige Tat, die Gottes Rechtsforderung erfüllte, allen Menschen den Freispruch und damit das Leben. 19 Genauso wie durch den Ungehorsam eines einzigen Menschen unzählige zu Sündern wurden, so werden durch den Gehorsam eines Einzigen unzählige zu Gerechten.

20 Das Gesetz ist erst nachträglich dazugekommen, um die Tragweite der Übertretungen deutlich zu machen. Und gerade dort, wo sich die ganze Macht der Sünde zeigte, ist die Gnade noch sehr viel mächtiger geworden. 21 Denn genauso wie die Sünde geherrscht und den Menschen den Tod gebracht hat, soll die Gnade herrschen und uns durch die geschenkte Gerechtigkeit zum ewigen Leben führen durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Frei von der Sklaverei der Sünde

6 Was heißt das nun? Sollen wir an der Sünde festhalten, damit die Gnade sich noch mächtiger auswirken kann? Auf keinen Fall! Für die Sünde sind wir doch schon gestorben, wie können wir da noch in ihr leben? Oder wisst ihr nicht, dass alle von uns, die auf Christus Jesus getauft wurden, in seinen Tod eingetaucht worden sind? Durch das Eintauchen in den Tod sind wir also mit Christus zusammen begraben worden, damit so, wie Christus durch die herrliche Macht des Vaters von den Toten auferweckt wurde, wir nun ebenfalls in dieser neuen Wirklichkeit leben. Denn wenn wir mit seinem Tod vereinigt worden sind, werden wir es auch mit seiner Auferstehung sein.

Wir sollen also begreifen, dass unser alter Mensch mit Christus gekreuzigt worden ist, damit unser sündiges Wesen unwirksam gemacht wird und wir der Sünde nicht mehr wie Sklaven dienen. Denn wer gestorben ist, ist vom Herrschaftsanspruch der Sünde befreit. Wenn wir nun mit Christus gestorben sind, vertrauen wir darauf, dass wir auch mit ihm leben werden. Wir wissen ja, dass Christus von den Toten auferweckt wurde und nie mehr stirbt. Der Tod hat keine Gewalt mehr über ihn. 10 Denn sein Sterben war ein Sterben für die Sünde, und zwar ein für alle Mal. Aber sein Leben ist ein Leben für Gott. 11 Auch ihr sollt davon ausgehen, dass ihr für die Sünde tot seid, aber in ‹Verbindung mit› Christus Jesus für Gott lebt.

12 Die Sünde soll euren vergänglichen Körper also nicht mehr beherrschen und euch dazu bringen, seinen Begierden zu gehorchen. 13 Und stellt eure Glieder nicht mehr der Sünde zur Verfügung als Werkzeuge des Unrechts, sondern stellt euch selbst Gott zur Verfügung als Menschen, die vom Tod zum Leben gekommen sind, und bietet ihm eure Glieder als Werkzeuge der Gerechtigkeit an. 14 Dann wird die Sünde ihre Macht über euch verlieren, denn ihr lebt ja nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade.

15 Heißt das nun, dass wir einfach weiter sündigen, weil wir nicht mehr unter der Herrschaft des Gesetzes, sondern unter der Gnade stehen? Auf keinen Fall! 16 Überlegt doch einmal: Wenn ihr euch jemand unterstellt und als Sklaven zum Gehorsam verpflichtet, dann seid ihr damit seine Sklaven. Entweder seid ihr Sklaven der Sünde, dann wird euch das zum Tod führen, oder ihr gehorcht Gott und werdet zur Gerechtigkeit geführt. 17 Aber Gott sei Dank: Ihr, als frühere Sklaven der Sünde, gehorcht jetzt von Herzen der Lehre, von der ihr inzwischen geprägt worden seid. 18 Von der Sünde befreit seid ihr nun in den Dienst der Gerechtigkeit gestellt.

19 Ich gebrauche das Bild vom Sklavendienst, damit ihr versteht, was ich meine. Früher hattet ihr eure Glieder in den Sklavendienst von Unmoral und Zügellosigkeit gestellt und führtet ein Leben gegen Gottes Gesetz. Jetzt sollt ihr eure Glieder in den Dienst der Gerechtigkeit stellen, was euch zu einem Leben in Übereinstimmung mit Gott führt. 20 Als ihr Sklaven der Sünde wart, wart ihr von jeder Gerechtigkeit frei. 21 Und was kam dabei heraus? Ihr habt Dinge getan, für die ihr euch jetzt schämt und die euch letztlich nur den Tod gebracht hätten. 22 Aber jetzt seid ihr vom Dienst der Sünde befreit und Sklaven Gottes geworden. Das bringt euch den Gewinn eines geheiligten Lebens und im Endergebnis das ewige Leben. 23 Denn der Lohn, den die Sünde ‹ihren Sklaven› zahlt, ist der Tod; das Gnadengeschenk Gottes aber ist das ewige Leben in ‹Verbindung mit› Christus Jesus, unserem Herrn.

Frei von der Herrschaft des Gesetzes

7 Nun ist euch doch klar, meine Brüder, – denn ich rede ja zu solchen, die das Gesetz kennen –, dass das Gesetz für einen Menschen nur so lange Geltung hat, wie er lebt. So ist zum Beispiel eine verheiratete Frau durch das Gesetz an ihren Mann gebunden, solange er lebt. Stirbt ihr Mann, ist sie frei von dem Gesetz, das sie an ihn band. Wenn sie sich also zu Lebzeiten ihres Mannes mit einem anderen einlässt, gilt sie als Ehebrecherin. Stirbt aber der Mann, ist sie nicht mehr durch das Gesetz gebunden. Es steht ihr frei, einen anderen zu heiraten. Sie wird deswegen nicht zur Ehebrecherin.

So ist es auch mit euch, meine Geschwister.[20] Durch den Körper des Messias seid ihr tot für das Gesetz, damit ihr jetzt einem anderen angehören könnt, dem Auferweckten aus dem Tod. So können wir Frucht bringen für Gott. Denn als wir allein unserer Natur folgten, war alles, was wir taten, von sündigen Leidenschaften bestimmt. Das Gesetz entfachte das noch und wir brachten Frucht für den Tod. Doch jetzt sind wir vom Gesetz freigekommen und tot für das, was uns früher gefangen hielt. Jetzt ist unser Dienst von dem Neuen des Geistes bestimmt und nicht mehr vom Buchstaben des Alten.

Heißt das nun, dass das Gesetz Sünde ist? Auf keinen Fall! Aber ohne Gesetz hätte ich nie erkannt, was Sünde ist. Auch die Begierde wäre nie in mir erwacht, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte: „Du sollst nicht begehren!“[21] Doch die Sünde nutzte die Gelegenheit und stachelte durch das Gebot jede Begierde in mir auf. Ohne Gesetz ist die Sünde tot. Auch ich lebte einmal ohne Gesetz. Als dann aber das Gebot kam, fing die Sünde an zu leben – 10 und ich starb. Das Gebot, das mir das Leben erhalten sollte, brachte mir den Tod. 11 Denn die Sünde ergriff die Gelegenheit und benutzte das Gesetz, um mich zu täuschen und zu töten.

