Johannes 1
1.
Im Anfang war das
Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
2.
Dieses {O. Er}
war im Anfang bei Gott.
3.
Alles ward durch
dasselbe, {O. ihn} und ohne dasselbe {O. ihn} ward auch nicht eines, das
geworden ist.
4.
In ihm war Leben,
und das Leben war das Licht der Menschen.
5.
Und das Licht
scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfaßt.
6.
Da war ein
Mensch, von Gott gesandt, sein Name Johannes.
7.
Dieser kam zum
Zeugnis, auf daß er zeugte von dem Lichte, damit alle durch ihn glaubten.
8.
Er war nicht das
Licht, sondern auf daß er zeugte von dem Lichte.
9.
Das war das
wahrhaftige Licht, welches, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet. {d.
h. jeden Menschen ins Licht stellt. And. üb.: welches jeden in die Welt
kommenden Menschen erleuchtet}
10. Er war in der Welt, und die Welt ward durch ihn, und
die Welt kannte ihn nicht.
11. Er kam in das Seinige, und die Seinigen {Eig. in das
Eigene, und die Eigenen} nahmen ihn nicht an;
12. so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht,
Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben,
13. welche nicht aus Geblüt, noch aus dem Willen des
Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
14. Und das Wort ward Fleisch und wohnte {Eig. zeltete}
unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als
eines Eingeborenen vom Vater), voller Gnade und Wahrheit;
15. (Johannes zeugt von ihm und rief und sprach: Dieser
war es, von dem ich sagte: Der nach mir Kommende ist mir vor, {W. vor geworden;
so auch V.30} denn er war vor mir)
16. denn aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und
zwar Gnade um Gnade.
17. Denn das Gesetz wurde durch Moses gegeben; die Gnade
und die Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden.
18. Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn,
der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht.
19. Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden
aus Jerusalem Priester und Leviten sandten, damit sie ihn fragen sollten: Wer
bist du?
20. Und er bekannte und leugnete nicht, und er bekannte:
Ich bin nicht der Christus.
21. Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du Elias? Und er
sagt: Ich bin's nicht. Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein.
22. Sie sprachen nun zu ihm: Wer bist du? Auf daß wir
Antwort geben denen, die uns gesandt haben; was sagst du von dir selbst?
23. Er sprach: Ich bin die "Stimme eines Rufenden in
der Wüste: Machet gerade den Weg des Herrn", {S. die Anm. zu Mt. 1,20} wie
Jesajas, der Prophet, gesagt hat.
24. Und sie waren abgesandt von {W. aus (aus der Mitte
der)} den Pharisäern.
25. Und sie fragten ihn und sprachen zu ihm: Was taufst du
denn, wenn du nicht der Christus bist, noch Elias, noch der Prophet?
26. Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit
{W. in} Wasser; mitten unter euch steht, den ihr nicht kennet,
27. der nach mir Kommende, dessen ich nicht würdig bin,
ihm den Riemen seiner Sandale zu lösen.
28. Dies geschah zu Bethanien, jenseit des Jordan, wo
Johannes taufte.
29. Des folgenden Tages sieht er Jesum zu sich kommen und
spricht: Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt.
30. Dieser ist es, von dem ich sagte: Nach mir kommt ein
Mann, der mir vor ist, denn er war vor mir. {O. eher als ich}
31. Und ich kannte ihn nicht; aber auf daß er Israel
offenbar werden möchte, deswegen bin ich gekommen, mit {W. in} Wasser taufend.
32. Und Johannes zeugte und sprach: Ich schaute den Geist
wie eine Taube aus dem Himmel herniederfahren, und er blieb auf ihm.
33. Und ich kannte ihn nicht; aber der mich gesandt hat,
mit {W. in} Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Auf welchen du sehen wirst den
Geist herniederfahren und auf ihm bleiben, dieser ist es, der mit {W. in}
Heiligem Geiste tauft.
34. Und ich habe gesehen und habe bezeugt, daß dieser der
Sohn Gottes ist.
35. Des folgenden Tages stand wiederum Johannes und zwei
von seinen Jüngern,
36. und hinblickend auf Jesum, der da wandelte, spricht
er: Siehe, das Lamm Gottes!
37. Und es hörten ihn die zwei Jünger reden und folgten
Jesu nach.
38. Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen und
spricht zu ihnen: Was suchet ihr? Sie aber sagten zu ihm: Rabbi (was verdolmetscht
heißt: Lehrer), wo hältst du dich auf?
39. Er spricht zu ihnen: Kommet und sehet! {Nach and.
Les.: und ihr werdet sehen} Sie kamen nun und sahen, wo er sich aufhielt, und
blieben jenen Tag bei ihm. Es war um die zehnte Stunde.
40. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von
den zweien, die es von Johannes gehört hatten und ihm nachgefolgt waren.
41. Dieser findet zuerst seinen eigenen Bruder Simon und
spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden (was verdolmetscht ist:
Christus). {O. Gesalbter}
42. Und er führte ihn zu Jesu. Jesus blickte ihn an und
sprach: Du bist Simon, der Sohn Jonas'; du wirst Kephas heißen (was
verdolmetscht wird: Stein). {Griech.: (Petrus)}
43. Des folgenden Tages wollte er aufbrechen nach Galiläa,
und er findet Philippus; und Jesus spricht zu ihm: Folge mir nach.
44. Philippus aber war von Bethsaida, aus der Stadt des
Andreas und Petrus.
45. Philippus findet den Nathanael und spricht zu ihm: Wir
haben den gefunden, von welchem Moses in dem Gesetz geschrieben und die
Propheten, Jesum, den Sohn des Joseph, den von Nazareth.
46. Und Nathanael sprach zu ihm: Kann aus Nazareth etwas
Gutes kommen? {Eig. sein} Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh!
47. Jesus sah den Nathanael zu sich kommen und spricht von
ihm: Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in welchem kein Trug ist.
48. Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus
antwortete und sprach zu ihm: Ehe Philippus dich rief, als du unter dem
Feigenbaum warst, sah ich dich.
49. Nathanael antwortete und sprach [zu ihm]: Rabbi, du
bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels.
50. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Weil ich dir
sagte: Ich sah dich unter dem Feigenbaum, glaubst du? Du wirst Größeres als
dieses sehen.
51. Und er spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage
euch: [Von nun an] werdet ihr den Himmel geöffnet sehen und die Engel Gottes
auf-und niedersteigen auf den Sohn des Menschen.
Johannes 2
1.
Und am dritten
Tage war {Eig. ward} eine Hochzeit zu Kana in Galiläa; und die Mutter Jesu war
daselbst.
2.
Es war aber auch
Jesus mit seinen Jüngern zu der Hochzeit geladen.
3.
Und als es an
Wein gebrach, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein.
4.
Jesus spricht zu
ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Weib? Meine Stunde ist noch nicht
gekommen.
5.
Seine Mutter
spricht zu den Dienern: Was irgend er euch sagen mag, tut.
6.
Es waren aber
daselbst sechs steinerne Wasserkrüge aufgestellt, nach der Reinigungssitte der
Juden, wovon jeder zwei oder drei Maß {Griech.: Metreten, ein Hohlmaß von etwa
39 Liter} faßte.
7.
Jesus spricht zu
ihnen: Füllet die Wasserkrüge mit Wasser. Und sie füllten sie bis oben an.
8.
Und er spricht zu
ihnen: Schöpfet nun und bringet es dem Speisemeister. Und sie brachten es.
9.
Als aber der
Speisemeister das Wasser gekostet hatte, welches Wein geworden war (und er
wußte nicht, woher er war, {W. ist} die Diener aber, welche das Wasser
geschöpft hatten, wußten es), ruft der Speisemeister den Bräutigam
10. und spricht zu ihm: Jeder Mensch setzt zuerst den
guten Wein vor, und wenn sie trunken geworden sind, alsdann den geringeren; du
hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt.
11. Diesen Anfang der Zeichen machte Jesus zu Kana in
Galiläa und offenbarte seine Herrlichkeit; und seine Jünger glaubten an ihn.
12. Nach diesem ging er hinab nach Kapernaum, er und seine
Mutter und seine Brüder und seine Jünger; und daselbst blieben sie nicht viele
Tage.
13. Und das Passah der Juden war nahe, und Jesus ging
hinauf nach Jerusalem.
14. Und er fand im Tempel {die Gebäude; s. die Anm. zu Mt.
4,5} die Ochsen-und Schafe-und Taubenverkäufer, und die Wechsler dasitzen.
15. Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie
alle zum Tempel {die Gebäude; s. die Anm. zu Mt. 4,5} hinaus, sowohl die Schafe
als auch die Ochsen; {O. auch die Schafe und die Ochsen} und die Münze der
Wechsler schüttete er aus, und die Tische warf er um;
16. und zu den Taubenverkäufern sprach er: Nehmet dies weg
von hier, machet nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhause.
17. Seine Jünger [aber] gedachten daran, daß geschrieben
steht: "Der Eifer um dein Haus verzehrt mich".
18. Die Juden nun antworteten und sprachen zu ihm: Was für
ein Zeichen zeigst du uns, daß du diese Dinge tust?
19. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brechet diesen
Tempel {das Heiligtum; s. die Anm. zu Mt. 4,5} ab, und in drei Tagen werde ich
ihn aufrichten.
20. Da sprachen die Juden: Sechsundvierzig Jahre ist an
diesem Tempel {das Heiligtum; s. die Anm. zu Mt. 4,5} gebaut worden, und du
willst ihn in drei Tagen aufrichten?
21. Er aber sprach von dem Tempel {das Heiligtum; s. die
Anm. zu Mt. 4,5} seines Leibes.
22. Als er nun aus den Toten auferweckt war, gedachten
seine Jünger daran, daß er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und
dem Worte, welches Jesus gesprochen hatte.
23. Als er aber zu Jerusalem war, am Passah, auf dem
Feste, glaubten viele an seinen Namen, als sie seine Zeichen sahen, die er tat.
24. Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an, weil
er alle kannte
25. und nicht bedurfte, daß jemand Zeugnis gebe von dem
Menschen; denn er selbst wußte, was in dem Menschen war.
Johannes 3
1.
Es war aber ein
Mensch aus den Pharisäern, sein Name Nikodemus, ein Oberster der Juden.
2.
Dieser kam zu ihm
bei Nacht und sprach zu ihm: Rabbi, wir wissen, daß du ein Lehrer bist, von
Gott gekommen, denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, es sei denn
Gott mit ihm.
3.
Jesus antwortete
und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand
von neuem {O. von oben her} geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht
sehen.
4.
Nikodemus spricht
zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er etwa zum
zweiten Male in den Leib seiner Mutter eingehen und geboren werden?
5.
Jesus antwortete:
Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand aus Wasser und Geist
geboren werde, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen.
6.
Was aus dem
Fleische geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geiste geboren ist, ist
Geist.
7.
Verwundere dich
nicht, daß ich dir sagte: Ihr müsset von neuem {O. von oben her} geboren
werden.
8.
Der Wind weht, wo
er will, und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt, und
wohin er geht; also ist jeder, der aus dem Geiste geboren ist.
9.
Nikodemus
antwortete und sprach zu ihm: Wie kann dies geschehen?
10. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du bist der Lehrer
Israels und weißt dieses nicht?
11. Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir
wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben, und unser Zeugnis nehmet ihr nicht
an.
12. Wenn ich euch das Irdische gesagt habe, und ihr
glaubet nicht, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch das Himmlische sage?
13. Und niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel, als nur
der aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen, der im Himmel
ist.
14. Und gleichwie Moses in der Wüste die Schlange erhöhte,
also muß der Sohn des Menschen erhöht werden,
15. auf daß jeder, der an ihn glaubt, [nicht verloren
gehe, sondern] ewiges Leben habe.
16. Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen
eingeborenen Sohn gab, auf daß jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe,
sondern ewiges Leben habe.
17. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt,
auf daß er die Welt richte, sondern auf daß die Welt durch ihn errettet werde.
18. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber
nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des
eingeborenen Sohnes Gottes.
19. Dies aber ist das Gericht, daß das Licht in die Welt
gekommen ist, und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht,
denn ihre Werke waren böse.
20. Denn jeder, der Arges tut, haßt das Licht und kommt
nicht zu dem Lichte, auf daß seine Werke nicht bloßgestellt {O. gestraft}
werden;
21. wer aber die Wahrheit tut, kommt zu dem Lichte, auf
daß seine Werke offenbar werden, daß sie in Gott gewirkt sind.
22. Nach diesem kam Jesus und seine Jünger in das Land
Judäa, und daselbst verweilte er mit ihnen und taufte.
23. Aber auch Johannes taufte zu Änon, nahe bei Salim,
weil viel Wasser daselbst war; und sie kamen hin und wurden getauft.
24. Denn Johannes war noch nicht ins Gefängnis geworfen.
25. Es entstand nun eine Streitfrage unter den Jüngern
Johannes' mit einem Juden über die Reinigung.
26. Und sie kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: Rabbi,
der jenseit des Jordan bei dir war, dem du Zeugnis gegeben hast, siehe, der
tauft, und alle kommen zu ihm.
27. Johannes antwortete und sprach: Ein Mensch kann nichts
empfangen, {O. nehmen} es sei ihm denn aus dem Himmel gegeben.
28. Ihr selbst gebet mir Zeugnis, daß ich sagte: Ich bin
nicht der Christus, sondern daß ich vor ihm hergesandt bin.
29. Der die Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund des
Bräutigams aber, der dasteht und ihn hört, ist hoch erfreut über die Stimme des
Bräutigams; diese meine Freude nun ist erfüllt.
30. Er muß wachsen, ich aber abnehmen.
31. Der von ober kommt, ist über allen; {O. über allem}
der von der {W. aus der, d. h. der daselbst seinen Ursprung hat} Erde {d. h.
wie einer, der von der Erde ist; od.: von der Erde aus} ist, ist von der Erde
und redet von der Erde. Der vom {W. aus dem} Himmel kommt, ist über allen, {O.
über allem}
32. [und] was er gesehen und gehört hat, dieses bezeugt
er; und sein Zeugnis nimmt niemand an.
33. Wer sein Zeugnis angenommen hat, {O. annimmt} hat
besiegelt, daß Gott wahrhaftig ist.
34. Denn der, welchen Gott gesandt hat, redet die Worte
Gottes; denn Gott gibt den Geist nicht nach Maß.
35. Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand
gegeben.
36. Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem
Sohne nicht glaubt, {O. sich unterwirft, nicht gehorcht} wird das Leben nicht
sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.
Johannes 4
1.
Als nun der Herr
erkannte, daß die Pharisäer gehört hatten, daß Jesus mehr Jünger mache und
taufe als Johannes
2.
(wiewohl Jesus
selbst nicht taufte, sondern seine Jünger),
3.
verließ er Judäa
und zog wieder nach Galiläa.
4.
Er mußte aber
durch Samaria ziehen.
5.
Er kommt nun in
eine Stadt Samarias, genannt Sichar, nahe bei dem Felde, welches Jakob seinem
Sohne Joseph gab.
6.
Es war aber
daselbst eine Quelle Jakobs. Jesus nun, ermüdet von der Reise, setzte sich also
an die Quelle nieder. Es war um die sechste Stunde.
7.
Da kommt ein Weib
aus Samaria, Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken.
8.
(Denn seine
Jünger waren weggegangen in die Stadt, um Speise zu kaufen.)
9.
