21.05.1998
„Ihnen
zeigte er sich nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und
ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich
Gottes. Und als er mit ihnen zusammen war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu
verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach
er, von mir gehört habt; denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt
mit dem heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen.
Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst du in
dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel? Er sprach aber zu ihnen: Es
gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht
bestimmt hat; aber ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf
euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa
und Samarien und bis an das Ende der Erde.
Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben,
und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg. Und als sie ihm nachsahen, wie
er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen
Gewändern. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum
Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so
wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.“
Apostelgeschichte 1, 3-11
Liebe Gemeinde!
Ein Diplomingenieur hier aus der Umgebung hat mich jüngst provoziert. Er
schrieb: "Es muss doch möglich sein, auf einer Schreibmaschinenseite das
Wichtigste am Christenglauben zusammenzufassen. Die Christen schreiben Bücher
und langatmige Artikel. Aber offenbar ist ihnen das Wesentliche selbst nicht
bewusst!"
"Hano", so dachte ich bei mir, "das muss doch möglich sein! Dem
Mann kann geholfen werden!" Ich setzte mich hin, schrieb los und war
richtig stolz auf die eine Seite Information, die da entstand. Am nächsten
Morgen ging sie per Fax ab. Aber fax-wendend kam die Rückantwort: "Sie
ringen mit irgendwelchen Einwänden und Bedenken. Sie sichern sich nach hinten
und vorne ab. Bei Ihnen klingt alles nach Rechtfertigung, nach Verteidigung.
Sagen Sie doch einfach, 'was Sache ist'!"
Das "ist Sache"!
Lassen Sie mich's heute morgen noch einmal versuchen:
Das Entscheidende am Christentum ist Christus.
Der Jesus, der wie kein anderer unsere Welt versteht und uns Menschen dazu, ist
"aufgenommen in den Himmel".
Der Jesus, der als Retter in unsere Welt kam, ist heute derselbe. Bis zu seinem
Wiederkommen ist er darauf aus, dass Menschen sich durch ihn erlösen lassen vom
Bösen.
Dort, vor Gott, tritt Jesus für die Menschen ein, die zu ihm gehören wollen.
Von dort, vom Gotteszentrum aus, gibt er seinen Leuten göttliche Informationen.
Er trägt sogar eine widerstrebende Welt so durch sein kräftiges Wort, dass sie
noch nicht einmal sich selbst ein Ende bereiten kann.
Vielmehr ist alles Weltgeschehen ausgerichtet auf den Tag, da nur noch Jesus
wichtig sein wird, nichts sonst! Nichts anderes "hat Zukunft" als
allein das "mit Jesus!".
Vielleicht sollten Sie es selbst einmal probieren, sich aufzuschreiben,
"was Sache ist". Dabei werden Sie sicher merken: Die
"Hauptsache" am ganzen Christusgeschehen besteht darin, dass "er
sitzt zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel" (vgl. Hebräer 8, 1).
Das ist "Fakt". Christenglaube ist keine Welt-"Anschauung",
kein von Menschen erdachtes religiöses Gedankengebäude. Christentum besteht
wesentlich in dem, was Christus tut; viel mehr in dem, was ER tut, als in dem,
was wir zu tun versuchen. Jesus handelt, schenkt, wirkt, bewahrt, führt - und
wir sollen nehmen, empfangen, uns führen und bewahren lassen. Wir sollen IHM
das Entscheidende zutrauen!
Keine Bange, wenn uns das nur schwer in den Kopf hineingehen will
Es ist gar kein Wunder, wenn Sie sagen müssen: "Da komme ich nicht mit!
Das ist mir zu hoch! Das kann ich nicht fassen!" Unser Kopf ist darauf
gedrillt, all das einigermaßen einzuordnen, was wir mit unseren Sinnen
aufnehmen. Oft brauchen wir schon dazu Erklärungshilfen, Fachbücher,
Leitartikel, Vorträge.
Erst recht brauchen wir Nachhilfeunterricht, wenn es um göttliche Tatbestände
geht. Vierzig Tage lang dauerte damals der Intensiv-Nachhilfekurs Jesu für
seine Jünger: "Er ließ sich als Lebendiger sehen unter ihnen vierzig Tage
lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes." Offenbar hatte es nicht
genügt, dass er ihnen drei Jahre lang eingeprägt hatte: Mit dem Reich Gottes
ist es wie mit einem Senfkorn; das ist winzig klein, aber es wird ein Baum
daraus, in dessen Zweigen die Vögel Nester bauen. Mit dem Reich Gottes ist es
wie mit einem Sämann, der seinen Samen aussät und auf Frucht wartet, auch wenn
all sein Säen vergeblich zu sein scheint. Das Reich Gottes ist wie ein Batzen
Sauerteig, der wie verloren scheint mitten unter der Mehlmenge in der
Teigmulde; aber schließlich durchsäuert er das Ganze.
