Roger Liebi – Das Buch Josua

Teil 02/15 – Josua 1, 12-18 und Josua 2, 1-24

Audioabschrift – Liggeringen 14.09.1997

 

 

Wir haben letztes Mal gesehen, wie das Buch Josua nicht nur zeitlich, sondern auch inhaltlich, logisch auf die fünf Bücher Mose folgt. Die fünf Bücher Mose, das Gesetz, bildet die Grundlage der Bibel überhaupt, und darin finden wir die Verheißungen Gottes an Abraham, dass er der Nachkommenschaft Abrahams, Isaaks und Jakobs das Land Kanaan geben würde. Das Buch Josua zeigt nun die Erfüllung der Verheißung Gottes. Es hat zwar Jahrhunderte gedauert, die Verheißung stand einfach unerfüllt da, aber der Tag kam, wo diese Erfüllung Realität wurde. Das Buch Josua zeigt also, Gott ist treu zu allen seinen Verheißungen. Das ist etwas, das wir auch für uns nehmen können. Wir haben weiter gesehen, Mose der Gesetzgeber stirbt im letzten Kapitel der fünf Bücher Mose, in 5. Mose 34. Er sieht das Land von jenseits des Jordan, vom Berg Nebo aus, aber er kann das Volk nicht hineinführen. Josua ist es, der hineinführt. Und wir haben gesehen, Mose ist der Vertreter des Gesetzes. Das Gesetz sagt: Tu all diese Gebote Gottes und du wirst dadurch leben, ewig leben. Und wir wissen, kein Mensch war und ist fähig dazu. Also kann das Gesetz keinen Menschen in das ewige Leben, in den Segen Gottes hineinführen. Aber Josua tut es. Wir haben das auch letztes Mal gesehen, der hebräische Name Jehoschuah, oder die Kurzform Jeschua, ist nichts anderes als das griechische Jesus. Und darum heißt auch das Buch Josua in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments das Buch Jesus. Es ist Jesus der in den Segen hineinführt. Das, was das Gesetz nicht tun konnte, ist durch den Herrn Jesus Wirklichkeit geworden.

Und so sehen wir gewissermaßen im Buch Josua schon heilsgeschichtlich vorgeschattet, wie der Herr Jesus Christus durch sein Werk die Glaubenden hineinführen kann in den Segen Gottes. Insofern stellt also das Land Kanaan, das Land, das von Milch und Honig fließt, den ganzen Reichtum der Erlösung, der durch das Werk auf Golgatha entstanden ist, dar. Der Herr Jesus führt hinein und so hat Gott Israel gesagt: ich habe euch dieses Land gegeben. Das Buch Josua zeigt in dem Sinn, was der Epheserbrief uns so umschreibt, dass Gott uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern. Aber im Buch Josua, das haben wir letztes Mal gesehen, finden wir auch, dass das Volk jetzt konkret jeden Ort des Landes erobern musste. Und so ist es auch für Gläubige. Obwohl wir sagen können, dass uns alles geschenkt ist in Christus, heißt das nun noch lange nicht, dass wir das konkret auch im Alltag im Glaubensleben wirklich erfasst haben und nutzen. Also dass wir den Reichtum, all das, was die Erlösung in Christus beinhaltet, dass wir das ausschöpfen und wirklich erleben können in unserem Glaubensleben, da braucht es, dass wir Eines ums Andere konkret erfassen und in Besitz nehmen.

Jetzt kommen wir zu Kapitel 2. Und der erste Eroberungszug im verheißenen Land ist Jericho. Aber Jericho steht da wie ein Bollwerk. Das erste Bollwerk, das sich entgegenstellt, ist Jericho. Und das Thema jetzt in Kapitel 2 bis Kapitel 6 ist Jericho. Und wir werden sehen, das erlebt der Gläubige heute genau so. Wenn er wirklich versucht, den Reichtum in Christus auszuschöpfen und das als etwas Konkretes zu erfahren in seinem Leben, dann gibt es Widerstand. Das haben wir auch letztes Mal gesehen, in Epheser 6, 10 ff, das sind diese geistlichen Mächte der Bosheit, also Satan und sein Reich, die uns Widerstand leisten, damit wir uns als Gläubige nicht wirklich erfreuen und Erfüllung in Christus erleben können. Und diese Feinde stehen uns entgegen quasi wie ein Bollwerk.

Bevor wir da weitergehen in Kapitel 2 gehen wir auf die Frage der zweieinhalb Stämme noch etwas ein. Ihnen wurde gesagt, in Kapitel 1, Vers 14, dass sie auch über den Jordan gehen sollten, um das Land zu erobern. Und wenn sie das getan hätten, dürften sie auch wieder zurück gehen in das Land jenseits des Jordan, also im heutigen Nordjordanien. Was können wir daraus entnehmen als Bedeutung? Wir werden das sehr deutlich sehen, sobald wir dann den Durchzug durch den Jordan studieren in Kapitel 3. Was bedeutet geistlich der Jordan? Es geht mir zunächst einmal nur darum, was das Symbol des Flusses Jordan ist. Wovon spricht der Jordan? Der Jordan ist der Fluß, der ins Tote Meer hinabfließt und darum ist er wirklich der Todesfluss. Und das Ende des Jordan ist wirklich tot, was nur tot bedeuten kann. Und kein Fisch aus dem Jordan, der ins Tote Meer hineinkommt, kann überleben. Das ist wirklich ganz wörtlich ein Todesfluss, denn er tötet alle Fische, die dort nach unten kommen. Und auch der Name Jordan ist bedeutsam. Weiß jemand, was das bedeutet? Jordan bedeutet: Der Herabsteigende. Das hebräische Verb jarad, - man schreibt im Hebräischen ja nur die Konsonanten, Jordan besteht aus JRD mit der Endung N. Da haben wir die Wurzel jarad drin und das bedeutet herabsteigen. Und das wird in der Bibel verschiedentlich gebraucht, für Hinabsteigen in den Scheol, zum Beispiel sagt Jakob das so. Wir können das aufschlagen, 1. Mose 42, 38: „Er aber sprach: Mein Sohn soll nicht mit euch hinabziehen; denn sein Bruder ist tot, und er allein ist übriggeblieben, und begegnete ihm ein Unfall auf dem Wege, auf welchen ihr ziehet, so würdet ihr mein graues Haar mit Kummer hinabbringen in den Scheol.“ Das Hinabbringen heißt eigentlich hinab steigen lassen, das ist das gleiche Verb jarad, Hinabsteigen in den Scheol. Der gleiche Wortstamm, also das ist nur ein Beispiel, wie er gebraucht wird für das Hingehen ins Totenreich, wird auch für den Namen dieses Flusses benutzt, der hinabsteigt ins Tote Meer. Darum ist es ganz naheliegend und nicht irgendwie lange gesucht und hineininterpretiert, dass dies der Todesfluss ist.

Jetzt finden wir aber zweieinhalb Stämme, die den Wunsch hatten, ein Gebiet östlich des Jordan zu besiedeln. Und Mose hat ihnen das gestattet. Aber hier finden wir das Wichtige, dass nämlich alle Männer auch über den Jordan ziehen mussten mit den anderen Stämmen und sie mussten ihnen im Kampf auf der Westseite des Jordan behilflich sein. Und das bedeutet nun, es ist absolut Bedingung, wenn jemand den Reichtum in Christus in Besitz nehmen will, dass er jemand ist, der mit Christus gestorben ist, das ist eben das Hineingehen in den Todesfluss, und mit Christus auferstanden ist, das ist das wieder Herauskommen aus dem Todesfluss. Also der Reichtum der Erlösung kann nur ergriffen werden von Solchen, die ganz klar wissen, der Tod des Herrn Jesus am Kreuz ist ihr Tod. An meiner Stelle ist er gestorben, an meiner Stelle ist er auch auferstanden. Und darum mussten auch diese zweieinhalb Stämme unbedingt mit durch den Jordan, die gleiche Erfahrung machen von Tod und Auferstehung.

