Rolf Scheffbuch

Seelsorge in der Gemeinde - Teil 2/3 - "Über dem Kranken..."

Herbsttagung für Pastoren und vollzeitliche Mitarbeiter auf Langeogg

November 2003

 

Heute hören wir einen Abschnitt aus dem Wort des Herrn Jesus, durch seinen Apostel Jakobus uns überliefert, wie Menschen, die krank sind, die schwach sind, die nicht mehr können, die am Ende ihrer Möglichkeiten sind, auch da von Jesus getragen werden sollen. Und wie wir dabei Helfer dieses tragenden Jesus sein können. Haben sie auch über sich nach Jakobus fünf handeln lassen? So ist mir in den letzten zwei Jahren oft flüsternd geheimnisvoll gesagt worden, das muss doch das Mirakel sein, dass Sie jetzt wieder nach der schweren Operation und nach dem Befund doch wieder auf sein können, hat man über ihnen nach Jakobus fünf gehandelt? Sie jedenfalls haben nach Jakobus fünf gehandelt: „Der hole den Ältesten der Gemeinde zu sich“ Herzlichen Dank für die Einladung, bei euch, dass ich als Ältester unter euch sein kann. Es ist auch nicht gemeint gewesen, haben sie nach Jakobus gehandelt, euer Reichtum ist verfallen, eure Kleider sind von Motten zerfressen, auch das war nicht gemeint. Warum sprechen wir eigentlich bei Jakobus fünf immer nur von der Salbung mit Öl? Da steht ein bisschen mehr drin in Jakobus fünf. Auch ab Vers 13, und dem wollen wir heute Morgen ein wenig nachgehen, manche betrachten Ja die Salbung mit Öl nicht nur als etwas mysteriöses, als ein Brimborium, sondern als etwas durch und durch katholisches, weil in der römisch-katholischen Kirche die Salbung mit Öl, die letzte Ölung oft fälschlicherweise genannt als Sakrament verstanden wird; ich habe eine neue Schrift, ich war in einem katholischen Hospital, Überschrift, im Leben bleiben, und die Salbung wird verstanden, die Nähe Gottes feiern. Wenn man mich fragt, ist über dir auch nach Jakobus fünf gehandelt worden, dann... und ich sage, Nein, man hat mich nicht gesalbt, und hat doch die Nähe des Herrn Jesus gefeiert. War das wohltuend, ich weiß noch, bei einer Lektorentagung, ich durfte lang verantwortlich sein für die Lektorenpredigten in unserem württembergischen Land, für die Predigt-Helfer, über 700 an der Zahl, bei dieser Vorbereitungs-Tagung war ein erfahrener Lektor dabei, ein Geschäftsführer einer großen Firma, der noch Monate zuvor nach drei Schlaganfällen schwer gelähmt im Krankenhaus in Albstadt lag, das Sprachzentrum war ausgefallen, und nun unterhielten wir uns auf dieser Lektoren-Tagung darüber, wie man recht gesagt, Kranken-Besuche macht. Und da haben wir das alles aufgetischt, was heute üblich ist, keinen zu großen Blumenstrauß mitbringen, nicht zu lange sitzen bleiben, nicht zu viel schwatzen, auch den Kranken fragen, wie es ihm geht, der erzählt nämlich zum 50. mal gerne, wie groß der Gallenstein war, und ich hab ihn sogar im Nachttisch hier bitte, also, den Kranken fragen, nicht zu viel mit ihm