Vom Halbmond zum Morgenstern
Ich bin in der Türkei geboren und in einer nicht-religiösen
Familie als zweites von drei Kindern aufgewachsen. Nie konnte ich verstehen,
wie meine Eltern ihre Liebe und Zuwendung auf uns verteilten. Meine Tante, die
als eines der lustigsten Familienmitglieder galt, machte sich über Jahre einen
Spaß daraus, mich zu fragen, was meine Eltern denn veranlassen sollte, mich zu
lieben. Da meine Schwester die Erstgeborene sei und mein Bruder das
"Baby" und der "Sohn", bleibe für mich nichts übrig. Sie
ahnte nicht, wie tief ihre Späße mich trafen. Ich habe nie verstanden, warum
ich nicht geliebt wurde. Keiner merkte, dass ich die Wahrheit erfahren musste,
dass ich wissen musste, dass meine Eltern mich liebten, allein deshalb, weil
ich ihre Tochter war. Jahrelang fühlte ich mich abgelehnt und ungeliebt. Im
Lauf der Zeit wurde es mein einziger Lebensinhalt, dass ich versuchte, mir die
Liebe meiner Eltern zu verdienen.
Als ich fünf Jahre alt war, konnten meine Eltern keine
Tagesmutter finden, die sich um mich hätte kümmern können, während sie bei der
Arbeit waren. Meine Mutter war Grundschullehrerin. Sie entschloss sich damals,
mich in die Schule, an der sie unterrichtete, mitzunehmen. Sie setzte mich in
einen Raum mit Erstklässlern. Von da an war mein Tagesablauf vorgegeben: Den
Tag über war ich in der Schule, und zu Hause spielte ich mit meinen Büchern.
Ich konnte noch nicht lesen, aber ich betrachtete die Buchstaben und erfand
Geschichten dazu, je nachdem wie sie aussahen. Eines Tages, als ich wieder mit
meinen Büchern beschäftigt war, geschah es, dass die Buchstaben plötzlich Worte
bildeten, nicht mehr Bilder. Die Worte ergaben Sätze, und ich brauchte keine
Sätze mehr zu erfinden - ich konnte sie lesen. Meine Eltern freuten sich, als
sie entdeckten, dass ich "ganz allein" lesen gelernt hatte.
Gegen Ende des Schuljahrs erfolgte in der Schule meiner
Mutter die jährliche Schülerbewertung durch die Lehrer. Eines Tages kam der
Schulleiter in meine Klasse mit einem Prüfer. Ich war die einzige in der
Klasse, die ihre Fragen beantworten konnte. Als meine Eltern das erfuhren,
waren sie überrascht und hoch zufrieden mit mir. So lernte ich zusammen mit
allem anderen Lernstoff des ersten Schuljahrs, dass der leichteste Weg, die
"Liebe" meiner Eltern zu gewinnen, Erfolg in der Schule war.
Diese Entdeckung veränderte mein Leben dramatisch. Von dem
Tag an wurde ich sehr ehrgeizig. Besser zu sein als andere war mein einziges
Bestreben: besser als meine Mitschüler, besser als meine Geschwister und sogar
besser als ich selbst. Die Folge war, dass ich zu den besten Schülern meiner
Schule gehörte. Mein Vater liebte die Naturwissenschaften und pflanzte diese
Liebe schon sehr früh auch in mich ein. Er schien mich zu akzeptieren,
unabhängig von meiner Leistung. Aber ich hatte den Eindruck, dass die Liebe
meiner Mutter eben von meinen Leistungen abhing. So wurde mein Vater ein guter
Freund für mich, doch von meiner Mutter zog ich mich eher zurück.
Als ich mich auf die Zulassungsprüfung zum
Universitätsstudium vorbereitete, war mein großer Traum das Fach Biologie. Die
Natur faszinierte mich. Dazu kam die Liebe zur Naturwissenschaft, die ich von
meinem Vater gelernt hatte, die ebenfalls mein Verlangen schürte, Biologie zu
studieren. Als die Ergebnisse der Prüfung ausgehängt wurden, entdeckte ich,
dass ich für den Fachbereich Biologie zugelassen war, meiner dritten Wahl. Auf
die Bitte meines Vaters hin waren meine erste und zweite Wahl die beiden
Spitzenhochschulen für Medizin der Türkei gewesen. Ich war ganz aufgeregt und glücklich.
Kaum konnte ich es erwarten, dass ich die gute Nachricht meinen Eltern sagen
konnte.
Doch da wartete eine große Enttäuschung auf mich. Die
Vorstellung, eine Tochter im Medizinstudium zu haben, war so verlockend für
sie, dass die Nachricht, ich sei "nur" für Biologie qualifiziert,
eine Enttäuschung für sie bedeutete. Das zeigte mir, dass ich gescheitert war,
zuerst in meiner Studienvorbereitung und dann in meiner Unfähigkeit, ihre
"Liebe" zu erlangen. Ich hatte so hart gearbeitet, und nun erlebte ich
solch einen bitteren Ausgang. Diese Erfahrung führte dazu, dass ich mein
Studium ganz entmutigt begann.
Aber als die Vorlesungen begannen, ging in mir eine
Veränderung vor. Die meiste Zeit war ich in meine Biologie-Bücher vergraben und
war von Ehrfurcht erfüllt angesichts der Vielfalt und der Vollkommenheit des
Lebens in biologischer Hinsicht. Mir wurde klar, dass ich lernen wollte um des
Lernens willen und nicht um die Zustimmung meiner Eltern zu finden. Ich begann,
erwachsen zu werden! So wurden meine bitteren Gefühle bald durch überströmenden
Enthusiasmus überwunden.
Eine weitere Veränderung, die sich in mir anbahnte, betraf
meine religiöse Einstellung. Ich war in einer säkularen Familie aufgewachsen.
Obwohl meine Familie nicht religiös war, befolgten wir all die üblichen
Traditionen. Unsere Eltern sagten uns unsere Namen in unser rechtes Ohr, als
wir gerade ein paar Tage alt waren, wir feierten die Geburtstage meiner
Geschwister und meinen eigenen an Mevlüd (Mohammeds
Geburtstag), wir machten ein großes Fest, als mein Bruder beschnitten wurde,
wir besuchten Verwandte und Nachbarn während der Eid-Feiern. Allerdings hielten
wir uns nicht an die Gebetsvorschriften und wir fasteten auch nicht.
In den Sommerferien gingen meine Freundinnen in die
Moschee, um Namaz (das islamische Gebetsritual) und
das Rezitieren des Korans zu lernen. Aber bei uns zu Hause wurden diese Dinge
nicht einmal erwähnt. Ich hatte als Heranwachsende geglaubt, dass das Universum
als Ergebnis des "Urknalls" entstanden sei und dass das Leben durch
eine Reihe von zufälligen Ereignissen hervorgerufen wurde. Auch was ich über
Gott zu wissen glaubte, war ganz verschieden vom Glauben meiner Freundinnen.