Teilnehmer: Warum nennt man ihn Todesfluss? Ich denke nicht nur, weil er ins Tote Meer fließt, sondern grundsätzlich weil die Bundeslade dort stand, eben inmitten dieses Flusses. Das heißt die oberen Wasser standen, nach unten flossen sie ab, und dann ging das Volk hindurch, weil die Bundeslade dort gestanden hat. Das scheint mir der wichtigste Aspekt überhaupt zu sein, warum man den Jordan Todesfluss nennen kann. Liebi: Aber warum meinst du dann, dass es jetzt von Tod spricht, wenn die Bundeslade dort steht? Teilnehmer: Weil es doch der Herr Jesus für uns in den Tod ging. Römer 6: Wir sind mit ihm einsgemacht in seinem Tod. Liebi: Gut, aber du kommst schon von der anderen Seite her. Du sagst eigentlich, weil er das bedeutet, der Tod, so sehen wir in der Bundeslade gewissermaßen Christus, der in den Tod gegangen ist. Aber das Naheliegende ist, zu sehen, der Jordan ist der Todesfluss, weil er ins Tote Meer fließt. Und jetzt sehen wir, hier geht die Bundeslade zuerst hinein. Und so ist es auch geschehen. Christus ist für uns in den Tod gegangen und ist uns vorausgegangen und die Menschen, die erlöst werden, sind ihm darin gefolgt. Gut, also ob man von der Seite kommt oder von der anderen, ist mir eigentlich gleich. Nur möchte ich damit eben eines erreichen. Die meisten Leute wissen von vielen Bildern des Alten Testaments, was sie ungefähr oder auch ganz genau bedeuten. Aber wenn man sie dann fragt, wie sie darauf kommen, auf diese Ausdeutung, dann sind sie verunsichert. Und dann kann das leicht, gerade bei Jüngeren, den Verdacht erwecken, das ist einfach konstruiert. Und darum ist es wichtig, dass man auch lehrt, wie man eigentlich zu dieser Deutung kommt, so dass klar wird, dass diese ganze Symbolik in der Bibel nicht konstruiert ist, sondern auf der Hand liegend. Das ist auch aus folgendem Grund noch wichtig. Im Mittelalter war die Ausdeutung des Alten Testaments sehr beliebt. Aber da hat man phantasiert bis zum geht nicht mehr. Und damit haben die Reformatoren aufgeräumt. Die Reformatoren haben mit der ganzen Phantasie abgerechnet und haben betont, allein die Schrift. Und uns interessiert, was die Schrift sagt und nicht das, was die Leute hineindenken und auch nicht, was die Tradition noch dazu sagt. Wir wollen die Schrift und die Schrift allein. Und darum ging es den Reformatoren sehr stark darum einmal zu wissen, was eigentlich in der Schrift steht. Nicht solche Gewaltsprünge zu machen, was das denn in dritter oder vierter Dimension bedeuten soll, nein, sondern ganz schlicht zu schauen, was dort wirklich steht. Und in dieser Tradition stehen auch heute noch viele Freikirchen und darum ist es im Allgemeinen nicht so beliebt, wenn man so geistliche Deutungen macht aus dem Alten Testament. Aber wir sehen ja, dass das im Grunde eine Gegenreaktion auf eine Fehlentwicklung war. Und da sind die Reformatoren auch wieder in ein anderes Extrem gegangen, indem sie eben so vorsichtig waren mit solchen geistlichen Ausdeutungen, dass sie das gerade verloren haben. Und was wir versuchen sollten, ist eben eine nüchterne, bibeltreue Auslegung. Die interessiert sich zuerst dafür, was dort eigentlich im Text steht und dann, weil wir vom Neuen Testament her genau wissen, dass es eben einen tieferen geistlichen Sinn gibt, wollen wir diesen suchen. Aber nicht irgendwie mit phantastischen Sprüngen, sondern indem wir wirklich die Symbole durch die Schrift selber erkennen und erklären. Der Jordan geht in das Tote Meer, das endet mit einem Todesmeer, so ist er der Todesfluss. Und dort können wir die Verbindung machen zum Neuen Testament, zum Kreuz Christi und so weiter.

Sind da noch Fragen? Teilnehmer: Wie kann man denn generell den Wunsch beurteilen, dass die zweieinhalb Stämme außerhalb dessen, was ihnen eigentlich zukommen sollte, beansprucht haben? Liebi: Das wird ja oft, es gibt viele Kommentare, die das negativ beurteilen. Und zwar sagen sie, die haben da Weidegründe gesehen für ihre großen Herden. Das seien also sehr ungeistlich gesinnte Stämme gewesen und symbolisierten damit weltlich gesinnte Christen. Aber ich habe Mühe mit diesen Auslegung aus dem Grund, weil die anderen, die über den Jordan gegangen sind, sich auch für ein gutes Land, für guten Boden interessiert. Sie waren also nicht irgendwie geistlicher. Es ging ja auch für die anderen um ein wirkliches Land, das von Milch und Honig fließt. Also kann man von daher nicht sagen, die einen seien weltlicher gewesen als die anderen. Und zweitens kommt noch dazu, dass ja schlussendlich die Landesverheißung an Abraham vom Bach Ägyptens bis zum Euphrat reichte. Das umfasste ja Jordanien auch, und auch noch andere gewaltige Gebiete jenseits des Jordan. Also sie wollten jetzt nicht unbedingt Land haben, das ihnen Gott nie zugedacht hätte. Teilnehmer: Aber es ist doch immer vom Land Kanaan die Rede, zumindest am Ende von Mose. Und das Land Kanaan, so weit ich weiß, ist doch nur westlich vom Jordan. Liebi: Ja gut, aber man kann sagen Kanaan ist das Kernland, das Gott geben wollte. Aber die Grenzen vom Land gehen im Norden und im Osten noch weit über das Land Kanaan hinaus. Aber darum, die Kernorte im verheißenen Land sind natürlich alle in den Grenzen Kanaans: Jerusalem, Sichem, Hebron und so weiter. All die geistlich wichtigen Orte der Bibel sind im Kernland Kanaan.

Teilnehmer: In 4. Mose 32, 19 steht doch: „Denn wir wollen nicht mit ihnen erben jenseits des Jordan, denn unser Erbteil ist uns diesseits des Jordan gegen Sonnenaufgang zugekommen.“

Liebi: Gut, was sagen sie hier? Sie möchten also nicht Land in Besitz nehmen westlich des Jordan, sondern eben östlich. Aber ihr Wunsch ist effektiv im Rahmen von Gottes Plan, wie er ihn schon Abraham offenbart hatte. Und das ist das Land bis an den Euphrat. Also ist auch dieses Gebiet im verheißenen Land drin. Aber der Punkt, der eben sehr betont wird, ist, dass auch sie die Erfahrung machen sollen, mit dem restlichen Volk durch den Jordan zu ziehen. Und das ist der Schlüsselpunkt, das ist das Schlüsselerlebnis.

Dann würde ich sagen, gehen wir zu Kapitel 2. Wir haben die erste Phase des Kampfes um Jericho. Und da werden zwei Spione ausgesandt. Wie sollen wir das beurteilen, dass Josua Spione aussendet? Teilnehmer: War es nicht ganz normale Kriegskunst? Liebi: Einerseits, natürlich, das ist auch heute eine ganz wichtige Angelegenheit, all diese geheimdienstlichen Untersuchungen, vor einem Krieg. Aber die Frage stellt sich doch: Hier geht es um Gottes Volk und um Gottes Kampf und um Gottes Sieg. Und darum stellt sich die Frage: Ist es richtig, wenn Josua hier auch Spione aussendet? Teilnehmer: Es wurden doch schon einmal Kundschafter ausgesandt, die doch sehr wohl über die Situation im Land Kanaan Bescheid wussten. Ich denke vielmehr, dass diese zwei Kundschafter ausgesandt wurden um der Hure Rahab willen. Denn die Augen des Herrn durchlaufen die ganze Erde und da sieht man, wie mächtig Gottes Gnade gewirkt hat, eben an dieser Frau, weil sie sich wirklich geöffnet hat für den Gott Israels. Und die zwei Kundschafter, ich denke sie sind auch nicht weiter gekommen, sondern direkt eingekehrt in dieses Haus von der Rahab. Ich denke, dass ist eine unermesslich große Gnade. Liebi: Jawohl, also im ersten Moment hat man ja ein bisschen Hemmungen, wenn da wieder Kundschafter ausgesandt werden, weil wir diese katastrophale Geschichte kennen aus 4. Mose 13, 1-33, wo die zwölf Kundschafter ins Land gegangen sind und davon zehn schlussendlich das Volk abspenstig gemacht haben, indem sie sagten, dass es keine Chance gäbe, das Land einzunehmen. Sie haben sie regelrecht zum Unglauben Gott gegenüber verführt und das hat ja dazu geführt, dass Gott gesagt hat, dass diese ganze Generation das Land wirklich nicht sehen wird, sondern erst die nachkommende. Zwei dieser Kundschafter waren aber treu. Welche? Josua und Kaleb. Also er kannte die ganze Sache mit Spionage gut und wusste auch, wie verheerend das war, während der Wüstenwanderung. Aber er und Kaleb sind dem Herrn ganz treu nachgefolgt, sie haben das Volk ermutigt in das Land zu gehen. Und darum hat er sie auch ganz besonders belohnt, indem sie als einzige aus der Generation ins Land kommen durften.