schwatzen, also das gute gesagt, und auch man soll nicht zu viel religiöses ihm um die Ohren hauen, ich weiß gar nicht was für Vorstellungen des ist um die Ohren hauen, und da ist der Freund von Ebingen, der konnte sich nicht mehr halten, mit hochrotem Kopf ist er aufgesprungen, und hat gesagt, woher habt ihr denn das, als ich krank lag, und mich nicht mehr bemerkbar machen konnte, da sind die Leute sitzen geblieben, an meinem Krankenbett, und haben gesagt, es wird schon wieder werden, du hast immer schon gepackt, du hältst doch durch, du hast doch eine stabile Gesundheit, sie haben mir die Ohren voll gedröhnt mit Dingen, die sich nicht mehr hören konnte, anstatt dass einer sagte, Jesus ist da, Amen. Und dann ist er wieder gegangen. Die Nähe unseres Herrn Jesus bezeugen feiern, über einem Kranken aussprechen, es gibt nichts Wichtigeres. Im Leben und Sterben sind sie und bleiben sie sein. Als Sie mich gebeten haben, hier diese Bibelarbeit zu halten, habe ich gedacht, wie sind die Geschwister zu diesen merkwürdigen Themen gekommen, oder fragen Sie sich, weil du vielleicht etwas von dem auch sagen kannst, wie man in schweren Krankheitszeiten selbst empfinden kann... Ja, wenn sie mal Jakobus fünf aufschlagen, und das brauchen wir für die Bibelarbeit, Jakobus fünf Vers 16: betet übereinander, damit ihr hopos jatäte. Und vorher das Gebet des Glaubens Vers 15, euchete pisteos sosei kai egerai, sosei, egeirein, jatesestai, sind doch Begriffe, die über das Körperliche heilwerden weit hinausgehen. Wenn wir einst in Krankheits-Monaten klar wurde, ist, dass: wie sind wir verkrallt in dies bisschen Leben von unserer Geburt bis zum Abscheiden. Elementar existenziell verkrallt, hinein gekrampft in diese Erde, wir wollen sie nicht loslassen. Und dabei lehrt uns doch Gottes Wort eine viel weitere Sicht des Lebens, deine Augen sahen mich, ehe ich in meiner Mutterleibe geschaffen wurde. Als noch keiner meiner Tage da war, da hat Gott mich schon gesehen. Und er möchte mich bis in die Ewigkeit der Ewigkeiten festhalten, und wichtig ist nur, wenn dieser Augenblick kommt, dass es für uns dem Sterben zu geht, und er wird für uns todsicher, wie wir so makaber sagen, bei uns allen kommt, dass wir nicht aus diesem Plan Gottes herausfallen, sondern drin bleiben. Alle Begleitung von Kranken und sterbenden hat diesen einen Sinn: ich möchte dazu mithelfen, dass auch in dieser großen Erschütterung fest bleibt, lass mich dein sein und bleiben, du treuer Gott und Herr. Das soll wie eine große Glocke schwingen. Und dazu sollen wir Kranke begleiten, Menschen, die zum Sterben gerufen sind, damit sie die Ewigkeit gewinnen. Du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott. In deine Hände befehle ich meinen Geist. So hat es unser Herr Jesus noch am Kreuz im Sterben gebetet du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott. In Deine Hände befehle ich meinen Geist.

