U n t e r w e g s n o t i e r t
Eine Handreichung für Dienende
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„Brannte nicht unser Herz in uns, wie er mit uns redete auf dem Wege
und wie er uns die Schriften auftat?“
Lukas 24, 32
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Nr. 67 März-April 2011
Die Heilsbotschaft
und die Frage nach der Verwerfung Israels Römer 9-11
1: Israels Verwerfung betrifft nur für einen Teil des Volkes. V. 1-10
a: Dass Israels Verwerfung nicht endgültig ist, wird nun bezeugt. V. 11-15
. In Römer 11, 7 (wie in Römer 9, 3.6 und Römer 10, 1) ist die Rede von einem „Israel“, das im Augenblick – durch seinen Unglauben – nicht zum Heilsvolk Gottes gehört. Aber es wird nicht endgültig so bleiben. Das Doppelbild vom Teig und Ölbaum zeigt, dass Israel als ganzes Volk in der Zukunft gerettet wird. Gott rief dieses Israel – und er bleibt diesem Ruf treu. (Vgl. V. 25-29.)
Zwei Bilder also verwendet der Apostel:
. Das Bild vom Erstlingsbrot und der Teigmasse
. Das Bild vom Ölbaum mit Stamm (inkl. Wurzel) und den Zweigen
Um das Bild vom Ölbaum besser zu verstehen, wäre es eine Hilfe, wenn wir wüssten, was genau die beiden Bilder Erstling und Wurzel im Textzusammenhang bedeuteten. Aber das wird uns vom Apostel nicht mitgeteilt. Er scheint hier einiges vorauszusetzen. Zur Hauptsache geht es in diesem Kapitel um das Volk Israel, aber das heißt nicht, dass die Wurzel bzw. der Stamm speziell jüdisch sein müsste. Es fällt nämlich auf, dass Paulus diesen Teil des Ölbaumes nie genau identifiziert. Die Glaubensgemeinde des Alten Testamentes beschränkt sich keineswegs auf Israeliten. Sie beginnt auch nicht mit Abraham, sondern in der allerersten Familie und schließt Persönlichkeiten ein wie Noah, Melchisedek, Jethro, Rahab, Ruth, Urija, die Witwe von Sarepta, Naeman und Nebukadnezar (Daniel 4, 34).
Im Hintergrund dieses Bildes ist Christus. Er ist letztlich „Saft und Fettigkeit“ des Ölbaumes, die Verheißung, die Abraham gegeben wurde, „der Same“ und „der Segen“, der zu allen Völkern kommen sollte, „der Wurzelspross aus dürrem Erdboden“ (Jesaja 53, 2). Diese saftige Wurzel mit Stamm bringt Zweige hervor – in Form von (wahrem) Volk Gottes.
. In 11, 16 heißt es: „... wenn die Wurzel ‹mit Stamm› heilig ist, sind es auch die Zweige“. „Einige der Zweige“ wurden ausgebrochen (V. 17) „durch den Unglauben“ (V. 20). Sie wurden ausgebrochen, weil sie den Messias verwarfen. Die anderen Zweige, die verbleibenden, sind die neutestamentlichen jüdischen Glaubenden, also die messiasgläubigen Israeliten.
Das NT lehrt uns, dass die ntl. israelitische Gemeinde aus der vorpfingstlichen gläubigen Gemeinde in Israel hervorging. Es gab einen Kern von Treuen in Israel, die auf den Messias warteten. (Z. Bsp. Lukas 1, 6; Lukas 2, 25.38; Markus 15, 43. Dazu gehörten auch die Jünger des Johannes des Täufers, Johannes 1, 35ff; Johannes 3, 26-30. Aus diesen Reihen kamen dann die ersten Jünger Jesu.)
Sie, diese messiasgläubigen Israeliten, waren die Zweige, die am Ölbaum waren und nicht ausgebrochen wurden. Diese sind die, die aus der Wurzel (und dem Stamm) hervorgingen.
Wenn also diejenigen, die den Messias verwarfen (die er V. 16 „einige Zweige“ nennt), wegen Unglaubens ausgebrochen wurden und wenn die verbleibenden Zweige, die messiasgläubigen jüdischen Glaubenden, aus der Wurzel (und dem Stamm) hervorgingen, dann müsste mit dem Ölbaum zuerst die alttestamentliche Glaubensgemeinde gemeint sein, die seit den Vorvätern Israels zur Hauptsache aus den Treuen in diesem Volk bestand. Zur ntl. Zeit bilden den Ölbaum dann alle israelitischen Messiasgläubigen. In diesen Ölbaum werden Zweige vom „Wilden Ölbaum“ eingepfropft.
. Der Ölbaum als solcher ist also das Volk Israel als theokratischer Körper (das „Königreich Gottes“), bestehend aus dem treuen Kern. Die Zweige sind einzelne Glieder des israelitischen Gottesvolkes. Der Baum im AT bestand aus den Glaubenden aus Israel, dem wahren theokratischen Volk, dem Königreich Gottes im AT. Etliche Glieder (die meisten) wurden entfernt („ausgebrochen“) wegen Unglaubens gegenüber Jesus Christus (V. 20A). Einzelne aus den Heiden wurden (und werden) eingepfropft – durch den Glauben an Jesus Christus (V. 20M). Das alte Königreich Gottes (die alte Gottesherrschaft) ging in das neue über, in das geistliche Königreich Gottes.