Das samaritische
Weib spricht nun zu ihm: Wie bittest du, der du ein Jude bist, von mir zu
trinken, die ich ein samaritisches Weib bin? (Denn die Juden verkehren nicht
mit den Samaritern.)
10. Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe
Gottes kenntest, und wer es ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken, so
würdest du ihn gebeten haben, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.
11. Das Weib spricht zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß,
und der Brunnen ist tief; woher hast du denn das lebendige Wasser?
12. Du bist doch nicht größer als unser Vater Jakob, der
uns den Brunnen gab, und er selbst trank aus demselben und seine Söhne und sein
Vieh?
13. Jesus antwortete und sprach zu ihr: Jeden, der von
diesem Wasser trinkt, wird wiederum dürsten;
14. wer irgend aber von dem Wasser trinken wird, das ich
ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das
ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige
Leben quillt.
15. Das Weib spricht zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser,
damit mich nicht dürste und ich nicht hierher komme, um zu schöpfen.
16. Jesus spricht zu ihr: Gehe hin, rufe deinen Mann und
komm hierher.
17. Das Weib antwortete und sprach: Ich habe keinen Mann.
Jesus spricht zu ihr: Du hast recht gesagt: Ich habe keinen Mann;
18. denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt
hast, ist nicht dein Mann; hierin {W. dies} hast du wahr geredet.
19. Das Weib spricht zu ihm: Herr, ich sehe, daß du ein
Prophet bist.
20. Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr
saget, daß in Jerusalem der Ort sei, wo man anbeten müsse.
21. Jesus spricht zu ihr: Weib, glaube mir, es kommt die
{O. eine} Stunde, da ihr weder auf diesem Berge, noch in Jerusalem den Vater anbeten
werdet.
22. Ihr betet an und wisset nicht, was; {O. was ihr nicht
kennet} wir beten an und wissen, was, {O. was wir kennen} denn das Heil ist aus
den Juden.
23. Es kommt aber die {O. eine} Stunde und ist jetzt, da
die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn
auch der Vater sucht solche als seine Anbeter.
24. Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen in
Geist und Wahrheit anbeten.
25. Das Weib spricht zu ihm: Ich weiß, das der Messias
kommt, welcher Christus genannt wird; wenn jener kommt, wird er uns alles
verkündigen.
26. Jesus spricht zu ihr: Ich bin's, der mit dir redet.
27. Und über diesem kamen seine Jünger und verwunderten
sich, daß er mit einem Weibe redete. Dennoch sagte niemand: Was suchst du?
-oder: Was redest du mit ihr?
28. Das Weib nun ließ ihren Wasserkrug stehen und ging weg
in die Stadt und sagt zu den Leuten:
29. Kommet, sehet einen Menschen, der mir alles gesagt
hat, was irgend ich getan habe; dieser ist doch nicht etwa der Christus?
30. Sie gingen zu der Stadt hinaus und kamen zu ihm.
31. In der Zwischenzeit [aber] baten ihn die Jünger und
sprachen: Rabbi, iß.
32. Er aber sprach zu ihnen: Ich habe eine Speise zu
essen, die ihr nicht kennet.
33. Da sprachen die Jünger zueinander: Hat ihm wohl jemand
zu essen gebracht?
34. Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist, daß ich den
Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe. {O.
vollende}
35. Saget ihr nicht: Es sind noch vier Monate, und die
Ernte kommt? -Siehe, ich sage euch: Hebet eure Augen auf und schauet die Felder
an, denn sie sind schon weiß zur Ernte.
36. Der da erntet, empfängt Lohn {O... sie sind weiß zur
Ernte. Schon empfängt, der da erntet, Lohn.} und sammelt Frucht zum ewigen
Leben, auf daß beide, der da sät und der da erntet, zugleich sich freuen.
37. Denn hierin ist der Spruch wahr: Ein anderer ist es,
der da sät, und ein anderer, der da erntet.
38. Ich habe euch gesandt, zu ernten, woran ihr nicht
gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit
eingetreten.
39. Aus jener Stadt aber glaubten viele von den Samaritern
an ihn um des Wortes des Weibes willen, welches bezeugte: Er hat mir alles
gesagt, was irgend ich getan habe.
40. Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei
ihnen zu bleiben; und er blieb daselbst zwei Tage.
41. Und noch viele mehr glaubten um seines Wortes willen;
42. und sie sagten zu dem Weibe: Wir glauben nicht mehr um
deines Redens willen, denn wir selbst haben gehört und wissen, daß dieser
wahrhaftig der Heiland der Welt ist.
43. Nach den zwei Tagen aber zog er von dannen aus [und
ging hin] nach Galiläa;
44. denn Jesus selbst bezeugte, daß ein Prophet in dem
eigenen Vaterlande {O. in der eigenen Vaterstadt; wie anderswo} keine Ehre hat.
45. Als er nun nach Galiläa kam, nahmen die Galiläer ihn
auf, da sie alles gesehen, was er in Jerusalem auf dem Feste getan hatte; denn
auch sie kamen zu dem Fest.
46. Er kam nun wiederum nach Kana in Galiläa, wo er das
Wasser zu Wein gemacht hatte. Und es war ein gewisser königlicher Beamter,
dessen Sohn krank war, in Kapernaum.
47. Als dieser gehört hatte, daß Jesus aus Judäa nach
Galiläa gekommen sei, ging er zu ihm hin und bat [ihn], daß er herabkomme und
seinen Sohn heile; denn er lag im Sterben.
48. Jesus sprach nun zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und
Wunder sehet, so werdet ihr nicht glauben.
49. Der königliche Beamte spricht zu ihm: Herr, komm
herab, ehe mein Kind stirbt!
50. Jesus spricht zu ihm: Gehe hin, dein Sohn lebt. Und
der Mensch glaubte dem Worte, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin.
51. Aber schon während er hinabging, begegneten ihm seine
Knechte und berichteten, daß sein Knabe lebe.
52. Er erforschte nun von ihnen die Stunde, in welcher es
besser mit ihm geworden sei; und sie sagten zu ihm: Gestern zur siebten Stunde
verließ ihn das Fieber.
53. Da erkannte der Vater, daß es in jener Stunde war, in
welcher Jesus zu ihm sagte: Dein Sohn lebt. Und er glaubte, er und sein ganzes
Haus.
54. Dies tat Jesus wiederum als zweites Zeichen, als er
aus Judäa nach Galiläa gekommen war.
Johannes 5
1.
Nach diesem war
ein Fest der Juden, und Jesus ging hinauf nach Jerusalem.
2.
Es ist aber in
Jerusalem bei dem Schaftor ein Teich, der auf hebräisch Bethesda zubenamt ist,
welcher fünf Säulenhallen hat.
3.
In diesen lag
eine Menge Kranker, Blinder, Lahmer, Dürrer, [die auf die Bewegung des Wassers
warteten.
4.
Denn zu gewissen
Zeiten stieg ein Engel in den Teich herab und bewegte das Wasser. Wer nun nach
der Bewegung des Wassers zuerst hineinstieg, ward gesund, mit welcher Krankheit
irgend er behaftet war.]
5.
Es war aber ein
gewisser Mensch daselbst, der achtunddreißig Jahre mit seiner Krankheit behaftet
war.
6.
Als Jesus diesen
daliegen sah und wußte, daß es schon lange Zeit also mit ihm war, spricht er zu
ihm: Willst du gesund werden?
7.
Der Kranke
antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, daß er mich, wenn das Wasser
bewegt worden ist, in den Teich werfe; indem ich aber komme, steigt ein anderer
vor mir hinab.
8.
Jesus spricht zu
ihm: Stehe auf, nimm dein Bett auf und wandle!
9.
Und alsbald ward
der Mensch gesund und nahm sein Bett auf und wandelte. Es war aber an jenem
Tage Sabbath.
10. Es sagten nun die Juden zu dem Geheilten: Es ist
Sabbath, es ist dir nicht erlaubt, das Bett zu tragen.
11. Er antwortete ihnen: Der mich gesund machte, der sagte
zu mir: Nimm dein Bett auf und wandle.
12. [Da] fragten sie ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir
sagte: Nimm [dein Bett] auf und wandle?
13. Der Geheilte aber wußte nicht, wer es sei; denn Jesus
war entwichen, weil eine Volksmenge an dem Orte war.
14. Danach findet Jesus ihn im Tempel, und er sprach zu
ihm: Siehe, du bist gesund geworden; sündige nicht mehr, auf daß dir nichts Ärgeres
widerfahre.
15. Der Mensch ging hin und verkündete den Juden, daß es
Jesus sei, der ihn gesund gemacht habe.
16. Und darum verfolgten die Juden Jesum [und suchten ihn
zu töten], weil er dies am Sabbath tat.
17. Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis
jetzt, und ich wirke.
18. Darum nun suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten,
weil er nicht allein den Sabbath brach, sondern auch Gott seinen eigenen Vater
nannte, sich selbst Gott gleich machend.
19. Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich,
wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er
den Vater tun sieht; denn was irgend er tut, das tut auch der Sohn
gleicherweise.
20. Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles,
was er selbst tut; und er wird ihm größere Werke als diese zeigen, auf daß ihr
euch verwundert.
21. Denn gleichwie der Vater die Toten auferweckt und
lebendig macht, also macht auch der Sohn lebendig, welche er will.
22. Denn der Vater richtet auch niemand, sondern das ganze
Gericht hat er dem Sohne gegeben,
23. auf daß alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren.
Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.
24. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört
und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins
Gericht, sondern er ist aus dem Tode in das Leben übergegangen.
25. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, daß die {O. eine}
Stunde kommt und jetzt ist, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören
werden, und die sie gehört haben, werden leben.
26. Denn gleichwie der Vater Leben in sich selbst hat,
also hat er auch dem Sohne gegeben, Leben zu haben in sich selbst;
27. und er hat ihm Gewalt gegen, [auch] Gericht zu halten,
weil er des Menschen Sohn ist.
28. Wundert euch darüber nicht, denn es kommt die {O.
eine} Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören,
29. und hervorkommen werden: die das Gute getan haben, zur
Auferstehung des Lebens, die aber das Böse {Eig. das Schlechte} verübt haben,
zur Auferstehung des Gerichts.
30. Ich kann nichts von mir selbst tun; so wie ich höre,
richte ich, und mein Gericht ist gerecht, denn ich suche nicht meinen Willen,
sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.
31. Wenn ich von mir {O. über mich, betreffs meiner; so
auch V. 32+36+37 usw} selbst zeuge, so ist mein Zeugnis nicht wahr.
32. Ein anderer ist es, der von mir zeugt, und ich weiß,
daß das Zeugnis wahr ist, welches er von mir zeugt.
33. Ihr habt zu Johannes gesandt, und er hat der Wahrheit
Zeugnis gegeben.
34. Ich aber nehme nicht Zeugnis von {O. von seiten; so
auch V. 41+44} einem Menschen, sondern dies sage ich, auf daß ihr errettet
werdet.
35. Jener war die brennende und scheinende Lampe; ihr aber
wolltet für eine Zeit in seinem {O. ihrem} Lichte fröhlich sein.
36. Ich aber habe das Zeugnis, das größer ist als das des
Johannes; denn die Werke, welche der Vater mir gegeben hat, auf daß ich sie
vollbringe, die Werke selbst, die ich tue, zeugen von mir, daß der Vater mich
gesandt hat.
37. Und der Vater, der mich gesandt hat, er selbst hat
Zeugnis von mir gegeben. Ihr habt weder jemals seine Stimme gehört, noch seine
Gestalt gesehen,
38. und sein Wort habt ihr nicht bleibend in euch; denn
welchen er gesandt hat, diesem glaubet ihr nicht.
39. Ihr erforschet die Schriften, {O. Erforschet die
Schriften} denn ihr meinet, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es,
die von mir zeugen;
40. und ihr wollt nicht zu mir kommen, auf daß ihr Leben
habet.
41. Ich nehme nicht Ehre von Menschen;
42. sondern ich kenne euch, daß ihr die Liebe Gottes nicht
in euch habt.
43. Ich bin in dem Namen meines Vaters gekommen, und ihr
nehmet mich nicht auf; wenn ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, den
werdet ihr aufnehmen.
44. Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmet
und die Ehre, welche von Gott allein {O. von dem alleinigen Gott} ist, nicht
suchet?
45. Wähnet nicht, daß ich euch bei dem Vater verklagen
werde; da ist einer, der euch verklagt, Moses, auf den ihr eure Hoffnung
gesetzt habt.
46. Denn wenn ihr Moses glaubtet, so würdet ihr mir
glauben, denn er hat von mir geschrieben.
47. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubet, wie
werdet ihr meinen Worten glauben?
Johannes 6
1.
Nach diesem ging
Jesus weg auf die andere Seite des Sees von Galiläa oder von Tiberias;
2.
und es folgte ihm
eine große Volksmenge, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat.
3.
Jesus aber ging
hinauf auf den Berg und setzte sich daselbst mit seinen Jüngern.
4.
Es war aber das
Passah nahe, das Fest der Juden.
5.
Als nun Jesus die
Augen aufhob und sah, daß eine große Volksmenge zu ihm kommt, spricht er zu
Philippus: Woher sollen wir Brote kaufen, auf daß diese essen?
6.
Dies sagte er
aber, ihn zu versuchen; {W. ihn versuchend} denn er selbst wußte, was er tun
wollte.
7.
Philippus
antwortete ihm: Für zweihundert Denare Brote reichen nicht für sie hin, auf daß
ein jeder etwas weniges bekomme.
8.
Einer von seinen
Jüngern, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, spricht zu ihm:
9.
Es ist ein
kleiner Knabe hier, der fünf Gerstenbrote und zwei Fische hat; aber was ist
dies unter so viele?
10. Jesus [aber] sprach: Machet, daß die Leute sich
lagern. Es war aber viel Gras an dem Orte. Es lagerten sich nun die Männer, an
Zahl bei fünftausend.
11. Jesus aber nahm die Brote, und als er gedankt hatte,
teilte er sie denen aus, die da lagerten; gleicherweise auch von den Fischen,
soviel sie wollten.
12. Als sie aber gesättigt waren, spricht er zu seinen
Jüngern: Sammelt die übriggebliebenen Brocken, auf daß nichts umkomme.
13. Sie sammelten nun und füllten zwölf Handkörbe mit
Brocken von den fünf Gerstenbroten, welche denen, die gegessen hatten,
übrigblieben.
14. Als nun die Leute das Zeichen sahen, das Jesus tat,
sprachen sie: Dieser ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll.
15. Da nun Jesus erkannte, daß sie kommen und ihn
ergreifen wollten, auf daß sie ihn zum König machten, entwich er wieder auf den
Berg, er selbst allein.
16. Als es aber Abend geworden war, gingen seine Jünger
hinab an den See;
17. und sie stiegen in das Schiff und fuhren über den See
nach Kapernaum. Und es war schon finster geworden, und Jesus war noch nicht zu
ihnen gekommen;
18. und der See erhob sich, indem ein starker Wind wehte.
19. Als sie nun etwa fünfundzwanzig oder dreißig Stadien
gerudert waren, sehen sie Jesum auf dem See wandeln und nahe an das Schiff
herankommen, und sie fürchteten sich.
20. Er aber spricht zu ihnen: Ich bin's, fürchtet euch
nicht!
21. Sie wollten ihn nun in das Schiff nehmen, und alsbald
war das Schiff an dem Lande, zu welchem sie hinfuhren.