 

Aber jetzt lasst uns noch einmal genau nach sehen, was steht denn eigentlich in Jakobus fünf? Ich denke, es sei ein gewisser Kommentar zu dem, was in Jesus Sirach steht, in den wenigsten Bibeln sind die Apokryphen enthalten, das ist bedauerlich, weil die Apokryphen ja zurzeit unseres Herrn Jesus Christus und der Apostel die Heilige Schrift mit waren, die gelesen wurden. Und ich darf ihnen einfach einen Abschnitt lesen, nicht den ganzen, sondern bei Sirach 38 kommt das große Lob des Arztes, und der Arznei, die Gott auch gegeben hat, und dann heißt es ab Vers neun: mein Kind, wenn du krank bist, so missachte nicht den Arzt, und die Arznei. Sondern, jetzt erwarten wir, schlucke sie, nicht die Arznei, sondern bitte den Herrn, dann wird er dich gesund machen. Lass ab von der Sünde, und handele rechtschaffen, und reinige dein Herz von aller Missetat hat, danach lass den Arzt zu dir, denn der Herr hat ihn geschaffen, und weise ihn nicht von dir, denn du brauchst auch ihn, es kann die Stunde kommen, in der den Kranken allein durch die Hand der Ärzte geholfen werden kann, auch sie werden den Herren bitten, dass er es ihnen gelingen lässt, damit es mit dem Kranken besser wird, und er gesund wird, und er wieder für sich sorgen kann, wer jedoch seinem Schöpfer sündigt, der wird dem Arzt in die Hände fallen. Also, nach diesem großen Lob des Arztes und der Arznei, wer Gott nicht fürchtet, nicht ehrt, der fällt in die Hände des Arztes. Können Sie da sich einen Vers darauf machen, ist da eine Logik drin? Natürlich. Ich möchte auch, wenn Gott den Arzt und die Medizin als Hilfen für mich bereit hat, in die Hände Gottes fallen. Ich möchte nicht Vertrauen auf die Ärzte setzen, Medizin, sondern sie annehmen, als Hilfen, die Gott in seiner Gnade auch gegeben hat. Der schwäbische Liederdichter Philipp Friedrich Hiller, der schon so lange in seiner Stimme gelähmt war, nur noch wenig reden konnte, hatte einen kleinen Haus-Kreis 20 Jahre, hat gesagt, das Schlimmste sei für ihn gewesen, die Schlimmste Anfechtung, dass er einen Vikar anstellen musste, sein Gehalt, das war nicht das Schlimmste, sondern dass er jeden Sonntag eine Predigt von einen Vikar anhören musste. Also, ihn selber hat es gedrungen zusprechen, und er konnte nur durch die Liedstrophen, die er uns geschenkt hat, Jesus Christus herrscht als König, das bekannteste, konnte er sprechen, in einer seiner Strophen, da heißt es, dennoch weichet dein Erbarmen auch noch dann nicht von uns armen, da du Arzt und Mittel gibst, weil du uns in Jesus liebst. Haben Sie kein schlechtes Gewissen, wenn sie Medikamente nehmen, bedürfen, sondern danken Gott auch über den Medikamenten. Und beten darum, Herr, ich möchte alle eine in deiner Hand sein, und danke dir, wenn deine gute Hand mir auch ein hilfreiches Medikament gibt.

 

