U n t e r w e g s n o t i e r t
Eine Handreichung für Dienende
______________________________________________________________
„Seht zu, Brüder, dass nicht etwa in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens sein wird, im Abfall vom lebenden Gott begriffen, sondern ruft euch untereinander auf, jeden Tag, solange es „Heute“ heißt, damit niemand von euch verhärtet werde durch den Betrug der Sünde, denn wir sind Teilhabende des Christus geworden, wenn wir nur die anfängliche sichere Grundlage als eine feste und bestätigte bis zum Ende festhalten.“
Hebräer 3, 12-14
__________________________________________________________________
Nr. 152: Mai – Juni 2025
Die Rettung und die Gemeinde der Geretteten
Der Epheserbrief (14)
Die Segnungen der Gläubigen in Christus – Kapitel 1-3
Der Wandel der Geretteten in Christus – Kapitel 4-6
I. Richtlinien für würdigen Wandel im Leib Christi 4, 1-16
II. Richtlinien für würdigen Wandel im Alltag 4, 17-5, 21
A. Grundsätzliche Ausrichtung nach dem Leitbild 4, 17-24
Fortsetzung von der letzten Nummer.
Wenn wir in den V. 17-24 grundsätzliche Ausrichtungen vorfanden, so geht es nun in den V. 25-32 um Aufforderungen für Menschen, die mitten in der Welt stehen, umgeben von Menschen, die mit Sünde behaftet sind. Wie kommen wir mit den Menschen unserer Umgebung aus? Paulus zeigt uns, wie das Leitbild Christus und der Maßstab des neuen Menschen uns dabei helfen können.
In diesem Abschnitt geht es um jeweils zwei Parallelgedanken. Altes und neues Wesen werden entweder einander gegenübergestellt oder paarweise angeordnet: V. 25: Lüge – Wahrheit; V. 26.27: Angriff und Schutz (beziehungsweise Zorn und Zurückhaltung); V. 28: Stehlen – Geben; V. 29: abbauende – aufbauende Rede; V. 31.32: feindliche – freundliche Art.
Paulus beginnt mit dem Wichtigsten, dem Mund. 5mal ist davon die Rede. Er ist am meisten erneuerungsbedürftig.
„Darum legt die Lüge ab“
Lüge ist, wenn ich den Eindruck erwecke, dass etwas ist, wie es in Wahrheit nicht ist; oder wenn ich den Eindruck erwecke, dass etwas nicht so ist, wie es in Wahrheit ist. Dazu gehören das Übertreiben und das Vortäuschen von Sachverhalten.
„und redet Wahrheit“
Jetzt kommt das Positive. Es geht nicht nur darum, nicht mehr zu lügen; jetzt muss diese Leere gefüllt werden mit Wahrheit. Paulus lässt nicht ein Vakuum zurück.
„jeder mit seinem Nächsten, ...“
Keiner ist ausgeschlossen.
Paulus fügt eine Begründung hinzu. Warum sollen wir ein anderes Leben führen und die Gewohnheiten ändern?
„weil wir Glieder voneinander sind.“
Wir sind untereinander Glieder und miteinander verwachsen. Daher geziemt es sich nicht, dass wir mit unserem Reden falsche Vorstellungen hervorrufen. Der Leib Christi ist eine Wirklichkeit. Paulus erinnert: Man schneidet sich doch nicht selber ins Fleisch. Wer den Bruder verletzt, verletzt den Leib und damit sich selbst. In der Ehe ist es ebenso: 5, 28ff.
Lüge ist das Vorenthalten von Wahrheit. Ich mache meinem Nächsten etwas vor. Damit baue ich sein Vertrauen in mich ab und ebenso meine Beziehung zu ihm. Es entsteht eine Kluft. Das aber, sagt Paulus, ist nicht der Situation gemäß, die in Christus gegeben ist; denn in Christus leben wir nicht nur nebeneinander her als gerettete Individuen, sondern wir leben miteinander als ein organisches Gefüge, als Christi Leib. Wir sind fest zusammengefügt. Wenn wir einander aufbauen sollen, geziemt sich Lüge nicht. Wir sollen im Wort und in der Tat wahr sein, durchsichtig, lauter; nicht anderen etwas anderes vormachen als wir sind. Da wird es mitunter vorkommen, dass wir zugeben müssen, dass wir sündig gehandelt haben. Das bedeutet, dass wir Schuld bekennen müssen.