Und dieser Josua schickt jetzt Kundschafter. Es gibt aber auch deutliche Unterschiede zwischen diesen beiden Spionageunternehmungen. Welche? Teilnehmer: Hier werden sie von Josua heimlich ausgeschickt, heimlich im Blick auf das Volk. Teilnehmer: Der Unterschied vielleicht noch, beim ersten Mal wollten sie wissen, ob sie es einnehmen können. Und jetzt wollen sie wissen, was ist drin, was wir einnehmen werden. Also mehr Glauben beim zweiten Mal. Liebi: Jawohl. Teilnehmer: Und sie sind fixiert auf Jericho. Es wird ausdrücklich gesagt, geht nach Jericho. Vorher sollten sie das ganze Land auskundschaften. Liebi: Ja genau. Es geht nur um Jericho, also um die militärische Situation dort. Es geht jetzt nicht mehr darum, einfach das Land anzusehen, ob es gut ist. Und noch etwas ist gesagt worden. Es sind jetzt nur zwei, vorher zwölf Kundschafter. Von den zwölfen waren wie viele treu? Zwei. Man könnte es fast so deuten, dass Josua nur treue Kundschafter aussenden möchte. Gut, das ist einfach die Tatsache, er schickt zwei, aber das ist genau die Zahl Kundschafter die treu waren damals.

Teilnehmer: Ich habe da eine Frage. Der Josua kannte doch das Land. Warum sagt er: beseht das Land und Jericho. Das klingt grad wie wenn sie zwei Teile besehen sollten. Besehet das Land. Ich denke beim ersten Mal sind sie doch eigentlich schlecht davon gekommen, indem Unglaube geweckt wurde, weil der Feind so mächtig war. Warum noch einmal der Auftrag, besehet das Land? Liebi: Gut, das Land kann ja das ganze Land Kanaan bedeuten, wie beim ersten Mal, oder auch nur die Umgebung von Jericho. Und wir sehen, wie sie den Auftrag erfüllen. Sie gehen nach Jericho und kommen dann von Jericho wieder zurück. Also kann man von daher sagen, der Auftrag war nur eingeschränkt auf das Gebiet dort, grad jenseits des Jordans. Gut, und was eben ganz wichtig ist, diese zwei Kundschafter sind nicht nur irgendwelche Spione, sondern die gehen hin und retten eine Hure und ihre Familie. Ich habe an die zweite Strophe eines Liedes gedacht: „Erleuchte uns, dass wir die Zeit erkennend, hier eifrig dienen dir, die Herzen brennend, zu leuchten dort, wo Nacht und Todesgraus, und wir getreu die flücht'gen Stunden nützen, als Führer derer, die im Elend sitzen, sie weisend auf den Weg zum Vaterhaus.“ Das war für Rahab wirklich so. In dieser todgeweihten Stadt im Elend der Sünde. Also das ist wirklich eine einzigartige Spionageaktion hier. Zwei Menschen gehen in feindliches Land und retten eine Frau aus dem tiefsten Sumpf der Sünde, damit sie zum Leben und zur Gemeinschaft mit Gott geführt werden kann. Also wirklich, wenn jemand sagen würde: Ja, Josua hat hier im Unglauben gehandelt. Warum hat der da Kundschafter ausgeschickt? , dann hatte er den Hauptpunkt in diesem Kapitel verpasst, eben diese Rettung dieser Frau.

Und Reinhold, du hast noch eine Stelle zitiert, aber nicht gesagt, wo sie steht. Können wir die kurz aufschlagen? Das ist 2. Chronik 16, 9a: „Denn des HERRN Augen durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist.“ Also Gott hat gesehen, dass hier eine Frau bereit ist sich retten zu lassen und nicht nur sie, sondern auch ihre ganze Familie. Und die Familie wurde nicht automatisch gerettet, nur weil sie geglaubt hat. Woran sieht man das übrigens? Sie mussten ins Haus der Rahab gehen, das heißt, sie mussten sich ganz klar entscheiden: Wir akzeptieren das, wir glauben, dass das uns Rettung bringt. Sie stellten sich gewissermaßen auf den gleichen Standpunkt, wie Rahab. Rahab sah, dass das Ende Jerichos gekommen ist, dass der wahre Gott die Stadt vernichten will und dass es nur einen Ausweg gab, nämlich sich auf die Seite des einen wahren Gottes zu stellen. Und jedes Familienmitglied musste das selber auch tun. Es konnte also niemand irgendwo anders sich aufhalten und sich einfach auf die Verwandtschaft mit der Rahab berufen. Ganz wunderbar, das ganze Haus wird mit gerettet. Teilnehmer: Man könnte jetzt schlussfolgern, also umgekehrt, sie hätten alle in diesem Haus sein können und wären prompt alle umgekommen, wenn nicht die Karmesinschnur im Fenster gehangen hätte. Das war doch das entscheidende Moment. Ohne diese Karmesinschnur, wären sie trotzdem alle umgekommen. Aber diese Karmesinschnur war entscheidend zur Rettung des ganzen Hauses. Liebi: Ja, das war die Bedingung. Wenn Rahab das tat, dann würden sie gerettet. Und das zeigt aber eben, dass da Glaube da war, weil sie es auch so taten. Das zeigt die Echtheit des Glaubens. Teilnehmer: Weist der rote Faden nicht auf das Blut des Herrn hin? Liebi: Es ist was für eine Farbe? Karmesin ist ein Rot, das der Farbe des arteriellen Blutes des Menschen entspricht. Also ein leuchtendes Blutrot. Es weist also ganz deutlich auf die Farbe des Blutes hin und verkündigt damit alttestamentlich die Botschaft, dass nur das Blut des Lammes Rettung bringt.

Diese Frau war eine Frau, tief in der Sünde, die viele Leute in den Tod geführt hat. Das lesen wir zum Beispiel in Sprüche 7. Sprüche 6 und 7 sind Kapitel, die ganz massiv vor der unsinnigen Torheit der Hurerei warnen und zeigen, wie das den Menschen total kaputt macht und zerstört. Liest jemand Sprüche 7, 24-27: „Nun denn, ihr Söhne, höret auf mich, und horchet auf die Worte meines Mundes! Dein Herz wende sich nicht ab nach ihren Wegen, und irre nicht umher auf ihren Pfaden! Denn viele Erschlagene hat sie niedergestreckt, und zahlreich sind alle ihre Ermordeten. Ihr Haus sind Wege zum Scheol, die hinabführen zu den Kammern des Todes.“ Also das muss ein ganz komisches Gefühl gewesen sein für diese beiden Kundschafter, ausgerechnet in ein solches Haus zu gehen, ein Haus, dessen Weg in den Scheol hinabführen, in die Kammern des Todes. Aber sie holten wirklich diese Frau aus diesem dreckigen Loch der Sünde heraus. Das waren wirklich Kundschafter, die haben auf eindrückliche Art eine Rettungsaktion durchgeführt. Und Gott hat diese Frau schon längst vorbereitet. Was überrascht, wenn man ihr Bekenntnis liest? Teilnehmer: Dass sie so viel weiß über die Geschichte Israels. Liebi: Jawohl. Was weiß sie nämlich alles über die Geschichte Israels? Teilnehmer: Der Auszug aus Ägypten und dann auch wie Og und Sihon, die beiden Amoriterkönige, verbannt wurden und dass eben der Gott Israels der wahre Gott ist.

Liebi: Jawohl. Und wie nennt sie den Gott Israels? Jahwe, sie gebraucht den Namen des Bundesgottes. Diesen Namen, den die Juden ja später auszusprechen vermieden, um ihn ja nicht zu entweihen. Das hat schon in alttestamentlicher Zeit begonnen, dass man den Namen auszusprechen vermied und nur noch umschrieb mit Namen wie: Adonaj, Herr. Darum hat ja auch die Lutherübersetzung Herr, anstatt Jahwe. Oder andere Ersatznamen, zum Beispiel Haschem, der Name, haben sie erfunden, um diesen Namen ja nicht auszusprechen. Nur der Hohepriester hat am großen Versöhnungstag zehn Mal während der ganzen Zeremonie der Sühnung diesen Namen ausgesprochen, hörbar. Das war also etwas ganz feierliches. Und diesen Namen Jahwe verwendet sie. Er ist bekannt. In Vers 19 sagt sie: „Ich weiß, dass Jahwe euch das Land gegeben hat.“ Dann Vers 10: „Denn wir haben gehört, dass Jahwe die Wasser des Schilfmeeres vor euch ausgetrocknet hat.“ Und Vers 11b: „denn Jahwe, euer Gott, ist Gott im Himmel oben und auf der Erde unten.“ Vers 12: „Und so schwöret mir doch bei Jahwe.“ Also eindrücklich, sie kennt den Namen des wahren Gottes. Es ist nämlich darum noch wichtig: Der Namen Gott wird im Alten Testament auch für die falschen Götter verwendet, also Elohijm oder El. Aber der Name Jahwe der wird ausschließlich und allein nur für den wahren Gott gebraucht. Teilnehmer: Woher mag sie das Wissen gehabt haben? Was vermutet man da? Durch die vielen Gäste, die bei ihr ein- und ausgingen? Liebi: Ja, sie sagt sogar in Vers 10: Denn wir haben gehört. Das heißt, ganz Jericho wusste das. Darum haben sie ja auch, das sehen wir in Kapitel 6, gewaltigen Respekt vor Israel.