Aber jetzt sind wir schon bei Jakobus fünf, oder endlich. Jakobus fünf: leidet jemand unter euch, unter euch, also, es geht die Gemeinde Jesu an, nicht allgemeine Weisung, wie man sich verhalten soll, so wenn es bei euch so ist, dass jemand in kakopathein drin ist. Schon das Verb macht deutlich, es geht nicht um die Trübsal, die Christen in der Anfechtung sonst zu erleiden haben, in der Verfolgung, in der Missachtung, im Ausgeschlossensein, alle, die Gott selig leben wollen, müssten Verfolgung leiden, zweiten Timotheus drei. Paulus und Silas machen immer, Paulus und Barnabas machen den Gemeinden klar, in Kleinasien, dass wir durch viel Trübsal in das Reich Gottes kommen müssten, ja, aber kakopathein ist nun ganz besonders, da geht es einem schlecht, dem schmeckt es nicht mehr. Der fühlt sich einfach nicht gut. Mit dem ist schwäbisch gesagt nicht mehr viel los. Kakopathein. Der soll beten. Es geht nicht um Fürbitte, sondern, und das allerschwierigste, dass, wenn der Schmerz unseren Kopf und unseren Körper zermartert, wir unsere Gedanken nochmal fassen sollen zu einem Gebets-Seufzer. Es gibt kaum etwas schwierigeres, als im leiden, im körperlichen Leiden die Sinne zusammen zu sammeln zu einem Gebetssatz. Und wohl denen, die einen Vorrat haben an Liedstrophen, die sie nachbeten können, einem Bibelwort, wie sie nachbeten können, die sie nicht zuerst formulieren müssen. Aber hier ist das Thema formuliert, und es geht nicht nur um das Salbung in den erster Linie, sondern um das Gebet. Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen. Nun nicht, dass wir den falschen Akzent setzen. Öl kommt nachher auch noch vor, die Ältesten sollen im Namen des Herrn kommen und den Kranken mit Öl salben, das Öl kommt ja an ein paar wenigen Stellen vor, Jesaja eins, die Wunden sind nicht geheftet, und mit Öl versorgt, Jesaja eins Vers 10, barmherziger Samariter, er goss Öl und Wein in die Wunden. Also quer durch das Altertum, das Öl als Heilmittel. Aber hier ist offenbar mehr gemeint, wenn es nachher heißt, von der Salbung, mit Öl im Namen des Herrn, neben der Medizin, die wichtig ist, soll dann die Salbung deutlich machen, dieser Mensch gehört dem guten Hirten. Von dem es in Psalm 23 heißt, er salbet mein Haupt mit Öl. Da ist nicht bloß ein armer Leidender, ein Hinscheidender, nicht nur einer, bei dem wir aus dem Krankenzimmer gehen und denken, der macht es nicht mehr lange, Ach, es ist schade, man kennt ihn kaum mehr. Nein, auserwähltes Priestertum, königliches Geschlecht, so wie die Könige und Priester gesalbt wurden, soll die Salbung mit Öl deutlich machen, Auserwählter des Herrn. Als berufen zu den Stufen vor des Lammes Thron. Und, Liebe Schwestern und Brüder, wir sollten alle Zurückhaltung, die wir haben gegenüber der Kranken-Salbung, ruhig auch einmal oft überdenken, ob es denn recht ist, ob wir es nicht auch in unseren Gemeinden auslegen sollen, damit Menschen ein Verlangen haben, wir sollen ja nie die Salbung auf drängen, sondern der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, da sie mit ihm beten, dass sie einander die Sünden bekennen, und ihnen sagen. Im Namen des Herrn. Aber jetzt sind wir schon weit vorausgeeilt, es geht um das Gebet, wer krank ist, kakopathein, der bete. Ist jemand guten Muts, euthymein, der singe Psalmen. Das gibt es also auch noch. Dass man in der Gemeinde nicht bloß sagt, Ach, mir geht es schlecht. Das überlassen wir den Fernsehproduktionen, modernen Romanen, die quer durch sagen, wie schlecht die Welt ist. Wie furchtbar schwierig selbst die herrlichste Liebesgeschichte ist, dann kommt der Absturz, freuet euch der schönen Erde, dazu sind wir auch in Langeoog. Wir stimmen nicht ein Klagelied um das andere an. Und wenn jemand guten Mutes ist, der singe Psalmen, ich bin meiner Mutter dankbar, dass sie uns eine Fülle von geistlichen Liedern auswendig lernen ließ, nach dem Krieg war es einfach, man bekam einen kleinen Schokoladenriegel für 12 Strophen von Paul Gerhard, wenn ich schon meinen Enkeln 20 € aussetzte für ein dreistufiges Lied, dann ist es uninteressant. Was sind 20 €, also, ganz schwierig wie man heute junge Menschen animieren kann, dass sie einen Schatz anlegen für schwere und für schöne Tage. Dass sie Loblieder singen können, Psallete. Singt Psalmen und geistliche Lieder, wir leben heute in einer Zeit, der schrecklichen religiösen Magersucht. Biblischer Magersucht. Und sagen zu schnell ach, das ist ein alter Choral, und der wird auch noch mit der Orgel begleitet, merken gar nicht, das ist komprimiertes Bibelwissen, wie es heute höchstens noch in den Liedern von Peter Strauch vorkommt. Den lieblichsten Psalm, wie die Sonne aufgegangen macht, testen sie mal moderne Lieder, nicht meine Emotionen, was ich gerade für Stimmungen habe dem Herren gegenüber habe, ich bin immer da, ich will dir ewig folgen, ich bin im schönen Haus der der Insel, nicht, also, da werden kühle Formulierungen gesagt, testen sie mal, ob gesungene Bibel da ist, Psallete. Ich stehe immer in Gefahr, das Kleinod zu verlieren, der Feind versucht mich immer dar und will mich dir entführen, Herr Jesus, nimm dich meiner an, erhalte mich auf der Lebensbahn, das ist biblische Kost. Mit unserer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren. Selbst wenn wir jubilierend sagen, ich stehe vor dem Thron deiner Herrlichkeit, das hätte Luther als Mönch auch sagen können. Aber dann hat er erkannt, es ist nichts, mit unserer Macht getan, wir sind gar bald verloren. Und hat, ob bei uns ist der Sünden viel Psalm 130 bei Gott ist viel mehr Gnade, sein Hand zu helfen hat kein Ziel, wie groß auch sei der Schaden, ich ermutige sie, das ernst zunehmen, Psallete, übernehmen und geistliche Lieder, taucht wieder ein in den Reichtum, in die Ökumene der Christenheit, quer durch die Jahrhunderte, die sie uns geschenkt hat, was sie aus der Bibel herausgehört hat, aber weiter.

 

Nur klar, es geht nicht nur um Salbung, in Jakobus fünf, sondern um so ein reiches Thema, angeschlagen, aber es gibt das auch, dass Menschen astenes sind, wenn jemand unter euch asthenes ist, wenn er nicht mehr kann. Darf das sein? Der Apostel Paulus sagt doch mal, wenn ihr euch selbst mehr richten würde, gäbe es nicht so viel Kranke und schwache bei euch. Ein Satz, über den man nachdenken sollte, dass Gott uns auch durch Krankheit mahnt, und wenn wir uns selbst richten würden, gäbe es gar nicht so viel Krankheit, aber dass es Krankheit gibt, das gehört zu unserem Leben, das wir in dieser Welt haben, dass der Körper schwach wird. Dass wir in unserer Erinnerung Ausfälle haben, dass uns, wenn wir drei Predigtgottesdienste am Vormittag haben, beim dritten Gottesdienst schon die Kraft fehlt, was früher gar kein Problem war. Astheneia. Samuel Keller hat immer die Evangelikale Christenheit, die sich damals noch nicht so genannt hat, gewarnt, dass sie nicht bloß davon redet, wie uns der Herr gesund macht, Paulus, der viele Krankenheilungen erlebt habe, hat schließlich Trophimus krank in Milet zurückgelassen, und habe dem Timotheus geraten, wegen seines Kranken Magens ein bisschen Wein zu trinken, nicht bloß Wasser, er habe immerhin den Lukas bewusst als Arzt bei sich gehabt, wir sollten nicht so vorschnell und so unnüchtern vom Gesundwerden reden, wenn wir über einem Kranken beten. In zurückliegenden Krankheits-Monaten war ich unaussprechlich dankbar für viele Fürbitten, die getan wurde auch für mich, und für Christoph Morgner und viele Liebe Brüder und Schwestern. Und Fürbitte trägt. Aber erschrocken war ich, dass so viele derer, die mich versichert haben, ich bete für dich und Gott kann doch ein Wunder tun, und wir rechnen damit, dass Gott ein Wunder tut, als dann der schlechte Befund der Pathologie da war, sofort umschalten konnten und sagen, ich habe gehört, es gibt Schlangengiftkur und es gibt Petersilienkur und wir wissen da einen Heilpraktiker und es gibt da einen ganz besonderen Arzt, und es gibt einen Doktor Radtke, der hat Naturheilmittel, der war sogar früher mal im CVJM, sie ahnen nicht, was unter unserer Evangelikalen Oberfläche alles schlummert an Second-Hand-Hilfen. Falls der Herr Jesus doch nicht will, dann haben wir ja immer noch da einiges. Da hieß es nicht mehr, ich stehe in meines Herrn Hand, also was soll der tun, wenn einer asthenai ist, schwach ist, der rufe zu sich die ältesten der Gemeinde, dass sie beten mit ihm. Nein, über ihm. Beten. Vielleicht ist der Kranke so schwach, dass er selber kein Gebet mehr formulieren kann, vielleicht ist er auch bewegt, dass er gar nicht mehr mit der Stimme mit kommt, sie beten über ihm, auf Einladung, auf dringenden Wunsch. Die Presbyter. Das Gebet ist wichtig, man kann beten, um einen Aufschub, man kann beten, dass Gott den Ärzten Weisheit gibt, dass er den vielen völlig überforderten Pflegenden beisteht und ihnen Kraft gibt, man kann beten, dass Gott mir ein Trostwort zuteilt, dass es einen Aufschub vielleicht doch für mich gibt, das darf man alles sagen, bittet, so wird euch gegeben. Schwierig ist es, zu bitten um eine Deutung, warum, warum ist mir das jetzt widerfahren, warum ist die Krankheit in mein Leben gelegt, diese Frage wird nicht beantwortet, und ist auch so ein, in der Gemengelage, dass der Satan um mich ringt, und Jesus um mich ringt, ist ganz schwer auszumachen, ob ich jetzt vom Teufel versucht werde, das hat der Feind getan, oder ob Jesus mich demütigt, ob Jesus mich erfahren lassen will, wie viel er kann, aber ich darf auch um Deutung bitten, vielleicht bekomme ich ein Wort zugeteilt, dass mir Klarheit gibt, warum ich jetzt in dieser Lage bin. Aber das Wichtigste wird immer noch sein, dass ich die Gewissheit bekomme, Heidelberger Katechismus, Frage eins, was ist dein einiger Trost im Leben und im Sterben? Dass ich beides mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mein, sondern meines treuen Heilandes Jesus Christus eigen bin. Der mich mit seinem heiligen Blut so vollkömmlich erkauft hat, dass ohne seinen Willen auch nicht ein Haar von meinem Haupt fallen kann. Wenn ihnen dann plötzlich in der Chemotherapie jedes Haar ausfällt, auch von den Augenbrauen, und sie keine Haare mehr auf dem Handrücken haben, und sich morgens nicht mehr rasieren müssen nicht, dann sind sie plötzlich gar nicht mehr glücklich, Gell, ohne den willen meines Vaters fällt nicht ein Haar von meinem Haupt, nicht eins. Weil ich ihm gehöre. Darum dürfen Sie bitten, dass sie diese Gewissheit gekommen. Im Leben und im Sterben. Mit Leib und Seele. Als einmal eine fast exaltierte Dame nach Bad Boll zu Pfarrer Blumhardt kam, Johann Christoph Blumhardt, dem Seelsorger von Möttlingen und Bad Boll, und sie gesehen hat, wie Blumhardt im Fenster lag, und den schönen Tag bestaunt hat, ist sie ans Fenster gestürzt, und sagte, Herr Pfarrer Blumhardt, beten sie mit mir, und da hat Blumhardt gesagt, Kindlein, du darfst Doch selbst beten. Dass wir Menschen auch Mut machen, selbst zu beten, nicht nur Fürbitte zu tun, Krankheit kann auch eine Schule des Betens sein, für mich wieder ganz neu, dass ich seitdem meine Gebete nieder schreibe, als einen Brief an meinen lieben Herrn, den Erbarmer Jesus Christus. Dass meine Gedanken nicht so abschweifen. Ich war dankbar für viele Menschen, die Jesus in mein Leben geschickt hat von früher Jugend an, aber in der Krankheitszeit habe ich darüber geschrieben Herr Jesus, vielen Dank für:

und jetzt bin ich bei Seite sechs, auf meinem Notebook, eng gedruckt mit kleinsten Typen, die vielen Menschen, dass man es auch mal vor Jesus aus spricht, nicht bloß allgemein, ich danke dir, Gott, wer dazugehört, oder habe ich angefangen in der Krankheitszeit zusammen die Würde-Titel unseres Gottes, der Herr Zebaoth, der Schrecken Israels, Zuversicht und Burg, und dann bei Jesus, der Erbarmer, der Nazarener, der Maschiach, der treuer Zeuge, ich bin bei Seite drei und vier eng geschrieben, die Hoheits-Titel unseres Herrn, mit denen ich jetzt oft mein eigenes Beten beginne, warum sagen wir eigentlich immer Herr, Herr, Herr, nennen wir doch die herrlichen Hoheitstitel, die in der Schrift, die uns doch so wichtig sein sollten, uns aufgeschrieben sind, aber das entscheidende ist, zu bitten, Herr, lass mich dein sein und bleiben, und all das, dass die ältesten kommen, dass wir einander die Sünde bekennen, dass sie salben sollten, nur in diese eine Kerbe Schläge versetzen, dass ich mit Leib und Seele in Leben und Sterben nicht mein, sondern meines treuen Herrn Jesus Eigen bin. Sie sollen ihn salben im Namen des Herrn, ist ja noch nicht mal grammatikalisch richtig ausgemacht, die sollen beten über ihm, und ob die jetzt eine Inversion kommt und Salben in dem Öl, im Namen des Herrn, ob nichts übergreifendes ist, Herr, der gehört nicht den Ärzten, der gehört nicht seinen Angehörigen, der gehört nicht den Arzneien, der gehört nicht zum Krankenhaus, der gehört nicht seiner Lebenssehnsucht, sondern der gehört dir. Salben im Namen des Herrn. Du hast ihn erkauft, Herr Jesus, was Du für ihn getan hast, Herr, lass ihn nicht los, du bist für ihn da.

 

Und das ist wie ein Nachtrag dann, dass der Jakobus klarmacht, und wenn er Sünden getan hat, Vers 15, wird ihm vergeben werden, bekennen also eure Sünden und betet für einander, dass ihr gesund werdet. Ich habe ein Wort ausgelassen, bekennt einander eure Sünden. Der Kranke, der mit seiner Krankheit ohnehin belastet ist, soll jetzt nicht auch noch vor Zeugen die dunklen Stellen seines Lebens ausbreiten, und den Eindruck haben, die sitzen dabei und sagen, Ach, ach ha, der Herr Jesus hat also mit dir so eine Rechnung zu begleichen gehabt, aha, aber trotzdem, wir gewähren dir im Auftrag Jesu die eine Vergebung, bekennt einander. Das müsste doch die größte Hemmungen für uns älteste sein. Und Ältestinnen für die die feministisch denken. Also, müsste größte Hemmung sein, dass wir selber anfangen müssten zu sagen Herr, was habe ich in der Gemeinde alles verbrochen, wie habe ich über unseren Vorsteher gescholten, wie habe ich neulich die modernen Lieder verdammt, wie habe ich ein kritisches Gesicht gemacht, und zehn andere mitälteste haben sich daran erbaut, wie der Scheffbuch kritisch geschaut hat, und sind heimgegangenen und haben gesagt, der war auch nicht ganz mit einverstanden. Alle Sünden, die wir gemacht haben, den Geist der Gemeinde mit vergiftet haben, es soll ein Gemeindegebet sein, es geht jetzt nicht bloß um Krankheit, sondern um den Horizont der Gemeinde aufgerissen werden, bekennt einander die Sünden und nicht der Kranke ist allein der arme Sünder, sondern wir sind alle da als arme Sünder.

 

Für einen, der mit Jesus leben will, ist in der Krankheits-Not, und wenn man plötzlich von einem Augenblick zum anderen auf die andere Seite gestellt wird, denen gegenüber, die so sicher leben, wenn der Arzt einmal sagt, o da ist etwas, was mir nicht gefällt, fühlen sie sich mit einem Schlag versetzt auf die Seite derer, die jetzt ganz sicher auf den Tod zu gehen. Und da ist nicht bloß die Lebensgier da, sondern auch das Gewissen ist geweckt, mein Herr kann mit vollem Recht auf mich verzichten, es ist eigentlich eine Gnade, dass ich so alt werden durfte. Und es ist nur berechtigt, dass er mich auf die Seite stellt. Er sollte keinen Augenblick meinen, er könnte mich gebrauchen. Wenn mich die Sünden der Jugend verklagen, die mein Gewissen mir täglich hält für, das kommt in der Krankheit. Dass ihnen alles bewusst wird, da muss gar nicht, wie es so heißt im letzten Augenblick der Film des Lebens abrollt, wird manches klar, manches erschrecken, und die größte Wohltat, dass der Herr mit seinem Sterben auch sagt, dafür bin ich gestorben, ich trage dich. Mit deiner Schuld, mit deiner Sünde, du bist mir willkommen. Es war so schön bei einer Pro-Christ Versammlung, wie die fränkische Gräfin sagt, Heiliger Geist, du bist willkommen. Aber mir ist deutlich geworden, dass der Jesus über Sündern sagt, denen Seite ihres Lebens aufgeblättert wird, mit Schuld, mit Versäumnissen, du bist mir willkommen. Der Sinn der Sündenvergebung ist, dass Jesus sagt, genau das, auf das bin ich doch zugegangen. Auf Sünder. Dich will ich haben. Dass ich im Leben und im sterben beides mit Leib und Seele nicht mein, sondern meines treuen Heiland Jesus Christus Eigen bin, das ist merkwürdig, dass im neuen Testament dort, wo die Vokabel vom Gehören steht, eigentlich diese Vokabel gar nicht vorkommt. Galater drei, letzter Vers, die dem Herrn angehören, Galater 5, 24, die dem Herrn angehören. Wenn sie im griechischen nachsehen, steht da plötzlich ein Genitiv, die des Christus sind. Otto Schmidt, der große Professor der bekennenden Kirche, und dann Leiter des Johanneums in Wuppertal, hat einst seine Doktorarbeit geschrieben zum Thema: das Christusverhältnis des Paulus im Licht seines Genitiv-Gebrauchs. Ja, die des Christus sind. Jetzt kommt der drei, alles ist euer, ihr aber seid Christi, wir sollten das nicht mehr so sagen, der Name uns erlöst ist so schön, dass wir nicht von Christi Christo Christum sprechen, das konnte Johann Sebastian Bach noch machen, wir leben 2003, nicht, alles ist euer, ihr gehört Christus, und Christus gehört Gott, so wie Christus unauflöslich in jedem Augenblick seinem Vater im Himmel gehörte, und in Ewigkeit gehören wird vor dem Vater, genauso, es verschlägt einem fast den Atem, genauso, sollen Leute, die sich auf Jesus berufen, die seinen Namen bekennen, ihm gehören, dem Herrn Jesus Christus. Alles ist euer, ihr gehört Christus, so wie Christus Gott gehört. So, genauso. Dabei soll es bleiben. Bis mein Herze bricht. Und dazu soll Gebet, Sündenvergebung, Fürbitte, und auch Kranken-Salbung, die Handauflegung, sollen helfen, einem Menschen zu bezeugen, du gehörst ihm. Und dass dann die große Ruhe über einen Kranken kommt, ewig, ewig bin ich sein, ewig ihm, meinem Gott, erkaufet. Herr, lass uns dazu helfen können, und lass uns selbst in dieser Gewissheit Leben. Amen.