Theo Lehmann – Jugendgottesdienst Nr. 159

Abschrift der Predigt vom 13. November 1994 über Offenbarung 2, 8 – 4, 1-11.

Theo spricht nach dem Eingangswitz über die Tatsache, dass man manche Briefe außerhalb ihres zeitgeschichtlichen Zusammenhangs nicht mehr verstehen kann. Er leitet dann über auf die Briefe, die Johannes im Auftrag des Auferstandenen Christus an die Gemeinden in Kleinasien schreibt.

 

Liebe Freunde,

Es gibt in der Bibel Briefe, die sind zweitausend Jahre alt. Und heute ist solch ein Brief als Predigttext vorgeschrieben. Das ist der Brief an die Gemeinde in Smyrna, das ist das heutige Izmir. Der Mann, der diesen Brief geschrieben hat, ist Johannes. Er lebte in der Verbannung, er war einer der zwölf Jünger von Jesus, er war Augenzeuge und die Behörden haben ihn wegen seines Jesusglaubens und seines Jesusbekenntnisses auf der Insel Patmos ein gesperrt.

Der verschlüsselte Brief für Smyrna.

Eines Tages, es ist Sonntag, ungefähr im Jahr 95, da bekommt Johannes von dem auferstandenen Jesus einen Auftrag. Er soll an bestimmte Christengemeinden einen Brief schicken. Und weil jeder Verbannte weiß, dass die Post kontrolliert wird, muss er eben, damit die Kontrollorgane das nicht verstehen, seine Briefe verschlüsseln, und das macht auch der Johannes. Er spricht durch die Blume, und macht Andeutungen und wenn die Schnüffler seinen Brief lesen, verstehen die genauso wenig von dem wirklichen Inhalt wie ihr vorhin von dem anderen Brief. Ich lese euch den Brief mal vor:

Schreibe an den Engel der Gemeinde in Smyrna. Diese Botschaft kommt von dem, der der Erste und der Letzte ist, der tot war und wieder lebt. Ich weiß, dass ihr verfolgt werdet und dass ihr arm seid. Aber in Wirklichkeit seid ihr reich. Ich kenne die üblen Nachreden, die von Leuten über euch verbreitet werden, die sich als Angehörige des Gottesvolkes ausgeben. Aber das sind sie nicht, sondern sie gehören zum Satan. Habt keine Angst wegen der Dinge, die ihr noch erleiden werdet. Der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, um euch auf die Probe zu stellen. Zehn Tage lang wird man euch verfolgen. Haltet durch, auch wenn es euch das Leben kostet. Dann werde ich euch als Siegeskranz das ewige Leben schenken. Wer hören kann, der achte auf das, was der Geist den Gemeinden sagt. Wer den Sieg erlangt, dem wird der zweite Tod nichts anhaben[1].

Diesen Brief können wir nur entschlüsseln, wenn wir die Lage der Gemeinde in Smyrna kennen. Also auf nach Smyrna. Smyrna war eine Hafenstadt, reich, wirtschaftlich bedeutend, hinreißend schön. Sie galt als die Perle Asiens, weil sie alle anderen Städte an Schönheit übertraf. Von einem Ende zum anderen gingen durch die Stadt große, breite Prachtstraßen. Die berühmteste hieß „Die Goldene“ –  das war nicht so einfach so ein verhutzeltes kleines Gässchen wie die „Goldene Gasse“ in Prag, sondern eine große, breite Allee, links und rechts standen die Tempel von Apollo und von Aphrodite, und am Ende, wo es den Berg hoch ging, auf dem Höhepunkt sozusagen, da stand der riesige Tempel des Gottes Zeus. Das waren also Wallfahrtsorte der Gläubigen, das waren Touristenattraktionen, das waren sensationelle Bauwerke, die die Macht der griechischen Götter unübersehbar für jeden demonstrierten. Und in dieser Stadt, da lebten auch ein paar Christen. Wo die auch ihren Fuß auf die Straße setzten, waren sie dem Eindruck, also dem Druck dieser heidnischen Religion ausgesetzt.

Die Heidenreligionen von Smyrna: damals mächtig, heute vergessen.