12 Es bleibt also dabei: Das Gesetz ist heilig, und seine Forderungen sind heilig, gerecht und gut. 13 Hat nun das Gute mir den Tod gebracht? Auf keinen Fall! Schuld war die Sünde. Sie hat mir den Tod gebracht und das Gute dazu benutzt. So hat sie ihr wahres Gesicht gezeigt. Das Gebot brachte nur die Abscheulichkeit der Sünde ans Licht.

14 Wir wissen ja, dass das Gesetz vom Geist Gottes erfüllt ist. Ich dagegen bin von Eigensinn erfüllt und werde von der Sünde beherrscht. 15 Ich verstehe ja selbst nicht, was ich tue. Denn ich tue nicht das, was ich will, sondern gerade das, was ich hasse. 16 Wenn ich aber das tue, was ich gar nicht tun will, stimme ich dem Gesetz zu und heiße es gut. 17 Dann aber bin nicht mehr ich es, der so handelt, sondern die Sünde, die in mir wohnt.

18 Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meiner Natur, nichts Gutes wohnt. Es fehlt mir nicht am Wollen, aber ich bringe es nicht fertig, das Gute zu tun. 19 Ich tue nicht das Gute, das ich tun will, sondern das Böse, das ich nicht will. 20 Wenn ich aber das tue, was ich gar nicht will, dann bin nicht mehr ich der Handelnde, sondern die Sünde, die in mir wohnt.

21 Ich stelle also ein Gesetz des Bösen in mir fest, obwohl ich doch das Gute tun will. 22 Denn meiner innersten Überzeugung nach stimme ich dem Gesetz Gottes freudig zu, 23 aber in meinen Gliedern sehe ich ein anderes Gesetz wirken, das mit dem Gesetz in meinem Innern in Streit liegt und mich zu seinem Gefangenen macht: das Gesetz der Sünde. 24 Ich unglückseliger Mensch! Gibt es denn niemand, der mich aus dieser tödlichen Verstrickung befreit? 25 Doch! Und dafür danke ich Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Es gilt also beides: Meiner innersten Überzeugung nach diene ich dem Gesetz Gottes, meiner Natur nach aber folge ich dem Gesetz der Sünde.

Der Gottesgeist regiert mein Leben

8 Es gibt jetzt also kein Verdammungsurteil mehr für die, die ganz mit Christus Jesus verbunden[22] sind. Denn das Gesetz des Geistes, das dich mit Christus Jesus zum Leben führt, hat dich von dem Gesetz befreit, das nur Sünde und Tod bringt. Das Gesetz ‹des Mose› war dazu nicht imstande. Es scheiterte am Widerstand unserer Natur. Deshalb hat Gott seinen eigenen Sohn gegen die Sünde ‹in die Welt› geschickt. Er kam in der gleichen Ge­stalt, wie sie die Menschen haben, die im Widerspruch zu Gott leben, und machte der Sünde in der menschlichen Natur den Prozess. Damit kann jetzt die Rechtsforderung des göttlichen Gesetzes in uns erfüllt werden, und zwar dadurch, dass wir uns nicht mehr von unserer Natur, sondern vom Geist ‹Gottes› bestimmen lassen. Denn alle, die von ihrem natürlichen Sinn bestimmt werden, sind auf das bedacht, was ihre eigene Natur will. Wer sich aber vom Geist ‹Gottes› bestimmen lässt, ist auf das ausgerichtet, was der Geist will. Was die menschliche Natur will, bringt den Tod, was aber der Geist will, bringt Leben und Frieden. Denn der menschliche Eigenwille steht dem Willen Gottes feindlich gegenüber, denn er unterstellt sich dem Gesetz Gottes nicht und kann das auch nicht. Wer also von seiner menschlichen Natur bestimmt wird, kann Gott niemals gefallen.

Ihr jedoch steht nicht mehr unter ‹der Herrschaft› eurer Natur, sondern ‹unter dem Einfluss› des Geistes, wenn wirklich Gottes Geist in euch wohnt. Denn wenn jemand diesen Geist von Christus nicht hat, gehört er auch nicht zu ihm. 10 Wenn nun also Christus in euch ist, bleibt der Körper zwar dem Tod verfallen aufgrund der Sünde, der Geist aber erfüllt euch mit Leben aufgrund der Gerechtigkeit, ‹die Gott euch geschenkt hat›. 11 Wenn nun der Geist von dem in euch wohnt, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, dann wird er durch seinen Geist, der in euch wohnt, auch euren sterblichen Körper lebendig machen, eben weil er Christus aus den Toten auferweckt hat.

12 Darum sind wir jetzt nicht mehr den eigenen Begierden verpflichtet, meine Geschwister, als müssten wir uns davon bestimmen lassen! 13 Denn wenn euer Leben von Begierden bestimmt ist, werdet ihr sterben. Wenn ihr aber durch den Geist die alten Verhaltensweisen tötet, werdet ihr leben. 14 Denn diejenigen, die von Gottes Geist gelenkt werden, sind Kinder Gottes. 15 Der Geist, den ihr empfangen habt, macht euch ja nicht wieder zu Sklaven, sodass ihr wie früher in Furcht leben müsstet. Nein, ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Kindern Gottes macht, den Geist, in dem wir „Abba! Vater!“[23] zu Gott sagen. 16 So macht sein Geist uns im Innersten gewiss, dass wir Kinder Gottes sind. 17 Wenn wir aber Kinder sind, dann sind wir auch Erben, Erben Gottes und Miterben mit Christus, die jetzt mit ihm leiden, um dann auch an seiner Herrlichkeit teilzuhaben.

Die ganze Schöpfung darf hoffen

18 Übrigens meine ich, dass die Leiden der jetzigen Zeit im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns sichtbar werden wird, überhaupt nicht ins Gewicht fallen. 19 Die gesamte Schöpfung wartet ja sehnsüchtig auf den Tag, an dem die Kinder Gottes so erkennbar werden. 20 Denn alles Geschaffene ist der Vergänglichkeit ausgeliefert – unfreiwillig. Gott hat es so verfügt. Es gibt allerdings Hoffnung: 21 Auch die Schöpfung wird einmal von dieser Versklavung an die Vergänglichkeit zur Herrlichkeit der Kinder Gottes befreit werden. 22 Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis heute unter ihrem Zustand seufzt, als würde sie in Geburtswehen liegen.

23 Aber nicht nur sie, sondern auch wir selbst, denen Gott doch schon seinen Geist geschenkt hat – als die erste Gabe des neuen Lebens –, auch wir seufzen innerlich und erwarten sehnsüchtig ‹das Offenbarwerden unserer› Kindschaft: die Erlösung unseres Körpers. 24 Denn mit dieser Hoffnung sind wir gerettet worden. Aber eine Hoffnung, die man ‹schon erfüllt› sieht, ist keine Hoffnung. Denn warum sollte man auf etwas hoffen, das man ‹schon verwirklicht› sieht? 25 Wenn wir aber auf etwas hoffen, das wir noch nicht sehen können, warten wir geduldig, ‹bis es sich erfüllt›.

26 In gleicher Weise nimmt der Geist Gottes sich auch unserer Schwachheit an, denn wir wissen nicht, wie man richtig beten soll. Er tritt mit einem Seufzen für uns ein, das man nicht in Worte fassen kann. 27 Und ‹Gott›, der die Herzen erforscht, weiß, was der Geist damit sagen will, denn der Geist tritt für die Heiligen[24] so ein, wie es vor Gott angebracht ist.

