Theo Lehmann – Jugendgottesdienst Nr. 182 – Komm!
Abschrift der Predigt vom 10. Mai 1998 über Lukas 9, 57-62
Liebe Freunde, Jesus braucht keine Fans, sondern Nachfolger. Und ein Nachfolger von Jesus braucht folgende drei Eigenschaften: erstens Illusionslosigkeit, zweitens Pietätlosigkeit, drittens Rücksichtslosigkeit.
1. Illusionslosigkeit
Es geht los mit Eigenschaft Nr. 1, Illusionslosigkeit. Lukasevangelium, Kapitel 9 – da kommt ein Mann zu Jesus und sagt: „Ich will dir folgen, wo du hingehst.“ Das ist ein herrlicher Satz. Das ist ein Traumsatz. Das ist der Satz von dem Jesus träumt, nachdem Jesus lechzt, nachdem Er sich sehnt. Ein Mensch meldet sich freiwillig als Nachfolger. Das ist kein junger Spund, der sich jeden Tag für ein anderes Idol begeistert. Das ist keine alte Frau, die religiös überdreht ist und jeden Tag zu einem anderen Pfarrer rennt. Nein, es ist ein Mann, einer in den besten Jahren, gut abgehangen, ist voll ausgereift, ein Schriftgelehrter, kein Dummerchen also, und der kommt zu Jesus, nicht aus Langeweile, oder aus Zwang oder so, sondern aus Begeisterung, aus Verehrung. Mit den besten Absichten, er kommt freiwillig – ich will dir folgen, wo du hingehst! Die Bibel sagt uns nicht, wie der Mann zu dem Entschluss gekommen ist. Ich vermute, er hat Jesus schon eine ganze Weile beobachtet und hat gesehen, wie Jesus Kranke heilt, wie Er Wunder getan hat und was Er gepredigt hat.
Jesus hatte gesagt, alle, die das Leben fertig gemacht hat, die können zu mir kommen. Ich mache euch wieder in Ordnung. Alle, die unter ihrer Schuld leiden, die können zu mir kommen. Ich mache euch frei. Alle, die lebenshungrig sind, die können zu mir kommen. Ich mache euch satt. Und alle, die ihr altes Leben satt haben, die können zu mir kommen, die kriegen bei mir ein neues. Und die alten Regeln, nach denen ihr bisher gelebt hat, also: Auge um Auge, Zahn um Zahn, haust du mich, hau ich dich usw., die könnt ihr vergessen. Ihnen sagt Jesus: Ich sage euch was Neues. Liebt eure Feinde. Segnet die, die euch verfluchen[1]. Macht das, was ich euch sage, und ihr erlebt, was wirklich Leben ist. Das alles hat also unser Mann gehört und ich nehme an, dass er dadurch Feuer gefangen hat. Er ist von Jesus begeistert. Und deshalb kommt er zu Ihm mit leuchtenden Augen. „Jesus, Ich will dir folgen, egal wo du hingehst.“ Gleich im nächsten Moment wird Jesus ihm an den Hals fallen und sagen: „Das ist Musik in meinen Ohren, alter Freund, Herzlich willkommen im Jesus-Fanclub. Du kriegst Parteibuch Nr. 13.“
Aber genau das sagt Jesus nicht, sondern Er knallt seinem Fan, der ihm so begeistert an die Brosche schwebt, einen ganz gewaltigen Dämpfer vor dem Bug und sagt: Die Füchse haben ihren Bau und die Vögel ihr Nest. Ich aber habe keinen Platz in der Welt, wo ich mich hinlegen und ausruhen kann[2]. Also mit anderen Worten: „Mal bisschen langsam, junger Mann. Wenn du mit mir gehst, wirst du nicht auf Rosen gebettet. Und dort wo ich hingehe, da steht keine Hollywoodschaukel, sondern da steht das Kreuz! Bevor du mir folgst, bedenke die Folgen.“
Also, dass das mal klar ist – Jesus hat nichts gegen Begeisterung. Ganz im Gegenteil, ohne Begeisterung läuft bei Jesus überhaupt nichts. Und die lahmen Schlaffis und die lauwarmen Traditionschristen, auf die kann Er sowieso verzichten. Aber nur Begeisterung ohne die Bereitschaft zu haben, den nüchternen Tatsachen ins Auge zu sehen, das geht auch nach hinten los. Und Tatsache ist, Jesus ist ein armer Hund, Er war ärmer als der Herr Fuchs und die Frau Elster in der Kinder-Sendung vom DDR-Fernsehen. Die hatten wenigstens ihren Bau, die hatten wenigstens ihr Nest, die hatten wenigstens eine Show. Jesus hat keine Show gehabt und Er hat auch keine Show gemacht. Sondern bei Ihm, da stimmte das was Er sagte und das was Er lebte überein. Er hat nicht zu denen gehört, nach außen Wasser predigen und selber Wein saufen. Oder die öffentlich so die soziale Gleichheit predigen und selber in Palästen leben. Jesus ist nicht so einer gewesen wie der