Wo sie auch hinsahen, sahen sie ein Standbild dieser Götter. Welchen Weg sie auch gingen, überall stand so ein heidnischer Tempel im Weg. Und was sie auch machten, und wo sie auch standen, sie standen immer der Macht dieser Heidenreligion gegenüber. Und wo sind sie heute, diese Mächte und ihre Tempel? Also wenn überhaupt noch Reste davon da sind, dann sind sie Schutthaufen, auf denen die herrenlosen Straßenköter von Smyrna pinkeln gehen. Wo sind sie denn geblieben, die mächtigen Götter des Olymp? Sie sind abgehalftert, sie sind von ihren Sockeln geflogen, aus der Mode gekommen, im Museum stehen sie noch als Gipsabdruck, aber das ist auch schon alles. Nicht einmal ihre Namen sind heute mehr bekannt. Und wenn die Amerikaner ihre Mondraketen nicht geschmackloserweise nach den griechischen Göttern benennen würden, hätten die meisten von euch den Namen Apollo noch nie im Leben gehört.

Auch der Mann, der die Geschichten aufgeschrieben hat, der berühmteste Bürger von Smyrna, der Schriftsteller Homer, den kennt heute keiner mehr. Homer, das war der größte aller griechischen Dichter – heute ist der noch Pflichtlektüre für ein paar Gymnasiasten, die Griechisch lernen. Seine Lobeshymnen auf die griechischen Götter, die sind genauso vergessen wie diese Götter selber. Auch seine Anhänger sind verschwunden. Auf der ganzen weiten Welt gibt es nicht eine einzige Gemeinde mehr, die den Zeus anbetet. Auch in Smyrna gibt es heute keinen einzigen Bürger, der bei der Volkszählung in die Spalte „Religionszugehörigkeit“ reinschreiben würde: „Zeusist“ ist oder „Zeusianer“ oder sowas.

Die Botschaft dessen, der immer war und immer sein wird.

Aber die Hälfte aller Bürger von Smyrna Schreiben heute noch in dieser Spalte rein: „Christ“. Smyrna ist heute ein Zentrum der orthodoxen Frömmigkeit und Theologie. Die Götter mit ihren Verehrern, die sind verschwunden. Die Christen mit ihrer Gemeinde, die sind geblieben. Und nach dieser Information, da können wir schon den ersten Satz dieser Botschaft hier verstehen. Diese Botschaft kommt von dem, der der Erste und der Letzte ist. Der tot war und wieder lebt. Hier spricht Christus, der Auferstandene. Jesus gehört nicht zu denen, die eine Zeit lang da sind und dann wieder in der Geschichte verschwinden. Sein Name gehört nicht zu denen, die eine Zeit lang in jeder Zeitung drin stehen, und ein paar Jahre später vergessen sind wie die Namen so vieler Politiker, Machthaber und Superstars. Er ist der erste Schöpfer dieser Welt vor allen Göttern und allen Götzen, und Er ist der Letzte.

Wenn sie alle abgegessen haben, Götter und Götzen und Systeme und Weltanschauungen, die mächtigen Erbauer von gewaltigen Gedankengebäuden, von beeindruckenden Prachtbauten und von bedrückenden Verbannungsorten, wenn die alle weg sind vom Fenster ihrer Paläste, wenn die gestürzt sind von ihrem Posten, wenn die runter sind von ihrem hohen Ross an und Denkmalsockeln, wenn die Staub sind, vergessen und verweht und versunken, wenn diese ganze Welt versinken wird – Jesus ist der Letzte. Den Göttern und Götzen von damals und von heute wirst du niemals wieder begegnen. Aber dem Jesus, der diesen Brief geschrieben hat, dem wirst du noch einmal begegnen. Er ist der Letzte. Er steht am Ende der Geschichte der Menschheit und Er steht auch am Ende der Geschichte deines kurzen Menschenlebens. Er ist ewig. Und weil Er der Erste und der Letzte ist, da hat es eben damals nicht geklappt, als sie Ihn im Jahre 33 an das Kreuz genagelt haben und in ein Felsengrab eingesperrt haben. Weil Er das Leben ist. Er ist ja auferstanden vom Tod. Er lebt, seine Gemeinde lebt, und Jesus hat seiner Gemeinde versprochen, dass die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden[2].

Jesu Gemeinde bleibt ewig.