Wenn Gott für uns ist …

28 Wir wissen aber, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten mitwirken lässt, also bei denen, die er nach seinem freien Entschluss berufen hat. 29 Denn sie, die er schon vorher im Blick hatte, die hat er auch schon vorher dazu bestimmt, in Wesen und Gestalt seinem Sohn gleich zu werden, denn er sollte der Erstgeborene unter vielen Geschwistern sein. 30 Und alle, die er dazu erwählt hat, die hat er auch berufen, und die er berufen hat, die hat er auch für gerecht erklärt, und die er für gerecht erklärt hat, denen hat er auch Anteil an seiner Herrlichkeit gegeben.

31 Was sollen wir jetzt noch dazu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer könnte dann gegen uns sein? 32 Er hat nicht einmal seinen eigenen Sohn verschont, sondern ihn für uns alle ausgeliefert: Wird er uns dann noch irgendetwas vorenthalten? 33 Wer wird es wagen, diese Auserwählten Gottes anzuklagen? Gott selbst erklärt sie ja für gerecht. 34 Wer kann sie verurteilen? Christus Jesus ist doch für sie gestorben, ja noch mehr: Er ist auferweckt und sitzt an Gottes rechter Seite und tritt dort für uns ein. 35 Was kann uns da noch von Christus und seiner Liebe trennen? Bedrängnis? Angst? Verfolgung? Hunger? Kälte? Lebensgefahr oder ein gewaltsamer Tod? 36 Es kann uns so ergehen, wie es in der Schrift heißt: „Weil wir zu dir gehören, sind wir mit dem Tod bedroht; man behandelt uns wie Schafe, die zum Schlachten bestimmt sind.“[25] 37 Aber durch den, der uns geliebt hat, sind wir in all diesen Dingen überlegene Sieger. 38 Denn ich bin überzeugt: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Teufel, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, 39 weder hohe Kräfte noch tiefe Gewalten – nichts in der ganzen Schöpfung kann uns von der Liebe Gottes trennen, die uns verbürgt ist in Christus Jesus, unserem Herrn.

Israel und Gottes Versprechen

9 Was ich jetzt sage, sage ich vor Christus. Mein Gewissen bestätigt es, und der Heilige Geist bezeugt mir, dass es die Wahrheit ist: Mein Herz ist von tiefer Traurigkeit erfüllt, und es quält mich unablässig, wenn ich an meine Brüder denke, an die Leute meines eigenen Volks. Für sie hätte ich es auf mich genommen, verflucht und für immer von Christus getrennt zu sein. Sie sind ja Israeliten; ihnen hat Gott das Vorrecht geschenkt, seine Kinder zu sein. Ihnen hat er seine Herrlichkeit gezeigt; mit ihnen hat er seine Bündnisse geschlossen; ihnen hat er das Gesetz und die Ordnungen des Gottesdienstes gegeben; ihnen gelten seine Zusagen. Sie sind die Nachkommen der von Gott erwählten Väter, und aus ihrer Mitte ist auch der Messias seiner menschlichen Herkunft nach hervorgegangen. Er ist Gott, der über allem steht und für immer und ewig zu preisen ist. Amen!

Ich will damit nicht gesagt haben, dass das von Gott gegebene Wort keine Gültigkeit mehr hätte. Aber es gehören eben nicht alle Israeliten zum eigentlichen Israel. Nicht weil sie von Abraham abstammen, sind sie seine Kinder, denn Gott sagte zu ihm: „Durch Isaak gebe ich dir die Nachkommen, die ich dir versprochen habe.“[26] Mit anderen Worten: Nicht die Abstammung macht zu Gottes Kindern, sondern die göttliche Zusage führt zur eigentlichen Nachkommenschaft. Die Zusage lautete: „In einem Jahr werde ich wiederkommen, und dann wird Sara einen Sohn haben.“[27] 10 Aber nicht nur bei ihr, sondern auch bei Rebekka war es so, als sie von unserem Stammvater Isaak schwanger war. 11 Denn als ‹die Zwillinge› noch nicht geboren waren und noch nichts Gutes oder Böses getan hatten – damit sollte der Plan Gottes bekräftigt werden, dass seine Wahl allein von seiner freien Entscheidung abhängt –, 12 sagte Gott zu Rebekka: „Der Ältere wird dem Jüngeren dienen.“[28] 13 Darum heißt es auch in der Schrift: „Jakob habe ich erwählt, und nicht Esau.“[29]

Gott schenkt sein Erbarmen, wem er will

14 Heißt das nun, dass Gott ungerecht ist? Auf keinen Fall! 15 Er sagte ja zu Mose: „Ich schenke mein Erbarmen dem, über den ich mich erbarmen will, und mein Mitleid dem, den ich bemitleiden will.“[30] 16 Es kommt also nicht auf das Wollen und Bemühen eines Menschen an, sondern allein auf Gott und sein Erbarmen. 17 Denn die Schrift sagt zum Pharao: „Gerade deshalb habe ich dich als Herrscher auftreten lassen, um dir meine Macht zu demonstrieren und meinen Namen in der ganzen Welt bekannt zu machen.“[31] 18 Wir sehen also: Gott handelt ganz nach seinem Ermessen: Über den einen erbarmt er sich, den anderen lässt er starrsinnig sein.

19 Nun wirst du einwenden: „Wie kann er uns dann noch Vorwürfe machen? Es kann sich doch niemand seinem Willen widersetzen!“ 20 So? Wer bist du eigentlich? Du Mensch willst anfangen, mit Gott zu streiten? Sagt das Werk denn zu seinem Meister: „Warum hast du mich so gemacht?“ 21 Ist der Töpfer nicht Herr über den Ton und kann aus derselben Masse ein Gefäß für die Festtafel machen und ein anderes für den Abfall? 22 Und was sagst du dazu, dass Gott die Gefäße, die zur Vernichtung in seinem Zorngericht bereitgestellt sind, mit großer Geduld erträgt? Er will zwar, dass sie seinen Zorn und seine Macht zu spüren bekommen, 23 andererseits will er aber auch an den Gefäßen, die er in seinem Erbarmen zur Herrlichkeit vorherbestimmt hat, zeigen, wie unerschöpflich reich seine Herrlichkeit ist. 24 Diese Gefäße sind wir. Uns hat er nicht nur aus dem jüdischen Volk, sondern auch aus anderen Völkern berufen. 25 Das hat er schon durch den Propheten Hosea angekündigt: „Ich werde als mein Volk berufen, was nicht mein Volk war, und als geliebte Frau die, die nicht geliebt war.“[32] 26 „Gerade dort, wo zu ihnen gesagt wurde: ‚Ihr seid nicht mein Volk’, werden sie ‚Kinder des lebendigen Gottes’ genannt werden.“[33] 27 Und Jesaja ruft über Israel aus: „Selbst wenn es Israeliten gäbe wie Sand am Meer, nur ein Rest von ihnen wird gerettet werden. 28 Denn der Herr wird auf der Erde handeln. Er wird sein Wort einlösen und rasch durchsetzen.“[34] 29 Es ist so, wie es Jesaja an anderer Stelle vorausgesagt hat: „Hätte der Herr, der allmächtige Gott, nicht einen Rest von unserem Volk übrig gelassen, so wäre es uns wie Sodom und Gomorra ergangen.“[35]

