Theo Lehmann – Jugendgottesdienst Nr. 113 - Jesu Auferstehung

Abschrift der Predigt vom 10. April 1988 über Matthäus 28, 1-10 (Die Auferstehung Jesu). Diese Predigt ist nicht nur wegen ihres theologischen Gehalts lesenswert. Sie gibt auch die bedrückte Stimmung der Menschen in der Endphase der DDR gut wieder – und wie Jesus diesen Menschen Hoffnung gab. – Anm. des Schreibers.

Liebe Freunde,

bei einem Beerdigungsinstitut ruft eine ältere Dame an. Sie bestellt einen Kranz mit einem schönen Spruch auf der Schleife. Sie diktiert der neu eingestellten Mitarbeitern am Telefon folgendes: Bitte nehmen Sie als Aufschrift den Wunsch „Ruhe sanft“ und zwar auf beiden Seiten, und dann kommt noch der Spruch  „auf Wiedersehen im Himmel“, das heißt, wenn noch Platz ist auf der Schleife. Als der Kranz geliefert wird, lesen die Leute bei der Beerdigung mit großem Erstaunen:  „Ruhe sanft auf beiden Seiten“ und: „Auf Wiedersehen im Himmel, wenn noch Platz ist“.

Jesus macht sich vom (heiligen) Acker.

Solche Friedhofswitze, bessere und schlechtere, die gibt es eine ganze Menge, aber den besten aller Friedhofswitze, den hat sich Jesus selber geleistet. Er ist, nachdem sie Ihn als Toten auf den Friedhof geschafft haben, einfach wieder abgehauen. Hat sich beerdigen, aber nicht unterkriegen lassen. Keine Spur von „Ruhe sanft“, sondern mit Erdbebengetöse hat Er die Friedhofsruhe gestört, raus aus der Gruft, Randale gemacht, dass die Friedhofswärter selber umgeflogen sind wie die Toten, und da lagen wie die geprellten Fische.

Geprellt hat Er sie alle, seine Feinde, seine Gegner, seine Verfolger. Hat Tod und Teufel ein Schnippchen geschlagen, hat sie an der Nase rumgeführt und seit diesem göttlichen Gewaltstreich, da geht die ein Gelächter um die Welt, ein befreites und ein respektloses Gelächter. Weil seine Majestät der Tod und der Teufel eine Schlappe erlitten haben. Und jedes Mal, wenn wir uns über dieses Bravourstückchen Gottes freuen, da ärgert sich der Teufel und kriegt kalte Füße. Auch heute herrscht in der Hölle miese Stimmung, weil bei uns als Thema angesagt ist: Er ist auferstanden!

Ich lese euch einen der Berichte der Auferstehung aus Matthäus 28: Als der Sabbat vorüber war am frühen Sonntagmorgen, gingen Maria von Magdala und die andere Maria hinaus an das Grab. Plötzlich fing die erde an zu beben und ein Engel Gottes kam vom Himmel herab, willst du den Stein, der das Grab verschloss, bei Seite, und setzte sich darauf. Er leuchtete hell wie ein Blitz und sein Gewand war weiß wie Schnee. Die Wachtposten stürzten vor Schreck zu Boden und blieben wie tot liegen. Der Engel wandte sich an die Frauen: fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den gekreuzigten sucht. Er ist nicht mehr hier, Er ist auferstanden, wie Er es vorher gesagt hat. Kommt und seht euch die Stelle an, wo ihr gelegen hat. Und dann sagt beeilt euch, geht zu seinen Jüngern und sagt ihnen, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Er wird nach Galiläa gehen, um euch dort zu treffen. Diese Botschaft soll ich euch ausrichten.

Erschrocken liefen die Frauen vom Grab weg. Gleichzeitig erfüllte sie eine große Freude. Sie wollten sofort den Jüngern alles berichten, was sie erlebt hatten. Sie waren noch nicht weit gekommen, als Jesus plötzlich vor ihnen stand. Seid gegrüßt, sagte Er. Da fielen sie vor Ihm nieder und umklammerten seine Füße. Jesus beruhigte sie: „Fürchtet euch nicht. Geht, sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa kommen, dort werden sie mich sehen.“

Die meisten Menschen lassen sich durch die Auferstehung nicht erschüttern – die Erde schon.