22. Des folgenden Tages, als die Volksmenge, die jenseit
des Sees stand, gesehen hatte, daß daselbst kein anderes Schifflein war, als
nur jenes, in welches seine Jünger gestiegen waren, und daß Jesus nicht mit
seinen Jüngern in das Schiff gestiegen, sondern seine Jünger allein weggefahren
waren
23. (es kamen aber andere Schifflein aus Tiberias nahe an
den Ort, wo sie das Brot gegessen, nachdem der Herr gedankt hatte),
24. da nun die Volksmenge sah, daß Jesus nicht daselbst
sei, noch seine Jünger, stiegen sie in die Schiffe und kamen nach Kapernaum und
suchten Jesum.
25. Und als sie ihn jenseit des Sees gefunden hatten,
sprachen sie zu ihm: Rabbi, wann bist du hierhergekommen?
26. Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich,
ich sage euch: Ihr suchet mich, nicht weil ihr Zeichen gesehen, sondern weil
ihr von den Broten gegessen habt und gesättigt worden seid.
27. Wirket nicht für die Speise, die vergeht, sondern für
die Speise, die da bleibt ins ewige Leben, welche der Sohn des Menschen euch
geben wird; denn diesen hat der Vater, Gott, versiegelt.
28. Da sprachen sie zu ihm: Was sollen wir tun, auf daß
wir die Werke Gottes wirken?
29. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Dies ist das
Werk Gottes, daß ihr an den glaubet, den er gesandt hat.
30. Da sprachen sie zu ihm: Was tust du nun für ein
Zeichen, auf daß wir sehen und dir glauben? Was wirkst du?
31. Unsere Väter aßen das Manna in der Wüste, wie
geschrieben steht: "Brot aus dem Himmel gab er ihnen zu essen".
32. Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage
euch: Nicht Moses hat euch das Brot aus dem Himmel gegeben, sondern mein Vater
gibt euch das wahrhaftige Brot aus dem Himmel.
33. Denn das Brot Gottes ist der, welcher aus dem Himmel
herniederkommt und der Welt das Leben gibt.
34. Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns allezeit dieses
Brot!
35. Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des
Lebens: wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird
nimmermehr dürsten.
36. Aber ich habe euch gesagt, daß ihr mich auch gesehen
habt und nicht glaubet.
37. Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen, und
wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen;
38. denn ich bin vom Himmel herniedergekommen, nicht auf
daß ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.
39. Dies aber ist der Wille dessen, der mich gesandt hat,
daß ich von allem, was er mir gegeben hat, nichts verliere, sondern es
auferwecke am letzten Tage.
40. Denn dies ist der Wille meines Vaters, daß jeder, der
den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe; und ich werde ihn
auferwecken am letzten Tage.
41. Da murrten die Juden über ihn, weil er sagte: Ich bin
das Brot, das aus dem Himmel herniedergekommen ist;
42. und sie sprachen: Ich dieser nicht Jesus, der Sohn
Josephs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie sagt denn dieser: Ich bin aus
dem Himmel herniedergekommen? -
43. Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Murret nicht
untereinander.
44. Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, daß der
Vater, der mich gesandt hat, ihn ziehe; und ich werde ihn auferwecken am
letzten Tage.
45. Es steht in den Propheten geschrieben: "Und sie
werden alle von Gott gelehrt sein". Jeder, der von dem Vater {Eig. von
seiten des Vaters} gehört und gelernt hat, kommt zu mir.
46. Nicht daß jemand den Vater gesehen habe, außer dem,
der von Gott {Eig. von Gott her} ist, dieser hat den Vater gesehen.
47. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer [an mich]
glaubt, hat ewiges Leben.
48. Ich bin das Brot des Lebens.
49. Eure Väter haben das Manna in der Wüste gegessen und
sind gestorben.
50. Dies ist das Brot, das aus dem Himmel herniederkommt,
auf daß man davon esse und nicht sterbe.
51. Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel
herniedergekommen ist; wenn jemand von diesem Brote ißt, {O. gegessen hat} so
wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, {Eig. Und das Brot aber} daß ich
geben werde, ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt.
52. Die Juden stritten nun untereinander und sagten: Wie
kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben?
53. Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage
euch: Es sei denn, daß ihr das Fleisch des Sohnes des Menschen esset und sein
Blut trinket, {O. gegessen...getrunken habt} so habt ihr kein Leben in euch
selbst.
54. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat ewiges
Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage;
55. denn mein Fleisch ist wahrhaftig Speise, und mein Blut
ist wahrhaftig Trank.
56. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, bleibt in
mir und ich in ihm.
57. Gleichwie der lebendige Vater mich gesandt hat und ich
lebe des Vaters wegen, so auch, wer mich ißt, der wird auch leben meinetwegen.
{"wegen" hier in dem Sinne von "infolge des"}
58. Dies ist das Brot, das aus dem Himmel
herniedergekommen ist. Nicht wie die Väter aßen und starben; wer dieses Brot
ißt, wird leben in Ewigkeit.
59. Dieses sprach er in der Synagoge, lehrend zu
Kapernaum.
60. Viele nun von seinen Jüngern, die es gehört hatten,
sprachen: Diese Rede ist hart; wer kann sie hören?
61. Da aber Jesus bei sich selbst wußte, {Eig. in sich
selbst erkannte} daß seine Jünger hierüber murrten, sprach er zu ihnen: Ärgert
euch dieses?
62. Wenn ihr nun den Sohn des Menschen dahin auffahren
sehet, wo er zuvor war?
63. Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch
nützt nichts. Die Worte, welche ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind
Leben;
64. aber es sind etliche unter {W. aus} euch, die nicht
glauben. Denn Jesus wußte von Anfang, welche es seien, die nicht glaubten, und
wer es sei, der ihn überliefern würde.
65. Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt, daß niemand
zu mir kommen kann, es sei ihm denn von dem Vater gegeben.
66. Von da an gingen viele seiner Jünger zurück und
wandelten nicht mehr mit ihm.
67. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr etwa auch
weggehen?
68. Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir
gehen? Du hast Worte ewigen Lebens;
69. und wir haben geglaubt und erkannt, {O. glauben und
wissen} daß du der Heilige Gottes bist.
70. Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch, die
Zwölfe, auserwählt? Und von euch ist einer ein Teufel.
71. Er sprach aber von Judas, Simons Sohn, dem Iskariot;
denn dieser sollte ihn überliefern, er, der einer von den Zwölfen war.
Johannes 7
1.
Und nach diesem
wandelte Jesus in Galiläa; denn er wollte nicht in Judäa wandeln, weil die
Juden ihn zu töten suchten.
2.
Es war aber nahe
das Fest der Juden, die Laubhütten.
3.
Es sprachen nun
seine Brüder zu ihm: Ziehe von hinnen und geh nach Judäa, auf daß auch deine
Jünger deine Werke sehen, die du tust;
4.
denn niemand tut
etwas im Verborgenen und sucht dabei selbst öffentlich bekannt zu sein. Wenn du
diese Dinge tust, so zeige dich der Welt;
5.
denn auch seine
Brüder glaubten nicht an ihn.
6.
Da spricht Jesus
zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht da, eure Zeit aber ist stets bereit.
7.
Die Welt kann
euch nicht hassen; mich aber haßt sie, weil ich von ihr zeuge, daß ihre Werke
böse sind.
8.
Gehet ihr hinauf
zu diesem Feste; ich gehe nicht hinauf zu diesem Feste; denn meine Zeit ist
noch nicht erfüllt.
9.
Nachdem er dies
zu ihnen gesagt hatte, blieb er in Galiläa.
10. Als aber seine Brüder hinaufgegangen waren, da ging
auch er hinauf zu dem Feste, nicht offenbarlich, sondern wie im Verborgenen.
11. Die Juden nun suchten ihn auf dem Feste und sprachen:
Wo ist jener?
12. Und viel Gemurmel war über ihn unter den Volksmengen;
die einen sagten: Er ist gut; andere sagten: Nein, sondern er verführt die
Volksmenge.
13. Niemand jedoch sprach öffentlich von ihm aus Furcht
vor den Juden.
14. Als es aber schon um die Mitte des Festes war, ging
Jesus hinauf in den Tempel und lehrte.
15. Da verwunderten sich die Juden und sagten: Wie besitzt
dieser Gelehrsamkeit, da er doch nicht gelernt hat?
16. Da antwortete ihnen Jesus und sprach: Meine Lehre ist
nicht mein, sondern dessen, der mich gesandt hat.
17. Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von {d.
h. hinsichtlich} der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist, oder ob ich aus {W.
von} mir selbst rede.
18. Wer aus {W. von} sich selbst redet, sucht seine eigene
Ehre; {O. Herrlichkeit} wer aber die Ehre {O. Herrlichkeit} dessen sucht, der
ihn gesandt hat, dieser ist wahrhaftig, und Ungerechtigkeit ist nicht in ihm.
19. Hat nicht Moses euch das Gesetz gegeben? Und keiner
von euch tut das Gesetz. Was suchet ihr mich zu töten?
20. Die Volksmenge antwortete [und sprach]: Du hast einen
Dämon; wer sucht dich zu töten?
21. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ein Werk habe
ich getan, und ihr alle verwundert euch.
22. Deswegen gab Moses {O... ihr alle verwundert euch
deswegen. Moses gab usw.} euch die Beschneidung (nicht daß sie von Moses sei,
sondern von den Vätern), und am Sabbath beschneidet ihr einen Menschen.
23. Wenn ein Mensch die Beschneidung am Sabbath empfängt,
auf daß das Gesetz Moses' nicht gebrochen werde, zürnet ihr mir, daß ich einen
Menschen ganz {Eig. einen ganzen Menschen} gesund gemacht habe am Sabbath?
24. Richtet nicht nach dem Schein, sondern richtet ein
gerechtes {Eig. das gerechte} Gericht.
25. Es sagten nun etliche von den Bewohnern Jerusalems:
Ist das nicht der, welchen sie zu töten suchen?
26. Und siehe, er redet öffentlich, und sie sagen ihm
nichts. Haben denn etwa die Obersten in Wahrheit erkannt, daß dieser der
Christus ist?
27. Diesen aber kennen wir, woher er ist; wenn aber der
Christus kommt, so weiß niemand, woher er ist.
28. Jesus nun rief im Tempel, lehrte und sprach: Ihr
kennet mich und wisset auch, woher ich bin; und ich bin nicht von mir selbst
gekommen, sondern der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, welchen ihr nicht
kennet.
29. Ich kenne ihn, weil ich von ihm {Eig. von ihm her}
bin, und er mich gesandt hat.
30. Da suchten sie ihn zu greifen; und niemand legte die
Hand an ihn, weil seine Stunde noch nicht gekommen war.
31. Viele aber von der Volksmenge glaubten an ihn und
sprachen: Wenn der Christus kommt, wird er wohl mehr Zeichen tun als die,
welche dieser getan hat?
32. Die Pharisäer hörten die Volksmenge dies über ihn
murmeln; und die Pharisäer und die Hohenpriester sandten Diener, daß sie ihn
greifen möchten.
33. Da sprach Jesus: Noch eine kleine Zeit bin ich bei
euch, und ich gehe hin zu dem, der mich gesandt hat.
34. Ihr werdet mich suchen und nicht finden, und wo ich
bin, könnt ihr nicht hinkommen.
35. Es sprachen nun die Juden zueinander: Wohin will
dieser gehen, daß wir ihn nicht finden sollen? Will er etwa in die Zerstreuung
der Griechen {d. h. zu den unter den Griechen zerstreut wohnenden Juden} gehen
und die Griechen lehren?
36. Was ist das für ein Wort, das er sprach: Ihr werdet
mich suchen und nicht finden, und: Wo ich bin, könnt ihr nicht hinkommen? -
37. An dem letzten, dem großen Tage des Festes aber stand
Jesus und rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke.
38. Wer an mich glaubt, gleichwie die Schrift gesagt hat,
aus dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.
39. Dies aber sagte er von dem Geiste, welchen die an ihn
Glaubenden empfangen sollten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch
nicht verherrlicht worden war.
40. Etliche nun aus der Volksmenge sagten, als sie diese
Worte hörten: Dieser ist wahrhaftig der Prophet.
41. Andere sagten: Dieser ist der Christus. Andere sagten:
Der Christus kommt doch nicht aus Galiläa?
42. Hat nicht die Schrift gesagt: Aus dem Samen Davids und
aus Bethlehem, dem Dorfe, wo David war, kommt der Christus?
43. Es entstand nun seinethalben eine Spaltung in der
Volksmenge.
44. Etliche aber von ihnen wollten ihn greifen, aber
keiner legte die Hände an ihn.
45. Es kamen nun die Diener zu den Hohenpriestern und
Pharisäern, und diese sprachen zu ihnen: Warum habt ihr ihn nicht gebracht?
46. Die Diener antworteten: Niemals hat ein Mensch so
geredet wie dieser Mensch.
47. Da antworteten ihnen die Pharisäer: Seid ihr denn auch
verführt?
48. Hat wohl jemand von den Obersten an ihn geglaubt, oder
von den Pharisäern?
49. Diese Volksmenge aber, die das Gesetz nicht kennt, sie
ist verflucht!
50. Da spricht Nikodemus zu ihnen, der einer von ihnen
war:
51. Richtet denn unser Gesetz den Menschen, ehe es zuvor
von ihm selbst gehört und erkannt hat, was er tut?
52. Sie antworteten und sprachen zu ihm: Bist du etwa auch
aus Galiläa? Forsche und sieh, daß aus Galiläa kein Prophet aufsteht.
53. [Und] ein jeder ging nach seinem Hause.
Johannes 8
1.
Jesus aber ging
nach dem Ölberg.
2.
Frühmorgens aber
kam er wiederum in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm; und er setzte sich
und lehrte sie.
3.
Die
Schriftgelehrten und die Pharisäer aber bringen ein Weib [zu ihm], im Ehebruch
ergriffen, und stellen sie in die Mitte
4.
und sagen zu ihm:
Lehrer, dieses Weib ist im Ehebruch, auf er Tat selbst, ergriffen worden.
5.
In dem Gesetz
aber hat uns Moses geboten, solche zu steinigen; du nun, was sagst du?
6.
Dies aber sagten
sie, ihn zu versuchen, auf daß sie etwas hätten, um ihn anzuklagen. Jesus aber
bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde.
7.
Als sie aber
fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer von
euch ohne Sünde ist, werfe zuerst den Stein auf sie.
8.
Und wiederum
bückte er sich nieder und schrieb auf die Erde.
9.
Als sie aber dies
hörten, gingen sie einer nach dem anderen hinaus, anfangend von den Ältesten
bis zu den Letzten; und Jesus wurde allein gelassen mit dem Weibe in der Mitte.
10. Als aber Jesus sich aufrichtete [und außer dem Weibe
niemand sah], sprach er zu ihr: Weib, wo sind jene, [deine Verkläger]? Hat
niemand dich verurteilt?
11. Sie aber sprach: Niemand, Herr. Jesus aber sprach zu
ihr: So verurteile auch ich dich nicht; gehe hin und sündige nicht mehr.]
12. Wiederum nun redete Jesus zu ihnen und sprach: Ich bin
das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln,
sondern wird das Licht des Lebens haben.
13. Da sprachen die Pharisäer zu ihm: Du zeugst von dir
selbst; dein Zeugnis ist nicht wahr.
14. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Auch wenn ich
von mir {O. über dich (mich); so auch V.18} selbst zeuge, ist mein Zeugnis
wahr, weil ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr aber wisset
nicht, woher ich komme und wohin ich gehe.