30 Was heißt das nun? Menschen aus allen Völkern sind vor Gott gerecht geworden, ohne sich darum bemüht zu haben. Sie haben die Gerechtigkeit erhalten, die aus dem Glauben kommt. 31 Das Volk Israel aber, das durch das Gesetz gerecht werden wollte, hat das Ziel des Gesetzes nicht erreicht. 32 Und warum nicht? Weil sie meinten, es durch ihre eigenen Leistungen zu erreichen und nicht durch den Glauben. Sie haben sich am „Stein des Anstoßes“ gestoßen, 33 von dem geschrieben steht: „Seht her, ich lege in Zion einen Grundstein, an dem man sich stoßen wird, einen Felsblock, an dem man zu Fall kommt. Doch wer ihm vertraut, wird nicht enttäuscht werden.“[36]

Die Rettung kommt nur durch den Glauben

10 Ich wünsche von Herzen, meine Geschwister, und flehe zu Gott, dass die Angehörigen meines Volkes gerettet werden. Denn ich kann ihnen bezeugen, dass sie sich mit großem Eifer für Gott einsetzen. Doch was ihnen fehlt, ist die richtige Erkenntnis. Sie begreifen nicht, worum es bei der Gerechtigkeit Gottes geht, und versuchen, durch ihre eigene Gerechtigkeit vor Gott zu bestehen. Aber damit haben sie sich Gottes Gerechtigkeit verweigert. Denn mit Christus hat der Weg des Gesetzes sein Ziel erreicht. Jetzt wird jeder, der glaubt, für gerecht erklärt.

Mose beschreibt die Gerechtigkeit, die auf dem Gesetz beruht, so: „Wer sich nach seinen Vorschriften gerichtet hat, gewinnt das Leben.“[37] Aber die Gerechtigkeit, die auf dem Glauben beruht, sagt: „Du musst dich nicht fragen: ‚Kann denn jemand in den Himmel hinaufsteigen?’“ – als müsste man Christus von dort herabholen – „oder: ‚Kann jemand in den Abgrund hinuntersteigen?’“ – als müsste man Christus von den Toten heraufholen. Im Gegenteil, sie sagt: „Das Wort ist dir ganz nah. Es ist in deinem Mund und in deinem Herzen.“[38] Mit diesem Wort ist die Botschaft vom Glauben gemeint, die wir predigen. Wenn du mit deinem Mund bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet werden. 10 Denn man wird für gerecht erklärt, wenn man mit dem Herzen glaubt, man wird gerettet, wenn man seinen Glauben mit dem Mund bekennt. 11 Denn die Schrift sagt: „Wer ihm vertraut, wird nicht enttäuscht werden.“[39] 12 Es gibt da keinen Unterschied zwischen Juden und Nichtjuden, denn sie haben alle denselben Herrn, und er lässt alle an seinem Reichtum Anteil haben, alle, die ihn anrufen. 13 Denn „jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.“[40]

14 Doch wie sollen sie den anrufen, an den sie nicht glauben? Und wie sollen sie an den glauben, den sie nicht gehört haben?[41] Und wie sollen sie hören, wenn ihnen keiner die Botschaft bringt? 15 Aber wie soll die Botschaft verkündigt werden, wenn niemand den Auftrag dazu bekommen hat? Es steht ja schon geschrieben: „Was für eine Freude ist es, wenn die Boten kommen und gute Nachricht bringen.“[42]

16 Leider haben nicht alle auf diese gute Nachricht gehört. Schon Jesaja sagt: „Herr, wer hat unserer Botschaft geglaubt?“[43] 17 Der Glaube kommt also aus dem Hören der Botschaft, die Verkündigung aber durch das Wort des Christus. 18 Nun frage ich: „Haben sie die Botschaft etwa nicht gehört?“ Aber natürlich haben sie sie gehört! „Ihr Ruf ging ja über die ganze Erde, ihre Nachricht bis ans Ende der Welt.“[44] 19 Ich frage weiter: „Hat Israel sie etwa nicht verstanden?“ Die Antwort steht schon bei Mose: „Ich will euch eifersüchtig machen auf ein Nicht-Volk und zornig über eine Nation, die gar nichts von mir weiß.“[45] 20 Und Jesaja wagt sogar zu sagen: „Ich ließ mich von denen finden, die nicht einmal nach mir suchten, ich habe mich denen gezeigt, die nicht nach mir fragten.“[46] 21 Über Israel aber sagt er: „Den ganzen Tag habe ich meine Hände nach einem Volk ausgestreckt, das ungehorsam und widerspenstig ist.“[47]

Gott hat sein Volk nicht verstoßen

11 Ich frage nun: „Hat Gott sein Volk etwa verstoßen?“ Auf keinen Fall! Ich bin ja selbst ein Israelit, ein Nachkomme Abrahams aus dem Stamm Benjamin. Nein, Gott hat sein Volk nicht verstoßen. Er hat es doch von Anfang an erwählt. Oder wisst ihr nicht, was die Schrift von Elija sagt, als er sich bei Gott über Israel beklagt? „Herr, sie haben deine Propheten getötet und deine Altäre niedergerissen. Ich allein bin übrig geblieben und nun wollen sie auch mich noch töten.“[48] Und was gab Gott ihm zur Antwort? „Ich habe 7000 Männer für mich übrig gelassen, die sich nicht hingekniet haben vor dem Götzen Baal.“[49] So ist es auch jetzt: Gott hat einen Rest von seinem Volk übrig gelassen, einen Rest, den er aus Gnade ausgewählt hat­ – aus Gnade, also nicht aufgrund von Werken, sonst wäre die Gnade ja nicht mehr Gnade.

Was heißt das nun? Was Israel erstrebt, haben nicht alle erlangt, sondern nur der ausgewählte Rest. Die Übrigen sind starrsinnig geworden, wie die Schrift sagt: „Gott hat einen Geist der Betäubung über sie kommen lassen. Sie haben Augen, die nicht sehen, und Ohren, die nicht hören, und so ist es bis zum heutigen Tag.“[50] Und David sagt: „Ihr Tisch soll ihnen zur Schlinge und zum Fangnetz werden, zur Falle und zum Strafgericht. 10 Ihre Augen sollen erblinden, dass sie nichts mehr sehen, und ihr Rücken sei ständig gebeugt.“[51]

11 Nun frage ich: Sind sie etwa gestrauchelt, um nie wieder aufzustehen? – Auf keinen Fall! Vielmehr hat ihr Fehltritt den anderen Völkern die Rettung gebracht, um die Juden wiederum eifersüchtig zu machen. 12 Wenn nun schon die Welt durch ihren Fehltritt reich gemacht wurde und ihr Verlust für die anderen Völker einen großen Gewinn brachte, was wird es dann erst sein, wenn Israel in voller Zahl umkehrt?

13 Euch Nichtjuden aber sage ich: Als Apostel für die Völker bin ich froh über meinen Dienst. 14 Denn vielleicht kann ich dadurch mein eigenes Volk eifersüchtig machen und einige von ihnen retten. 15 Denn wenn schon die Verstoßung Israels der Welt die Versöhnung mit Gott brachte, was wird dann erst Israels Wiederannahme bringen? Nicht weniger, als Leben aus dem Tod. 16 Wenn die Erstlingsgabe Gott geweiht ist, dann ist es auch der ganze Teig. Wenn die Wurzel Gott geweiht ist, dann sind es auch die Zweige.