Alles war für Israel gedacht gewesen, aber Israel hat sich durch den Unglauben ausgeschlossen (Matthäus 21, 43).
Das Ausbrechen der natürlichen Zweige jedoch geschah nicht endgültig (Römer 11, 23ff).
Der Ölbaum scheint also Israel darzustellen, Israel, wie es in Beziehung zum Messias steht.
Jeremia 11, 16: „Einen grünen Olivenbaum, schön an herrlicher Frucht, hatte Jahweh dich genannt; bei dem Lärm eines großen Getümmels legte er Feuer an ihn, und es brachen seine Äste.“
Hosea 14, 5-7: „Ich will ihre Abtrünnigkeit heilen, will sie willig lieben, denn mein Zorn hat sich von ihm abgewendet. Ich werde für Israel sein wie der Tau: Blühen soll es wie die Lilie und Wurzel schlagen wie der Libanon. Seine Schösslinge sollen sich ausbreiten, und seine Hoheit soll sein wie der Olivenbaum, und sein Geruch wie der Libanon.“
. Paulus hatte gelehrt (Römer 9, 6), dass nicht alle Nachkommen Jakobs das wahre Israel bildeten. Nicht alle, die von Abraham abstammten, seien Gottes Volk. Wer aus Israel nicht an Jesus Christus glaubte, gehörte nicht zum wahren Israel, zum zweiten (zum geistlichen) Gottesvolk.
Das heutige ungläubige Israel ist in diesem Sinne nicht Gottes Volk als solches, wohl aber Gottes Volk in Hoffnung bzw. von der Verheißung her. So ist es auch in Römer 11 aufzufassen. (Vgl. Römer 2, 26-29; Philipper 3, 2; Römer 9, 27.28.) Die aus den Heidenvölkern Eingepfropften gelten als heiliges Gottesvolk (1. Petrus 2, 9.10), als erwähltes Geschlecht (1. Petrus 2, 9), als im Herzen Beschnittene (Kolosser 2, 11), als „Same Abrahams“ (weil sie in Christus sind, Galater 3, 27-29), als dem Abraham erweckte Kinder (Matthäus 3, 9), als Söhne Gottes (Galater 4, 6; Hebräer 2, 10), als Kinder der Verheißung (Galater 4, 28; Römer 9, 8; Joel 3, 5 iVm. Römer 10, 13), nicht aber als „Juden“ oder „Israeliten“.
II:. Auch der ungläubige Teil Israels gilt als Gott heilig. V. 16
„Wenn der Erstling [Gott zugeordnet und ihm] heilig ist, ist es auch die Teigmasse [von welcher er ja ein Teil ist], und wenn die Wurzel mit dem Stamm, [das atl echte Volk Gottes bis zum Messias, Gott] heilig ist, sind es auch die Zweige, [die einzelnen Israeliten seit dem].“
. „Heilig“ ist i. S. v. „abgesondert“ aufzufassen. Vom ersten Teig, gemacht aus den Körnern der Erstlingsähre, wurde ein Teil abgesondert und für den Herrn gebacken als Webeopfer (Schwingopfer), das die ganze Teigmasse heiligte. Die Heiligkeit des ersten Teiges lag in seinem Abgesondertsein für den Herrn und darin, dass er ihn annahm. (Vgl. Lenski.)
Die Chasidim (die Treuen) des AT sind das Erstexemplar vom „Teig“ (Römer 11, 16), der Erstling, der die Teigmasse heiligt. Die Teigmasse ist der ganze abtrünnige Rest Israels.
Heilig bedeutet im Grunde „zugehörig zu etwas“. Paulus sagt hier gleichsam: Auch der abtrünnige Teil Israels gilt als Gott geheiligt, zugehörig zu Gott. Es geht hier um den Teil, der verstoßen ist, der den Messias ablehnte. Von diesem sagt Paulus, er sei heilig, heilig im selben Sinne wie in 1. Korinther 7, 14: Gott „zugeordnet“.
Im AT ist jedoch nicht alles, was „heilig“ ist, auch schon gerettet (z. Bsp. Gegenstände, die Gott gehörig/zugeordnet sind). Israel ist von Gott erwählt, daher „Gott zugeordnet“. Gott ist aber nicht verpflichtet, diesen abtrünnigen Teil zu retten, nur weil er ihn für „heilig“ erklärt hat. Aber grundsätzlich ist doch eine Hoffnung da, dass Gott diesen Teil retten werde oder könne.
Darauf geht nun Paulus im Folgenden ein.
. V. 16M: „und wenn die Wurzel ‹mit Stamm› heilig ist, sind es auch die Zweige.“
- „Wurzel ‹mit Stamm›“
Das griechische Wort bedeutet, nach Menge: Wurzel, Spross, Stamm. Grimm und Thayer meinen: Wurzel; nach dem entsprechenden Hebräischen: das, was aus der Wurzel hervorgeht. Manchmal bedeutet es also: der Stamm, als Verlängerung der Wurzel gedacht (vgl. Matthäus 3, 10), daher in Römer 11, 16 „der Stamm“ offenbar übersprungen wird in der Rede von Wurzel und Zweigen.