Nein, es hatte nicht genügt! Es hatte nicht genügt zu begreifen: In das Reich
Gottes "müssen wir durch viel Bedrängnisse eingehen" (vgl.
Apostelgeschichte 14, 22). Sonst wären Jesu Jünger nicht durch sein Sterben so
in ihrem Vertrauen erschüttert worden.
Selbst noch nach jenem 40-tägigen Intensiv-Nachhilfe-Unterricht waren Jesu
engste Mitarbeiter auf einem Holzweg. Sonst hätten sie nicht gefragt:
"Wirst du in dieser Zeit - also: jetzt - wieder aufrichten das Reich für
Israel?" Das war ja keine dumme Frage; vielmehr war sie gesättigt von
prophetischen Weissagungen, von durch und durch frommen Erwartungen. Aber Jesus
korrigierte sie: Leute, das kommt einmal, ganz gewiss - in jener Stunde, die
der Vater in seiner Macht bestimmt hat; es kommt die Welt, in der Gerechtigkeit
wohnt; es kommt der Tag, an dem Gott alles Widergöttliche, alles Gemeine, alles
Zerstörerische aus dieser Welt wegnimmt. Es kommt die Zeit, da die Zustände
hier auf diesem Erdball ganz gottesgemäß werden. Aber bis dahin geschieht das
Reich Gottes so, dass einzelne Menschen sich von mir ergreifen lassen, dass
einzelne sich als Zeugen für mich gebrauchen lassen: "Ihr werdet die Kraft
des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine
Zeugen sein!" "Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends (so
dass man zusehen konnte) aufgehoben und eine Wolke nahm ihn weg vor ihren
Augen."
Was für ein abruptes Ende der Unterweisung! So könnte man denken. Aber es war
ganz anders! Jesu Stichwort vom "Heiligen Geist" erinnerte an seine
Worte: "Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht
ertragen (nicht fassen). Wenn aber ... der Geist der Wahrheit kommen wird, wird
er euch in alle Wahrheit leiten ... von dem Meinen wird er's nehmen und euch
verkündigen" (Johannes 16, 12ff). Es war so ähnlich, wie wenn ein Lehrer
sagt: "Da wollen wir dann in der nächsten Stunde weitermachen!" Oder
gar: "Da kommen wir dann im nächsten Schuljahr dran!"
Bis heute leben wir als Christen davon, dass der zu Gott erhöhte Jesus unsere
kleinen Systeme korrigiert, dass er uns neue Durchblicke schenkt, dass er uns
Bibelworte in ganz neuem Licht erkennen lässt. "Kehr, o Jesu, bei uns ein,
komm in unsre Mitte! Wollest unser Lehrer sein, hör der Sehnsucht Bitte!",
so hat es Christian Heinrich Zeller stellvertretend für viele in Gebetsworte
gefasst.
Für mich persönlich gehört es zum Faszinierendsten und Elementarsten am Wirken
Jesu, dass er unsichtbar durch seinen heiligen Geist mich lehrt, meinen
Unverstand aufbricht, mich große Zusammenhänge erkennen lässt, den Finger auf
die Stelle legt, wo ich gerade dabei bin, mich in falsche Lösungen zu
verrennen.
Im Gottesvolk Israel hat man noch mehr als auf den Endzeitkönig David darauf
gewartet, dass Menschen "vom Herrn gelehrt sein werden" (vgl.
Johannes 6, 45), dass die Ohren hinter sich her das Wort des Lehrers hören
werden: "Das ist der Weg, den geht! Sonst weder zur Rechten noch zur
Linken" (Jesaja 30, 21)! Diese große Endzeit hat mit der Erhöhung Jesu zum
Vater begonnen. Welch ungeahnte Freiheit ist uns aufgetan! Frei von
menschlichen Parolen und Lebensanweisungen, frei von religiösen Treibern und
auch von solchen, die sich zu christlichen Klippschul-lehrern aufschwingen
wollen! "Sie werden vom Herrn selbst gelehrt sein!" Glückwunsch
allen, die danach hungern! Denn sie können als Sachverständige bezeugen,
"was Sache ist".