17 Nun sind einige Zweige ausgebrochen worden, und du wurdest als neuer Zweig unter die übrigen eingepfropft. Obwohl du von einem wilden Ölbaum stammst, hast du jetzt Anteil am Saft aus der Wurzel des edlen Ölbaums. 18 Du hast keinen Grund, verächtlich auf die anderen Zweige herabzusehen. Und wenn du es dennoch tust, sollte dir klar sein: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich! 19 Vielleicht wirst du nun sagen: „Die Zweige sind ja herausgebrochen worden, damit ich eingepfropft werden konnte.“ 20 Das ist richtig. Aber dass sie ausgebrochen wurden, lag an ihrem Unglauben. Und du hast deinen Stand nur durch den Glauben. Sei also nicht überheblich, sondern pass auf, dass es dir nicht genauso geht. 21 Denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht verschont hat, warum sollte er dann dich verschonen?

22 Du siehst hier also die Güte und die Strenge Gottes: Seine Strenge gilt denen, die sich von ihm abgewandt haben, aber seine Güte gilt dir, sofern du dich auf seine Güte verlässt; sonst wirst auch du herausgeschnitten werden. 23 Doch auch die anderen Zweige können wieder eingepfropft werden. Gott ist sehr wohl imstande, das zu tun – vorausgesetzt, sie halten nicht an ihrem Unglauben fest. 24 Denn wenn du aus dem wilden Ölbaum, zu dem du von Natur aus gehörtest, ausgeschnitten und gegen die natürliche Ordnung in den edlen Ölbaum eingepfropft wurdest, wie viel leichter wird es dann sein, die Zweige, die natürlicherweise zum edlen Ölbaum gehören, wieder an ihre Stelle einzupfropfen!

25 Und damit ihr euch nichts auf eure Klugheit einbildet und falsche Schlüsse daraus zieht, will ich euch das folgende Geheimnis bekannt machen: Ein Teil von Israel hat sich verhärtet. Aber das gilt nur so lange, bis die volle Zahl von Menschen aus den anderen Völkern zum Glauben gekommen ist. 26 Israel als Ganzes wird dann so gerettet werden, wie geschrieben steht: „Aus Zion wird der Retter kommen, der alle Gottlosigkeit von Jakobs Nachkommen entfernt. 27 Und das wird mein Bund mit ihnen sein, wenn ich ihre Sünden entferne.[52]

28 Ihre Einstellung zum Evangelium macht sie zwar zu Feinden – was euch zugutekommt –, aber von der Erwählung her gesehen sind sie Geliebte – wegen ihrer Stammväter. 29 Denn Gott nimmt seine Gnadenerweise nicht zurück und bereut seine Berufungen nie. 30 Früher hattet ihr Gott nicht gehorcht, habt aber jetzt – wegen Israels Ungehorsam – Gottes Erbarmen gefunden. 31 So sind nun auch sie ungehorsam geworden, damit sie dadurch, dass ihr Gottes Erbarmen gefunden habt, jetzt ebenso Erbarmen finden. 32 Denn Gott hat alle zusammen zu Gefangenen ihres Ungehorsams gemacht, weil er allen sein Erbarmen schenken will.

33 Wie unermesslich reich ist Gottes Weisheit, / wie abgrundtief seine Erkenntnis! / Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, / wie unerforschlich seine Wege! 34 Denn wer hat jemals die Gedanken des Herrn erkannt, / wer ist je sein Berater gewesen? 35 Wer hat ihm je etwas gegeben, / das Gott ihm zurückgeben müsste?[53] 36 Denn von ihm kommt alles, / durch ihn steht alles / und zu ihm geht alles. / Ihm gebührt die Ehre für immer und ewig! Amen.

Gottesdienst auch im Alltag des Christen

12 Weil Gott uns solches Erbarmen geschenkt hat, Geschwister, ermahne ich euch nun auch, dass ihr euch mit Leib und Leben Gott als lebendiges und heiliges Opfer zur Verfügung stellt. An solchen Opfern hat er Freude, und das ist der wahre Gottesdienst. Und richtet euch nicht nach den Maßstäben dieser Welt, sondern lasst die Art und Weise, wie ihr denkt, von Gott erneuern und euch dadurch umge­stalten, sodass ihr prüfen könnt, ob etwas Gottes Wille ist – ob es gut ist, ob es Gott gefallen würde und ob es zum Ziel führt!

Aufgrund der Gnade, die Gott mir gegeben hat, warne ich jeden Einzelnen von euch: Denk nicht höher von dir, als dir zukommt, sondern schätze dich selbst richtig ein! Maßstab dafür ist der Glaube, den Gott jedem von uns zugemessen hat. Es ist wie bei unserem Körper. Er bildet ein lebendiges Ganzes, hat aber viele Glieder, von denen jedes seine besondere Aufgabe hat. Genauso sind wir alle in ‹Verbindung mit› Christus ein einziger Leib und einzeln genommen Glieder voneinander. Wir haben ganz verschiedene Gaben, so wie Gott sie uns in seiner Gnade gegeben hat. Der eine hat die Gabe, als Prophet zu reden. Er soll das in Übereinstimmung mit dem Glauben tun! Ein anderer ist befähigt, praktische Aufgaben zu übernehmen. Er soll diese Gabe einsetzen! Wenn jemand die Gabe des Lehrens hat, soll er lehren! Wenn jemand die Gabe der Seelsorge hat, dann soll er sie ausüben! Wer Bedürftige unterstützt, tue das uneigennützig! Wer Verantwortung übernimmt, muss fleißig sein! Wer sich um Notleidende kümmert, soll es mit fröhlichem Herzen tun!

Liebe muss echt sein, ohne Heuchelei! Verabscheut das Böse, haltet am Guten fest! 10 Seid einander in herzlicher geschwisterlicher Liebe zugetan! Übertrefft euch in gegenseitigem Respekt! 11 Werdet im Fleiß nicht nachlässig, lasst den Geist Gottes in euch brennen und dient so dem Herrn! 12 Freut euch, weil ihr Hoffnung habt, bleibt standhaft in Bedrängnis, seid andauernd im Gebet! 13 Nehmt Anteil an den Nöten der Gläubigen und helft ihnen! Bemüht euch um Gastfreundschaft! 14 Segnet eure Verfolger, wünscht ihnen Gutes und verflucht sie nicht! 15 Freut euch mit denen, die sich freuen; weint mit denen, die weinen! 16 Seid miteinander auf dasselbe Ziel bedacht! Strebt nicht hoch hinaus, sondern lasst euch auch von geringen Dingen in Anspruch nehmen! Haltet euch nicht selbst für klug!