Die „Wurzel ‹mit dem Stamm›“ ist das alttestamentliche echte Volk Gottes bis zum Messias. Die Zweige sind die einzelnen messiastreuen Israeliten seit dem Kommen des Messias. Der „Ölbaum“ (Wurzel mit Stamm und Zweigen) ist ein Bild von dem gläubigen Kern, den Treuen aus dem Israel des AT und NT.
- Das ist bestritten worden. Man meint, die wilden Zweige stünden für die Christenheit (ob bekehrt oder nicht) in den Völkern. So schreibt z. Bsp. D. Schürmann in http://www.soundwords.de/artikeldr.asp?id=1056:
„Die Nationen, die hier angesprochen werden — ‚Denn ich sage euch, den Nationen‘ (V. 13) –, werden nicht als solche angesprochen, die in Christus sind, wie es alle die sind, die zu dem Leib Christi, dem neuen Menschen gehören. Das heißt nicht, dass nicht einige der eingepfropften Zweige auch wirklich „in Christus“ sind; alle, die in Christus sind, gehören zu den Zweigen des Ölbaums. Aber hier werden sie nicht als solche angesprochen, sondern als solche, für die die Möglichkeit besteht, ausgebrochen zu werden (V. 21) in gleicher Weise wie die ungläubigen Juden. Das zeigt an, dass es nicht um eine Lebensverbindung geht wie bei dem einen Leib, sondern um ein Bekenntnis, das die Möglichkeit bietet abzufallen, sodass auch Namenschristen hier mit darunterfallen.“
Dazu Folgendes: Erstens spricht der Apostel nicht Völker („Nationen“) an, sondern, nach K. 1, einzelne wahre Christen in Rom. Hier, in K. 11 ab V. 17, kann er sie sogar individuell mit einem „Du“ ansprechen. Zweitens weiß Gott nichts von einer „Einbürgerung“ von Namenschristen in seinen Plan. Die, die in den edlen Ölbaum eingepfropft sind, stehen „durch den Glauben“ (V. 20), und die, die nicht wirklich glauben, wurden ausgebrochen „durch den Unglauben“ (V. 20A. Vgl. auch V. 23.). Von daher ist es nicht möglich, dass welche, die nicht wirklich glauben, als in den Ölbaum Eingepfropfte gelten sollten.
III:. Die neu eingepfropften Zweige sollen sich nicht gegen die ausgebrochenen rühmen. V. 17-21
„Wenn aber einige der Zweige ausgebrochen wurden und du, der du ein [Zweig vom] Wilden Ölbaum warst, unter sie eingepfropft und Mitteilhaber der Wurzel ‹mit Stamm› und der Fettigkeit des Ölbaums wurdest, 18 rühme dich nicht gegen die Zweige. Wenn du dich aber gegen sie rühmst: Du trägst nicht die Wurzel ‹mit Stamm›, sondern die Wurzel ‹mit Stamm› trägt dich.“
Da das griechisch Wort für „Wurzel“ auch den Stamm einschließt, werden nebst ihr (der „Wurzel“) nur die Zweige erwähnt. Aus dem alttestamentlichen Gottesvolk sind mit dem Kommen des Messias gläubige und ungläubige Israeliten hervorgegangen. An die Stelle ausgebrochener Ungläubiger sind Zweige aus einer anderen Baumart gekommen.
. Paulus spricht von zwei Bäumen. Der eine ist die elaia, die Israel darstellt, der andere der agrielaios, der die Nichtisraeliten darstellt. Der erste ist der bekannte gezüchtete Ölbaum. Der zweite hieß (zu Deutsch) Wilder Ölbaum, im attischen Griechisch kotinos, im Lateinischen oleaster. Obwohl sie beide Oliven trugen, aus denen man Öl gewann, waren sie doch zwei verschiedene Baumarten. Der kotinos war dem Gott Dse-üs heilig, die elaia der Pallas Atheenaia. Die Beeren, die Blätter, die Rinde, die kleinen Zweige und die Form der beiden Bäume waren verschieden. Die Qualität des Öls war in beiden Fällen gut, das Öl des Wilden sogar etwas süßer; die elaia lieferte allerdings bedeutend mehr.