„Zürnt – und sündigt nicht.“
Paulus erinnert an Psalm 4, 5: „Bebt und sündigt nicht!“ (oder: Wenn ihr bebt, wenn ihr unruhig oder aufgeregt seid, sündigt nicht!) Dort wird nicht das Wort „Zorn“ gebraucht, sondern „Unruhe“ („Aufregung“). Das griech. Wort in Epheser 4, 26 kann für „Aufregung“ verwendet werden. Die Aufregung kann verschiedener Art sein. Wenn wir zornig sind, sind wir unruhig über das, was geschehen ist. Aber es gibt noch andere Arten von Unruhe. Wenn wir an einen Unfall kommen und jemanden sehen, der am Verbluten ist, oder wenn ein Haus in Brand aufgeht, dürfen wir nicht ruhig bleiben. Wir müssen unruhig werden und schnell handeln. Es gilt, eine heilige Unruhe an den Tag zu legen. Wenn Menschen umkommen, sollten wir darüber nicht ruhig sein.
„Zürnt – und sündigt nicht.“
Zürnen kann vorkommen. Wenn es vorkommt, sollten wir uns fragen: „Habe ich dabei gesündigt?“ bzw. „Werde ich sündigen?“ Nicht jeder Zorn ist von vornherein Sünde. Ich muss unterscheiden, ob ich über die Person verärgert bin, oder über die Sache, die die Person tut. Sünde ist für die Menschheit in einem gewissen Sinn ein Fremdkörper. Sie gehört nicht zur Schöpfung, sie kam erst später hinein. Sie ist für den Heiligen ein Fremdkörper und gehört nicht in seinen Wandel. Ich muss also zwischen der Tat und der Person unterscheiden. Es ist durch die Kraft des Heiligen Geistes möglich, die Person zu lieben und dennoch seine Tat zu hassen. Man kann über eine Tat verärgert sein und gleichzeitig mit dem Täter Barmherzigkeit haben.
Zürnt — an der richtigen Stelle! Und sündigt dabei nicht! Zornig zu sein ist leicht, aber im richtigen Maß, zur rechten Zeit, zum rechten Zweck und auf die rechte Art zornig zu sein, ist nicht leicht. „Der Zorn eines Mannes bewirkt nicht Gerechtigkeit Gottes.“ (Jakobus 1, 20)
„Die Sonne gehe nicht unter über eurer Erzürnung.“
Lasst eure Erzürnung nicht bis nach Sonnenuntergang andauern. Warum soll der Zorn nicht andauern? — Weil es gefährlich ist. Ich sollte mir nicht die Kraft zumuten, dass ich auf Dauer erregt sein könnte. Da liegt die Versuchung nahe, dass ich letztlich doch Person und Tat verwechsle. Auch der „heilige“ Zorn darf nicht lange andauern. Wir würden sündigen. Nur Gott kann einen heiligen Zorn lange hegen.
Der Sonnenuntergang ist eine gute Grenze zum Ruhigwerden. Auch wenn der heilige Zorn zum Beispiel erst um 17 Uhr entstand, bleibt der Sonnenuntergang die Grenze. Dann haben wir nämlich fast den ganzen Tag hinter uns und sind müde. Wenn wir müde sind, stehen wir leichter in Gefahr zu sündigen. Wir müssen lernen, mit der Unruhe und Aufregung richtig umzugehen; wir müssen lernen, uns in unseren Gefühlen zu beherrschen. (Vgl. Galater 5, 22.23: „Die Frucht des Geistes ist ... Selbstbeherrschung.“) Gott schuf uns so, dass unsere Emotionen wie Wellen sind, die hoch und niedergehen. Aber die Wellen der Aufregung dürfen nicht über die Grenze hinausgehen. Wir können Zorn und Erregung nicht lange verkraften. Wir müssen – auch bei gerechtfertigter Aufregung – wieder zur Ruhe kommen und die Sache Gott anbefehlen. Wir können die Lage von uns aus nicht immer ändern. Wir müssen ruhig werden und es ihm überlassen. Der Psalmist sagt, er will auf dem Bett liegend nachdenken. (Psalm 4, 5.6: „Redet mit eurem Herzen auf eurem Lager und werdet stille. – Opfert Opfer der Gerechtigkeit und vertraut auf Jahweh.“). So kann man vor dem Einschlafen alles bereinigen.