Für mich war Gott von den Menschen erschaffen worden. Um es im Sinne der
Evolutionslehre zu sagen: In allen Gesellschaften von Primaten hatte ein
Bedürfnis nach einem starken, von niemandem in Frage gestellten Führer
bestanden. Als jedoch die Menschen die Fähigkeiten zu einem Leben außerhalb
sozialer Gruppen entwickelten, entfiel die Notwendigkeit, einen unbestrittenen
Führer zu haben. Weil der Instinkt, an etwas Unbestreitbares zu glauben und ihm
zu gehorchen, noch immer stark ist, schuf der Mensch Gott. Ich war sehr
zufrieden mit diesem Glauben. Wahrhaftig, ich war sogar stolz auf meine ungewöhnlichen
Glaubensinhalte.
Während meines ersten Studienjahrs entdeckte ich jedoch,
wie mir alles, was ich glaubte, zwischen den Händen zerrann. Als ich an
Seminaren in Zoologie, Botanik, Molekularbiologie, Chemie und Zytologie
teilnahm, erkannte ich, dass das Leben zu vollkommen ist, als dass es das
Ergebnis zufälliger Ereignisse sein könnte. Ich erinnere mich, wie ich eines
Tages durch ein Mikroskop eine kleine Zelle beobachtete und mit Ehrfurcht
begriff, dass es einen Gott, den Schöpfer dieses Lebens, geben muss.
Ich wurde ganz verwirrt. Ich wusste nicht, was ich tun
sollte. Eines Tages ging ich in etwas aufgewühlter Verfassung zu meinem Vater
und teilte ihm meine Gedanken mit. Er hörte mir aufmerksam zu, ohne mich zu
unterbrechen, wie es seine Gewohnheit war, und antwortete dann lächelnd:
"Ich möchte nicht, dass du dich deiner Gedanken schämst. Wenn du glaubst,
dass es einen Gott gibt, geh und suche ihn, dann wirst du ihn finden."
Damals begannen zwei Jahre des Studierens und Praktizierens des Islam für mich.
Am meisten freute sich die Mutter meiner Mutter über mein
Interesse am Islam. Sie besorgte mir sogleich einen Koran und Bücher über den
Islam. Sie brachte etwas Zamzam-Wasser und ließ es
mich trinken; auch veranlasste sie mich, meine Sünden zu bereuen, ein
Versprechen abzulegen, dass ich mich von Sünden fernhalten wolle, und die Schahada (das islamische Glaubensbekenntnis) zu sprechen.
Anfangs kümmerte ich mich nicht groß darum, was der Islam
und der Koran eigentlich wollten. Alles, was ich wollte, war, Gott zu finden.
Ich eignete mir die grundlegenden Elemente an: ich lernte Suren auswendig,
lernte Wudu (die rituelle Waschung vor dem Beten) und
die Gebete zu verrichten, las jeden Donnerstag Abend den Koran und fastete
während des Ramadan. Meine Großmutter brachte mir bei, wie ich ein nettes,
aufrechtes, elegantes Moslem-Mädchen werden könne. Jahrelang war ich kaum in
der Lage gewesen, meine Abneigung dagegen, dass ich weiblichen Geschlechts bin,
zu unterdrücken. Der Grund dafür war meine Überzeugung, dass meine Eltern mich
mehr geliebt hätten, wenn ich als "Sohn" zur Welt gekommen wäre. Ich
wuchs eher wie ein Junge auf, aber das half nicht. Alle meine Freunde waren
Jungen. Ich spielte Fußball mit ihnen auf der Straße, zog mich an wie sie,
spielte Männer-Sportarten und ging in die Kaffeehäuser, um an ihren
Würfelspielen teilzunehmen. Jahrelang versuchten meine Eltern, meine Lehrer und
sogar unsere Nachbarn, das zu ändern, aber ich gefiel mir in diesem Leben und
konnte nicht einsehen, warum ich es ändern sollte. Meine Großmutter wusste in
all jenen Jahren, dass eine gute islamische Erziehung mich zurecht
bringen würde, und jetzt gab ihr mein neu erwachtes Interesse am Islam die
Möglichkeit, mich zu verändern.
Als sie mir fortwährend ein Bild des perfekten Moslem-Mädchens
vor Augen stellte, begann ich mich unbehaglich zu fühlen. Ich wollte nichts
tun, was Gott missfiel, aber andererseits wollte ich mich auch nicht ändern.
Was mich am meisten aufregte, war, dass ich nicht glauben konnte, dass das, was
im Islam gemeinhin als die Rolle einer Frau verstanden wurde, wirklich ihre
wahre Bestimmung sein sollte. Jahrelang hatte ich geglaubt, dass die ganze
herabsetzende Behandlung, die Frauen in meinem Land erleben, nur eine
kulturelle Erscheinung sei. Es war völlig einleuchtend zu denken, dass Männer,
die die Starken in der Gesellschaft waren, Frauen in niedrigen Positionen
halten und sie ungerecht behandeln wollten. Aber wie konnte Gott, der Schöpfer
des Weltalls und des Lebens, es tun?
Ich konnte das nicht glauben. Ich entschloss mich, meiner
Großmutter zu zeigen, dass das, was sie im Blick auf Frauen glaubte, nicht dem
Islam entsprach. Schließlich hatte sie nur eine geringe islamische Erziehung
erhalten und wusste es eben nicht besser. So dachte ich wenigstens.
Ich besorgte mir einige Bücher über Frauen im Islam, zog
unsere verstaubte Sammlung der Bände von Sahih Al-Buchari hervor und begann zu lesen. Was ich las, reichte
aus, um mich zu verwirren und zu entsetzen. Meine Schlussfolgerung war, dass
der Islam die Frauen als intellektuell und religiös unzureichende Geschöpfe
darstellte. Dem Islam zufolge haben Frauen den Wünschen und Launen der Männer
zu gehorchen. Wenn sie das nicht tun oder sogar wenn Männer es auch nur
befürchten, sie könnten sich weigern zu gehorchen, dann sollten die
Männer sich weigern mit ihren Frauen das Bett zu teilen und sind sogar
angewiesen, ihre Frauen zu schlagen. Eine Frau ist nicht in der Lage, in
irgendeiner Weise Widerspruch anzumelden. "Und wenn ihr fürchtet, dass
(irgendwelche) Frauen sich auflehnen, dann vermahnt sie, meidet sie im Ehebett
und schlagt sie! Wenn sie euch (daraufhin wieder) gehorchen, dann unternehmt
(weiter) nichts gegen sie! Gott ist erhaben und groß" (Sure 4,34).