Das heißt, die Gemeinde wird auch bleiben. Die Gemeinde von Smyrna ist der Beweis dafür, dass Jesus nicht gelogen hat. Wie gesagt, diese Gemeinde gibt es heute noch, aber damals, am Ende des ersten Jahrhunderts, da sah es nicht so aus, als ob diese Gemeinde es noch lange machen würde. Von allen Seiten wurde sie unter Druck gesetzt, und als Jesus, der Auferstandene sieht, was da in Smyrna los ist, da sagt Er eben zu Johannes: „Jetzt setz dich hin und schreibe einen Brief“. Jesus diktiert und Johannes schreibt. Diese Botschaft kommt von dem, der der Erste und der Letzte ist, der tot war und wieder lebt. Ich weiß, dass ihr verfolgt werdet und dass ihr arm seid, aber in Wirklichkeit seid ihr reich. Ich kenne die üblen Nachreden der Leute über euch. Ich weiß! – sagt Jesus.

Es ist ja nicht so, als ob Er das nicht wüsste, was bei uns hier unten läuft. Der Teufel ist los! Sogar Leute, die sich als fromm ausgeben, arbeiten im Dienste des Satans gegen die Kirche. Das ist bis zum heutigen Tage so. Wer sich damals in Smyrna als besonders fromm ausgab, das war eine Gruppe von Juden. In dieser reichen Handelsstadt, da gab es auch viele reiche Juden. Wer reich ist, der ist mächtig. Den Juden waren die Christen verhasst, weil die Christen Jesus als Messias gefeiert haben, und es war für diese kapitalkräftigen Herren, die dort Reedereien und alles besessen haben, eine Kleinigkeit, ihre christlichen Hafenarbeiter und Angestellten wirtschaftlich zu boykottieren.

 Selbstverständlich haben sie das nicht offen gesagt, sie haben sie ja nicht wegen ihres Glaubens entlassen, sondern nein: sie haben denen Unzuverlässigkeit oder Aufsässigkeit vorgeworfen, jedenfalls haben sie die Christen wirtschaftlich arm gehalten. Am Schluss lief alles auf eine einzige Frage hinaus: „Sag dich von Jesus los, und du wirst wieder eingestellt. Dann braucht deine Frau keine Heimarbeit machen, dann brauchen deine Kinder nicht mehr zu hungern.“

Der wahre Reichtum.

Zu diesen armen Hungerleidern sagt Jesus: Ich weiß, dass ihr arm seid. Aber in Wirklichkeit seid ihr reich. Jesus leugnet nicht die wirtschaftliche Armut. Aber Er leugnet, dass der materielle Reichtum die einzige Art von Reichtum ist. Er sagt: ihr habt das tiefste Verlangen eurer Seele gestillt. Ihr habt den Hunger eurer Seele gestillt, der durch nichts und durch niemanden sonst noch befriedigt werden könnte. Ihr habt das größte, was es gibt, wogegen alle Schätze dieser Welt nichtig sind: Ihr habt Frieden mit Gott.

Und ich möchte jetzt denen unter euch, die diesen Frieden mit Gott nicht haben, sagen: solange du diesen Frieden nicht hast, wird deine Seele verhungern, und wenn du materiell alles hast und noch so reich bist. Und wenn du diesen Frieden hast, dann kommst du im Leben zurecht, auch wenn es dir materiell nicht so gut geht. Frieden mit Gott bekommst du, wenn du Jesus in dein Leben aufnimmst als den Herrn deines Lebens. Viele von euch haben das gemacht, die haben diesen Frieden schon und haben deswegen eine Menge Ärger schon erlebt.


Wer mit Gott Frieden schließt, mit dem führt der Satan Krieg. Du bist aber kein Einzelkämpfer.

Und für euch gilt das, was Jesus hier sagt: Er sagt: Ich weiß, was euch bedrückt. Ich weiß Bescheid. Das heißt, keiner leidet aus Versehen und keiner leidet unbesehen, und egal unter welchen Druck du stehst, Gott hat dich nicht vergessen, du bist bei Ihm nicht abgehakt. Und Er kennt auch die Grenzen deiner Belastbarkeit[3]. Es heißt hier in Vers zehn: Ihr werdet zehn Tage lang verfolgt werden. Das heißt also, auch die Zeit, wo es durch die Schwierigkeiten durchgeht, ist begrenzt, die hat einmal ein Ende.