Guru, der Bhagwan, der seinen Sektenmitgliedern das ganze Geld abzockt und sich eine Reihe von Rolls-Royce und Mercedes und so was anschafft. Und Jesus ist auch nicht so einer gewesen wie der Erfinder des Islam, dieser atheistischen und gottlosen Religion, die sich gegen das Christentum richtet, der ja seinen Anhängern erlaubt hat, jedenfalls den Männern, die konnten mehrere Frauen haben, aber er selber konnte noch mehr Frauen haben als die anderen. Und da hat sich der Mohammed darauf berufen, er sagte, er hätte von Gott eine Spezialgenehmigung dafür gekriegt. Jesus, der Sohn Gottes, hat sich nie auf irgendwelche Spezialgenehmigungen berufen. Und er hat nicht irgendwelche Sonderprivilegien in Anspruch genommen. Jesus hatte keine eigene Yacht, Er hatte keine eigene Jagd, Er hatte kein eigenes Haus. Er hatte nicht einmal ein eigenes Bett. Er wurde geboren in einer geborgten Futterkrippe. Er hat gepredigt in einem geborgten Boot. Er zog in Jerusalem ein auf einem geborgten Esel. Er hielt sein letztes Abendmahl in einem geborgten Saal. Und Er wurde begraben in einem geborgten Grab. Er war arm und Er war einfach und Er war ehrlich, und Er hat niemandem irgendwelche Illusionen gemacht.
Kein Mensch kann behaupten, Jesus hätte den Menschen irgendwelche Dinge vom Himmel herunter versprochen und sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in die Nachfolge gerufen, sondern Jesus hat gesagt: Sie haben mich gehasst. Sie werden euch hassen. Sie haben mich verfolgt und Sie werden auch euch verfolgen[3]. Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach. Denn wer sein Leben behalten will, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es erhalten[4].
Es gibt so Prediger, die erwecken den Eindruck, wenn du zu Jesus kommst, sind alle deine Probleme gelöst wie so ein fertiges Kreuzworträtsel. Jesus hat diesen Eindruck Jesus nie erweckt. Er hat eher die Menschen abgeschreckt: „Die Füchse haben ihren Bau und die Vögel haben ihr Nest - Ich habe keinen Platz in der Welt, wo ich mein Haupt hinlegen kann, wo ich mich verstecken und ausruhen kann.“ Das heißt, Jesus hat den Mut, auch unbequeme und hohe Forderungen zu stellen, wie hier in dem Satz, den ich vorgelesen habe: „Wer mir nachfolgen will, der muss sich selber verleugnen.“
Das ist ja das letzte, was man heute einem Menschen irgend zumuten kann. Das Stichwort unserer Zeit ist ja „Selbst“. Selbstverwirklichung. Selbstbestätigung. Selbstfindung. Und es gibt ja Leute, zumal Frauen, die, um selbst sich zu bestätigen, dann lieber das Kind im Leibe abtöten, weil das in der Karriere stört und sie da bei ihrer Selbstfindung gestört werden.
Also: Selbstverleugnung ist einer der schwierigsten Begriffe unserer Zeit und kaum ein Mensch hat Lust, sich genau damit abzugeben. Und genau das ist es, was Jesus von seinen Nachfolgern verlangt, auch wenn das absolut unpopulär ist. Jesus ist doch nicht ein Wahlredner, der den Leuten vor der Wahl irgendetwas Schönes erzählt und das dann nicht einhält. Und der den Leuten irgendetwas beibringt und sagt: „Wenn ihr in meine Partei eintretet, dann wird das alles wunderbar glatt laufen.“
Sondern Jesus hat den Menschen von Anfang an gesagt: „Wer bei mir mitmachen will, der muss sich selber verleugnen.“ Das ist eine hohe Forderung. Und zweitens hat Jesus die Ehrlichkeit gehabt, den Menschen von vorne herein klaren Wein einzuschenken. Er hat klipp und klar gesagt: „Wenn du zu Mir kommst - Ich hab dir keine materiellen Vorteile zu bieten. Ich habe keine bürgerlichen Sicherheiten zu bieten, sondern Nachfolge bringt Nachteile. Und das Wohlfühlchristentum, das heute überall angeboten wird, dass Jesus dich reich und gesund und glücklich macht und du nur zu machen brauchst, was dir im Leben Spaß macht, das hat mit Jesus überhaupt nichts zu tun. Jesus ist kein Kuscheltier. Und Er nimmt hier dem Mann von vorne herein die Illusion, als ob der Weg mit Ihm leicht wäre. Und niemals wirst du hier in dieser Woche von uns hier vorne zu hören kriegen, dass das Leben Jesus leicht wäre.