Außerdem sind zahlreiche Hadith-Stellen über Frauen
beleidigend und erniedrigend:
"Der Prophet sagte: 'Ich schaute ins Paradies und fand
arme Leute, die die Mehrheit der Bewohner ausmachten; und ich schaute in die
Hölle und sah, dass die Mehrzahl ihrer Bewohner Frauen waren'" (Band 4,
Buch 54, Nr. 464; berichtet von Imran bin Husain).
"Der Prophet sagte: 'Ich bekam das Höllenfeuer gezeigt
und dass die Mehrzahl der dort Weilenden Frauen waren, die undankbar gewesen
sind.' Es wurde gefragt: 'Glauben sie nicht an Allah oder sind sie Allah
gegenüber undankbar?' Er antwortete: 'Sie sind undankbar gegen ihre Ehemänner
und sind undankbar für die Gefälligkeiten und das Gute (die Taten der
Nächstenliebe), das ihnen erwiesen wurde. Wenn eine solche Frau immer gut
(wohlwollend) behandelt wurde und dann etwas an dir findet (was ihr nicht
gefällt), sagt sie: 'Ich habe nie etwas Gutes von dir empfangen'" (Band 1,
Buch 2, Nr. 28; berichtet von Ibn Abbas).
"Einmal ging der Apostel Allahs hinaus zur Musalla (um zu beten) zum Eid-al-Adha-
oder Al-Fitr-Gebet. Dann ging er an den Frauen vorbei
und sagte: 'O ihr Frauen! Gebt Almosen, denn ich habe gesehen, dass die
Mehrzahl der im Höllenfeuer Weilenden ihr seid (Frauen).' Sie fragten: 'Warum
ist das so, o Apostel Allahs?' Er erwiderte: 'Ihr flucht oft und seid euren
Männern undankbar. Ich habe nie jemanden angetroffen, der so mangelhaft in
seiner Intelligenz und seiner Religionsausübung ist wie ihr. Ein besonnener und
vernünftiger Mann könnte durch einige von euch irregeleitet werden.' Die Frauen
fragten: 'O Apostel Allahs! Was fehlt in unserer Intelligenz und unserer
Religionsausübung?' Er sagte: 'Ist nicht das Zeugnis von zwei Frauen dem eines
Mannes gleich?' Sie stimmten ihm zu. Er sagte: 'Das ist der Mangel in ihrer
Intelligenz. Ist es nicht so, dass eine Frau während ihrer monatlichen Blutung
weder beten noch fasten kann?' Die Frauen stimmten zu. Er sagte: 'Das ist der
Mangel in ihrer Religionsausübung'" (Band 1, Buch 6, Nr. 301; berichtet
von Abu Said Al-Khudri).
"Während der Lebenszeit des Propheten gab es eine
Sonnenfinsternis. Allahs Apostel betete das Sonnenfinsternis-Gebet und stand
lange Zeit, so lange, dass man in dieser Zeit die Al-Baqara-Sure
hätte aufsagen können. Dann verneigte er sich lange und dann stand er lange
Zeit aufrecht, aber kürzer als die Zeitdauer des ersten Stehens war, dann
beugte er sich wieder lange Zeit, aber kürzer als beim ersten Mal; dann warf er
sich zweimal auf den Boden nieder und stand dann lange aufrecht, allerdings
weniger lange als beim ersten Stehen; dann verneigte er sich lange, doch kürzer
als beim vorherigen Verbeugen, und dann erhob er seinen Kopf und stand lange
Zeit aufrecht, jedoch kürzer als beim ersten Stehen, dann verneigte er sich
lange, aber nicht so lange wie bei der ersten Verneigung, und dann warf er sich
(zweimal) zu Boden und beendete das Gebet. Zu dem Zeitpunkt kam die Sonne
wieder hervor. Dann sagte der Prophet: 'Die Sonne und der Mond sind zwei der
Zeichen Allahs. Sie verfinstern sich weder wegen jemandes Tod noch wegen seines
Lebens (Geburt). Wenn ihr also eine Verfinsterung erlebt, denkt an Allah.' Die
Leute sagen: 'O Apostel Allahs! Wir sahen, dass du etwas von deinem Platz
nahmst, und dann sahen wir, dass du dich zurückzogst.' Der Prophet erwiderte:
'Ich sah das Paradies und streckte meine Hände nach einem Büschel (seiner Früchte)
aus, und wenn ich sie genommen hätte, hättet ihr davon gegessen, solange die
Welt besteht. Ich sah auch das Höllenfeuer und hatte nie zuvor etwas so
Schreckliches gesehen. Ich sah, dass die meisten Höllenbewohner Frauen waren.'
Die Leute fragten: 'O Apostel Allahs! Warum ist das so?'
Der Prophet erwiderte: 'Wegen ihrer Undankbarkeit.' Es wurde gefragt, ob sie
undankbar gegenüber Allah sind. Der Prophet sagte: 'Sie sind undankbar gegen
ihre Lebensgefährten (Ehemänner) und undankbar für gute Taten. Wenn du
lebenslang wohlwollend und hilfsbereit mit einer von ihnen umgehst und sie
sieht etwas Unerwünschtes an dir, sagt sie: 'Ich habe nie etwas Gutes von dir
bekommen'" (Band 2, Buch 18, Nummer 16; berichtet von Abdullah bin Abbas).
[Hadith von Aisha,
einer der Frauen Mohammeds:] "Mir wurden die Dinge genannt, welche die
Gebete ungültig machen. Sie sagten: 'Das Gebet wird wertlos durch einen Hund,
einen Esel und eine Frau (wenn sie vor den betenden Menschen vorbeigehen).' Ich
sagte: 'Ihr habt uns (d.h. die Frauen) zu Hunden gemacht. Ich sah den Propheten
beten, während ich in meinem Bett lag zwischen ihm und der Qibla
(Gebetsrichtung nach Mekka). Sooft ich etwas brauchte, schlich ich mich davon,
weil ich ihm nicht ins Gesicht sehen wollte'" (Band 1, Buch 9, Nr. 490;
berichtet von Aisha).
"Ich hörte den Propheten sagen: 'Eine böse
Vorbedeutung ist in drei Dingen: im Pferd, in der Frau und im Haus'" (Band
4, Buch 52, Nr. 110; berichtet von Abdullah bin Umar).
Und die Liste ließe sich weiter fortsetzen
...
Frauen hatten es nicht gut getroffen in dieser Welt, aber
das war noch nicht alles! Das Schicksal der Frauen nach dem Tod war noch
erschreckender. Mohammed sagte: "Die Höllenbewohner wurden mir gezeigt,
und die Mehrzahl von ihnen waren Frauen." Und diejenigen, die es
schafften, in den Himmel zu kommen, schienen auch dort kein gutes Leben zu
haben. Das Bild, das der Koran vom Himmel zeigt, war sehr verletzend für mich.
