Sorg' und sorg' auch nicht zuviel, es
geschieht doch, was Gott will
- Du
bist ein Mensch, das weißt du wohl, was strebst du denn nach Dingen, die
Gott der Höchst' alleine soll und kann zuwege bringen? Du fährst mit
deinem Witz und Sinn durch so viel tausend Sorgen hin, und denkst: wie
will's auf Erden Doch endlich mit mir werden?
- Es
ist umsonst, du wirst fürwahr mit allem deinem Dichten auch nicht ein
ein'ges kleines Haar in aller Welt ausrichten, und dient dein Gram sonst
nirgends zu, als dass du dich aus deiner Ruh in Angst und Schmerzen
stürzest, und selbst das Leben kürzest.
- Willst
du was tun, was Gott gefällt und dir zum Heil gedeihet, so wirf dein
Sorgen auf den Held, den Erd und Himmel scheuet, und gib dein Leben, Tun
und Stand nur fröhlich hin in Gottes Hand, so wird Er deinen Sachen ein
fröhlich Ende machen.
- Wer
hat gesorgt, da deine Seel im Anfang deiner Tage noch in der Mutter
Leibeshöhl und finsterm Kerker lage? Wer hat allda dein Heil bedacht? Was
tat da aller Menschen Macht, da Geist und Sinn und Leben dir ward ins Herz
gegeben?
- Durch
wessen Kunst steht dein Gebein in ordentlicher Fülle? Wer gab den Augen Licht
und Schein, dem Leibe Haut und Hülle? Wer zog die Adern hie und dort, ein'
jed' an ihre Stell und Ort? Wer setzte hin und wieder So viel und schöne
Glieder?
- Wo
war dein Will, Herz und Verstand, da sich des Himmels Decken Erstreckten
über See und Land und aller Erden Ecken? Wer brachte Sonn und Mond herfür?
Wer machte Kräuter, Bäum und Tier und hieß sie deinen Willen und
Herzenslust erfüllen?
- Heb
auf dein Haupt, schau überall, hier unten und dort oben, wie Gottes Sorg
auf allen Fall für dich sich hat erhoben: dein Brot, dein Wasser und dein
Kleid war eher noch als du bereit't; die Milch, die du erst nahmest war
auch schon, da du kamest.
- Die
Windeln, die dich allgemach umfingen in der Wiegen, dein Bettlein, Kammer,
Stub und Dach und wo du solltest liegen, das war ja alles zugericht't, Eh
als dein Aug und Angesicht eröffnet ward und sahe was in der Welt
geschahe.
- Noch
dennoch soll dein Angesicht Dein ganzes Leben führen; du traust und
glaubest weiter nicht als was die Augen spüren; Was du beginnst, da soll
allein dein Kopf dein Licht und Meister sein: was er nicht auserkoren, das
hältst du als verloren.
- Nun
siehe doch, wie viel und oft ist schändlich umgeschlagen, was du gewiss
und fest gehofft mit Händen zu erjagen! Hingegen wie so manchesmal ist das
geschehn, das überall kein Mensch, kein Rat, kein Sinnen Ihm hat ersinnen
können.
- Wie
oft bist du in große Not durch eignen Willen kommen, da dein verblendter
Sinn den Tod fürs Leben angenommen, und hätte Gott dein Werk und Tat ergehen
lassen nach dem Rat in dem du's angefangen, Du wärst zugrunde gangen.
- Der
aber, der uns ewig liebt, macht gut, was wir verwirren, erfreut, wo wir
uns selbst betrübt, und führt uns, wo wir irren; und dazu treibt ihn sein
Gemüt und die so reine Vatergüt, in der uns arme Sünder er trägt, als
seine Kinder.
- Ach!
wie so oftmals schweigt er still, und tut doch, was uns nützet, da
unterdessen unser Will und Herz in Aengsten sitzet, sucht hier und dar,
und findet nichts, will sehn, und mangelt doch des Lichts, will aus der
Angst sich winden und kann den Weg nicht finden.
- Gott
aber geht gerade fort auf seinen weisen Wegen; er geht und bringt uns an
den Port, da Sturm und Wind sich legen. Hernachmals, wenn das Werk
geschehn, da kann der Mensch alsdann erst sehn, was der, so ihn regieret, in
seinem Rat geführet.
- Drum,
liebes Herz, sei wohlgemut und lass von Sorg und Grämen! Gott hat ein
Herz, das nimmer ruht, dein Bestes vorzunehmen; er kann's nicht lassen,
glaube mir, sein Eingeweid ist gegen dir und uns hier allzusammen Voll
allzusüßer Flammen.
- Er
hitzt und brennt von Gnad und Treu und also kannst du denken, wie seinem
Mut zumute sei, wenn wir uns oftmals kränken mit so vergebner Sorgenbürd, als
ob Er uns nun gänzlich würd aus lauterm Zorn und Hassen ganz hilf- und
trostlos lassen.
- Das
schlag hinweg und lass dich nicht so liederlich betören! Ob gleich nicht
allzeit das geschicht, was Freude kann vermehren, so wird doch wahrlich
das geschehn, was Gott, dein Vater, ausersehn; was Er dir zu will kehren, das
wird kein Mensche wehren.
- Tu
als ein Kind, und lege dich in deines Vaters Arme; bitt ihn und flehe, bis
er sich dein, wie Er pflegt, erbarme; so wird Er dich durch seinen Geist auf
Wegen, die du jetzt nicht weißt, nach wohlgehaltnem Ringen aus allen
Sorgen bringen.
Text: Paul Gerhardt
Melodie: Johann Schop 1641
/ Wolfgang Karl Briegel 1687
Passende Bibelstellen:
Matthäus 10, 28-30
Matthäus 6, 25-34
Lukas 12, 15-32
Galater 4, 6-7