Als Jesus, der Sohn Gottes starb, da verlor wegen dieser Ungeheuerlichkeit die Sonne vor Scham ihren Schein. Und die Erde bebte vor Schmerz und vor Empörung. Und als Er auferstand, der bebte die Erde vor Jubel, und vor Freude, und wenn Christus wiederkommt, da wird sie vor Angst und vor Entsetzen beheben.

Jesus hat einmal gesagt: Wenn die Menschen schweigen, da werden die Steine schreien[1]. Und weil die Menschen sich in ihrer Gleichgültigkeit doch nichts erschüttern lassen, weder durch den Tod von Jesus noch durch seine Auferstehung noch durch sein wiederkommen, deshalb erbebt die Erde anstelle der Menschen. Es heißt hier: Siehe, es geschah ein großes Erdbeben[2]. Ein großes! Nicht so ein Erdbebchen, wo die Richterskala nur müde ausschlägt wie so eine alte Oma, wenn jemand ans Fenster klopft: „Ja klar, kommen Sie mal rein“. Sondern eines, wo es rumst! Das war ein richtiges Naturereignis. Die gesamte Natur nimmt teil an den großen Tag Gottes.

Die Auferstehung ist kein Gleichnis, sondern Realität.

„Sehen Sie, da haben Sie es“ - sagen die unerschütterten Bibelkritiker -  „die ganze schöne Ostergeschichte, die ist nicht buchstäblich, sondern die ist symbolisch zu nehmen. Es geht um weiter nichts als um das Erwachen der Natur.“ Nach dem Winter, so nach dem Motto: vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden und belebenden Blick. Die Hausfrau trägt auf der Wiese die Wäsche, auch die Schildkröte kehrt in den Garten zurück – aber dieser Vergleich haut nicht hin. Die Bäume, die im Frühling blühen, die waren genauso wenig tot wie deine Schildkröte, die nach dem Winterschlaf unter der Sofaecke wieder hervorgekrochen ist. Die machten alle zusammen bloß einmal Pause.

Aber Jesus machte nicht bloß einmal Pause, bei dem war Sense, den haben sie tot gemacht. Und deshalb ist die Ostergeschichte auch kein Gleichnis für die Unverwüstlichkeit der menschlichen Natur, die sich eben nach allen möglichen Schicksalsschlägen wieder hoch rappelt. So nach dem Motto: „Neues Leben blüht aus den Ruinen“. Jesus war keine Ruine, Er war eine Leiche. Und von diesen Toten Jesus sagen die Engel: Er ist auferstanden!

Damit ist das ganze Geschwätz der so genannten  „Gott-ist-tot-Theologie“ erledigt und gegenstandslos geworden. Genauso wie das Gerede, Jesus wäre die Verkündigung des Wortes oder in die Gemeinde hinein auferstanden. Das ist doch weiter nichts als nebelhaftes Geschwafel von Leuten, die auf diese Weise ihren blanken Unglauben verbergen wollen. Wer so redet, der drückt sich an der entscheidenden Frage vorbei. Und die entscheidende Frage heißt: ist Jesus wirklich leiblich auferstanden oder nicht. Also ist das, was hier geschrieben steht, wirklich geschehen. Denn was nicht geschehen ist, Leute, das kann auch nichts bedeuten.

Der Glaube an die Auferstehung ist zentral für das Christentum.