Ich war vor vierzehn Tagen zu einer Jugendwoche im Westen, also in den alten Bundesländern, ich war drüben im Siegerland, das als besonders fromm gilt und wo sie alle kirchlich sind. Da hat mir ein Jugendlicher eine Frage gestellt, die hatte ich bisher nur hier im Osten gehört, jahrzehntelang. Der hat nämlich zu mir gesagt: „Ich bin der einzige Christ in meiner ganzen Klasse, und alle andern lachen über mich und machen mich fertig, und ich halte es nicht mehr aus. Was soll ich denn machen?“ Zu diesem habe ich gesagt: „Lass dich nicht verrückt machen. Bleibe unverrückt an Jesus und schlag die Bibel auf, Offenbarung 2,10, da steht: Sei getreu bis in den Tod, dann will ich dir die Krone des Lebens geben  – und dann habe ich gesagt: nimm dir dieses Wort vor Augen und halte dich daran fest.“

Dieses Wort steht hier in unserem Predigttext. Dieser ganze Text, das ist so ein Wort, an das man sich halten kann, wenn man nicht mehr weiter weiß. Ich weiß, sagt Jesus. Du bist kein Einzelkämpfer. Und du bist nicht allein. „Und Ich weiß, was die mit dir machen und Ich weiß über deine Situation Bescheid“. Leute, das ist doch was wunderbares, wenn wir wissen können, Jesus, der Erste und der Letzte weiß über unser kleines Menschenleben mit seinen ganzen Schwierigkeiten Bescheid.

Der römische Kaiserkult und die Christen.

Wie gut Er Bescheid weiß, das wird gleich in den nächsten Versen deutlich. Die Gemeinde in Smyrna hatte ja nicht nur Probleme mit den Juden, sondern vor allem Probleme mit dem römischen Staat. Der römische Staat war eine riesige Zusammenballung von vielen Völkern, vielen Religionen, vielen Ideologien und der brauchte irgendeine Idee, die das ganze zusammenhielt. Da eignete sich am besten die Person des Kaisers in Rom. Den verehrte man, seine Person wurde hochgejubelt, und so entstand der Personenkult, der Kaiserkult. Erst haben die Kaiser diesen Kult abgewehrt, haben ganz bescheiden getan, dann haben sie ihn geduldet, später haben sie ihn anerkannt, und am Schluss, da wurde der Kaiser zum Gott erklärt.

Am Ende des ersten Jahrhunderts wurde der Kaiserkult sogar Staatsreligion. Jeder römische Bürger musste einmal im Jahr erscheinen und etwas Weinrauch auf dem Altar opfern und sagen: „Der Kaiser ist Gott.“ Und wenn er das gemacht hatte, dann kriegte er eine Bescheinigung ausgestellt, über die Erfüllung seiner Bürgerpflicht. So eine Bescheinigung, das war eine Tontafel, da stand drauf: „Wir, die Beauftragten des Kaisers, haben gesehen, dass ihr geopfert habt.“ Mit Datum und Unter-schrift. Wer diese Bescheinigung hatte, der hatte Zutritt  zu allen Bildungsstätten. Mit dem Schein hast du Schwein. Wer sie nicht hatte, der hatte eben keine Chance. Damit war deine Zukunft verbaut. Ohne Schein gehst du ein. Das war schon vor zweitausend Jahren so. Mit dem Scheinchen konnte man unten am Hafen seinem Kiosk ein Jahr lang weiterführen, ohne den Schein musste man seine Fischbude eben schließen. Wer beim Kaiserkult nicht mitmachte, der machte sich verdächtig, hatte sich damit ja selber als Staatsfeind entlarvt und war als Fischverkäufer nicht mehr tragbar.

Es ging in dem Start bei dem Kaiserkult überhaupt nicht um Religion, sondern eindeutig um Politik. Denn dass der Kaiser ein Gott ist, das haben wir noch nicht einmal die aller strengsten Funktionäre selber geglaubt. Und die sahen ja schließlich auch, wie die Kaiser alle paar Jahre ausgewechselt wurden. Der Name des Gottes war auch alle paar Jahre ein anderer, je nachdem welcher Kaiser eben gerade dran war. Die sahen doch auch, dass diese Kaisergötter doch alle eines natürlichen, oder meistens eines unnatürlichen Todes starben. Also, dass das keine Götter waren, das sah ja ein Blinder. Bei dieser ganzen Beweihräucherungsaktion ging es nur darum, die politische Zuverlässig-keit von Bürgern festzustellen.