Die Sache Jesu hat Zukunft
Ist Ihnen eigentlich aufgegangen: Jesus geht mit unbeirrbarer Gewissheit davon
aus, dass sein Unterricht weitergehen wird, sein Lehren. In unumstößlicher
Gewissheit geht er davon aus, dass die Stunde kommen wird, da sein Vater seine
ganze Macht erweisen wird. Jesus geht in fröhlicher Zuversicht davon aus, dass
seine schwachen Jünger seine Zeugen sein werden zu Jerusalem und in Judäa (also
auf dem heißesten Pflaster), aber auch bis an die Enden der Erde.
Haben Sie das mitbekommen, dieses ganz seiner Sache gewisse Nach-vorne-Gehen
und Nach-vorne-Planen?
Jesus war nicht abhängig von Umfrageergebnissen für oder gegen ihn in
Jerusalem, von Beliebtheitskurven in Samaria. Um solche Stimmungsbarometer
müssen sich Politiker sorgen. Schließlich haben sie ihr Amt von der Mehrheiten
Gnade. Jesus jedoch ist souverän von Gottes Gnaden. Weil Gott an ihm
Wohlgefallen hatte und hat, darum ist er an der Seite des Vaters. "Du bist
mein Sohn! Setze dich zu meiner Rechten, bis dass ich deine Feinde lege zum
Schemel deiner Füße!"
Was lassen wir uns denn drausbringen durch "Spiegel"-Artikel und
durch das Anwachsen von widerchristlichen Religionen?! Dass es Feinde Jesu
gibt, das ist in Gottes Plan einkalkuliert. Nüchtern. Aber auch, dass sich
Jesus als der Stärkere erweisen wird. Nicht wir sind es, die Jesu
Beliebtheitskurve verbessern müssen; dafür sorgt Gott. Es ist schon groß, wenn
wir die Sache Jesu nicht unnötig belasten. Jesus wird nie und nimmer in den
Strudel der Bedeutungslosigkeit hineingezogen werden!
Das wurde damals auf dem Ölberg vor den Augen der Jünger so anschaubar, wie
überhaupt nur für Menschen möglich, deutlich gemacht. Jesus wurde aufgehoben -
zusehends -, und dann nahm ihn eine Wolke auf, vor ihren Augen weg. Einst war
Mose auf dem Sinai hineingeschritten in die Wolke, die über dem Berg lagerte
wie ein Zelt Gottes. Die Wolke war schon damals sichtbares Erkennungszeichen
der Gegenwart Gottes, den kein Mensch gesehen hat, noch sehen kann. Da auf dem
Ölberg wurde bis an die Grenzen unserer Erkennungsmöglichkeiten klar: Jesus
fährt auf zu seinem Vater und zu unserem Vater, zu seinem Gott und zu unserem
Gott (vgl. Johannes 20, 17). Jetzt trat in Kraft: "Heiliger Vater, ich
komme zu dir" (Johannes 17, 11).
Seitdem tut Jesus von höchster Warte aus, was er je für Menschen auf dieser
Erde getan hatte. Er tut's von unangreifbarer Position aus. So wie er einst die
Zweifel des Thomas überwunden hat, so kann er heute Menschen herausholen aus
ihren Bedenken. So wie einst der Jesus von Nazareth das Leben des Zöllners
Zachäus total verändert hat, so kann er es heute bei uns tun, mit göttlichen
Vollmachten dazu ausgerüstet. So wie Jesus am Kreuz für Übeltäter gebetet hat,
so tritt er jetzt als zugelassener und unüberbietbarer Verteidiger und
Fürsprecher für uns vor Gott ein. Einst hatte Jesus, als er seine ängstlichen
Jünger in die Städte Galiläas aussandte, verfügt: "Wer euch hört, der hört
mich!" Noch viel mehr kann der zu Gott erhöhte Jesus dafür sorgen, dass
aus unserem stotternden Hinweis auf das, "was Sache ist", etwas wird,
mit dem Jesus sich in Ewigkeit sehen lassen kann.
Uns ist das bange Fragen abgenommen, ob man wirklich auf Jesus setzen kann, ob
er verlässlich ist, ob er etwas zu bieten hat. Gott selbst hat es festgelegt:
Die Sache Jesu hat Zukunft! Ihr aber seid dabei mit gemeint! Ich bin sein
Vater, aber auch euer Vater, ich bin sein Gott, aber auch euer Gott!
Die Wolke, gnädiges, verstehbares Zeichen der Gegenwart Gottes, "nahm
Jesus", so heißt es in dem Bericht, "vor ihren Augen weg".
"Vor ihren Augen!" Uns ist Jesus durch die Himmelfahrt nicht
weggenommen! Nie und nimmer! Er ist bei Gott erst recht "für uns"!
Amen.