Ein Christentum, das nicht mehr an die leibliche Auferstehung glaubt, das ist bedeutungslos geworden. Das verschlampt zu einer Ideologie. Als ich mal in einem Kreis von Pfarrern die biblische Darstellung der leiblichen Auferstehung vertreten habe, da fragte mich ein Pfarrer höhnisch, wieviel Pfund denn meiner Ansicht nach der auferstandene Jesus auf die Waage gebracht hätte? Das einzige, was ich dazu zu sagen habe ist: dass dieser Pfarrer inzwischen zum Superintendenten befördert worden ist. Ansonsten habe ich darauf nichts zu antworten. Ich habe in dieser Angelegenheit keine Argumente zu liefern, sondern ich habe hier nur mitzuteilen, dass Jesus auferstanden ist, und zwar leiblich, denn das Grab, in dem Er gelegen hat, war leer. Und die Frauen, die Ihm vor dem Friedhof so begegnet waren, die haben nicht ins Leere gegriffen, sondern die haben seine Füße angegriffen. Die haben Ihn angefasst, jedenfalls steht es so hier in der Bibel. Und das, was hier in der Bibel steht, das gilt in der Kirche - und wer das nicht glauben kann, der soll den Mund in der Kirche halten.

Vor der Auferstehung verblassen alle anderen Wunder.

Bevor wir also fragen, was das bedeutet, da müssen wir erst mal fragen: was ist denn eigentlich geschehen? Ein Wunder ist geschehen. Rousseau hat gesagt: wer behauptet, an Gott zu glauben, und die Möglichkeit des Wunders leugnet, der ist reif für das Irrenhaus. Leute, die Auferstehung ist das große Wunder, vor dem alle anderen Wunder verblassen. Alle anderen Wunder, die Jesus in seinem Leben getan hat, die sind für unseren Glauben nicht grundlegend maßgebend. Also wenn du zum Beispiel sagen würdest, ich glaube nicht dass Jesus einem Blinden mit Spucke sehend gemacht hat, dann werde ich mich deswegen mit dir nicht streiten, und ich werde dir deswegen auch nicht dein Christsein und deinen Glauben absprechen.

Aber wenn du sagen würdest: „Ich glaube nicht, dass Jesus leiblich auferstanden ist“, dann muss ich dir sagen: dann fehlt deinem Glauben der Grund. Dann ist dein Glaube wertloser als eine aufgeschlitzte Plastiktüte. Dann kannst du dein ganzes Christentum auf den Mist schmeißen. Denn von dem Wunder der Auferstehung sagt die Bibel: wenn Christus nicht auferstanden ist, dann ist unsere Predigt sinnlos und dann ist auch euer Glaube sinnlos. Wunder gibt es nicht nur immer wieder, sondern wundern setzt immer die Bereitschaft zum Glauben Voraus. Und wenn du diese Bereitschaft nicht hast, dann verschwende ich meine Spucke hier vollkommen umsonst und du bleibst blind für das Wunder der Auferstehung.

Es ist ja auffällig, dass der auferstandene Christus nicht seinen Gegnern, seinen Richtern und seinen Henkern begegnet ist, sondern seinen Jüngern und seinen Freunden. Und heute ist der auferstandene Jesus hier, in dieser Kirche. Und es sind Menschen hier, die Jesus noch nicht in ihr Leben aufgenommen haben. Und euch bitte ich, tue es jetzt. Schieb doch mal den Riegel deiner Vorurteile beiseite und sage jetzt in deinem Herzen: Jesus, tritt ein in mein Leben! Das ist die einzige Möglichkeit, für dich, dass du aus dem Zustand des Zweifels rauskommst und Gewissheit findest. Die Bibel sagt: Wie viele Ihn aber aufnahmen, denen gab Er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben[3].

Die Auferstehung beweisen zu wollen bringt nichts.

Die Möglichkeit, dem Unglauben die Auferstehung glaubhaft zu machen, die gibt es nicht. Deswegen halten wir hier ja auch keine Agitationsversammlung, sondern einen Gottesdienst. Wir sind nicht hier, um die Auferstehung zu beweisen, sondern wir sind hier, um ein Wunder Gottes zu preisen. Das ist der einzige Sinn dieses Gottesdienstes. Ich hab neulich gelesen, dass in einer Versammlung in der Sowjetunion ein gelehrter Mensch versucht hat, in einem langen Vortrag zu beweisen, dass die Auferstehung von Jesus überhaupt nie stattgefunden haben kann. Und es meldete sich ein Priester, ob er auch einmal etwas dazu sagen darf. - Ja, aber nicht länger als 5 Minuten. - Seine Antwort: ich brauche nur 5 Sekunden. Der Priester tritt vor die Menge. Und er sagt nur einen einzigen Satz, den Satz, der über unserem Gottesdienst steht, den Grundsatz der russischen Osterliturgie: „Christus ist auferstanden!“ Und aus dem überfüllten Saal, da kommt in ohrenbetäubender Lautstärke die Antwort der Menge: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden!“