17 Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Bemüht euch um ein vorbildliches Verhalten gegenüber jedermann! 18 Soweit es irgend möglich ist und soweit es auf euch ankommt, lebt mit allen Menschen in Frieden! 19 Rächt euch nicht selbst, ihr Lieben, sondern lasst Raum für den Zorn Gottes! Denn in der Schrift steht: „Es ist meine Sache, das Unrecht zu rächen, sagt der Herr, ich werde Vergeltung üben!“[54] 20 „Wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen; wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken! Denn wenn du das tust, sammelst du feurige Kohlen auf seinen Kopf.[55] 21 Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse mit dem Guten!“

Umgang mit Behörden und anderen Menschen

13 Jeder soll sich den Trägern der staatlichen Gewalt unterordnen. Denn alle staatliche Gewalt kommt von Gott, und jede Regierung ist von Gott eingesetzt. Wer sich daher der staatlichen Gewalt widersetzt, stellt sich gegen die von Gott eingesetzte Ordnung und wird zu Recht bestraft. Denn wer Gutes tut, hat von den Regierenden nichts zu befürchten. Das hat nur der, der Böses tut. Wenn du also nicht in Furcht vor der Regierung leben willst, dann tue Gutes, und du wirst von ihr gelobt werden. Sie steht ja zu deinem Besten im Dienst Gottes. Tust du aber Böses, hast du allen Grund, sie zu fürchten, schließlich ist sie nicht umsonst die Trägerin von Polizei- und Strafgewalt. Auch darin ist sie Gottes Dienerin. Sie zieht den Schuldigen zur Verantwortung und vollstreckt damit das Urteil des göttlichen Zorns. Es ist also notwendig, sich dem Staat unterzuordnen, nicht nur aus Angst vor Strafe, sondern auch wegen des Gewissens. Deshalb zahlt ihr ja auch Steuern, denn die Beamten sind Gottes Diener und haben sich berufsmäßig damit zu befassen. Gebt jedem das, was ihm zusteht: Steuer, dem die Steuer, Zoll, dem der Zoll, Respekt, dem Respekt, und Ehre, dem Ehre gebührt!

Bleibt also niemandem irgendetwas schuldig außer dem einen: einander zu lieben. Denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt. Die Gebote: „Du sollst die Ehe nicht brechen, du sollst niemand ermorden, du sollst nicht stehlen, du sollst der Begierde keinen Raum geben“[56] und alle anderen sind ja in dem einen Satz zusammengefasst: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“[57] 10 Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses an. Darum wird durch die Liebe das ganze Gesetz erfüllt.

11 Achtet also auf die Gelegenheiten, die Gott euch gibt! Es ist höchste Zeit, aus dem Schlaf aufzuwachen, denn jetzt ist unsere Rettung noch näher als am Beginn unseres Glaubens. 12 Die Nacht geht zu Ende, bald ist es Tag. Darum wollen wir uns von allem trennen, was man im Dunkeln tut, und die Waffen des Lichts ergreifen! 13 Lasst uns ein Leben führen, wie es zum hellen Tag passt, ein Leben ohne Fress- und Saufgelage, ohne Bettgeschichten und Sexorgien, ohne Streit und Rechthaberei! 14 Zieht vielmehr den Herrn Jesus Christus an, und tut nichts mehr von dem, was eure Begierden erweckt!

Die Schwachen und die Starken im Glauben

14 Nehmt den, der im Glauben schwach ist, vorbehaltlos an, und streitet nicht über seine Ansichten mit ihm! Einer glaubt zum Beispiel, er dürfe alles essen. Der Schwache jedoch ernährt sich rein vegetarisch. Wer alles isst, soll den nicht verachten, der nicht alles isst! Und wer nicht alles isst, soll den nicht verurteilen, der alles isst, denn Gott hat ihn ja angenommen. Wie kommst du denn dazu, den Diener eines anderen zur Rechenschaft zu ziehen? Ob er mit seinem Tun bestehen kann oder nicht, geht nur seinen Herrn etwas an. Und er wird bestehen, denn sein Herr ist in der Lage, dafür zu sorgen.

Der eine hebt bestimmte Tage hervor, für den anderen ist jeder Tag gleich. Aber jeder soll mit voller Überzeugung zu seiner Auffassung stehen! Wer einen bestimmten Tag bevorzugt, tut das zur Ehre des Herrn. Genauso ist es bei dem, der alles isst. Er tut es zur Ehre des Herrn, denn er dankt Gott dafür. Und auch der, der nicht alles isst, tut das zur Ehre des Herrn und sagt Gott Dank.

Denn keiner von uns lebt für sich selbst und keiner von uns stirbt für sich selbst. Denn wenn wir leben, leben wir für den Herrn, und wenn wir sterben, sterben wir für den Herrn. Ob wir nun leben oder sterben, immer gehören wir dem Herrn. Dazu ist Christus ja gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebende der Herr sei. 10 Warum verurteilst du dann deinen Bruder? Und du, warum verachtest du ihn? Wir werden doch alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden. 11 Denn es heißt in der Schrift: „So wahr ich lebe, spricht der Herr: Alle Knie beugen sich einmal vor mir und jeder Mund bekennt sich zu Gott.[58] 12 Also wird jeder von uns für sich selbst vor Gott Rechenschaft abzulegen haben.

13 Hören wir doch auf, uns gegenseitig zu verurteilen! Achten wir vielmehr darauf, dass wir unserem Bruder kein Hindernis in den Weg legen und ihn zu Fall bringen! 14 Ich weiß und bin durch den Herrn Jesus fest davon überzeugt, dass nichts von Natur aus unrein ist. Aber für den, der etwas als unrein ansieht, ist es unrein. 15 Wenn du also deinen Bruder wegen einer Speise in innere Not bringst, dann lebst du nicht mehr in der Liebe. Bring ihn mit deinem Essen nicht ins Verderben! Christus ist ja auch für ihn gestorben. 16 Lasst das Gute, das Gott euch geschenkt hat, doch nicht in üblen Ruf geraten. 17 Denn im Reich Gottes geht es nicht um Essen und Trinken, sondern um das, was der Heilige Geist bewirkt: Gerechtigkeit, Frieden und Freude. 18 Wer Christus auf diese Weise dient, wird von Gott anerkannt und von den Menschen geachtet.

19 Lasst uns also nach dem streben, was zum Frieden und zum Aufbau der Gemeinde beiträgt! 20 Zerstöre nicht wegen einer Essensfrage das Werk Gottes! Gewiss, es ist alles rein, aber es ist verwerflich, einen anderen durch sein Essen zu Fall zu bringen. 21 Deshalb isst du am besten kein Fleisch und trinkst keinen Wein und vermeidest überhaupt alles, was deinen Bruder zu Fall bringen könnte. 22 Was du in dieser Hinsicht glaubst, ist eine Sache zwischen dir und Gott! Wohl dem, der sich deshalb nicht selbst verurteilen muss! 23 Wer aber beim Essen ein schlechtes Gewissen hat, ist schon verurteilt, denn er handelt nicht aus dem, was er glaubt. Doch alles, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde.

15 Wir, die Starken, haben die Pflicht, die Schwächen der Schwachen zu tragen, und sollen nicht selbstgefällig sein. Nein, jeder von uns soll dem anderen gefallen, damit es ihm gut geht und er gefördert wird. Auch Christus, der Messias, hat nicht für sich selbst gelebt, sondern so, wie es in der Schrift heißt: „Und wenn sie dich beschimpfen, trifft es mich tief.[59] Denn aus allem, was früher aufgeschrieben wurde, sollen wir lernen. Die ‹heiligen› Schriften ermutigen uns ja zum Durchhalten und Hoffen. Und der Gott, von dem Geduld und Ermutigung kommen, gebe euch die Einmütigkeit, wie sie Jesus Christus angemessen ist. So könnt ihr ihn, den Vater unseres Herrn Jesus Christus, mit einem Mund rühmen.

Deshalb nehmt euch gegenseitig an, wie auch Christus, der Messias, euch angenommen hat, damit Gott geehrt wird!