Auch bei Nehemia werden sie als zwei verschiedene Bäume aufgezählt (Ne 8, 14.15): „Und sie fanden in der Weisung geschrieben, dass der HErr durch Mose geboten hatte, dass die Kinder Israels am Fest im siebenten Monat in Laubhütten wohnen sollten und dass sie es laut werden und einen Ruf ergehen lassen sollten durch alle ihre Städte und durch Jerusalem und sagen: ‘Geht hinaus auf das Gebirge und holt Zweige vom Olivenbaum und Zweige vom Wilden Ölbaum und Myrtenzweige und Palmzweige und Zweige von dichtbelaubten Bäumen, um Hütten zu machen, wie geschrieben steht!’“
. Das Pfropfen kannte man. Es galt als unverzichtbar, wenn man fruchtbare Haine wollte. Man sagte aber von ihm, dass es „gegen die Natur“ bzw. „neben“ ihr war (para), was ja auch stimmte; nicht dass es naturwidrig oder schädlich sei, sondern es war ein menschlicher Eingriff, wie auch das notwendige Beschneiden. Den etwa 7-10 Jahre alten Ölbaum pfropfte man mit einem Zweig von dem besten Baum, den man kannte. Ungefähr 3 Jahre danach begann dieser junge Baum Frucht zu tragen. Mit den Jahren vermehrte sich der Ertrag.
Dass das Verfahren, von dem Paulus in V. 24 spricht, ein wirkliches, in der Fruchtzucht vorkommendes sei, hat man bezweifeln wollen. Lange scheint Tholuck z. T. Recht zu geben, wenn der bemerkt:
„Entweder ist nun dem Paulus das ökonomische Sachverhältnis nicht bekannt gewesen, oder – was bei der Trivialität dieser Notiz wahrscheinlicher – hat er sagen wollen, hier sei aus Gnaden geschehen, was sonst wider die Natur ist.“
Im Biblischen Wörterbuch für das christliche Volk liest man unter „Ölbaum“ u.a.: „Ob, wie einige wegen Römer 11, 17ff vermuten, die Einpfropfung wilder Ölzweige in die edlen Stämme stattgefunden habe, um den alten, kränkelnden Stamm damit zu erneuern, muss bezweifelt werden.“ (Karlsruhe und Leipzig, Verlag von H. Reuther 1885, herausgegeben von H. Zeller) Doch wird dann glücklicherweise in einer Fußnote ein gewisser „Schultz (Leitungen V. 88)“ zitiert:
„In Jerusalem habe ich von vielen gehört, dass wenn ein zahmer Ölbaum seine Zweige verliert, so holen sie von dem Jordan wilde Ölzweige, pfropfen dieselben in den zahmen Stamm, und da trägt er gute Früchte.“
Ramsay spricht von einem fast geheim gehaltenen Rezept in Sonderfällen. Er weist hin auf die Schriften von Pausanias, Palladius und Columella und zitiert Professor Theobald Fischer, der schrieb:
„An das noch heute in Palästina geübte Verfahren, einen Ölbaum, der Früchte zu tragen aufhört, zu verjüngen, indem man ihn mit einem der wilden Wurzeltriebe pfropft, so dass der Saft des Baumes diesen wilden Trieb veredelt und der Baum nun wieder Früchte trägt, spielt der Apostel Paulus an Römer 11, 17.“ (Der Ölbaum – Petermanns Mitteil., Ergänzungsheft, Nr. 147, S. 9)
Vor dem Pfropfen wurden Zweige entfernt, um dem neuen Zweig mehr Luft und Licht zugänglich zu machen und damit die neue Frucht nicht auf unnötig viele Zweige verteilt werde. Es konnte auch ein Wilder Ölbaum veredelt werden durch das Aufpfropfen eines Zweiges von einem gezüchteten Ölbaum.
Dieser wird hier angesprochen und gewarnt, sich nicht über den ungläubigen Israeliten zu überheben. Er ist nämlich nicht gefeit vor einem Fall aus der Gnade, in der er steht. Durch den Unglauben kam die Entfernung von einigen Israeliten. Durch den Glauben kam er als Nichtisraelit in den Genuss des messianischen Segens. Durch den Glauben behält er diesen Segen. Durch eventuellen Unglauben wird er wie ungläubige Israeliten dieses Segens verlustig werden.
IV:. Man soll von Gottes Umgang mit dem ungläubigen Israel lernen. V. 22
„Sieh also die Freundlichkeit und die Strenge Gottes: gegen die, die fielen, Strenge; gegen dich Freundlichkeit, wenn du an der Freundlichkeit bleibst. Sonst wirst auch du abgeschnitten werden.“
Kurze, warnende Sätze, die ernüchtern und ins Licht der Ewigkeit stellen! Gottes Wege mit Israel waren stets ein Beispiel für seine Wege mit dem Menschen überhaupt, denn im Grunde ist jeder Mensch gleich, und so, wie Israel sich verhalten hat, so verhält sich jeder andere. Jeder begeht dieselben Sünden und geht bei Gott in dieselbe Schule.
Gott spricht zwei Sprachen mit dem Menschen, das eine Mal in dieser, das andere Mal in der anderen. Die Sprachen heißen Güte und Strenge. Beide wollen zur Umkehr und zu Gott führen. Man vgl. K. 2, 3.4. Sie wollen uns auch bei Gott halten. Kühlt die Liebe zu ihm ab, so kommt die mahnende Stimme, die erste Liebe nicht zu verlassen (Offenbarung 2). Römer 9-11 sind nicht nur zusätzliche Randnotizen zur Geschichte Israels, sondern ernste Botschaft für jeden Christen, aus welchem Volk er auch stammen mag.