„Gebt auch nicht Raum dem Teufel (Verleumder).“
Ich soll mich über diese Sache nicht lange aufregen, damit ich nicht dem Teufel, dem Verleumder, Raum gebe, sondern dem Herrn: Jesus. Ich darf beten: „Herr, die Rache ist dein. Ich bin nicht verantwortlich; ich bin dein Kind, und dieses ist deine Angelegenheit.“ Und indem ich die Angelegenheit ihm überlasse, gewinnt er Raum in dieser Sache – und der Feind ist ausgeschaltet. Wenn ich mich aber dauernd damit befasse, wird der Teufel durch diese Sache einen Brückenkopf bekommen, sodass er mir weitere Niederlagen bereiten kann.
Es gibt viel Wirken des Feindes, auch unter Christen (1. Timotheus 4, 1.2). Der Feind ist mehr am Werk als wir denken. Überall, wo Sünde ist, ist ein potentieller Raum und eine Möglichkeit für den Widersacher, sich breit zu machen. Seine Gedanken sind uns nicht unbekannt (2. Korinther 2, 11). Wenn wir ihm widerstehen, wird er fliehen (Jakobus 4, 7; 1. Petrus 5, 8.9). Wir dürfen ihm nicht Raum geben, weder im persönlichen Leben noch in der Christenschar. Daher wollen wir mit dem Herrn in Verbindung treten, ihm alles abgeben und es ihm bekennen, falls wir uns verschuldet haben. Er trägt uns und unsere Schuld.
Auch durch Stehlen geben wir dem Teufel Raum.
„Der Stehlende stehle nicht mehr; …“
Man muss sofort damit aufhören. Aber das ist nicht alles.
„vielmehr arbeite er, ...“
Es soll kein Vakuum zurückbleiben, sondern an die Stelle des Stehlens soll nun das Geben treten. Falls Sie gestohlen haben, wissen Sie nun, wo ihre Aufgabe für den Herrn ist und welchen Dienst Sie haben: geben lernen! Sie sollen also das Gegenteil von dem tun, was Sie vor Ihrer Bekehrung getan hatten.
„und erwirke mit den Händen das Gute, ...“
Dort, wo wir schwach waren, sollen wir stark werden.
„damit er etwas habe, dem Bedürftigen mitzugeben.“
Wer gestohlen hat, als er noch nicht gläubig war, soll besonders darauf bedacht sein, sich etwas an Gütern anzueignen, damit er nun gerade das Gegenteil vom Stehlen tun kann. Es soll – über seine persönliche Notdurft hinaus – etwas übrighaben und die Gelegenheit wahrnehmen, etwas weiterzugeben. Natürlich soll er zuerst das erstatten, was er gestohlen hatte, aber danach soll er beständig am Geben bleiben. Dadurch, durch diese gegensätzliche Handlung, wird das Bedürfnis zum Stehlen behoben.
„Kein faules Wort gehe aus eurem Munde hervor, ...“
Das heißt: keine schlecht gewordene, verfaulte Rede. Schlechte Rede baut ab, zerstört. Sie erregt geistliche „Fäulnis“. Man bekommt gleichsam „Mundgeruch“. Der Herr betonte (Matthäus 12, 36.37): „Ich sage euch: Jedes müßige Wort, was auch immer die Menschen reden, darüber werden sie am Tag des Gerichts Rechenschaft geben, denn aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verurteilt werden.“
Der Mund ist die Öffnung des Herzens. Wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund. Die Therapie ist nicht Schweigen, sondern Buße im Herzen, das heißt Änderung des Denkens, Füllen der Gedanken mit Gutem.
Daher sollen wir uns fragen, womit wir unseren Geist beschäftigen. Was hören wir uns für Reden in Filmen an? Wo hören wir überhaupt zu?
Das, womit wir uns füllen, wird schließlich aus uns herauskommen. Wer sich mit dem füllt, was ihm die Medien sagen (und auch wie sie es sagen), wird entsprechend denken und schließlich entsprechend reden.
„nur eines, das gut ist zur Erbauung“
Was ist Erbauung? Das, was die Christusähnlichkeit fördert; alles, was meinen Mitchristen weiterbringen könnte. Wir sollen reden, was „baut“, was zum Aufbauen des Leibes Christi dienlich ist. Jeder Christ hat Erbauung nötig. Gott teilt ein, wer wem wann dient. Wenn Gott jemanden in meine Gegenwart führt, dem ich zu dienen habe, soll ich bereit sein, ihm zu seiner Erbauung zu dienen.