Ich konnte mir nicht vorstellen, warum eine Frau wünschen könnte, an so einem
Ort zu sein. "Die Gottesfürchtigen (dagegen) haben (großes) Glück zu
erwarten, Gärten und Weinstöcke, gleichaltrige (Huris)
mit schwellenden Brüsten und einen Becher (mit Wein, bis an den Rand)
gefüllt" (Sure 78,31-34).
Nachdem ich diese Sure gelesen hatte, begann ich darüber
nachzudenken, was es für meine Familie und mich bedeuten würde, in den Himmel
zu kommen. Sicher würde mein Papa sich gut mit einigen Huris
vergnügen. Aber was wäre mit meiner Mutter? Nachdem sie nun viele Jahre mit
meinem Vater verheiratet war, was würde sie beim Anblick eines solchen
Szenarios empfinden? Meine Eltern hatten eine sehr liebevolle und respektvolle
Beziehung - ich sah sie nie miteinander streiten bis zum Todestag meines
Vaters. Sie waren 23 Jahre verheiratet. Meine Mutter liebte ihn und respektierte
seine Autorität und mein Vater liebte und respektierte sie. Sie wurden in ihrem
Freundeskreis immer als ideales Ehepaar angesehen. Und nach Jahren einer
liebevollen, respektvollen, treuen Beziehung würde sich mein Vater im Himmel
mit Huris vergnügen und meine Mutter ihn
beobachten!!! Ich konnte darin überhaupt keinen Sinn erkennen.
Natürlich hatte meine Großmutter die Antwort darauf. Meine
Mutter würde die Huri sein!!!! Das konnte ich auch
nicht glauben. Im Himmel benutzt werden für das Vergnügen und Bedürfnis von
Männern?? Falls ich so in der Welt gelebt hätte, hätte mich mein Vater
erschossen und er wäre dafür nicht einmal streng bestraft worden. Wie konnte
Gott von mir wollen, es im Himmel zu tun??? Was für ein Ort ist eigentlich
dieser Himmel? Ich wusste, dass ich nicht dorthin kommen wollte. Wenn die
Alternative war, in der Hölle zu brennen oder jemandes Huri
zu sein, war ich bereit, das Feuer zu wählen. In meinem Verstand konnte ich es
nicht fassen, dass Frauen mit Selbstachtung wünschen könnten, in den Himmel zu
kommen und die Rolle zu übernehmen, die ihnen zugeteilt werden sollte. Da wurde
es mir offensichtlich, dass der Islam eine ausgesprochen bequeme Religion für
Männer war - alles darin war für Männer.
Zum Beispiel müssen sich Frauen verschleiern, weil Männer
ein begehrliches Herz haben. Wie bequem! Männer brauchen sich nicht um ihre
Sünde zu kümmern, sie können einfach die Frauen in Schleier stecken, womit die
Sache für sie erledigt ist. Mein Glaube wurde dadurch stark erschüttert, aber ich
kämpfte mit mir selbst und traf die Gewissensentscheidung, zu gehorchen und
diese Lehren zu akzeptieren, da sie von Gott sind. Ich hatte den tiefen Wunsch,
Gott kennen zulernen!
Es sollte aber noch dicker kommen. Als ich mehr über
Mohammed erfuhr, wurde ich zutiefst beunruhigt. Zu meinem Erstaunen stellte ich
fest, dass er selbst die Regeln nicht befolgte, die nach seiner Behauptung von
Gott kamen. Der Koran sagt: "Und wenn ihr fürchtet, in Sachen der (eurer
Obhut anvertrauten weiblichen) Waisen nicht recht zu tun, dann heiratet, was
euch an Frauen gut ansteht (?) (oder: beliebt?), (ein jeder) zwei, drei oder
vier. Wenn ihr aber fürchtet, (so viele) nicht gerecht zu (be)handeln,
dann (nur) eine, oder was ihr (an Sklavinnen) besitzt!" (Sure 4,3). Er
hatte insgesamt dreizehn Frauen. Als ich das hinterfragte, wurde ich darauf
hingewiesen, dass viele edle Muslime als Märtyrer gefallen waren, die ihre
Frauen hinterließen. Daher sei es die Pflicht des Propheten und seiner
Mitstreiter gewesen, die Leiden der Witwen und Waisen zu verringern. Der
Prophet habe die Hauptlast auf sich genommen und drei von ihnen geheiratet. Das
gab ein klein wenig Sinn, bis ich eine Sure im Koran las, die lautet: "Ihr
dürft den Gesandten Gottes nicht belästigen und seine Gattinnen, wenn er
(einmal) nicht mehr da ist, in alle Zukunft nicht heiraten. Das würde bei Gott
schwer wiegen (w.: Das wäre bei Gott gewaltig)" (Sure 33,53). Ich verstand
nicht, warum die Bestimmung vom Schutz der Witwen und Waisen nicht für diese
Witwen galt. Wenn die Witwen damals tatsächlich Schutz brauchten, warum sollten
seine Frauen anders behandelt werden?
Er heiratete auch die Witwen seiner Feinde. Als ich Fragen
zu all diesen Ehen äußerte, wurde mir gesagt, dass es Ehen von strategischer
Bedeutung gewesen seien. Sie waren wichtig für den Frieden in Arabien. Wieder
war Mohammed bereit gewesen, selbst die Last auf sich zu nehmen!
Dann gab es seine Ehe mit Aisha,
die als erst Sechsjährige mit ihm verlobt und ihm mit ungefähr zehn Jahren zur
Ehefrau gegeben wurde. Wieder war der Grund das Fortbestehen des Islam.
Mohammed brachte ein Opfer und nahm auch mit dieser Ehe die Last auf sich. Da Aisha einen nicht geringen Einfluss auf junge Leute in der
Umgebung hatte, waren ihre Gaben und ihr Einfluss auf die Jugend der einzige
Grund für diese Heirat. Woher wussten sie, als sie gerade sechs war, dass sie
einmal großen Einfluss haben würde? Und wie viel Einfluss konnte eine
Zehnjährige unter der Jugend haben? Wäre es nicht sinnvoller gewesen, deren
Mütter zu schulen, damit diese ihre Töchter hätten lehren können?
Ein anderes Mal wollte er ein Beispiel dafür geben, dass es
akzeptabel ist, wenn ein Mann die geschiedene Frau seines Adoptivsohns
heiratet. So heiratete er Zaynab, die Frau seines
Adoptivsohns (und früheren Sklavens), nachdem er eine
Offenbarung bekommen hatte, die seinem Adoptivsohn erlaubte, sich von ihr zu
scheiden, so dass er sie heiraten konnte!