15. Ihr richtet nach dem Fleische, ich richte niemand.
16. Wenn ich aber auch richte, so ist mein Gericht wahr,
weil ich nicht allein bin, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat.
17. Aber auch in eurem Gesetz steht geschrieben, daß das
Zeugnis zweier Menschen wahr ist.
18. Ich bin es, der von mir selbst zeugt, und der Vater,
der mich gesandt hat, zeugt von mir.
19. Da sprachen sie zu ihm: Wo ist dein Vater? Jesus
antwortete: Ihr kennet weder mich noch meinen Vater; wenn ihr mich gekannt
hättet, so würdet ihr auch meinen Vater gekannt haben.
20. Diese Worte redete er in der Schatzkammer, lehrend in
dem Tempel; und niemand griff ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.
21. Er sprach nun wiederum zu ihnen: Ich gehe hin, und ihr
werdet mich suchen und werdet in eurer Sünde sterben; wo ich hingehe, könnt ihr
nicht hinkommen.
22. Da sagten die Juden: Er will sich doch nicht selbst
töten, daß er spricht: Wo ich hingehe, könnt ihr nicht hinkommen? -
23. Und er sprach zu ihnen: Ihr seid von {W. aus; so auch
weiterhin in diesem Verse} dem, was unten ist, ich bin von dem, was oben ist;
ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt.
24. Daher sagte ich euch, daß ihr in euren Sünden sterben
werdet; denn wenn ihr nicht glauben werdet, daß ich es bin, so werdet ihr in
euren Sünden sterben.
25. Da sprachen sie zu ihm: Wer bist du? [Und] Jesus
sprach zu ihnen: Durchaus das, was ich auch zu euch rede. {d. h. die Worte Jesu
stellten ihm als den dar, welcher er war: die Wahrheit.}
26. Vieles habe ich über euch zu reden und zu richten,
aber der mich gesandt hat, ist wahrhaftig; und ich, was ich von ihm gehört
habe, das rede ich zu der Welt.
27. Sie erkannten nicht, daß er von dem Vater zu ihnen
sprach.
28. Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Sohn des
Menschen erhöht haben werdet, dann werdet ihr erkennen, daß ich es bin, und daß
ich nichts von mir selbst tue, sondern wie der Vater mich gelehrt hat, das rede
ich.
29. Und der mich gesandt hat, ist mit mir; er hat mich
nicht allein gelassen, weil ich allezeit das ihm Wohlgefällige tue.
30. Als er dies redete, glaubten viele an ihn.
31. Jesus sprach nun zu den Juden, welche ihm geglaubt
hatten: Wenn ihr in meinem Worte bleibet, so seid ihr wahrhaft meine Jünger;
32. und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit
wird euch frei machen.
33. Sie antworteten ihm: Wir sind Abrahams Same und sind
nie jemandes Knechte gewesen; {O. haben nie jemand Sklavendienste getan} wie
sagst du: Ihr sollt frei werden?
34. Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage
euch: Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Knecht. {O. Sklave}
35. Der Knecht {O. Sklave} aber bleibt nicht für immer {O.
ewiglich} in dem Hause; der Sohn bleibt für immer.
36. Wenn nun der Sohn euch frei machen wird, so werdet ihr
wirklich frei sein.
37. Ich weiß, daß ihr Abrahams Same seid; aber ihr suchet
mich zu töten, weil mein Wort nicht Raum {O. keinen Eingang, od. auch:
Fortgang} in euch findet.
38. Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen habe, und
ihr nun tut, was ihr von eurem Vater gehört habt.
39. Sie antworteten und sprachen zu ihm: Abraham ist unser
Vater. Jesus spricht zu ihnen: Wenn ihr Abrahams Kinder wäret, so würdet ihr
die Werke Abrahams tun;
40. jetzt aber suchet ihr mich zu töten, einen Menschen,
der die Wahrheit zu euch geredet hat, die ich von Gott gehört habe; das hat
Abraham nicht getan.
41. Ihr tut die Werke eures Vaters. [Da] sprachen sie zu
ihm: Wir sind nicht durch Hurerei geboren; wir haben einen Vater, Gott.
42. Jesus sprach zu ihnen: Wenn Gott euer Vater wäre, so
würdet ihr mich lieben, {O. geliebt haben} denn ich bin von Gott ausgegangen
und gekommen; denn ich bin auch nicht von mir selbst gekommen, sondern er hat
mich gesandt.
43. Warum verstehet ihr meine Sprache nicht? Weil ihr mein
Wort nicht hören könnt.
44. Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden
eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang und ist in
der Wahrheit nicht bestanden, {O. steht nicht in der Wahrheit} weil keine
Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem eigenen,
denn er ist ein Lügner und der Vater derselben. {d. i. der Lüge; O. desselben
(des Lügners)}
45. Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubet ihr mir
nicht.
46. Wer von euch überführt mich der {O. einer; W. betreffs
Sünde} Sünde? Wenn ich die Wahrheit sage, warum glaubet ihr mir nicht?
47. Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes. Darum höret
ihr nicht, weil ihr nicht aus Gott seid.
48. Die Juden antworteten und sprachen zu ihm: Sagen wir
nicht recht, daß du ein Samariter bist und einen Dämon hast?
49. Jesus antwortete: Ich habe keinen Dämon, sondern ich
ehre meinen Vater, und ihr verunehret mich.
50. Ich aber suche nicht meine Ehre: {O. Herrlichkeit} es
ist einer, der sie sucht, und der richtet.
51. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn jemand mein
Wort bewahren {O. halten; so auch V. 52+55} wird, so wird er den Tod nicht
sehen ewiglich.
52. [Da] sprachen die Juden zu ihm: Jetzt erkennen wir,
{O. haben wir erkannt} daß du einen Dämon hast. Abraham ist gestorben und die
Propheten, und du sagst: Wenn jemand mein Wort bewahren wird, so wird er den
Tod nicht schmecken ewiglich.
53. Bist du etwa größer als unser Vater Abraham, der
gestorben ist? Und die Propheten sind gestorben. Was machst du aus dir selbst?
54. Jesus antwortete: Wenn ich mich selbst ehre, {O.
verherrliche...verherrlicht} so ist meine Ehre {O. Herrlichkeit} nichts; mein
Vater ist es, der mich ehrt, {O. verherrliche...verherrlicht} von welchem ihr
saget: Er ist unser Gott.
55. Und ihr habt ihn nicht erkannt, ich aber kenne ihn;
und wenn ich sagte: Ich kenne ihn nicht, so würde ich euch gleich sein-ein
Lügner. Aber ich kenne ihn, und ich bewahre sein Wort.
56. Abraham, euer Vater, frohlockte, daß er meinen Tag
sehen sollte, und er sah ihn und freute sich.
57. Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht
fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen?
58. Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage
euch: Ehe Abraham ward, bin ich.
59. Da hoben sie Steine auf, damit sie auf ihn würfen.
Jesus aber verbarg sich und ging aus dem Tempel hinaus.
Johannes 9
1.
Und als er
vorüberging, sah er einen Menschen, blind von Geburt.
2.
Und seine Jünger
fragten ihn und sagten: Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß
er blind geboren wurde?
3.
Jesus antwortete:
Weder dieser hat gesündigt, noch seine Eltern, sondern auf daß die Werke Gottes
an ihm geoffenbart würden.
4.
Ich muß die Werke
dessen wirken, der mich gesandt hat, so lange es Tag ist; es kommt die Nacht,
da niemand wirken kann.
5.
So lange ich in
der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.
6.
Als er dies
gesagt hatte, spützte er auf die Erde und bereitete einen Kot aus dem Speichel
und strich den Kot wie Salbe auf seine Augen;
7.
und er sprach zu
ihm: Gehe hin, wasche dich in dem Teiche Siloam (was verdolmetscht wird:
Gesandt). {O. Gesandter} Da ging er hin und wusch sich und kam sehend.
8.
Die Nachbarn nun
und die ihn früher gesehen hatten, daß er ein Bettler war, sprachen: Ist dieser
nicht der, der da saß und bettelte?
9.
Einige sagten: Er
ist es; andere sagten: Nein, sondern er ist ihm ähnlich; er sagte: Ich bin's.
10. Sie sprachen nun zu ihm: Wie sind deine Augen aufgetan
worden?
11. Er antwortete [und sprach]: Ein Mensch, genannt Jesus,
bereitete einen Kot und salbte meine Augen damit und sprach zu mir: Gehe hin
nach Siloam und wasche dich. Als ich aber hinging und mich wusch, wurde ich
sehend.
12. Da sprachen sie zu ihm: Wo ist jener? Er sagt: Ich
weiß es nicht.
13. Sie führen ihn, den einst Blinden, zu den Pharisäern.
14. Es war aber Sabbath, als Jesus den Kot bereitete und
seine Augen auftat.
15. Nun fragten ihn wiederum auch die Pharisäer, wie er
sehend geworden sei. Er aber sprach zu ihnen: Er legte Kot auf meine Augen, und
ich wusch mich, und ich sehe.
16. Da sprachen etliche von den Pharisäern: Dieser Mensch
ist nicht von Gott, {Eig. von Gott her; so auch V.33} denn er hält den Sabbath
nicht. Andere sagten: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Und es
war Zwiespalt unter ihnen.
17. Sie sagen nun wiederum zu dem Blinden: Was sagst du von
ihm, weil er deine Augen aufgetan hat? Er aber sprach: Er ist ein Prophet.
18. Es glaubten nun die Juden nicht von ihm, daß er blind
war und sehend geworden, bis sie die Eltern dessen riefen, der sehend geworden
war.
19. Und sie fragten sie und sprachen: Ist dieser euer
Sohn, von dem ihr saget, daß er blind geboren wurde? Wie sieht er denn jetzt?
20. Seine Eltern antworteten [ihnen] und sprachen: Wir
wissen, daß dieser unser Sohn ist, und daß er blind geboren wurde;
21. wie er aber jetzt sieht, wissen wir nicht, oder wer
seine Augen aufgetan hat, wissen wir nicht. Er ist mündig; fraget ihn, er wird
selbst über sich reden.
22. Dies sagten seine Eltern, weil sie die Juden
fürchteten; denn die Juden waren schon übereingekommen, daß, wenn jemand ihn
als Christus bekennen würde, er aus der Synagoge ausgeschlossen werden sollte.
23. Deswegen sagten seine Eltern: Er ist mündig, fraget
ihn.
24. Sie riefen nun zum zweiten Male den Menschen, der
blind war, und sprachen zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, daß dieser
Mensch ein Sünder ist.
25. Da antwortete er: Ob er ein Sünder ist, weiß ich
nicht; eines weiß ich, daß ich blind war und jetzt sehe.
26. Und sie sprachen wiederum zu ihm: Was hat er dir
getan? Wie tat er deine Augen auf?
27. Er antwortete ihnen: Ich habe es euch schon gesagt,
und ihr habt nicht gehört; warum wollt ihr es nochmals hören? Wollt ihr etwa
auch seine Jünger werden?
28. Sie schmähten ihn und sprachen: Du bist sein Jünger;
wir aber sind Moses' Jünger.
29. Wir wissen, daß Gott zu Moses geredet hat; von diesem
aber wissen wir nicht, woher er ist.
30. Der Mensch antwortete und sprach zu ihnen: Hierbei ist
es doch wunderbar, daß ihr nicht wisset, woher er ist, und er hat doch meine
Augen aufgetan.
31. Wir wissen [aber], daß Gott Sünder nicht hört, sondern
wenn jemand gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den hört er.
32. Von Ewigkeit her ist es nicht erhört, daß jemand die
Augen eines Blindgeborenen aufgetan habe.
33. Wenn dieser nicht von Gott wäre, so könnte er nichts
tun.
34. Sie antworteten und sprachen zu ihm: Du bist ganz in
Sünden geboren, und du lehrst uns? Und sie warfen ihn hinaus.
35. Jesus hörte, daß sie ihn hinausgeworfen hatten; und
als er ihn fand, sprach er zu ihm: Glaubst du an den Sohn Gottes?
36. Er antwortete und sprach: Und wer ist es, Herr, auf
daß ich an ihn glaube?
37. Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit
dir redet, der ist es.
38. Er aber sprach: Ich glaube, Herr; und er warf sich vor
ihm nieder.
39. Und Jesus sprach: Zum Gericht bin ich in diese Welt
gekommen, auf daß die Nichtsehenden sehen und die Sehenden blind werden.
40. [Und] etliche von den Pharisäern, die bei ihm waren,
hörten dies und sprachen zu ihm: Sind denn auch wir blind?
41. Jesus sprach zu ihnen: Wenn ihr blind wäret, so würdet
ihr keine Sünde haben; nun ihr aber saget: Wir sehen, so bleibt eure Sünde.
Johannes 10
1.
Wahrlich,
wahrlich, ich sage euch: Wer nicht durch die Tür in den Hof der Schafe eingeht,
sondern anderswo hinübersteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber.
2.
Wer aber durch
die Tür eingeht, ist Hirte der Schafe.
3.
Diesem tut der
Türhüter auf, und die Schafe hören seine Stimme, und er ruft seine eigenen
Schafe mit Namen und führt sie heraus.
4.
Wenn er seine
eigenen Schafe alle herausgebracht hat, geht er vor ihnen her, und die Schafe
folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen.
5.
Einem Fremden
aber werden sie nicht folgen, sondern werden vor ihm fliehen, weil sie die
Stimme der Fremden nicht kennen.
6.
Dieses Gleichnis
{Eig. Diese sinnbildliche Rede} sprach Jesus zu ihnen; sie aber verstanden
nicht, was es war, das er zu ihnen redete.
7.
Jesus sprach nun
wiederum zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür der
Schafe.
8.
Alle, die irgend
vor mir gekommen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe hörten nicht auf sie.
9.
Ich bin die Tür;
wenn jemand durch mich eingeht, so wird er errettet werden und wird ein-und
ausgehen und Weide finden.
10. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen und zu schlachten
und zu verderben. Ich bin gekommen, auf daß sie Leben haben und es in Überfluß
{And.: und Überfluß} haben.
11. Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte läßt {Eig.
setzt ein; legt dar; so auch V. 15+17+18} sein Leben für die Schafe.
12. Der Mietling aber und der nicht Hirte ist, dem die
Schafe nicht eigen sind, sieht den Wolf kommen und verläßt die Schafe und
flieht; und der Wolf raubt sie und zerstreut [die Schafe.
13. Der Mietling aber flieht,] weil er ein Mietling ist
und sich um die Schafe nicht kümmert. {O. ihm an den Schafen nichts liegt}
14. Ich bin der gute Hirte; und ich kenne die Meinen {O.
was mein ist} und bin gekannt von den Meinen,
15. gleichwie der Vater mich kennt und ich den Vater
kenne; und ich lasse mein Leben für die Schafe.
16. Und ich habe andere Schafe, die nicht aus diesem Hofe
sind; auch diese muß ich bringen, und sie werden meine Stimme hören, und es
wird eine Herde, ein Hirte sein. {O. werden}
17. Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse,
auf daß ich es wiedernehme.
18. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir
selbst. Ich habe Gewalt, es zu lassen, und habe Gewalt, es wiederzunehmen.
Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen.
19. Es entstand wiederum ein Zwiespalt unter den Juden
dieser Worte wegen.
20. Viele aber von ihnen sagten: Er hat einen Dämon und
ist von Sinnen; was höret ihr ihn?