Lesen wir zunächst Kapitel 5, 1: „Und es geschah, als alle Könige der Amoriter, die diesseits des Jordan westwärts, und alle Könige der Kanaaniter, die am Meere waren, hörten, dass Jahwe die Wasser des Jordan vor den Kindern Israel ausgetrocknet hatte, bis sie hinübergezogen waren, da zerschmolz ihr Herz, und es war kein Mut mehr in ihnen vor den Kindern Israel.“ Also wir sehen, auch dieses Ereignis ist geschehen und da wusste man es im ganzen Land Kanaan. Das spricht sich herum. Und es hatte die gleiche Wirkung, allein von diesem Ereignis. Und so ist im Laufe der vierzig Jahre die Botschaft allein schon von Ägypten her nach Kanaan gekommen, dass das Schilfmeer ausgetrocknet worden ist und Israel auf trockenem Fuß herüber gegangen ist. Das hat sich durch den ganzen Nahen Osten verbreitet und wir müssen uns den Nahen Osten damals nicht so primitiv vorstellen, sondern da gab es wirklich schon im Altertum gewaltige Handels- und Korrospondenzbeziehungen. Ganz Jericho wusste das, nicht nur Rahab. Teilnehmer: Also dass auch die Völker, die da wohnten, die Verheißungen kannten, die Gott Israel gegeben hat? Liebi: Wie viel im Detail bekannt war, also von der Abrahamsverheißung und so, das ist nicht so klar. Aber ich meine wenigstens aus dem, was sie da sagt, wird deutlich, dass sie merkt, dieser Gott ist ein einzigartiger Gott, der Macht hat, wie kein anderer. Und sie merken auch, dieser Gott hat nichts zu tun mit den Göttern Kanaans. Das ist quasi für sie ein unbekannter Gott, der aber wirklich handelt und mächtiger ist, als was sie sonst kennen.

Teilnehmer: Sie sagt ja auch in Vers 9: Ich weiß, dass Jahwe euch das Land gegeben hat. Liebi: Ja gut, ob sie jetzt genau von der Verheißung wusste, oder ob sie gewissermaßen aus den Ereignissen schlussfolgert, dass Gott ihnen das Land geben will, das wissen wir nicht. Aber es könnte doch ein Hinweis sein, dass sie von einer Landverheißung sogar etwas wusste. Teilnehmer: Mir scheint, dass es sich diese Rahab leisten konnte einerseits zu lügen, aber andererseits einen so großen Glauben hatte, dass sie sagen konnte: Ich weiß, dass Jahwe euch – nicht das Land geben wird - , sondern gegeben hat. Für sie ist es ja eine vollendete Tatsache, dass es so sein wird. Da frage ich mich natürlich auch: Wie sieht es mit meinem Glauben aus? Ich weiß, dass der Herr dies und jenes wirken kann, aber ist es auch meine Sprache, wie hier bei Rahab, wenn sie sagt: Ich weiß, dass Gott mit uns ist. Und das kann ich nur, indem ich weiß, Gott hat zwar Verheißungen gegeben und wenn ich wirklich in seinem Worte, das heißt in den Wegen des Herrn wandle, dann weiß ich auch, dass der Herr den Sieg gibt.

Teilnehmer: Man könnte ja jetzt auch den Eindruck gewinnen, dass zur Ausführung dieses Heilsplanes eine Notlüge notwendig war. So wie in manchen Kreisen gesagt wird, dass im Prinzip Eva die Frucht von dem verbotenen Baum nehmen musste, um somit dem Heilsplan Gottes den Anstoß gegeben hat. Aber so wenig, denke ich, wie Gott in seinem Heilsplan dieses Missgeschick, oder diese Sünde der Eva notwendig gehabt hätte, wäre hier wahrscheinlich die Notlüge notwendig gewesen. Darf man das so sagen? Liebi: Die Beschreibung dieser Lüge von Rahab, zeigt nun einfach, wie ungeschminkt und wahrhaftig der biblische Bericht die Dinge wiedergibt. Wenn jemand irgendeine religiöse Geschichte hätte machen wollen, dann wäre diese Lüge eigentlich recht unpassend gewesen, denn es wäre ihm darum gegangen zu zeigen, dass Rahab ein Mensch war, der mehr begriffen hat als alle anderen von Jericho und deshalb gerettet wurde. Nein, es wird gezeigt, dass diese Frau erkannt hatte, dass der Gott Israels der einzige Gott ist, aber dass sie überhaupt nicht besser ist, als die anderen. Und ihr altes Leben ist noch lange nicht in allen Aspekten umgekrempelt und erneuert worden. Sie war natürlich von ihrer Vergangenheit her das Lügen so gewohnt. Und das wird uns hier einfach so berichtet, dass sie es gemacht hat. Es wird gar nicht kommentiert.

Es ist sehr wichtig beim Lesen in der Bibel, bei den geschichtlichen Berichten, da werden uns oft alle möglichen Dinge und Taten berichtet und man ist schockiert, aber es wird gar nicht kommentiert, ob das jetzt gut oder schlecht war. Und das ist manchmal sehr verwirrend, gerade wenn man zum Beispiel in den Büchern Samuel liest, bei David, was der alles gemacht hat. Und man fragt sich: O, was das richtig? War das falsch? Oder ist das grad ein Beispiel. Soll man das so machen, dass man sich in der Not wahnsinnig stellt? Es wird nur erzählt, dass David das gemacht hat. Es wird nicht kommentiert, ob Gott das gut gefunden hat. Teilnehmer: Und die Brote, die David aß. Liebi: Das wird auch nicht kommentiert. Aber der Herr kommentiert es dann und sagt: Das war richtig. Das ist eine Überraschung in diesem Fall.

Aber das ist ganz wichtig, die biblische Geschichte zeigt uns, was ist geschehen, und sie zeigt uns echte Menschen, so wie sie wirklich sind und nicht wie der Schreiber wünschte, dass sie wären. Sie werden nicht idealisiert und auch die wichtigsten Leute der Bibel werden nicht ideal dargestellt. Abraham, Mose, David, Salomo werden nicht idealisiert. Sie werden gezeigt mit ihren Sünden und mit ihren Glaubenstaten. Alles wird wahrhaftig berichtet und das zeigt uns auch gerade an solchen Details, wie glaubwürdig die Bibel ist. Und so müssen wir diese Berichte kommentieren von anderen biblischen Büchern, da wo uns erklärt wird, wie Gott über Lüge denkt. Tja Epheser 4 spricht zum Beispiel eine sehr klare Sprache zu diesem Punkt. Oder man könnte das ganze Buch der Sprüche nehmen und so viele Verse finden, wo gerade das moralische Handeln nach Gottes Gedanken aufgezeigt wird. Gerade nachdem Paulus sagt, was den früheren Lebenswandel anbetrifft, habt ihr den alten Menschen ausgezogen. Und dann sagt er in Epheser 4, 25: „Deshalb, das ihr die Lüge abgelegt habt, redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, denn wir sind Glieder voneinander. Zürnet ihr, so sündiget nicht. Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn, und gebet nicht Raum dem Teufel.“ Mit einer Selbstverständlichkeit wird gesagt, ihr habt die Lüge abgelegt und dann redet auch miteinander Wahrheit.

Teilnehmer: Aber was hättest du jetzt gesagt anstelle von Rahab? Liebi: Gute Frage. Teilnehmer: Ich weiß von der Aktion Märtyrerkirche, da sind ja auch Verfolgungen, da wurde ein Christin gefragt: Wo ist dein Mann? Und da sagt sie: Da im Wohnzimmer hinter der Tür steht er. Und die Soldaten haben ihr dann nicht geglaubt und sind abgezogen. Der Mann stand wirklich hinter der Tür. Liebi: Ja eindrücklich. Gut das ist natürlich eine Frage, womit du jemanden in Verlegenheit bringen kannst. Aber eines ist natürlich schon wichtig. Gott verlangt natürlich in solchen Situationen nicht, dass wir einfach nur nativ sind, sondern es braucht manchmal auch Schlauheit, aber ohne dass es eben gelogen ist. Und das war ja auch zum Beispiel unter den Nazis immer wieder wichtig, dass man weiß, wie man mit solchen Leuten umgeht. Die brauchen gar nicht alles zu wissen. Also ich muss denen nicht mehr sagen als was sie zu wissen haben. Teilnehmer: Ja, ich bin ja unter Hitler groß geworden und in unseren Schulbüchern stand: Sage nicht alles, was wahr ist, aber was du sagst, das sei wahr. Das haben wir gelernt unter Hitler.