Godet bemerkte: „Wehe dem Gläubigen, welchem Gnade nicht mehr Gnade ist am hundertsten oder tausendsten Tag gerade wie am ersten!“ (Zitiert bei Lohmann)
V:. Man soll zur Kenntnis nehmen, dass Gott den ungläubigen Teil Israels wieder aufnehmen kann. V. 23.24
„Aber auch jene, wenn sie nicht im Unglauben bleiben, werden eingepfropft werden, denn Gott vermag sie wieder einzupfropfen; 24 denn wenn du von dem von Natur Wilden Ölbaum abgeschnitten und wider die Natur in einen edlen Ölbaum eingepfropft wurdest, wie viel mehr werden diese, die natürlichen [Zweige], in den eigenen Ölbaum eingepfropft werden.“
Das heutige ungläubige Israel nach dem Fleisch wird – insofern es nicht im Unglauben bleibt – wieder in den Ölbaum eingepfropft werden. Wenn es im Unglauben bleibt, geht es verloren.
Sie werden eingepfropft werden, sagt Paulus. Das ist eine Verheißung. Sie geht konform mit dem, was er in 2. Korinther 3, 15.16 sagt:
„… sondern bis auf den heutigen Tag liegt, wenn Mose gelesen wird, der Schleier auf ihrem Herzen. Wenn es aber zum Herrn hin umkehren wird (o.: gewandt haben wird), wird der Schleier weggenommen.“
Das geht auch konform mit dem, was der Apostel hier in den nächsten Versen offenbart.
I:. Diese will Paulus den Lesern nicht vorenthalten. V. 25A
„... denn ich will nicht, Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt sei, damit ihr euch nicht selbst klug dünkt:“
Die aus den Völkern könnten zu Hochmut verleitet sein. Deshalb will Paulus, dass sie wissen, dass bzgl. Israels noch nicht aller Tage Abend ist.
Was Paulus nun sagt, ist etwas, das im AT nicht geoffenbart war. Es war ein „Geheimnis“. Darunter versteht er Tatsachen oder Wahrheiten, die der Mensch nicht von sich aus durch Beobachtung und Erfahrung und Nachdenken erkennen kann, sondern nur durch göttliche Offenbarung. Um ein solches Geheimnis handelt es sich hier.
II:. Die Verheißung ist eine dreifache. V. 25M-27
„Verhärtung ist Israel zu einem Teil widerfahren ...“
Sie ist eine nur teilhafte aus zwei Gründen: räumlich, weil sie nur einem Teil des Volkes betrifft, denn viele begrüß-ten und nahmen den Messias auf; zeitlich, weil sie nicht für immer ist, wie er gleich zeigt.
Von der räumlichen Begrenzung hatte der Apostel bereits in den Versen 2-10 gesprochen. Nun wird deutlich, dass die Verhärtung auch zeitlich begrenzt ist. Die Verstockung ist nicht ein bleibender Zustand. Der Verhärtungszustand kann und wird verändert werden, wie er in V. 23.24 bereits deutlich machte.
„Verhärtung ist Israel zu einem Teil widerfahren, bis die Fülle derer, die von den Völkern sind, eingegangen sein wird.“
Dass die Fülle nicht die Gesamtheit der Heiden einschließt, ist klar; das hätte er auch anders ausgedrückt. Es kann sich hier wohl nur um die in den Völkern handeln, von denen Gott im Voraus weiß, dass sie zum Glauben an den Christus kommen und also in seine Gemeinde eingehen.
Vgl. K. 9, 26: „... an dem Ort, an dem zu ihnen gesagt wurde: ‘Ihr seid nicht mein Volk’, dort werden sie ‘Söhne des lebenden Gottes’ genannt werden.“
„Und auf diese Weise wird das ganze Israel gerettet werden, wie geschrieben ist: ‚Es wird aus Zion kommen der Befreier, und er wird ehrfurchtsloses Wesen von Jakob abwenden. 27 Und dieses ist ihnen der Bund von mir, wenn ich weggenommen habe ihre Sünden.‘“
. „Und auf diese Weise ...“ bezieht sich zurück auf das Gesagte. Wie wird ganz Israel gerettet? Indem Gott die Verhärtung beendet. Das wurde soeben beschrieben: Auf diesem Wege,
. indem sie zuerst verstockt werden, damit die aus den Heiden (zusammen mit dem treuen Kern aus Israel) eingehen können, und
. indem dann dem Überrest des dann noch lebenden Volkes Israel die Verhärtung weggenommen wird.
2. Korinther 3, 14-16: „Ihre Gedanken wurden jedoch verhärtet, denn bis auf den heutigen Tag bleibt beim Lesen des alten Bundes derselbe Schleier nicht weggezogen, der, der in Christus schwindet, sondern bis auf den heutigen Tag liegt, wenn Mose gelesen wird, der Schleier auf ihrem Herzen. Wenn es aber zum Herrn hin umkehren wird [o. sich umgewandt haben wird], wird der Schleier weggenommen.“
Matthäus 23, 39: „... denn ich sage euch: Hinfort werdet ihr mich auf keinen Fall sehen, bis ihr sagt: ‘Gelobt [sei] der, der kommt im Namen des Herrn!’“
. „... wird das ganze Israel gerettet werden.“
Dass Israel wieder angenommen werden wird, hat Paulus bereits in den Versen 12 und 15 mitgeteilt. Vgl. 9, 27.28. Mit dem „ganzen Israel“ ist der Überrest von 9, 27 gemeint, der Überrest, der sich bekehren wird. (Sche-ar Jaschub, „ein Überrest wird umkehren“, Jesaja 7, 3; 10, 21.22.)
