Lukas 1
1.
Dieweil ja viele
es unternommen haben, eine Erzählung von den Dingen, {O. Ereignissen} die unter
uns völlig geglaubt werden, {O. unter uns völlig erwiesen (beglaubigt) sind} zu
verfassen, {Eig. der Reihe nach aufstellen}
2.
so wie es uns die
überliefert haben, welche von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes
gewesen sind,
3.
hat es auch mir
gut geschienen, der ich allem von Anfang an genau gefolgt bin, es dir,
vortrefflichster Theophilus, der Reihe nach zu schreiben,
4.
auf daß du die
Zuverlässigkeit der Dinge erkennest, in welchen du unterrichtet worden bist.
5.
Es war in den
Tagen Herodes', des Königs von Judäa, ein gewisser Priester, mit Namen
Zacharias, aus der Abteilung Abias; und sein Weib war aus den Töchtern Aarons,
und ihr Name Elisabeth.
6.
Beide aber waren
gerecht vor Gott, indem sie untadelig wandelten in allen Geboten und Satzungen
des Herrn.
7.
Und sie hatten
kein Kind, weil Elisabeth unfruchtbar war; und beide waren in ihren Tagen weit
vorgerückt.
8.
Es geschah aber,
als er in der Ordnung seiner Abteilung den priesterlichen Dienst vor Gott
erfüllte,
9.
traf ihn, nach
der Gewohnheit des Priestertums, das Los, in den Tempel {das Heiligtum; s. die
Anm. zu Mt 4,5} des Herrn zu gehen, um zu räuchern.
10. Und die ganze Menge des Volkes war betend draußen zur
Stunde des Räucherns.
11. Es erschien ihm aber ein Engel des Herrn zur Rechten
des Räucheraltars stehend.
12. Und als Zacharias ihn sah, ward er bestürzt, und
Furcht überfiel ihn.
13. Der Engel aber sprach zu ihm: Fürchte dich nicht,
Zacharias, denn dein Flehen ist erhört, und dein Weib Elisabeth wird dir einen
Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Johannes {d. i. Jahwe ist gütig
(gnädig)} heißen.
14. Und er wird dir zur Freude und Wonne sein, {O. Und du
wirst Freude und Wonne haben} und viele werden sich über seine Geburt freuen.
15. Denn er wird groß sein vor dem Herrn; weder Wein noch
starkes Getränk wird er trinken und schon von Mutterleibe an mit Heiligem
Geiste erfüllt werden.
16. Und viele der Söhne Israels wird er zu dem Herrn,
ihrem Gott, bekehren.
17. Und er wird vor ihm hergehen in dem Geist und der
Kraft des Elias, um der Väter Herzen zu bekehren zu den Kindern und Ungehorsame
zur Einsicht von Gerechten, um dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten.
18. Und Zacharias sprach zu dem Engel: Woran soll ich dies
erkennen? Denn ich bin ein alter Mann, und mein Weib ist weit vorgerückt in
ihren Tagen.
19. Und der Engel antwortete und sprach zu ihm: Ich bin
Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, zu dir zu reden und
dir diese gute Botschaft zu verkündigen.
20. Und siehe, du wirst stumm sein und nicht sprechen
können bis zu dem Tage, da dieses geschehen wird, weil du meinen Worten nicht
geglaubt hast, die zu ihrer Zeit werden erfüllt werden.
21. Und das Volk wartete auf Zacharias, und sie wunderten
sich darüber, daß er im Tempel {das Heiligtum; s. die Anm. zu Mt. 4,5} verzog.
22. Als er aber herauskam, konnte er nicht zu ihnen reden,
und sie erkannten, daß er im Tempel {das Heiligtum; s. die Anm. zu Mt. 4,5} ein
Gesicht gesehen hatte. Und er winkte ihnen zu und blieb stumm.
23. Und es geschah, als die Tage seines Dienstes erfüllt
waren, ging er weg nach seinem Hause.
24. Nach diesen Tagen aber wurde Elisabeth, sein Weib,
schwanger und verbarg sich fünf Monate, indem sie sagte:
25. Also hat mir der Herr getan in den Tagen, in welchen
er mich angesehen hat, um meine Schmach unter den Menschen wegzunehmen.
26. Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von
Gott gesandt in eine Stadt von Galiläa, mit Namen Nazareth,
27. zu einer Jungfrau, die einem Manne verlobt war mit
Namen Joseph, aus dem Hause Davids; und der Name der Jungfrau war Maria.
28. Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei
gegrüßt, Begnadigte! Der Herr ist mit dir; [gesegnet bist du unter den
Weibern!]
29. Sie aber, [als sie ihn sah] ward bestürzt über sein
Wort und überlegte, was für ein Gruß dies sei.
30. Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht,
Maria, denn du hast Gnade {O. Gunst} bei Gott gefunden;
31. und siehe, du wirst im Leibe empfangen und einen Sohn
gebären, und du sollst seinen Namen Jesus heißen.
32. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt
werden; und der Herr, Gott, {d. i. Jahwe-Elohim des Alten Testaments} wird ihm
den Thron seines Vaters David geben;
33. und er wird über das Haus Jakobs herrschen ewiglich,
{W. in die Zeitalter} und seines Reiches wird kein Ende sein.
34. Maria aber sprach zu dem Engel: Wie wird dies sein,
dieweil ich keinen Mann kenne?
35. Und der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der
Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich
überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren {O. gezeugt} werden
wird, Sohn Gottes genannt werden.
36. Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch mit
einem Sohne schwanger in ihrem Alter, und dies ist der sechste Monat bei ihr,
welche unfruchtbar genannt war;
37. denn bei Gott wird kein Ding unmöglich sein. {And.
üb.: denn von seiten Gottes wird kein Wort unmöglich (kraftlos) sein}
38. Maria aber sprach: Siehe, ich bin die Magd {O.
Sklavin; so auch V.48} des Herrn; es geschehe mir nach deinem Worte. Und der
Engel schied von ihr.
39. Maria aber stand in selbigen Tagen auf und ging mit
Eile nach dem Gebirge, in eine Stadt Judas;
40. und sie kam in das Haus des Zacharias und begrüßte die
Elisabeth.
41. Und es geschah, als Elisabeth den Gruß der Maria
hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe; und Elisabeth wurde mit Heiligem Geiste
erfüllt
42. und rief aus mit lauter Stimme und sprach: Gesegnet
{O. Gepriesen} bist du unter den Weibern, und gesegnet {O. Gepriesen} ist die
Frucht deines Leibes!
43. Und woher mir dieses, daß die Mutter meines Herrn zu
mir kommt?
44. Denn siehe, wie die Stimme deines Grußes in meine
Ohren drang, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe.
45. Und glückselig, die geglaubt hat, denn es wird zur
Erfüllung kommen, was von dem Herrn zu ihr geredet ist!
46. Und Maria sprach:
47. Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist hat
frohlockt in Gott, meinem Heilande;
48. denn er hat hingeblickt auf die Niedrigkeit seiner
Magd; denn {O. daß} siehe, von nun an werden mich glückselig preisen alle
Geschlechter.
49. Denn große Dinge hat der Mächtige an mir getan, und heilig
ist sein Name;
50. und seine Barmherzigkeit ist von Geschlecht zu
Geschlecht über die, welche ihn fürchten.
51. Er hat Macht geübt mit seinem Arm; er hat zerstreut,
die in der Gesinnung ihres Herzens hochmütig sind.
52. Er hat Mächtige von Thronen hinabgestoßen, und
Niedrige erhöht.
53. Hungrige hat er mit Gütern erfüllt, und Reiche leer
fortgeschickt.
54. Er hat sich Israels, seines Knechtes, angenommen,
damit er eingedenk sei der Barmherzigkeit
55. (wie er zu unseren Vätern geredet hat) gegen Abraham
und seinen Samen in Ewigkeit. -
56. Und Maria blieb ungefähr drei Monate bei ihr; und sie
kehrte nach ihrem Hause zurück.
57. Für Elisabeth aber wurde die Zeit erfüllt, daß sie
gebären sollte, und sie gebar einen Sohn.
58. Und ihre Nachbarn und Verwandten hörten, daß der Herr
seine Barmherzigkeit an ihr groß gemacht habe, und sie freuten sich mit ihr.
59. Und es geschah am achten Tage, da kamen sie, das
Kindlein zu beschneiden; und sie nannten es nach dem Namen seines Vaters:
Zacharias.
60. Und seine Mutter antwortete und sprach: Nein, sondern
er soll Johannes heißen.
61. Und sie sprachen zu ihr: Niemand ist aus deiner
Verwandtschaft, der diesen Namen trägt.
62. Sie winkten aber seinem Vater zu, wie er etwa wolle,
daß er genannt werde.
63. Und er forderte ein Täfelchen und schrieb also:
Johannes ist sein Name. Und sie verwunderten sich alle.
64. Alsbald aber wurde sein Mund aufgetan und seine Zunge
gelöst, und er redete, indem er Gott lobte.
65. Und Furcht kam über alle, die um sie her wohnten; und
auf dem ganzen Gebirge von Judäa wurden alle diese Dinge besprochen.
66. Und alle, die es hörten, nahmen es zu Herzen und
sprachen: Was wird doch aus diesem Kindlein werden? Denn auch des Herrn Hand
war mit ihm.
67. Und Zacharias, sein Vater, wurde mit Heiligem Geiste
erfüllt und weissagte und sprach:
68. Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, daß er
besucht und Erlösung geschafft hat seinem Volke,
69. und uns ein Horn des Heils aufgerichtet hat in dem
Hause Davids, seines Knechtes
70. (gleichwie er geredet hat durch den Mund seiner
heiligen Propheten, die von alters her waren),
71. Rettung von unseren Feinden und von der Hand aller,
die uns hassen;
72. um Barmherzigkeit zu vollbringen an unseren Vätern und
seines heiligen Bundes zu gedenken,
73. des Eides, den er Abraham, unserem Vater, geschworen
hat, um uns zu geben,
74. daß wir, gerettet aus der Hand unserer Feinde, ohne
Furcht ihm dienen sollen
75. in Frömmigkeit und Gerechtigkeit vor ihm alle unsere
Tage.
76. Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten
genannt werden; denn du wirst vor dem Angesicht des Herrn hergehen, seine Wege
zu bereiten,
77. um seinem Volke Erkenntnis des Heils zu geben in
Vergebung ihrer Sünden,
78. durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, in
welcher uns besucht hat der Aufgang aus der Höhe,
79. um denen zu leuchten, die in Finsternis und
Todesschatten sitzen, um unsere Füße zu richten auf den Weg des Friedens.
80. Das Kindlein aber wuchs und erstarkte im Geist, und
war in den Wüsteneien bis zum Tage seines Auftretens vor Israel.
Lukas 2
1.
Es geschah aber
in jenen Tagen, daß eine Verordnung vom Kaiser Augustus ausging, den ganzen
Erdkreis einzuschreiben.
2.
Die Einschreibung
selbst geschah erst, {And. üb.: Diese Einschreibung geschah als erste} als
Kyrenius Landpfleger von Syrien war.
3.
Und alle gingen
hin, um sich einschreiben zu lassen, ein jeder in seine eigene Stadt.
4.
Es ging aber auch
Joseph von Galiläa, aus der Stadt Nazareth, hinauf nach Judäa, in Davids Stadt,
{O. in eine Stadt Davids} welche Bethlehem heißt, weil er aus dem Hause und
Geschlecht Davids war,
5.
um sich
einschreiben zu lassen mit Maria, seinem verlobten Weibe, welche schwanger war.
6.
Und es geschah,
als sie daselbst waren, wurden ihre Tage erfüllt, daß sie gebären sollte;
7.
und sie gebar
ihren erstgeborenen Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine
Krippe, weil in der Herberge kein Raum für sie war.
8.
Und es waren
Hirten in selbiger Gegend, die auf freiem Felde blieben und des Nachts Wache
hielten über ihre Herde.
9.
Und siehe, ein
Engel des Herrn stand bei ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umleuchtete
sie, und sie fürchteten sich mit großer Furcht.
10. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht,
denn siehe, ich verkündige {W. evangelisiere, frohbotschafte} euch große
Freude, die für das ganze Volk sein wird;
11. denn euch ist heute, in Davids Stadt, ein Erretter {O.
Heiland} geboren, welcher ist Christus, der Herr.
12. Und dies sei euch das Zeichen: Ihr werdet ein Kind
{Eig. einen Säugling; so auch V.16} finden, in Windeln gewickelt und in einer
Krippe liegend.
13. Und plötzlich war bei dem Engel eine Menge der
himmlischen Heerscharen, welche Gott lobten und sprachen:
14. Herrlichkeit Gott in der Höhe, {W. in den höchsten
(Örtern)} und Friede auf Erden, an den Menschen ein Wohlgefallen!
15. Und es geschah, als die Engel von ihnen hinweg in den
Himmel fuhren, daß die Hirten zueinander sagten: Laßt uns nun hingehen nach
Bethlehem und diese Sache sehen, die geschehen ist, welche der Herr uns
kundgetan hat.
16. Und sie kamen eilends und fanden sowohl Maria als
Joseph, und das Kind in der Krippe liegend.
17. Als sie es aber gesehen hatten, machten sie überall das
Wort kund, welches über dieses Kindlein zu ihnen geredet worden war.
18. Und alle, die es hörten, verwunderten sich über das,
was von den Hirten zu ihnen gesagt wurde.
19. Maria aber bewahrte alle diese Worte {O. Dinge} und
erwog sie in ihrem Herzen.
20. Und die Hirten kehrten um, indem sie Gott
verherrlichten und lobten über alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie
es ihnen gesagt worden war.
21. Und als acht Tage erfüllt waren, daß man ihn
beschneiden sollte, da wurde sein Name Jesus genannt, welcher von dem Engel
genannt worden war, ehe er im Leibe empfangen wurde.
22. Und als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz
Moses' erfüllt waren, brachten sie ihn nach Jerusalem hinauf, um ihn dem Herrn
darzustellen
23. (gleichwie im Gesetz des Herrn geschrieben steht:
"Alles Männliche, das die Mutter bricht, {O. den Mutterleib erschließt}
soll dem Herrn heilig heißen"
24. und ein Schlachtopfer zu geben nach dem, was im Gesetz
des Herrn gesagt ist: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
25. Und siehe, es war in Jerusalem ein Mensch, mit Namen
Simeon; und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den
Trost Israels; und der Heilige Geist war auf ihm.
26. Und es war ihm von dem Heiligen Geist ein göttlicher
Ausspruch geworden, daß er den Tod nicht sehen solle, ehe er den Christus des
Herrn gesehen habe.
27. Und er kam durch {W. in (in der Kraft des)} den Geist
in den Tempel. Und als die Eltern das Kindlein Jesus hereinbrachten, um
betreffs seiner nach der Gewohnheit des Gesetzes zu tun,
28. da nahm auch er es auf seine Arme und lobte Gott und
sprach:
29. Nun, Herr, {O. Gebieter, Herrscher} entlässest du
deinen Knecht, {O. Sklaven} nach deinem Worte, in Frieden;
30. denn meine Augen haben dein Heil gesehen,
31. welches du bereitet hast vor dem Angesicht aller
Völker:
32. ein Licht zur Offenbarung der Nationen und zur
Herrlichkeit deines Volkes Israel.
33. Und sein Vater und seine Mutter verwunderten sich über
das, was über ihn geredet wurde.
34. Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner
Mutter: Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und Aufstehen {O. Auferstehen}
vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird
35. (aber auch deine eigene Seele wird ein Schwert
durchdringen), damit die Überlegungen vieler Herzen offenbar werden.
36. Und es war eine Prophetin Anna, eine Tochter Phanuels,
aus dem Stamme Aser. Diese war in ihren Tagen weit vorgerückt und hatte sieben
Jahre mit ihrem Manne gelebt von ihrer Jungfrauschaft an;
37. und sie war eine Witwe von {Eig. bis zu}
vierundachtzig Jahren, die nicht von dem Tempel wich, indem sie Nacht und Tag
mit Fasten und Flehen diente.
38. Und sie trat zu derselben Stunde herzu, lobte den
Herrn und redete von ihm zu allen, welche auf Erlösung warteten in Jerusalem.
{Viele l.: auf Jerusalems Erlösung warteten}
39. Und als sie alles vollendet hatten nach dem Gesetz des
Herrn, kehrten sie nach Galiläa zurück in ihre Stadt Nazareth.
40. Das Kindlein aber wuchs und erstarkte, erfüllt mit
Weisheit, und Gottes Gnade {O. Gunst} war auf ihm.
41. Und seine Eltern gingen alljährlich am Passahfest nach
Jerusalem.
42. Und als er zwölf Jahre alt war und sie [nach
Jerusalem] hinaufgingen, nach der Gewohnheit des Festes,
43. und die Tage vollendet hatten, blieb bei ihrer
Rückkehr der Knabe Jesus in Jerusalem zurück; und seine Eltern wußten es nicht.
44. Da sie aber meinten, er sei unter der
Reisegesellschaft, kamen sie eine Tagereise weit und suchten ihn unter den
Verwandten und Bekannten;
45. und als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach
Jerusalem zurück und suchten ihn.
46. Und es geschah, nach drei Tagen fanden sie ihn im
Tempel, wie er inmitten der Lehrer saß und ihnen zuhörte und sie befragte.
47. Alle aber, die ihn hörten, gerieten außer sich über
sein Verständnis und seine Antworten.
48. Und als sie ihn sahen, erstaunten sie; und seine
Mutter sprach zu ihm: Kind, warum hast du uns also getan? Siehe, dein Vater und
ich haben dich mit Schmerzen gesucht.
49. Und er sprach zu ihnen: Was ist es, daß ihr mich
gesucht habt? Wußtet ihr nicht, daß ich in dem sein muß, was meines Vaters ist?
{Eig. daß ich in den Dingen (od. Angelegenheiten) meines Vaters sein muß}
50. Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen
redete.
51. Und er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth, und
er war ihnen untertan. Und seine Mutter bewahrte alle diese Worte {O. Dinge} in
ihrem Herzen.
52. Und Jesus nahm zu an Weisheit und an Größe, {O.
Gestalt} und an Gunst {O. Gnade} bei Gott und Menschen.
Lukas 3
1.
Aber im
fünfzehnten Jahre der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus
Landpfleger von Judäa war, und Herodes Vierfürst von Galiläa, und sein Bruder
Philippus Vierfürst von Ituräa und der Landschaft Trachonitis, und Lysanias
Vierfürst von Abilene,
2.
unter dem
Hohenpriestertum von Annas und Kajaphas, geschah das Wort Gottes zu Johannes,
dem Sohne Zacharias', in der Wüste.
3.
Und er kam in die
ganze Umgegend des Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der
Sünden;
4.
wie geschrieben
steht im Buche der Worte Jesaias', des Propheten: "Stimme eines Rufenden
in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, machet gerade seine Steige!
5.
Jedes Tal wird
ausgefüllt und jeder Berg und Hügel erniedrigt werden, und das Krumme wird zum
geraden Wege und die höckerichten zu ebenen Wegen werden;
6.
und alles Fleisch
wird das Heil Gottes sehen".
7.
Er sprach nun zu
den Volksmengen, die hinausgingen, um von ihm getauft zu werden: Otternbrut! Wer
hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen?
8.
Bringet nun der
Buße würdige Früchte; und beginnet nicht, bei euch selbst zu sagen: Wir haben
Abraham zum Vater; denn ich sage euch, daß Gott dem Abraham aus diesen Steinen
Kinder zu erwecken vermag.
9.
Schon ist aber
auch die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum nun, der nicht gute
Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.
10. Und die Volksmengen fragten ihn und sprachen: Was
sollen wir denn tun?
11. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Wer zwei
Leibröcke hat, teile dem mit, der keinen hat; und wer Speise hat, tue
gleicherweise.
12. Es kamen aber auch Zöllner, um getauft zu werden; und
sie sprachen zu ihm: Lehrer, was sollen wir tun?
13. Er aber sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als euch bestimmt
ist.
14. Es fragten ihn aber auch Kriegsleute und sprachen: Und
wir, was sollen wir tun? Und er sprach zu ihnen: Tut niemand Gewalt, {O. Übet
an niemand Erpressung} und klaget niemand fälschlich an, und begnüget euch mit
eurem Solde.
15. Als aber das Volk in Erwartung war, und alle in ihren
Herzen wegen Johannes überlegten, ob er nicht etwa der Christus sei,
16. antwortete Johannes allen und sprach: Ich zwar taufe
euch mit Wasser; es kommt aber, der stärker ist als ich, dessen ich nicht
würdig {Eig. genugsam, tüchtig} bin, ihm den Riemen seiner Sandalen zu lösen;
er wird euch mit Heiligem Geiste und Feuer taufen;
17. dessen Worfschaufel in seiner Hand ist, und er wird
seine Tenne durch und durch reinigen und den Weizen in seine Scheune sammeln;
die Spreu aber wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer.
18. Indem er nun auch mit vielem anderen ermahnte,
verkündigte er dem Volke gute Botschaft.
19. Herodes aber, der Vierfürst, weil er wegen der
Herodias, des Weibes seines Bruders, und wegen alles Bösen, das Herodes getan
hatte, von ihm gestraft wurde,
20. fügte allem auch dies hinzu, daß er Johannes ins
Gefängnis einschloß.
21. Es geschah aber, als das ganze Volk getauft wurde, und
Jesus getauft war und betete, daß der Himmel aufgetan wurde,
22. und der Heilige Geist in leiblicher Gestalt, wie eine
Taube, auf ihn herabstieg, und eine Stimme aus dem Himmel kam: Du bist mein
geliebter Sohn, an {W. in} dir habe ich Wohlgefallen gefunden.
23. Und er selbst, Jesus, begann ungefähr dreißig Jahre
alt zu werden, und war, wie man meinte, ein Sohn des Joseph, des Eli,
24. des Matthat, des Levi, des Melchi, des Janna, des
Joseph,
25. des Mattathias, des Amos, des Nahum, des Esli, des
Naggai,
26. des Maath, des Mattathias, des Semei, des Joseph, des
Juda,
27. des Johanna, des Resa, des Zorobabel, des Salathiel,
des Neri,
28. des Melchi, des Addi, des Kosam, des Elmodam, des Er,
29. des Joses, des Elieser, des Jorim, des Matthat, des
Levi,
30. des Simeon, des Juda, des Joseph, des Jonan, des
Eliakim,
31. des Melea, des Menna, des Mattatha, des Nathan, des
David,
32. des Isai, des Obed, des Boas, des Salmon, des
Nahasson,
33. des Aminadab, des Aram, des Esrom, des Phares, des
Juda,
34. des Jakob, des Isaak, des Abraham, des Thara, des
Nachor,
35. des Seruch, des Rhagau, des Phalek, des Eber, des
Sala,
36. des Kainan, des Arphaxad, des Sem, des Noah, des
Lamech,
37. des Methusala, des Enoch, des Jared, des Maleleel, des
Kainan,
38. des Enos, des Seth, des Adam, des Gottes.
Lukas 4
1.
Jesus aber, voll
Heiligen Geistes, kehrte vom Jordan zurück und wurde durch {W. in (in der Kraft
des)} den Geist in der Wüste vierzig Tage umhergeführt,
2.
indem er von dem
Teufel versucht wurde. Und er aß in jenen Tagen nichts; und als sie vollendet
waren, hungerte ihn.
3.
Und der Teufel
sprach zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich zu diesem Steine, daß er
Brot werde.
4.
Und Jesus
antwortete ihm [und sprach]: Es steht geschrieben: "Nicht vom Brot allein
soll der Mensch leben, sondern von jedem Worte Gottes".
5.
Und [der Teufel]
führte ihn auf einen hohen Berg und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche
des Erdkreises.
6.
Und der Teufel
sprach zu ihm: Ich will dir alle diese Gewalt und ihre Herrlichkeit geben; denn
mir ist sie übergeben, und wem irgend ich will, gebe ich sie.
7.
Wenn du nun vor
mir anbeten {O. huldigen; so auch V.8} willst, soll sie alle dein sein.
8.
Und Jesus
antwortete ihm und sprach: Es steht geschrieben: "Du sollst den Herrn,
deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen".
9.
Und er führte ihn
nach Jerusalem und stellte ihn auf die Zinne des Tempels {die Gebäude} und
sprach zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so wirf dich von hier hinab;
10. denn es steht geschrieben: "Er wird seinen Engeln
über dir befehlen, daß sie dich bewahren;
11. und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du
nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stoßest".
12. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es ist gesagt:
"Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen".
13. Und als der Teufel jede Versuchung vollendet hatte,
wich er für eine Zeit {O. bis zu einer anderen Zeit} von ihm.
14. Und Jesus kehrte in der Kraft des Geistes nach Galiläa
zurück, und das Gerücht über ihn ging aus durch die ganze Umgegend.
15. Und er lehrte in ihren Synagogen, geehrt von allen.
16. Und er kam nach Nazareth, wo er erzogen war; und er
ging nach seiner Gewohnheit am Sabbathtage in die Synagoge und stand auf, um
vorzulesen.
17. Und es wurde ihm das Buch des Propheten Jesaias
gereicht; und als er das Buch aufgerollt hatte, fand er die Stelle, wo
geschrieben war:
18. "Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich
gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen; er hat mich gesandt, Gefangenen
Befreiung auszurufen und Blinden das Gesicht, Zerschlagene in Freiheit
hinzusenden,
19. auszurufen das angenehme {O. wohlgefällige} Jahr des
Herrn".
20. Und als er das Buch zugerollt hatte, gab er es dem
Diener zurück und setzte sich; und aller Augen in der Synagoge waren auf ihn
gerichtet.
21. Er fing aber an, zu ihnen zu sagen: Heute ist diese
Schrift vor euren Ohren erfüllt.
22. Und alle gaben ihm Zeugnis und verwunderten sich über
die Worte der Gnade, die aus seinem Munde hervorgingen; und sie sprachen: Ist
dieser nicht der Sohn Josephs?
23. Und er sprach zu ihnen: Ihr werdet allerdings dieses
Sprichwort {Eig. Gleichnis} zu mir sagen: Arzt, heile dich selbst; alles, was
wir gehört haben, daß es in Kapernaum geschehen sei, tue auch hier in deiner
Vaterstadt.
24. Er sprach aber: Wahrlich, ich sage euch, daß kein
Prophet in seiner Vaterstadt angenehm {O. wohlgefällig} ist.
25. In Wahrheit aber sage ich euch: Viele Witwen waren in
den Tagen Elias' in Israel, als der Himmel drei Jahre und sechs Monate
verschlossen war, so daß eine große Hungersnot über das ganze Land kam;
26. und zu keiner von ihnen wurde Elias gesandt, als nur
nach Sarepta in Sidonia, zu einem Weibe, einer Witwe.
27. Und viele Aussätzige waren zur Zeit des Propheten
Elisa in Israel, und keiner von ihnen wurde gereinigt, als nur Naaman, der
Syrer.
28. Und alle wurden von Wut erfüllt in der Synagoge, als
sie dies hörten.
29. Und sie standen auf und stießen ihn zur Stadt hinaus
und führten ihn bis an den Rand des Berges, auf welchem ihre Stadt erbaut war,
um ihn so hinabzustürzen.
30. Er aber, durch ihre Mitte hindurchgehend, ging hinweg.
31. Und er kam nach Kapernaum hinab, einer Stadt in
Galiläa, und lehrte sie an den Sabbathen.
32. Und sie erstaunten sehr über seine Lehre, denn sein
Wort war mit Gewalt.
33. Und es war in der Synagoge ein Mensch, der einen Geist
eines unreinen Dämons hatte, und er schrie auf mit lauter Stimme
34. und sprach: Laß ab! {O. Ha!} Was haben wir mit dir zu
schaffen, Jesu, Nazarener? Bist du gekommen, uns zu verderben? Ich kenne dich,
wer du bist: der Heilige Gottes.
35. Und Jesus bedrohte ihn und sprach: Verstumme und fahre
aus von ihm! Und als der Dämon ihn mitten unter sie geworfen hatte, fuhr er von
ihm aus, ohne ihn zu beschädigen.
36. Und Entsetzen kam über alle, und sie redeten
untereinander und sprachen: Was ist dies für ein Wort? Denn mit Gewalt und
Kraft gebietet er den unreinen Geistern, und sie fahren aus.
37. Und das Gerücht über ihn ging aus in jeden Ort der
Umgegend.
38. Er machte sich aber auf von der Synagoge und kam in
das Haus Simons. Die Schwiegermutter des Simon aber war von einem starken
Fieber befallen; und sie baten ihn für sie.
39. Und über ihr stehend, bedrohte er das Fieber, und es
verließ sie; sie aber stand alsbald auf und diente ihnen.
40. Als aber die Sonne unterging, brachten alle, welche an
mancherlei Krankheiten Leidende hatten, dieselben zu ihm; er aber legte einem
jeden von ihnen die Hände auf und heilte sie.
41. Und auch Dämonen fuhren von vielen aus, indem sie
schrieen und sprachen: Du bist der Sohn Gottes. Und er bedrohte sie und ließ
sie nicht reden, weil sie wußten, daß er der Christus war.
42. Als es aber Tag geworden war, ging er aus und begab
sich an einen öden Ort; und die Volksmengen suchten ihn auf und kamen bis zu
ihm, und sie hielten ihn auf, daß er nicht von ihnen ginge.
43. Er aber sprach zu ihnen: Ich muß auch den anderen
Städten das Evangelium vom Reiche Gottes verkündigen, denn dazu bin ich gesandt
worden.
44. Und er predigte in den Synagogen von Galiläa.
Lukas 5
1.
Es geschah aber,
als die Volksmenge auf ihn andrängte, um das Wort Gottes zu hören, daß er an
dem See Genezareth stand.
2.
Und er sah zwei
Schiffe am See stehen; die Fischer aber waren aus denselben getreten und
wuschen ihre Netze.
3.
Er aber stieg in
eines der Schiffe, welches Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Lande
hinauszufahren; und er setzte sich und lehrte die Volksmengen vom Schiffe aus.
4.
Als er aber
aufhörte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus auf die Tiefe und lasset
eure Netze zu einem Fange hinab.
5.
Und Simon
antwortete und sprach zu ihm: Meister, wir haben uns die ganze Nacht hindurch
bemüht und nichts gefangen, aber auf dein Wort will ich das Netz hinablassen.
6.
Und als sie dies
getan hatten, umschlossen sie eine große Menge Fische, und ihr Netz riß.
7.
Und sie winkten
ihren Genossen in dem anderen Schiffe, daß sie kämen und ihnen hülfen; und sie
kamen, und sie füllten beide Schiffe, so daß sie sanken.
8.
Als aber Simon
Petrus es sah, fiel er zu den Knieen Jesu nieder und sprach: Geh von mir
hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr.
9.
Denn Entsetzen
hatte ihn erfaßt und alle, die bei ihm waren, über den Fang der Fische, den sie
getan hatten;
10. gleicherweise aber auch Jakobus und Johannes, die
Söhne des Zebedäus, welche Genossen {Eig. Teilhaber} von Simon waren. Und Jesus
sprach zu Simon: Fürchte dich nicht; von nun an wirst du Menschen fangen.
11. Und als sie die Schiffe ans Land gebracht hatten,
verließen sie alles und folgten ihm nach.
12. Und es geschah, als er in einer der Städte war, siehe,
da war ein Mann voll Aussatz; und als er Jesum sah, fiel er auf sein Angesicht und
bat ihn und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.
13. Und er streckte die Hand aus, rührte ihn an und
sprach: Ich will; sei gereinigt! Und alsbald wich der Aussatz von ihm.
14. Und er gebot ihm, es niemand zu sagen: Sondern gehe
hin und zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, wie Moses
geboten hat, ihnen zum Zeugnis.
15. Aber die Rede über ihn verbreitete sich um so mehr;
und große Volksmengen versammelten sich, ihn zu hören und von ihren Krankheiten
geheilt zu werden.
16. Er aber zog sich zurück und war in den Wüsteneien und
betete.
17. Und es geschah an einem der Tage, daß er lehrte; und
es saßen da Pharisäer und Gesetzlehrer, welche aus jedem Dorfe von Galiläa und
Judäa und aus Jerusalem gekommen waren; und des Herrn Kraft war da, um sie zu
heilen.
18. Und siehe, Männer, welche auf einem Bett einen
Menschen bringen, der gelähmt war; und sie suchten ihn hineinzubringen und vor
ihn zu legen.
19. Und da sie nicht fanden, auf welchem Wege sie ihn
hineinbringen sollten wegen der Volksmenge, stiegen sie auf das Dach und ließen
ihn durch die Ziegel hinab mit dem Bettlein in die Mitte vor Jesum.
20. Und als er ihren Glauben sah, sprach er: Mensch, deine
Sünden sind dir vergeben.
21. Und die Schriftgelehrten und die Pharisäer fingen an
zu überlegen, indem sie sagten: Wer ist dieser, der Lästerungen redet? Wer kann
Sünden vergeben, außer Gott allein?
22. Als aber Jesus ihre Überlegungen erkannte, antwortete
und sprach er zu ihnen: Was überleget ihr in euren Herzen?
23. Was ist leichter, zu sagen: Dir sind deine Sünden
vergeben, oder zu sagen: Stehe auf und wandle?
24. Auf daß ihr aber wisset, daß der Sohn des Menschen
Gewalt hat auf der Erde, Sünden zu vergeben...sprach er zu dem Gelähmten: Ich
sage dir, stehe auf und nimm dein Bettlein auf und geh nach deinem Hause.
25. Und alsbald stand er vor ihnen auf, nahm auf, worauf
er gelegen hatte, und ging hin nach seinem Hause, indem er Gott verherrlichte.
26. Und Staunen ergriff alle, und sie verherrlichten Gott
und wurden mit Furcht erfüllt und sprachen: Wir haben heute außerordentliche
{O. seltsame, unglaubliche} Dinge gesehen.
27. Und nach diesem ging er hinaus und sah einen Zöllner,
mit Namen Levi, am Zollhause sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach.
28. Und alles verlassend, stand er auf und folgte ihm
nach.
29. Und Levi machte ihm ein großes Mahl in seinem Hause;
und daselbst war eine große Menge Zöllner und anderer, die mit ihnen zu Tische
lagen.
30. Und die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten murrten
gegen seine Jünger und sprachen: Warum esset und trinket ihr mit den Zöllnern
und Sündern?
31. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Die Gesunden
bedürfen nicht eines Arztes, sondern die Kranken;
32. ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern
Sünder zur Buße.
33. Sie aber sprachen zu ihm: Warum fasten die Jünger
Johannes' oft und verrichten Gebete, gleicherweise auch die der Pharisäer; die
deinigen aber essen und trinken?
34. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr könnt doch nicht die
Gefährten des Bräutigams {W. Söhne des Brautgemachs} fasten lassen, während der
Bräutigam bei ihnen ist?
35. Es werden aber Tage kommen, und wann der Bräutigam von
ihnen weggenommen sein wird, dann, in jenen Tagen, werden sie fasten.
36. Er sagte aber auch ein Gleichnis zu ihnen: Niemand
setzt einen Flicken von einem neuen Kleide auf ein altes Kleid; sonst wird er
sowohl das neue zerschneiden, {O. sonst wird sowohl das neue zerreißen} als
auch {O. mit vielen alten Handschr.: Niemand schneidet einen Flicken von einem
neuen Kleide und setzt ihn auf ein altes Kleid; sonst wird er sowohl das neue
zerschneiden als auch usw} der Flicken von dem neuen zum alten nicht passen
wird.
37. Und niemand tut neuen Wein in alte Schläuche; sonst
wird der neue Wein die Schläuche zerreißen, und er selbst wird verschüttet
werden, und die Schläuche werden verderben;
38. sondern neuen Wein tut man in neue Schläuche, und
beide werden zusammen erhalten.
39. Und niemand will, wenn er alten getrunken hat,
[alsbald] neuen, denn er spricht: Der alte ist besser.
Lukas 6
1.
Und es geschah am
zweit-ersten Sabbath, daß er durch die Saaten ging, und seine Jünger die Ähren
abpflückten und aßen, indem sie sie mit den Händen zerrieben.
2.
Einige der
Pharisäer aber sprachen zu ihnen: Warum tut ihr, was nicht erlaubt ist, am
Sabbath zu tun?
3.
Und Jesus
antwortete und sprach zu ihnen: Habt ihr auch dieses nicht gelesen, was David
tat, als ihn und die bei ihm waren hungerte?
4.
Wie er in das
Haus Gottes ging und die Schaubrote nahm und aß, und auch denen gab, die bei
ihm waren, welche niemand essen darf, als nur die Priester allein?
5.
Und er sprach zu
ihnen: Der Sohn des Menschen ist Herr auch des Sabbaths.
6.
Es geschah aber
auch an einem anderen Sabbath, daß er in die Synagoge ging und lehrte; und es
war daselbst ein Mensch, dessen rechte Hand verdorrt war.
7.
Die
Schriftgelehrten und die Pharisäer aber lauerten darauf, ob er am Sabbath heilen
würde, auf daß sie eine Beschuldigung wider ihn fänden.
8.
Er aber wußte
ihre Überlegungen und sprach zu dem Menschen, der die verdorrte Hand hatte:
Stehe auf und stelle dich in die Mitte. Er aber stand auf und stellte sich hin.
{O. stand da}
9.
Jesus sprach nun
zu ihnen: Ich will euch fragen, ob es erlaubt ist, am Sabbath Gutes zu tun oder
Böses zu tun, das {O. ein} Leben zu retten oder zu verderben.
10. Und nachdem er sie alle umher angeblickt hatte, sprach
er zu ihm: Strecke deine Hand aus! Und er tat [also]; und seine Hand wurde
wiederhergestellt, wie die andere.
11. Sie aber wurden mit Unverstand erfüllt und besprachen
sich untereinander, was sie Jesu tun sollten.
12. Und es geschah in selbigen Tagen, daß er auf den Berg
hinausging, um zu beten; und er verharrte die Nacht im Gebet zu Gott.
13. Und als es Tag wurde, rief er seine Jünger herzu und
erwählte aus ihnen zwölf, die er auch Apostel nannte:
14. Simon, den er auch Petrus nannte, und Andreas, seinen
Bruder, und Jakobus und Johannes, und Philippus und Bartholomäus,
15. und Matthäus und Thomas, und Jakobus, Alphäus' Sohn,
und Simon, genannt Zelotes, {Eiferer}
16. und Judas, Jakobus' Bruder, {And.: Sohn} und Judas
Iskariot, der auch sein Verräter wurde.
17. Und als er mit ihnen herabgestiegen war, stand er auf
einem ebenen Platze, und eine Menge seiner Jünger und eine große Menge des
Volkes von ganz Judäa und Jerusalem und von der Seeküste von Tyrus und Sidon,
welche kamen, ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden;
18. und die von unreinen Geistern Geplagten wurden
geheilt.
19. Und die ganze Volksmenge suchte ihn anzurühren, denn
es ging Kraft von ihm aus und heilte alle.
20. Und er hob seine Augen auf zu seinen Jüngern und
sprach: Glückselig ihr Armen, denn euer ist das Reich Gottes.
21. Glückselig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet
gesättigt werden. Glückselig, die ihr jetzt weinet, denn ihr werdet lachen.
22. Glückselig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen
werden, und wenn sie euch absondern und schmähen und euren Namen als böse
verwerfen werden um des Sohnes des Menschen willen;
23. freuet euch an selbigem Tage und hüpfet, denn siehe,
euer Lohn ist groß in dem Himmel; denn desgleichen taten ihre Väter den
Propheten.
24. Aber wehe euch Reichen, denn ihr habt euren Trost
dahin.
25. Wehe euch, die ihr voll seid, denn ihr werdet hungern.
Wehe euch, die ihr jetzt lachet, denn ihr werdet trauern und weinen.
26. Wehe, wenn alle Menschen wohl von euch reden; denn
desgleichen taten ihre Väter den falschen Propheten.
27. Aber euch sage ich, die ihr höret: Liebet eure Feinde;
tut wohl denen, die euch hassen;
28. segnet, die euch fluchen; betet für die, welche euch
beleidigen.
29. Dem, der dich auf den Backen schlägt, biete auch den
anderen dar; und dem, der dir den Mantel nimmt, wehre auch den Leibrock nicht.
30. Gib jedem, der dich bittet; und von dem, der dir das
Deinige nimmt, fordere es nicht zurück.
31. Und wie ihr wollt, daß euch die Menschen tun sollen,
tut auch ihr ihnen gleicherweise.
32. Und wenn ihr liebet, die euch lieben, was für Dank ist
es euch? Denn auch die Sünder lieben, die sie lieben.
33. Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, was
für Dank ist es euch? Denn auch die Sünder tun dasselbe.
34. Und wenn ihr denen leihet, von welchen ihr wieder zu
empfangen hoffet, was für Dank ist es euch? [Denn] auch die Sünder leihen
Sündern, auf daß sie das gleiche wieder empfangen.
35. Doch liebet eure Feinde, und tut Gutes, und leihet,
ohne etwas wieder zu hoffen, und euer Lohn wird groß sein, und ihr werdet Söhne
des Höchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.
36. Seid nun barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig
ist.
37. Und richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet
werden; verurteilet nicht, und ihr werdet nicht verurteilt werden. Lasset los,
und ihr werdet losgelassen {O. sprechet frei, und ihr werdet freigesprochen}
werden.
38. Gebet, und es wird euch gegeben werden: ein gutes,
gedrücktes und gerütteltes und überlaufendes Maß wird man in euren Schoß geben;
denn mit demselben Maße, mit welchem ihr messet, wird euch wieder gemessen
werden.
39. Er sagte aber auch ein Gleichnis zu ihnen: Kann etwa
ein Blinder einen Blinden leiten? Werden nicht beide in eine Grube fallen?
40. Ein Jünger ist nicht über den Lehrer; jeder aber, der
vollendet ist, wird sein wie sein Lehrer.
41. Was aber siehst du den {O. auf den} Splitter, der in
deines Bruders Auge ist, den Balken aber, der in deinem eigenen Auge ist,
nimmst du nicht wahr?
42. Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder,
erlaube, ich will den Splitter herausziehen, {Eig. hinauswerfen; so auch
nachher} der in deinem Auge ist, während du selbst den Balken in deinem Auge
nicht siehst? Heuchler, ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst
du klar sehen, um den Splitter herauszuziehen, der in deines Bruders Auge ist.
43. Denn es gibt keinen guten Baum, der faule Frucht
bringt, noch einen faulen Baum, der gute Frucht bringt;
44. denn ein jeder Baum wird an seiner eigenen Frucht
erkannt; denn von Dornen sammelt man nicht Feigen, noch liest man von einem
Dornbusch Trauben. {Eig. eine Traube}
45. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatze seines
Herzens das Gute hervor, und der böse bringt aus dem bösen das Böse hervor;
denn aus der Fülle des Herzens redet sein Mund.