21. Andere sagten: Diese Reden sind nicht die eines
Besessenen; kann etwa ein Dämon der Blinden Augen auftun?
22. Es war aber das Fest der Tempelweihe in Jerusalem;
[und] es war Winter.
23. Und Jesus wandelte in dem Tempel, in der Säulenhalle
Salomons.
24. Da umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: Bis
wann hältst du unsere Seele hin? Wenn du der Christus bist, so sage es uns frei
heraus.
25. Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, und
ihr glaubet nicht. Die Werke, die ich in dem Namen meines Vaters tue, diese
zeugen von mir;
26. aber ihr glaubet nicht, denn ihr seid nicht von meinen
Schafen, wie ich euch gesagt habe.
27. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie,
und sie folgen mir;
28. und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht
verloren ewiglich, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben.
29. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als
alles, {O. alle} und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben.
30. Ich und der Vater sind eins.
31. Da hoben die Juden wiederum Steine auf, auf daß sie
ihn steinigten.
32. Jesus antwortete ihnen: Viele gute Werke habe ich euch
von meinem Vater gezeigt; für welches Werk unter denselben steiniget ihr mich?
33. Die Juden antworteten ihm: Wegen eines guten Werkes
steinigen wir dich nicht, sondern wegen Lästerung, und weil du, der du ein
Mensch bist, dich selbst zu Gott machst.
34. Jesus antwortete ihnen: Steht nicht in eurem Gesetz
geschrieben: "Ich habe gesagt: Ihr seid Götter?"
35. Wenn er jene Götter nannte, zu welchen das Wort Gottes
geschah (und die Schrift kann nicht aufgelöst werden),
36. saget ihr von dem, welchen der Vater geheiligt und in
die Welt gesandt hat: Du lästerst, weil ich sagte: Ich bin Gottes Sohn? -
37. Wenn ich nicht die Werke meines Vaters tue, so glaubet
mir nicht;
38. wenn ich sie aber tue, so glaubet den Werken, wenn ihr
auch mir nicht glaubet, auf daß ihr erkennet und glaubet, daß der Vater in mir
ist und ich in ihm.
39. Da suchten sie wiederum ihn zu greifen, und er entging
ihrer Hand.
40. Und er ging wieder weg jenseit des Jordan an den Ort,
wo Johannes zuerst taufte, und er blieb daselbst.
41. Und viele kamen zu ihm und sagten: Johannes tat zwar
kein Zeichen; alles aber, was Johannes von diesem gesagt hat, war wahr.
42. Und viele glaubten daselbst an ihn.
Johannes 11
1.
Es war aber ein
Gewisser krank, Lazarus von Bethanien, aus dem Dorfe der Maria und ihrer
Schwester Martha.
2.
(Maria aber war
es, die {O. Es war aber die Maria, welche} den Herrn mit Salbe salbte und seine
Füße mit ihren Haaren abtrocknete; deren Bruder Lazarus war krank.)
3.
Da sandten die
Schwestern zu ihm und ließen ihm sagen: Herr, siehe, der, den du lieb hast, ist
krank.
4.
Als aber Jesus es
hörte, sprach er: Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern um der
Herrlichkeit Gottes willen, auf daß der Sohn Gottes durch sie verherrlicht
werde.
5.
Jesus aber liebte
die Martha und ihre Schwester und den Lazarus.
6.
Als er nun hörte,
daß er krank sei, blieb er noch zwei Tage an dem Orte, wo er war.
7.
Danach spricht er
dann zu den Jüngern: Laßt uns wieder nach Judäa gehen.
8.
Die Jünger sagen
zu ihm: Rabbi, eben suchten die Juden dich zu steinigen, und wiederum gehst du
dahin?
9.
Jesus antwortete:
Sind der Stunden des Tages nicht zwölf? Wenn jemand am Tage wandelt, stößt er
nicht an, weil er das Licht dieser Welt sieht;
10. wenn aber jemand in der Nacht wandelt, stößt er an,
weil das Licht nicht in ihm ist.
11. Dies sprach er, und danach sagt er zu ihnen: Lazarus,
unser Freund, ist eingeschlafen; {O. entschlafen} aber ich gehe hin, auf daß
ich ihn aufwecke.
12. Da sprachen die Jünger zu ihm: Herr, wenn er
eingeschlafen ist, so wird er geheilt {O. gerettet} werden.
13. Jesus aber hatte von seinem Tode gesprochen; sie aber
meinten, er rede von der Ruhe des Schlafes.
14. Dann nun sagte ihnen Jesus gerade heraus: Lazarus ist
gestorben;
15. und ich bin froh um euretwillen, daß ich nicht dort
war, auf daß ihr glaubet; aber laßt uns zu ihm gehen.
16. Da sprach Thomas, der Zwilling {O. Didymus} genannt
ist, zu den Mitjüngern: Laßt auch uns gehen, auf daß wir mit ihm sterben.
17. Als nun Jesus kam, fand er ihn schon vier Tage in der
Gruft liegen.
18. Bethanien aber war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn
Stadien {eine Entfernung von etwa 40 Minuten} weit;
19. und viele von den Juden waren zu {O. nach and. Les.:
in das Haus, oder in die Umgebung von} Martha und Maria gekommen, auf daß sie
dieselben über ihren Bruder trösteten.
20. Martha nun, als sie hörte, daß Jesus komme, ging ihm
entgegen. Maria aber saß im Hause.
21. Da sprach Martha zu Jesu: Herr, wenn du hier gewesen
wärest, so wäre mein Bruder nicht gestorben;
22. [aber] auch jetzt weiß ich, daß, was irgend du von
Gott bitten magst, Gott dir geben wird.
23. Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
24. Martha spricht zu ihm: Ich weiß, daß er auferstehen
wird in der Auferstehung am letzten Tage.
25. Jesus sprach zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das
Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist;
26. und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird nicht
sterben in Ewigkeit. Glaubst du dies?
27. Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, daß du der
Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.
28. Und als sie dies gesagt hatte, ging sie hin und rief
ihre Schwester Maria heimlich und sagte: Der Lehrer ist da und ruft dich.
29. Als jene es hörte, steht sie schnell auf und geht zu
ihm.
30. Jesus aber war noch nicht in das Dorf gekommen,
sondern war an dem Orte, wo Martha ihm begegnet war.
31. Als nun die Juden, die bei ihr im Hause waren und sie
trösteten, sahen, daß Maria schnell aufstand und hinausging, folgten sie ihr,
indem sie sagten: Sie geht zur Gruft, auf daß sie daselbst weine.
32. Als nun Maria dahin kam, wo Jesus war, und ihn sah,
fiel sie ihm zu Füßen und sprach zu ihm: Herr, wenn du hier gewesen wärest, so
wäre mein Bruder nicht gestorben.
33. Als nun Jesus sie weinen sah, und die Juden weinen,
die mit ihr gekommen waren, seufzte er tief {O. wurde er heftig bewegt; so auch
V.38} im Geist und erschütterte sich
34. und sprach: Wo habt ihr ihn hingelegt? Sie sagen zu
ihm: Herr, komm und sieh!
35. Jesus vergoß Tränen.
36. Da sprachen die Juden: Siehe, wie lieb hat er ihn
gehabt!
37. Etliche aber von ihnen sagten: Konnte dieser, der die
Augen des Blinden auftat, nicht machen, daß auch dieser nicht gestorben wäre?
38. Jesus nun, wiederum tief in sich selbst seufzend,
kommt zur Gruft. Es war aber eine Höhle, und ein Stein lag darauf.
39. Jesus spricht: Nehmet den Stein weg. Die Schwester des
Verstorbenen, Martha, spricht zu ihm: Herr, er riecht schon, denn er ist vier
Tage hier. {W. er ist viertägig}
40. Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt, wenn
du glauben würdest, so würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen?
41. Sie nahmen nun den Stein weg. Jesus aber hob die Augen
empor und sprach: Vater, ich danke dir, daß du mich erhört {Eig. gehört; so
auch V.42} hast.
42. Ich aber wußte, daß du mich allezeit erhörst; doch um
der Volksmenge willen, die umhersteht, habe ich es gesagt, auf daß sie glauben,
daß du mich gesandt hast.
43. Und als er dies gesagt hatte, rief er mit lauter
Stimme: Lazarus, komm heraus!
44. Und der Verstorbene kam heraus, an Füßen und Händen
mit Grabtüchern gebunden, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch umbunden.
Jesus spricht zu ihnen: Löset ihn auf und laßt ihn gehen.
45. Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren
und sahen, was er getan hatte, glaubten an ihn.
46. Etliche aber von ihnen gingen hin zu den Pharisäern
und sagten ihnen, was Jesus getan hatte.
47. Da versammelten die Hohenpriester und die Pharisäer
ein Synedrium und sprachen: Was tun wir? Denn dieser Mensch tut viele Zeichen.
48. Wenn wir ihn also lassen, werden alle an ihn glauben,
und die Römer werden kommen und sowohl unseren Ort als auch unsere Nation
wegnehmen.
49. Ein Gewisser aber aus ihnen, Kajaphas, der jenes Jahr
{O. jenes Jahr; so auch V.51} Hoherpriester war, sprach zu ihnen: Ihr wisset
nichts,
50. und überleget auch nicht, daß es euch nützlich ist,
daß ein Mensch für das Volk sterbe und nicht die ganze Nation umkomme.
51. Dies aber sagte er nicht aus sich selbst, sondern da
er jenes Jahr Hoherpriester war, weissagte er, daß Jesus für die Nation sterben
sollte; {O. zu sterben im Begriff stand}
52. und nicht für die Nation allein, sondern auf daß er
auch die zerstreuten Kinder Gottes in eins versammelte.
53. Von jenem Tage an ratschlagten sie nun, auf daß sie
ihn töteten.
54. Jesus nun wandelte nicht mehr frei öffentlich unter
den Juden, sondern ging von dannen hinweg in die Gegend nahe bei der Wüste, in
eine Stadt, genannt Ephraim; und daselbst verweilte er mit den Jüngern.
55. Es war aber nahe das Passah der Juden, und viele gingen
aus dem Lande hinauf nach Jerusalem vor dem Passah, auf daß sie sich reinigten.
56. Sie suchten nun Jesum und sprachen, im Tempel stehend,
untereinander: Was dünkt euch? Daß er nicht zu dem Fest kommen wird?
57. Es hatten aber die Hohenpriester und die Pharisäer
Befehl gegeben, daß, wenn jemand wisse, wo er sei, er es anzeigen solle, damit
sie ihn griffen.
Johannes 12
1.
Jesus nun kam
sechs Tage vor dem Passah nach Bethanien, wo Lazarus, der Gestorbene, war,
welchen Jesus aus den Toten auferweckt hatte.
2.
Sie machten ihm
nun daselbst ein Abendessen, und Martha diente; Lazarus aber war einer von
denen, die mit ihm zu Tische lagen.
3.
Da nahm Maria ein
Pfund Salbe von echter, {O. flüssiger} sehr kostbarer Narde und salbte die Füße
Jesu und trocknete seine Füße mit ihren Haaren. Das Haus aber wurde von dem
Geruch der Salbe erfüllt.
4.
Es sagt nun einer
von seinen Jüngern, Judas, Simons Sohn, der Iskariot, der ihn überliefern
sollte:
5.
Warum ist diese
Salbe nicht für dreihundert Denare verkauft und den Armen gegeben worden?
6.
Er sagte dies
aber, nicht weil er für die Armen besorgt war, {O. weil ihm an den Armen
gelegen war} sondern weil er ein Dieb war und die Kasse hatte und trug, {O.
wegnahm} was eingelegt wurde.
7.
Da sprach Jesus:
Erlaube ihr, es auf den Tag meines Begräbnisses {O. meiner Einbalsamierung}
aufbewahrt zu haben; {Eig. Laß sie, damit sie es...aufbewahrt habe}
8.
denn die Armen
habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.
9.
Eine große
Volksmenge aus den Juden erfuhr nun, daß er daselbst sei; und sie kamen, nicht
um Jesu willen allein, sondern damit sie auch den Lazarus sähen, welchen er aus
den Toten auferweckt hatte.
10. Die Hohenpriester aber ratschlagten, auf daß sie auch
den Lazarus töteten,
11. weil viele von den Juden um seinetwillen hingingen und
an Jesum glaubten.
12. Des folgenden Tages, als eine große Volksmenge, die zu
dem Feste gekommen war, hörte, daß Jesus nach Jerusalem komme,
13. nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus, ihm entgegen,
und schrieen: Hosanna! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn, der
König Israels!
14. Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich
darauf, wie geschrieben steht:
15. "Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein
König kommt, sitzend auf einem Eselsfüllen".
16. Dies [aber] verstanden seine Jünger zuerst nicht; jedoch
als Jesus verherrlicht war, dann erinnerten sie sich, daß dies von ihm {Eig.
auf ihn} geschrieben war und sie ihm dies getan hatten.
17. Es bezeugte nun die Volksmenge, die bei ihm war, daß
{O. Da gab die Volksmenge Zeugnis...,weil} er Lazarus aus dem Grabe gerufen und
ihn aus den Toten auferweckt habe.
18. Darum ging ihm auch die Volksmenge entgegen, weil sie
hörten, daß er dieses Zeichen getan hatte.
19. Da sprachen die Pharisäer zueinander: Ihr sehet, daß
ihr gar nichts ausrichtet; siehe, die Welt ist ihm nachgegangen.
20. Es waren aber etliche Griechen unter denen, die
hinaufkamen, auf daß sie auf dem Feste anbeteten.
21. Diese nun kamen zu Philippus, dem von Bethsaida in
Galiläa, und baten ihn und sagten: Herr, wir möchten Jesum sehen.
22. Philippus kommt und sagt es Andreas, [und wiederum]
kommt Andreas und Philippus, und sie sagen es Jesu.
23. Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Stunde ist
gekommen, daß der Sohn des Menschen verherrlicht werde.
24. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn
nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt,
bringt es viel Frucht.
25. Wer sein Leben liebt, wird es verlieren; und wer sein
Leben in dieser Welt haßt, wird es zum ewigen Leben bewahren.
26. Wenn mir jemand dient, so folge er mir nach; und wo
ich bin, da wird auch mein Diener sein. Wenn mir jemand dient, so wird der
Vater ihn ehren.
27. Jetzt ist meine Seele bestürzt, {O. erschüttert} und
was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde! Doch darum bin ich in
diese Stunde gekommen.
28. Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme
aus dem Himmel: Ich habe ihn verherrlicht und werde ihn auch wiederum
verherrlichen.
29. Die Volksmenge nun, die dastand und zuhörte, sagte, es
habe gedonnert; andere sagten: Ein Engel hat mit ihm geredet.
30. Jesus antwortete und sprach: Nicht um meinetwillen ist
diese Stimme geschehen, sondern um euretwillen.
31. Jetzt ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der
Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden.
32. Und ich, wenn ich von {Eig. aus} der Erde erhöht bin,
werde alle zu mir ziehen.
33. (Dies aber sagte er, andeutend, welches Todes er
sterben sollte.)
34. Die Volksmenge antwortete ihm: Wir haben aus dem
Gesetz gehört, daß der Christus bleibe in Ewigkeit, und wie sagst du, daß der
Sohn des Menschen erhöht werden müsse? Wer ist dieser, der Sohn des Menschen?
35. Da sprach Jesus zu ihnen: Noch eine kleine Zeit ist
das Licht unter euch; wandelt, während ihr das Licht habt, auf daß nicht
Finsternis euch ergreife. Und wer in der Finsternis wandelt, weiß nicht, wohin
er geht.