„nach Bedarf, ...“
Wir sollen uns fragen, was das tatsächliche geistliche Bedürfnis des anderen ist. Entsprechend sollen wir reden. Das Bedürfnis des anderen erkennen wir besser, wenn wir uns viel vom Herrn belehren lassen. In Jesaja 50, 4 lesen wir: „Mein Herr, Jahweh, hat mir eine Zunge der Belehrten gegeben, damit ich wisse, den Müden durch ein Wort aufzurichten. Er weckt mich jeden Morgen, er weckt mir das Ohr, damit ich höre wie solche, die belehrt werden.“
„damit es den Hörern Gnade gebe.“
Die Grundbedeutung des Wortes „Gnade“ ist: „das Angenehme, Wohltuende, Anmutige“; „das, was erfreut“, etwas, wofür man dankbar sein kann. Im Deutschen haben wir diese Bedeutung noch in dem Begriff „charmant“ und in „gnädig“ („gnädige Frau“). In der englischen Sprache sagt man zum Dankgebet vor dem Essen: to say grace („Gnade sagen“). Es bedeutet, Gott für seine Gnade zu danken.
Was wir reden, soll den Hörern Gnade vermitteln. Gnade vermitteln heißt hier: Hilfe geben. Wir sollen reden, was den anderen fördert.
Ich soll mich fragen: Wozu dient das, was ich über andere Menschen oder über Dinge sage? Wird dadurch etwas aufgebaut? Wird Leben gefördert – oder wird etwas gekürzt und abgebaut?
Wo Schlechtes getan wurde, gilt es, Gnade zu vermitteln, das heißt zu vergeben und dann aufbauend zu wirken. Wenn ich barmherzig bin, spende ich Leben. Ich bin Gnadenträger und Gnadenspender. Negative Kritik hilft nicht weiter. Sie muss in einer Art und Weise vorgebracht werden, die den anderen weiterbringt.
Wenn ich negative Information über eine bestimmte Person weitergeben möchte, sollte ich mir folgende Fragen stellen:
. Erstens: Ist es wahr? Das heißt, sind mir die Tatsachen wirklich bekannt? Bin ich objektiv?
. Zweitens: Ist es förderlich? Das heißt, trägt es zur Förderung der betroffenen Person bei und zur Förderung der Person, der ich es sagen möchte, und überhaupt zur Förderung der Harmonie und des Friedens?
. Drittens: Ist die Person, mit der ich rede, Teil des Problems oder könnte sie zur Lösung des Problems beitragen? Wenn nicht, wäre es weder sinnvoll noch hilfreich, ihr diese Information zukommen zu lassen. (Sprüche 10, 19: „Wer seine Lippen zügelt, handelt weise.“)
Die zentrale Ermahnung, um die sich alle andern sammeln, lautet:
„Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, ...“
Das Wort „betrüben“ bedeutet „Kummer und Schmerzen bereiten; verletzen“. Mit fauler Rede bereiten wir Gott und seinem Geist Kummer und Schmerzen. Jedes lieblose Behandeln eines Bruders hat zur Folge, dass Gottes Geist in dem Bruder (und auch in uns) traurig gemacht wird.
Paulus sagt, wir sollten Gott, der in uns wohnt, nicht traurig machen. Es ist schwierig, mit einer traurigen Person zusammen zu wohnen. Da kann man schwerlich glücklich sein.
Der Heilige Geist steht sozusagen Wache an der Grenze zwischen mir und der Sünde. Überall, wo Versuchung ist, ist der Heilige Geist schon da. Es ist seine Aufgabe, in uns Christus groß zu machen; das kann er aber nicht, wenn ich ihn verletze. Wenn ich die Grenze zur Sünde überschreite, habe ich mich gleichsam an ihm vorbeigedrängt und ihn verletzt. Dann werde auch ich nicht glücklich sein. Der Heilige Geist wird mich stechen, wie mit einer Gabel, um mich von Sünde zu überführen.
„mit dem ihr versiegelt wurdet auf den Tag der Erlösung.“
Mit dem „Tag der Erlösung“ meint Paulus den Tag der Parusie Christi, den er sehr bald erwartete. Dieser Tag bedeutete für die gläubigen Leser die Befreiung von den Auswirkungen der Sünde Adams und von der Gegenwart der Sünde. Auf diesen Tag hin waren die Epheser mit dem Heiligen Geist versiegelt worden (Epheser 1, 13.14). Paulus sagt nun: Gerade deshalb, weil ihr versiegelt seid, sollt ihr an diesem Siegel nicht rütteln.
