Wenn Terroristen Christen werden

Drei Beispiele dafür, wie Gott auch mit Extremisten Geschichte schreibt

 

Die Angst vor Anschlägen bestimmt immer stärker das Lebensgefühl der Europäer. Bereits 57 Prozent der Deutschen befürchten, dass es in nächster Zeit hierzulande dazu kommen wird. Christen sollten darüber nicht vergessen, dass Gott auch Terroristen mit der Botschaft von Jesus Christus erreichen kann. Manchmal erst nach ihren mörderischen Akten, manchmal sogar davor. Das zeigen die folgenden drei Lebensgeschichten, die Marcus Mockler aufgezeichnet hat.

 

Wenn Nassim Ben Iman im Fernsehen einen Bericht über einen islamistischen Anschlag sieht, durchzuckt ihn immer derselbe Gedanke: Er selbst hätte diesen Anschlag verübt haben können. Denn als Jugendlicher stand er in Gefahr, in die muslimische Terroristenszene abzugleiten. So groß war sein Hass gegen Israel, die USA, die westliche Welt. Heute ist Nassim überzeugt: Dass er nicht zu einem muslimischen Terroristen geworden ist, hat er Jesus Christus zu verdanken.

Nassim kommt aus einer frommen muslimischen Familie eines arabischen Landes. Details gibt er nicht preis, um sich vor Nachstellungen von Islamisten zu schützen – auch sein Name ist ein Pseudonym. Nassims Großvater war ein überregional bekannter religiöser Führer, zu dessen Mausoleum noch heute viele Menschen pilgern. Die vorgeschriebenen fünf Gebete jeden Tag, die Feiern von Mohammeds Geburts- und Todestag und anderer Islamfeste, das Auswendiglernen von Suren des Korans - das prägte die Kindheit Nassims. Seine Familie wanderte nach Deutschland aus, als er noch Grundschüler war.

 

Schockiert von Nacktheit

 

Westeuropa erzeugt in vielen praktizierenden Moslems einen Kulturschock. Die sommerliche Kleidung vieler Frauen – tiefer Ausschnitt, teilweise unbedeckter Bauch – sind dem glühenden Nachfolger Mohammeds der Inbegriff von Gottlosigkeit und Verkommenheit. Besäufnisse bei Klassenfahrten und Prahlereien mit Bettgeschichten, wie sie Nassim immer wieder von Sportkameraden hören muss, verfestigen seine Gewissheit von der moralischen Überlegenheit des Islam. Als Jugendlicher erwacht sein politisches Bewusstsein. Er sieht die Weltereignisse durch die palästinensische Brille. Flugzeugentführungen und Selbstmordattentate faszinieren ihn. Israelische Attacken gegen die arabische Welt - etwa 1985 ein Luftangriff auf das damalige PLO-Hauptquartier von Jassir Arafat in Tunis, bei dem 40 Menschen sterben - steigern seine Wut. Er will sich selbst für die seiner Ansicht nach gerechte Sache, den islamischen Kampf gegen die westliche Welt, einsetzen. Sprengstoffe ziehen ihn an, aber auch Gift. Eine Ausbildung zum Chemisch-Technischen Assistenten soll ihm tiefere Kenntnisse vermitteln.

 

Überzeugende Christen

 

Doch nicht nur der Terrorismus fasziniert ihn in dieser Zeit, sondern auch die Begegnung mit begeisterten Christen. Der Freund eines Schulkameraden ist gerade von seinen Eltern rausgeworfen worden, weil er Christ geworden war und nur noch nach der Bibel leben will. Der lädt Nassim in einen Kreis ehemaliger Zuhälter, Prostituierter, Drogenhändler und Rocker ein - alles verkrachte Existenzen, denen der Glaube an Jesus Christus eine neue Perspektive für ihr Leben gegeben hat. „Die dramatisch positiven Lebensveränderungen dieser Menschen haben mich mehr als alles andere von der Wahrheit des Christentums überzeugt“, sagt Nassim heute.

Bis er selbst Christ wird, soll es allerdings noch über vier Jahre dauern. Nicht enden wollende Diskussionen über den Anspruch von Koran und Bibel, über Mohammeds Aufruf auch zum bewaffneten Kampf im Gegensatz zu Jesu Gebot der Feindesliebe lassen Nassims Zweifel an seiner Religion ständig steigen. „Irgendwann wurde mir klar: Ich brauche Jesus.“

 

Heimliche Bekehrung 

 

Vor seiner Familie verheimlicht er mehrere Jahre, dass er Christ geworden ist. Seine Bibel hat er immer gut versteckt, nachts hört er über Kopfhörer christliche Lehrkassetten. Irgendwann läßt es sich vor den Angehörigen nicht mehr verbergen, aber da ist Nassim schon ausgezogen. Es kommt zu extremen Spannungen in der Familie. Die Situation beruhigt sich erst nach vielen Jahren - und dann werden sogar weitere Familienmitglieder Christen.

Heute arbeitet Nassim Ben Iman als Evangelist in dem Missionswerk „granum sinapis“ (lateinisch für Senfkorn, Kontakt: [email protected]). In Predigten und Vorträgen bezeugt er seine Begeisterung für die Botschaft des Neuen Testamentes und informiert über den Islam. Über seinen Weg zu Jesus Christus hat er auch ein kleines Buch veröffentlicht („Der wahre Feind. ...warum ich kein Terrorist geworden bin“, Leuchter Edition, Erzhausen). Das teilweise fanatische Eintreten christlicher Gemeinden für die Politik des Staates Israel befremdet Nassim aber weiterhin: „Es gibt Kreise, die so hasserfüllt über Araber sprechen, wie ich selbst früher über Juden gesprochen habe.“ Solche Kreise seien unfähig, Muslime von der Liebe Jesu zu überzeugen.