. Um zu zeigen, dass es sich bei der Wiederannahme und Wiedereinsetzung Israels am Ende der Tage um einen Akt der vergebenden und befreienden Barmherzigkeit Gottes handelt, werden die folgenden Schriftworte angeführt. (Vgl. Zahn, S. 524.)
V. 26E: „... wie geschrieben ist: ‘Es wird aus Zijon kommen der Befreier, und er wird ehrfurchtsloses Wesen von Jakob abwenden.’“
Jesaja 59, 20: „Und er wird als Erlöser kommen für Zijon und für die, die in Jakob von der Abtrünnigkeit [o.: vom ‹Treue›bruch] umkehren, ‹ist der› Ausspruch Jahwehs. [gr. Übersetzung im AT: „Und Zions wegen wird er kommen, der Befreier, und er wird abwenden die Ehrfurchtslosig-keiten von Jakob.“]
(Anstelle des hebräischen „für Zijon“, le-zijoon, und des griech. „Zions wegen“, heneken Sioon, in Jesaja 59, 20 steht in Römer 11, 27 „aus Zion“, ek Sioon.
Dass es sich in der Jesajastelle um die Wiederkunft Jesu handelt, zeigt die Parallelstelle Sa 12, 10M: „Und sie werden blicken auf mich, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen gleich der Wehklage über den Einziggeborenen und bitterlich über ihn leidtragen, wie man bitterlich leidträgt über den Erstgeborenen.“
V. 27: „’Und dieses ist ihnen der Bund von mir ...’“
Jesaja 59, 21: „Und ich – dieses ist mein Bund mit ihnen, sagt Jahweh: Mein Geist, der auf dir ist, und meine Worte, die ich in deinen Mund gelegt habe, werden nicht aus deinem Munde weichen noch aus dem Munde deines Samens, noch aus dem Munde des Samens deines Samens, sagt Jahweh, von nun an bis in Ewigkeit.“
V. 27M: „... ‘wenn ich weggenommen habe ihre Sünden.’“
Vgl. Jesaja 27, 9A: „Darum wird durch dieses Jakobs Verfehlung gesühnt (bedeckt). Und das sei die ganze Frucht des Hinwegnehmens seiner Sünde …“
Vgl. auch Jeremia 31, 33A: „Sondern dies ist der Bund, den ich mit dem Hause Israel machen werde nach jenen Tagen, …“
Vgl. dazu Sacharja 12, 10; 13, 1.8.9: „Und ich werde ausgießen über das Haus Davids und über die Bewohner Jerusalems den Geist der Gnade und der Flehungen ‹um Gnade›. Und sie werden zu mir blicken, [zu dem,] den sie durchbohrt haben. Und sie werden wehklagen über ihn gleich der Wehklage über den Einziggeborenen und bitterlich klagen ‹und weinen› über ihn, wie man bitterlich klagt ‹und weint› über den Erstgeborenen. … 13, 1 An jenem Tage wird dem Hause David und den Bewohnern Jerusalems eine Quelle eröffnet sein für Sünde und für Unreinheit. … 8 Und es wird geschehen im ganzen Lande – [ist der] Ausspruch Jahwehs –: Zwei Teile darin werden ausgerottet werden, werden verscheiden! Und der dritte Teil darin wird übrig bleiben. 9 Und ich werde den dritten Teil ins Feuer bringen, und ich werde sie läutern, wie man das Silber läutert, und sie prüfen, wie man das Gold prüft. Der, der wird meinen Namen anrufen. Und ich, ich werde ihm antworten. Ich werde sagen: ‚Der ist mein Volk!’ und er, er wird sagen: ‚Jahweh, mein Gott!’“
. V. 28: „Ja, gemäß der guten Botschaft sind sie Feinde, euretwegen. Gemäß der Erwählung sind sie aber Geliebte, der Väter wegen …”
- „Gemäß der Erwählung“ – als heilsgeschichtliches Volk. (Vgl. 9, 11-13.)
- „der Väter wegen”: wegen der Verheißung, die Gott den Vätern gab
. V. 29: „… denn unbereubar sind die Gnadengaben und das Rufen Gottes …“
- Der Mensch darf wohl gegen diesen Plan angehen, und Satan darf gegen die Absichten Gottes angehen, aber wenn Gott sich vornimmt zu retten, zeigt er sich stärker als alle Feinde; dann wird Errettung sein!
Gott zeigt sich als der Stärkere, wenn sein Heil das erfordert.
- „unbereubar“: Es reut Gott nicht, was er tat und gab. Das heißt aber nicht, dass der einzelne Empfänger die Gaben Gottes nicht verlieren kann.