Als ich Mohammeds Leben und seine Ehen in Frage stellte,
wurde mir gesagt, er sei der Träger der Botschaft Gottes nicht nur für die
Männer, sondern auch für die Frauen gewesen. Frauen benötigten die prophetische
Leitung, Erziehung und Belehrung in gleicher Weise wie Männer. Deshalb habe
Mohammed Frauen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen mit
unterschiedlichen intellektuellen Fähigkeiten geheiratet und sie persönlich
erzogen und geschult gemäß den Lehren des Islam, so dass sie leuchtende
Vorbilder für andere Frauen werden konnten. Eine oder zwei Frauen konnten diese
schwere Verantwortung nicht auf sich nehmen. Eine ganze Gruppe war nötig, um
diese Aufgabe zu erfüllen. Und zweifellos hatte er eine ganze Gruppe! Aus
irgendeinem Grund mussten sie mit ihm verheiratet sein. Sie konnten nicht von
seiner Frau unterrichtet werden. Anfangs schien es mir, dass Mohammed selbst eine
Art Autorität über den Koran hatte, da der Koran nur Ehen mit bis zu vier
Frauen erlaubte. Später fand ich jedoch heraus, dass es einen ganzen
Teilbereich im Koran gibt über seine Eheprivilegien:
"Prophet! Wir haben dir zur Ehe erlaubt: deine
(bisherigen) Gattinnen, denen du ihren Lohn (d.h. ihre Morgengabe) gegeben
hast; was du (an Sklavinnen) besitzt, (ein Besitz, der) dir von Gott (als
Beute) zugewiesen (worden ist); die Töchter deines Onkels und deiner Tanten
väterlicherseits und deines Onkels und deiner Tanten mütterlicherseits, die mit
dir ausgewandert sind; (weiter) eine (jede) gläubige Frau, wenn sie sich dem
Propheten schenkt und er (seinerseits) sie heiraten will. Das (letztere?) gilt
in Sonderheit für dich im Gegensatz zu den (anderen) Gläubigen. Wir wissen
wohl, was wir ihnen hinsichtlich ihrer Gattinnen und ihres Besitzes (an
Sklavinnen) zur Pflicht gemacht haben. (Die obige Verordnung ist eine
Sonderregelung für dich) damit du dich nicht bedrückt zu fühlen brauchst (wenn
du zusätzliche Rechte in Anspruch nimmst). Und Gott ist barmherzig und bereit
zu vergeben. Du kannst abweisen (w.: aufschieben, d.h. auf später vertrösten)
oder bei dir aufnehmen, wen von den (genannten) Frauen du willst. Und wenn du
eine (zur Frau) haben willst, die du (zuerst) weggeschickt hast, ist es keine
Sünde für dich (sie nachträglich bei dir aufzunehmen). So ist am ehesten
gewährleistet, dass sie frohen Mutes (w.: kühlen Auges) und nicht traurig, und
(dass sie) alle mit dem, was du ihnen gegeben hast, zufrieden sind. Gott weiß,
was ihr (insgeheim) im Herzen habt. Er weiß Bescheid und ist mild.
Ihr Gläubigen! Betretet nicht die Häuser des Propheten,
ohne dass man euch (wenn ihr) zu einem Essen (eingeladen seid) Erlaubnis
erteilt (einzutreten), und ohne (schon vor der Zeit) zu warten, bis es so weit
ist, dass man essen kann! Tretet vielmehr (erst) ein, wenn ihr (herein)gerufen
werdet! Und geht wieder eurer Wege (w.: geht (in alle Himmelsrichtungen)
auseinander), wenn ihr gegessen habt, ohne zum Zweck der Unterhaltung auf
Geselligkeit aus zu sein (und sitzen zu bleiben)! Damit fallt ihr dem Propheten
(immer wieder) lästig. Er schämt sich aber vor euch (und sagt nichts). Doch
Gott schämt sich nicht, (euch hiermit) die Wahrheit zu sagen. Und wenn ihr die
Gattinnen des Propheten um etwas bittet, das ihr benötigt, dann tut das hinter
einem Vorhang! Auf diese Weise bleibt euer und ihr Herz eher rein. Und ihr
dürft den Propheten Gottes nicht belästigen und seine Gattinnen, wenn er
(einmal) nicht mehr da ist, in alle Zukunft nicht heiraten. Das würde bei Gott
schwer wiegen. Ob ihr nun etwas geheim haltet oder es kundtut, Gott weiß über
alles Bescheid" (Sure 33,50-54).
Immer deutlicher merkte ich, dass die Koransuren, die
Mohammed gegeben wurden, in jeder Hinsicht sehr angenehm für ihn waren - im
Blick auf seine Ehen, seinen Lebensstil, sogar einschließlich seiner
Tischgäste! Die Erkenntnis, dass der Koran und Islam für Männer waren,
beunruhigte mich. Aber ich war bereit es anzunehmen, wenn es von Gott war. Doch
gewann immer mehr der Gedanke in mir Raum, dass der Koran und der Islam von
Menschen stammten. Damit konnte ich nicht leben!
Ich war sehr enttäuscht, sogar innerlich verletzt, durch
meine Erkenntnisse. Tage- und nächtelang kämpfte ich mit mir selbst und fühlte
mich schließlich schuldig wegen meiner kritischen Einstellung. Deshalb ging ich
zu meinem Vater und sagte ihm, dass ich nicht fähig sei, meinen Gott zu finden.
Ich war verzweifelt.
Im Sommer jenes Jahres begann ich als Vorleserin in einer
Blindenschule. Dort traf ich eine Dame, die Kontakte zu einer Hindugruppe
hatte. Ich war sehr daran interessiert, Näheres über diese Gruppe zu erfahren,
und begleitete sie zu den Treffen. Den ganzen Sommer über studierte ich mit
ihnen die wesentlichen Lehren des Hinduismus und ebenso des Buddhismus. Weil
der Islam mich enttäuscht hatte, war ich erheblich zurückhaltender geworden,
einen Glaubensschritt in Richtung auf die eine oder andere dieser Lehren zu
tun. Ein Gruppenmitglied interessierte sich auch für die alten türkischen
Religionen. Er half mir, die Grundlagen dieser Religionen zu verstehen. Am Ende
des Sommers war das Ergebnis meiner Suche ziemlich klar. Alle diese Religionen
waren menschlichen Ursprungs und sollten das gesellschaftliche Leben ordnen. Da
gab es keinen Gott. Mir schien nur der Atheismus übrig zu bleiben.
Das stürzte mich in große Verwirrung. Ohne Freude und
Frieden durchlebte ich jene Zeit. Ich hatte alle Hoffnung verloren - die
Hoffnung für die Zukunft, die Hoffnung, Gott zu finden, oder die, dass es etwas
Größeres als die menschliche Existenz gibt. In dieser Lage wandte ich mich
wieder dem zu, was ich am besten konnte, nämlich eine erfolgreiche Studentin zu
sein. Ich dachte, ich könne Zufriedenheit in mir selbst finden.