46. Was heißet ihr mich aber: Herr, Herr! -und tut nicht,
was ich sage?
47. Jeder, der zu mir kommt und meine Worte hört und sie
tut-ich will euch zeigen, wem er gleich ist.
48. Er ist einem Menschen gleich, der ein Haus baute,
welcher grub und vertiefte und den Grund auf den Felsen legte; als aber eine
Flut kam, schlug der Strom an jenes Haus und vermochte es nicht zu erschüttern,
denn es war auf den Felsen gegründet.
49. Der aber gehört und nicht getan hat, ist einem
Menschen gleich, der ein Haus auf die Erde baute ohne Grundlage, an welches der
Strom schlug, und alsbald fiel es, und der Sturz jenes Hauses war groß.
Lukas 7
1.
Nachdem er aber
alle seine Worte vor den Ohren des Volkes vollendet hatte, ging er hinein nach
Kapernaum.
2.
Eines gewissen
Hauptmanns Knecht {O. ein Sklave; so auch V.8 und 10} aber, der ihm wert war,
war krank und lag im Sterben.
3.
Als er aber von
Jesu hörte, sandte er Älteste der Juden zu ihm und bat ihn, daß er käme und
seinen Knecht gesund mache. {O. rette}
4.
Als diese aber zu
Jesu hinkamen, baten sie ihn angelegentlich und sprachen: Er ist würdig, daß du
ihm dies gewährest;
5.
denn er liebt
unsere Nation, und er selbst hat uns die Synagoge erbaut.
6.
Jesus aber ging
mit ihnen. Als er aber schon nicht mehr weit von dem Hause entfernt war, sandte
der Hauptmann Freunde zu ihm und ließ ihm sagen: {W. ihm sagend} Herr, bemühe
dich nicht, denn ich bin nicht würdig, {Eig. genugsam, tüchtig} daß du unter
mein Dach tretest.
7.
Darum habe ich
mich selbst auch nicht würdig geachtet, zu dir zu kommen; sondern sprich ein
Wort, und mein Knecht wird gesund werden.
8.
Denn auch ich bin
ein Mensch, unter Gewalt gestellt, und habe Kriegsknechte unter mir; und ich
sage zu diesem: Gehe hin, und er geht; und zu einem anderen: Komm, und er
kommt; und zu meinem Knechte: Tue dieses, und er tut's.
9.
Als Jesus dies
hörte, verwunderte er sich über ihn; und er wandte sich zu der Volksmenge, die
ihm folgte, und sprach: Ich sage euch, selbst nicht in Israel habe ich so
großen Glauben gefunden.
10. Und als die Abgesandten in das Haus zurückkehrten,
fanden sie den kranken Knecht gesund.
11. Und es geschah danach, {O. am folgenden Tage} daß er
in eine Stadt ging, genannt Nain, und viele seiner Jünger und eine große
Volksmenge gingen mit ihm.
12. Als er sich aber dem Tore der Stadt näherte, siehe, da
wurde ein Toter herausgetragen, der eingeborene Sohn seiner Mutter, und sie war
eine Witwe; und eine zahlreiche Volksmenge aus der Stadt [war] mit ihr.
13. Und als der Herr sie sah, wurde er innerlich bewegt
über sie und sprach zu ihr: Weine nicht!
14. Und er trat hinzu und rührte die Bahre an, die Träger
aber standen still; und er sprach: Jüngling, ich sage dir, stehe auf!
15. Und der Tote setzte sich auf und fing an zu reden; und
er gab ihn seiner Mutter.
16. Alle aber ergriff Furcht; und sie verherrlichten Gott
und sprachen: Ein großer Prophet ist unter uns erweckt worden, und Gott hat
sein Volk besucht.
17. Und diese Rede über ihn ging aus in ganz Judäa und in
der ganzen Umgegend.
18. Und dem Johannes berichteten seine Jünger über dies
alles.
19. Und Johannes rief zwei seiner Jünger herzu und sandte
sie zu Jesu und ließ ihm sagen: Bist du der Kommende, oder sollen wir auf einen
anderen warten?
20. Als aber die Männer zu ihm gekommen waren, sprachen
sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir gesandt und läßt dir sagen: {W. ihm
(dir) sagend} Bist du der Kommende, oder sollen wir auf einen anderen warten?
21. In jener Stunde aber heilte er viele von Krankheiten
und Plagen und bösen Geistern, und vielen Blinden schenkte er das Gesicht.
22. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin
und verkündet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: daß Blinde sehend
werden, Lahme wandeln, Aussätzige gereinigt werden, Taube hören, Tote
auferweckt werden, Armen gute Botschaft verkündigt wird;
23. und glückselig ist, wer irgend sich nicht an mir
ärgern wird.
24. Als aber die Boten des Johannes weggegangen waren,
fing er an, zu den Volksmengen zu reden über Johannes: Was seid ihr in die
Wüste hinausgegangen zu sehen? Ein Rohr, vom Winde hin und her bewegt?
25. Aber was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen
Menschen, mit weichen Kleidern angetan? Siehe, die in herrlicher Kleidung und
in Üppigkeit leben, sind an den königlichen Höfen.
26. Aber was seid ihr hinausgegangen zu sehen? einen
Propheten? Ja, sage ich euch, und mehr {Eig. Vortrefflicheres} als einen
Propheten.
27. Dieser ist es, von dem geschrieben steht: "Siehe,
ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir
bereiten wird";
28. denn ich sage euch: Unter den von Weibern Geborenen
ist kein größerer Prophet als Johannes der Täufer; aber der Kleinste {O. der
Geringste} in dem Reiche Gottes ist größer als er.
29. (Und das ganze Volk, das zuhörte, und die Zöllner
rechtfertigten Gott, indem sie mit der Taufe Johannes' getauft worden waren;
30. die Pharisäer aber und die Gesetzesgelehrten machten
in Bezug auf sich selbst den Ratschluß Gottes wirkungslos, indem sie nicht von
ihm getauft worden waren.)
31. Wem soll ich nun die Menschen dieses Geschlechts
vergleichen? und wem sind sie gleich?
32. Sie sind Kindern gleich, die auf dem Markte sitzen und
einander zurufen und sagen: Wir haben euch gepfiffen, und ihr habt nicht
getanzt; wir haben euch Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint.
33. Denn Johannes der Täufer ist gekommen, der weder Brot
aß, noch Wein trank, und ihr saget: Er hat einen Dämon.
34. Der Sohn des Menschen ist gekommen, der da ißt und
trinkt, und ihr saget: Siehe, ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund von
Zöllnern und Sündern; -
35. und die Weisheit ist gerechtfertigt worden von allen
ihren Kindern.
36. Es bat ihn aber einer der Pharisäer, daß er mit ihm
essen möchte; und er ging in das Haus des Pharisäers und legte sich zu Tische.
37. Und siehe, da war ein Weib in der Stadt, die eine Sünderin
war; und als sie erfahren hatte, daß er in dem Hause des Pharisäers zu Tische
liege, brachte sie eine Alabasterflasche mit Salbe;
38. und hinten zu seinen Füßen stehend und weinend, fing
sie an, seine Füße mit Tränen zu benetzen; und sie trocknete sie mit den Haaren
ihres Hauptes und küßte seine Füße sehr {O. vielmals, oder zärtlich} und salbte
sie mit der Salbe.
39. Als es aber der Pharisäer sah, der ihn geladen hatte,
sprach er bei sich selbst und sagte: Wenn dieser ein Prophet wäre, so würde er
erkennen, wer und was für ein Weib es ist, die ihn anrührt; denn sie ist eine
Sünderin.
40. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Simon, ich
habe dir etwas zu sagen. Er aber spricht: Lehrer, sage an.
41. Ein gewisser Gläubiger hatte zwei Schuldner; der eine
schuldete fünfhundert Denare, der andere aber fünfzig;
42. da sie aber nicht hatten zu bezahlen, schenkte er es
beiden. Wer nun von ihnen, [sage] wird ihn am meisten lieben?
43. Simon aber antwortete und sprach: Ich meine, dem er
das meiste geschenkt hat. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geurteilt.
44. Und sich zu dem Weibe wendend, sprach er zu Simon:
Siehst du dieses Weib? Ich bin in dein Haus gekommen, du hast mir kein Wasser
auf meine Füße gegeben; diese aber hat meine Füße mit Tränen benetzt und mit
ihren Haaren getrocknet.
45. Du hast mir keinen Kuß gegeben; diese aber hat,
seitdem ich hereingekommen bin, nicht abgelassen, meine Füße zu küssen. {Eig.
vielmals (od. zärtlich) zu küssen; wie V.38}
46. Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; diese aber
hat mit Salbe meine Füße gesalbt.
47. Deswegen sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind
vergeben, denn sie hat viel geliebt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt
wenig.
48. Er aber sprach zu ihr: Deine Sünden sind vergeben.
49. Und die mit zu Tische lagen, fingen an, bei sich
selbst zu sagen: Wer ist dieser, der auch Sünden vergibt?
50. Er sprach aber zu dem Weibe: Dein Glaube hat dich
errettet; gehe hin in Frieden.
Lukas 8
1.
Und es geschah
danach, daß er nacheinander Stadt und Dorf durchzog, indem er predigte und das
Evangelium vom Reiche Gottes verkündigte;
2.
und die Zwölfe
mit ihm, und gewisse Weiber, die von bösen Geistern und Krankheiten geheilt
worden waren: Maria, genannt Magdalene, {d. i. von Magdala} von welcher sieben
Dämonen ausgefahren waren,
3.
und Johanna, das
Weib Chusas, des Verwalters Herodes', und Susanna und viele andere Weiber, die
ihm dienten mit ihrer Habe.
4.
Als sich aber
eine große Volksmenge versammelte und sie aus jeder Stadt {O. Stadt für Stadt}
zu ihm hinkamen, sprach er durch ein Gleichnis:
5.
Der Sämann ging
aus, seinen Samen zu säen; und indem er säte, fiel etliches an den Weg, und es
wurde zertreten, und die Vögel des Himmels fraßen es auf.
6.
Und anderes fiel
auf den Felsen: und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit
hatte.
7.
Und anderes fiel
mitten unter die Dornen; und indem die Dornen mit aufwuchsen, erstickten sie
es.
8.
Und anderes fiel
in die gute Erde und ging auf und brachte hundertfältige Frucht. Als er dies
sagte, rief er aus: Wer Ohren hat zu hören, der höre!
9.
Seine Jünger aber
fragten ihn [und sprachen]: Was mag dieses Gleichnis sein?
10. Er aber sprach: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse
des Reiches Gottes zu wissen, den übrigen aber in Gleichnissen, auf daß sie
sehend nicht sehen und hörend nicht verstehen.
11. Dies aber ist das Gleichnis: Der Same ist das Wort
Gottes.
12. Die aber an dem Wege sind die, welche hören; dann
kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihren Herzen weg, auf daß sie nicht
glauben und errettet werden.
13. Die aber auf dem Felsen sind die, welche, wenn sie
hören, das Wort mit Freuden aufnehmen; und diese haben keine Wurzel, welche für
eine Zeit glauben und in der Zeit der Versuchung abfallen.
14. Das aber unter die Dornen fiel sind diese, welche
gehört haben und hingehen und durch Sorgen und Reichtum und Vergnügungen des
Lebens erstickt werden und nichts zur Reife bringen.
15. Das in der guten Erde aber sind diese, welche in einem
redlichen und guten Herzen das Wort, nachdem sie es gehört haben, bewahren und
Frucht bringen mit Ausharren.
16. Niemand aber, der eine Lampe angezündet hat, bedeckt
sie mit einem Gefäß oder stellt sie unter ein Bett, sondern er stellt sie auf
ein Lampengestell, auf daß die Hereinkommenden das Licht sehen.
17. Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar
werden wird, noch geheim, was nicht kundwerden und ans Licht kommen soll.
18. Sehet nun zu, wie ihr höret; denn wer irgend hat, dem
wird gegeben werden, und wer irgend nicht hat, von dem wird selbst was er zu
haben scheint {O. meint} genommen werden.
19. Es kamen aber seine Mutter und seine Brüder zu ihm;
und sie konnten wegen der Volksmenge nicht zu ihm gelangen.
20. Und es wurde ihm berichtet, [indem man sagte]: Deine
Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen dich sehen.
21. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Meine Mutter
und meine Brüder sind diese, welche das Wort Gottes hören und tun.
22. Und es geschah an einem der Tage, daß er in ein Schiff
stieg, er und seine Jünger; und er sprach zu ihnen: Laßt uns übersetzen an das
jenseitige Ufer des Sees. Und sie fuhren ab.
23. Während sie aber fuhren, schlief er ein. Und es fiel
ein Sturmwind auf den See, und das Schiff füllte sich {W. sie wurden gefüllt}
mit Wasser, und sie waren in Gefahr.
24. Sie traten aber hinzu und weckten ihn auf und
sprachen: Meister, Meister, wir kommen um! Er aber stand auf, bedrohte den Wind
und das Wogen des Wassers; und sie hörten auf, und es ward eine Stille.
25. Er aber sprach zu ihnen: Wo ist euer Glaube?
Erschrocken aber erstaunten sie und sagten zueinander: Wer ist denn dieser, daß
er auch den Winden und dem Wasser gebietet, und sie ihm gehorchen?
26. Und sie fuhren nach dem Lande der Gadarener, {O.
Gergesener, od. Gerasener; so auch V.37} welches Galiläa gegenüber ist.
27. Als er aber an das Land ausgestiegen war, kam ihm ein
gewisser Mann aus der Stadt entgegen, der seit langer Zeit Dämonen hatte und
keine Kleider anzog und nicht im Hause blieb, sondern in den Grabstätten.
28. Als er aber Jesum sah, schrie er auf und fiel vor ihm
nieder und sprach mit lauter Stimme: Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesu,
Sohn Gottes, des Höchsten? Ich bitte dich, quäle mich nicht.
29. Denn er hatte dem unreinen Geist geboten, von dem
Menschen auszufahren. Denn öfters {O. lange Zeit} hatte er ihn ergriffen; und
er war gebunden worden, verwahrt mit Ketten und Fußfesseln, und er zerbrach die
Bande und wurde von dem Dämon in die Wüsteneien getrieben.
30. Jesus fragte ihn aber und sprach: Was ist dein Name?
Er aber sprach: Legion; denn viele Dämonen waren in ihn gefahren.
31. Und sie baten ihn, daß er ihnen nicht gebieten möchte,
in den Abgrund zu fahren.
32. Es war aber daselbst eine Herde vieler Schweine,
welche an dem Berge weideten. Und sie baten ihn, daß er ihnen erlauben möchte,
in jene zu fahren. Und er erlaubte es ihnen.
33. Die Dämonen aber fuhren von dem Menschen aus und
fuhren in die Schweine, und die Herde stürzte sich den Abhang hinab in den See
und ertrank.
34. Als aber die Hüter sahen, was geschehen war, flohen
sie und verkündeten es in der Stadt und auf dem Lande.
35. Sie aber gingen hinaus, um zu sehen, was geschehen
war. Und sie kamen zu Jesu und fanden den Menschen, von welchem die Dämonen
ausgefahren waren, bekleidet und vernünftig, zu den Füßen Jesu sitzend; und sie
fürchteten sich.
36. Die es gesehen hatten verkündeten ihnen aber [auch],
wie der Besessene geheilt {O. gerettet} worden war.
37. Und die ganze Menge der Umgegend der Gadarener bat
ihn, von ihnen wegzugehen, denn sie waren von einer großen Furcht ergriffen. Er
aber stieg in das Schiff und kehrte wieder zurück.
38. Der Mann aber, von welchem die Dämonen ausgefahren
waren, bat ihn, daß er bei ihm sein dürfe. Er aber entließ ihn und sprach:
39. Kehre in dein Haus zurück und erzähle, wieviel Gott an
dir getan hat. Und er ging hin und rief aus durch die ganze Stadt, wieviel
Jesus an ihm getan hatte.
40. Es geschah aber, als Jesus zurückkehrte, nahm ihn das
Volk auf, denn alle erwarteten ihn.
41. Und siehe, es kam ein Mann, mit Namen Jairus (und er
war Vorsteher der Synagoge), und fiel Jesu zu Füßen und bat ihn, in sein Haus
zu kommen;
42. denn er hatte eine eingeborene Tochter von etwa zwölf
Jahren, und diese lag im Sterben. Indem er aber hinging, drängten ihn die
Volksmengen.
43. Und ein Weib, das seit zwölf Jahren mit einem Blutfluß
behaftet war, welche, obgleich sie ihren ganzen Lebensunterhalt an die Ärzte
verwandt hatte, von niemand geheilt werden konnte,
44. kam von hinten herzu und rührte die Quaste seines
Kleides an; und alsbald stand der Fluß ihres Blutes.
45. Und Jesus sprach: Wer ist es, der mich angerührt hat?
Als aber alle leugneten, sprach Petrus und die mit ihm waren: Meister, die
Volksmengen drängen und drücken dich, und du sagst: Wer ist es, der mich
angerührt hat?
46. Jesus aber sprach: Es hat mich jemand angerührt; denn
ich habe erkannt, daß Kraft von mir ausgegangen ist.
47. Als das Weib aber sah, daß sie nicht verborgen blieb,
kam sie zitternd und fiel vor ihm nieder und verkündete vor dem ganzen Volk, um
welcher Ursache willen sie ihn angerührt habe, und wie sie alsbald geheilt
worden sei.
48. Er aber sprach zu ihr: [Sei gutes Mutes,] Tochter,
dein Glaube hat dich geheilt; {O. gerettet} gehe hin in Frieden.
49. Während er noch redete, kommt einer von dem Synagogenvorsteher
und sagt zu ihm: Deine Tochter ist gestorben, bemühe den Lehrer nicht.
50. Als aber Jesus es hörte, antwortete er ihm [und
sprach]: Fürchte dich nicht, glaube nur, und sie wird gerettet werden.
51. Als er aber in das Haus kam, erlaubte er niemand
hineinzugehen, außer Petrus und Johannes und Jakobus und dem Vater des Kindes
und der Mutter.
52. Alle aber weinten und beklagten sie. Er aber sprach:
Weinet nicht, denn sie ist nicht gestorben, sondern sie schläft.
53. Und sie verlachten ihn, da sie wußten, daß sie
gestorben war.
54. Als er aber alle hinausgetrieben hatte, ergriff er sie
bei der Hand und rief und sprach: Kind, stehe auf!
55. Und ihr Geist kehrte zurück, und alsbald stand sie
auf; und er befahl, ihr zu essen zu geben.
56. Und ihre Eltern gerieten außer sich; er aber gebot
ihnen, niemand zu sagen, was geschehen war.
Lukas 9
1.
Als er aber die
Zwölfe zusammengerufen hatte, gab er ihnen Kraft und Gewalt über alle Dämonen,
und Krankheiten zu heilen;
2.
und er sandte
sie, das Reich Gottes zu predigen und die Kranken gesund zu machen.
3.
Und er sprach zu
ihnen: Nehmet nichts mit auf den Weg: weder Stab, noch Tasche, noch Brot, noch
Geld, noch soll jemand zwei Leibröcke haben.
4.
Und in welches
Haus irgend ihr eintretet, daselbst bleibet, und von dannen gehet aus.
5.
Und so viele euch
etwa nicht aufnehmen werden-gehet fort aus jener Stadt und schüttelt auch den
Staub von euren Füßen, zum Zeugnis wider sie.
6.
Sie gingen aber
aus und durchzogen die Dörfer nacheinander, indem sie das Evangelium
verkündigten und überall heilten.
7.
Es hörte aber
Herodes, der Vierfürst, alles was [durch ihn] geschehen war, und er war in
Verlegenheit, weil von etlichen gesagt wurde, daß Johannes aus den Toten
auferweckt worden sei;
8.
von etlichen
aber, daß Elias erschienen, von anderen aber, daß einer der alten Propheten {W.
ein Prophet, einer der alten; so auch V.19} auferstanden sei.
9.
Und Herodes
sprach: Johannes habe ich enthauptet; wer aber ist dieser, von dem ich solches
höre? Und er suchte ihn zu sehen.
10. Und als die Apostel zurückkehrten, erzählten sie ihm
alles, was sie getan hatten; und er nahm sie mit und zog sich besonders zurück
nach [einem öden Ort] einer Stadt, mit Namen Bethsaida.
11. Als aber die Volksmengen es erfuhren, folgten sie ihm;
und er nahm sie auf und redete zu ihnen vom Reiche Gottes, und die der Heilung
bedurften, machte er gesund.
12. Der Tag aber begann sich zu neigen, und die Zwölfe
traten herzu und sprachen zu ihm: Entlaß die Volksmenge, auf daß sie in die
Dörfer ringsum und aufs Land gehen und Herberge und Speise finden; denn hier
sind wir an einem öden Orte.
13. Er sprach aber zu ihnen: Gebet ihr ihnen zu essen. Sie
aber sprachen: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische, es sei
denn, daß wir hingingen und für dieses ganze Volk Speise kauften.
14. Denn es waren bei fünftausend Mann. Er sprach aber zu
seinen Jüngern: Laßt sie sich reihenweise zu je fünfzig niederlegen.
15. Und sie taten also und ließen alle sich lagern.
16. Er nahm aber die fünf Brote und die zwei Fische,
blickte auf gen Himmel und segnete sie; und er brach sie und gab sie den
Jüngern, um der Volksmenge vorzulegen.
17. Und sie aßen und wurden alle gesättigt; und es wurde
aufgehoben, was ihnen an Brocken übriggeblieben war, zwölf Handkörbe voll.
18. Und es geschah, als er allein betete, waren die Jünger
bei ihm; und er fragte sie und sprach: Wer sagen die Volksmengen, daß ich sei?
19. Sie aber antworteten und sprachen: Johannes der
Täufer; andere aber: Elias; andere aber, daß einer der alten Propheten
auferstanden sei.
20. Er sprach aber zu ihnen: Ihr aber, wer saget ihr, daß
ich sei? Petrus aber antwortete und sprach: Der Christus Gottes.
21. Er aber bedrohte sie und gebot ihnen, dies niemand zu
sagen,
22. und sprach: Der Sohn des Menschen muß vieles leiden
und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten,
und getötet und am dritten Tage auferweckt werden.
23. Er sprach aber zu allen: Wenn jemand mir nachkommen
will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf täglich und folge mir
nach.
24. Denn wer irgend sein Leben erretten will, wird es
verlieren; wer aber irgend sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es
erretten.
25. Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die
ganze Welt gewönne, sich selbst aber verlöre oder einbüßte?
26. Denn wer irgend sich meiner und meiner Worte schämt,
dessen wird der Sohn des Menschen sich schämen, wenn er kommen wird in seiner
Herrlichkeit und der des Vaters und der heiligen Engel.
27. Ich sage euch aber in Wahrheit: Es sind etliche von
denen, die hier stehen, welche den Tod nicht schmecken werden, bis sie das
Reich Gottes gesehen haben.
28. Es geschah aber bei acht Tagen nach diesen Worten, daß
er Petrus und Johannes und Jakobus mitnahm und auf den Berg stieg, um zu beten.
29. Und indem er betete, wurde das Aussehen seines
Angesichts anders und sein Gewand weiß, strahlend.
30. Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm, welche Moses
und Elias waren.
31. Diese erschienen in Herrlichkeit und besprachen seinen
Ausgang, den er in Jerusalem erfüllen sollte. {O. zu erfüllen im Begriff stand}
32. Petrus aber und die mit ihm waren, waren beschwert vom
Schlaf; als sie aber völlig aufgewacht waren, sahen sie seine Herrlichkeit und
die zwei Männer, welche bei ihm standen.
33. Und es geschah, als sie von ihm schieden, sprach
Petrus zu Jesu: Meister, es ist gut, daß wir hier sind; und laß uns drei Hütten
machen, dir eine und Moses eine und Elias eine; und er wußte nicht, was er
sagte.
34. Als er aber dies sagte, kam eine Wolke und
überschattete sie. Sie fürchteten sich aber, als sie in die Wolke eintraten;
35. und es geschah eine Stimme aus der Wolke, welche
sagte: Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn höret.
36. Und indem die Stimme geschah, wurde Jesus allein
gefunden. Und sie schwiegen und verkündeten in jenen Tagen niemand etwas von
dem, was sie gesehen hatten.
37. Es geschah aber an dem folgenden Tage, als sie von dem
Berge herabgestiegen waren, kam ihm eine große Volksmenge entgegen.
38. Und siehe, ein Mann aus der Volksmenge rief laut und
sprach: Lehrer, ich bitte dich, blicke hin auf meinen Sohn, denn er ist mein
eingeborener;
39. und siehe, ein Geist ergreift ihn, und plötzlich
schreit er, und er zerrt ihn unter Schäumen, und mit Mühe weicht er von ihm,
indem er ihn aufreibt.
40. Und ich bat deine Jünger, daß sie ihn austreiben
möchten, und sie konnten es nicht.
41. Jesus aber antwortete und sprach: O ungläubiges und
verkehrtes Geschlecht, bis wann soll ich bei euch sein und euch ertragen?
Bringe deinen Sohn her.
42. Während er aber noch herzukam, riß ihn der Dämon und
zog ihn zerrend zusammen. Jesus aber bedrohte den unreinen Geist und heilte den
Knaben und gab ihn seinem Vater zurück.
43. Sie erstaunten aber alle sehr über die herrliche Größe
Gottes.
44. Als sich aber alle verwunderten über alles, was
[Jesus] tat, sprach er zu seinen Jüngern: Fasset ihr diese Worte in eure Ohren;
denn der Sohn des Menschen wird überliefert werden {O. steht im Begriff
überliefert zu werden} in der Menschen Hände.
45. Sie aber verstanden dieses Wort nicht, und es war vor
ihnen verborgen, auf daß sie es nicht vernähmen; und sie fürchteten sich, ihn
über dieses Wort zu fragen.
46. Es entstand aber unter ihnen eine Überlegung, wer wohl
der Größte {W. größer} unter ihnen wäre.
47. Als Jesus aber die Überlegung ihres Herzens sah, nahm
er ein Kindlein und stellte es neben sich
48. und sprach zu ihnen: Wer irgend dieses Kindlein
aufnehmen wird in meinem Namen, {Eig. auf Grund meines (deines) Namens} nimmt
mich auf; und wer irgend mich aufnehmen wird, nimmt den auf, der mich gesandt
hat; denn wer der Kleinste {W. kleiner} ist unter euch allen, der ist groß.
49. Johannes aber antwortete und sprach: Meister, wir
sahen jemand Dämonen austreiben in deinem Namen, {Eig. auf Grund meines
(deines) Namens} und wir wehrten ihm, weil er dir nicht mit uns nachfolgt.
50. Und Jesus sprach zu ihm: Wehret nicht; denn wer nicht
wider euch ist, ist für euch.
51. Es geschah aber, als sich die Tage seiner Aufnahme
erfüllten, daß er sein Angesicht feststellte, nach Jerusalem zu gehen.
52. Und er sandte Boten vor seinem Angesicht her; und sie
gingen hin und kamen in ein Dorf der Samariter, um für ihn zuzubereiten.
53. Und sie nahmen ihn nicht auf, weil sein Angesicht nach
Jerusalem hin gerichtet war. {Eig. auf der Reise nach Jerusalem war}
54. Als aber seine Jünger Jakobus und Johannes es sahen,
sprachen sie: Herr, willst du, daß wir Feuer vom Himmel herabfallen und sie
verzehren heißen, wie auch Elias tat?
55. Er wandte sich aber um und strafte sie [und sprach:
Ihr wisset nicht, wes Geistes ihr seid].
56. Und sie gingen nach einem anderen Dorfe.
57. Es geschah aber, als sie auf dem Wege dahinzogen,
sprach einer zu ihm: Ich will dir nachfolgen, wohin irgend du gehst, Herr.
58. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Höhlen und
die Vögel des Himmels Nester; aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er sein
Haupt hinlege.
59. Er sprach aber zu einem anderen: Folge mir nach. Der
aber sprach: Herr, erlaube mir zuvor hinzugehen und meinen Vater zu begraben.
60. Jesus aber sprach zu ihm: Laß die Toten ihre Toten
begraben, du aber gehe hin und verkündige das Reich Gottes.
61. Es sprach aber auch ein anderer: Ich will dir
nachfolgen, Herr; zuvor aber erlaube mir, Abschied zu nehmen von denen, die in
meinem Hause sind.
62. Jesus aber sprach zu ihm: Niemand, der seine Hand an
den Pflug gelegt hat und zurückblickt, ist geschickt zum Reiche Gottes.
Lukas 10
1.
Nach diesem aber
bestellte der Herr auch siebzig andere und sandte sie zu je zwei vor seinem
Angesicht her in jede Stadt und jeden Ort, wohin er selbst kommen wollte. {O.
im Begriff stand zu kommen}
2.
Er sprach aber zu
ihnen: Die Ernte zwar ist groß, der Arbeiter aber sind wenige. Bittet nun den
Herrn der Ernte, daß er Arbeiter aussende in seine Ernte.
3.
Gehet hin! Siehe,
ich sende euch wie Lämmer inmitten von Wölfen.
4.
Traget weder
Börse noch Tasche, noch Sandalen, und grüßet niemand auf dem Wege.
5.
In welches Haus
irgend ihr aber eintretet, sprechet zuerst: Friede diesem Hause!
6.
Und wenn daselbst
ein Sohn des Friedens ist, so wird euer Friede auf demselben ruhen; wenn aber
nicht, so wird er zu euch zurückkehren.
7.
In demselben
Hause aber bleibet, und esset und trinket, was sie haben; {O. was euch von
ihnen angeboten wird} denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Gehet nicht aus
einem Hause in ein anderes. {Eig. Gehet nicht über von Haus zu Haus}
8.
Und in welche
Stadt irgend ihr eintretet, und sie nehmen euch auf, da esset, was euch
vorgesetzt wird, und heilet die Kranken in ihr
9.
und sprechet zu
ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen.
10. In welche Stadt irgend ihr aber eingetreten seid, und
sie nehmen euch nicht auf, da gehet hinaus auf ihre Straßen und sprechet:
11. Auch den Staub, der uns aus eurer Stadt an den Füßen
hängt, schütteln wir gegen euch ab; doch dieses wisset, daß das Reich Gottes
nahe gekommen ist.
12. Ich sage euch, daß es Sodom an jenem Tage erträglicher
ergehen wird als jener Stadt.
13. Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in
Tyrus und Sidon die Wunderwerke geschehen wären, die unter euch geschehen sind,
längst hätten sie, in Sack und Asche sitzend, Buße getan.
14. Doch Tyrus und Sidon wird es erträglicher ergehen im
Gericht als euch.
15. Und du, Kapernaum, die du bis zum Himmel erhöht worden
bist, bis zum Hades wirst du hinabgestoßen werden.
16. Wer euch hört, hört mich; und wer euch verwirft,
verwirft mich; wer aber mich verwirft, verwirft den, der mich gesandt hat.
17. Die Siebzig aber kehrten mit Freuden zurück und
sprachen: Herr, auch die Dämonen sind uns untertan in deinem Namen.
18. Er sprach aber zu ihnen: Ich schaute den Satan wie
einen Blitz vom Himmel fallen.
19. Siehe, ich gebe euch die Gewalt, auf Schlangen und
Skorpionen zu treten, und über die ganze Kraft des Feindes, und nichts soll
euch irgendwie beschädigen.
20. Doch darüber freuet euch nicht, daß euch die Geister
untertan sind; freuet euch aber, daß eure Namen in den Himmeln angeschrieben
sind.
21. In selbiger Stunde frohlockte Jesus im Geiste und
sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du dies vor
Weisen und Verständigen verborgen hast, und hast es Unmündigen geoffenbart. Ja,
Vater, denn also war es wohlgefällig vor dir.
22. Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand
erkennt, wer der Sohn ist, als nur der Vater; und wer der Vater ist, als nur
der Sohn, und wem irgend der Sohn ihn offenbaren will.
23. Und er wandte sich zu den Jüngern besonders und
sprach: Glückselig die Augen, welche sehen, was ihr sehet!
24. Denn ich sage euch, daß viele Propheten und Könige
begehrt haben zu sehen, was ihr sehet, und haben es nicht gesehen, und zu
hören, was ihr höret, und haben es nicht gehört.
25. Und siehe, ein gewisser Gesetzgelehrter stand auf und
versuchte ihn und sprach: Lehrer, was muß ich getan haben, um ewiges Leben zu
ererben?
26. Er aber sprach zu ihm: Was steht in dem Gesetz
geschrieben? Wie liesest du?
27. Er aber antwortete und sprach: "Du sollst den
Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele
und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Verstande, {O. Gemüt} und
deinen Nächsten wie dich selbst".
28. Er sprach aber zu ihm: Du hast recht geantwortet; tue
dies, und du wirst leben.
29. Indem er aber sich selbst rechtfertigen wollte, sprach
er zu Jesu: Und wer ist mein Nächster?
30. Jesus aber erwiderte und sprach: Ein gewisser Mensch
ging von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel unter Räuber, die ihn auch
auszogen und ihm Schläge versetzten und weggingen und ihn halbtot liegen
ließen.
31. Von ungefähr aber ging ein gewisser Priester jenes
Weges hinab; und als er ihn sah, ging er an der entgegengesetzten Seite
vorüber.
32. Gleicherweise aber auch ein Levit, der an den Ort
gelangte, kam und sah ihn und ging an der entgegengesetzten Seite vorüber.
33. Aber ein gewisser Samariter, der auf der Reise war,
{O. der seines Weges zog} kam zu ihm hin; und als er ihn sah, wurde er
innerlich bewegt;
34. und er trat hinzu und verband seine Wunden und goß Öl
und Wein darauf; und er setzte ihn auf sein eigenes Tier und führte ihn in eine
Herberge und trug Sorge für ihn.
35. Und am folgenden Morgen [als er fortreiste] zog er
zwei Denare heraus und gab sie dem Wirt und sprach [zu ihm]: Trage Sorge für
ihn; und was irgend du noch dazu verwenden wirst, werde ich dir bezahlen, wenn
ich zurückkomme.
36. Wer von diesen dreien dünkt dich der Nächste gewesen
zu sein von dem, der unter die Räuber gefallen war?
37. Er aber sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat.
Jesus aber sprach zu ihm: Gehe hin und tue du desgleichen.
38. Es geschah aber, als sie ihres Weges zogen, daß er in
ein Dorf kam; und ein gewisses Weib, mit Namen Martha, nahm ihn in ihr Haus
auf.
39. Und diese hatte eine Schwester, genannt Maria, die
sich auch zu den Füßen Jesu niedersetzte und seinem Worte zuhörte.
40. Martha aber war sehr beschäftigt mit vielem {O. wurde
abgezogen durch vieles} Dienen; sie trat aber hinzu und sprach: Herr, kümmert
es dich nicht, {O. liegt dir nichts daran} daß meine Schwester mich allein
gelassen hat zu dienen? Sage ihr nun, daß sie mir helfe. {W. mit mir angreife}
41. Jesus aber antwortete und sprach zu ihr: Martha,
Martha! Du bist besorgt und beunruhigt um viele Dinge;
42. eines aber ist not. Maria aber hat das gute Teil
erwählt, welches nicht von ihr genommen werden wird.
Lukas 11
1.
Und es geschah,
als er an einem gewissen Orte war und betete, da sprach, als er aufhörte, einer
seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger
lehrte.
2.
Er sprach aber zu
ihnen: Wenn ihr betet, so sprechet: Vater, geheiligt werde dein Name; dein
Reich komme;
3.
unser nötiges
Brot gib uns täglich;
4.
und vergib uns
unsere Sünden, denn auch wir selbst vergeben jedem, der uns schuldig ist; und
führe uns nicht in Versuchung.
5.
Und er sprach zu
ihnen: Wer von euch wird einen Freund haben und wird um Mitternacht zu ihm
gehen und zu ihm sagen: Freund, leihe mir drei Brote,
6.
da mein Freund
von der Reise bei mir angelangt ist, und ich nicht habe, was ich ihm vorsetzen
soll; -
7.
und jener würde
von innen antworten und sagen: Mache mir keine Mühe, die Tür ist schon
geschlossen, und meine Kinder sind bei mir im Bett; ich kann nicht aufstehen
und dir geben?
8.
Ich sage euch,
wenn er auch nicht aufstehen und ihm geben wird, weil er sein Freund ist, so
wird er wenigstens um seiner Unverschämtheit willen aufstehen und ihm geben,
soviel er bedarf.
9.
Und ich sage
euch: Bittet, und es wird euch gegeben werden; suchet, und ihr werdet finden;
klopfet an, und es wird euch aufgetan werden.
10. Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet,
und dem Anklopfenden wird aufgetan werden.
11. Wer aber ist ein Vater unter euch, den der Sohn um
Brot bitten wird-er wird ihm doch nicht einen Stein geben? Oder auch um einen
Fisch-er wird ihm statt des Fisches doch nicht eine Schlange geben?
12. Oder auch, wenn er um ein Ei bäte-er wird ihm doch
nicht einen Skorpion geben?
13. Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute
Gaben zu geben wisset, wieviel mehr wird der Vater, der vom Himmel ist, den
Heiligen Geist geben {O. wieviel mehr der Vater; welcher vom Himmel den
Heiligen Geist geben wird} denen, die ihn bitten!
14. Und er trieb einen Dämon aus, und derselbe war stumm.
Es geschah aber, als der Dämon ausgefahren war, redete der Stumme; und die
Volksmengen verwunderten sich.
15. Einige aber von ihnen sagten: Durch {W. In (in der
Kraft des); so auch V.18+19} Beelzebub, den Obersten der Dämonen, treibt er die
Dämonen aus.
16. Andere aber, ihn versuchend, forderten von ihm ein
Zeichen aus dem Himmel.
17. Da er aber ihre Gedanken wußte, sprach er zu ihnen:
Jedes Reich, das wider sich selbst entzweit ist, wird verwüstet, und Haus wider
Haus entzweit, fällt. {O. und Haus fällt auf Haus}
18. Wenn aber auch der Satan wider sich selbst entzweit
ist, wie wird sein Reich bestehen? Weil ihr saget, daß ich durch Beelzebub die
Dämonen austreibe.
19. Wenn aber ich durch Beelzebub die Dämonen austreibe,
durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein.
20. Wenn ich aber durch den Finger Gottes die Dämonen
austreibe, so ist also das Reich Gottes zu euch hingekommen. {O. auf euch
gekommen}
21. Wenn der Starke bewaffnet seinen Hof {O. sein Haus}
bewacht, so ist seine Habe in Frieden;
22. wenn aber ein Stärkerer als er über ihn kommt und ihn
besiegt, so nimmt er seine ganze Waffenrüstung weg, auf welche er vertraute,
und seine Beute teilt er aus.
23. Wer nicht mit mir ist, ist wider mich; und wer nicht
mit mir sammelt, zerstreut.
24. Wenn der unreine Geist von dem Menschen ausgefahren
ist, so durchwandert er dürre Örter, Ruhe suchend; und da er sie nicht findet,
spricht er: Ich will in mein Haus zurückkehren, von wo ich ausgegangen bin;
25. und wenn er kommt, findet er es gekehrt und
geschmückt.
26. Dann geht er hin und nimmt sieben andere Geister mit,
böser als er selbst, und sie gehen hinein und wohnen daselbst; und das Letzte
jenes Menschen wird ärger als das Erste.
27. Es geschah aber, indem er dies sagte, erhob ein
gewisses Weib aus der Volksmenge ihre Stimme und sprach zu ihm: Glückselig der
Leib, der dich getragen, und die Brüste, die du gesogen hast!
28. Er aber sprach: Ja, vielmehr glückselig, die das Wort
Gottes hören und bewahren!
29. Als aber die Volksmengen sich zusammendrängten, {O.
anhäuften} fing er an zu sagen: Dieses Geschlecht ist ein böses Geschlecht; es
fordert ein Zeichen, und kein Zeichen wird ihm gegeben werden, als nur das
Zeichen Jonas'.
30. Denn gleichwie Jonas den Niniviten ein Zeichen war,
{O. wurde} so wird es auch der Sohn des Menschen diesem Geschlecht sein.
31. Eine Königin des Südens wird auftreten im Gericht mit
den Männern dieses Geschlechts und wird sie verdammen; denn sie kam von den
Enden der Erde, um die Weisheit Salomons zu hören; und siehe, mehr als Salomon
ist hier.
32. Männer von Ninive werden aufstehen im Gericht mit
diesem Geschlecht und werden es verdammen; denn sie taten Buße auf die Predigt
Jonas'; und siehe, mehr als Jonas ist hier.
33. Niemand aber, der eine Lampe angezündet hat, stellt
sie ins Verborgene, noch unter den Scheffel, sondern auf das Lampengestell, auf
daß die Hereinkommenden den Schein sehen.
34. Die Lampe des Leibes ist dein Auge; wenn dein Auge
einfältig ist, so ist auch dein ganzer Leib licht; wenn es aber böse ist, so
ist auch dein Leib finster.
35. Sieh nun zu, daß das Licht, welches in dir ist, nicht
Finsternis ist.
36. Wenn nun dein ganzer Leib licht ist und keinen
finsteren Teil hat, so wird er ganz licht sein, wie wenn die Lampe mit ihrem
Strahle dich erleuchtete. {O. beleuchte}
37. Indem er aber redete, bat ihn ein gewisser Pharisäer,
daß er bei ihm zu Mittag essen möchte; er ging aber hinein und legte sich zu
Tische.
38. Als aber der Pharisäer es sah, verwunderte er sich,
daß er sich nicht erst vor dem Essen gewaschen hatte.
39. Der Herr aber sprach zu ihm: Jetzt, ihr Pharisäer,
reiniget ihr das Äußere des Bechers und der Schüssel, euer Inneres aber ist
voller Raub und Bosheit.
40. Toren! Hat nicht der, welcher das Äußere gemacht hat,
auch das Innere gemacht?
41. Gebet vielmehr Almosen von dem, was ihr habt, {O. was
darinnen ist} und siehe, alles ist euch rein.
42. Aber wehe euch Pharisäern! Denn ihr verzehntet die
Krausemünze und die Raute und alles Kraut, und übergehet das Gericht und die
Liebe Gottes; diese Dinge hättet ihr tun und jene nicht lassen sollen.
43. Wehe euch Pharisäern! Denn ihr liebet den ersten Sitz
in den Synagogen und die Begrüßungen auf den Märkten.
44. Wehe euch! Denn ihr seid wie die Grüfte, die verborgen
sind, und die Menschen, die darüber wandeln, wissen es nicht.
45. Aber einer der Gesetzgelehrten antwortete und spricht
zu ihm: Lehrer, indem du dieses sagst, schmähst du auch uns.
46. Er aber sprach: Auch euch Gesetzgelehrten wehe! Denn
ihr belastet die Menschen mit schwer zu tragenden Lasten, und selbst rühret ihr
die Lasten nicht mit einem eurer Finger an.
47. Wehe euch! Denn ihr bauet die Grabmäler der Propheten,
eure Väter aber haben sie getötet.
48. Also gebet ihr Zeugnis und stimmet den Werken eurer
Väter bei; denn sie haben sie getötet, ihr aber bauet [ihre Grabmäler].
49. Darum hat auch die Weisheit Gottes gesagt: Ich werde
Propheten und Apostel zu ihnen senden, und etliche von ihnen werden sie töten
und vertreiben,
50. auf daß das Blut aller Propheten, welches von
Grundlegung der Welt an vergossen worden ist, von diesem Geschlecht gefordert
werde:
51. von dem Blute Abels bis zu dem Blute Zacharias',
welcher umkam zwischen dem Altar und dem Hause ja, sage ich euch, es wird von
diesem Geschlecht gefordert werden.
52. Wehe euch Gesetzgelehrten! Denn ihr habt den Schlüssel
der Erkenntnis weggenommen; ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die
Hineingehenden habt ihr gehindert.
53. Als er aber dies zu ihnen sagte, fingen die
Schriftgelehrten und die Pharisäer an, hart auf ihn einzudringen und ihn über
vieles {O. mehreres, immer mehr} auszufragen;
54. und sie lauerten auf ihn, etwas aus seinem Munde zu
erjagen.
Lukas 12
1.
Als sich
unterdessen viele Tausende {Eig. die Myriaden} der Volksmenge versammelt
hatten, so daß sie einander traten, fing er an, zu seinen Jüngern zu sagen,
zuerst: Hütet {And. üb.: zu seinen Jüngern zu sagen: Zuerst hütet usw} euch vor
dem Sauerteig der Pharisäer, welcher Heuchelei ist.
2.
Es ist aber
nichts verdeckt, was nicht aufgedeckt, und verborgen, was nicht kundwerden
wird;
3.
deswegen, soviel
ihr in der Finsternis gesprochen haben werdet, wird im Lichte gehört werden,
und was ihr ins Ohr gesprochen haben werdet in den Kammern, wird auf den
Dächern {O. Häusern} ausgerufen werden.
4.
Ich sage aber
euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und
nach diesem nichts weiter zu tun vermögen.
5.
Ich will euch
aber zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet den, der nach dem Töten Gewalt
hat, in die Hölle zu werfen; ja, sage ich euch, diesen fürchtet.
6.
Werden nicht fünf
Sperlinge um zwei Pfennig {W. Assarion; s. die Anm. zu Mt. 10,29} verkauft? Und
nicht einer von ihnen ist vor Gott vergessen.
7.
Aber selbst die
Haare eures Hauptes sind alle gezählt. So fürchtet euch nun nicht; ihr seid
vorzüglicher als viele Sperlinge.
8.
Ich sage euch
aber: Jeder, der irgend mich vor den Menschen bekennen wird, den wird auch der
Sohn des Menschen vor den Engeln Gottes bekennen;
9.
wer aber mich vor
den Menschen verleugnet haben wird, der wird vor den Engeln Gottes verleugnet
werden.
10. Und jeder, der ein Wort sagen wird wider den Sohn des
Menschen, dem wird vergeben werden; dem aber, der wider den Heiligen Geist
lästert, wird nicht vergeben werden.
11. Wenn sie euch aber vor die Synagogen und die
Obrigkeiten und die Gewalten führen, so sorget nicht, wie oder womit ihr euch
verantworten oder was ihr sagen sollt;
12. denn der Heilige Geist wird euch in selbiger Stunde
lehren, was ihr sagen sollt.
13. Einer aus der Volksmenge aber sprach zu ihm: Lehrer,
sage meinem Bruder, daß er das Erbe mit mir teile.
14. Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zu einem
Richter oder Erbteiler über euch gesetzt?
15. Er sprach aber zu ihnen: Sehet zu und hütet euch vor
aller Habsucht, {O. Gier} denn nicht weil jemand Überfluß hat, besteht sein
Leben von seiner Habe.
16. Er sagte aber ein Gleichnis zu ihnen und sprach: Das
Land eines gewissen reichen Menschen trug viel ein.
17. Und er überlegte bei sich selbst und sprach: Was soll
ich tun? Denn ich habe nicht, wohin ich meine Früchte einsammeln soll.
18. Und er sprach: Dies will ich tun: ich will meine
Scheunen niederreißen und größere bauen, und will dahin all mein Gewächs und
meine Güter {Eig. mein Gutes} einsammeln;
19. und ich will zu meiner Seele sagen: Seele, du hast
viele Güter {Eig. vieles Gute} daliegen auf viele Jahre; ruhe aus, iß, trink,
sei fröhlich.
20. Gott aber sprach zu ihm: Du Tor! In dieser Nacht wird
man deine Seele von dir fordern; was du aber bereitet hast, für wen wird es
sein?
21. Also ist der für sich Schätze sammelt, und ist nicht
reich in Bezug auf Gott.
22. Er sprach aber zu seinen Jüngern: Deshalb sage ich
euch: Seid nicht besorgt für das Leben, was ihr essen, noch für den Leib, was
ihr anziehen sollt.
23. Das Leben ist mehr als die Nahrung, und der Leib mehr
als die Kleidung.
24. Betrachtet die Raben, daß {O. denn} sie nicht säen
noch ernten, die weder Vorratskammer noch Scheune haben, und Gott ernährt sie;
um wieviel vorzüglicher seid ihr als die Vögel!
25. Wer aber unter euch vermag mit Sorgen seiner Größe
eine Elle zuzusetzen?
26. Wenn ihr nun auch das Geringste nicht vermöget, warum
seid ihr um das Übrige besorgt?
27. Betrachtet die Lilien, wie sie wachsen; sie mühen sich
nicht und spinnen auch nicht. Ich sage euch aber, selbst nicht Salomon in all
seiner Herrlichkeit war bekleidet wie eine von diesen.
28. Wenn aber Gott das Gras, das heute auf dem Felde ist
{O. das Gras auf dem Felde, das heute ist} und morgen in den Ofen geworfen
wird, also kleidet, wieviel mehr euch, Kleingläubige!
29. Und ihr, trachtet nicht danach, was ihr essen oder was
ihr trinken sollt, und seid nicht in Unruhe; {O. wollet nicht hoch hinaus}
30. denn nach diesem allem trachten die Nationen der Welt;
euer Vater aber weiß, daß ihr dieses bedürfet.
31. Trachtet jedoch nach seinem Reiche, und dieses wird
euch hinzugefügt werden.
32. Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat eurem
Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.
33. Verkaufet eure Habe und gebet Almosen; machet euch
Säckel, die nicht veralten, einen Schatz, unvergänglich, {O. der nicht abnimmt}
in den Himmeln, wo kein Dieb sich naht und keine Motte verderbt.
34. Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.
35. Es seien eure Lenden umgürtet und die Lampen brennend;
36. und ihr, seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn
warten, wann irgend er aufbrechen {O. zurückkehren} mag von der Hochzeit, auf
daß, wenn er kommt und anklopft, sie ihm alsbald aufmachen.
37. Glückselig jene Knechte, {O. Sklaven; so auch V.38
usw} die der Herr, wenn er kommt, wachend finden wird! Wahrlich, ich sage euch:
Er wird sich umgürten und sie sich zu Tische legen lassen und wird hinzutreten
und sie bedienen.
38. Und wenn er in der zweiten Wache kommt und in der
dritten Wache kommt und findet sie also-glückselig sind jene [Knechte]!
39. Dies aber erkennet: Wenn der Hausherr gewußt hätte, zu
welcher Stunde der Dieb kommen würde, so hätte er gewacht und nicht erlaubt,
daß sein Haus durchgraben würde.
40. Auch ihr [nun], seid bereit; denn in der Stunde, in
welcher ihr es nicht meinet, kommt der Sohn des Menschen.
41. Petrus aber sprach zu ihm: Herr, sagst du dieses
Gleichnis zu uns oder auch zu allen?
42. Der Herr aber sprach: Wer ist nun der treue und kluge
Verwalter, welchen der Herr über sein Gesinde setzen wird, um ihm die
zugemessene Speise zu geben zur rechten Zeit?
43. Glückselig jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt,
also tuend finden wird!
44. In Wahrheit sage ich euch, daß er ihn über seine ganze
Habe setzen wird.
45. Wenn aber jener Knecht in seinem Herzen sagt: Mein
Herr verzieht zu kommen, und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen und zu
essen und zu trinken und sich zu berauschen,
46. so wird der Herr jenes Knechtes kommen an einem Tage,
an welchem er es nicht erwartet, und in einer Stunde, die er nicht weiß, und
wird ihn entzweischneiden und ihm sein Teil setzen mit den Untreuen. {O.
Ungläubigen}
47. Jener Knecht aber, der den Willen seines Herrn wußte
und sich nicht bereitet, noch nach seinem Willen getan hat, wird mit vielen
Schlägen geschlagen werden;
48. wer ihn aber nicht wußte, aber getan hat, was der
Schläge wert ist, wird mit wenigen geschlagen werden. Jedem aber, dem viel
gegeben ist-viel wird von ihm verlangt werden; und wem man viel anvertraut hat,
von dem wird man desto mehr fordern.
49. Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen; und
was will ich, wenn es schon angezündet ist?
50. Ich habe aber eine Taufe, womit ich getauft werden
muß, und wie bin ich beengt, bis sie vollbracht ist!
51. Denket ihr, daß ich gekommen sei, Frieden auf der Erde
zu geben? Nein, sage ich euch, sondern vielmehr Entzweiung.
52. Denn es werden von nun an fünf in einem Hause entzweit
sein; drei werden wider zwei und zwei wider drei entzweit sein:
53. Vater wider Sohn und Sohn wider Vater, Mutter wider
Tochter und Tochter wider Mutter, Schwiegermutter wider ihre Schwiegertochter
und Schwiegertochter wider ihre Schwiegermutter.
54. Er sprach aber auch zu den Volksmengen: Wenn ihr eine
Wolke von Westen aufsteigen sehet, so saget ihr alsbald: Ein Regenguß kommt;
und es geschieht also.
55. Und wenn ihr den Südwind wehen sehet, so saget ihr: Es
wird Hitze geben; und es geschieht.
56. Heuchler! Das Angesicht der Erde und des Himmels
wisset ihr zu beurteilen; wie aber ist es, daß ihr diese Zeit nicht beurteilet?
57. Warum aber auch richtet ihr von euch selbst nicht, was
recht ist?
58. Denn wenn du mit deiner Gegenpartei {O. deinem
Widersacher; wie anderswo} vor die Obrigkeit {Eig. zum Archonten} gehst, so gib
dir auf dem Wege Mühe, von ihr loszukommen, damit sie dich nicht etwa zu dem
Richter hinschleppe; und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener überliefern,
und der Gerichtsdiener dich ins Gefängnis werfen.
59. Ich sage dir: Du wirst nicht von dannen herauskommen,
bis du auch den letzten Heller {W. Lepton; die kleinste Geldmünze, welche
damals im Umlauf war.} bezahlt hast.
Lukas 13
1.
Zu selbiger Zeit
waren aber einige gegenwärtig, die ihm von den Galiläern berichteten, deren
Blut Pilatus mit ihren Schlachtopfern vermischt hatte.
2.
Und er antwortete
und sprach zu ihnen: Meinet ihr, daß diese Galiläer vor allen Galiläern Sünder
waren, weil sie solches erlitten haben?
3.
Nein, sage ich
euch, sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen.
4.
Oder jene
achtzehn, auf welche der Turm in Siloam fiel und sie tötete: meinet ihr, daß
sie vor allen Menschen, die in Jerusalem wohnen, Schuldner waren?
5.
Nein, sage ich
euch, sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle gleicherweise umkommen.
6.
Er sagte aber
dieses Gleichnis: Es hatte jemand einen Feigenbaum, der in seinem Weinberge
gepflanzt war; und er kam und suchte Frucht an ihm und fand keine.
7.
Er sprach aber zu
dem Weingärtner: Siehe, drei Jahre komme ich und suche Frucht an diesem
Feigenbaum und finde keine; haue ihn ab, wozu macht er auch das Land unnütz?
8.
Er aber antwortet
und sagt zu ihm: Herr, laß ihn noch dieses Jahr, bis ich um ihn graben und
Dünger legen werde;
9.
und wenn er etwa
Frucht bringen wird, gut, wenn aber nicht, so magst du ihn künftig abhauen.
10. Er lehrte aber am Sabbath in einer der Synagogen.
11. Und siehe, [da war] ein Weib, die achtzehn Jahre einen
Geist der Schwachheit hatte; und sie war zusammengekrümmt und gänzlich unfähig,
sich aufzurichten. {O. unfähig sich gänzlich aufzurichten}
12. Als aber Jesus sie sah, rief er ihr zu und sprach zu
ihr: Weib, du bist gelöst von deiner Schwachheit!
13. Und er legte ihr die Hände auf, und alsbald wurde sie
gerade und verherrlichte Gott.
14. Der Synagogenvorsteher aber, unwillig, daß Jesus am
Sabbath heilte, hob an und sprach zu der Volksmenge: Sechs Tage sind es, an
denen man arbeiten soll; an diesen nun kommt und laßt euch heilen, und nicht am
Tage des Sabbaths.
15. Der Herr nun antwortete ihm und sprach: Heuchler! Löst
nicht ein jeder von euch am Sabbath seinen Ochsen oder Esel von der Krippe und
führt ihn hin und tränkt ihn?
16. Diese aber, die eine Tochter Abrahams ist, welche der
Satan gebunden hat, siehe, achtzehn Jahre, sollte sie nicht von dieser Fessel
gelöst werden am Tage des Sabbaths?
17. Und als er dies sagte, wurden alle seine Widersacher
beschämt; und die ganze Volksmenge freute sich über all die herrlichen Dinge,
welche durch ihn geschahen.
18. Er sprach aber: Wem ist das Reich Gottes gleich, und
wem soll ich es vergleichen?
19. Es ist gleich einem Senfkorn, welches ein Mensch nahm
und in seinen Garten warf; und es wuchs und wurde zu einem großen Baume, und
die Vögel des Himmels ließen sich nieder {O. nisteten} in seinen Zweigen.
20. Und wiederum sprach er: Wem soll ich das Reich Gottes
vergleichen?
21. Es ist gleich einem Sauerteig, welchen ein Weib nahm
und unter drei Maß Mehl verbarg, bis es ganz durchsäuert war.
22. Und er durchzog nacheinander Städte und Dörfer, indem er
lehrte und nach Jerusalem reiste.
23. Es sprach aber jemand zu ihm: Herr, sind derer wenige,
die errettet werden? Er aber sprach zu ihnen:
24. Ringet danach, durch die enge Pforte einzugehen; denn
viele, sage ich euch, werden einzugehen suchen und werden es nicht vermögen.
25. Von da an, wenn der Hausherr aufgestanden ist und die
Tür verschlossen hat, und ihr anfangen werdet, draußen zu stehen und an die Tür
zu klopfen und zu sagen: Herr, tue uns auf! Und er antworten und zu euch sagen
wird: Ich kenne euch nicht, wo ihr her seid;
26. alsdann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben vor
dir gegessen und getrunken, und auf unseren Straßen hast du gelehrt.
27. Und er wird sagen: Ich sage euch, ich kenne euch
nicht, wo ihr her seid; weichet von mir, alle ihr Übeltäter!
28. Da wird sein das Weinen und das Zähneknirschen, wenn
ihr sehen werdet Abraham und Isaak und Jakob und alle Propheten im Reiche
Gottes, euch aber draußen hinausgeworfen.
29. Und sie werden kommen von Osten und Westen und von
Norden und Süden und zu Tische liegen im Reiche Gottes.
30. Und siehe, es sind Letzte, welche Erste sein werden,
und es sind Erste, welche Letzte sein werden.
31. In derselben Stunde kamen einige Pharisäer herzu und
sagten zu ihm: Geh hinaus und ziehe von hinnen, denn Herodes will dich töten.
32. Und er sprach zu ihnen: Gehet hin und saget diesem
Fuchs: Siehe, ich treibe Dämonen aus und vollbringe Heilungen heute und morgen,
und am dritten Tage werde ich vollendet.
33. Doch ich muß heute und morgen und am folgenden Tage
wandeln; denn es geht nicht an, daß ein Prophet außerhalb Jerusalems umkomme.
34. Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und
steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln
wollen, wie eine Henne ihre Brut unter die Flügel, und ihr habt nicht gewollt!
35. Siehe, euer Haus wird euch überlassen. Ich sage euch
aber: Ihr werdet mich nicht sehen, bis es kommt, daß ihr sprechet:
"Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!"
Lukas 14
1.
Und es geschah,
als er am Sabbath in das Haus eines der Obersten der Pharisäer kam, um zu
essen, {W. Brot zu essen} daß sie auf ihn lauerten.
2.
Und siehe, ein
gewisser wassersüchtiger Mensch war vor ihm.
3.
Und Jesus hob an
und sprach zu den Gesetzgelehrten und Pharisäern und sagte: Ist es erlaubt, am
Sabbath zu heilen?
4.
Sie aber schwiegen.
Und er faßte ihn an und heilte ihn und entließ ihn.
5.
Und er antwortete
und sprach zu ihnen: Wer ist unter euch, dessen Esel oder Ochs in einen Brunnen
fällt, und der ihn nicht alsbald herauszieht am Tage des Sabbaths?
6.
Und sie
vermochten nicht, ihm darauf zu antworten.
7.
Er sprach aber zu
den Eingeladenen ein Gleichnis, indem er bemerkte, wie sie die ersten Plätze
wählten, und sagte zu ihnen:
8.
Wenn du von
jemand zur Hochzeit geladen wirst, so lege dich nicht auf den ersten Platz,
damit nicht etwa ein Geehrterer als du von ihm geladen sei,
9.
und der, welcher
dich und ihn geladen hat, komme und zu dir spreche: Mache diesem Platz; und
dann wirst du anfangen, mit Schande den letzten Platz einzunehmen.
10. Sondern, wenn du geladen bist, so gehe hin und lege
dich auf den letzten Platz, auf daß, wenn der, welcher dich geladen hat, kommt,
er zu dir spreche: Freund, rücke höher hinauf. Dann wirst du Ehre haben vor
allen, die mit dir zu Tische liegen;
11. denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt
werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
12. Er sprach aber auch zu dem, der ihn geladen hatte:
Wenn du ein Mittags-oder ein Abendmahl machst, so lade nicht deine Freunde,
noch deine Brüder, noch deine Verwandten, noch reiche Nachbarn, damit nicht
etwa auch sie dich wiederladen und dir Vergeltung werde.
13. Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade Arme,
Krüppel, Lahme, Blinde,
14. und glückselig wirst du sein, weil sie nicht haben,
dir zu vergelten; denn es wird dir vergolten werden in der Auferstehung der
Gerechten.
15. Als aber einer von denen, die mit zu Tische lagen,
dies hörte, sprach er zu ihm: Glückselig, wer Brot essen wird im Reiche Gottes!
16. Er aber sprach zu ihm: Ein gewisser Mensch machte ein
großes Abendmahl und lud viele.
17. Und er sandte seinen Knecht {O. Sklaven; so auch
nachher} zur Stunde des Abendmahls, um den Geladenen zu sagen: Kommet, denn
schon ist alles bereit.
18. Und sie fingen alle ohne Ausnahme an, sich zu
entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muß
notwendig ausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, halte mich für
entschuldigt.
19. Und ein anderer sprach: Ich habe fünf Joch Ochsen
gekauft, und ich gehe hin, sie zu versuchen; ich bitte dich, halte mich für
entschuldigt.
20. Und ein anderer sprach: Ich habe ein Weib geheiratet,
und darum kann ich nicht kommen.
21. Und der Knecht kam herbei und berichtete dies seinem
Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knechte: Geh eilends
hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt, und bringe hier herein die Armen
und Krüppel und Lahmen und Blinden.
22. Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, wie du
befohlen hast, und es ist noch Raum.
23. Und der Herr sprach zu dem Knechte: Geh hinaus auf die
Wege und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, auf daß mein Haus voll werde;
24. denn ich sage euch, daß nicht einer jener Männer, die
geladen waren, mein Abendmahl schmecken wird.
25. Es gingen aber große Volksmengen mit ihm; und er
wandte sich um und sprach zu ihnen:
26. Wenn jemand zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater
und seine Mutter und sein Weib und seine Kinder und seine Brüder und
Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger
sein;
27. und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, kann
nicht mein Jünger sein.
28. Denn wer unter euch, der einen Turm bauen will, setzt
sich nicht zuvor nieder und berechnet die Kosten, ob er das Nötige zur
Ausführung habe?
29. Auf daß nicht etwa, wenn er den Grund gelegt hat und
nicht zu vollenden vermag, alle, die es sehen, anfangen ihn zu verspotten
30. und sagen: Dieser Mensch hat angefangen zu bauen und
vermochte nicht zu vollenden.
31. Oder welcher König, der auszieht, um sich mit einem
anderen König in Krieg einzulassen, setzt sich nicht zuvor nieder und
ratschlagt, ob er imstande sei, dem mit Zehntausend entgegen zu treten, der
wider ihn kommt mit Zwanzigtausend?
32. Wenn aber nicht, so sendet er, während er noch fern
ist, eine Gesandtschaft und bittet um die Friedensbedingungen. {O. um
Friedensverhandlungen; W. um das zum Frieden}
33. Also nun jeder von euch, der nicht allem entsagt, was
er hat, kann nicht mein Jünger sein.
34. Das Salz [nun] ist gut; wenn aber auch das Salz
kraftlos {O. fade} geworden ist, womit soll es gewürzt werden?
35. Es ist weder für das Land noch für den Dünger
tauglich; man wirft es hinaus. Wer Ohren hat zu hören, der höre!
Lukas 15
1.
Es nahten {O.
pflegten zu nahen; der griech. Ausdruck bezeichnet eine fortgesetzte Handlung.}
aber zu ihm alle Zöllner und Sünder, ihn zu hören;
2.
und die Pharisäer
und die Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt Sünder auf und
isset mit ihnen.
3.
Er sprach aber zu
ihnen dieses Gleichnis und sagte:
4.
Welcher Mensch
unter euch, der hundert Schafe hat und eines von ihnen verloren hat, läßt nicht
die neunundneunzig in der Wüste und geht dem verlorenen nach, bis er es findet?
5.
Und wenn er es
gefunden hat, so legt er es mit Freuden auf seine Schultern;
6.
und wenn er nach
Hause kommt, ruft er die Freunde und die Nachbarn zusammen und spricht zu
ihnen: Freuet euch mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren
war.
7.
Ich sage euch:
Also wird Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über
neunundneunzig Gerechte, welche der Buße nicht bedürfen. -
8.
Oder welches
Weib, das zehn Drachmen hat, zündet nicht, wenn sie eine Drachme verliert, eine
Lampe an und kehrt das Haus und sucht sorgfältig, bis sie sie findet?
9.
Und wenn sie sie
gefunden hat, ruft sie die Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und spricht:
Freuet euch mit mir, denn ich habe die Drachme gefunden, die ich verloren
hatte.
10. Also, sage ich euch, ist Freude {Eig. wird Freude} vor
den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.
11. Er sprach aber: Ein gewisser Mensch hatte zwei Söhne;
12. und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Vater,
gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt. Und er teilte ihnen die Habe.
13. Und nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere Sohn
alles zusammen und reiste weg in ein fernes Land, und daselbst vergeudete er
sein Vermögen, indem er ausschweifend lebte.
14. Als er aber alles verzehrt hatte, kam eine gewaltige
Hungersnot über jenes Land, und er selbst fing an, Mangel zu leiden.
15. Und er ging hin und hängte sich an einen der Bürger
jenes Landes; der {W. und er} schickte ihn auf seine Äcker, Schweine zu hüten.
16. Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den
Träbern, {Johannisbrot, ein Nahrungsmittel für Tiere und auch wohl für arme
Leute.} welche die Schweine fraßen; und niemand gab ihm.
17. Als er aber zu sich selbst kam, sprach er: Wie viele
Tagelöhner meines Vaters haben Überfluß an Brot, ich aber komme hier um vor
Hunger.
18. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen, und
will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir,
19. ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen; mache
mich wie einen deiner Tagelöhner.
20. Und er machte sich auf und ging zu seinem {Eig. seinem
eigenen} Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde
innerlich bewegt und lief hin und fiel ihm um seinen Hals und küßte ihn sehr.
{O. vielmals, oder zärtlich}
21. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt
gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen.
22. Der Vater aber sprach zu seinen Knechten: Bringet das
beste Kleid her und ziehet es ihm an und tut einen Ring an seine Hand und
Sandalen an seine Füße;
23. und bringet das gemästete Kalb her und schlachtet es,
und lasset uns essen und fröhlich sein;
24. denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig
geworden, war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an fröhlich zu
sein.
25. Es war aber sein älterer Sohn auf dem Felde; und als
er kam und sich dem Hause näherte, hörte er Musik und Reigen.
26. Und er rief einen der Knechte herzu und erkundigte
sich, was das wäre.
27. Der aber sprach zu ihm: Dein Bruder ist gekommen, und
dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wieder
erhalten hat.
28. Er aber wurde zornig und wollte nicht hineingehen.
Sein Vater aber ging hinaus und drang in ihn.
29. Er aber antwortete und sprach zu dem Vater: Siehe, so
viele Jahre diene ich dir, und niemals habe ich ein Gebot von dir übertreten; und
mir hast du niemals ein Böcklein gegeben, auf daß ich mit meinen Freunden
fröhlich wäre;
30. da aber dieser dein Sohn gekommen ist, der deine Habe
mit Huren verschlungen hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet.
31. Er aber sprach zu ihm: Kind, du bist allezeit bei mir,
und all das Meinige ist dein.
32. Es geziemte sich aber fröhlich zu sein und sich zu
freuen; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden und
verloren und ist gefunden worden.
Lukas 16
1.
Er sprach aber
auch zu [seinen] Jüngern: Es war ein gewisser reicher Mann, der einen Verwalter
hatte; und dieser wurde bei ihm angeklagt, als verschwende er seine Habe.
2.
Und er rief ihn
und sprach zu ihm: Was ist dies, das ich von dir höre? Lege die Rechnung von
deiner Verwaltung ab, denn du wirst nicht mehr Verwalter sein können.
3.
Der Verwalter
aber sprach bei sich selbst: Was soll ich tun? Denn mein Herr nimmt mir die
Verwaltung ab. Zu graben vermag ich nicht, zu betteln schäme ich mich.
4.
Ich weiß, was ich
tun werde, auf daß sie mich, wenn ich der Verwaltung enthoben bin, in ihre
Häuser aufnehmen.
5.
Und er rief jeden
einzelnen der Schuldner seines Herrn herzu und sprach zu dem ersten: Wieviel
bist du meinem Herrn schuldig?
6.
Der aber sprach:
Hundert Bath Öl. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldbrief und setze dich
flugs hin und schreibe fünfzig.
7.
Danach sprach er
zu einem anderen: Du aber, wieviel bist du schuldig? Der aber sprach: Hundert
Kor Weizen. Und er spricht zu ihm: Nimm deinen Schuldbrief und schreibe
achtzig.
8.
Und der Herr lobte
den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte; denn die Söhne dieser
Welt {O. dieses Zeitlaufs} sind klüger als die Söhne des Lichts gegen {O. in
Bezug auf} ihr eigenes Geschlecht.
9.
Und ich sage
euch: Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, auf daß, wenn er zu Ende
geht, man euch aufnehme in die ewigen Hütten.
10. Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu,
und wer im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht.
11. Wenn ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu
gewesen seid, wer wird euch das Wahrhaftige anvertrauen?
12. Und wenn ihr in dem Fremden nicht treu gewesen seid,
wer wird euch das Eurige geben?
13. Kein Hausknecht kann zwei Herren dienen; denn entweder
wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen
anhangen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
14. Dies alles hörten aber auch die Pharisäer, welche
geldliebend waren, und sie verhöhnten ihn. {Eig. rümpften die Nase über ihn}
15. Und er sprach zu ihnen: Ihr seid es, die sich selbst
rechtfertigen vor den Menschen, Gott aber kennt eure Herzen; denn was unter den
Menschen hoch ist, ist ein Greuel vor Gott.
16. Das Gesetz und die Propheten waren bis auf Johannes;
von da an wird das Evangelium des Reiches Gottes verkündigt, und jeder dringt
mit Gewalt hinein.
17. Es ist aber leichter, daß der Himmel und die Erde
vergehen, als daß ein Strichlein des Gesetzes wegfalle.
18. Jeder, der sein Weib entläßt und eine andere heiratet,
begeht Ehebruch; und jeder, der die von einem Manne Entlassene heiratet, begeht
Ehebruch.
19. Es war aber ein gewisser reicher Mann, und er kleidete
sich in Purpur und feine Leinwand {W. Byssus} und lebte alle Tage fröhlich und
in Prunk.
20. [Es war] aber ein gewisser Armer, mit Namen Lazarus,
[der] an dessen Tor {O. Torweg} lag, voller Geschwüre,
21. und er begehrte, sich von den Brosamen zu sättigen,
die von dem Tische des Reichen fielen; aber auch die Hunde kamen und leckten
seine Geschwüre.
22. Es geschah aber, daß der Arme starb und von den Engeln
getragen wurde in den Schoß Abrahams. Es starb aber auch der Reiche und wurde
begraben.
23. Und in dem Hades seine Augen aufschlagend, als er in
Qualen war, sieht er Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoße.
24. Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich
meiner und sende Lazarus, daß er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche
und meine Zunge kühle; denn ich leide Pein in dieser Flamme.
25. Abraham aber sprach: Kind, gedenke, daß du dein Gutes
völlig empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus gleicherweise das Böse;
jetzt aber wird er hier getröstet, du aber leidest Pein.
26. Und zu diesem allem ist zwischen uns und euch eine
große Kluft befestigt, damit die, welche von hier zu euch hinübergehen wollen,
nicht können, noch die, welche von dort zu uns herüberkommen wollen.
27. Er sprach aber: Ich bitte dich nun, Vater, daß du ihn
in das Haus meines Vaters sendest,
28. denn ich habe fünf Brüder, damit er ihnen ernstlich
Zeugnis gebe, {O. sie beschwöre, dringend verwarne} auf daß sie nicht auch
kommen an diesen Ort der Qual.
29. Abraham aber spricht zu ihm: Sie haben Moses und die
Propheten; mögen sie dieselben hören.
30. Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn
jemand von den Toten zu ihnen geht, so werden sie Buße tun.
31. Er sprach aber zu ihm: Wenn sie Moses und die
Propheten nicht hören, so werden sie auch nicht überzeugt werden, wenn jemand
aus den Toten aufersteht.
Lukas 17
1.
Er sprach aber zu
seinen Jüngern: Es ist unmöglich, daß nicht Ärgernisse kommen; wehe aber dem,
durch welchen sie kommen!
2.
Es wäre ihm
nützlicher, {W. nützlich} wenn ein Mühlstein um seinen Hals gelegt und er ins
Meer geworfen würde, als daß er einen dieser Kleinen ärgere! {S. zu diesem
Verse die Anmerkungen zu Mt. 18,6.}
3.
Habet acht auf
euch selbst: wenn dein Bruder sündigt, so verweise es ihm, und wenn er es bereut,
so vergib ihm.
4.
Und wenn er
siebenmal des Tages an dir sündigt und siebenmal zu dir umkehrt und spricht:
Ich bereue es, -so sollst du ihm vergeben.
5.
Und die Apostel
sprachen zu dem Herrn: Vermehre uns den Glauben!
6.
Der Herr aber
sprach: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem
Maulbeer-Feigenbaum sagen: Werde entwurzelt und ins Meer gepflanzt! -und er
würde euch gehorchen.
7.
Wer aber von
euch, der einen Knecht {O. Sklaven; so auch nachher} hat, welcher pflügt oder
weidet, wird zu ihm, wenn er vom Felde hereinkommt, sagen: Komm und lege dich
alsbald zu Tische?
8.
Wird er nicht
vielmehr zu ihm sagen: Richte zu, was ich zu Abend essen soll, und gürte dich
und diene mir, bis ich gegessen und getrunken habe; und danach sollst du essen
und trinken?
9.
Dankt er etwa dem
Knechte, daß er das Befohlene getan hat? Ich meine nicht.
10. Also auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch
befohlen ist, so sprechet: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir
zu tun schuldig waren.
11. Und es geschah, als er nach Jerusalem reiste, daß er
mitten durch Samaria und Galiläa ging.
12. Und als er in ein gewisses Dorf eintrat, begegneten
ihm zehn aussätzige Männer, welche von ferne standen.
13. Und sie erhoben ihre Stimme und sprachen: Jesu,
Meister, erbarme dich unser!
14. Und als er sie sah, sprach er zu ihnen: Gehet hin und
zeiget euch den Priestern. Und es geschah, indem sie hingingen, wurden sie
gereinigt.
15. Einer aber von ihnen, als er sah, daß er geheilt war,
kehrte zurück, indem er mit lauter Stimme Gott verherrlichte;
16. und er fiel aufs Angesicht zu seinen Füßen und dankte
ihm; und derselbe war ein Samariter.
17. Jesus aber antwortete und sprach: Sind nicht die zehn
gereinigt worden? Wo sind [aber] die neun?
18. Sind keine gefunden worden, die zurückkehrten, um Gott
Ehre zu geben, außer diesem Fremdling?
19. Und er sprach zu ihm: Stehe auf und gehe hin; dein
Glaube hat dich gerettet.
20. Und als er von den Pharisäern gefragt wurde: Wann
kommt das Reich Gottes? antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt
nicht so, daß man es beobachten könnte; {W. kommt nicht unter Beobachtung}
21. noch wird man sagen: Siehe hier! oder: Siehe dort!
Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.
22. Er sprach aber zu den Jüngern: Es werden Tage kommen,
da ihr begehren werdet, einen der Tage des Sohnes des Menschen zu sehen, und
ihr werdet ihn nicht sehen.
23. Und man wird zu euch sagen: Siehe hier! oder: Siehe
dort! Gehet nicht hin, folget auch nicht.
24. Denn gleichwie der Blitz blitzend leuchtet von einem
Ende unter dem Himmel bis zum anderen Ende unter dem Himmel, also wird der Sohn
des Menschen sein an seinem Tage.
25. Zuvor aber muß er vieles leiden und verworfen werden
von diesem Geschlecht.
26. Und gleichwie es in den Tagen Noahs geschah, also wird
es auch sein in den Tagen des Sohnes des Menschen:
27. sie aßen, sie tranken, sie heirateten, sie wurden
verheiratet, bis zu dem Tage, da Noah in die Arche ging, und die Flut kam und
alle umbrachte.
28. Gleicherweise auch, wie es geschah in den Tagen Lots:
sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten;
29. an dem Tage aber, da Lot von Sodom ausging, regnete es
Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte alle um.
30. Desgleichen wird es an dem Tage sein, da der Sohn des
Menschen geoffenbart wird.
31. An jenem Tage-wer auf dem Dache {O. Hause} sein wird
und sein Gerät im Hause hat, der steige nicht hinab, um es zu holen; und wer
auf dem Felde ist, wende sich gleicherweise nicht zurück.
32. Gedenket an Lots Weib!
33. Wer irgend sein Leben zu retten sucht, wird es
verlieren; und wer irgend es verliert, wird es erhalten.
34. Ich sage euch: In jener Nacht werden zwei auf einem
Bette sein; einer wird genommen und der andere gelassen werden.
35. Zwei Weiber werden zusammen mahlen, die eine wird
genommen, [und] die andere gelassen werden.
36. Zwei werden auf dem Felde sein: der eine wird
angenommen, der andere wird preisgegeben werden.
37. (17:36) Und sie antworten und sagen zu ihm: Wo, Herr?
Er aber sprach zu ihnen: Wo der Leichnam ist, da werden auch die Adler
versammelt werden.
Lukas 18
1.
Er sagte ihnen
aber auch ein Gleichnis dafür, daß sie allezeit beten und nicht ermatten
sollten,
2.
und sprach: Es
war ein gewisser Richter in einer Stadt, der Gott nicht fürchtete und vor
keinem Menschen sich scheute.
3.
Es war aber eine
Witwe in jener Stadt; und sie kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht von
meinem Widersacher.
4.
Und eine Zeitlang
wollte er nicht; danach aber sprach er bei sich selbst: Wenn ich auch Gott
nicht fürchte und vor keinem Menschen mich scheue,
5.
so will ich doch,
weil diese Witwe mir Mühe macht, {O. mich belästigt} ihr Recht verschaffen, auf
daß sie nicht unaufhörlich komme und mich quäle. {O. endlich komme und mir ins
Gesicht fahre}
6.
Der Herr aber
sprach: Höret, was der ungerechte Richter sagt.
7.
Gott aber, sollte
er das Recht seiner Auserwählten nicht ausführen, die Tag und Nacht zu ihm
schreien, und ist er in Bezug auf sie langsam? {Eig. langmütig}
8.
Ich sage euch,
daß er ihr Recht schnell ausführen wird. Doch wird wohl der Sohn des Menschen,
wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde?
9.
Er sprach aber
auch zu etlichen, die auf sich selbst vertrauten, daß sie gerecht seien, und
die übrigen für nichts achteten, dieses Gleichnis:
10. Zwei Menschen gingen hinauf in den Tempel, um zu
beten, der eine ein Pharisäer und der andere ein Zöllner.
11. Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst also: O
Gott, ich danke dir, daß ich nicht bin wie die übrigen der Menschen, Räuber,
Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner.
12. Ich faste zweimal in der Woche, ich verzehnte alles,
was ich erwerbe. {O. besitze}
13. Und der Zöllner, von ferne stehend, wollte sogar die
Augen nicht aufheben gen Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: O
Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!
14. Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in
sein Haus vor {O. gegenüber, d. i. im Gegensatz zu} jenem; denn jeder, der sich
selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, wird
erhöht werden.
15. Sie brachten aber auch die Kindlein {Eig. Säuglinge}
zu ihm, auf daß er sie anrühre. Als aber die Jünger es sahen, verwiesen sie es
ihnen.
16. Jesus aber rief sie herzu und sprach: Lasset die
Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich
Gottes.
17. Wahrlich, ich sage euch: Wer irgend das Reich Gottes
nicht aufnehmen wird wie ein Kindlein, wird nicht in dasselbe eingehen.
18. Und es fragte ihn ein gewisser Oberster und sprach:
Guter Lehrer, was muß ich getan haben, um ewiges Leben zu ererben?
19. Jesus aber sprach zu ihm: Was heißest du mich gut?
Niemand ist gut, als nur einer, Gott.
20. Die Gebote weißt du: "Du sollst nicht ehebrechen;
du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches
Zeugnis geben; ehre deinen Vater und deine Mutter".
21. Er aber sprach: Dies alles habe ich beobachtet von
meiner Jugend an.
22. Als Jesus dies hörte, sprach er zu ihm: Noch eines
fehlt dir: Verkaufe alles, was du hast, und verteile es an die Armen, und du
wirst einen Schatz in den Himmeln haben, und komm, folge mir nach.
23. Als er aber dies hörte, wurde er sehr betrübt, denn er
war sehr reich.
24. Als aber Jesus sah, daß er sehr betrübt wurde, sprach
er: Wie schwerlich werden die, welche Güter {O. Vermögen, Geld} haben, in das
Reich Gottes eingehen!
25. Denn es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr
eingehe, als daß ein Reicher in das Reich Gottes eingehe.
26. Es sprachen aber die es hörten: Und wer kann dann
errettet werden?
27. Er aber sprach: Was bei Menschen unmöglich ist, ist
möglich bei Gott.
28. Petrus aber sprach: Siehe, wir haben alles {O. nach
anderer Lesart: unser Eigentum} verlassen und sind dir nachgefolgt.
29. Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es
ist niemand, der Haus oder Eltern oder Brüder oder Weib oder Kinder verlassen
hat um des Reiches Gottes willen,
30. der nicht Vielfältiges empfangen wird in dieser Zeit
und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben.
31. Er nahm aber die Zwölfe zu sich und sprach zu ihnen:
Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was
durch die Propheten auf den Sohn des Menschen geschrieben ist;
32. denn er wird den Nationen überliefert werden und wird
verspottet und geschmäht und angespieen werden;
33. und wenn sie ihn gegeißelt haben, werden sie ihn
töten, und am dritten Tage wird er auferstehen.
34. Und sie verstanden nichts von diesen Dingen, und
dieses Wort war vor ihnen verborgen, {O. verhüllt, verschlossen} und sie
begriffen das Gesagte nicht.
35. Es geschah aber, als er Jericho nahte, saß ein
gewisser Blinder bettelnd am Wege.
36. Und als er eine Volksmenge vorbeiziehen hörte,
erkundigte er sich, was das wäre.
37. Sie verkündeten ihm aber, daß Jesus, der Nazaräer, vorübergehe.
38. Und er rief und sprach: Jesu, Sohn Davids, erbarme
dich meiner!
39. Und die Vorangehenden bedrohten ihn, daß er schweigen
sollte; er aber schrie um so mehr: Sohn Davids, erbarme dich meiner!
40. Jesus aber stand still und hieß ihn zu sich führen. Als
er sich aber näherte, fragte er ihn [und sprach]:
41. Was willst du, daß ich dir tun soll? Er aber sprach:
Herr, daß ich sehend werde!
42. Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! Dein Glaube hat
dich geheilt. {O. gerettet}
43. Und alsbald ward er sehend und folgte ihm nach, indem
er Gott verherrlichte. Und das ganze Volk, das es sah, gab Gott Lob.
Lukas 19
1.
Und er ging
hinein und zog durch Jericho.
2.
Und siehe, da war
ein Mann, mit Namen Zachäus, und selbiger war ein Oberzöllner, und er war
reich.
3.
Und er suchte
Jesum zu sehen, wer er wäre; und er vermochte es nicht vor der Volksmenge, denn
er war klein von Gestalt.
4.
Und er lief
voraus und stieg auf einen Maulbeer-Feigenbaum, auf daß er ihn sähe; denn er
sollte daselbst durchkommen.
5.
Und als er an den
Ort kam, sah Jesus auf und erblickte ihn und sprach zu ihm: Zachäus, steige
eilends hernieder, denn heute muß ich in deinem Hause bleiben.
6.
Und er stieg
eilends hernieder und nahm ihn auf mit Freuden.
7.
Und als sie es
sahen, murrten alle und sagten: Er ist eingekehrt, um bei einem sündigen Manne
zu herbergen.
8.
Zachäus aber
stand und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich
den Armen, und wenn ich von jemand etwas durch falsche Anklage genommen habe,
so erstatte ich es vierfältig.
9.
Jesus aber sprach
zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, dieweil auch er ein Sohn
Abrahams ist;
10. denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und
zu erretten, was verloren ist.
11. Während sie aber dieses hörten, fügte er noch ein
Gleichnis hinzu, {W. sprach er hinzufügend ein Gleichnis.} weil er nahe bei
Jerusalem war, und sie meinten, daß das Reich Gottes alsbald erscheinen sollte.
12. Er sprach nun: Ein gewisser hochgeborener Mann zog in
ein fernes Land, um ein Reich für sich zu empfangen und wiederzukommen.
13. Er berief aber seine zehn {O. zehn seiner} Knechte {O.
Sklaven; so auch nachher} und gab ihnen zehn Pfunde {W. Minen} und sprach zu
ihnen: Handelt, bis {Eig. indem, während} ich komme.
14. Seine Bürger aber haßten ihn und schickten eine
Gesandtschaft hinter ihm her und ließen sagen: Wir wollen nicht, daß dieser
über uns herrsche.
15. Und es geschah, als er zurückkam, nachdem er das Reich
empfangen hatte, da hieß er diese Knechte, denen er das Geld gegeben, zu sich
rufen, auf daß er wisse, was ein jeder erhandelt hätte.
16. Der erste aber kam herbei und sagte: Herr, dein Pfund
hat zehn Pfunde hinzugewonnen.
17. Und er sprach zu ihm: Wohl, du guter Knecht! Weil du
im Geringsten treu warst, so habe Gewalt über zehn Städte.
18. Und der zweite kam und sagte: Herr, dein Pfund hat fünf
Pfunde eingetragen.
19. Er sprach aber auch zu diesem: Und du, sei über fünf
Städte.
20. Und ein anderer kam und sagte: Herr, siehe, hier ist
dein Pfund, welches ich in einem Schweißtuch verwahrt hielt;
21. denn ich fürchtete dich, weil du ein strenger Mann bist:
du nimmst, was du nicht hingelegt, und du erntest, was du nicht gesät hast.
22. Er spricht zu ihm: Aus deinem Munde werde ich dich
richten, du böser Knecht! Du wußtest, daß ich ein strenger Mann bin, der ich
nehme, was ich nicht hingelegt, und ernte, was ich nicht gesät habe?
23. Und warum hast du mein Geld nicht in eine Bank
gegeben, und wenn ich kam, hätte ich es mit Zinsen eingefordert?
24. Und er sprach zu den Dabeistehenden: Nehmet das Pfund
von ihm und gebet es dem, der die zehn Pfunde hat.
25. (Und sie sprachen zu ihm: Herr, er hat zehn Pfunde!)
26. Denn ich sage euch: Jedem, der da hat, wird gegeben
werden; von dem aber, der nicht hat, von dem wird selbst, was er hat,
weggenommen werden.
27. Doch jene, meine Feinde, die nicht wollten, daß ich
über sie herrschen sollte, bringet her und erschlaget sie vor mir. -
28. Und als er dies gesagte hatte, zog er voran, indem er
hinaufging nach Jerusalem.
29. Und es geschah, als er Bethphage und Bethanien nahte,
gegen den Berg hin, welcher Ölberg genannt wird, sandte er zwei seiner Jünger
und sprach:
30. Gehet hin in das Dorf gegenüber, und wenn ihr
hineinkommet, werdet ihr ein Füllen darin angebunden finden, auf welchem kein
Mensch je gesessen hat; bindet es los und führet es her.
31. Und wenn jemand euch fragt: Warum bindet ihr es los? so
sprechet also zu ihm: Der Herr bedarf seiner.
32. Und die Abgesandten gingen hin und fanden es, wie er
ihnen gesagt hatte.
33. Als sie aber das Füllen losbanden, sprachen die Herren
desselben zu ihnen: Warum bindet ihr das Füllen los?
34. Sie aber sprachen: Der Herr bedarf seiner.
35. Und sie führten es zu Jesu; und sie warfen ihre
Kleider auf das Füllen und setzten Jesum darauf.
36. Während er aber hinzog, breiteten sie ihre Kleider aus
auf den Weg.
37. Und als er schon nahte und bei dem Abhang des Ölbergs
war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit lauter Stimme freudig Gott zu
loben über alle die Wunderwerke, die sie gesehen hatten,
38. indem sie sagten: "Gepriesen sei der König, der
da kommt im Namen des Herrn!" Friede im Himmel und Herrlichkeit in der
Höhe! {Eig. in den höchsten (Örtern)}
39. Und etliche der Pharisäer aus der Volksmenge sprachen
zu ihm: Lehrer, verweise es deinen Jüngern.
40. Und er antwortete und sprach zu ihnen: Ich sage euch,
wenn diese schweigen, so werden die Steine schreien.
41. Und als er sich näherte und die Stadt sah, weinte er
über sie
42. und sprach: Wenn auch du erkannt hättest, und selbst
an diesem deinem Tage, was zu deinem Frieden dient! Jetzt aber ist es vor
deinen Augen verborgen.
43. Denn Tage werden über dich kommen, da werden deine
Feinde einen Wall um dich aufschütten und dich umzingeln und dich von allen
Seiten einengen;
44. und sie werden dich und deine Kinder in dir zu Boden
werfen und werden in dir nicht einen Stein auf dem anderen lassen, darum daß du
die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast.
45. Und als er in den Tempel eingetreten war, fing er an
auszutreiben, die darin verkauften und kauften,
46. indem er zu ihnen sprach: Es steht geschrieben:
"Mein Haus ist ein Bethaus"; "ihr aber habt es zu einer
Räuberhöhle gemacht".
47. Und er lehrte täglich im Tempel die Hohenpriester aber
und die Schriftgelehrten und die Ersten des Volkes suchten ihn umzubringen.
48. Und sie fanden nicht, was sie tun sollten, denn das
ganze Volk hing an seinem Munde. {Eig. hing hörend an ihm}
Lukas 20
1.
Und es geschah an
einem der Tage, als er das Volk im Tempel lehrte und das Evangelium
verkündigte, da traten die Hohenpriester und die Schriftgelehrten mit den
Ältesten herzu
2.
und sprachen zu
ihm und sagten: Sage uns, in welchem Recht {O. welcher Vollmacht; so auch
nachher} tust du diese Dinge? Oder wer ist es, der dir dieses Recht gegeben
hat?
3.
Er aber
antwortete und sprach zu ihnen: Auch ich will euch ein Wort fragen, und saget
mir:
4.
Die Taufe
Johannes', war sie vom Himmel oder von Menschen?
5.
Sie aber
überlegten miteinander und sprachen: Wenn wir sagen: Vom Himmel, so wird er
sagen: Warum habt ihr ihm nicht geglaubt?
6.
Wenn wir aber
sagen: von Menschen, so wird das ganze Volk uns steinigen, denn es ist
überzeugt, daß Johannes ein Prophet ist.
7.
Und sie
antworteten, sie wüßten nicht, woher.
8.
Und Jesus sprach
zu ihnen: So sage auch ich euch nicht, in welchem Recht ich diese Dinge tue.
9.
Er fing aber an,
zu dem Volke dieses Gleichnis zu sagen: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und
verdingte ihn an Weingärtner {Eig. Ackerbauer; so auch V.10 usw} und reiste für
lange Zeit außer Landes.
10. Und zur bestimmten Zeit sandte er einen Knecht {O.
Sklaven} zu den Weingärtnern, auf daß sie ihm von der Frucht des Weinbergs
gäben; die Weingärtner aber schlugen ihn und schickten ihn leer fort.
11. Und er fuhr fort und sandte einen anderen Knecht; sie
aber schlugen auch den und behandelten ihn verächtlich und schickten ihn leer
fort.
12. Und er fuhr fort und sandte einen dritten; sie aber
verwundeten auch diesen und warfen ihn hinaus.
13. Der Herr des Weinbergs aber sprach: Was soll ich tun?
Ich will meinen geliebten Sohn senden; vielleicht, wenn sie diesen sehen,
werden sie sich scheuen.
14. Als aber die Weingärtner ihn sahen, überlegten sie
miteinander und sagten: Dieser ist der Erbe; [kommt,] laßt uns ihn töten, auf
daß das Erbe unser werde.
15. Und als sie ihn aus dem Weinberg hinausgeworfen
hatten, töteten sie ihn. Was wird nun der Herr des Weinbergs ihnen tun?
16. Er wird kommen und diese Weingärtner umbringen und den
Weinberg anderen geben. Als sie aber das hörten, sprachen sie: Das sei ferne!
17. Er aber sah sie an und sprach: Was ist denn dies, das
geschrieben steht: "Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser
ist zum Eckstein {W. Haupt der Ecke} geworden?"
18. Jeder, der auf jenen Stein fällt, wird zerschmettert
werden; auf welchen irgend er aber fallen wird, den wird er zermalmen.
19. Und die Hohenpriester und die Schriftgelehrten suchten
zu derselben Stunde die Hände an ihn zu legen, und sie fürchteten das Volk;
denn sie erkannten, daß er dieses Gleichnis auf sie geredet hatte.
20. Und sie beobachteten ihn und sandten Auflaurer {O.
Bestochene} aus, die sich verstellten, als ob sie gerecht wären, auf daß sie
ihn in seiner Rede fingen, damit sie ihn der Obrigkeit und der Gewalt des
Landpflegers überliefern möchten.
21. Und sie fragten ihn und sagten: Lehrer, wir wissen,
daß du recht redest und lehrst und die Person nicht ansiehst, sondern den Weg
Gottes in Wahrheit lehrst.
22. Ist es uns erlaubt, dem Kaiser Steuer zu geben oder
nicht?
23. Aber ihre Arglist wahrnehmend, sprach er zu ihnen: Was
versuchet ihr mich?
24. Zeiget mir einen Denar. Wessen Bild und Überschrift
hat er? Sie aber antworteten und sprachen: Des Kaisers.
25. Er aber sprach zu ihnen: Gebet daher dem Kaiser, was
des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.
26. Und sie vermochten nicht, ihn in seinem Worte vor dem
Volke zu fangen; und sie verwunderten sich über seine Antwort und schwiegen.
27. Es kamen aber etliche der Sadducäer herzu, welche
einwenden, es gebe keine Auferstehung, und fragten ihn und sagten:
28. Lehrer, Moses hat uns geschrieben: Wenn jemandes
Bruder stirbt, der ein Weib hat, und dieser kinderlos stirbt, daß sein Bruder
das Weib nehme und seinem Bruder Samen erwecke.
29. Es waren nun sieben Brüder. Und der erste nahm ein
Weib und starb kinderlos;
30. und der zweite [nahm das Weib, und dieser starb
kinderlos;]
31. und der dritte nahm sie; desgleichen aber auch die
sieben hinterließen keine Kinder und starben.
32. Zuletzt aber [von allen] starb auch das Weib.
33. In der Auferstehung nun, wessen Weib von ihnen wird
sie? Denn die sieben hatten sie zum Weibe.
34. Und Jesus sprach zu ihnen: Die Söhne dieser Welt {O.
dieses (jenes) Zeitalters} heiraten und werden verheiratet;
35. die aber würdig geachtet werden, jener Welt {O. dieses
(jenes) Zeitalters} teilhaftig zu sein und der Auferstehung aus den Toten,
heiraten nicht, noch werden sie verheiratet;
36. denn sie können auch nicht mehr sterben, denn sie sind
Engeln gleich und sind Söhne Gottes, da sie Söhne der Auferstehung sind.
37. Daß aber die Toten auferstehen, hat auch Moses
angedeutet "in dem Dornbusch", wenn er den Herrn "den Gott
Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs" nennt.
38. Er ist aber nicht Gott der Toten, sondern der
Lebendigen; denn für ihn leben alle.
39. Einige der Schriftgelehrten aber antworteten und
sprachen: Lehrer, du hast wohl {O. wie anderswo: trefflich} gesprochen.
40. Denn sie wagten nicht mehr, ihn über irgend etwas zu
befragen.
41. Er aber sprach zu ihnen: Wie sagen sie, daß der
Christus Davids Sohn sei,
42. und David selbst sagt im Buche der Psalmen: "Der
Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten,
43. bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner
Füße"?
44. David also nennt ihn Herr, und wie ist er sein Sohn?
45. Während aber das ganze Volk zuhörte, sprach er zu
seinen Jüngern:
46. Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die in langen Gewändern
einhergehen wollen und die Begrüßungen auf den Märkten lieben und die ersten
Sitze in den Synagogen und die ersten Plätze bei den Gastmählern;
47. welche die Häuser der Witwen verschlingen und zum
Schein {O. Vorwand} lange Gebete halten. Diese werden ein schwereres Gericht
empfangen.
Lukas 21
1.
Er blickte aber
auf und sah die Reichen ihre Gaben in den Schatzkasten legen.
2.
Er sah aber auch
eine gewisse arme Witwe zwei Scherflein {W. zwei Lepta; s. die Anm. zu Kap.
12,59} daselbst einlegen.
3.
Und er sprach: In
Wahrheit sage ich euch, daß diese arme Witwe mehr eingelegt hat als alle.
4.
Denn alle diese
haben von ihrem Überfluß eingelegt zu den Gaben [Gottes]; diese aber hat von
ihrem Mangel den ganzen Lebensunterhalt, den sie hatte, eingelegt.
5.
Und als etliche
von dem Tempel sagten, daß er mit schönen Steinen und Weihgeschenken geschmückt
sei, sprach er:
6.
Diese Dinge, die
ihr sehet-Tage werden kommen, in welchen nicht ein Stein auf dem anderen
gelassen wird, der nicht abgebrochen werden wird.
7.
Sie fragten ihn aber
und sagten: Lehrer, wann wird denn dieses sein, und was ist das Zeichen, wann
dieses geschehen soll?
8.
Er aber sprach:
Sehet zu, daß ihr nicht verführt werdet! Denn viele werden unter meinem Namen
{Eig. auf Grund meines Namens} kommen und sagen: Ich bin's und die Zeit ist
nahe gekommen! Gehet ihnen [nun] nicht nach.
9.
Wenn ihr aber von
Kriegen und Empörungen hören werdet, so erschrecket nicht; denn dies muß zuvor
geschehen, aber das Ende ist nicht alsbald.
10. Dann sprach er zu ihnen: Es wird sich Nation wider
Nation erheben und Königreich wider Königreich;
11. und es werden große Erdbeben sein an verschiedenen
Orten, und Hungersnöte und Seuchen; auch Schrecknisse und große Zeichen vom
Himmel wird es geben.
12. Vor diesem allem aber werden sie ihre Hände an euch legen
und euch verfolgen, indem sie euch an die Synagogen und Gefängnisse
überliefern, um euch vor Könige und Statthalter zu führen um meines Namens
willen.
13. Es wird euch aber zu einem Zeugnis ausschlagen.
14. Setzet es nun fest in euren Herzen, nicht vorher darauf
zu sinnen, wie ihr euch verantworten sollt;
15. denn ich werde euch Mund und Weisheit geben, welcher
alle eure Widersacher nicht werden widersprechen oder widerstehen können.
16. Ihr werdet aber sogar von Eltern und Brüdern und
Verwandten und Freunden überliefert werden, und sie werden etliche von euch zum
Tode bringen; {d. h. ihre Hinrichtung bewirken}
17. und ihr werdet von allen gehaßt werden um meines
Namens willen.
18. Und nicht ein Haar von eurem Haupte wird verloren
gehen.
19. Gewinnet {O. Besitzet} eure Seelen {O. Leben} durch
euer Ausharren.
20. Wenn ihr aber Jerusalem von Heerscharen umzingelt
sehet, alsdann erkennet, daß ihre Verwüstung nahe gekommen ist.
21. Daß alsdann, die in Judäa sind, auf die Berge fliehen,
und die in ihrer {d. i. Jerusalems} Mitte sind, daraus entweichen, und die auf
dem Lande {O. in den Landschaften} sind, nicht in sie hineingehen.
22. Denn dies sind Tage der Rache, daß alles erfüllt
werde, was geschrieben steht.
23. Wehe aber den Schwangeren und den Säugenden in jenen
Tagen! Denn große Not wird in {O. über} dem Lande sein, und Zorn über dieses
Volk.
24. Und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes
und gefangen weggeführt werden unter alle Nationen; und Jerusalem wird
zertreten werden von den Nationen, bis die Zeiten der Nationen erfüllt sein
werden.
25. Und es werden Zeichen sein an Sonne und Mond und
Sternen, und auf der Erde Bedrängnis der Nationen in Ratlosigkeit bei {And.
üb.: vor, wegen} brausendem Meer und Wasserwogen;
26. indem die Menschen verschmachten {Eig. aushauchen, den
Geist aufgeben} vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis
kommen, denn die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden.
27. Und dann werden sie den Sohn des Menschen kommen sehen
in einer Wolke mit Macht und großer Herrlichkeit.
28. Wenn aber diese Dinge anfangen zu geschehen, so
blicket auf und hebet eure Häupter empor, weil eure Erlösung naht.
29. Und er sprach ein Gleichnis zu ihnen: Sehet den
Feigenbaum und alle Bäume;
30. wenn sie schon ausschlagen, so erkennet ihr von
selbst, indem ihr es sehet, daß der Sommer schon nahe ist.
31. So auch ihr, wenn ihr dies geschehen sehet, erkennet,
daß das Reich Gottes nahe ist.
32. Wahrlich, ich sage euch, daß dieses Geschlecht nicht
vergehen wird, bis alles geschehen ist.
33. Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte
aber werden nicht vergehen.
34. Hütet euch aber, daß eure Herzen nicht etwa beschwert
werden durch Völlerei und Trunkenheit und Lebenssorgen, und jener Tag plötzlich
über euch hereinbreche;
35. denn wie ein Fallstrick wird er kommen über alle, die
auf dem ganzen Erdboden {O. in dem ganzen Lande} ansässig sind.
36. Wachet nun, zu aller Zeit betend, auf daß ihr würdig
geachtet werdet, diesem allem, was geschehen soll, {O. im Begriff ist zu
geschehen} zu entfliehen und vor dem Sohne des Menschen zu stehen.
37. Er lehrte aber des Tages in dem Tempel, {die Gebäude}
und des Nachts ging er hinaus und übernachtete auf dem Berge, welcher Ölberg
genannt wird.
38. Und das ganze Volk kam frühmorgens im Tempel {die
Gebäude} zu ihm, ihn zu hören.
Lukas 22
1.
Es nahte aber das
Fest der ungesäuerten Brote, welches Passah genannt wird.
2.
Und die
Hohenpriester und die Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn umbrächten, denn
sie fürchteten das Volk.
3.
Aber Satan fuhr
in Judas, der Iskariot zubenamt ist, welcher aus der Zahl der Zwölfe war.
4.
Und er ging hin
und besprach sich mit den Hohenpriestern und Hauptleuten, wie er ihn denselben
überliefere.
5.
Und sie waren
erfreut und kamen überein, ihm Geld zu geben.
6.
Und er versprach
es und suchte eine Gelegenheit, um ihn denselben zu überliefern ohne
Volksauflauf. {O. abseits der Volksmenge}
7.
Es kam aber der
Tag der ungesäuerten Brote, an welchem das Passah geschlachtet werden mußte.
8.
Und er sandte
Petrus und Johannes und sprach: Gehet hin und bereitet uns das Passah, auf daß
wir es essen.
9.
Sie aber sprachen
zu ihm: Wo willst du, daß wir es bereiten?
10. Er aber sprach zu ihnen: Siehe, wenn ihr in die Stadt
kommet, wird euch ein Mensch begegnen, der einen Krug Wasser trägt; folget ihm
in das Haus, wo er hineingeht.
11. Und ihr sollt zu dem Herrn des Hauses sagen: Der Lehrer
sagt dir: Wo ist das Gastzimmer, wo ich mit meinen Jüngern das Passah essen
mag?
12. Und jener wird euch einen großen, mit Polstern
belegten Obersaal zeigen; daselbst bereitet.
13. Als sie aber hingingen, fanden sie es, wie er ihnen
gesagt hatte; und sie bereiteten das Passah.
14. Und als die Stunde gekommen war, legte er sich zu
Tische, und die [zwölf] Apostel mit ihm.
15. Und er sprach zu ihnen: Mit Sehnsucht habe ich mich
gesehnt, dieses Passah mit euch zu essen, ehe ich leide.
16. Denn ich sage euch, daß ich hinfort nicht mehr davon
essen werde, bis es erfüllt sein wird im Reiche Gottes.
17. Und er nahm einen Kelch, dankte und sprach: Nehmet
diesen und teilet ihn unter euch.
18. Denn ich sage euch, daß ich nicht von dem Gewächs des
Weinstocks trinken werde, bis das Reich Gottes komme.
19. Und er nahm Brot, dankte, brach und gab es ihnen und
sprach: Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird; dieses tut zu meinem
Gedächtnis!
20. Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahle und sagte:
Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blute, das für euch vergossen wird.
21. Doch siehe, die Hand dessen, der mich überliefert, ist
mit mir über Tische.
22. Und der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie es
beschlossen ist; wehe aber jenem Menschen, durch welchen er überliefert wird!
23. Und sie fingen an, sich untereinander zu befragen, wer
es wohl von ihnen sein möchte, der dies tun werde.
24. Es entstand aber auch ein Streit unter ihnen, wer von
ihnen für den Größten {W. für größer} zu halten sei.
25. Er aber sprach zu ihnen: Die Könige der Nationen
herrschen über dieselben, und die Gewalt über sie üben, werden Wohltäter
genannt.
26. Ihr aber nicht also; sondern der Größte unter euch sei
wie der Jüngste, {W. der Größere...der Jüngere} und der Leiter wie der
Dienende.
27. Denn wer ist größer, der zu Tische Liegende oder der
Dienende? Nicht der zu Tische Liegende? Ich aber bin in eurer Mitte wie der
Dienende.
28. Ihr aber seid es, die mit mir ausgeharrt haben in
meinen Versuchungen;
29. und ich verordne euch, gleichwie mein Vater mir
verordnet hat, ein Reich,
30. auf daß ihr esset und trinket an meinem Tische in
meinem Reiche und auf Thronen sitzet, richtend die zwölf Stämme Israels.
31. Der Herr aber sprach: Simon, Simon! Siehe, der Satan
hat euer begehrt, euch zu sichten wie den Weizen.
32. Ich aber habe für dich gebetet, auf daß dein Glaube
nicht aufhöre; und du, bist du einst zurückgekehrt, so stärke deine Brüder.
33. Er aber sprach zu ihm: Herr, mit dir bin ich bereit,
auch ins Gefängnis und in den Tod zu gehen.
34. Er aber sprach: Ich sage dir, Petrus, der Hahn wird
heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, daß du mich kennest.
35. Und er sprach zu ihnen: Als ich euch ohne Börse und
Tasche und Sandalen sandte, mangelte euch wohl etwas? Sie aber sagten: Nichts.
36. Er sprach nun zu ihnen: Aber jetzt, wer eine Börse
hat, der nehme sie und gleicherweise eine Tasche, und wer keine hat, verkaufe
sein Kleid und kaufe ein Schwert;
37. denn ich sage euch, daß noch dieses, was geschrieben
steht, an mir erfüllt werden muß: "Und er ist unter die Gesetzlosen
gerechnet worden"; denn auch das, was mich betrifft, hat eine Vollendung.
38. Sie aber sprachen: Herr, siehe, hier sind zwei
Schwerter. Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug.
39. Und er ging hinaus und begab sich der Gewohnheit nach
an den Ölberg; es folgten ihm aber auch die Jünger.
40. Als er aber an den Ort gekommen war, sprach er zu
ihnen: Betet, daß ihr nicht in Versuchung kommet.
41. Und er zog sich ungefähr einen Steinwurf weit von
ihnen zurück und kniete nieder, betete
42. und sprach: Vater, wenn du diesen Kelch von mir
wegnehmen willst-doch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe!
43. Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel, der ihn
stärkte.
44. Und als er in ringendem Kampfe war, betete er
heftiger. Es wurde aber sein Schweiß wie große Blutstropfen, die auf die Erde
herabfielen.
45. Und er stand auf vom Gebet, kam zu den Jüngern und
fand sie eingeschlafen vor Traurigkeit.
46. Und er sprach zu ihnen: Was schlafet ihr? Stehet auf
und betet, auf daß ihr nicht in Versuchung kommet.
47. Während er noch redete, siehe, da kam eine Volksmenge,
und der, welcher Judas genannt war, einer der Zwölfe, ging vor ihnen her und
nahte Jesu, um ihn zu küssen.
48. Jesus aber sprach zu ihm: Judas, überlieferst du den
Sohn des Menschen mit einem Kuß?
49. Als aber die, welche um ihn waren, sahen, was es
werden würde, sprachen sie [zu ihm]: Herr, sollen wir mit dem Schwerte
dreinschlagen?
50. Und einer aus ihnen schlug den Knecht {O. Sklaven} des
Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab.
51. Jesus aber antwortete und sprach: Lasset es so weit;
und er rührte sein Ohr an und heilte ihn.
52. Jesus aber sprach zu den Hohenpriestern und
Hauptleuten des Tempels {die Gebäude} und Ältesten, die wider ihn gekommen
waren: Seid ihr ausgezogen wie gegen einen Räuber, mit Schwertern und Stöcken?
53. Als ich täglich bei euch im Tempel {die Gebäude} war,
habt ihr die Hände nicht gegen mich ausgestreckt; aber dies ist eure Stunde und
die Gewalt der Finsternis.
54. Sie ergriffen ihn aber und führten ihn hin und
brachten ihn in das Haus des Hohenpriesters. Petrus aber folgte von ferne.
55. Als sie aber mitten im Hofe ein Feuer angezündet und
sich zusammengesetzt hatten, setzte sich Petrus in ihre Mitte.
56. Es sah ihn aber eine gewisse Magd bei dem Feuer sitzen
und blickte ihn unverwandt an und sprach: Auch dieser war mit ihm.
57. Er aber verleugnete [ihn] und sagte: Weib, ich kenne
ihn nicht.
58. Und kurz danach sah ihn ein anderer und sprach: Auch
du bist einer von ihnen. Petrus aber sprach: Mensch, ich bin's nicht.
59. Und nach Verlauf von etwa einer Stunde behauptete ein
anderer und sagte: In Wahrheit, auch dieser war mit ihm, denn er ist auch ein
Galiläer.
60. Petrus aber sprach: Mensch, ich weiß nicht, was du
sagst. Und alsbald, während er noch redete, krähte der Hahn.
61. Und der Herr wandte sich um und blickte Petrus an; und
Petrus gedachte an das Wort des Herrn, wie er zu ihm sagte: Ehe der Hahn kräht,
wirst du mich dreimal verleugnen.
62. Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.
63. Und die Männer, die ihn festhielten, verspotteten und
schlugen ihn.
64. Und als sie ihn verhüllt hatten, fragten sie ihn und
sprachen: Weissage, wer ist es, der dich schlug?
65. Und vieles andere sagten sie lästernd gegen ihn.
66. Und als es Tag wurde, versammelte sich die
Ältestenschaft des Volkes, sowohl Hohepriester als Schriftgelehrte, und führten
ihn hin in ihr Synedrium und sagten:
67. Wenn du der Christus bist, so sage es uns. Er aber
sprach zu ihnen: Wenn ich es euch sagte, so würdet ihr nicht glauben;
68. wenn ich aber fragen würde, so würdet ihr mir nicht
antworten, [noch mich loslassen].
69. Von nun an aber wird der Sohn des Menschen sitzen zur
Rechten der Macht Gottes.
70. Sie sprachen aber alle: Du bist also der Sohn Gottes?
Er aber sprach zu ihnen: Ihr saget, daß ich es bin.
71. Sie aber sprachen: Was bedürfen wir noch Zeugnis? Denn
wir selbst haben es aus seinem Munde gehört.
Lukas 23
1.
Und die ganze
Menge derselben stand auf, und sie führten ihn zu Pilatus.
2.
Sie fingen aber
an, ihn zu verklagen, indem sie sagten: Diesen haben wir befunden als einen,
der unsere Nation verführt und wehrt, dem Kaiser Steuer zu geben, indem er
sagt, daß er selbst Christus, ein König, sei.
3.
Pilatus aber
fragte ihn und sprach: Bist du der König der Juden? Er aber antwortete ihm und
sprach: Du sagst es.
4.
Pilatus aber
sprach zu den Hohenpriestern und den Volksmengen: Ich finde keine Schuld an
diesem Menschen.
5.
Sie aber
bestanden darauf und sagten: Er wiegelt das Volk auf, indem er durch ganz Judäa
hin lehrt, anfangend von Galiläa bis hierher.
6.
Als aber Pilatus
von Galiläa hörte, fragte er, ob der Mensch ein Galiläer sei.
7.
Und als er
erfahren hatte, daß er aus dem Gebiet {Eig. der Gewalt, Gerichtsbarkeit} des
Herodes sei, sandte er ihn zu Herodes, der auch selbst in jenen Tagen zu
Jerusalem war.
8.
Als aber Herodes
Jesum sah, freute er sich sehr; denn er wünschte schon seit langer Zeit, ihn zu
sehen, weil er vieles über ihn gehört hatte, und er hoffte, irgend ein Zeichen
durch ihn geschehen zu sehen.
9.
Er befragte ihn
aber mit vielen Worten; er aber antwortete ihm nichts.
10. Die Hohenpriester und die Schriftgelehrten standen
aber auf und verklagten ihn heftig.
11. Als aber Herodes mit seinen Kriegsleuten ihn geringschätzig
behandelt und verspottet hatte, warf er ihm ein glänzendes Gewand um und sandte
ihn zu Pilatus zurück.
12. Pilatus und Herodes aber wurden an selbigem Tage
Freunde miteinander, denn vorher waren sie gegeneinander in Feindschaft.
13. Als aber Pilatus die Hohenpriester und die Obersten
und das Volk zusammengerufen hatte,
14. sprach er zu ihnen: Ihr habt diesen Menschen zu mir
gebracht, als mache er das Volk abwendig; und siehe, ich habe ihn vor euch
verhört, und habe an diesem Menschen keine Schuld gefunden, betreffs dessen ihr
ihn anklaget;
15. aber auch Herodes nicht, denn ich habe euch zu ihm
gesandt, und siehe, nichts Todeswürdiges ist von ihm getan.
16. Ich will ihn nun züchtigen und losgeben.
17. [Er mußte ihnen aber notwendig auf das Fest einen
losgeben.]
18. Die ganze Menge schrie aber zugleich und sagte: Hinweg
mit diesem, gib uns aber den Barabbas los!
19. Derselbe war wegen eines gewissen Aufruhrs, der in der
Stadt geschehen war, und wegen eines Mordes ins Gefängnis geworfen.
20. Pilatus rief ihnen nun wiederum zu, indem er Jesum
losgeben wollte.
21. Sie aber schrieen dagegen {O. riefen ihm zu} und
sagten: Kreuzige, kreuzige ihn!
22. Er aber sprach zum dritten Mal zu ihnen: Was hat
dieser denn Böses getan? Ich habe keine Ursache des Todes an ihm gefunden; ich
will ihn nun züchtigen und losgeben.
23. Sie aber lagen ihm an mit großem Geschrei und
forderten, daß er gekreuzigt würde. Und ihr [und der Hohenpriester] Geschrei
nahm überhand.
24. Pilatus aber urteilte, daß ihre Forderung geschehe.
25. Er gab aber den los, der eines Aufruhrs und Mordes
wegen ins Gefängnis geworfen war, welchen sie forderten; Jesum aber übergab er
ihrem Willen.
26. Und als sie ihn wegführten, ergriffen sie einen
gewissen Simon von Kyrene, der vom Felde kam, und legten das Kreuz auf ihn, um
es Jesu nachzutragen.
27. Es folgte ihm aber eine große Menge Volks und Weiber,
welche wehklagten und ihn bejammerten.
28. Jesus wandte sich aber zu ihnen und sprach: Töchter
Jerusalems, weinet nicht über mich, sondern weinet über euch selbst und über
eure Kinder;
29. denn siehe, Tage kommen, an welchen man sagen wird:
Glückselig die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren, und die Brüste,
die nicht gesäugt haben!
30. Dann werden sie anheben, zu den Bergen zu sagen:
Fallet auf uns! -und zu den Hügeln: Bedecket uns!
31. Denn wenn man dies tut an dem grünen Holze, was wird
an dem dürren geschehen?
32. Es wurden aber auch zwei andere hingeführt, Übeltäter,
um mit ihm hingerichtet zu werden.
33. Und als sie an den Ort kamen, der Schädelstätte
genannt wird, kreuzigten sie daselbst ihn und die Übeltäter, den einen zur
Rechten, den anderen zur Linken.
34. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie
wissen nicht, was sie tun! Sie aber verteilten seine Kleider und warfen das Los
darüber.
35. Und das Volk stand und sah zu; es höhnten {Eig.
rümpften die Nase} aber auch die Obersten [mit denselben] und sagten: Andere
hat er gerettet; er rette sich selbst, wenn dieser der Christus ist, der
Auserwählte Gottes!
36. Aber auch die Kriegsknechte verspotteten ihn, indem
sie herzutraten,
37. ihm Essig brachten und sagten: Wenn du der König der
Juden bist, so rette dich selbst!
38. Es war aber auch eine Überschrift über ihm
[geschrieben] in griechischen und lateinischen und hebräischen Buchstaben:
Dieser ist der König der Juden.
39. Einer aber der gehenkten Übeltäter lästerte ihn und
sagte: Bist du nicht der Christus? Rette dich selbst und uns!
40. Der andere aber antwortete und strafte ihn und sprach:
Auch du fürchtest Gott nicht, da du in demselben Gericht bist?
41. Und wir zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsere
Taten wert sind; dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan.
42. Und er sprach zu Jesu: Gedenke meiner, [Herr] wenn du
in deinem Reiche kommst!
43. Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute
wirst du mit mir im Paradiese sein.
44. Es war aber um die sechste Stunde; und es kam eine
Finsternis über das ganze Land {O. die ganze Erde} bis zur neunten Stunde.
45. Und die Sonne ward verfinstert, und der Vorhang des
Tempels {das Heiligtum} riß mitten entzwei.
46. Und Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: Vater, in
deine Hände übergebe ich meinen Geist! Und als er dies gesagt hatte, verschied
er.
47. Als aber der Hauptmann sah, was geschah, verherrlichte
er Gott und sagte: Fürwahr, dieser Mensch war gerecht.
48. Und alle die Volksmengen, die zu diesem Schauspiel
zusammengekommen waren, schlugen sich, als sie sahen, was geschehen war, an die
Brust und kehrten zurück.
49. Aber alle seine Bekannten standen von ferne, auch die
Weiber, die ihm von Galiläa nachgefolgt waren, und sahen dies.
50. Und siehe, ein Mann, mit Namen Joseph, der ein Ratsherr
war, ein guter und gerechter Mann, -
51. dieser hatte nicht eingewilligt in ihren Rat und in
ihre Tat-von Arimathia, einer Stadt der Juden, der [auch selbst] das Reich
Gottes erwartete;
52. dieser ging hin zu Pilatus und bat um den Leib Jesu.
53. Und als er ihn abgenommen hatte, wickelte er ihn in
feine Leinwand und legte ihn in eine in Felsen gehauene Gruft, wo noch nie
jemand gelegen hatte.
54. Und es war Rüsttag, und der Sabbath brach an.
55. Es folgten aber die Weiber nach, welche mit ihm aus
Galiläa gekommen waren, und besahen die Gruft und wie sein Leib hineingelegt
wurde.
56. Als sie aber zurückgekehrt waren, bereiteten sie
Spezereien und Salben; und den Sabbath über ruhten sie nach dem Gebot.
Lukas 24
1.
An dem ersten
Wochentage aber, ganz in der Frühe, kamen sie zu der Gruft und brachten die
Spezereien, die sie bereitet hatten.
2.
Sie fanden aber
den Stein von der Gruft weggewälzt;
3.
und als sie
hineingingen, fanden sie den Leib des Herrn Jesus nicht.
4.
Und es geschah,
als sie darüber in Verlegenheit waren, siehe, da standen zwei Männer in
strahlenden Kleidern bei ihnen.
5.
Als sie aber von
Furcht erfüllt wurden und das Angesicht zur Erde neigten, sprachen sie zu
ihnen: Was suchet ihr den Lebendigen unter den Toten?
6.
Er ist nicht
hier, sondern ist auferstanden. Gedenket daran, wie er zu euch geredet hat, als
er noch in Galiläa war, indem er sagte:
7.
Der Sohn des
Menschen muß in die Hände sündiger Menschen überliefert und gekreuzigt werden
und am dritten Tage auferstehen.
8.
Und sie gedachten
an seine Worte;
9.
und sie kehrten von
der Gruft zurück und verkündigten dies alles den Elfen und den übrigen allen.
10. Es waren aber die Maria Magdalene {d. i. von Magdala}
und Johanna und Maria, des Jakobus Mutter, und die übrigen mit ihnen, welche
dies zu den Aposteln sagten.
11. Und ihre Reden schienen vor ihnen wie ein Märchen, und
sie glaubten ihnen nicht.
12. Petrus aber stand auf und lief zu der Gruft; und sich
hineinbückend, sieht er die leinenen Tücher allein liegen, und er ging weg nach
Hause und verwunderte sich über das, was geschehen war.
13. Und siehe, zwei von ihnen gingen an selbigem Tage nach
einem Dorfe, mit Namen Emmaus, sechzig Stadien {etwa zweieinhalb Wegstunden}
von Jerusalem entfernt.
14. Und sie unterhielten sich miteinander über alles
dieses, was sich zugetragen hatte.
15. Und es geschah, indem sie sich unterhielten und
miteinander überlegten, {O. verhandelten} daß Jesus selbst nahte und mit ihnen
ging;
16. aber ihre Augen wurden gehalten, damit sie ihn nicht
erkennten. {O. sodaß sie ihn nicht erkannten}
17. Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Reden, die
ihr wandelnd miteinander wechselt, und seid niedergeschlagen?
18. Einer aber, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach
zu ihm: Bist du der einzige, der in Jerusalem weilt {O. sich als Fremdling
aufhält} und nicht weiß, {W. Du allein weilst in Jerusalem und weißt nicht} was
in ihr geschehen ist in diesen Tagen?
19. Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu
ihm: Das von Jesus, dem Nazaräer, der ein Prophet war, mächtig im Werk und Wort
vor Gott und dem ganzen Volke;
20. und wie ihn die Hohenpriester und unsere Obersten
überlieferten, um zum Tode verurteilt zu werden, und ihn kreuzigten.
21. Wir aber hofften, daß er der sei, der Israel erlösen
solle. Doch auch bei alledem ist es heute der dritte Tag, {And. üb.: bei
alledem bringt er (Jesus) nun den dritten Tag zu} seitdem dies geschehen ist.
22. Aber auch etliche Weiber von uns haben uns außer uns
gebracht, die am frühen Morgen bei der Gruft gewesen sind,
23. und, als sie seinen Leib nicht fanden, kamen und
sagten, daß sie auch ein Gesicht von Engeln gesehen hätten, welche sagen, daß
er lebe.
24. Und etliche von denen, die mit uns sind, gingen zu der
Gruft und fanden es so, wie auch die Weiber gesagt hatten; ihn aber sahen sie
nicht.
25. Und er sprach zu ihnen: O ihr Unverständigen und
trägen Herzens, zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben!
26. Mußte nicht der Christus dies leiden und in seine
Herrlichkeit eingehen?
27. Und von Moses und von allen Propheten anfangend,
erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn betraf.
28. Und sie nahten dem Dorfe, wohin sie gingen; und er
stellte sich, als wolle er weitergehen.
29. Und sie nötigten ihn und sagten: Bleibe bei uns, denn
es ist gegen Abend, und der Tag hat sich schon geneigt. Und er ging hinein, um
bei ihnen zu bleiben.
30. Und es geschah, als er mit ihnen zu Tische lag, nahm
er das Brot und segnete es; {O. lobpries und dankte} und als er es gebrochen
hatte, reichte er es ihnen.
31. Ihre Augen aber wurden aufgetan, und sie erkannten
ihn; und er wurde ihnen unsichtbar. {O. er verschwand vor ihnen}
32. Und sie sprachen zueinander: Brannte nicht unser Herz
in uns, als er auf dem Wege zu uns redete, [und] als er uns die Schriften
öffnete?
33. Und sie standen zur selbigen Stunde auf und kehrten
nach Jerusalem zurück. Und sie fanden die Elfe und die mit ihnen waren versammelt,
34. welche sagten: Der Herr ist wirklich auferweckt worden
und dem Simon erschienen.
35. Und sie erzählten, was auf dem Wege geschehen war, und
wie er von ihnen erkannt worden war an dem Brechen des Brotes.
36. Während sie aber dieses redeten, stand er selbst in
ihrer Mitte und spricht zu ihnen: Friede euch!
37. Sie aber erschraken und wurden von Furcht erfüllt und
meinten, sie sähen einen Geist.
38. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr bestürzt, und
warum steigen Gedanken auf in euren Herzen?
39. Sehet meine Hände und meine Füße, daß ich es selbst
bin; betastet mich und sehet, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie
ihr sehet, daß ich habe.
40. Und als er dies gesagt hatte, zeigte er ihnen die
Hände und die Füße.
41. Als sie aber noch nicht glaubten vor Freude und sich
verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen?
42. Sie aber reichten ihm ein Stück gebratenen Fisch [und
von einer Honigscheibe];
43. und er nahm und aß vor ihnen.
44. Er sprach aber zu ihnen: Dies sind die Worte, die ich
zu euch redete, als ich noch bei euch war, daß alles erfüllt werden muß, was
über mich geschrieben steht in dem Gesetz Moses' und den Propheten und Psalmen.
45. Dann öffnete er ihnen das Verständnis, um die
Schriften zu verstehen,
46. und sprach zu ihnen: Also steht geschrieben, und also
mußte der Christus leiden und am dritten Tage auferstehen aus den Toten,
47. und in seinem Namen {Eig. auf Grund seines Namens}
Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden allen Nationen, anfangend von
Jerusalem.
48. Ihr aber seid Zeugen hiervon;
49. und siehe, ich sende die Verheißung meines Vaters auf
euch. Ihr aber, bleibet in der Stadt, bis ihr angetan werdet mit {O. angezogen
habt} Kraft aus der Höhe.
50. Er führte sie aber hinaus bis nach Bethanien und hob
seine Hände auf und segnete sie.
51. Und es geschah, indem er sie segnete, schied er von
ihnen und wurde hinaufgetragen in den Himmel.
52. Und sie warfen sich vor ihm nieder und kehrten nach
Jerusalem zurück mit großer Freude;
53. und sie waren allezeit im Tempel, Gott lobend und
preisend.