Liebi: Nun, die ganze Sache ist schon zweischneidig. Man kann natürlich auch, indem man hundert Prozent die Wahrheit sagt, noch lügen, also hundert Prozent lügen. Wenn die Schüler auf die Tür von ihrem gläubigen Lehrer schreiben: Heute ist Herr Meier nicht betrunken! dann ist das hundert Prozent die Wahrheit, denn er ist heute nicht betrunken. Aber wenn man den Satz so schreibt, bedeutet das gewissermaßen, dass er sonst sehr oft betrunken ist, nur eben heute nicht. Also kann ein wahrer Satz hundert Prozent Lüge sein. Das soll natürlich nicht Mut machen auf diese Art zu lügen. Und auch unter Christen kommt das vor, dass gerade durch solche Aussagen ganz bewusst gelogen wird, sogar mit wahren Aussagen. Und das ist natürlich genau so Sünde. Aber wenn es darum geht, wie hier bei Rahab, wo Menschen in Gefahr gebracht werden, dass sie eventuell wegen meine Aussage getötet werden. Ich meine, man muss nicht plump Dinge sagen, die anderen zum Verhängnis werden, aber was man auch nicht soll, ist eben die Menschen betrügen. Teilnehmer: Die haben doch sogar im Evangelium mal die Wahrheit gesagt und Schaden angerichtet. Der Herr hatte ihnen doch lang und breit erklären wollen: Ich bin das Brot, das aus dem Himmel gekommen ist. Und alles, was damit zusammenhängt, war doch wunderbar, der Blick zu Gott empor. Und sie sagen: Ist das nicht der Sohn vom Joseph? Also, guckt doch mal woanders hin, und nicht auf Gott, sondern auf Joseph. Ja, sie haben die Wahrheit gesagt. Aber es war kein guter Dienst.

Liebi: Ja. Aber hier sollten wir Pause machen. Teilnehmer: Ich finde, dass Gott aber immer wieder entscheidend auf den Beweggrund des Herzens blickt, warum ich etwas sage oder nicht sage. Er blickt doch in erster Linie aufs Herz. Liebi: Ja sicher. Teilnehmer: Ich finde, bei Rahab scheint es wirklich angelernt zu sein, dass einfach so zu sagen. Ich denke, sie war auch daran gewohnt, es nicht geistlicher auszudrücken. Liebi: Ja gut, ich meine, diese Geschichte sollten wir nehmen, so wie sie ist. Diese Frau wird aus dem Sumpf der Sünde gerettet und sie beginnt jetzt die ersten Schritte des Glaubens. So kommen alle in die Schule ab der Bekehrung. Aber es wird damit nicht gesagt: Bitte, mach das auch so. Das ist ja wichtig. Der Text sagt uns nicht als Leser: Seht ihr, das ist die gute Methode, wie man das machen soll. Aber er zeigt uns, so ist es und diese Frau hat begonnen zu glauben. Aber das Werk Gottes musste weiter gehen. Und wir finden auch, dass sie später geheiratet hat. Sie hat einen tollen Mann bekommen und wir werden noch ein bisschen mehr sehen. Teilnehmer: Gehört sie nicht in die Ahnenlinie Jesu? Liebi: Ja, kommen wir noch darauf. Aber erst nach der Pause, bitte.

Also wir haben gesehen, dass Rahab den allein wahren Gott, den Gott Israels erkennen konnte. Aber wie hat sie ihn erkannt oder wodurch? Teilnehmerin: Durch das Erzählen von anderen. Liebi: Jawohl. Und was wurde erzählt? Man könnte sagen, Gottes Heilshandeln mit Israel. Nämlich den Durchzug durchs Schilfmeer und auch die erfolgreichen Kriege gegen Sihon und Og. Also nicht nur Zeichen, sondern man kann sagen, überhaupt Gottes Handeln mit seinem Volk. Kann man das heute auch, Gott auf diese Weise erkennen? Teilnehmer: Ich denke Golgatha ist die große Markierung. Liebi: Das ist überhaupt der Höhepunkt der ganzen Heilsgeschichte. Aber ich meine jetzt, um ganz nahe bei der Geschichte von Jericho zu bleiben, Rahab konnte Gott erkennen durch Gottes Heilshandeln mit Israel. Kann man das auch heute? Teilnehmer: Durch die Erfüllung der Prophetie, das Israel wieder im Land ist. Liebi: Wie könnte man das biblisch belegen, dass das wirklich eine Möglichkeit ist, um Gott zu erkennen? Teilnehmer: Indem man die ganzen Stellen aus dem Alten Testament aufzeigt, Jeremia, Hosea? Liebi: Ja natürlich. Aber ich wollte auf etwas ganz Bestimmtes hinzielen, wo das auch ausdrücklich gesagt wird, dass man dadurch Gott erkennt.

Hesekiel 39, aber fangen wir an Hesekiel 36, 24: „Und ich werde euch aus den Nationen holen und euch sammeln aus allen Ländern und euch in euer Land bringen.“ Und dann Vers 33: „So spricht der Herr, Jahwe: An dem Tage, da ich euch reinigen werde von allen euren Missetaten, da will ich die Städte bewohnt machen, und die Trümmer sollen aufgebaut werden. Und das verwüstete Land soll bebaut werden, statt dass es eine Wüste war vor den Augen jedes Vorüberziehenden. Und man wird sagen: Dieses Land da, das verwüstete, ist wie der Garten Eden geworden, und die verödeten und verwüsteten und zerstörten Städte sind befestigt und bewohnt. Und die Nationen, welche rings um euch her übrigbleiben werden, werden wissen, dass ich, Jahwe, das Zerstörte aufbaue, das Verwüstete bepflanze. Ich, Jahwe, habe geredet und werde es tun.“ Also da haben wir effektiv die Wiederherstellung Israels in seinem Land, die Wiederherstellung der Wüste, die wieder ein gesegnetes Land wird, das Aufbauen der alten Römerstädte, also biblische Städte, die wieder neu aufgebaut werden jetzt. Und Gott sagt: Und sie werden wissen, dass ich, Jahwe, das Zerstörte aufbaue und das Verwüstete bepflanze.

Teilnehmer: Darf ich da was fragen? Vers 33, was machen wir denn mit der Aussage: An dem Tage, da ich euch von allen euren Missetaten reinigen werde? Das ist doch noch nicht geschehen. Liebi: Nein, das ist noch zukünftig. Ich meine die ganze Wiederherstellung Israels ist ja ein Prozess und wird auch als Prozess dargestellt, besonders übrigens in Hesekiel. Grad in Kapitel 37 wird uns ein Tal voller Totengebeine gezeigt, und Gott sagt, das bedeutet das Volk Israel. Die Totengebeine sprechen davon, dass sie keine Hoffnung mehr haben. Israel, zerstreut unter den Völkern, hatte keine Hoffnung mehr. Und dann sagt Gott zu Hesekiel: Und jetzt musst du weissagen. Er weissagt und es gibt einen unheimlichen Lärm, ein Getöse, und diese Knochen beginnen zusammen zu rücken. Und dann, in einer weiteren Phase, kommen Fleisch und Sehnen darüber und Haut. Und dann kommt in einer weiteren Phase endlich der Lebensodem hinein und sie stehen auf. Das ist gewissermaßen der ganze Prozess der Wiederherstellung Israels. Der hat im letzten Jahrhundert begonnen, 1882, mit der ersten Einwanderungswelle.