Aber das klappte nicht. Die innere Unruhe steigerte sich
täglich und ich konnte nicht mehr mit mir selbst klarkommen. Also versuchte ich
etwas anderes. Ich suchte die Gesellschaft anderer auf Partys, trank, rauchte
und empörte mich mit ihnen - über alles, was Sie sich vorstellen können! Doch
all das befriedigte mich nicht. Immer mehr wurde mir klar, dass ich keinen
Frieden im Herzen hatte. Ich sehnte mich nach einer völligen Veränderung,
wusste aber nicht, wie sie möglich wäre.
In dieser traurigen Verfassung schloss ich mein Studium ab.
Als ich am letzten Tag auf dem Weg in die Stadt war, dachte ich über meine
Zukunft nach. Ich wusste, dass ich ein langes Leben vor mir hatte, aber ich
wusste nicht, was ich damit machen sollte. Niedergeschlagen betrat ich ein
Geschäft und stand vor einem Spiegel. Ich sah mich an und stellte fest, dass
mir der Anblick nicht gefiel. Tränen kamen mir, als ich daran dachte, was aus
mir geworden war. Das war ein Wendepunkt für mich. Ich entschloss mich, mein
Leben zu verändern und ein anderer Mensch zu werden - mit einem guten Beruf,
einer aussichtsreichen Laufbahn, einer guten Familie und einem guten Einkommen.
Ich sah um mich und achtete auf all die gewöhnlichen Menschen auf der Welt. Ich
dachte über ihr Leben nach, das sich von meinem in nichts unterschied, als dass
sie glücklich schienen. Ich wollte versuchen ein gewöhnlicher Mensch zu werden.
Deshalb gab ich das Rauchen und Trinken und den Umgang mit meinen
"Freunden", die diesen Lebensstil hatten, auf. Ich bekam meine erste
Anstellung, eine wirklich sehr gut bezahlte Arbeit. Gleichzeitig nahm ich mein
Studium wieder auf, um einen qualifizierten Abschluss zu erreichen, und begann
daraufhin mit meiner Promotionsarbeit. Aber auch das alles brachte mir keine
Zufriedenheit. In meinem Herzen kämpfte ich Tag und Nacht mit mir. In Jeremia
2,13 sagt Gott: "Mein Volk tut eine zwiefache Sünde: mich, die lebendige
Quelle, verlassen sie und machen sich Zisternen, die doch rissig sind und kein
Wasser geben." Mein Herz war eine solche rissige Zisterne, und ich
versuchte, sie selbst zu füllen. So wie der Islam für mich versagt hatte,
versagte ich selbst auch.
Im September 1992 näherte ich mich dem Abschluss meiner
Promotion, als einer meiner Professoren mir von einem Stipendium in Übersee
erzählte, wo ich ebenfalls ein Promotionsstudium machen könnte. Ich dachte:
"Nein, ich bin dabei eines abzuschließen - warum nochmals die Mühe auf
mich nehmen und von vorn beginnen?" Aber ich brauchte nur eine halbe
Stunde zu dem Entschluss: "Ja, ich würde es gern versuchen." Ich
bekam das Stipendium und brach mein laufendes Promotionsstudium ab. Alles ließ
ich zurück und packte mein ganzes Leben in zwei Koffer. So kam ich in die
Vereinigten Staaten, um ganz neu anzufangen. Ich hatte das Gefühl, dass es dort
ganz anders werden würde.
Es war ganz anders in den USA, und es gefiel mir
nicht. Ich hasste meine neuen Lebensbedingungen leidenschaftlich. Ich konnte
kein Englisch, kannte die Kultur nicht und kannte dort keinen Menschen. Alles
war mir so fremd. Immer wieder fragte ich mich: "Ich hatte zu Hause alles,
was ich brauchte. Warum bin ich bloß hierher gekommen?" Natürlich wusste
ich die Antwort nicht, und ich wusste nicht einmal, ob es eine Antwort gab.
Aber ich ging nicht nach Hause. Ich lernte Englisch, versuchte die
amerikanische Kultur zu verstehen und freundete mich mit einigen Mädchen im
Wohnheim an. Eigenartigerweise waren sie alle entschiedene
Christinnen, die mit mir über ihren Glauben sprachen. Sie waren alle sehr nett,
hilfsbereit, intelligent, gläubig ... und hatten eine umfassende Gehirnwäsche
hinter sich! Ich glaubte nicht, dass man intelligent und religiös zugleich sein
konnte. Da sie mir geholfen hatten, in mein neues Leben in den USA
hineinzufinden, entschloss ich mich, ihnen zu der Einsicht zu verhelfen, dass
sie alle irregeführt waren.
Wenn man gegen etwas kämpfen will, muss man es gut kennen.
Deshalb bat ich sie um eine Bibel. Ich wusste, dass ich Widersprüche und
Ungereimtheiten finden würde, und machte mich an die Lektüre. Jedoch - es gibt
wirklich keine andere Möglichkeit, es zu beschreiben - ein Wunder geschah!
Jeden Tag brachten die Worte der Bibel mir größeren Frieden ins Herz und
Hoffnung für mein Leben. Auch beeindruckte mich das Christentum tief, weil es
sich von den anderen Religionen, mit denen ich mich beschäftigt hatte,
grundlegend unterschied. Es war in vielfacher Hinsicht einzigartig, aber vier
Unterschiede waren für mich besonders wichtig.
Erstens: Jesus war der einzige, der den Anspruch erhob, der
alleinige Weg zu Gott zu sein. Wie viel Vertrauen gab mir das! Da gab es
keine vage Belehrung, wie man Gott finden könne. Hier war ein zuverlässiger
Weg. Jesus sagt: "Niemand kommt zum Vater denn durch mich."
Zweitens: Es gibt Vergebung für die Sünden der Menschen,
ohne dass gute Taten vorgewiesen werden müssen, die sie aufwiegen könnten. In
jeder anderen Religion muss man bestraft werden für die begangenen Sünden. Aber
im Christentum kann man Vergebung der Sünden empfangen. Ich wusste, dass ich
angesichts der Menge meiner Sünden niemals mit dem Abzahlen der verdienten
Strafe fertig werden würde. Ich brauchte Vergebung. Ich glaube, die Menschen in
ihrer Schwäche wissen nicht, was Vergebung wirklich bedeutet. Dieses großzügige
Geschenk kann nur von Gott kommen.
Drittens: Man muss sich seine Rettung nicht erarbeiten. Es
gibt Rettung durch die Gnade Gottes. Mein ganzes Leben lang hatte ich versucht,
mir den Frieden und die Hoffnung, die ich suchte, aber offensichtlich nicht
hatte, zu verdienen. Deshalb war es von größter Wichtigkeit für mich zu
erkennen: Anstatt dass ich Gott fassen könnte, war es so, dass Gott selbst mir
seine Hand entgegenstreckte.