Nein, der Weg mit Jesus ist nicht leicht, der ist schwer. Ich lade dich aber trotzdem dazu ein, zu diesem Weg, weil er nämlich schön ist. Und er ist deswegen schön, weil er richtig ist. Das entscheidende an einem Weg ist doch nicht, wie viel Primeln am Wegrande wachsen, sondern ob er mich zum dem Ziel führt, wo ich hin will. Und wenn du zu Gott willst, und wenn du Frieden mit Gott haben willst, wenn du das Reich Gottes haben willst, wenn du das Leben packen willst, dann bist du bei Jesus auf der richtigen Fährte. Dann ist sein Weg für dich der beste. Aber leicht ist dieser Weg ganz bestimmt nicht. Es ist zum Beispiel schwer, die Wahrheit zu sagen, aber es ist schön, ein gutes Gewissen zu haben. Es ist schwer zu vergeben, aber es ist gut, Frieden mit Gott zu haben. Es ist schwer, Jesus zu verstehen. Manchmal kann man Jesus überhaupt nicht verstehen. Aber wo steht denn in der Bibel, dass uns verheißen ist, dass wir in jedem Fall Jesus verstehen müssten? Ich versteh doch manchmal meine eigene Frau nicht, wie komme ich denn dazu, dass ich Jesus immer verstehen soll? Wir können Jesus nicht immer verstehen, aber in der Bibel steht, wir können Ihm in jeder Situation unseres Lebens vertrauen. Manchmal können wir das, was Gott mit unserem Leben anstellt, überhaupt nicht verstehen, das ist wahr. Aber es ist wunderschön zu wissen, Gott führt mich richtig und bei Ihm bin ich in der richtigen Hand. Und Er macht keine Fehler und seine Regie klappt einwandfrei. Er führt mich durch alle Tiefen dieses Lebens, sogar noch durch die Finsternis des Todes bis in Gottes Reich. Und das ist ja überhaupt die Hauptsache. Wenn du Jesus nachfolgst, kommst du in den Himmel, und um dahin zu kommen, lohnt es sich schon, einige Nachteile dieser Welt in Kauf zu nehmen.
Wenn du jetzt sagst: „Ach du meine Güte, der Himmel ist weit weg. Vor mir liegt erst einmal das Leben! Ich muss morgen wieder mal eine Bewerbung abgeben und den Lebenslauf, wenn ich da reinschreibe, dass ich Christ bin, krieg ich dann vielleicht meine Lehrstelle?“ Nun, ob du deine Lehrstelle kriegst, das weiß ich nicht. Ich kann dir nur sagen, wenn du dein Leben Jesus auslieferst, wirst du in diesem Leben genau an die Stelle kommen, die Er sich für dich ausgedacht hat. Und wenn die anderen alle Kopf stehen!
Ich, zum Beispiel, ich hab mich im elften Schuljahr entschieden, ich wollte Theologie studieren, musste das damals ja an der Schule bekannt geben, und das Ergebnis war: da waren drei Jungs, die wollten Theologie studieren, also Pfarrer werden wollten, und von den dreien flogen zwei durchs Abitur.
Und einer von denen war natürlich ich. Einer war gewitzt genug, der hat es gepackt, wir anderen flogen raus, ich hatte falsche Aussagen gemacht über die Oder-Neiße-Grenze oder irgend sowas, war der Traum meines Lebens geplatzt, dass ich Prediger werde. So, nach ein paar Jahren wurde ich rehabilitiert, Abi nachgemacht, bin ich zum Studieren gegangen, am Ende des Studiums flog ich wieder aus der Universität raus, weil ich politisch nicht tragbar war. Es stand in einer Akte, ich wäre politisch unzuverlässig.
So, da war zum zweiten Mal mit meiner erträumten Berufskarriere eben Sense. Aber wenn auch ich von manchen Leuten als politisch unzuverlässig eingeschätzt wurde – der, in dessen Händen mein Leben lag, Er war absolut zuverlässig. Und wo bin ich am Schluss gelandet, obwohl alles Mögliche unternommen worden ist, damit nicht ich da lande: genau dort, wo ich hin wollte, wo Gott mich hinbringen wollte. Ich bin Prediger geworden.
Du kannst, wenn du Gott dein Leben auslieferst, bedenkenlos damit rechnen, dass Jesus dich richtig führen kann. Aber du musst illusionslos damit rechnen, dass dein Bekenntnis zu Jesus dich deinen Platz in der Gesellschaft oder vielleicht deinen Studienplatz, vielleicht sogar noch mehr kosten kann. Jetzt im Moment in unserem Land, da wird keiner bestraft oder getötet, wenn er Christ wird. Das ist in anderen Ländern etwas anderes, vor allem in muslimisch beherrschten Ländern. Der Hussein hat 20.000 Menschen umbringen lassen, bloß weil sie Christen waren. Im Sudan sind in den letzten Jahren zwei Millionen Menschen umgebracht worden, weil sie Christen sind. Einen solchen Preis musst du hier diesem Land natürlich nicht zahlen. Aber ich sage dir: einen Preis zahlt jeder, der Jesus nachfolgt. Und es kann dich eine ganze Menge kosten, wenn du in dieser Gesellschaft, die sich hier so bürgerlich und christlich gibt, konsequent nach den Geboten von Jesus lebst. Ich sage: es kann dich allerhand kosten. Es muss ja nicht so sein. Erstens gibt es eine Menge Christen, denen es materiell gut geht, und zweitens Mal gibt uns Jesus das, worauf wir um seinetwillen verzichten, am Ende x-fach zurück. Er beraubt uns doch nicht, sondern Er beschenkt uns. Jesus verlangt ja gar nicht von dir, dass du alle deine bürgerlichen Klamotten und Sicherheiten und Gewohnheiten aufgibst, morgen alles was du hast, im Second-Hand-Laden verhökerst und am Ende nackig in deiner leeren Bude sitzt. Aber Er verlangt, wenn du dich schon für Ihn entscheidest, dass du dann die Illusion eines leichten Lebens aufgibst. Jedenfalls kannst du den Weg mit Jesus nicht anfangen und gleichzeitig am Ideal eines gesicherten bürgerlichen Lebens festhalten.
2. Pietätlosigkeit
So, das war das erste Merkmal der Nachfolge, Illusionslosigkeit. Jetzt kommt das zweite Merkmal, Pietätlosigkeit.
Im nächsten Vers geht es um den nächsten Mann, den fordert Jesus auf und sagt zu ihm: „Folge mir nach“. Auch von dem sagt uns die Bibel nicht, woher er Jesus kennt oder woher Jesus den kennt. Jedenfalls kennt Jesus ihn so genau, dass Er weiß, der ist jetzt soweit, dass er eine Entscheidung treffen kann, dass er sich bekehren kann und deshalb sagt Jesus zu ihm: „Folge mir nach“. Der Mann will zwar, aber er will vorher schnell noch etwas anderes erledigen. Er sagt nämlich: „Ok, aber erlaube mir, dass ich vorher noch meinen Vater begrabe.“ Ja, nichts ist unaufschiebbarer als das. Und nichts ist wahrscheinlicher, als das Jesus für so eine Situation auch Verständnis hat. Und außerdem ist das mit der Bekehrung ja auch nicht so eilig. Ich mein, ich bekehre mich heute grundsätzlich, und praktisch anfangen tu ich übermorgen. Die zwei, drei Tage wird Jesus schon noch warten können.
Nein, kann Er nicht! Für Leute, die ihre Bekehrung aufschieben, hat Jesus nichts übrig. Er lässt den Mann eiskalt abfahren und sagt zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben. Du aber gehe hin und verkündige das Reich Gottes[5]. Das ist natürlich Shocking, wenn man einem Mann, der um seinen Vater trauert und der die heilige Sohnespflicht erfüllen will, wenn man den derartig abfertigt, das ist eine Pietätlosigkeit ersten Grades. Aber wenn Jesus diese rüde Tonart hier anschlägt, dann ist das ja ein Alarmzeichen. Er will nämlich sagen, hier besteht Gefahr, Lebensgefahr. Entweder du folgst Jesus nach, und du hast das ewige Leben, oder du folgst ihm nicht nach, und du bist tot. Jesus erklärt jeden, der ihm nicht voll nachfolgt, für tot. Der ist für ihn gestorben. Er kann mit ihm nichts anfangen.
Wenn es um die wichtigste Frage des Lebens geht, nämlich um die Frage, willst du Jesus nachfolgen, dann gibt es nur ein JA oder ein NEIN, aber nicht irgendetwas dazwischen. Da gibt es nur ein ganz oder gar nicht. In diesem Punkt ist Jesus radikal und lässt mit sich überhaupt nicht verhandeln. Da duldet er kein wenn und kein aber. Und wenn du den Eindruck hast, dass das alles hier zu einseitig dargestellt wird, dann rate ich dir, überprüfe mal das Jesusbild, das du bisher gehabt hast oder was dir vermittelt worden ist, und prüfe das, was ich hier sage, an der Bibel. Und nenne mir eine einzige Stelle in der Bibel im Alten oder Neuen Testament, wo die Weichherzigkeit und das Hin- und Her schwanken irgendwie positiv beurteilt würde. Ganz im Gegenteil: ich kann dir eine Menge Bibelstellen nennen, wo genau das das Thema ist, was von Gott radikal abgelehnt wird. Jesus hat sich nie so scharf geäußert wie ausgerechnet an diesem Punkt.
Jesus hat einmal gesagt: Ich kenne euer Herz. Ich weiß, dass du weder kalt noch warm bist. Wenn du wenigstens eins von beiden wärst, aber da du weder kalt noch warm bist, sondern lauwarm, werde ich dich aus meinem Munde ausspucken.[6] Das heißt auf Deutsch: „Das kotzt mich an.“ Niemals hat Jesus schärfere Worte gebraucht als wenn es um dieses Hin-und Herschwanken ging.
Viele Menschen, die antworten auf die Frage: „Willst du Jesus nachfolgen, folgst du Jesus nach?“ eben genau so schwankend. So wie der Sender Eriwan: „Im Prinzip ja, aber…“. Ihr kennt ja die Geschichten. Also zum Beispiel: „Anfrage an Radio Eriwan: Ist das wahr, dass das berühmte Duo Simon und Garfunkel im Lotto einen Ferrari gewonnen hat?“ Antwort von Sender Eriwan: „Im Prinzip ja, aber es handelt sich erstens nicht um das weltberühmte Duo Simon und Garfunkel, sondern um Wolfgang Tost und Michael Gundlach. Zweitens handelt es nicht um einen Ferrari, sondern um ein Fahrrad, und drittens haben sie das nicht im Lotto gewonnen, sondern es ist ihnen vor der Kaufhalle gemaust worden.“ Also da kommt dann am Schluss der Rede genau das Gegenteil von dem raus, was am Anfang gewesen ist.
Und so machen das viele, wenn sie die Frage gestellt kriegen „Willst du Jesus nachfolgen“ – „Ja, im Prinzip ja – aber: ich muss erst mein Abi machen, ich muss erst mein Studium hinter mich bringen, ich muss erst mein Hausbau hinter mich bringen, dann müssen die Kinder aus dem Gröbsten raus sein und dann die Enkel, und wenn das alles gelaufen ist, wenn ich dann in Rente bin und viel Zeit habe, dann kann ich bei Jesus voll einsteigen. Leute, das ist vollkommener Blödsinn! Da spielt sich bei Jesus überhaupt nichts ab. Entweder du fährst voll auf Jesus ab, oder du steigst aus. Du kannst doch nicht mit einem Fuß auf dem Trittbrett mitfahren und den anderen Fuß noch auf dem Fußweg haben. Da fliegst du doch voll auf die Schnauze! Und genau vor diesem Reinfall, da will Jesus diesen Mann und auch dich bewahren. Und deswegen lässt sich Jesus in dieser Frage auf kein „wenn“ und kein „aber“ ein. Entweder du steigst ganz ein, oder du lässt es ganz sein.
Wenn Jesus dich auffordert, Ihm nachzufolgen, und du schiebst die Entscheidung zu deiner Bekehrung auf, dann gibt es keinen Grund in der ganzen Welt, den Jesus anerkennen würde. Wenn Jesus heute zu dir sagt: „Folge mir nach“, dann meint Er nicht morgen oder übermorgen oder irgendwann, sondern jetzt, heute, sofort. Jesus ist ein guter Menschenkenner. Er weiß, der Mensch hat oft eine gute Erkenntnis, aber wenn er sie nicht sofort in die Tat umsetzt, dann wird es meistens nichts mehr. Du hast vielleicht gestern daran gedacht, dass du irgendeinen Kollegen aus der jungen Gemeinde oder aus deiner Klasse irgendwo sitzen hast, zum Beispiel im Krankenhaus oder beim Bund, und dem möchtest du längst schon eine Karte schreiben. Na und, hast du die Karte gestern Abend geschrieben?
Es ist immer dasselbe. Wenn man sich nicht abends um halb elf hinsetzt und es erledigt, da wird es nie. Ich habe euch gestern von so einer neunzigjährigen Frau erzählt, die ich immer besucht habe. Nun hat man ja als Jugendprediger nicht immer Zeit, sich in Altersheimen rumzutreiben. Also ich wusste schon, ich muss die alte Frau einmal wieder besuchen, aber da kam wieder eine Jugendwoche und wieder etwas anderes. Ich habe es immer weiter verschoben, bis ich mich eines Tages ins Auto setze und fahre raus ins Altersheim an den Stadtrand und will die Frau besuchen, und da sagen mir die Pflegeschwestern: die Frau Swoboda, die ist gestorben.
Da kam ich zu spät. Ich konnte nicht mehr mit ihr beten, ich konnte sie nicht mehr segnen, sie ist alleine gestorben. Es war zu spät! Ich hatte den entscheidenden Moment verpasst. Es gibt auch in der Geschichte zwischen Gott und Mensch Momente, die sind entscheidend, die darf man nicht verpassen. Die kehren auch so nicht wieder. Du hörst vielleicht hundertmal die gleiche Botschaft. Du rennst dauernd in irgendeinen Gottesdienst, und eines Tages fällt es dir wie Schuppen von den Augen, und auf einmal siehst du dein ganzes Leben vor dir in seiner ganzen Erbärmlichkeit, und du weißt, dass du verloren bist. Und du ahnst, dass es für dich eine Chance gibt. Und du glaubst, dass Jesus dich retten kann. Und du merkst, dass Er dich lieb hat. Und du begreifst, dass du jetzt zugreifen müsstest. Und dann verschiebst du die Entscheidung, und die Gelegenheit ist vorbei. Und das ist der Grund, warum du nun schon jahrelang als ein unbekehrter Christ herumrennst. Du hast alles im Kopf drin, schon tausendmal gehört, aber es ist noch nicht bis in dein Herz hinein gekommen. Und deine Gottesbeziehung steht nur auf dem Papier, auf dem Taufschein. Aber sie ist gar keine Wirklichkeit.
Heute hast du die Gelegenheit, aus einer Theorie die Praxis zu machen. Du kannst nachher einen unserer Mitarbeiter oder uns ansprechen, wir haben Zeit genug, dir zu helfen, dass du den entscheidenden Schritt tust. Jesus lädt dich heute Abend ein und er dringt auf eine sofortige Entscheidung. Er ruft dich heute und er braucht dich heute, als Mitarbeiter in dieser Welt.
Jesus braucht keine Jesus-Schlümpfe, die sich den ganzen Tag immer nur bedienen lassen, und irgendwelches frommes Zeug vor sich hin murmeln, Er braucht keine Mitläufer, Er braucht Mitarbeiter.
„Du aber gehe hin und verkündige das Reich Gottes!“
Ohne Rücksicht auf irgendetwas anderes in der Welt, was vielleicht dagegen sprechen könnte.
3. Rücksichtslosigkeit
Das ist jetzt der Punkt Nr. 3. Das ist die dritte Eigenschaft, die Jesus verlangt. Das lernen wir von dem dritten Mann, der hier zu Jesus kommt.
Und ein anderer Mann kam zu Jesus, der sprach: „Herr, ich will dir ja folgen, aber erlaube mir vorher, dass ich mich von meiner Familie verabschiede.“ Natürlich sagen wir hier auch wieder, warum denn nicht. Das ist ja das normalste, wenn man sich auf eine längere Reise begibt, dass man zuhause bei der Familie auf Wiedersehen sagt. In einem anderen Fall hat Jesus das nicht nur erlaubt, sondern Er hat die Abschiedsfete selber mitgemacht. Hier in unserem Falle lehnt Er schroff ab und sagt zu dem Mann: „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht nach hinten, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes.“ Ich weiß nicht, ob ihr schon einmal einen Pflug in der Hand gehabt habt, ich nehme an, die wenigsten von euch. Nehmen wir ein anderes Bild. Wenn du dich auf dein Motorrad drauf setzt, dann musst du den Lenker mit beiden Händen umfassen und nach vorne sehen, sonst geht es schief. Wer die Hand an den Lenker legt und nach hinten sieht, der ist nicht zugelassen für den Straßenverkehr. Und wenn ihr mit dem Gesicht nach hinten fahrt, dann fahrt ihr gegen einen Baum, und deswegen ist es verboten, mit dem Gesicht nach hinten zu fahren, eben wegen der Bäume.
Man muss ja manchmal nach rückwärts sehen, dafür gibt es ja Rückspiegel. Aber wenn einer nur in den Rückspiegel sieht, kommt er ja auch nicht vorwärts. Da wirft man nur höchstens einen Blick rein, um besser vorwärts zu kommen.
Jesus möchte, dass du im Leben vorwärts kommst. Er will, dass du an einem Ziel ankommst. Er hat ja einmal gesagt. Ich bin gekommen, um euch ein Leben zu bringen, das euch rundum genügt.[7] Wenn du dieses Leben haben willst, dann rate ich dir, schließ dich Jesus an, mach das, was Er sagt. Halte dich doch an seine Vorschriften, an seine Gebote ohne Rücksicht auf das, was irgendjemand anders, zum Beispiel deine Familie oder deine Kumpels oder deine Clique dazu sagen.
Jesus wusste ganz genau, wenn Ich den jetzt noch einmal zurück in seine Familie lasse, zum Abschiedsbesuch, da sehe Ich den nie wieder. Denn was dort losgeht, das kann man sich ja vorstellen – dass die Familie anfängt zu diskutieren und sagt: „Was, bist du jetzt fromm geworden? Willst du vielleicht deine kostbare Zeit in irgendwelchen frommen Clubs verbringen? Das kannst du doch nicht antun und so.“ Wir kennen ja die Sprüche von manchen Eltern. Wie manche Eltern zum Beispiel zu denen gesagt haben, die hier gestern vorne gestanden haben.
Ich kenne viele junge Menschen, die Jesus gerne nachfolgen möchten, und ihre Eltern das Leben zur Hölle machen. Ich habe welche erlebt, denen sie die Bibel weggenommen haben und verfeuert. Manchen haben sie verboten, zur jungen Gemeinde zu gehen, wenn wir zum Jugendtag in die Stadt kamen, da wurden die Kinder eingeschlossen. Manche haben das heldenhaft ertragen, manche haben gewartet, bis sie 18 Jahre waren und sich taufen lassen konnten. Aber ich kenne auch andere, die aus Rücksicht oder aus Angst vor ihren Eltern es nicht getan haben, obwohl sie Jesus gerne nachfolgen wollten. Ich denke zum Beispiel an ein junges Mädchen, die hat mit mir nach so einem Abend geredet. Die wollte gerne Christ werden. Sie sagte aber: „Ich habe aber ein Problem!“ Sie war befreundet mit einem jungen Mann, und dieser war kein Christ.
Da sagte sie: „Wenn ich jetzt Christ werde, und Jesus lebe, dann muss ich mich von dem Jungen trennen.“ Das war ihr Problem, wie sie es formuliert hat. Nun musste sie eine Wahl treffen. Und sie hat sich für den Jungen entschieden. Und als sie aus der Kirche rausging, da habe ich so im Mittelgang hinter ihr her geguckt, da habe ich ihr von hinten angesehen, wie unglücklich sie war über ihre Entscheidung. Aber ich konnte ihr nicht helfen. Ich konnte ihr ihre Entscheidung auch nicht erleichtern.
Es kommt oft vor, dass wir auch unseren nächsten Angehörigen gegenüber in diesem Punkt ganz hart sein müssen, ich weiß auch nicht, warum Jesus von uns manchmal solche harten Entscheidungen verlangt. Ich finde das auch hart und schwer, dass Jesus uns manchmal von unseren liebsten Mitmenschen trennt. Ja, Jesus ist zu uns manchmal sehr hart. Aber Er war auch hart zu sich selber. Und Er verlangt von dir und von uns nichts, was Er nicht selber auch gemacht hat. Um den Weg zu gehen, den Gott ihm vorgeschrieben hat, hat Er seine Familie verlassen. Er hat das ausgehalten, dass seine eigene Familie ihn für verrückt erklärt hat. Er hat es ausgehalten, dass sie Ihn zum Staatsfeind erklärt haben. Er hat es ausgehalten, dass sie Ihn ans Kreuz genagelt haben, lebendigen Leibes. Das alles ist hart gewesen, und das Kreuz war das allerhärteste. Aber das war die einzige Möglichkeit, um die Menschheit und dich zu erlösen, um dir deine Schuld zu vergeben. Denn einer muss ja für deine Schuld einmal bezahlen! Entweder bezahlst du in der Hölle, oder Jesus am Kreuz. Und Er hat es am Kreuz für dich gemacht, und die Frage ist, ob du das für dich in Anspruch nehmen willst.
Und wenn Er dich heute auffordert, dass du Ihm nachfolgen sollst, dann macht er das aus einem einzigen Grunde, nämlich weil Er dich lieb hat und weil Er möchte, dass dein junges Leben gelingt. Er möchte dich nämlich bewahren vor der Verdammnis, in die du rein rennst, wenn du Gottes Gebote nicht hältst. Er möchte dich retten vor der Hölle, in die du kommst, wenn du ohne Gott lebst. Er möchte dich heraus retten aus einer untergehenden Welt, damit du das ewige Leben hast.