. V. 30-32: „… denn gleichwie auch ihr einst im Unglauben Gott nicht gehorchtet, nun aber Barmherzigkeit erfuhrt [durch] ihren Ungehorsam, 31 so waren auch diese nun im Unglauben ungehorsam zugunsten eurer Barmherzigkeit, damit auch sie Barmherzigkeit erfahren möchten, 32 denn Gott schloss alle zusammen ein in den Ungehorsam, damit er allen Barmherzigkeit widerfahren lasse.“
- „… im Unglauben Gott nicht gehorchtet …“
Das griechisch Wort drückt aus, dass ihr Ungehorsam in Unglauben besteht, bzw. dass ihr Unglaube ein Akt des Ungehorsams ist, ebenso in V. 32.
- „denn Gott schloss alle zusammen ein in den Ungehorsam, damit er allen Barmherzigkeit widerfahren lasse.“ (V. 32): Vgl. Galater 3, 22.
Wozu schloss Gott alle unter den Unglauben ein? Wozu hat er alle als untauglich abgestempelt? Damit sie tauglich werden können; denn er will alle retten, deshalb zeigt er uns die ganze Wahrheit über uns: nämlich, dass wir unverbesserliche Sünder sind und nur aus Gnaden gerettet werden können.
So war Gottes Absicht in der Erwählung der einen und Verwerfung der anderen immer Barmherzigkeit.
. Israel ist suchend. V. 7
. Israel ist heilig. V. 16
. Israel ist von Gott geliebt. V. 28
. Gottes Absichten mit Israel enden nicht mit seinem Fall. V. 11
. Gott will die Rettung Israels. V. 14
. Wer in Israel vom Unglauben umkehrt, darf wieder eingegliedert werden. V. 23.24
. Es ist immer so, dass Unglaube der Begnadigung vorausgeht. V. 31.32
. Die Verstockung Israels ist sowohl auf Zeit als auch auf Raum begrenzt. V. 25
. Eines Tages wird ganz Israel gerettet. V. 26.12
. Gott bleibt seinem Vorsatz treu. V. 29
Die K. 9-11 beginnen mit einer Schmerzensklage, enden mit einem Lobpreis der Anbetung.
Genau an wen ist dieses Lob gerichtet?
Bei einer solchen Frage dürfen wir nicht vergessen, dass für Paulus die zwei Personen Gott-Vater und Gott-Sohn eine Person sind. In K. 9, 5 ist Christus der hoch zu preisende Gott selbst. Und an diesen Christus, an diesen Gott, denken wir auch am Ende von K. 11. In diesem Christus ist Gott Retter geworden.
. V. 33-35: „O die Tiefe des Reichtums, der Weisheit und auch der Kenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Urteile und unaufspürbar seine Wege; 34 denn ‘wer kannte den Sinn des Herrn, oder wer wurde sein Mitberater?’ {Jesaja 40, 13} 35 oder ‘wer gab ihm zuvor, und es wäre ihm zu vergelten?’ {Vgl. Hiob 41, 3.}“
Niemand wird Gott schuldig sprechen können.
Gott gibt jedem genügend Gelegenheit, Buße zu tun. Niemand wird sagen können: „Du warst/bist mir Gnade schuldig!“ Alle Unbußfertigen werden als ein Schuldner verloren gehen. Die, die sich begnadigen lassen, werden unverdienter Weise gerettet werden.
Niemand wird sagen können: „Ich war nicht erwählt!”
Gott gibt jedem die Gelegenheit, ein Erwählter zu werden. Seine Arme sind zu allen ausgestreckt (10, 21).
„Deshalb bist du nicht zu entschuldigen…; denn worin du anderen richtest, verurteilst du dich selbst; denn du, der du richtest, tust dasselbe.“ Römer 2, 1
. V. 36: „– denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm ‹gebührt› die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.“
So wollen wir nie aufhören, Gott zu loben, wenn wir ihm gehören dürfen und seine Vergebungen annehmen durften.
„Ihre Predigt gestern hat mir gut gefallen”, meinte ein Bauer, als der Prediger ihn besuchte. „Bloß eines hätte ich mir noch gewünscht: Sie hätten noch schärfer predigen sollen. Nehmen Sie mir das nicht übel!”
„Nein. Im Gegenteil. Es mag schon sein, dass die Predigt noch schärfer hätte sein können.”
„Ja. Besonders, als Sie über die Bekehrung sprachen und über den Geiz. Sie glauben gar nicht, was für Geizkragen in der Gemeinde sind. Es steht doch in der Bibel:
‚Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes!‘
Das hätten Sie noch mehr betonen sollen.”
Endlich brach der Prediger auf. Der Bauer begleitete ihn bis zur Tür. Im Nebenraum – die Tür stand gerade offen – hingen Schinken und andere Fleischwaren in so großer Menge, dass es eine Freude war sie anzuschauen.
Der Prediger blieb stehen und sagte: „Bevor ich zu Ihnen kam, war ich bei der armen Witwe Krüger. Sie wissen ja, dass sie sechs Kinder hat. Da hat sie es sehr schwer, und es wäre nötig, sie ein wenig zu unterstützen. Sie haben da so schöne Schinken hängen. Wollen Sie mir nicht einen für Frau Krüger herunterholen?“
„Was? Einen ganzen Schinken? Das ist viel. Ein Stück davon tut`s doch wohl auch.”