Viertens und letztens: Gott liebte mich, wie ich war. Ich mußte keine Leistungen bringen, um seine Liebe zu
verdienen. Das war ganz neu für mich. Ich begriff, dass ich wichtig für Gott
war, allein weil ich existierte. Es schien mir, dass diese Wahrheit sich von
den anderen Religionen unterschied.
Ich gewann die Überzeugung, dass das Christentum keine von
Menschen gemachte Religion ist. Deshalb las ich weiter in der Bibel, mit
wachsender Begeisterung. Aber es gab auch vieles, was ich nicht verstand. Die
Dreieinigkeit und Jesus als der Sohn Gottes waren die größten Hindernisse auf
meinem Weg. Ich fragte meine Bekannten, aber sie hatten zur Dreieinigkeit nicht
mehr zu sagen als: "Das ist ein schwer zu verstehender Begriff." So
viel wusste ich selbst schon! Und sie verstanden nicht das große Problem, das
es mir bereitete, dass Jesus der Sohn Gottes sein sollte. Eines Tages fragte
mich einer meiner Bekannten, ob ich glaubte, dass ich die Antwort auf jede meiner
Fragen finden könne. Meine Antwort war natürlich: "Nein." Er fügte
hinzu: "Wenn du wartest, bis du auf jede einzelne Frage die Antwort
gefunden hast, kann es zu spät sein, wenn du schließlich bereit bist."
Jemand anders sagte: "Du beobachtest uns und siehst, wie wir uns an Gott
freuen und wie er sich an uns freut. Aber statt zu kommen und dich uns
anzuschließen, ziehst du es vor zu warten und dir zu sagen: 'Wie schön wäre es,
wenn ich das auch hätte!' Zögere nicht, tu den Schritt! Das Angebot gilt auch dir.
Du brauchst es nur zu ergreifen."
Am 6. Februar 1993 während meiner Bibellese beeindruckte
mich ein Vers zutiefst: "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe
euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht
bleibt, damit, wenn ihr den Vater bittet in meinem Namen, er's euch gebe"
(Johannes 15,16). Damals erkannte ich, dass ich die Antwort auf meine Frage
gefunden hatte. Ich war in die USA gekommen, weil Gott mich erwählt hatte und
mich dorthin gebracht hatte, damit ich IHN erkennen könnte. An dem Tag betete
ich und nahm Jesus als meinen persönlichen Retter auf. Meine Entscheidung war
ganz einfach: Ich verstehe nicht alles, aber ich will diesen Glaubensschritt
tun und darauf warten, dass Gott selbst mich zum Verstehen führt. Johannes
20,29 gibt das Gespräch Jesu mit seinem zweifelnden Jünger Thomas wieder:
"Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst
du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!" So eine war ich damals
auch. Ich habe nicht immer alles verstanden, aber ich glaubte, und entsprechend
der Verheißung Jesu bin ich wirklich in all diesen Jahren seit meiner Bekehrung
gesegnet worden.
In jener Nacht, als ich betete und Jesus als meinen Herrn
und Retter aufnahm, war ich sehr unruhig. Ich versuchte zu schlafen, aber die
ganze Nacht quälten mich Fragen wie: War ich dabei, mich kulturell anzupassen?
War meine Bekehrung das Ergebnis eines Kulturschocks? Am Morgen, als ich
aufstand, dachte ich, dass ich vielleicht den Verstand verlieren würde. Aber
ich konnte nichts tun als abzuwarten. Einige Monate später antwortete Gott von
neuem auf meine Fragen. Er zeigte mir, dass er mich schon erwählt hatte und für
sein Reich zubereiten wollte, als ich erst 12 Jahre alt war. Damals hatte ich
einen Traum, in dem ich schwamm. Es war sehr dunkel, ohne einen Stern am
Himmel. Nachdem ich einige Zeit geschwommen war, hielt ich inne und schaute zum
Himmel hinauf. Plötzlich sah ich einen Stern aufleuchten. Ich schloss die Augen
und sprach einen Wunsch aus. Ich sagte: "Morgenstern, lehre mich das
Geheimnis des Lebens." Als ich aufwachte, war mir mein Traum noch ganz
lebendig im Gedächtnis und bewegte mich tief. Ich erzählte meinen Angehörigen
und Freundinnen davon, aber niemand schien sich dafür zu interessieren. Ich
wurde sogar verspottet, weil ich den Traum so ernst nahm. Einige Tage später
hatte ich den Traum allerdings vergessen. Aber der Traum vergaß mich nicht.
Ungefähr einen Monat später hatte ich ihn wieder. Obwohl mir das seltsam
vorkam, dachte ich wirklich nicht viel darüber nach. Aber dann, nach einigen
Monaten, kam derselbe Traum wieder. Jahrelang hatte ich weiter diesen Traum,
fast jeden zweiten Monat. Das hielt an bis einige Monate nach meiner Bekehrung,
als ich Offenbarung 22,16 las, wo es heißt: "Ich, Jesus, habe meinen Engel
gesandt, euch dies zu bezeugen für die Gemeinden. Ich bin die Wurzel und das
Geschlecht Davids, der helle Morgenstern." Nachdem ich diesen Vers gelesen
hatte, war mir klar, dass Gott jahrelang an meinem Herzen gearbeitet hatte, und
dass er der lebende Gott ist. Er hatte mich bis zu dieser Stunde
gebracht, um mich das Geheimnis des Lebens - des ewigen Lebens - zu lehren. An
jenem Tag entschloss ich mich, dass mein ganzes Leben Gott geweiht sein soll
und dass ich Ihm folgen will, wohin Er mich führt. Heute ist es mein tiefstes
Verlangen, meinem Herrn zu folgen, solange ich lebe. Falls es Sie interessiert:
Ich habe den Traum nie mehr gehabt. Wenn die Sonne aufgeht, bläst man die Kerze
aus.
Nachdem ich zum Glauben an Jesus gefunden hatte, veränderte
sich mein Leben bedeutend. Anfangs verstieß mich meine Familie, doch im Lauf
der Jahre bemerkten sie die positiven Veränderungen, die in meinem Leben
eintraten. Ein paar Jahre nach meiner Bekehrung sagte mir meine Mutter, nach
meiner Nachricht, dass ich mich entschieden habe, Jesus nachzufolgen, habe sie
gedacht, sie hätte ihre Tochter verloren. Aber jetzt wisse sie, dass sie eine
bessere zurückerhalten habe. Sie sagt mir jetzt, sie glaube, dass jene
Lebenswende das Beste gewesen ist, das mir je widerfuhr. Jahrelang habe ich
nicht geglaubt, dass meine Mutter mich liebt, und das hatte ich ihr nicht
vergeben. Aber bei Gott sind alle Dinge möglich. Jetzt sind Mutti und ich die
besten Freundinnen und sie hat den Wunsch mehr über Gott und den christlichen
Glauben zu erfahren.