Das ist nicht nur das Kernstück der russisch-orthodoxen Osterliturgie, und das ist nicht nur der Kernsatz unseres Predigttextes, und nicht nur der zentrale Satz des heutigen Gottesdienstes, sondern das ist das Zentrum des Glaubens der Christenheit. Er ist auferstanden! Und an diesem „Ist“, da hängt die Hoffnung der Welt. Als die Frauen zum Grab kommen, da haben die keine Hoffnung mehr. Ihre Füße schleifen resigniert über den Kies am Friedhofsweg, die Schleifen ihrer Kränze sind leer. Da steht nicht drauf: „Auf Wiedersehen im Himmel“. An sowas denken die überhaupt nicht. Die wären schon froh, sie könnten Jesus wieder sehen auf der Erde, bzw. unter der Erde, denn sie möchten ja in sein Grab rein um Ihn einzubalsamieren. Hat aber nicht geklappt. Weil der Tote nicht zu Hause war.

Normalerweise haben Tote ja keinen Ausgang, sondern sind jederzeit anzutreffen. Jesus hat, um jederzeit von jedermann an jedem Ort der Welt antreffbar zu sein, sein Grab verlassen. Er hat dem Tod die Tür aus den Angeln gehoben. Er hat seine Grabtür sperrangelweit offen stehen lassen. Und was die Frauen da sehen ist ein leeres Loch und davor, bzw. daneben ein Stein, und da drauf ein Engel. Leuchtend wie Schnee so hell, hat er blitzschnell den Stein vom Grab weggewälzt, als ob es ein Schneeball wäre, und jetzt sitzt er oben drauf, wie so ein Schneekönig auf dem Thron sitzt. Die Macht des Himmels triumphiert über die Macht der Erde.

Und dieser Stein, das war die letzte Blockade, die die Gegner von Jesus sich ausgedacht haben. Das war ein Stein, das war ein Hindernis, das nicht so leicht weg zu räumen war, und das haben die Behörden auch noch versiegeln lassen und Wachmannschaften davor stellen lassen. Und da drunter, da lag Jesus. Er war mundtot, Er war mausetot, da war nicht mehr ranzukommen. An dem Ding war nicht mehr zu rütteln. Die Jesus Bewegung, die war erledigt. Die staatlichen Behörden hatten darauf noch Brief und Siegel gegeben. Aber ein staatliches Siegel und ein militärisches Wachkommando, das sind für Gott Lächerlichkeiten. Wenn der allmächtige Gott zulangt, da fallen die Grabsteine um wie die Fliegenpilze und Grabwächter wie leere Pilsener Bierflaschen.

Mich wundert bloß dass Stehvermögen der Frauen, dass die bei dem ganzen Trubel nicht auch umgekippt sind. Vielleicht waren die vor Entsetzen so stark, dass die gar nicht umfallen konnten. Jedenfalls merkt der Engel, die Frauen haben einen Schock gekriegt. Und um sie zu trösten, sagt er zu ihnen: Fürchtet euch nicht.

Was die Ostergeschichte mit der Weihnachtsgeschichte gemeinsam hat.

Da müsste euch eigentlich etwas einfallen, wenigstens denen, die im Weihnachtsgottesdienst hier in der Kirche gewesen sind. Denn auch da wurde dieser Satz auch einem erschrockenen Menschen von einem Engel gesagt. Und als mir diese Parallele zwischen unserem letzten Gottesdienst und dem heutigen aufgefallen ist, zwischen der Weihnachtsgeschichte uns der heutigen Geschichte, da ist mir aufgefallen, dass es zwischen beiden Geschichten noch viel mehr Übereinstimmungen gibt. Ich habe gesehen, dass es zwischen beiden Geschichten, zwischen dem Anfang des ersten Lebens und dem Anfang des zweiten Lebens von Jesus auf dieser Erde mehrere Gemeinsamkeiten bestehen.

Erstens: in beiden Geschichten werden alle möglichen neben Umstände ausführlich beschrieben. Die Hauptsache, nämlich der Ausgangspunkt des Lebens von Jesus, also wie Er entstanden ist und wie Er auferstanden ist, das wird nicht beschrieben. Die Bibel sagt nur, dass Er empfangen wurde von der Kraft des Höchsten und auferweckt wurde von der Kraft des Höchsten. Aber den Vorgang der Entstehung des Lebens und den Vorgang, wie Jesus auferstanden ist, beschreibt die Bibel nicht. Das ist ein Geheimnis.

Zweitens: in beiden Geschichten ist die Rede von einem Engel. Von Engeln, die Helligkeit und Furcht verbreiten. Und die den erschrockenen Menschen sagen: Fürchtet euch nicht.

Drittens: in beiden Geschichten erklärt der Engel den Menschen erst einmal, was Fakt ist. Zu Weihnachten: Jesus ist geboren, zu Ostern: Jesus ist auferstanden.

Viertens: in beiden Geschichten ist es der Engel, der den Menschen einen Auftrag gibt. Zu Weihnachten: Geht hin und seht, zu Ostern: Geht hin und erzählt.

Fünftens: in beiden Geschichten kommt das Wort „eilig“ vor. Also: Tempo, dalli dalli, dawai, dawai[4]. war ja dabei. Zu Weihnachten gehen die Hirten im Eiltempo nach Bethlehem, und zu Ostern gehen die Frauen im Eiltempo zu den Jüngern. Die letzte Gemeinsamkeit zwischen beiden Geschichten,

Sechstens: in beiden Geschichten kommt der gleiche Ausdruck vor, nämlich: „Große Freude“. Zu Weihnachten: Siehe, ich verkündige euch große Freude, und hier zu Ostern: Und sie gingen eilig vom Grabe mit Furcht und großer Freude. Da stockt man erst einmal. Das ist eine seltsame Zusammenstellung: mit Furcht und großer Freude. Wenn man denkt, wie passt das zusammen, das schließt sich doch eigentlich aus. Aber wenn Menschen dem lebendigen Gott begegnen, da kommt es immer zu diesem eigenartigen Gemisch von Furcht und Freude, von großer Freude, wenn die Freude überwiegt.

Das ist mein Wunsch für dich am heutigen Tag. Dass es in deinem Leben ein Erdbeben gibt, eine Erschütterung, eine Umwälzung. Und dass in deinem Herzen beides ist: Furcht - weil du erkennst, dass Gott deine Sünde ernst nimmt und wegen deiner Sünde seinen Sohn am Kreuz sterben lässt. Und Freude - weil du erkennst, dass Gott das Opfer seines Sohnes angenommen hat. Dass deine Sünde vergeben ist. Das für dich leben angesagt ist, weil du einen lebendigen Gott hast. Grabmal, Steine umschmeißen, das kann jeder Rowdy, Gräber öffnen, das kann jeder Grufty. Aber dich aus deinem Grab ins Leben reinholen, das kann nur Jesus. Weil nämlich Gott Ihn aus dem Grab herausgeholt hat. Wer aus dem Tod einen Ausweg weiß, der weiß auch einen Ausweg aus dem Problem, dass dich gerade tötet. Und es ist egal wie belastend deine Sorge ist, und wie tief deine Traurigkeit ist, und wie schwer deine Schuld ist und wie tief du in die Sünde gefallen bist – wenn du vor Jesus niederfällst, dann wird Er dich aufheben, aufrichten. Da geht es bei dir auf wieder aufwärts.

Als die Frauen Ihm begegnen, da fallen sie vor Ihm nieder. Und sie umfassen seine Füße, d.h. sie beten Ihn an. Jesus ist kein Gespenst. Keine in der Luft schwebende Theorie. Es ist einer, der mit beiden Beinen auf der Erde steht. Und wenn du dich an Ihn klammerst, d.h. wenn du Ihn anbetest, dann geht's dir genauso, dann hast du wieder Boden unter den Füßen. Wenn du dich an Jesus festhältst, da hast du einen, an dem du Halt hast im Leben und auch im Sterben. Auch wenn du auf der schwarzen Liste von Menschen stehst. Auf der Abschussliste des Todes stehst du ja sowieso schon. Sterben müssen wir alle, auch nach Ostern. Aber wir müssen nicht mehr hoffnungslos sterben. Das Leben ist auch nach Ostern nicht problemlos, aber es ist nicht mehr freudlos und es ist nicht mehr hoffnungslos.

Einer ist durchgekommen – und alle anderen können folgen.

Stellt euch vor, eine Gruppe von Bergleuten ist in einem verschütteten Stollen eingeschlossen. Sie sind nicht in der Lage, auch nur das Geringste für sich und ihre Rettung zu tun. Und dann dringen von außen die Rettungsmannschaften Meter um Meter vor. Und dann kommt der Augenblick, wo der erste durch die schmale Öffnung in die Freiheit kommt. Und jetzt verbreitet sich nach hinten die gute Nachricht: „Einer ist durch!“ Und auch wenn die andern noch eine Weile warten müssen, auch wenn die noch im Dunkeln sitzen und noch nach Luft schnappen, auch wenn die noch zusammen gepresst sind dem finsteren Loch und sie leiden, ihre Lage hat sich jetzt grundsätzlich verändert. Denn der Ruf: „Einer ist durch!“ Der gibt Ihnen Hoffnung. Einer ist durch, Leute!

Das gibt uns Hoffnung. Auch wenn wir uns jetzt noch oft genug in der Finsternis unserer Ängste sitzen. Von Umständen belastet, von der Umwelt verpestet, von Menschen erpresst, mit Krankheit und Leiden und tausend Problemen zu kämpfen haben – einer ist durch, und alle können Ihm folgen.

Viele Menschen in unserem Land leiden in dieser Zeit an ihrer Bitterkeit. Und ich muss von mir selber sagen, dass das auch für mich ein ganz großes Problem ist, dass man nicht bitter wird. Ich fahre von einem Ende zum anderen durch unser Land. Auf unseren Straßen kann man nicht Autofahren, unsere Häuser kann man nicht mehr ansehen, weil sie die Krätze haben, weil sie einfallen, Müll überall, verbitterte Gesichter, lustlose Menschen, kranke Menschen, viele können nicht mehr, viele wollen nicht mehr, viele begehren auf und werden aggressiv.

Ich kann die Bitterkeit verstehen. Aber Leute, ich jedenfalls überwinde diese Bitterkeit, die auch in mir immer wieder aufsteigt, nur durch eins: dass ich weiß, dass es, seit Jesus auferstanden ist, keine unveränderliche Situation gibt, und jeden Tag brauche ich neu diese Hoffnung durch Jesus. Und es ist schön, wenn man Menschen begegnet wie zum Beispiel vorhin dem Christoph, der das, was ich eben gesagt habe, auf humorvolle Art und Weise gesagt hat. Und ich bin dankbar, Leute, dass Jesus uns solche Menschen gibt, dass Er uns Humor gibt, dass Er uns Hoffnung gibt, und dass Er uns Kraft gibt, dieses Leben zu packen. Und ich rate dir: wenn du nicht mehr weiter kannst und wenn du nicht zurechtkommst und wenn du für dich kein Land mehr siehst, lege deinen Anker bei Jesus nieder. Halt dich an Ihn, lass dich von Ihm neu beschenken, lass dir von Ihm neue Kräfte geben, und du wirst sehen - es geht weiter, es geht aufwärts. Jesus ist auferstanden auch für dich.

 

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[1] Lukas 19, 40

[2] Matthäus 27, 52

[3] Johannes 1, 12

[4] Russisch für: „schnell, schnell“ – Anm. des Schreibers.