Teilnehmer: Also dann ist es nicht unbedingt nicht logisch zu verstehen, denn sonst müsste man ja hier sagen, wenn das Volk von seinen Sünden gereinigt ist, dann werde ich die Städte wieder bewohnt machen. Liebi: Ach so. Sie denken wahrscheinlich, weil es heißt: an dem Tage, oder? Liebi: Nein, der Ausdruck an dem Tag im Hebräischen bedeutet zu dieser Zeit, das ist nicht ein einzelner Tag. Dieser Ausdruck kommt noch mehrfach vor, zum Beispiel, um das ganz überzeugend zu beweisen, in 4. Mose 7. Da bringt jeder die Fürsten Israels an einem von zwölf Tagen je seine Einweihungsgaben. Da wird beschrieben wie einer am ersten Tag das bringt, am zweiten ein anderer das und so weiter. Und in Vers 84a heißt es: „Dies war die Einweihungsgabe des Altars, seitens der Fürsten Israels, an dem Tage, da er gesalbt wurde.“ Und hier bezeichnet der Ausdruck an dem Tag eben alle zwölf Tage. Das ist ein fester Begriff bejom, das bedeutet zu dieser Zeit. Und wenn es hier heißt: an dem Tag, da ich euch reinigen werde, dann bezeichnet das die Zeitperiode der Wiederherstellung Israels, wo alles in Phasen verläuft, wie mit den Totengebeinen. Das ist ein langer Prozess. Und was lesen wir in diesem langen Prozess, Hesekiel 37, 14: „Und ich werde meinen Geist in euch geben, dass ihr lebet, und werde euch in euer Land setzen. Und ihr werdet wissen, dass ich; Jahwe, geredet und es getan habe, spricht Jahwe.“

Also so endet die ganze Wiederherstellungsgeschichte. Also Gott kann erkannt werden dadurch. Und nun noch eine Stelle. Teilnehmer: Ich habe da noch eine Frage zu Hesekiel 36, 35. Wenn dort gesagt wird, dass das Land wie der Garten Eden wird, dann ist das doch auch eigentlich zukünftig. Da kann man doch nicht sagen, dass es heute so ist. Das ist höchstens eine Andeutung. Oder? Die Anfänge davon. Liebi: Ja. Es wird natürlich nochmals verwüstet für kurze Zeit. Aber ich meine, die wesentliche Veränderung des Landes ist bereits geschehen, denn das Land ist ja ökologisch völlig verändert worden dadurch, dass Millionen und Abermillionen Bäume gepflanzt wurden. Das hat die ganze Ökologie dort geändert. Natürlich ist wird das durch den Krieg in der Drangsalzeit nochmals verwüstet, aber dass das Land gewissermaßen von einer Wüste zu einem fruchtbaren Land geworden ist, dieser Prozess, ist geschehen und ist die Frucht von jahrzehntelanger Arbeit. Aber hier wird schon das Endergebnis angesteuert. Teilnehmer: Du hattest uns diese Hesekielstelle doch mal so erklärt, das wäre doch die Antwort auf die Frage, wenn die Leute sagen, die Juden kommen doch in Eigenwillen und nicht nach dem Willen Gottes ins Land. Und da hattest du gesagt: Nein, sie kommen jetzt nach dem Gedanken Gottes ins Land und bei diesem Prozess, bei dieser Heimkehr reinige ich euch gleich mit. So hattest du uns das erklärt.

Liebi: Nein, ich habe gesagt, sie kommen ins Land und im Land, nach Kapitel 36, wird Gott sie reinigen. Das heißt also, die Idee, sie müssten sich zuerst bekehren und kommen dann ins Land zurück, ist völlig falsch. Sondern Gott führt das Volk im Unglauben, in unreinem Zustand, ins Land und erst in dem Land, in der Endphase dieses ganzen Prozesses, reinigt er sein Volk. Aber das Ganze dient dazu, dass die Menschen in dieser Zeit Gott erkennen können. Das wird nochmals zusammengefasst in Hesekiel 39, 28: „Und sie werden wissen, dass ich, Jahwe, ihr Gott bin, indem ich sie zu den Nationen weggeführt habe und sie wieder in ihr Land sammle und keinen mehr von ihnen dort übriglasse!“ Dort kommt die ganze Wiederherstellung dann auf den Endpunkt. Also die drei Punkte: Gott hat sie weggeführt zu den Nationen in alle Welt, bringt sie wieder zurück ins Land und schlussendlich wird er dann niemanden mehr unter den Völkern übrig lassen. Und das alles führt dazu, dass man Gott erkennen kann. Sie werden wissen, dass ich, Jahwe, ihr Gott bin. Und da können wir also doch eine sehr deutliche Parallele ziehen, so wie am Anfang der Geschichte Israels diese Hure Rahab, Gott erkennen konnte durch sein Heilshandeln an Israel, so íst es auch heute, dass durch die Ereignisse die Menschen erkennen können, dass es den einen wahren Gott gibt, der in der Geschichte handelt und seine Verheißungen erfüllt, indem er Israel sein Land gibt. Also diese Beziehung ist sehr, sehr direkt. Es geht in beiden Fällen darum, dass Gott sagt, ich gebe dieses Land, auch wenn es andere Völker gibt, die das nicht einsehen. [1]

Teilnehmer: Es ist aber erschütternd, dass im Grunde genommen, wenn man so mit Menschen spricht, die Gott fern sind, dass sie das überhaupt nicht sehen. Das können die einfach nicht begreifen, das kommt ihnen gar nicht in den Sinn, dass das eine alte Verheißung ist. Religionsunterricht haben sie doch wohl alle gehabt. Irgendwie müsste ihnen das doch heute auffallen können. Liebi: Gut, ich würde nicht sagen sie, im Allgemeinen, also die großen Massen, aber es gibt tatsächlich Leute, die dadurch zum Glauben kommen, indem sie das erkennen, Gottes Heilshandeln in der heutigen Zeit wirklich als Erfüllung der Verheißungen Gottes erkennen. Also das ist effektiv ein Mittel, wodurch viele Menschen schon zum Glauben gekommen sind. Das sind also nicht nur Einzelfälle, sondern man kann sagen, viele Menschen sind durch das Einsehen der erfüllten Prophetie zur Erkenntnis Gottes durchgedrungen, wie Rahab. Aber es geht da um die gleiche Frage: Wem gehört das Land? Und Rahab erkennt, dass Gott Israel dieses Land gegeben hat.

Jetzt wollen wir vom Neuen Testament her sehen, was Gott über Rahab zu sagen hat. Hebräer 11, 31: „Durch Glauben kam Rahab, die Hure, nicht mit den Ungläubigen um, da sie die Kundschafter in Frieden aufgenommen hatte.“ Also da wird neutestamentlich ganz deutlich, der wahrhaftige, Gott wohlgefällige Glaube dieser Frau, bezeugt. Es war damals also nicht anders als heute. Die große Masse von Jericho hat Gott nicht erkannt, hat sich ihm nicht unterstellt. Aber Rahab hat das getan und auch ihre Familie. Deshalb wird auch nicht gesagt: Sie kam nicht mit den anderen in Jericho um, sondern es wird gesagt: Sie kam nicht um mit den Ungläubigen aus Jericho. In der Fußnote steht: oder Ungehorsamen. Eigentlich haben sie ja die Macht Gottes gesehen, darum haben sie Jericho dicht gemacht, aber sie haben sich nicht Gottes Anspruch unterworfen. Teilnehmer: Da finden wir Rahab noch im Geschlechtsregister Jesu Christi? Kann das sein? Liebi: Jawohl, da kommen wir noch zu. Aber vorher möchte ich noch kurz auf den Jakobusbrief zu sprechen kommen. Jetzt haben wir den Glauben Rahabs gesehen und nun wollen wir uns auch die Werke Rahabs anschauen.

Jakobus 2, 24-25: „Ihr sehet also, dass ein Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein. Ist aber gleicherweise nicht auch Rahab, die Hure, aus Werken gerechtfertigt worden, da sie die Boten aufnahm und auf einem anderen Weg hinausließ?“ Also da werden die Werke Rahabs von Gott her gut geheißen und es wird hier deutlich gemacht, dass ihr Glaube nicht nur ein Bekenntnis war, sondern er hat sich in Taten bewahrheitet. Das ist ein echter Glaube. Das ist also nicht ein Kopfglaube gewesen, sondern ein Glaube, der auch Taten zur Folge gehabt hat. Und das ist übrigens ganz in Übereinstimmung zu dem, was in Hebräer 11 steht. Denn dort haben wir gesehen, durch Glauben ist Rahab nicht umgekommen, weil sie die Kundschafter in Frieden aufgenommen hatte. Und deshalb gibt es auch gar keine Spannung zwischen dem Jakobus- und dem Römerbrief. Wenn der Römerbrief sagt, der Mensch wird durch Glauben gerechtfertigt und der Jakobusbrief, der Mensch wird durch Werke gerechtfertigt, dann sagen beide das Gleiche, denn der Glaube des Römerbriefes ist ein Glaube, der sich in darauf folgenden Werken auswirkt.