„Nein, nein. Sie braucht einen ganzen. Sie sind doch ein reicher Mann und können nicht einmal einen Schinken hergeben?“
„Na, wenn es sein muss, dann nehmen Sie ihn mit!”
Als der Bauer den Schinken ausgehändigt hatte, fragte der Prediger: „Nun, war das scharf genug gepredigt?”
„Ja, fast ein wenig zu scharf!“, sagte der Bauer.
– Aus: Die gute Saat, 26. 3. 2008
° Die Menschen wollen gerne das Alte drangeben und etwas Neues haben. Aber für gewöhnlich hat sich in der Theologie herausgestellt, dass das Wahre nicht neu und das Neue nicht wahr ist. – John MacArthur (So auch im Folg.)
° Warum wollen sie die gesunde Lehre nicht ertragen? Sie wollen sich nichts sagen lassen. Sie wollen nicht überführt werden. Sie wollen unterhalten sein. Sie wünschen eine Predigt, die in ihnen angenehme Gefühle weckt. Sie wollen sich wohlfühlen. Sie wollen, dass ihre Ohren gekitzelt werden mit Anekdoten, Humor, Psychologie, anregenden Lesungen, positivem Denken und Selbstbeweihräucherung. Kurze Predigten sollen ihr „Ich“ massieren mit freundlichem Geplauder, dem man allezeit zustimmen kann. Biblische Zurechtweisung, Strafe und Ermahnung werden für unerträglich gehalten. Denn die göttliche Wahrheit kitzelt die Ohren nicht, sondern sie schlägt dagegen, sodass sie brennen.
° Die Wahrheit der Schrift wird beeinträchtigt, wenn sie nicht mehr im Mittelpunkt steht, wenn, um die Freundschaft der Welt nicht zu gefährden, harte Wahrheiten unterschlagen werden, wenn seichte Vergnügungen die gesunde Lehre verdrängen und wenn man sprachliche Akrobatenstücke aufführen muss, um schwierige biblische Wahrheiten zu umgehen. Die Absicht, es dem Suchenden gemütlich zu machen, ist unvereinbar mit der biblischen Lehre. So wird die biblische Botschaft durch diese Philosophie unvermeidlich verbogen. Und was ist mit den Gläubigen, die doch Nahrung bekommen müssen? Die direkte, ganz normale Verkündigung der Wahrheit ist wichtiger, als dass sich „Entkirchlichte“ wohlfühlen.
° Der Apostel Paulus ging mit den Ungläubigen keine Kompromisse ein. Er schloss mit den Feinden Gottes keinen Frieden. Er sagte: „Wehe mir, wenn ich die gute Botschaft nicht verkündige!“
Gott hatte ihn gerufen und ausgesandt. Paulus war kein Händler oder Marktschreier, sondern ein Gottesbote. Er passte seine Botschaft nicht an, um seinen Hörern gefällig zu sein und das gewünschte Echo zu erzielen. Sein Leben beweist zur Genüge, dass er seine Botschaft nicht den Hörerwünschen anpasste. Und die persönlichen Leiden, die er wegen seines Dienstes ertrug, zeigen gerade nicht, dass er etwas falsch machte, sondern dass alles ganz in Ordnung war.
° Das große Wunder der Erlösung besteht nicht darin, dass wir Christus annehmen, sondern dass er uns annimmt. Wir würden ihn nie von uns aus lieben. (1. Johannes 4, 19)
° Die moderne Evangeliumsverkündigung lockt die Menschen auf einen Irrweg. Sie verheißt einen wunder-baren, bequemen Plan für unser Leben und unterschlägt das Ärgernis des Kreuzes. Obwohl sie Jesus als den Weg, die Wahrheit und das Leben präsentiert, verschweigt sie den schmalen Weg und die enge Pforte. Sie redet von der Liebe Gottes, aber nicht von seinem Zorn. Sie ist voll Liebe und Verständnis, aber man hört nichts von einem heiligen Gott, der die Sünde hasst. Sie ist zu einer Botschaft geworden, die leichthin Rettung verheißt und zu hastigen Entscheidungen auffordert. Nicht selten ist das alles mit falschen Versprechungen von Gesundheit, Glück und Wohlstand verbunden. Doch ist das nicht das Evangelium Jesu Christi.
° Vieles bei der modernen Evangelisation gleicht dem Bauen auf Sand. Da lässt man sich keine Zeit, von der Sünde zu überführen. Da räumt man keine Möglichkeit ein zu tiefer Buße, und kaum einer erhält die Chance, zu verstehen, warum wir unser Verlorensein begreifen müssen. So kann der Heilige Geist sein Werk nicht tun. Es gibt einige, die sagen, sie seien gerettet, bevor sie auch nur im Geringsten ihr Verlorensein empfunden haben. Sie haben gehört, aber sie gehorchen nicht. Sie haben auf falschen Grund, auf Treibsand gebaut.
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