Der Auftrag des Völkerapostels

Denn ich sage: Christus ist ein Diener der Juden geworden, um die Wahrhaftigkeit Gottes zu bezeugen. Er wollte so die Verheißungen ihrer Väter bekräftigen. Er wollte aber auch, dass die Nichtjuden Gott für seine Barmherzigkeit ehren. So steht es ja geschrieben: „Darum will ich dich preisen unter den Völkern. Zum Ruhm deines Namens will ich Loblieder singen.“[60] 10 An anderer Stelle heißt es: „Freut euch mit seinem Volk, ihr Völker alle!“[61] 11 Und weiter: „Lobt den Herrn, all ihr Völker, alle Nationen sollen ihn preisen!“[62] 12 Und Jesaja sagt: „Es kommt der Spross, der aus der Wurzel Isais hervorwächst. Er steht auf, um über die Völker zu herrschen. Auf ihn werden sie hoffen.“[63]

13 Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und ganzem Frieden in eurem Glauben. So wird auch eure Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes über jedes Maß hinaus wachsen.

14 Was euch aber betrifft, meine Geschwister, bin ich überzeugt, dass ihr selbst voller Güte seid, erfüllt mit aller ‹nötigen› Erkenntnis und fähig, euch gegenseitig zu ermahnen. 15 Ich habe euch teilweise recht offen geschrieben, weil ich euch einiges in Erinnerung rufen wollte. Gott hat mich in seiner Gnade ja berufen, 16 ein Diener von Christus Jesus unter den Völkern zu sein. Wie ein Priester im Dienst der guten Nachricht Gottes arbeite ich darauf hin, dass sie eine Opfergabe werden, an der Gott Freude hat, weil sie durch den Heiligen Geist geheiligt ist. 17 Dass ich vor Gott darauf stolz sein kann, habe ich allein Christus Jesus zu verdanken. 18 Denn ich werde es niemals wagen, etwas zu vorzubringen, was nicht Christus durch mich gewirkt hat, dass  Menschen aus den Völkern Gott gehorchen. Das habe ich getan im Wort und im Werk, 19 ja, auch in der Kraft von Zeichen und Wundern und der Kraft des ‹Heiligen› Geistes. So habe ich von Jerusalem aus und ringsherum die gute Nachricht des Messias in ihrer ganzen Fülle verbreitet – bis an die Grenze von Illyrien[64].

 20 Es war eine Ehre für mich, die Freudenbotschaft dorthin zu tragen, wo Christus noch nicht bekannt war, um nicht auf einem fremden Fundament zu bauen. 21 Ich hielt mich an das, was geschrieben steht: „Gerade die, denen noch nichts von ihm gesagt wurde, sollen ihn kennenlernen, und gerade die, die noch nichts von ihm gehört haben, sollen verstehen.“[65]

Reisepläne des Apostels

22 Das ist es auch, was mich immer wieder gehindert hat, zu euch zu kommen, 23 obwohl ich mich seit vielen Jahren danach sehne, euch zu sehen. Aber jetzt habe ich in diesen Gegenden kein neues Arbeitsfeld mehr 24 und plane, nach Spanien zu reisen. Auf dem Weg dorthin hoffe ich, euch zu besuchen und dann mit eurer Unterstützung die Reise fortzusetzen. Doch vorher möchte ich mich einige Zeit an der Gemeinschaft mit euch erfreuen. 25 Jetzt reise ich aber erst einmal nach Jerusalem, um den Gläubigen dort Hilfe zu bringen. 26 Denn die Gemeinden in Mazedonien[66] und Achaja[67] haben beschlossen, etwas für die Armen unter den Gläubigen in Jerusalem zusammenzulegen. 27 Sie haben das gern getan und stehen ja auch in ihrer Schuld. Denn wenn die Völker Anteil an deren geistlichen Gütern bekommen haben, sind sie auch verpflichtet, ihnen mit irdischen Gütern zu dienen. 28 Aber wenn ich diese Sache zum Abschluss gebracht und ihnen den Ertrag der Sammlung versiegelt übergeben habe, will ich auf dem Weg nach Spanien bei euch vorbeikommen. 29 Und ich weiß, dass ich euch die ganze Fülle des Segens von Christus mitbringen werde.

30 Ich bitte euch dringend, Brüder, helft mir zu kämpfen und betet für mich zu Gott! Denn durch unseren Herrn Jesus Christus und durch die Liebe, die der Geist wirkt, sind wir doch miteinander verbunden. 31 Betet, dass ich vor den Gefahren geschützt bin, die mir von den Ungläubigen in Judäa drohen, und dass meine Hilfe für Jerusalem von den Gläubigen dort gut aufgenommen wird! 32 Dann kann ich, wenn es Gottes Wille ist, mit Freude zu euch kommen und mich bei euch etwas erholen. 33 Der Gott des Friedens sei mit euch allen! Amen.

Empfehlungen und viele Grüße

16 Ich empfehle euch ausdrücklich unsere Schwester Phöbe, Diakonin der Gemeinde in Kenchreä[68]. Nehmt sie im Namen des Herrn auf, wie es für Menschen, die Gott geheiligt hat, selbstverständlich ist, und steht ihr in jeder Sache bei, in der sie euch braucht! Auch sie ist vielen – nicht zuletzt mir selbst – eine große Stütze gewesen.

Grüßt Priska und ihren Mann Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus! Für mein Leben haben sie ihren Kopf hingehalten. Nicht nur ich habe ihnen dafür zu danken, sondern auch alle nichtjüdischen Gemeinden. Grüßt auch die Gemeinde, die in ihrem Haus zusammenkommt! Grüßt meinen lieben Epänetus! Er war der Erste in der Asia[69], der zum Glauben an Christus kam. Grüßt Maria, die so viel für euch gearbeitet hat! Grüßt Andronikus und Junias, meine Landsleute, die schon vor mir an Christus geglaubt haben! Sie waren auch mit mir im Gefängnis und sind unter den Aposteln sehr angesehen.

Grüßt meinen lieben Ampliatus, mit dem ich durch den Herrn verbunden bin! Grüßt Urbanus, unseren Mitarbeiter im Dienst für Christus, und meinen lieben Stachys! 10 Grüßt Apelles, der sich im Glauben an Christus bewährt hat! Grüßt die im Haus des Aristobul! 11 Grüßt meinen Landsmann Herodion! Grüßt die, die zum Haus des Narzissus gehören und an den Herrn glauben! 12 Grüßt Tryphäna und Tryphosa, die sich für den Herrn mühen, und die liebe Persis, die so unermüdlich für den Herrn gearbeitet hat! 13 Grüßt Rufus, den der Herr erwählt hat, und seine Mutter, die auch mir eine Mutter gewesen ist! 14 Grüßt Asynkritus, Phlegon, Hermes, Patrobas, Hermas und die anderen Geschwister bei ihnen! 15 Grüßt Philologus und Julia, Nereus und seine Schwester, auch Olympas und alle Gläubigen bei ihnen!

16 Grüßt einander mit einem heiligen Kuss![70] Alle Gemeinden, die zu Christus gehören, grüßen euch.

17 Ich bitte euch aber, Brüder, nehmt euch vor denen in Acht, die von der Lehre abweichen, wie ihr sie gelernt habt! Sie rufen nur Spaltungen hervor und bringen den Glauben der Geschwister in Gefahr. Geht ihnen aus dem Weg! 18 Solche Menschen dienen nicht Christus, unserem Herrn, sondern dem eigenen Bauch[71]. Mit eindrucksvollen Reden und schmeichlerischen Worten führen sie arglose Menschen in die Irre.