Teilnehmer: Ich denke aber, in den Augen der Kanaaniter musste doch das, was Rahab getan hat, ein ganz übler Verrat gewesen sein. Das war für sie doch kein gutes Werk, sondern ein ganz übler Verrat, Landesverrat. Und da sieht man eben, so wie der Mensch es bemisst, Tod in Sünde und Übertretungen und wie das Gott sieht, das da immer eine ganz große Diskrepanz dazwischen liegt. Liebi: Ja und es ist immer die Frage des Standpunktes. Ich meine es gibt Solche, die sagen auch heute, die Juden haben das Land gestohlen von den Palästinensern. Aber Gott sagt, das ist mein Land und ich werde sie dorthin zurückbringen. Das sind die beiden Standpunkte. Die einen sagen es ist von Gott gegeben, die anderen, es ist gestohlen. Ja, wer hat Recht? Ja der, der das letzte Wort hat, von dem es heißt in Hiob: du kannst ihm auf Tausend nicht eines antworten. Also er hat das letzte Wort. Und auch hier kann man sagen, ja völkerrechtlich, was diese Rahab getan hat, das ist ganz verwerflich. Was heißt jetzt: völkerrechtlich? Wenn das Völkerrecht sich nicht dem Recht Gottes unterordnet, ist es kein Recht. Und Rahab hat sich dem Höchsten, dem Gott im Himmel oben und auf Erden unten, wie sie ihn in Vers 11 nennt, gebeugt und deshalb waren ihre Werke eben gerechte Werke.

Und Reinhold, du hast Rahab noch ein drittes Mal gefunden im Neuen Testament, im Geschlechtsregister des Herrn Jesus. Matthäus 1, 5: „Salmon aber zeugte Boas von der Rahab; Boas aber zeugte Obed von der Ruth; Obed aber zeugte Isai. Isai aber zeugte David, den König.“ Also ist diese kanaanitische Frau schließlich was geworden? Ururgroßmutter von König David. Man stelle sich das vor. Dem König Israels nach Gottes Herzen wurde sie ein Vorfahre. Und über David wurde sie eben sogar Vorfahre des Erlösers. Also das beeindruckt uns. Diese Frau, die eigentlich moralisch ganz kaputt war, wurde fähig gemacht für eine Ehe, hat Salmon geheiratet und durfte sogar schlussendich Mutter des Erlösers werden.

Teilnehmerin: Auch das Frauen im Stammbaum stehen, ist doch ganz ungewöhnlich, gell? Liebi: Ja. Das stört ja viele Frauen, das es so ist. Aber das hat ja nichts mit dem Wert von Mann und Frau zu tun, sondern es geht beim Stammbaum einfach darum, die Abstammungslinie aufzuzeigen. Aber dass nun gerade hier im Geschlechtsregister vier Frauen erwähnt werden, das ist für den Bibelleser nun umso überraschender und man kann sagen, bei allen vier Frauen geht es darum, die Gnade Gottes zu zeigen, aus ganz verschiedenen Perspektiven. Und dass ausdrücklich, was ja eben für ein Geschlechtsregister gar nicht nötig wäre, diese Rahab erwähnt wird, soll uns zeigen, dass der Sohn Gottes, der ewige König, Mensch geworden ist und zwar um alle Menschen, die so in der Sünde sind wie Rahab, zu retten.

Teilnehmer: In 1. Korinther 1, 28 steht: Und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt. Liebi: Ja. Also im Matthäusevangelium, wo wir den Beginn des Neuen Testaments haben, strahlt damit die unbegreifliche Gnade Gottes über uns auf. Und gerade in der Nennung dieses Namens Rahab. Und so sehen wir also die Verbindung mit der Erlösung da vorgeschattet in der Karmesinschnur. Diese Verbindung ist eigentlich sehr direkt, wenn wir sogar denken, dass diese Rahab dann Mutter des Erlösers geworden ist, der durch sein Blut, karmesinfarbiges Blut, die Erlösung geschaffen hat auf Golgatha. Aber in seelsorgerlicher Hinsicht ist dies Kapitel schon interessant, meine ich, um zu zeigen, dass ein Mensch, der durch die Sünde, gerade auch auf diesem Gebiet, völlig fehlgeleitet und völlig fehlgeprägt worden ist, Heilung erfahren kann. Das können wir wirklich lernen auch aus diesen Kapiteln. Das kann wirklich auch in der Seelsorge ganz wichtig sein, dass man solche Beispiele aufzeigen kann. Es gibt Heilung auch auf diesem Gebiet.

Teilnehmer: Ich denke an diese Karmesinschnur. Siehe, jeder der in mein Haus sich rettet, von allen, in mein Haus kommt, die Karmesinschnur, stellt er sich unter den Schutz dieser Karmesinschnur, das heißt unter das Kreuz. Manchmal bin ich fast ein bisschen neidisch auf diese Rahab. Wir versuchen oft so viele gute Schriften auszuteilen und man sieht nicht, dass dadurch irgendjemand der Gemeinde hinzugefügt würde. Nun gut, wir sollen dafür beten, wir wissen nicht, was alles aufgeht. Der Herr weiß das aber. Hier sieht aber die Rahab doch ganz praktisch, dass das ganze Haus sich eben unter den Schutz dieser Karmesinschnur stellt und gerettet wird. Ich denke oft eigene Kinder oder Verwandte oder Bekannte, denen man Golgatha vor die Herzen malt, wie sie das alles gar nicht so sehen. Das ist schade. Anderer Teilnehmer: Ich dachte auch noch an die Glaubwürdigkeit, wenn wir bei Lot sehen, er hatte keine Glaubwürdigkeit bei seinen Verwandten, aber hier wurde offensichtlich in ihrer Verwandtschaft schon geglaubt und etwas auf ihr Wort gegeben. Liebi: Offensichtlich hat man gemerkt, dass das etwas gegangen ist. Bei Lot meinten sie, er mache einen Witz, einen Scherz, aber Rahab war überzeugend, so dass die ganze Familie sich retten ließ. Wir haben also jetzt besonders diesen Aspekt dieser Kundschafter gesehen, die hingehen um eine Frau und damit auch noch eine ganze Familie zu retten. Eine Rettungsaktion in letzter Sekunde könnte man sagen. Das zeigt auch Gottes Erbarmen, dass er nicht Gericht ausüben will, wo es nicht nötig ist.

Wenn wir mal aufschlagen, in 1. Mose 15, also Jahrhunderte zuvor, hat Gott zu Abraham gesprochen, Verse 15-16: „Und du, du wirst zu deinen Vätern eingehen in Frieden, wirst begraben werden in gutem Alter. Und im vierten Geschlecht werden sie hierher zurückkehren; denn die Ungerechtigkeit der Amoriter ist bis hierher noch nicht voll.“ Also Abraham wusste schon von dieser Heimkehr seiner Nachkommenschaft aus Ägypten. In der vierten Generation würden sie dann nach Kanaan kommen, aber erst dann. Und Gott erklärt, warum das eben so aufgeschoben ist, warum diese Zwischenzeit in Ägypten noch kommen musste. „Denn die Ungerechtigkeit der Amoriter ist bisher noch nicht voll.“ In der alten Elberfelder steht in der Fußnote bei Amoriter: Die Amoriter stehen hier und anderswo, als das Hauptvolk des Landes, für alle Kanaaniter. Also die Ungerechtigkeit der kanaanitischen Völker war zur Zeit von Abraham noch nicht voll. Gott hat also diesen Völkern, die in der Sünde lebten schon damals, noch Chance gegeben umzukehren und verschont zu werden. Aber es war klar, dass das Gericht kommen muss. Und in Josua finden wir nun, wie die Nachkommenschaft von Abraham, in der vierten Generation ausgezogen aus Ägypten, nun am Eingang zum Land Kanaan steht, um das angekündigte Gericht über die Kanaaniter auszuführen. Jetzt, nach Jahrhunderten, war das Maß der kanaanitischen Sünde voll, und es war übervoll. In 5. Mose 18 wird beschrieben, welche Praktiken von Magie und Perversion, mit ihren Kinderopfern und so weiter, diese Völker getrieben haben. Jetzt war das Maß voll; diese Völker mussten Gerichtet werden. Aber Gott sieht auch da noch, diese Frau will sich retten lassen und ihre Familie und sie wird nicht einfach in der Masse der übrigen umgebracht, sondern sie konnte befreit werden.