 

Die größte Gefahr 

 

Die Auseinandersetzung zwischen islamischer und westlicher Welt wird sich nach Nassims Überzeugung in den nächsten Jahren noch verschärfen. Das Terrornetz El Kaida habe über Jahrzehnte Gruppen aufgebaut, die unabhängig voneinander losschlagen könnten. Christen sollten darauf nicht mit Angst reagieren, sondern mit entschiedener Hingabe an Jesus Christus: „Die größte Gefahr sind nicht fanatische Moslems, sondern halbherzige Christen.“

 

Judenhasser wird Zionist

 

Ein weiteres Beispiel für eine Kehrtwendung. Das erste Lied, das Walid Shoebat in seiner muslimischen Schule bei Bethlehem lernte, hatte die Zeile: „Die Araber sind die Geliebten, die Juden unsere Hunde.“ Der Hass auf das Volk Israel prägte die Jugend des 1960 geborenen Shoebat. Ihm wurde früh eingetrichtert, dass man die Juden mit Gewalt aus Palästina, vor allem aber aus Jerusalem vertreiben sollte. Er wurde Terrorist und spezialisierte sich darauf, Menschenansammlungen in einen wütenden Mob zu verwandeln. Jassir Arafats Fatah-Bewegung nahm ihn als Mitglied auf. Eines Tages sollte er in einer jüdischen Bank in Bethlehem einen Bombenanschlag verüben. Der Anblick kleiner Kinder am Ort der geplanten Detonation brachte ihn davon ab. Er warf die Bombe auf ein Hausdach – wo sie fünf Minuten später explodierte. Verletzt wurde niemand.

 

Ehefrau: Lies die Bibel

 

Shoebat verbrachte mehrere Monate in israelischen Gefängnissen, konnte danach als 18jähriger zum Studium in die USA. 1993 heiratete er – eine Katholikin. Nach der Hochzeit wollte er sie zum Islam bekehren. Sie bat ihn, seine Behauptung zu beweisen, dass die Juden die Bibel gefälscht hätten. Also fing Shoebat mit dem Bibellesen an. Irgendwann wurde ihm klar, dass tatsächlich entweder die Juden oder die Muslime unrecht hatten – aber er fand immer mehr Argumente gegen die Anhänger Mohammeds. Darin bestärkten ihn auch historische Ereignisse. „Wie kann es sein, dass Allah der wahre Gott ist, wenn der Sechs-Tage-Krieg von 1967 zum größten Sieg der Juden seit dem Fall der Mauern von Jericho wurde?“ fragte er sich.

Shoebat wurde schließlich selbst Christ und schloss sich der evangelikalen Bewegung an. An einen friedliebenden Islam glaubt er schon lange nicht mehr – zumal sein eigener Bruder ihm den Tod angedroht hat, nachdem er von der Lehre des Korans abgefallen war. Heute warnt der Ex-Moslem unermüdlich vor den Gefahren des Islams – gerade da, wo er sich friedlich gibt, insgeheim aber die Terroristen unterstützt. Den Israelis empfiehlt er, trotz der Bedrohung durch die Araber tapfer zu bleiben und an Jerusalem festzuhalten, das ihnen Gott gegeben habe.

 

Ein bekehrter Bombenleger

 

Ein drittes Beispiel. In dem südafrikanischen Land Simbabwe – dem ehemaligen Rhodesien – schlägt sich der 1942 geborene Stephen Lungu mit 18 Jahren den marxistischen Revolutionären zu, die gegen die weiße Herrschaft kämpfen. Er hat eine fürchterliche Kindheit hinter sich – vom Vater gehasst und verstoßen, von der Mutter schließlich ausgesetzt. Er wird ein Gewaltverbrecher. Überfälle auf Kirchen, Polizeiautos, Versammlungen sind an der Tagesordnung, Lungu wirft Benzinbomben in Parks und beraubt Passanten. Eines Tages kommt er mit seiner Bande an ein großes Missionszelt aus Südafrika. Mit seinen zwölf Kameraden will er auf ein vereinbartes Signal hin zeitgleich Steine und Benzinbomben in die Versammlung werfen.

 

Tränen im Missionszelt

 

Doch die Worte des Predigers treffen ihn wie ein elektrischer Schlag. Dieser spricht davon, dass viele sterben müssen, wenn sie Christus nicht in ihr Leben aufnehmen. Lungu deutet das auf die Aktion seiner Bande. Als der Evangelist beschreibt, wie Jesus den Frieden mit Gott ermöglicht, muss Lungu an die vielen Opfer denken, die er schon geschädigt hat. Weinend wirft er sich dem Prediger zu Füßen. Der spricht nach der Veranstaltung mit ihm über seine Vergangenheit und sagt ihm das Bibelwort aus Psalm 27,10 zu: „Wenn Vater und Mutter mich verstoßen, nimmst du, Herr, mich doch auf.“ Das ist der Wendepunkt. Lungu bekennt seine vielen Sünden und beginnt ein neues Leben als Christ. Am Tag nach seiner Bekehrung geht Stephen Lungu zur Polizei, gesteht seine Verbrechen und gibt seinen Revolver ab. Nach acht Stunden Verhör wird er freigelassen. Ein Polizist gibt ihm Geld für seine erste Bibel. Lungu wird Evangelist in den Ländern des südlichen Afrikas. (idea) (109 Zeilen/9.140 Zeichen)