Während ich mich intensiv mit dem Islam befasste, erreichte
meine Identitätskrise im Blick auf mein Frau-Sein ihren Höhepunkt. Im Nahen und
Mittleren Osten finden Frauen ihre Identität durch ihre Zugehörigkeit zu einem
männlichen Mitglied der Familie. Von einer Frau spricht man immer als der
Tochter, Ehefrau, Schwester oder Mutter des Soundso. Es ist schwer für sie, nur
sie selbst zu sein. Zu einer bestimmten Zeit in meinem Leben entschloss ich
mich, dass ich meine Identität nicht in einem Mann finden wollte. Ich wollte
mich selbst sein. Ich rebellierte gegen die Regeln meiner Gesellschaft in
diesem Punkt. Kurz nach meiner Bekehrung, als ich begriff, dass Gott mich
annimmt, wie ich bin, begann auch ich, mich anzunehmen, wie ich bin. Meine
lange Suche nach meiner Identität war beendet. Meine Familie, Lehrer, Freunde
und Nachbarn hatten jahrelang ohne Erfolg versucht, mich zu beeinflussen, aber
Gott hatte in wenigen Monaten mein ganzes Denken verändert. Was ganz wichtig
war: Die Veränderung ist nicht nur äußerlich geschehen; es war auch eine innere
Veränderung. Jetzt freue ich mich ehrlich über mich, wie Gott mich geschaffen
hat. Meine Achtung für Frauen ist wiederhergestellt, unabhängig von ihrem
Lebensstil, ihrem Maß an Selbständigkeit, ihrem Glauben, ihrem Beruf, ihrer
Intelligenz oder ihrem Denken. Und meine Selbstachtung gründet sich nicht mehr
auf meine Leistungen.
Aber das war nicht alles.
Nach meiner Bekehrung war meine Familie tief erschüttert.
Sie dachten,dass ich Schande
über unsere Familie gebracht hätte. Nach ihrer Meinung waren wir als Moslems
geboren und dazu bestimmt, als Moslems zu sterben. Nicht nur meine Familie,
auch viele meiner Freunde lehnten mich ab. Manchmal lag das, was ich
durchmachte, so schwer auf mir, dass ich mich schwach und hilflos fühlte. Aber
ich spürte auch, dass Gott alles unter Kontrolle hatte. Seit dem Tag meiner
Bekehrung habe ich gelernt, was es bedeutet, Gott mein Leben anzuvertrauen. Das
erfordert viel Glauben, aber ich habe gelernt, "Tag um Tag" von
Gottes Durchhilfe zu leben. Das zweite Mosebuch spricht davon, wie Gott Tag um Tag für die
Israeliten sorgte, als sie in der Wüste waren. In der Vergangenheit habe ich
immer gedacht, dass die Israeliten undankbar für Gottes Fürsorge waren. Aber in
dem Maß, wie ich es lernte, tagtäglich von Gottes Fürsorge zu leben, verstand
ich, dass dies physisch und gefühlsmäßig ein schwieriger Standort ist. Doch
durch alles hindurch bin ich geistlich reich gesegnet worden.
Viele Leute fragen mich, ob sich die Mühe gelohnt hat, dass
ich Christin wurde. Ich habe mir dieselbe Frage auch oft gestellt. Ich reise
gern und reise viel. Eines Tages, als ich allein unterwegs war, um auf einer
nationalen Konferenz einen wissenschaftlichen Vortrag zu halten, versuchte ich,
meinen Vortrag einzuüben. Aber mein Denken war auf Probleme fixiert, denen ich
gerade gegenüberstand im Zusammenhang mit meiner Bekehrung. Plötzlich
überwältigten mich meine Enttäuschungen und meine Erschöpfung. Da fiel mir ein
Spiel ein, das ich vor langer Zeit oft spielte, um mit Schwierigkeiten fertig
zu werden. Es war ein Spiel auf der "Traum"-Grundlage.
Als ich fünf war, verbrachte ich die Sommerferien im Haus meiner Großmutter.
Eines Morgens wachte ich auf und entdeckte Kaugummi überall auf meinem Bett und
meinem Gesicht. Ich war ziemlich sicher, dass meine Schwester das getan hatte.
Als kleines Mädchen meinte ich immer, dass meine Schwester verantwortlich sei
für alles Böse auf der ganzen Welt. Ich rief meine Tante herbei und fing an,
mich über meine Schwester zu beklagen. Aber sie hörte mir nicht zu. Ich glaube,
sie wusste, dass meine Schwester nicht für alles Böse verantwortlich war, das
auf dieser Welt geschah, besonders das, was mich persönlich betraf. Sie ging
mit mir zum Waschbecken und fing an, mich zu säubern. Sie war verärgert über
mich und schlug mich ein paar Mal auf das Hinterteil mit dem Vorwurf, ich solle
nicht mit Kaugummi ins Bett gehen. Ich beteuerte immer wieder, dass ich nie
Kaugummi kaue, was der Wahrheit entsprach. Aber sie hörte nicht auf mich. Es
war offensichtlich, dass wir ein Kommunikationsproblem hatten. Da hörte ich
einfach nicht mehr auf sie und versuchte mir einzureden, dass das gar nicht die
Wirklichkeit sei und dass ich nur träumte. Ich wollte aufwachen und alles in
Ordnung vorfinden. Aber ich wachte nicht auf.
Jahre später, als mein Vater starb, dachte ich an jenes
Ereignis. Wie damals versuchte ich mir einzureden, dass alles nicht wahr sei.
Am anderen Morgen würde ich aufwachen, und Papa würde bei uns sein, und alles
wäre gut. Aber wieder wachte ich nicht auf. An jenem Tag, als ich zu der
wissenschaftlichen Tagung fuhr, dachte ich: "Ja, das ist ein Traum. Ich
werde aufwachen, die Probleme werden weg sein, und alles ist gut." In dem
Augenblick wurde mir klar, dass wenn ich aufwachte, auch mein Glaube weg wäre.
Ich würde meine Verbindung zu Gott verlieren. Plötzlich wusste ich, dass es der
Mühe wert war, all die Probleme, die ich hatte, durchzustehen. Ich wäre sogar
bereit, noch viel mehr zu ertragen, um in ungetrübter Verbindung mit Gott durch
Christus zu leben.
Es ist mein Gebet für Sie, dass Sie die Fülle des ewigen
Lebens in Jesus Christus in Ihrem persönlichen Leben erfahren können.
Hatice