Teilnehmer: Gibt es heute auch noch Kanaaniter unter den Nationen? Und wovon sind die Kanaaniter ein Bild? Liebi: Ja, die Kanaaniter gibt es bis heute. Natürlich haben die Menschen sich im Land Kanaan sehr stark vermischt mit anderen Völkern, aber am unvermischtesten findet man sie noch im Libanon. Nicht wahr, Kanaan geht ja bis hinauf in den Libanon. die Phönizier sind ja auch Kanaaniter, die alten Tyrer und so weiter, die ja den großen Welthandel aufgezogen haben, das waren alles Kanaaniter. Und das wissen vor allem die christlichen Libanesen und sind auch stolz darauf. Darum sind sie auch heute noch so gute Handelsleute. Teilnehmer: Wofür stehen sie denn? Stehen sie für Götzendienst, oder für religiöses Fleisch. Liebi: Die Kanaaniter stehen besonders, - nicht nur für Götzendienst, denn das steht auch für die Ägypter und Babylonier und so weiter -  für sexuelle Perversion. Also was man, auch über die Archäologie, über die Kanaaniter weiß, ist wirklich das Abscheulichste, was man sich überhaupt denken kann. Zum Beispiel, vor einigen Jahrzehnten hat man ja viele Tontafeln ausgegraben, auch in Ugarit im Nordsyrien, und das sind originale kanaanitische Inschriften. Und dadurch ist das ganze Weltbild und die Religion der Kanaaniter endlich so richtig bekannt geworden. Das ist also etwas von Widerlichsten, was man sich denken kann. Teilnehmer: Also könnte man auch sagen: Wo Männer und Männer heiraten und so was, das das ein Bild davon ist? Liebi: Ja, aber auch die ganze Perversion, was Hurerei überhaupt anbetrifft und das mit der Religion verbunden. Also etwas vom Abscheulichsten. Aber Gott ist ein Gott, der diese Dinge richtet. Und das zeigt uns auch das Buch Josua. Aber er richtete nicht einfach so, sondern er wartete, gab Gnadenfrist, bis die Sünde der Kanaaniter voll war und auch da noch hat er gesehen, diese Frau will sich retten lassen. Und deshalb ist es nicht ohne, dass gerade Rahab, die Hure, erwähnt wird, denn das war wirklich die Hauptperversion der Kanaaniter auf diesem Gebiet. Und Gott konnte sie in letzter Sekunde noch retten.

Teilnehmer: Haben denn die Kanaaniter gewusst, dass sie noch eine Chance hatten? Haben sie gewusst, dass noch Gnadenzeit war? Liebi: Ja sie hatten natürlich das Zeugnis von Abraham, Isaak und Jakob und den zwölf Patriarchen. Und dieses Zeugnis war nicht nur einfach so in einem kleinen Winkel. Wir sehen das zum Beispiel aus 1. Mose 23. Abraham im Land Kanaan ist dort im Kontakt mit den Hethitern. 1. Mose 23, 5: „Und die Kinder Heth antworteten dem Abraham und sprachen zu ihm: Höre uns, mein Herr! Du bist ein Fürst Gottes unter uns, begrabe deine Tote in dem auserlesensten unserer Gräber; keiner von uns wird dir sein Grab verwehren, um deine Tote zu begraben:“ Ja also Abraham, man muss ihn sich vorstellen als großen Scheich, im Land Kanaan, der mit seinen Herden umherzog. Und das war nicht so eine vernachlässigbare Nebensache, sondern die Hethiter sagen, du bist ein Fürst Gottes unter uns. Also seine Glaubensbeziehung mit Gott, mit dem höchsten Gott, das war unter diesen Völkern bekannt. Der Mann war ein Zeugnis. Und das wird auch bei Isaak gesehen in 1. Mose 26. Da ist er in Kontakt mit den Philistern und schauen wir mal, was für ein Zeugnis er bekommt am Ende von Vers 29: „Du bist nun einmal ein Gesegneter des HERRN.“ Ja, das bekommt er das Zeugnis: Du bist einfach jemand, der unter dem Segen, Jahwes steht. Nicht einfach unter dem Segen Gottes, sondern Jahwes. Also diese Leute hatten wirklich einen Einfluss, die hatten wirklich Zeugniskraft. Und auch ihr Leben hatte Zeugniskraft unter diesen Völkern.

Teilnehmer: Kann man diese Stelle aus 2. Mose 15 auch dazu benutzen? Das ist glaube ich, das Lieb von Mose, Vers 13-15: „Du hast durch deine Güte geleitet das Volk, das du erlöst hast, hast es durch deine Stärke geführt zu deiner heiligen Wohnung. Es hörten’s die Völker, sie bebten; Angst ergriff die Bewohner Philistäas. Da wurden bestürzt die Fürsten Edoms; die Starken Moabs, sie ergriff Beben; es verzagten alle Bewohner Kanaans.“ Anderer Teilnehmer: Vierzig Jahre danach ist es in Erfüllung gegangen, was wir hier lesen, in Jericho. Liebi: Und das zeigt, dass es nicht nur auf Jericho beschränkt war, denn es haben gehört die Edomiter, die Moabiter, die Kanaaniter und die Philister, also das, was Israel betrifft, die Befreiung Israels aus Ägypten. Das hat eine gewaltige Zeugniskraft gehabt. Auch in diesen Jahren, in diesen vierzig Jahren, hatten sie immer noch eine Chance zur Umkehr zu dem einen wahren Gott. Und wie gesagt, die Patriarchen im Land haben ein eindrückliches Zeugnis hinterlassen. Also die Möglichkeit war da. Und, nicht nur die Patriarchen, sondern denken wir noch an Melchisedek, der wahrscheinlich selber ein Kanaaniter war, ein kanaanitischer König, 1. Mose 14. Nicht wahr, Abraham wohnt im Land Kanaan, nach der Schlacht der Könige kommt er nach Schalem, das ist Jerusalem. Was lesen wir über diesen Stadtkönig von Jerusalem? 1. Mose 14, 18-20: „Und Melchisedek, König von Salem, brachte Brot und Wein heraus; und er war Priester Gottes, des Höchsten. Und er segnete ihn und sprach: Gesegnet sei Abram von Gott, dem Höchsten, der Himmel und Erde besitzt! Und gepriesen sei Gott, der Höchste, der deine Feinde in deine Hand geliefert hat! Und Abram gab ihm den Zehnten von allem.“ Also da finden wir plötzlich im Land Kanaan einen König, einen einheimischen König, der auch Priester ist und zwar Priester Gottes, des Höchsten. Und der konnte sogar den Patriarchen Abram segnen. Da sehen wir also, wie der reine Glaube an den allein wahren Gott sogar noch in Kanaan zu finden war zur Zeit von Abram.

Aber die kanaanitischen Völker haben diesen Glauben immer mehr aufgegeben und sind in den tiefsten Götzendienst, in die tiefste moralische Perversion, abgesunken. Aber sie waren verantwortlich. Und so sehen wir auch gewissermaßen eine Parallele zu dem einst christlichen Europa, das so eine große Kenntnis von dem allein wahren Gott hatte, von seinem Wort, von der Moral, und wir sehen, wie das in einem jahrhunderte dauernden Prozess alles verworfen worden ist. Und Europa ist wirklich in den Sumpf der Perversion, auf moralischem und religiösem Gebiet, abgesunken. Und in einem solchen Zustand ist eine Nation eben gerichtsreif. Und die Parallele zwischen den kanaanitischen Kinderopfern und dem heutigen Massenmord durch Abtreibung, liegt natürlich direkt auf der Hand. Und so können wir sagen, ein Volk, das so in den Sumpf der Sünde abgestiegen ist und nicht umkehrt, ist gerichtsreif. Und das zeigt uns, das schafft gewissermaßen die Brücke vom Buch Josua zur Offenbarung, denn die Offenbarung zeigt uns Gottes Gericht über ein gerichtsreifes Europa. Speziell Europa ist in der Offenbarung anvisiert, wo das Maß der Sünde voll geworden ist. Und zum heutigen Tag können wir sagen ist das Maß der Europäer noch nicht ganz voll. Und Gott hat Zeugen und Zeuginnen noch in dieser Kultur und wohl uns, wenn die Menschen etwas von der Würde der Erlösten bei uns sehen können, so wie sie bei Abram gesagt haben: Du bist ein Fürst Gottes unter uns. Isaak, du bist halt einfach ein Gesegneter des Herrn. Das ist unser Auftrag, dass sich also noch möglichst viele Menschen mit der Karmesinschnur retten lassen in einem gerichtsreifen Europa.

Teilnehmer: Ich habe schnell noch eine Frage zu deinen vierzig Jahren. Woher nimmst du die? Ist das in Josua 14, 10 die 45 Jahre, die der Josua dort erwähnt? Liebi: Nein, das hat er gesagt in Bezug auf eine Stelle in 2. Mose 15. Das Lied sangen sie ja zu Beginn der Wüstenwanderung. Und dauerte es vierzig Jahre bis sie vor den Toren Jerichos waren. Teilnehmer: Woher weiß man, dass das vierzig Jahre waren? Liebi: Ja die Wüstenwanderung Israels dauerte ja vierzig Jahre.



[1] Siehe auch Jesaja 11,12: Und er wird für die Heidenvölker ein Banner (Feldzeichen) aufrichten und die Verjagten Israels sammeln und die Zerstreuten Judas zusammenbringen von den vier Enden der Erde.