Was der einzelne Bürger in seinem Herzen glaubte, das war denen doch völlig egal. Hauptsache er bewies seine Staatstreue mit der Formel: „Der Kaiser ist Gott.“ Er brauchte nur diese Formel zu murmeln, nur ein paar Körner Weihrauch in die Flammen zu werfen, das war alles. Und schon hatte man seine Bescheinigung, konnte wieder ein Jahr lang existieren. Das machten alle so. Das mussten alle machen. Da machte sich keiner einen Kopf, das war Vorschrift. Das war eben so, das ging überhaupt nicht anders. Was ist denn auch schon dabei, jeder weiß, das ist Heuchelei, staatlich verordnete Heuchelei, kann man nichts dagegen machen, also wenn es sein muss, damit ich meine Ruhe habe und es noch ein Jahr weitergeht mit mir und der Familie, damit ich meinen Job behalte, was soll's, der Kaiser ist Gott.

Das ist der Satz, das ist das Sätzchen, das ist das lächerliche kleine Sätzchen, was jeder einmal im Jahr murmeln musste und was kein Christ bei seiner Seligkeit sagen durfte, weil ein Christ niemals einen Menschen als Gott bezeichnen kann. Wenn der römische Staat von den Christen ein Treue- bekenntnis verlangt hätte, das hätten die leisten können, warum nicht. Aber ein Bekenntnis zum Kaiser als Gott  – das ging nicht. Jesus hat gesagt: Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist.[4] Das heißt dem Staat die Abgabe, und Gott die Hingabe. Der Staat bekommt unsere Steuern und Gott bekommt unser Herz.

Christen sind loyale Staatsbürger, aber wenn der Staat verlangt, dass sie das erste Gebot übertreten, dann ist Schluss. Das erste Gebot lautet: Ich bin der Herr dein Gott und du sollst keine anderen Götter haben neben mir[5]. Die Christen von Smyrna haben sich kompromisslos geweigert, den Vorschriften des Kaiserkultes zu gehorchen. Und damit waren sie wirtschaftlich erledigt. Gesellschaftlich verdächtig, politisch geächtet, sie haben sich selbst als Staatsfeinde entlarvt. Und das in einer Stadt wie Smyrna, die zu den eifrigsten Verfechtern des Kaiserkultes gehörte. Die hatten schon 200 Jahre v. Chr. als erste Stadt der Welt der Dea Roma, also der Göttin Roms einen Tempel gebaut. Im Jahre 26 n. Chr. stand Smyrna mit sechs anderen Städten im Wettbewerb um das Recht, der Gottheit Tiberius, dem damaligen römischen  Kaiser, einen Tempel bauen zu dürfen und Smyrna hat den Wettbewerb gewonnen. Also das waren fanatische Leute, das war einfach der Mittelpunkt des Kaiserkultes. Dort waren Christen, die das nicht mitmachten. Nicht weil sie Staatsfeinde sein wollten, sondern weil sie Jesus treu sein wollten. Es ist ja klar, dass in einer Stadt wie Smyrna jeder Christ sein Leben riskiert hat. Leute, das waren Helden, die da zur Gemeinde gehörten. Diesen Menschen, die damals ihr Leben riskiert hatten, denen sagt Jesus: Sei getreu bis an den Tod, dann will ich dir die Krone des Lebens geben. Und das heißt: halte treu an Gott fest, egal was es dich kostet, und wenn es dir das Leben kostet. Das ewige Leben ist kostbarer.

Die Treue des Polycarp.

Sechzig Jahre später lebte in dieser Stadt ein Bischof. Das ist der Polycarp. Er wird eines Tages verhaftet und soll gezwungen werden, den Kaiser anzubeten. Noch der Polizeibüttel, der ihn verhaftet, redet auf ihn ein, und sagt: „Was ist denn schon dabei, "der Herr ist der Kaiser" zu sagen, und ein Opfer zu bringen, wenn man dadurch vor dem Tod bewahrt bleibt.“ Aber Polycarp bleibt standhaft, und er wird vor die Wahl gestellt, entweder Jesus zu verfluchen und den Kaiser anzubeten oder zu sterben.