19 Über euch aber kann ich mich nur freuen, denn jeder weiß, dass ihr dem Wort Gottes gehorsam seid. Doch ich möchte euch auch weise zum Guten und unbeeinflusst vom Bösen wissen. 20 Es wird nicht lange dauern, bis der Gott des Friedens den Satan unter euren Füßen zermalmt hat. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch!

21 Mein Mitarbeiter Timotheus lässt euch grüßen und ebenso meine Landsleute Luzius, Jason und Sosipater.

22 Auch ich, Tertius, dem Paulus diesen Brief diktiert hat, grüße euch, verbunden durch den Herrn.

23 Mein Gastgeber Gajus, in dessen Haus die ganze Gemeinde zusammenkommt, lässt euch ebenfalls grüßen. Auch der Stadtkämmerer Erastus und der Bruder Quartus lassen euch grüßen. (24 )[72]

25 Dem Gott, der die Macht hat, euch durch das Evangelium, das mir anvertraut ist, und durch die Predigt von Jesus Christus ‹im Glauben› zu festigen; dem Gott, der ‹uns› das Geheimnis offenbart hat, das seit undenklichen Zeiten verborgen war; 26 dem ewigen Gott, der befohlen hat, ‹diese Botschaft jetzt auch› durch prophetische Schriften allen Völkern bekannt zu machen, damit sie ihr glauben und gehorchen; 27 dem allein weisen Gott, ‹den wir› durch Jesus Christus ‹preisen›, gebührt alle Ehre in alle Ewigkeit! Amen.



[1] 1,1: Ein Sklave (griech. doulos) ist ein Mensch, der rechtlich und wirtschaftlich Eigentum eines anderen Menschen ist. Christen verstanden sich als Sklaven von Jesus Christus, weil dieser sie aus der Sklaverei der Sünde „freigekauft“ hatte, und betrachteten diesen Titel als Auszeichnung.

[2] 1,17: Habakuk 2,4 sinngemäß nach der LXX zitiert.

[3] 1,25: Amen. Hebräisch: Es werde wahr! Oder: So sei es!

[4] 1,27: Verirrung. Gemeint ist offenbar die Verirrung ihrer Gottesverehrung, wie es der Zusammenhang nahelegt.

[5] 2,24: Jesaja 52,5 nach der LXX zitiert; siehe auch Hesekiel 36,20-23.

[6] 2,25: Unbeschnittener. Ausdruck für einen Menschen, der nicht zum Bund Gottes gehört. Siehe 1. Mose 17,9-14!

[7] 3,4: Psalm 51,6

[8] 3,12: Psalm 14,1-3; 53,4

[9] 3,13: Psalm 5,10

[10] 3,13: Psalm 140,4

[11] 3,14: Psalm 10,7

[12] 3,17: Jesaja 59,7-8

[13] 3,18: Psalm 36,2

[14] 3,23: Herrlichkeit Gottes. Damit ist wohl die ursprüngliche Herrlichkeit gemeint, die der Mensch als Ebenbild Gottes hatte.

[15] 4,3: 1. Mose 15,6

[16] 4,8: Psalm 32,1-2

[17] 4,17: 1. Mose 17,5

[18] 4,18: 1. Mose 15,5

[19] 5,14: Adam und Christus sind prägende Erstlinge für eine Vielzahl von Menschen.

[20] 7,4: Geschwister. Wörtlich: Brüder. Die Mehrzahlform des griechischen Wortes meint häufig Männer und Frauen, also die ganze christliche Gemeinschaft am Ort.

[21] 7,7: 2. Mose 20,17

[22] 8,1: ganz mit Christus Jesus verbunden. Wörtlich: in Christus Jesus.

[23] 8,15: Abba. Siehe Anmerkung zu Markus 14,36.

[24] 8,27: Heilige. Gemeint sind die Christen, alle, die zu dem heiligen Gott gehören.

[25] 8,36: Psalm 44,23

[26] 9,7: 1. Mose 21,12

[27] 9,9: 1. Mose 18,10.14

[28] 9,12: 1. Mose 25,23

[29] 9,13: Siehe bei Maleachi 1,2-3.

[30] 9,15: 2. Mose 33,19

[31] 9,17: 2. Mose 9,16

[32] 9,25: Hosea 2,25

[33] 9,26: Hosea 2,1

[34] 9,28: Jesaja 10,22-23

[35] 9,29: Jesaja 1,9 nach der LXX zitiert.

[36] 9,33: Jesaja 8,14; 28,16

[37] 10,5: 3. Mose 18,5 nach der LXX zitiert.

[38] 10,8: Die Zitate stammen alle aus 5. Mose 30,12-14.

[39] 10,11: Jesaja 28,16

[40] 10,13: Joel 3,5. Den Namen Gottes, der bei Joël Jahwe lautet, bezieht Paulus hier eindeutig auf den Herrn Jesus Christus (vergleiche die Verse 9-12). Petrus tut das ebenso in Apostelgeschichte 2,21.

[41] 10,14: Andere übersetzen freier: von ihm gehört. Aber erst wenn Jesus selbst (durch die Botschaft) zu mir (in Herz und Gewissen) gesprochen hat, kann ich glauben.

[42] 10,15: Jesaja 52,7; Nahum 2,1

[43] 10,16: Jesaja 53,1

[44] 10,18: Psalm 19,5

[45] 10,19: 5. Mose 32,21

[46] 10,20: Jesaja 65,1

[47] 10,21: Jesaja 65,2

[48] 11,3: 1. Könige 19,10.14

[49] 11,4: 1. Könige 19,18

[50] 11,8: 5. Mose 29,3; Jesaja 29,10

[51] 11,10: Psalm 69,23-24

[52] 11,27: Jesaja 59,20-21; 27,9

[53] 11,35: Hiob 41,3

[54] 12,19: 5. Mose 32,35

[55] 12,20: Siehe bei Sprüche 25,21-22

[56] 13,9: 2. Mose 20,13-17

[57] 13,9: 3. Mose 19,18

[58] 14,11: Jesaja 45,23

[59] 15,3: Psalm 69,10

[60] 15,9: Psalm 18,50

[61] 15,10: 5. Mose 32,43

[62] 15,11: Psalm 117,1

[63] 15,12: Jesaja 11,10 nach der LXX zitiert.

[64] 15,19: Illyrien. Römische Provinz nördlich von Mazedonien (heute Albanien).

[65] 15,21: Jesaja 52,15

[66] 15,26: Mazedonien. Römische Provinz auf der Balkanhalbinsel. Sie umfasste den nördlichen Teil des heutigen Griechenlands.

[67] 15,26: Achaja. Römische Provinz, die den südlichen Teil Griechenlands umfasste.

[68] 16,1: Kenchreä. Der östliche Hafen von Korinth am Sarinischen Golf, etwa 7 km von der Stadt entfernt.

[69] 16,5: Asia. Römische Provinz im westlichen Teil Kleinasiens.

[70] 16,16: Kuss. Der Begrüßungskuss auf Stirn oder Wange war unter Familienangehörigen und Freunden üblich. Unter Gläubigen drückte ein keuscher Kuss die geistliche Verwandtschaft aus.

[71] 16,18: Bauch. Gemeint sind: Wohlergehen, Interessen, Begierden.

[72] 16,24: Spätere Handschriften fügen hier oder nach V. 27 ein: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen.