Theo Lehmann – Jugendgottesdienst Nr. 74
Abschrift der Predigt vom 13. Juni 1982 über Lukas 16, 1-31 (die Geschichte vom reichen Prasser und dem armen Lazarus).
Liebe Freunde,
Es gibt viele Witze über Himmel und Hölle, aber die Witze vergehen einem in dem Augenblick, wenn es um die Frage geht: wo komme ich denn eigentlich hin, komme ich in den Himmel oder in die Hölle?
Mit dem Tod ist nicht alles aus, aber alles zu spät.
Um diese Frage geht es spätestens an dem Tag, an dem du stirbst. Es ist ja mit dem Tode nicht alles aus, im Gegenteil. Damit du dann, wenn du vor den Toren der Ewigkeit stehst, nicht dastehst wie die Kuh vor dem neuen Tor, stellt dir die Bibel heute die Frage: „Wo willst du die Ewigkeit verbringen?“ Das ist das Thema des heutigen Gottesdienstes.
Jetzt liest euch der Jörg eine Geschichte aus dem Lukas Evangelium Kapitel 16 vor. Eine Geschichte, die Jesus einmal erzählt hat, Lazarus und der Reiche: Es war einmal ein reicher Mann, der immer die teuerste und beste Kleidung trug und Tag für Tag im Luxus lebte. Vor seinem Haustor lag ein armer Mann, der hieß Lazarus. Sein Körper war ganz von Geschwüren bedeckt, er wartete darauf, dass von den Mahlzeiten des Reichen ein paar kümmerliche Reste für ihn abfielen. Er konnte sich nicht einmal gegen die Hunde wehren, die seine Wunden beleckten. Der Arme starb und die Engel trugen ihn zu Abraham in den Himmel. Auch der Reiche starb und wurde begraben. Drunten im Totenreich litt er große Qualen. Als er aufblickte, sah er hoch oben Abraham und Lazarus bei ihm. Da rief er laut: „Vater Abraham, hab Mitleid mit mir, schick mir doch Lazarus, dass er komme. Er soll seine Fingerspitze ins Wasser tauchen und meine Zunge ein wenig kühlen, denn das Feuer hier brennt entsetzlich.“ Aber Abraham sagte: „Denk daran, dass es dir im Leben immer gut gegangen ist, dem Lazarus aber schlecht. Nun kann er sich hier freuen, während du Qualen leidest. Außerdem liegt zwischen uns und euch ein tiefer Graben. Selbst wenn jemand wollte, könnte er nicht zu euch kommen, genauso wie keiner von dort zu uns gelangen kann.“ Da sagte der reiche Mann: „Vater Abraham, dann schick doch Lazarus wenigstens in mein Elternhaus. Ich habe noch fünf Brüder, er soll sie warnen, damit sie nicht auch an diesen schrecklichen Ort kommen.“ Doch Abraham sagte: „Deine Brüder haben die Worte des Mose und der Propheten. Sie brauchen nur darauf zu hören.“ Der Reiche erwiderte: „Vater Abraham, das genügt nicht. Aber wenn einer von den Toten zu ihm käme, dann würden sie sich ändern.“ Aber Abraham sagte: „Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, dann lassen Sie sich auch nicht überzeugen, wenn jemand vom Tode aufersteht.“
Im Tod sind eben nicht alle gleich.
In der Fantasie mancher Leute spielt diese Geschichte die Rolle eines Schlüsselloches, durch das man einen Blick in das sogenannte Jenseits werfen kann. Aber wenn wir hier etwas erfahren über Qualen im Feuer, dann sind solche Einzelheiten vollkommen unwichtig, weil sie weiter nichts sind als Bilder, als Vergleiche, die man nicht wörtlich nehmen muss. Denn von allem, was jenseits der Todesgrenze liegt, kann Jesus ja nur in Bildern und in Vergleichen reden. Wichtig ist bloß, dass wir verstehen, was mit diesen Bildern und Vergleichen gemeint ist.
Und gemeint ist zweierlei: Erstens, nach dem Tode kommt die große Scheidung der Menschen in zwei Gruppen. Das Sprichwort sagt zwar: „Ob Arm oder Reich, im Tode gleich“, aber die Bibel sagt das nicht. In der Ewigkeit sind die Menschen keineswegs gleich, im Gegenteil, sie sind dort ungleicher denn je. Sie sind in einer Weise getrennt, wie das radikaler überhaupt nicht denkbar ist. Nämlich in die, die bei Gott sind und in die, die nicht bei Gott sind, so wie wir das eben gesungen haben: „Finsternis bleibt für die einen zuletzt, die anderen dürfen ins Licht“. Die einen dürfen in die Nähe Gottes, das bedeutet das Bild vom Schoss Abrahams, und die anderen müssen Ihm fern sein, das bedeutet das Bild vom Feuer.
Der Ort, wo alles zu spät ist.
Die Hölle besteht also nicht darin, dass irgendjemand auf dem Grill geröstet wird, sondern dass jemand fern sein muss von Gott und diese Ferne bewusst erlebt.
So wie einer, der Durst hat, eine Quelle sieht, aber nicht hin kann. An einer anderen Stelle in der Bibel, im Thessalonicherbrief, da wird die Hölle einmal folgendermaßen beschrieben: Jesus wird kommen, Vergeltung zu üben an denen, die Gott nicht kennen wollen und an denen, die nicht gehorsam sind dem Evangelium unseres Herrn Jesus. Diese werden Strafe leiden, das ewige Verderben, fern von dem Angesicht des Herrn und von seiner herrlichen Macht.[1]
Dostojewski, der größte russische Dichter, hat einmal gesagt: „Die Hölle ist der Ort, wo Gott nicht mehr hinsieht.“ In der Hölle bist du Gott endgültig los. Das ist der Ort der Verlorenen. Und nun gibt es, und das ist das Zweite, es gibt keine Möglichkeit von der einen zur anderen überzuwechseln. Es gibt keine Möglichkeit, nach dem Tode in das Lager der Frommen zu wechseln. Es ist ein Trugschluss, zu glauben, dass Gott am Schluss schon so lieb sein wird, dass er keinen wegschickt. Dann täuschst du dich genauso wie die römischen Katholiken, die mit einem Fegefeuer rechnen, in dem sie auf Kosten anderer noch ein paar Strafen abstottern und schrittweise in die Nähe Gottes vorrücken können. Davon sagt die Bibel nichts. Und gerade hier in dieser Geschichte wird uns ganz klar und deutlich mitgeteilt: der Tod nagelt uns unwiderruflich auf das Ergebnis unseres Lebens fest.
Es gibt nach dem Tod keine Möglichkeit der Entscheidung, keine Möglichkeit der Korrektur, es gibt keine Zwischenlösung, es gibt nur alles oder nichts. Was bis zum Tode nicht erledigt ist, das wird nie mehr erledigt. Dann sind alle Chancen vorbei, wenn deine Zeit hier abgelaufen ist, dann läuft überhaupt nichts mehr. Das bleibt es unbarmherzig bei dem „Zu spät“.
Was ist denn mit der Liebe Gottes?
Ja, wo bleibt denn da, wird mancher fragen, die Liebe Gottes? Gottes Liebe besteht darin, dass er seinen Sohn hat am Kreuz sterben lassen. Für dich, an deiner Stelle, damit du trotz deiner Sünden in den Himmel kommen kannst. Gottes Liebe besteht darin, dass er dich jetzt, durch mich, durch meine Stimme einladen lässt in sein Reich. Ein Leben lang zeigt Gott dir seine Liebe am Kreuz, aber du willst seine Liebe nicht, und dann hast du kein Recht, dich zu beschweren, wenn du in die Hölle kommst. Wenn du dein Leben ohne Gott leben willst, dann musst du auch die Ewigkeit ohne Gott leben.
Du kriegst genau das, was du gewollt hast. Was der Mensch sät, das wird er ernten[2], sagt die Bibel. Wir kommen eben nicht alle, alle in den Himmel, sondern es gibt auch welche, die kommen in die Hölle. Nun gibt es Menschen, die sagen: „Ach die Hölle, das ist doch eine leere Drohung, das ist Eiapopeia vom Himmel, das ist Pfaffengeschwätz, deswegen ist meine Devise: Leben und leben lassen, wenn wir tot sind, dann ist Sense.“ Freilich, es gibt Leute, die so argumentieren. Solche Leute gibt es in Massen. Zum Beispiel heute Abend in dieser Kirche werden viele sein, die genauso denken und auch in unserer Geschichte treten sie bezeichnenderweise ja in Massen auf, nämlich der reiche Mann und seine fünf Brüder.
Nur die Bibel berichtet zuverlässig vom Jenseits.
Das sind die, die sagen: „Tja, wenn mal einer von den Toten zurückkäme, wenn mal ein Augenzeuge käme und uns berichten würde, dann würden wir glauben.“ Wie ihr aus unserer Geschichte bereits wisst, da warten diese Leute vergeblich auf einen himmlischen Berichterstatter und auf einen Reporter aus der Hölle.
Es gibt allerdings welche, das sind die Spiritisten, die versuchen mit Geistern Verstorbener in Kontakt zu kommen und ein bisschen mehr über das Leben nach dem Tod zu erfahren. Das geht zwar, aber das geht auf alle Fälle schief. Und wenn du das machst, dann landest du unter allen Umständen in der Hölle. Es gibt keine Möglichkeit für uns Menschen, mehr über das Leben nach dem Tod zu erfahren. Wir haben weiter nichts als Mose und die Propheten, das heißt, wir haben weiter nichts als die Bibel, das ist unsere einzige Informationsquelle, aber auch unsere beste. Die Bibel sagt über das, was nach dem Tod kommt, sehr wenig. Aber was sie sagt, ist klar genug. Und sie sagt eindeutig, dass wir nach dem Tod für unser Leben die Quittung bekommen.
Was der Mensch sät, das wird er ernten.
Und deswegen kommt ja alles darauf an, dass wir unser Leben jetzt richtig gestalten. Das ist ja der Grund, warum Jesus die Geschichte überhaupt erst erzählt, um unsere Aufmerksamkeit auf die Gegenwart lenken. Denn was Gott mit uns nach unserem Tode macht, das hängt davon ab, was ich vor meinem Tode mit meinem Leben mache. Genauer gesagt, was wir als die Reichen mit dem armen Lazarus machen, mit dem wir zusammen leben.
Unsere Geschichte ist nämlich nicht an die Leute adressiert, die sich mit dem armen Lazarus vergleichen können, sondern an die, die mit dem reichen Mann vergleichbar sind. Ihr werdet sagen: „Ja, dann ist ja gut, dann geht uns ja die ganze Geschichte nichts an, denn wir sind keine reichen Leute!“ Also, im Vergleich zu Mehrheit der Weltbevölkerung sind wir reich. Die Hälfte der Mensch-heit lebt nicht in festen Steinhäusern, sondern in Hütten. Millionen haben keine Heimat, kein Essen, keine Arbeit, seine soziale Sicherheit, keine Chance. Den Ärmsten und euch geht es immer noch besser als Millionen anderen Menschen.
Millionen Jugendliche auf dieser Erde möchten wenigstens einen einzigen Tag einmal so leben und so essen und sich so kleiden können wie du heute. Du bist der reiche Mann. Und ich bin fest davon überzeugt, dass du Mitleid hast mit denen, denen es schlechter geht. Gewiss hast du Mitleid, wenn du hörst, dass jeden Tag zehntausend Menschen verhungern. Unser Problem ist bloß, dass unser Mitleid immer nur vorübergehend ist. Wir haben Mitleid mit leidenden Menschen, solange wir von Ihnen hören. Dann gehen wir weiter mit der Tagesordnung. Wir machen weiter im alten Stil und es ändert sich nichts.
Jeder von uns ist der reiche Mann!
Vielleicht merkt ihr jetzt, dass die Geschichte gar keine alte Geschichte ist, sondern eine brennend aktuelle Geschichte, die uns allmählich unangenehm wird. Ist euch eigentlich vorhin, als der Jörg die Geschichte vorgelesen hat, aufgefallen, dass der reiche Mann gar keinen Namen hat. Der Arme hatte einen Namen, der heißt Lazarus. Das heißt „Gott ist die Hilfe“ also auf Deutsch: Gotthilf. Aber der reiche Mann wird einfach bezeichnet als „Der reiche Mann“. Jesus gibt ihm keinen Namen, damit jeder, der die Geschichte hört, in die Lücke seinen eigenen Namen einsetzen kann. Und erst dann, wenn wir unseren eigenen Namen dort einsetzen, wo reicher Mann steht, erst dann ist die Geschichte vollständig. Erst dann verstehen wir sie richtig. Also: der reiche Mann Theo, die reiche Frau Christine, der reiche Mann Jörg und so weiter und dann ist das, wenn du die Geschichte vorliest und deinen Namen einsetzt, plötzlich kein harmloses altes Märchen mehr, sondern ein unerhörter Angriff auf unseren Lebensstil. Ein Angriff, mit dem Jesus erreichen will, dass wir unser Leben ändern.
Es gibt Leute, die behaupten, Himmel und Hölle, das wäre bloß eine Erfindung der Reichen, um die Masse der Armen leichter ausbeuten und regieren zu können. Also, wenn das wahr wäre, dann frage ich mich, warum Jesus hier Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um sich für den armen Lazarus einzusetzen. Die Bibel kritisiert immer wieder scharf die Reichen, die Bonzen, die sich auf Kosten der Prolis einen fetten machen. Die Bibel nimmt eindeutig und einseitig Partei für die Armen. Und das bedeutet im Falle unserer Geschichte, dass wir die Kritisierten sind.
Lazarus ist der Vertreter der Millionen der Dritten Welt, die hungernd vor der Türe unserer Zivilisation liegen. Lazarus zwingt uns zur Entscheidung. Denn ob die Reichen den Armen helfen, das ist nicht nur entscheidend für das Schicksal unserer Welt, sondern das ist auch entscheidend für unser ewiges eigenes Schicksal. Lazarus vor meiner Tür bestimmt mein ewiges Schicksal. Ob Gott mich einmal in seiner Nähe duldet, das hängt davon ab ob ich den Lazarus in meiner Nähe dulde. Und wenn ich den Lazarus vor meiner Tür seinem Leiden und seiner Qual überlasse, dann wird Gott mich vor seiner Tür meiner Qual der Gottesferne überlassen.
Das ist natürlich äußerst unangenehm, dass Gott ausgerechnet den armen Lazarus, also meinen leidenden Mitmenschen, zum Prüfstein meines Glaubens macht. Die Sache stünde für mich günstiger, wenn Gott sich meine Predigten anhören und sich nach ihnen richten würde. Die Sache stünde für dich günstiger, wenn Gott sich nach deinem Bekenntnis richten würde.
Aber das Bekenntnis, dass du Gott liebst, das könnte eine Lüge sein. Eine raffinierte Lüge oder eine unbewusste Lüge. Ob unsere Liebe zu Gott echt ist, das entscheidet sich daran, ob wir unseren Nächsten lieben – den Lazarus vor unserer Tür. Es hat keinen Zweck, jetzt zu argumentieren: „In der DDR gibt es so viele reiche Männer, die sich bloß für Interhotels und Intershops interessieren, aber es gibt keine armen Bettler bei uns, außerdem zahlen wir alle unsere Solispende, also wo ist vor unserer Tür ein armer Lazarus!“ Freunde, es geht doch hier gar nicht bloß um das Verhältnis von Arm und Reich.
Nicht weil er reich war, kommt der Reiche in die Hölle.
Der Arme kommt nicht in den Himmel, weil er arm war, und der Reiche kommt nicht in die Hölle, weil er reich war, und er kommt auch nicht in die Hölle, weil er ein schlechter Mensch war. Er war kein schlechter Mensch, er war ein anständiger Mensch. Er hat sich zum Beispiel beim Essen nach jeder Mahlzeit, wie es sich für jeden anständigen Menschen gehört, die Hände abgetrocknet. Zu seinen Zeiten, da gab es noch keine Papierservietten, dann machte man das mit Brot. Da wischte man sich die fettigen Pfoten mit Brot ab und das Brot ließ man unter den Tisch fallen. Dieses Brot war das, wovon Lazarus sich ernährte. Das war für den reichen Mann also kein Opfer, das war Abfall. Aber immerhin fiel für den reichen Mann damit ab, dass er in den Ruf geriet, ein sozial denkender Mensch zu sein. Er ernährte einen Bettler. Er hätte ja auch diesen Bettler rausschmeißen können. Aber nein, der reiche Mann ist doch kein Unmensch, man weiß doch was sich gehört, man ist ein Humanist, man kennt seinen Goethe: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“.
Der reiche Mann ist ein guter Mann. Aber das hat der Theologe Bengel schon damals erkannt, er ist ein praktischer Atheist. Er ist lieblos. Er liebt weder Gott noch die Menschen. Das ist seine Schuld. Und deshalb kommt er in die Hölle. Nicht weil er reich ist an Geld, sondern weil er arm ist an Liebe. Er liebt die Menschheit so im Allgemeinen, und sich selber im Besonderen. Aber den konkreten Menschen vor seiner Tür, um den kümmert er sich nicht. Den liebt er nicht. Den speist er mit Abfall ab. Das ist die Schuld des reichen Mannes. Das ist unsere Schuld.
Jeder hat seinen eigenen Lazarus vor der Tür.
Im Allgemeinen sind wir alle für die Nächstenliebe. Es klappt bloß nicht im ganz konkreten Fall. Bei dem Lazarus, bei dem Nächsten vor unserer Tür.
Der arme Lazarus, das kann der Kollege sein, den sie im Betrieb isolieren, weil er schon vor der Zeitungsschau eine eigene Meinung hat. Vor deiner Tür, das kann das Mädchen sein aus deiner Klasse, dass Pickel hat und kein richtiges Elternhaus und um das ihr alle deswegen einen Bogen macht, das sich nach nichts weiter sehnt als nach ein bisschen Freundschaft und Anerkennung. Das kann die alte Frau aus deinem Hause sein, die genügend Geld hat und die sich trotzdem freut, wenn du ihr ein Stück Kuchen bringst. Sie braucht zum Leben deine Almosen nicht, aber einmal ein Zeichen von dir, dass du in ihr nicht nur einen toten Gegenstand aus dem Treppenhaus vor deiner Tür siehst. Das können deine Kinder sein, die sich von dir einmal ein bisschen Zeit und Zuwendung wünschen. Das kann deine eigene Frau sein, deren Probleme du übersiehst, und die du mit einem täglichen frostigen Kuss abspeist. Es hat jeder von uns einen Lazarus vor seiner Tür und es wird jeder von seinem Gott danach gerichtet und beurteilt, wie er mit seinem Lazarus, seinem leidenden Mitmen-schen verfährt.
Und nun frage ich dich: was willst du nach diesem Gottesdienst ab heute Abend in deinem Leben konkret anders machen? Die Bibel sagt dir klar, was du zu tun hast und mit was für Konsequenzen du zu rechnen hast. Du hast gehört, dass es einen Himmel und eine Hölle gibt. Du bist informiert, dass es von dir allein abhängt, wo du hin kommst. Du bist eingeladen, als ein Kind Gottes zu leben. Und du bist gewarnt, dass es ein „Zu spät!“ gibt.
Heute ist es allerdings noch nicht zu spät.
Heute kannst du dich noch entscheiden, heute kannst du dich noch bekehren, heute ist der Tag des Heils. Komm heute zu Jesus und gib ihm die Schuld und die Sünden deines Lebens. Bitte ihn um Verzeihung. Lass dir von ihm Kraft geben, erbitte diese Kraft für dein zukünftiges Leben. Gib Jesus dein Leben, bevor es zu spät ist.
„Zu spät!“ – das ist das schrecklichste Wort, das es gibt. Und ich wünsche dir nicht, dass dieses Wort das letzte ist, was über deinem Leben einmal steht. Ein Leben lang hat der reiche Mann auf alle anderen von oben herunter gesehen. Als er tot ist, da sieht er zum ersten Mal nach oben. Als er nun bei den Toten war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne. Aber da ist es zu spät. Ein Leben lang hat der reiche Mann nicht gebetet. Als er tot ist, betet er: „Vater Abraham!“ – aber da ist es zu spät. Ein Leben lang hat der reiche Mann kein Erbarmen gekannt. Als er tot ist, da verlangt er Erbarmen für sich selber. Vater Abraham, erbarme dich über mich!