Darauf gibt der Bischof die unsterbliche Antwort: „Sechsundachtzig  Jahre habe ich Jesus gedient in denen er mir nie etwas Böses zugefügt hat. Wie kann ich den König, der mich errettet hat, verfluchen?“ Da droht man ihm, ihn bei lebendigem Leib zu verbrennen, und da hat Polycarp gesagt: „Du drohst mir mit einem Feuer, das rasch erlischt, weil du das Feuer nicht kennst, das die Gottlosen beim jüngsten Gericht erwartet und sie auf ewig bestraft.“ Und er stirbt in den Flammen mit einem Gebet auf den Lippen. Dieser Mann hatte den Brief an die Gemeinde von Smyrna gelesen als er so alt war wie ihr. Und die guten Erfahrungen, die er mit diesem Brief und mit dem Schreiber dieses Briefes, mit Jesus, gemacht hat, die konnte ihm kein Folterknecht einer gottlosen Staatsmacht aus der Seele heraus brennen.

Der erste und der zweite Tod. Der Erste und der Letzte.

Er blieb seinem Herrn treu bis in den Tod. So wie hundertausende Märtyrer, die Jesus die Treue gehalten haben. Treue bis zum Tod heißt nicht unbedingt Märtyrertod – das heißt, wenn du Jesus die Treue hältst und dich zu ihm bekennst, solange du lebst. Weil Polycarp das gemacht hat bis zuletzt, kann er wie alle Märtyrer in Anspruch nehmen, was Jesus hier verspricht: Wer überwindet, dem wird der zweite Tod nichts anhaben.

Den Tod haben wir alle vor Augen. Sterben müssen wir alle,  die Mächtigen und die armen Schlucker, die Nichtchristen und die Christen. Sterben muss jeder, und du auch. Das ist der erste Tod. Wenn du jetzt sagst „Nach dem Tod, da kommt nichts mehr“ – dann irrst du dich. Dann kommt Jesus, der Erste und der Letzte, und Er wird das letzte Wort über dein Leben sprechen, wo du dann deine Ewigkeit verbringst. Und wenn du an Ihn glaubst und Ihm die Treue hältst, dann wirst du das ewige Leben haben und bist bei ihm in Ewigkeit. Und wenn du nicht an Ihn glaubst und Ihm nicht die Treue hältst, dann wirst du das ewige Leben nicht mit Ihm verbringen, dann bleibt für dich nur die Verdammnis.

Das ist dann der zweite Tod. Und davor möchte Jesus dich bewahren. Und deshalb ruft Er dich heute zu sich und sagt: „Komm her!“ und wenn du zu ihm kommst, dann kriegst du nicht nur den Frieden, den Er jedem versprochen hat, sondern da kriegst du auch den Ärger, den Er angekündigt hat. Jesus sagt ja nicht, die Mächte die dich umgeben, die werden dich in Ruhe lassen, sondern im Gegenteil.  Er sagt zu dir: sie werden dich unter Druck setzen, du wirst leiden. Aber Er sagt: habt doch keine Angst wegen der Dinge ihr noch erleiden müsst. Der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen um euch auf die Probe zu stellen. Zehn Tage lang wird er euch verfolgen. Haltet durch, auch wenn es euch das Leben kostet. Dann werde Ich euch als Siegespreis ewiges Leben schenken. Wer mit Jesus lebt, muss auch mit Ihm leiden. Das sagt uns Jesus von vorneherein. Da spielt Er ganz mit offenen Karten.

Aber Leute, der Gewinn, der bei Jesus drin ist, der ist mehr als alles andere, was dir diese Welt an Freuden und an Leiden bieten kann. Dreierlei hat Jesus seinen Nachfolgern versprochen: Ihr werdet bedrängt, frei von Furcht und unbeschreiblich glücklich sein. Amen.

 

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[1] Offenbarung 2, 8-11

[2] Matthäus 16, 18

[3] Siehe z.B. 1. Korinther 10, 13

[4] Markus 12, 17 und Parallelstellen.

[5] 2. Mose 20, 2-3