Der Geist Gottes will sein Volk zum Ziel begleiten und dafür sorgen, dass es dort ankommt. Auch wir sollen dieses sein Bemühen nicht dadurch stören, dass wir es unterlassen auf sein Wirken zu achten.
Die Versiegelung geschieht „in Christus“. Sobald jemand in Christus ist, ist er versiegelt.
Versiegelung ist (u. a.) ein Bild für die Bewahrung, und daher für die Sicherheit des Glaubenden. Gott bewahrt, was ihm gehört. Bewahrung ist jedoch auch davon abhängig, dass man in dem Bereich der Bewahrung bleibt. Wer zum Kreuz gekommen ist, muss sein weiteres Leben lang sich auch beim Kreuz aufhalten. Denn nur dort ist Heil (Rettung) und Bewahrung vor dem Zorngericht. Verwirft ein Christ Christus, kann die göttliche Bewahrung nicht stattfinden, weil der zu Bewahrende sich aus dem Bereich der Bewahrung wegbegeben hat, und zwar bewusst und zielgerichtet. Bewahrt kann nur werden, wer sich bewahren lässt.
Die Bewahrung findet nur „in Christus“ statt. Wer sich außerhalb von Christus begibt, begibt sich in Gefahr. Eine Bewahrung außerhalb von Christus gibt es nicht. Außerhalb von Christus ist nur Verdammnis (Römer 8, 1).
Nach Galater 2, 20 ist das Heil (die Rettung), das ewige Leben, eine Person, nach Johannes 15, 1 eine Beziehung zu ihr. Das „Siegel“ (Epheser 1, 13; 4, 30) ist nicht etwas Anderes als Gott, Gott der Geist. Wer sich von Gott abwendet (indem er sich von Christus abwendet), kehrt sich von Gottes Geist ab. Das heißt, er verwirft selbst willentlich das bewahrende Siegel. Wer den Glauben an Christus aufgibt, gibt auch die Person Gottes (des Geistes) auf und damit das Siegel Gottes. Somit ist er nicht mehr versiegelt „auf den Tag der Erlösung hin“.
Die Versiegelung geschieht in Christus:
„in welchem ihr versiegelt wurdet“.
Es heißt nicht: ihr wurdet in Christus hineinversiegelt. Nein. Weil die Epheser in Christus sind, sind sie Versiegelte, versiegelt im Blick auf die Erlösung des Besitztums (1, 14; das heißt, auf die Erlösung in der Vollendung) und auf das Erbe (4, 30).
Paulus schreibt nicht, dass wir gleichsam durch die Bekehrung eingeschlossen wurden (wie ein Brief im Umschlag, den man „versiegelt“), damit wir nicht mehr herauskommen können. Nein. Weil wir in Christus sind, wurden wir für den Empfang des künftigen Erbes auf den Tag der Erlösung hin versiegelt mit dem Heiligen Geist: Der Geist, den wir empfingen, ist die Garantie und Anzahlung für unser künftiges Erbteil. Wir sind versiegelt für eine bestimmte Zukunft. Der Geist ist das Siegel (2. Korinther 1, 22).
Würde sich jemand gänzlich von Christus abwenden, würde er sich auch vom Geist abwenden. Damit hätte derjenige kein Siegel mehr. Wer aus Christus heraustritt, gilt nicht mehr als versiegelt, denn versiegelt ist man nur „in Christus“.
Das Erbe bekommt man nur, wenn man im Glauben bleibt.
„Alle Bitterkeit und [aller] Unwille und [jeglicher] Zorn und [alles] Geschrei und [alle] Lästerung sei von euch weggetan samt aller Bosheit.“
„Bitterkeit“: Das Wort kommt von ungenießbaren Pflanzen oder giftigen Früchten. Es bedeutet einen inneren Groll, eine gewisse „Ungenießbarkeit“. (Vgl. Hebräer 12, 15: „Haltet Aufsicht, dass nicht jemand von der Gnade Gottes abkomme, dass nicht etwa irgendeine Wurzel der Bitterkeit emporwachse und Schwierigkeit bereite und viele durch diese verunreinigt werden“.)
Wenn wir in unserem Ehrgefühl verletzt werden und das nicht sofort dem Herrn überlassen (und vom Herrn her ein Ja dazu haben), kann dies zu einer bitteren Wurzel werden.
Wir wollen uns also davor hüten, in Gedanken lange bei einer Sünde zu verweilen, die gegen uns verübt wurde; sondern wir wollen uns die Gnade der Vergebung schenken lassen. Wer in der Bitterkeit bleibt, kann nicht passiv bleiben, sondern wird schließlich angreifen – nicht notwendigerweise denjenigen, der gegen ihn gesündigt hat. Besonders bei jungen Menschen ist dies oft der Fall. Sie rächen sich an der Gesellschaft für das, was die Eltern an ihnen gesündigt haben.
„Unwille“ (Grimm, aufbrausende Heftigkeit) kommt von dem griech. Zeitwort für „anschwellen, sich schnell bewegen, vorwärtsstürmen“. Jemand sagt: „Ich musste mir mal Luft verschaffen!“ Nein, wir dürfen den Zorn nicht herauslassen! Wir dürfen nicht Aggressionen „abbauen“, indem wir ihnen freien Lauf lassen.
„Zorn“ ist Ärger. (S. zu V. 26.)
„Geschrei“, gemeint ist beispielsweise ein lautstarkes Pochen auf die eigene Meinung. Das geziemt sich nicht. Gläubige sollten in Diskussionen nie laut werden, auch in der Ehe nicht.
„Lästerung“ (Verleumdung) bedeutet Schlechtes (Böses) von anderen zu reden; das frisst um sich und nimmt geistliche Kraft weg.
„samt aller Bosheit“ [oder: Missgunst]“.
„Werdet freundlich zueinander, feinfühlig; vergebt euch dabei untereinander ‹in gnädiger Weise›, so wie ja auch Gott euch in Christus ‹in gnädiger Weise› vergab.“
„Werdet“: Gott gibt uns Zeit, freundlich, feinfühlig zu werden. Er gibt Zeit zum Lernen. Er weiß, dass wir nicht von heute auf morgen diese Charakterzüge entwickeln können. Es ist ein Wachstumsprozess. 1. Petrus 1, 15: „Werdet heilig.“
„Werdet freundlich zueinander“
Das Wort für „freundlich“ heißt: „angenehm, wohltuend, nützlich, passend“. Mein Leben darf in Christus und durch Christus für andere nützlich werden. Freundlich zu sein heißt, den andern als Freund zu behandeln. Barmherzigkeit ist die Grundlage, das Leitbild, dafür.
Viele Menschen, die in einer Demokratie leben, sind seit Jahrzehnten individualistisch geprägt. Afrikaner, die nach Europa kommen, finden sich da oft nicht zurecht. Sie kommen aus einer Gesellschaft, in der jeder dem anderen hilft. Sie leben nicht unabhängig voneinander. Wir aber sind erzogen worden, selbständig zu sein. Wir müssen nun umso mehr lernen, an den Nächsten zu denken, einander zu helfen und feinfühlig für die Bedürfnisse des anderen zu werden.
„[Werdet] feinfühlig, …“
das heißt ein zärtliches, weiches Herz habend (das Gegenteil vom verstockten Herz), herzlich, zartfühlend, Gnade erweisend.
„vergebt euch dabei untereinander ‹in gnädiger Weise›, ...“
Sprüche 10, 12: „Liebe deckt alle Vergehen zu.“
„so wie ja auch Gott euch in Christus ‹in gnädiger Weise› vergab.“
Das heißt: bedingungslos und immer wieder; Siebzigmal sieben Mal! So handelt der Herr auch mit uns. („Der Gerechte fällt sieben Mal, aber er steht wieder auf.“ Sprüche 24, 16).
Wenn jemand Gerechtigkeit will, soll er sich im Klaren sein: Das einzige, das wir wirklich verdient haben, ist der Feuersee.
Die Einheit der Gemeinde am Ort ist uns wichtig. Es besteht aber die Gefahr, dass wir mehr und mehr in Form einer von uns selbst menschlich geschaffenen Form denken und das Eigentliche vernachlässigen: LEIB-Leben.
Dann wird „die Gemeinde, zu der wir gehören“ mehr und mehr eine Sache, statt ein Organismus. Dann müssen wir bestimmte Programme einführen und Bestimmtes organisieren, um den ganzen Apparat (das Funktionieren dieser von uns geschaffenen „Gemeinde“) aufrechtzuerhalten.
Durch das Schaffen solcher menschlichen Grenzen (d. h., dieser von uns „gegründeten“ und organisierten Gemeinden) entsteht möglicherweise das Bedürfnis, eine überörtliche Einheit dieser Gemeinden zu organisieren. Man will sich ja innerhalb jener Organisationen einander näherbringen und dienen. Das ist zwar gut gemeint, man verwechselt aber die biblische Wesenseinheit der Gemeinde (Organismus, Leib Christi) mit einer organisatorischen Einheit. Indem man dieses tut, hindert man die Darstellung der biblischen Einheit der Gemeinde Jesu und möglicherweise auch die Entwicklung des Lebens der einzelnen.
Wenn ich solche „gegründeten“ Gemeinden menschlich organisiere und in Vereinigungen zusammenfasse, trage ich nicht zur Darstellung der biblischen Einheit der Gemeinde Jesu bei, weil die Einheit des Leibes Christi eine geistliche ist. Sie kann nicht auf menschliche Art und Weise hergestellt werden, sondern nur durch Ausleben der inneren gottgegebenen Einheit des Geistes. Dieses geschieht durch fleißiges Ausüben von Liebe und Wahrheit in einer Haltung der Demut, Sanftmut und Geduld (Epheser 4, 2.3) – am Ort wie überörtlich.
Wenn wir starke Gemeinden haben wollen, brauchen wir starke Christen. Wenn wir starke Christen haben wollen, ist es grundlegend wichtig, dass wir um das biblische Wesen der Gemeinde wissen. Die Gemeinde ist eine Einheit. Diese Einheit wird nicht erst an dem Tag sichtbar, an dem eine Gruppe von Gläubigen beginnt, sich am Sonntag oder zu einer Bibelstunde wochentags zu versammeln. Sondern die Gemeinde wird bei der kleinsten Einheit sichtbar: bei dem einzelnen Christen, dort, wo zwei oder drei zum Namen Christi zusammenkommen, nicht dadurch, dass diese in einer Vereinigung Mitglieder werden, sondern dadurch, dass jeder sich an das Haupt hält (Kolosser 2, 19).
Wie also bekommen wir starke Gemeinden?
Dadurch, dass der einzelne Christ stark wird im Herrn (Epheser 6, 10), in der Gemeinschaft mit ihm. Zu diesem Erstarken gehört, dass man so lebt, dass die Frucht des Geistes zunehmen kann, vor allem die Liebe. Sie wird in Galater 5, 22 an erster Stelle genannt, weil sie die wichtigste ist und auch, weil sie die Zusammenfassung dieser Frucht ist.
Die Liebe drängt den Christen zur Gemeinschaft mit dem Bruder. Und so entsteht Leibleben! Das Leibleben erschöpft sich nicht im Besuchen von Sonntagsversammlungen, Bibelstunden oder Gebetsstunden. Leibleben besteht darin, dass ein Glied dem anderen dient, in vielfältigen Begegnungen.
Alles Gemeinsame lebt vom Beitrag des Einzelnen. Das Sprichwort ist bekannt: „Eine Kette ist nur so stark wie das schwächste Glied.“ Zwischen einer Gruppe von Christen und einer Kette besteht jedoch dieser Unterschied: Ist die Mehrheit der Gruppe stark, kann sie auch Schwache tragen. Aber die Stärke dieser Mehrheit hängt von der Stärke des einzelnen ab.
Soll es starke Gemeinden geben, die den Stürmen des Feindes standhalten werden, dann brauchen wir Nachfolger Jesu, die ihn kennen, inbrünstig lieben, in seinem Wort zu Hause sind und alleine den Weg mit ihm gehen können. Solche werden, wenn sie einander begegnen, nie Einzelgänger sein, sondern gerade im Zeichen ihrer Stärke im Herrn zusammenhalten und gemeinsam Licht und Salz sein.
Ein alter Mann trifft einen jungen Mann, der ihn fragt: „Erinnern Sie sich an mich?“
Der alte Mann sagt. „Nein.“ - Dann erzählt ihm der junge Mann, dass er sein Schüler war. Und der Lehrer fragt: „Was tun Sie? Was machen Sie im Leben?“
Der junge Mann antwortet: „Nun, ich bin Lehrer geworden.“
„Aha, wie gut! So wie ich?“ Fragt der alte Mann.
„Nun, ja. Tatsächlich bin ich Lehrer geworden, weil Sie mich inspiriert haben, so zu werden wie Sie.“
Der alte Mann ist neugierig und fragt den jungen Mann, wann er beschlossen hat, Lehrer zu werden.