Er schreit dieses Kyrieeleison (Herr erbarme dich), das so viele am Sonntag im Gottesdienst halb schlafend murmeln. Er schreit intensiv, aber es kommt ein Moment, wo es zu spät ist, zu Gott zu rufen. Ein Leben lang hat der reiche Mann für den armen Lazarus keinen Finger krumm gemacht. Als er tot ist, da verlangt er: Schick den Lazarus in mein Haus, denn ich habe noch fünf Brüder. Und Lazarus soll erst einmal zu mir kommen, er soll seine Fingerspitze ins Wasser tauchen und meine Zunge berühren, denn ich leide Qual an diesem Ort. Aber da ist es zu spät. Ein Leben lang hat der reiche Mann nur an sich selber gedacht. Jetzt als er tot ist, da fallen ihm seine fünf Brüder ein. Ich habe noch fünf Brüder. Sende Lazarus dort hin, dass er sie warnt. Aber da ist es zu spät. Er hätte es wissen können, denn er hatte ja die Bibel.
Die Bibel warnt uns klar und eindeutig.
Es steht in der Bibel. Die Hauptsumme der Lehre ist: „Fürchte Gott und halte seine Gebote!“ denn das gilt für alle Menschen. Denn Gott wird alle Werke vor Gericht bringen, was verborgen ist, es sei gut oder böse[3]. Oder, beim Propheten Hesekiel: Meinst du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht Gott und nicht vielmehr daran, dass er sich bekehre von seinen Wegen und am Leben bleibe? Deshalb bekehrt euch, so werdet ihr leben. [4] Oder beim Propheten Daniel: Die unter der Erde schlafend liegen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zur ewiger Schmach und Schande.[5] Oder das Wort, was vorhin Jörg gesungen hat: „Du sollst lieben Gott von ganzem Herzen und deinen Nächsten“.
Das stand doch in der Bibel drin, das wusste er doch, das hat er doch tausend Mal gehört im Leben! Aber die Bibel hat er nicht gelesen und er hat ihr nicht geglaubt. Ihm waren die Trinksprüche wichtiger als die Bibelsprüche. Und als Gott ihn darauf anspricht und sagt: „Du hast doch meine Bibel gehabt, du hast doch mein Wort gehabt, ich hab dir doch alles vorher gesagt, was nötig ist zu deiner Bekehrung und zu deiner Rettung.“ Da hat der reiche Mann die Frechheit zu sagen: „Nein, das hat nicht genügt, die Bibel langt nicht! Wenn man der Bibel glauben wollte, dann müsste erst noch einer zusätzlich von den Toten als Beweis auferstehen.“
Dieser Mann bleibt bis zum letzten Moment und bis zum letzten Argument, was er ein Leben lang gewesen ist: ein Ungläubiger, ein Gottloser, der noch von der Hölle aus Gott widerspricht.
Die Gottlosen, so sagt die Bibel, haben keinen Frieden. Lazarus starb in Frieden und ruht in Frieden. Als sie ihn in seinem billigen Sarg sang und klanglos einen Hund verscharrt haben, da ist auf dem Friedhof außer dem Totengräber in kein Mensch gewesen. Aber die Engel, Gottes Engel waren da. Und sie trugen ihn in die Herrlichkeit und dann heißt es von ihm: nun wird er hier getröstet. So möchte ich einmal sterben. Ob ich in meinem Bett liege oder ob sie mich eines Tages an die Wand stellen und abknallen, ich möchte sterben wie Lazarus und weil mein Leben Jesus gehört, werde ich sterben wie Lazarus. In Frieden, geborgen, getröstet, getragen von seinen guten Mächten. Und wie wird dein Sterben einmal sein?
Auch der reiche Mann ist gestorben, auch er wurde begraben. Große Sache auf dem Friedhof, der ganze Friedhof schwarz von Menschen, das war das letzte was er sich leisten konnte, von seinem vielen Geld, eine teure Beerdigung. Die Kränze teuer, die Grabreden beteuernd, mit vielen trostlosen Worten: „Wir haben einen guten Menschen verloren!“
Das ist das Urteil der Leute. Das Urteil Gottes heißt: „Auf ewig verloren!“ Und die Grabrede, die Jesus ihm hält, die ist ganz kurz, die besteht nur aus zwei Worten: „Zu spät!“ –
Was würde Jesus als letztes Wort über dein Leben sagen? Amen.
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