Am Anfang der Bibel im Alten Testament steht die Geschichte von der Frau, den Namen von ihr wissen wir nicht, wir wissen nur, mit wem sie verheiratet war: mit einem gewissen Lot. Die lebten in Sodom. In dieser Stadt spielte sich so viel sündiges Zeug ab, dass Gott beschlossen hat, diese Stadt zu bestrafen und zu vernichten. Aber die beiden wollte Gott retten. Und da hat Er zu ihnen seine Boten geschickt und hat Lot und seiner Frau gesagt: „Es kommt ein Strafgericht, haut ab! Rennt um euer Leben! Aber seht euch nicht um.“ Die Frau von Lot sah sich um und sie starb auf der Stelle[8]. „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht nach hinten, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes.“
Ich hab das mal im Urlaub erlebt, da ist ein junger Mann auf einem Moped gefahren, der wollte wahrscheinlich zum Angeln. Der hatte die Angelgeräte hinten draufgemacht. An irgendeiner Straßenbiegung hat vielleicht etwas geklappert. Er hat mal eine Sekunde nach hinten geguckt und ist in ein Auto rein gerast und war tot. Falsche Rücksicht kann tödlich sein! Jesus sagt, wer seine Hand an den Pflug legt und sieht nach hinten, der ist nicht tauglich für das Reich Gottes. Ich bitte dich: mach keine halben Sachen! Jesus hat auch keine halben Sachen gemacht. Er hat nicht bloß so lässig mit einer Hand am Kreuz gehangen, sondern Er hing mit beiden Händen am Kreuz, und Er hing solange am Kreuz, bis er sagen konnte: „Es ist vollbracht!“ Die Erlösung der Menschen ist vollbracht, vollständig. Ich bitte dich, mach keine halbe Sache sondern mach heute einmal eine ganze Sache und lass dich retten.
Vor vielen Jahren, als ich einmal als junger Kerl zum ersten Mal nach Berlin hineingefahren bin mit meinem Auto. So als Provinzler aus Karl-Marx-Stadt, da hat man ja keine Ahnung, was in der Großstadt läuft. Also, ich wollte zur Friedrichstrasse und plötzlich fuhr ich auf den Alexanderplatz zu. Das wäre noch gegangen, wenn ich da hätte umlenken können. Aber ich sage dir, wenn du in Berlin einmal auf die falsche Spur kommst, da bist du so gut wie rettungslos verloren. Du darfst nicht rechts abbiegen. Du darfst nicht links abbiegen. Immer nur Zwingpfeile geradeaus. Der Verkehrsstrom spült dich aus der Stadt raus. Du fährst und fährst, im Rückspiegel wird der Fernsehturm immer kleiner. Am Ende fährst du im Vorort in eine Nebenstraße, hältst an, holst den Stadtplan heraus und guckst nach, wo du Idiot gelandet bist. Bis ich wieder im Zentrum war, hat mich das eine ganze Weile gekostet. Und alles bloß deswegen, weil ich mich nicht rechtzeitig eingeordnet hatte. Denn wenn man nach Berlin reinfährt wie in jeder vernünftigen Großstadt, da steht ja an riesengroßen Schildern mit Pfeilen die Richtung der einzelnen Stadtviertel angegeben. Aber ich habe das nicht beachtet. Ich hab mich nicht auf die richtige Spur gesetzt. Und als ich dann an die große Kreuzung kam, da war es zu spät. Da konnte ich nicht mehr in die richtige Spur überwechseln. Ich konnte nur noch in eine Richtung weiterfahren, und das war leider die falsche.
Wenn du dich nicht richtig einordnest, da hast du erst einmal keine Möglichkeit, deinen Kurs zu ändern. Es sei denn, du findest irgendwo einen Punkt, wo du umkehrst. Und heute Abend sagt Jesus: „Jetzt bist du an dem Punkt angekommen. Kehr um! Bekehre dich! Folge meiner Spur, und dann kommst du zum Leben. Dann kommst du zu einem Leben, das dir voll genügt und das noch nicht mal der Tod zerstören kann.“ Du näherst dich nämlich auch der großen Kreuzung. Wo willst du denn hin? Nach rechts oder links oder ins Abseits, in die Verdammnis oder willst du in das Zentrum des Lebens, zu Gott?
Freunde, das Einordnen muss frühzeitig erfolgen. Es gibt in der Beziehung zu Gott ein „Zu spät“. Aber es gibt kein „Zu früh“. Deswegen sagt ja auch die Bibel: Denk an deinen Schöpfer in der Jugend[9]. Deshalb finde ich das schön, dass du heute Abend hier bist. Und ich danke dir, dass du dir die Zeit genommen hast, mir zuzuhören, und ich freue mich für dich, dass du jetzt die Chance hast, umzukehren und dein Leben zu ändern.
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