36. Während ihr das Licht habt, glaubet an das Licht, auf
daß ihr Söhne des Lichtes werdet. Dieses redete Jesus und ging hinweg und
verbarg sich vor ihnen.
37. Wiewohl er aber so viele Zeichen vor ihnen getan
hatte, glaubten sie nicht an ihn,
38. auf daß das Wort des Propheten Jesajas erfüllt würde,
welches er sprach: "Herr, wer hat unserer Verkündigung {O. Botschaft}
geglaubt, und wem ist der Arm des Herrn geoffenbart worden?"
39. Darum konnten sie nicht glauben, weil Jesajas wiederum
gesagt hat:
40. "Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz
verstockt, auf daß sie nicht sehen mit den Augen und verstehen mit dem Herzen
und sich bekehren, und ich sie heile."
41. Dies sprach Jesaja, weil er seine Herrlichkeit sah und
von ihm redete.
42. Dennoch aber glaubten auch von den Obersten viele an ihn;
doch wegen der Pharisäer bekannten sie ihn nicht, auf daß sie nicht aus der
Synagoge ausgeschlossen würden;
43. denn sie liebten die Ehre bei den Menschen mehr als
die Ehre bei Gott. {W. die Ehre der Menschen...die Ehre Gottes}
44. Jesus aber rief und sprach: Wer an mich glaubt, glaubt
nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat;
45. und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat.
46. Ich bin als Licht in die Welt gekommen, auf daß jeder,
der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe;
47. und wenn jemand meine Worte hört und nicht bewahrt,
{O. beobachtet} so richte ich ihn nicht, denn ich bin nicht gekommen, auf daß
ich die Welt richte, sondern auf daß ich die Welt errette.
48. Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, hat
den, der ihn richtet: das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten an
dem letzten Tage.
49. Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern
der Vater, der mich gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen
und was ich reden soll;
50. und ich weiß, daß sein Gebot ewiges Leben ist. Was ich
nun rede, rede ich also, wie mir der Vater gesagt hat.
Johannes 13
1.
Vor dem Feste des
Passah aber, als Jesus wußte, daß seine Stunde gekommen war, daß er aus dieser
Welt zu dem Vater hingehen sollte-da er die Seinigen, die in der Welt waren,
geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende.
2.
Und während des
Abendessens, als der Teufel schon dem Judas, Simons Sohn, dem Iskariot, es ins
Herz gegeben hatte, daß er ihn überliefere,
3.
steht [Jesus],
wissend, daß der Vater ihm alles in die Hände gegeben, und daß er von Gott
ausgegangen war und zu Gott hingehe,
4.
von dem
Abendessen auf und legt die Oberkleider ab; und er nahm ein leinenes Tuch und
umgürtete sich.
5.
Dann gießt er
Wasser in das Waschbecken und fing an, die Füße der Jünger zu waschen und mit
dem leinenen Tuch abzutrocknen, mit welchem er umgürtet war.
6.
Er kommt nun zu
Simon Petrus, und der spricht zu ihm: Herr, du wäschest meine Füße?
7.
Jesus antwortete
und sprach zu ihm: Was ich tue, weißt du jetzt nicht, du wirst es aber hernach
verstehen.
8.
Petrus spricht zu
ihm: Du sollst nimmermehr {O. in Ewigkeit nicht} meine Füße waschen! Jesus
antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit mir.
9.
Simon Petrus
spricht zu ihm: Herr, nicht meine Füße allein, sondern auch die Hände und das
Haupt.
10. Jesus spricht zu ihm: Wer gebadet {O. ganz gewaschen}
ist, hat nicht nötig sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz
rein; und ihr seid rein, aber nicht alle.
11. Denn er kannte den, der ihn überlieferte; darum sagte
er: Ihr seid nicht alle rein.
12. Als er nun ihre Füße gewaschen und seine Oberkleider
genommen hatte, legte er sich wiederum zu Tische und sprach zu ihnen: Wisset
ihr, was ich euch getan habe?
13. Ihr heißet mich Lehrer und Herr, und ihr saget recht,
denn ich bin es.
14. Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füße
gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen.
15. Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, auf daß,
gleichwie ich euch getan habe, auch ihr tuet.
16. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Knecht {O.
Sklave} ist nicht größer als sein Herr, noch ein Gesandter {O. Apostel} größer,
als der ihn gesandt hat.
17. Wenn ihr dies wisset, glückselig seid ihr, wenn ihr es
tut.
18. Ich rede nicht von euch allen, ich weiß, {O. kenne
die} welche ich auserwählt habe; aber auf daß die Schrift erfüllt würde:
"Der mit mir das Brot ißt, hat seine Ferse wider mich aufgehoben".
19. Von jetzt an sage ich es euch, ehe es geschieht, auf
daß ihr, wenn es geschieht, glaubet, daß ich es bin.
20. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer aufnimmt, wen
irgend ich senden werde, nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf,
der mich gesandt hat.
21. Als Jesus dies gesagt hatte, ward er im Geiste
erschüttert und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer
von euch wird mich überliefern.
22. Da blickten die Jünger einander an, zweifelnd, von wem
er rede.
23. Einer aber von seinen Jüngern, den Jesus liebte, lag
zu Tische in dem Schoße Jesu.
24. Diesem nun winkt Simon Petrus, damit er forschen
möchte, wer es wohl wäre, von welchem er rede.
25. Jener aber, sich an die Brust Jesu lehnend, spricht zu
ihm: Herr, wer ist es?
26. Jesus antwortete: Jener ist es, welchem ich den
Bissen, wenn ich ihn eingetaucht habe, geben werde. Und als er den Bissen
eingetaucht hatte, gibt er ihn dem Judas, Simons Sohn, dem Iskariot.
27. Und nach dem Bissen fuhr alsdann der Satan in ihn.
Jesus spricht nun zu ihm: Was du tust, tue schnell.
28. Keiner aber von den zu Tische Liegenden verstand, wozu
er ihm dies sagte.
29. Denn etliche meinten, weil Judas die Kasse hatte, daß
Jesus zu ihm sage: Kaufe, was wir für das Fest bedürfen, oder daß er den Armen
etwas geben solle.
30. Als nun jener den Bissen genommen hatte, ging er
alsbald hinaus. Es war aber Nacht.
31. Als er nun hinausgegangen war, spricht Jesus: Jetzt
ist der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm.
32. Wenn Gott verherrlicht ist in ihm, so wird auch Gott
ihn verherrlichen in sich selbst, und alsbald wird er ihn verherrlichen.
33. Kinder, noch eine kleine Weile bin ich bei euch; ihr
werdet mich suchen, und wie ich den Juden sagte: Wo ich hingehe, könnt ihr
nicht hinkommen, so sage ich jetzt auch euch.
34. Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander
liebet, auf daß, gleichwie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebet.
35. Daran werden alle erkennen, daß ihr meine {Eig. mir}
Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.
36. Simon Petrus spricht zu ihm: Herr, wo gehst du hin?
Jesus antwortete ihm: Wo ich hingehe, kannst du mir jetzt nicht folgen; du
wirst mir aber später folgen.
37. Petrus spricht zu ihm: Herr, warum kann ich dir jetzt
nicht folgen? Mein Leben will ich für dich lassen. {Eig. einsetzen, darlegen}
38. Jesus antwortet: Dein Leben willst du für mich lassen?
{Eig. einsetzen, darlegen} Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, der Hahn wird
nicht krähen, bis du mich dreimal verleugnet hast.
Johannes 14
1.
Euer Herz werde
nicht bestürzt. {O. erschüttert; so auch V.27} Ihr glaubet an {And. üb.:
Glaubet an} Gott, glaubet auch an mich.
2.
Im Hause meines
Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, würde ich es euch gesagt
haben; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten.
3.
Und wenn ich
hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir
nehmen, auf daß, wo ich bin, auch ihr seiet.
4.
Und wo ich
hingehe, wisset ihr, und den Weg wisset ihr.
5.
Thomas spricht zu
ihm: Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst, und wie können wir den Weg wissen?
6.
Jesus spricht zu
ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater,
als nur durch mich.
7.
Wenn ihr mich
erkannt hättet, so würdet ihr auch meinen Vater erkannt haben; und von jetzt an
erkennet ihr ihn und habt ihn gesehen.
8.
Philippus spricht
zu ihm: Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns.
9.
Jesus spricht zu
ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus?
Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen, und wie sagst du: Zeige uns den
Vater? -
10. Glaubst du nicht, daß ich in dem Vater bin und der
Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht von mir
selbst; der Vater aber, der in mir bleibt, {O. wohnt} er tut die Werke.
11. Glaubet mir, daß ich in dem Vater bin und der Vater in
mir ist; wenn aber nicht, so glaubet mir um der Werke selbst willen.
12. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt,
der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil
ich zum Vater gehe.
13. Und was irgend ihr bitten werdet in meinem Namen, das
werde ich tun, auf daß der Vater verherrlicht werde in dem Sohne.
14. Wenn ihr etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde
ich es tun.
15. Wenn ihr mich liebet, so haltet meine Gebote;
16. und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen
anderen Sachwalter {O. Fürsprecher, Tröster} geben, daß er bei euch sei in
Ewigkeit,
17. den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen
kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt. Ihr [aber] kennet ihn, denn er
bleibt bei euch und wird in euch sein.
18. Ich werde euch nicht als Waisen {Eig. verwaist}
lassen, ich komme zu euch.
19. Noch ein Kleines, und die Welt sieht mich nicht mehr;
ihr aber sehet mich: Weil ich lebe, werdet auch ihr leben.
20. An jenem Tage werdet ihr erkennen, daß ich in meinem
Vater bin, und ihr in mir und ich in euch.
21. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der
mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich
werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbar machen.
22. Judas, nicht der Iskariot, spricht zu ihm: Herr, wie
ist es, {Eig. was ist geschehen} daß du dich uns offenbar machen willst, und
nicht der Welt?
23. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wenn jemand mich
liebt, so wird er mein Wort halten, {O. bewahren; so auch V.24} und mein Vater
wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen. {Eig.
bei ihm uns machen}
24. Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht; und das
Wort, welches ihr höret, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt
hat.
25. Dies habe ich zu euch geredet, während ich bei euch
bin. {Eig. bleibe, wohne}
26. Der Sachwalter {O. Fürsprecher, Tröster} aber, der
Heilige Geist, welchen der Vater senden wird in meinem Namen, jener wird euch
alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
27. Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch;
nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz werde nicht bestürzt, sei
auch nicht furchtsam.
28. Ihr habt gehört, daß ich euch gesagt habe: Ich gehe
hin, und ich komme zu euch. Wenn ihr mich liebtet, so würdet ihr euch freuen,
daß ich zum Vater gehe, denn [mein] Vater ist größer als ich.
29. Und jetzt habe ich es euch gesagt, ehe es geschieht,
auf daß, wenn es geschieht, ihr glaubet.
30. Ich werde nicht mehr vieles mit euch reden, denn der
Fürst der Welt kommt und hat nichts in mir;
31. aber auf daß die Welt erkenne, daß ich den Vater liebe
und also tue, wie mir der Vater geboten hat. -Stehet auf, lasset uns von hinnen
gehen.
Johannes 15
1.
Ich bin der wahre
Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner. {Eig. Ackerbauer}
2.
Jede Rebe an
{Eig. in} mir, die nicht Frucht bringt, die nimmt er weg; und jede, die Frucht
bringt, die reinigt er, auf daß sie mehr Frucht bringe.
3.
Ihr seid schon
rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.
4.
Bleibet in mir,
und ich in euch. Gleichwie die Rebe nicht von sich selbst Frucht bringen kann,
sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir.
5.
Ich bin der
Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, dieser bringt
viel Frucht, denn außer mir {Eig. außerhalb, getrennt von mir} könnt ihr nichts
tun.
6.
Wenn jemand nicht
in mir bleibt, so wird er hinausgeworfen wie die Rebe und verdorrt; {Eig. in
mir geblieben ist, so ist er hinausgeworfen worden...und ist verdorrt.} und man
sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.
7.
Wenn ihr in mir
bleibet und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt,
und es wird euch geschehen.
8.
Hierin wird {O.
ist} mein Vater verherrlicht, daß ihr viel Frucht bringet, und ihr werdet meine
{Eig. mir} Jünger werden.
9.
Gleichwie der
Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt; bleibet in meiner Liebe.
10. Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner
Liebe bleiben, gleichwie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in
seiner Liebe bleibe.
11. Dies habe ich zu euch geredet, auf daß meine Freude in
euch sei und eure Freude völlig {O. voll, vollgemacht} werde.
12. Dies ist mein Gebot, daß ihr einander liebet,
gleichwie ich euch geliebt habe.
13. Größere Liebe hat niemand, als diese, daß jemand sein
Leben läßt {Eig. eingesetzt, darlegt} für seine Freunde.
14. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was irgend ich
euch gebiete.
15. Ich nenne euch nicht mehr Knechte, {O. Sklaven
(Sklave)} denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut; aber ich habe euch
Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem {O. von seiten meines}
Vater gehört, euch kundgetan habe.
16. Ihr habt nicht mich auserwählt, sondern ich habe euch
auserwählt und euch gesetzt, auf daß ihr hingehet und Frucht bringet, und eure
Frucht bleibe, auf daß, was irgend ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen,
er euch gebe.
17. Dies gebiete ich euch, daß ihr einander liebet.
18. Wenn die Welt euch haßt, so wisset, {O. so wisset ihr}
daß sie mich vor euch gehaßt hat.
19. Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt das Ihrige
lieben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt
auserwählt habe, darum haßt euch die Welt.
20. Gedenket des Wortes, das ich euch gesagt habe: Ein
Knecht {O. Sklave} ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt
haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort gehalten haben,
werden sie auch das eure halten.
21. Aber dies alles werden sie euch tun um meines Namens
willen, weil sie den nicht kennen, der mich gesandt hat.
22. Wenn ich nicht gekommen wäre und zu ihnen geredet
hätte, so hätten sie keine Sünde; jetzt aber haben sie keinen Vorwand für ihre
Sünde.
23. Wer mich haßt, haßt auch meinen Vater.
24. Wenn ich nicht die Werke unter ihnen getan hätte, die
kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde; jetzt aber haben sie gesehen
und gehaßt sowohl mich als auch meinen Vater.
25. Aber auf daß das Wort erfüllt würde, das in ihrem
Gesetz geschrieben steht: "Sie haben mich ohne Ursache gehaßt".
26. Wenn aber der Sachwalter {O. Fürsprecher, Tröster; so
auch Kap. 16,7} gekommen ist, den ich euch von dem Vater senden werde, der
Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, so wird er von mir zeugen.
27. Aber auch ihr zeuget, weil ihr von Anfang an bei mir
seid.
Johannes 16
1.
Dieses habe ich
zu euch geredet, auf daß ihr euch nicht ärgert.
2.
Sie werden euch
aus der Synagoge ausschließen; es kommt aber die Stunde, daß jeder, der euch
tötet, meinen wird, Gott einen Dienst {Eig. Opferdienst, Gottesdienst}
darzubringen.
3.
Und dies werden
sie tun, weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben.
4.
Dieses aber habe
ich zu euch geredet, auf daß, wenn die Stunde gekommen ist, ihr daran gedenket,
daß ich es euch gesagt habe. Dieses aber habe ich euch von Anfang nicht gesagt,
weil ich bei euch war.
5.
Jetzt aber gehe
ich hin zu dem, der mich gesandt hat, und niemand von euch fragt mich: Wo gehst
du hin?
6.
sondern weil ich
dieses zu euch geredet habe, hat Traurigkeit euer Herz erfüllt.
7.
Doch ich sage
euch die Wahrheit: Es ist euch nützlich, daß ich weggehe, denn wenn ich nicht
weggehe, wird der Sachwalter nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, werde
ich ihn zu euch senden.
8.
Und wenn er
gekommen ist, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und
von Gericht.
9.
Von Sünde, weil
sie nicht an mich glauben;
10. von Gerechtigkeit aber, weil ich zu [meinem] Vater
gehe, und ihr mich nicht mehr sehet;
11. von Gericht aber, weil der Fürst dieser Welt gerichtet
ist.
12. Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es
jetzt nicht tragen.
13. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist,
wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus {W. von} sich
selbst reden, sondern was irgend er hören wird, wird er reden, und das Kommende
wird er euch verkündigen.
14. Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird
er empfangen {O. nehmen} und euch verkündigen.
15. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum sagte ich,
daß er von dem Meinen empfängt {O. nimmt} und euch verkündigen wird.
16. Über ein Kleines, und ihr schauet mich nicht, und
wiederum über ein Kleines, und ihr werdet mich sehen [weil ich zum Vater
hingehe].
17. Es sprachen nun etliche von seinen Jüngern zueinander:
Was ist dies, das er zu uns sagt: Über ein Kleines, und ihr schauet mich nicht,
und wiederum über ein Kleines, und ihr werdet mich sehen, und: weil ich zum
Vater hingehe? -
18. Da sprachen sie: Was ist das für ein Kleines, wovon er
redet? {Eig. Was ist dies, das er sagt, das Kleine?} Wir wissen nicht, was er sagt.
19. [Da] erkannte Jesus, daß sie ihn fragen wollten, und
sprach zu ihnen: Forschet ihr darüber untereinander, daß ich sagte: Über ein
Kleines, und ihr schauet mich nicht, und wiederum über ein Kleines, und ihr
werdet mich sehen? -
20. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, daß ihr weinen und
wehklagen werdet, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, aber
eure Traurigkeit wird zur Freude werden.
21. Das Weib, wenn sie gebiert, hat Traurigkeit, weil ihre
Stunde gekommen ist; wenn sie aber das Kind geboren hat, gedenkt sie nicht mehr
der Drangsal, um der Freude willen, daß ein Mensch zur Welt geboren ist.
22. Auch ihr nun habt jetzt zwar Traurigkeit; aber ich
werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude nimmt
niemand von euch.
23. Und an jenem Tage werdet ihr mich nichts fragen. {O.
um nichts bitten} Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Was irgend ihr den Vater
bitten werdet in meinem Namen, wird er euch geben. {O. bitten werdet, wird er
euch in meinem Namen geben}
24. Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in meinem Namen.
Bittet, und ihr werdet empfangen, auf daß eure Freude völlig {O. voll,
vollgemacht; so auch Kap. 17,13} sei.
25. Dies habe ich in Gleichnissen {Eig. in sinnbildl.
Reden; so auch V. 29} zu euch geredet; es kommt die {O. eine} Stunde, da ich
nicht mehr in Gleichnissen zu euch reden, sondern euch offen von dem Vater
verkündigen werde.
26. An jenem Tage werdet ihr bitten in meinem Namen, und
ich sage euch nicht, daß ich den Vater für euch bitten werde;
27. denn der Vater selbst hat euch lieb, weil ihr mich
geliebt und geglaubt habt, daß ich von Gott ausgegangen bin.
28. Ich bin von {Eig. aus} dem Vater ausgegangen und bin
in die Welt gekommen; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.
29. Seine Jünger sprechen zu ihm: Siehe, jetzt redest du
offen und sprichst kein Gleichnis;
30. jetzt wissen wir, daß du alles weißt und nicht nötig
hast, daß dich jemand frage; hierdurch glauben wir, daß du von Gott ausgegangen
bist.
31. Jesus antwortete ihnen: Glaubet ihr jetzt?
32. Siehe, es kommt die {O. eine} Stunde und ist gekommen,
daß ihr zerstreut sein werdet, ein jeder in das Seinige, und mich allein lassen
werdet; und ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.
33. Dieses habe ich zu euch geredet, auf daß ihr in mir
Frieden habet. In der Welt habt ihr Drangsal; aber seid gutes Mutes, ich habe
die Welt überwunden.
Johannes 17
1.
Dieses redete
Jesus und hob seine Augen auf gen Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist
gekommen; verherrliche deinen Sohn, auf daß dein Sohn dich verherrliche.
2.
Gleichwie du ihm Gewalt
gegeben hast über alles Fleisch, auf daß er allen, die du ihm gegeben, {Eig.
auf daß alles, was du ihm gegeben, er ihnen usw.} ewiges Leben gebe.
3.
Dies aber ist das
ewige Leben, daß sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast,
Jesum Christum, erkennen.
4.
Ich habe dich
verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, welches du mir gegeben
hast, daß ich es tun sollte.
5.
Und nun
verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei
dir hatte, ehe die Welt war.
6.
Ich habe deinen
Namen geoffenbart den Menschen, die du mir aus der Welt gegeben hast. Dein
waren sie, und mir hast du sie gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. {O.
gehalten}
7.
Jetzt haben sie
erkannt, daß alles, was du mir gegeben hast, von dir ist;
8.
denn die Worte,
{O. Aussprüche, Mitteilungen} die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben,
und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, daß ich von dir
ausgegangen bin, und haben geglaubt, daß du mich gesandt hast.
9.
Ich bitte für
sie; {Eig. betreffs ihrer (der, derer); so auch V. 20} nicht für die {Eig.
betreffs ihrer (der, derer); so auch V. 20} Welt bitte ich, sondern für die,
{Eig. betreffs ihrer (der, derer); so auch V. 20} welche du mir gegeben hast,
denn sie sind dein
10. (und alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist,
mein), und ich bin in ihnen verherrlicht.
11. Und ich bin nicht mehr in der Welt, und diese sind in
der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater! Bewahre sie in deinem Namen,
den du mir {O. viell.: in welchem du sie mir} gegeben hast, auf daß sie eins
seien, gleichwie wir.
12. Als ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem
Namen, den du mir gegeben hast; und ich habe sie behütet, {O. nach and. Les.:
...Namen. Die du mir gegeben hast, habe ich behütet} und keiner von ihnen ist
verloren, {O. verdorben} als nur der Sohn des Verderbens, auf daß die Schrift
erfüllt werde.
13. Jetzt aber komme ich zu dir; und dieses rede ich in
der Welt, auf daß sie meine Freude völlig in sich haben.
14. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie
gehaßt, weil sie nicht von der Welt sind, gleichwie ich nicht von der Welt bin.
15. Ich bitte nicht, daß du sie aus der Welt wegnehmest,
sondern daß du sie bewahrest vor dem Bösen.
16. Sie sind nicht von der Welt, gleichwie ich nicht von
der Welt bin.
17. Heilige sie durch die {O. in (der)} Wahrheit: dein
Wort ist Wahrheit.
18. Gleichwie du mich in die Welt gesandt hast, habe auch
ich sie in die Welt gesandt;
19. und ich heilige mich selbst für sie, auf daß auch sie
Geheiligte seien durch {O. in (der)} Wahrheit.
20. Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch
für die, welche durch ihr Wort an mich glauben;
21. auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in
mir und ich in dir, auf daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Welt
glaube, daß du mich gesandt hast.
22. Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe
ich ihnen gegeben, auf daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind;
23. ich in ihnen und du in mir, auf daß sie in eins
vollendet seien, [und] auf daß die Welt erkenne, daß du mich gesandt und sie
geliebt hast, gleichwie du mich geliebt hast.
24. Vater, ich will, daß die, welche du mir gegeben hast,
auch bei mir seien, wo ich bin, {W. Vater, die (nach and. Les.: was) du mir
gegeben hast-ich will, wo ich bin, auch jene bei mir seien} auf daß sie meine
Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor
Grundlegung der Welt.
25. Gerechter Vater! -Und die Welt hat dich nicht erkannt;
ich aber habe dich erkannt, und diese haben erkannt, daß du mich gesandt hast.
26. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde
ihn kundtun, auf daß die Liebe, womit du mich geliebt hast, in ihnen sei und
ich in ihnen.
Johannes 18
1.
Als Jesus dieses
gesagt hatte, ging er mit seinen Jüngern hinaus über den Bach Kidron, wo ein
Garten war, in welchen er hineinging, er und seine Jünger.
2.
Aber auch Judas,
der ihn überlieferte, wußte den Ort, weil Jesus sich oft daselbst mit seinen
Jüngern versammelte.
3.
Als nun Judas die
Schar und von den Hohenpriestern und Pharisäern Diener genommen hatte, kommt er
dahin mit Leuchten und Fackeln und Waffen.
4.
Jesus nun, der
alles wußte, was über ihn kommen würde, ging hinaus und sprach zu ihnen: Wen
suchet ihr?
5.
Sie antworteten
ihm: Jesum, den Nazaräer. Jesus spricht zu ihnen: Ich bin's. Aber auch Judas,
der ihn überlieferte, stand bei ihnen.
6.
Als er nun zu
ihnen sagte: Ich bin's, wichen sie zurück und fielen zu Boden.
7.
Da fragte er sie
wiederum: Wen suchet ihr? Sie aber sprachen: Jesum, den Nazaräer.
8.
Jesus antwortete:
Ich habe euch gesagt, daß ich es bin; wenn ihr nun mich suchet, so laßt diese
gehen;
9.
auf daß das Wort
erfüllt würde, welches er sprach: Von denen, die du mir gegeben hast, habe ich
keinen verloren. {O. verderben lassen}
10. Simon Petrus nun, der ein Schwert hatte, zog es und
schlug den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab. Der Name
des Knechtes aber war Malchus.
11. Da sprach Jesus zu Petrus: Stecke das Schwert in die
Scheide. Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, soll ich den nicht trinken?
12. Die Schar nun und der Oberste {W. Chiliarch,
Befehlshaber über tausend Mann} und die Diener der Juden nahmen Jesum und
banden ihn;
13. und sie führten ihn zuerst hin zu Annas, denn er war
Schwiegervater des Kajaphas, der jenes Jahr {O. jenes Jahres} Hoherpriester
war.
14. Kajaphas aber war es, der den Juden geraten hatte, es
sei nützlich, daß ein Mensch für das Volk sterbe.
15. Simon Petrus aber folgte Jesu und der andere Jünger.
Dieser Jünger aber war dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesu hinein in
den Hof des Hohenpriesters.
16. Petrus aber stand an der Tür draußen. Da ging der
andere Jünger, der dem Hohenpriester bekannt war, hinaus und sprach mit der
Türhüterin und führte Petrus hinein.
17. Da spricht die Magd, die Türhüterin, zu Petrus: Bist
nicht auch du einer von den Jüngern dieses Menschen? Er sagt: Ich bin's nicht.
18. Es standen aber die Knechte und die Diener, die ein
Kohlenfeuer gemacht hatten, weil es kalt war, und wärmten sich; Petrus aber
stand auch bei ihnen und wärmte sich.
19. Der Hohepriester nun fragte Jesum über seine Jünger
und über seine Lehre.
20. Jesus antwortete ihm: Ich habe öffentlich zu der Welt
geredet; ich habe allezeit in der Synagoge und in dem Tempel gelehrt, wo alle
Juden zusammenkommen, und im Verborgenen habe ich nichts geredet;
21. was fragst du mich? Frage die, welche gehört, was ich
zu ihnen geredet habe; siehe, diese wissen, was ich gesagt habe.
22. Als er aber dieses sagte, gab einer der Diener, der
dabeistand, Jesu einen Backenstreich und sagte: Antwortest du also dem
Hohenpriester?
23. Jesus antwortete ihm: Wenn ich übel geredet habe, so
gib Zeugnis von dem Übel; wenn aber recht, was schlägst du mich?
24. Annas nun hatte ihn gebunden zu Kajaphas, dem
Hohenpriester, gesandt. {O. Da sandte Annas ihn usw.}
25. Simon Petrus aber stand und wärmte sich. Da sprachen
sie zu ihm: Bist nicht auch du einer von seinen Jüngern? Er leugnete und
sprach: Ich bin's nicht.
26. Es spricht einer von den Knechten des Hohenpriesters,
der ein Verwandter dessen war, welchem Petrus das Ohr abgehauen hatte: Sah ich
dich nicht in dem Garten bei ihm?
27. Da leugnete Petrus wiederum; und alsbald krähte der
Hahn.
28. Sie führen nun Jesum von Kajaphas in das Prätorium; es
war aber frühmorgens. Und sie gingen nicht hinein in das Prätorium, auf daß sie
sich nicht verunreinigten, sondern das Passah essen möchten.
29. Pilatus ging nun zu ihnen hinaus und sprach: Welche
Anklage bringet ihr wider diesen Menschen?
30. Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wenn dieser nicht
ein Übeltäter wäre, würden wir ihn dir nicht überliefert haben.
31. Da sprach Pilatus zu ihnen: Nehmet ihr ihn und richtet
ihn nach eurem Gesetz. Da sprachen die Juden zu ihm: Es ist uns nicht erlaubt,
jemand zu töten;
32. auf daß das Wort Jesu erfüllt würde, das er sprach,
andeutend, welches Todes er sterben sollte.
33. Pilatus ging nun wieder hinein in das Prätorium und
rief Jesum und sprach zu ihm: Bist du der König der Juden?
34. Jesus antwortete [ihm]: Sagst du dies von dir selbst,
oder haben dir andere von mir gesagt?
35. Pilatus antwortete: Bin ich etwa ein Jude? Deine
Nation und die Hohenpriester haben dich mir überliefert; was hast du getan?
36. Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser
Welt; wenn mein Reich von dieser Welt wäre, so hätten meine Diener gekämpft,
auf daß ich den Juden nicht überliefert würde; jetzt aber ist mein Reich nicht
von hier.
37. Da sprach Pilatus zu ihm: Also du bist ein König? Jesus
antwortete: Du sagst es, daß ich ein König bin. Ich bin dazu geboren und dazu
in die Welt gekommen, auf daß ich der Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der
Wahrheit ist, hört meine Stimme.
38. Pilatus spricht zu ihm: Was ist Wahrheit? Und als er
dies gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus und spricht zu ihnen: Ich
finde keinerlei Schuld an ihm;
39. ihr habt aber eine Gewohnheit, daß ich euch an dem
Passah einen losgebe. Wollt ihr nun, daß ich euch den König der Juden losgebe?
40. Da schrieen wiederum alle und sagten: Nicht diesen,
sondern den Barabbas! Barabbas aber war ein Räuber.
Johannes 19
1.
Dann nahm nun
Pilatus Jesum und ließ ihn geißeln.
2.
Und die
Kriegsknechte flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und
warfen ihm ein Purpurkleid um;
3.
und sie kamen zu
ihm und sagten: Sei gegrüßt, König der Juden! -und sie gaben ihm
Backenstreiche.
4.
Und Pilatus ging
wieder hinaus und spricht zu ihnen: Siehe, ich führe ihn zu euch heraus, auf
daß ihr wisset, daß ich keinerlei Schuld an ihm finde.
5.