Und der junge Mann erzählt ihm die folgende Geschichte:
„Eines Tages kam ein Freund von mir, auch ein Schüler, mit einer schönen neuen Uhr herein, und ich beschloss, dass ich sie haben wollte. Ich habe sie gestohlen, ich habe sie aus seiner Tasche genommen. Kurze Zeit später bemerkte mein Freund, dass seine Uhr fehlte und beschwerte sich sofort bei unserem Lehrer, der Sie waren.
Dann wandten Sie sich an die Klasse und sagten:
‘Die Uhr dieses Schülers wurde heute im Unterricht gestohlen. Wer auch immer sie gestohlen hat, bringt sie bitte zurück.’ Ich habe sie nicht zurückgegeben, weil ich es nicht wollte. Sie schlossen die Tür und sagten, wir sollten alle aufstehen und einen Kreis bilden. Sie wollten unsere Taschen durchsuchen, eine nach der anderen, bis Sie die Uhr gefunden hätten. Sie sagten uns jedoch, wir sollten die Augen schließen, denn Sie würden nur dann nach der Uhr suchen, wenn wir alle die Augen geschlossen hielten. Wir taten, wie uns angeordnet war. Sie gingen von Tasche zu Tasche. Und als Sie meine Tasche durchsuchten, fanden Sie die Uhr und nahmen sie an sich. Sie durchsuchten die Taschen aller, und als Sie fertig waren, sagten Sie: ‘Öffnet eure Augen. Wir haben die Uhr.’
Sie haben mich nicht verraten und die Episode nie erwähnt. Sie haben auch nie gesagt, wer die Uhr gestohlen hatte.
An diesem Tag haben Sie meine Würde für immer gerettet. Es war der beschämendste Tag in meinem Leben. Aber das ist auch der Tag, an dem ich beschloss, kein Dieb, kein schlechter Mensch zu werden. Sie haben nie etwas gesagt, nicht einmal geschimpft oder mich zur Seite genommen, um mir eine moralische Lektion zu erteilen.
Ich habe Ihre Botschaft klar verstanden. Dank Ihnen habe ich verstanden, was ein echter Erzieher zu tun hat.
Erinnern Sie sich an diese Episode, Herr Professor?“
Der alte Professor antwortete: „Ja, ich erinnere mich an die Situation mit der gestohlenen Uhr, die ich in jedermanns Tasche suchte. Ich habe mich nicht an Sie erinnert, weil beim Suchen auch ich die Augen geschlossen hatte.“
Das ist die Essenz der Lehre: Wenn man, um zu korrigieren, demütigen muss, weiß man nicht, wie man zu lehren hat. (Quelle: @ScienceandNondualityConference)
20.-26.April: Jugendfreizeit in Grächen (Wille Gottes, Wachstum, Versuchung, Sieg über Gewohnheitssünden)
27.April: Engen/Ebnet
02.-03. Mai: Predigerseminar Neuwied
11.Mai: Rothrist
18.Mai: Mönchaltorf
25.Mai: Engen/Ebnet/Aulfingen
30.-31. Mai: Predigerseminar Neuwied
28. Juni: Predigerseminar Neuwied
29.Juni: Engen/Ebnet/Aulfingen
06.Juli: Engen/Ebnet/Aulfingen
13.Juli: Uznach
20.Juli: Engen. Nachmittag: Wetzikon
27.Juli: Schlieren
Vielen Dank für Ihre Gebete! – Thomas Jettel
___________________________________________________________________________________________________________________________________
In „Unterwegs notiert” geben wir (seit 1999) Gedanken weiter, die im geistlichen Gespräch oder im Dienst am Wort eine Hilfe sein können. Die Zustellung ist unentgeltlich. Frühere Nummern können bei www.sermon-online.de heruntergeladen werden. Hrsg. Thomas Jettel, jettel@bluewin.ch Krümmenswil 414; CH-9643 Krummenau; +41 76 490 5953. Homepage: https://jettel.ch Beiträge zum Inhalt bitte an den Herausgeber. Inhalte dürfen vervielfältigt werden. (Bankverbindung: Thomas Jettel, IBAN: DE73 6849 2200 0001 4628 14 oder CH40 0900 0000 8751 9928 9) Zur Erleichterung des Versandes bitte E-Mail-Adressen dem Herausgeber bekannt geben. Ihre Daten (Email-/Postadr.) werden für den Versand verwendet und vertraulich behandelt. Sie dürfen der Verwendung Ihrer Daten widersprechen und die Löschung beantragen. Wer das Blatt nicht mehr erhalten möchte, darf es ohne weiteres abbestellen.