Jesus nun ging
hinaus, die Dornenkrone und das Purpurkleid tragend. Und er spricht zu ihnen:
Siehe, der Mensch!
6.
Als ihn nun die
Hohenpriester und die Diener sahen, schrieen sie und sagten: Kreuzige, kreuzige
ihn! Pilatus spricht zu ihnen: Nehmet ihr ihn hin und kreuziget ihn, denn ich
finde keine Schuld an ihm.
7.
Die Juden
antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz, und nach [unserem] Gesetz muß er
sterben, weil er sich selbst zu Gottes Sohn gemacht hat.
8.
Als nun Pilatus
dieses Wort hörte, fürchtete er sich noch mehr;
9.
und er ging
wieder hinein in das Prätorium und spricht zu Jesu: Wo bist du her? Jesus aber
gab ihm keine Antwort.
10. Da spricht Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir?
Weißt du nicht, daß ich Gewalt habe, dich loszugeben, und Gewalt habe, dich zu
kreuzigen?
11. Jesus antwortete: Du hättest keinerlei Gewalt wider
mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre; darum hat der, welcher mich dir
überliefert hat, größere Sünde.
12. Von da an suchte Pilatus ihn loszugeben. Die Juden
aber schrieen und sagten: Wenn du diesen losgibst, bist du des Kaisers Freund
nicht; jeder, der sich selbst zum König macht, spricht {d. h. erklärt sich,
lehnt sich auf} wider den Kaiser.
13. Als nun Pilatus diese Worte hörte, führte er Jesum
hinaus und setzte sich auf den Richterstuhl an einen Ort, genannt
Steinpflaster, auf hebräisch aber Gabbatha.
14. Es war aber Rüsttag des Passah; es war um die sechste
Stunde. Und er spricht zu den Juden: Siehe, euer König!
15. Sie aber schrieen: Hinweg, hinweg! Kreuzige ihn! {Eig.
Nimm weg, nimm weg!} Pilatus spricht zu ihnen: Euren König soll ich kreuzigen?
Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König, als nur den Kaiser.
16. Dann nun überlieferte er ihn denselben, auf daß er
gekreuzigt würde. Sie aber nahmen Jesum hin und führten ihn fort.
17. Und sein {O. nach and. Lesart: sich selbst das} Kreuz
tragend, ging er hinaus nach der Stätte, genannt Schädelstätte, die auf
hebräisch Golgatha heißt,
18. wo sie ihn kreuzigten, und zwei andere mit ihm, auf
dieser und auf jener Seite, Jesum aber in der Mitte.
19. Pilatus schrieb aber auch eine Überschrift und setzte
sie auf das Kreuz. Es war aber geschrieben: Jesus, der Nazaräer, der König der
Juden.
20. Diese Überschrift nun lasen viele von den Juden, denn
die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt; {O. der Ort der
Stadt, wo...wurde, war nahe} und es war geschrieben auf hebräisch, griechisch
und lateinisch.
21. Die Hohenpriester der Juden sagten nun zu Pilatus:
Schreibe nicht: Der König der Juden, sondern daß jener gesagt hat: Ich bin
König der Juden.
22. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich
geschrieben.
23. Die Kriegsknechte nun nahmen, als sie Jesum gekreuzigt
hatten, seine Kleider (und machten vier Teile, einem jeden Kriegsknecht einen
Teil) und den Leibrock. {O. das Unterkleid} Der Leibrock aber war ohne Naht,
von oben an durchweg gewebt.
24. Da sprachen sie zueinander: Laßt uns ihn nicht
zerreißen, sondern um ihn losen, wessen er sein soll; auf daß die Schrift
erfüllt würde, welche spricht: "Sie haben meine Kleider unter sich
verteilt, und über mein Gewand haben sie das Los geworfen". Die
Kriegsknechte nun haben dies getan.
25. Es standen aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter und
die Schwester seiner Mutter, Maria, des Kleopas Weib, und Maria Magdalene. {d.
i. von Magdala; so auch Kap. 20,1+18}
26. Als nun Jesus die Mutter sah und den Jünger, welchen
er liebte, dabeistehen, spricht er zu seiner Mutter: Weib, siehe, dein Sohn!
27. Dann spricht er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter!
Und von jener Stunde an nahm der Jünger sie zu sich. {Eig. in das Seinige}
28. Danach, da Jesus wußte, daß alles schon vollbracht
war, spricht er, auf daß die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet!
29. Es stand nun daselbst ein Gefäß voll Essig. Sie aber
füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Ysop und brachten ihn an
seinen Mund.
30. Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es
ist vollbracht! -und er neigte das Haupt und übergab den Geist.
31. Die Juden nun baten den Pilatus, damit die Leiber
nicht am Sabbath am Kreuze blieben, weil es Rüsttag war (denn der Tag jenes
Sabbaths war groß), daß ihre Beine gebrochen {O. zerschlagen; so auch V. 32+33}
und sie abgenommen werden möchten.
32. Da kamen die Kriegsknechte und brachen die Beine des
ersten und des anderen, der mit ihm gekreuzigt war.
33. Als sie aber zu Jesu kamen und sahen, daß er schon
gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht,
34. sondern einer der Kriegsknechte durchbohrte mit einem
Speer seine Seite, und alsbald kam Blut und Wasser heraus.
35. Und der es gesehen hat, hat es bezeugt, und sein
Zeugnis ist wahrhaftig; und er weiß, daß er sagt, was wahr ist, auf daß auch
ihr glaubet.
36. Denn dies geschah, auf daß die Schrift erfüllt würde:
"Kein Bein von ihm wird zerbrochen werden".
37. Und wiederum sagt eine andere Schrift: "Sie
werden den anschauen, welchen sie durchstochen haben".
38. Nach diesem aber bat Joseph von Arimathia, der ein
Jünger Jesu war, aber aus Furcht vor den Juden ein verborgener, den Pilatus,
daß er den Leib Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus erlaubte es. Er kam nun und
nahm den Leib Jesu ab.
39. Es kam aber auch Nikodemus, der zuerst bei Nacht zu
Jesu gekommen war, und brachte eine Mischung von Myrrhe und Aloe, bei hundert
Pfund.
40. Sie nahmen nun den Leib Jesu und wickelten ihn in
leinene Tücher mit den Spezereien, wie es bei den Juden Sitte ist, zum
Begräbnis zuzubereiten.
41. Es war aber an dem Orte, wo er gekreuzigt wurde, ein
Garten, und in dem Garten eine neue Gruft, in welche noch nie jemand gelegt
worden war.
42. Dorthin nun, wegen des Rüsttags der Juden, weil die
Gruft nahe war, legten sie Jesum.
Johannes 20
1.
An dem ersten
Wochentage aber kommt Maria Magdalene früh, als es noch finster war, zur Gruft
und sieht den Stein von der Gruft weggenommen.
2.
Sie läuft nun und
kommt zu Simon Petrus und zu dem anderen Jünger, den Jesus lieb hatte, und
spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn aus der Gruft weggenommen, und wir wissen
nicht, wo sie ihn hingelegt haben.
3.
Da ging Petrus
hinaus und der andere Jünger, und sie gingen zu der Gruft.
4.
Die beiden aber
liefen zusammen, und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und
kam zuerst zu der Gruft;
5.
und sich
vornüberbückend, sieht er die leinenen Tücher liegen; doch ging er nicht
hinein.
6.
Da kommt Simon
Petrus, ihm folgend, und ging hinein in die Gruft und sieht die leinenen Tücher
liegen,
7.
und das
Schweißtuch, welches auf seinem Haupte war, nicht bei den leinenen Tüchern
liegen, sondern besonders zusammengewickelt an einem Orte.
8.
Dann ging nun
auch der andere Jünger hinein, der zuerst zu der Gruft kam, und er sah und
glaubte.
9.
Denn sie kannten
die Schrift noch nicht, daß er aus den Toten auferstehen mußte.
10. Es gingen nun die Jünger wieder heim.
11. Maria aber stand bei der Gruft, draußen, und weinte.
Als sie nun weinte, bückte sie sich vornüber in die Gruft
12. und sieht zwei Engel in weißen Kleidern sitzen, einen
zu dem Haupte und einen zu den Füßen, wo der Leib Jesu gelegen hatte.
13. Und jene sagen zu ihr: Weib, was weinst du? Sie
spricht zu ihnen: Weil sie meinen Herrn weggenommen, und ich nicht weiß, wo sie
ihn hingelegt haben.
14. Als sie dies gesagt hatte, wandte sie sich zurück und
sieht Jesum stehen; und sie wußte nicht, daß es Jesus sei.
15. Jesus spricht zu ihr: Weib, was weinst du? Wen suchst
du? Sie, in der Meinung, es sei der Gärtner, spricht zu ihm: Herr, wenn du ihn
weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich werde ihn wegholen.
16. Jesus spricht zu ihr: Maria! Sie wendet sich um und
spricht zu ihm auf hebräisch: Rabbuni! -das heißt Lehrer.
17. Jesus spricht zu ihr: Rühre mich nicht an, denn ich
bin noch nicht aufgefahren zu [meinem] Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern
und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, und zu
meinem Gott und eurem Gott.
18. Maria Magdalene kommt und verkündet den Jüngern, daß
sie den Herrn gesehen, und er dies zu ihr gesagt habe.
19. Als es nun Abend war an jenem Tage, dem ersten der
Woche, und die Türen, wo die Jünger waren, aus Furcht vor den Juden
verschlossen waren, kam Jesus und stand in der Mitte und spricht zu ihnen:
Friede euch!
20. Und als er dies gesagt hatte, zeigte er ihnen seine
Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.
21. [Jesus] sprach nun wiederum zu ihnen: Friede euch!
Gleichwie der Vater mich ausgesandt hat, sende ich auch euch.
22. Und als er dies gesagt hatte, hauchte er in sie {O.
sie an} und spricht zu ihnen: Empfanget den Heiligen Geist!
23. Welchen irgend ihr die Sünden vergebet, denen sind sie
vergeben, welchen irgend ihr sie behaltet, sind sie behalten.
24. Thomas aber, einer von den Zwölfen, genannt Zwilling,
{O. Didymus} war nicht bei ihnen, als Jesus kam.
25. Da sagten die anderen Jünger zu ihm: Wir haben den
Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Es sei denn, daß ich in seinen Händen
das Mal der Nägel sehe und meine Finger in das Mal der Nägel lege, und lege
meine Hand in seine Seite, so werde ich nicht glauben.
26. Und nach acht Tagen waren seine Jünger wiederum
drinnen und Thomas bei ihnen. Da kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren,
und stand in der Mitte und sprach: Friede euch!
27. Dann spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her
und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite,
und sei nicht ungläubig, sondern gläubig.
28. Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und
mein Gott!
29. Jesus spricht zu ihm: Weil du mich gesehen hast, hast
du geglaubt. Glückselig sind, die nicht gesehen und geglaubt haben!
30. Auch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor
seinen Jüngern getan, die nicht in diesem Buche geschrieben sind.
31. Diese aber sind geschrieben, auf daß ihr glaubet, daß
Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und auf daß ihr glaubend Leben habet
in seinem Namen.
Johannes 21
1.
Nach diesem
offenbarte Jesus sich wiederum den Jüngern am See von Tiberias. Er offenbarte
sich aber also:
2.
Simon Petrus und
Thomas, genannt Zwilling, {O. Didymus} und Nathanael, der von Kana in Galiläa
war, und die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren
zusammen. Simon Petrus spricht zu ihnen:
3.
Ich gehe hin
fischen. Sie sprechen zu ihm: Auch wir gehen mit dir. Sie gingen hinaus und
stiegen in das Schiff; und in jener Nacht fingen sie nichts.
4.
Als aber schon
der frühe Morgen anbrach, stand Jesus am Ufer; doch wußten die Jünger nicht,
daß es Jesus sei.
5.
Jesus spricht nun
zu ihnen: Kindlein, habt ihr wohl etwas zu essen? {Eig. etwas Zukost} Sie
antworteten ihm: Nein.
6.
Er aber sprach zu
ihnen: Werfet das Netz auf der rechten Seite des Schiffes aus, und ihr werdet
finden. Da warfen sie es aus und vermochten es vor der Menge der Fische nicht
mehr zu ziehen.
7.
Da sagt jener
Jünger, welchen Jesus liebte zu Petrus: Es ist der Herr. Simon Petrus nun, als
er hörte, daß es der Herr sei, gürtete das Oberkleid um (denn er war nackt) {d.
h. ohne Oberkleid} und warf sich in den See.
8.
Die anderen
Jünger aber kamen in dem Schifflein, (denn sie waren nicht weit vom Lande,
sondern bei zweihundert Ellen) und zogen das Netz mit den Fischen nach.
9.
Als sie nun ans
Land ausstiegen, sehen sie ein Kohlenfeuer liegen und Fisch darauf liegen und
Brot.
10. Jesus spricht zu ihnen: Bringet her von den Fischen,
die ihr jetzt gefangen habt.
11. Da ging Simon Petrus hinauf und zog das Netz voll großer
Fische, hundertdreiundfünfzig, auf das Land; und wiewohl ihrer so viele waren,
zerriß das Netz nicht.
12. Jesus spricht zu ihnen: Kommt her, frühstücket. Keiner
aber von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? -da sie wußten, daß es
der Herr sei.
13. Jesus kommt und nimmt das Brot und gibt es ihnen, und
gleicherweise den Fisch.
14. Dies ist schon das dritte Mal, daß Jesus sich den
Jüngern offenbarte, nachdem er aus den Toten auferweckt war.
15. Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu
Simon Petrus: Simon, Sohn Jonas', liebst du mich mehr als diese? Er spricht zu
ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich lieb habe. Spricht er zu ihm: Weide meine
Lämmlein.
16. Wiederum spricht er zum zweiten Male zu ihm: Simon,
Sohn Jonas', liebst du mich? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich
dich lieb habe. Spricht er zu ihm: Hüte meine Schafe.
17. Er spricht zum dritten Male zu ihm: Simon, Sohn
Jonas', hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, daß er zum dritten Male zu ihm
sagte: Hast du mich lieb? -und sprach zu ihm: Herr, du weißt alles; du
erkennst, daß ich dich lieb habe. Jesus spricht zu ihm: Weide meine Schafe.
18. Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst,
gürtetest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest; wenn du aber alt
geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich
gürten und hinbringen, wohin du nicht willst.
19. Dies aber sagte er, andeutend, mit welchem Tode er
Gott verherrlichen sollte. Und als er dies gesagt hatte, spricht er zu ihm:
Folge mir nach.
20. Petrus wandte sich um und sieht den Jünger nachfolgen,
welchen Jesus liebte, der sich auch bei dem Abendessen an seine Brust gelehnt
und gesagt hatte: Herr, wer ist es, der dich überliefert?
21. Als nun Petrus diesen sah, spricht er zu Jesu: Herr,
was soll aber dieser?
22. Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, daß er bleibe,
bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach.
23. Es ging nun dieses Wort unter die Brüder aus: Jener
Jünger stirbt nicht. Und Jesus sprach nicht zu ihm, daß er nicht sterbe,
sondern: Wenn ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?
24. Dieser ist der Jünger, der von diesen Dingen zeugt und
der dieses geschrieben hat; und wir wissen, daß sein Zeugnis wahr ist.
25. Es sind aber auch viele andere Dinge, die Jesus getan
hat, und wenn diese alle einzeln niedergeschrieben würden, so würde, dünkt
mich, selbst die Welt die geschriebenen Bücher nicht fassen.