Jugendgottesdienst 21.09.2003
Ich
möchte heute mit euch über eine der merkwürdigsten Geschichten reden, die es im
Neuen Testament gibt. Da kommt einer zu Jesus und sagt: »Jesus, hör her: Du
hast ein Problem. Du kommst so schlecht rüber. Deine Jünger haben von guter
PR-Arbeit keine Ahnung. Dein Image ist lausig verglichen mit dem Potential, das
in dir steckt.
Und jetzt pass mal auf Jesus! Ich habe ein phantastisches Konzept
ausgearbeitet, wie wir dich so richtig bekannt machen. Wie wir eine
Jesus-Bewegung auf die Beine bringen. Wie wir deine Zweifler zum Schweigen
bringen. Wie wir mit einem Schlag alle überzeugen, dass du die absolute Nr. 1
bist. Mit diesem Konzept rotten wir den Unglauben aus.«
So
und jetzt sind wir natürlich gespannt, was das für Ideen und Vorschläge sind,
schließlich ist doch jeder von uns, wenn er an Jesus glaubt, auch daran
interessiert, Jesus so zu präsentieren, dass er ankommt.
Ich
weiß noch wie mir einmal bei einem Familientreffen ein alter Freund meiner
Eltern begegnet ist. Der hat mich das letzte Mal gesehen als ich 10 war. Dann
kuckt er mich an und fragt: »So, und was ist aus dir geworden?« Dann kuck ich
ihn an und sag: »Ja, ich bin Pfarrer geworden!« Und dann konnte man sehen wie sein
Gesicht einfriert und man spürte: Jetzt rattert es in seiner Hirnstube. Und als
er sich wieder gefangen hatte, sagte er ganz trocken: »Ja, warum nicht. Solche
Leute muss es ja schließlich auch geben.«
Das
ist doch auch das Problem von ganz vielen von uns hier in der Liederhalle, dass
wir Jesus unseren Freunden und Klassenkameraden bekannt machen möchten, aber
dass wir so oft zu hören bekommen. Nein, danke, bleib mir gestohlen mit deinem
Jesus. Der hat so ein mieses Image, damit hab ich nix am Hut.
Deshalb
ist es schon sehr interessant, einmal hinzuhören, was für Ideen dieser
PR-Berater hat. Wie könnte eine bessere Performance von Jesus aussehen?
Der erste Vorschlag, den unser Public-Relation-Fachmann macht, lautet: »Jesus,
wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, dass diese Steine Brot werden!«
Ihr
müsst wissen, dieses Gespräch findet in der judäischen Wüste statt. Jesus hatte
sich eine sogenannte Auszeit in der Wüste genommen. Ist ja heute wieder
topaktuell. Und da lagen nun endlos viele Steine rum. Jesus mach alle diese
Steine zu Brot und das entsetzliche Hungerproblem in dieser Welt ist gelöst.
Ich
weiß nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass fast jeder von uns auch schon
mal auf diese Idee gekommen ist. Warum löst Jesus eigentlich nicht das
Hungerproblem und alle die anderen verheerenden Nöte in dieser Welt? Wenn er
der Sohn Gottes ist und wenn er alle Macht hat, warum tut er es dann nicht.
Warum müssen jedes Jahr Millionen von Menschen und v.a. Millionen von Kindern
verhungern?
Wenn
Jesus das tun würde, dann wäre ja auch nicht nur das Problem mit dem Hunger
gelöst, sondern dann hätten doch auch wir Christen ganz andere missionarische
Möglichkeiten. Man muss sich das doch mal vorstellen. Wir wären die
persönlichen Mitarbeiter des ultimativen Problemlösers dieser Welt. Wer wäre
denn dann nicht gerne auf seiner Seite?
Aber
uns PR-Fachmann hat noch andere Vorschläge. Er klettert mit Jesus auf den
Jerusalemer Tempel und stellt sich mit ihm an den Rand des Daches, der aus
verschiedenen Zinnen bestand und dann sagt er zu Jesus: »Jesus, wenn du der
Sohn Gottes bist, dann wirf dich hinab, denn es steht ja im Alten Testament,
dass dich die Engel Gottes auffangen werden, so dass dir nichts passiert. Du
wirst keinen Kratzer abbekommen.«
Und
jetzt müsst ihr wissen, dort unten auf dem Tempelplatz auf dem Jesus mit diesem
pfiffigen Werbefachmann stand, dort hielten sich tagtäglich Tausende von
Menschen auf. Das wäre eine gigantische Show geworden. Eine Evangelisation mit
Zeichen und Wundern. Tausende wären begeistert gewesen. Die Massen würden
schlagartig an ihn glauben. Jesus hätte sich nicht mehr rumstreiten müssen mit
Pharisäern oder Sadduzäern. Alle wären mit einem Mal überzeugt: Der ist es. Das
ist der Messias.
Wenn
Jesus das heute tun würde, dann könnten wir doch so einen popligen Jugo
vergessen. Da könnte ich mir meine Predigt sparen.
Stell dir mal vor, Jesus würde hier im Jugo einen Salto mortale von der Decke
machen ohne Netz und doppelten Boden und 1 Meter über dem Parkett würden
plötzlich 10 Engel stehen, die ihn locker auffangen. Das wäre doch damals wie
heute eine absolute Sensation gewesen. Die Botschaft von Jesus hätte sich wie
ein Lauffeuer verbreitet. Da müssten wir unseren Jugo das nächste Mal im
Daimler-Stadion feiern - vor ausverkauftem Haus. Die Stadt Stuttgart müsste das
Daimler-Stadion schon allein für uns ausbauen.
Auch
das hast du dich sicher schon mal gefragt: Warum macht Jesus nicht irgendein
umwerfendes und unwiderlegbares Wunder, so dass ich nicht mehr zweifeln muss.
Wir werden doch alle immer mal wieder vom Zweifel überfallen und dann fragt man
sich: Jesus, kannst du dich nicht mal klarer zeigen. Könntest du mir nicht mal
einen kleinen Beweis geben, dass du lebst und dass du wirklich der Herr bist?
Dass ich eine absolute Sicherheit habe, dass das stimmt mit dir. Warum tust du
das nicht?
Wir
stellen jedenfalls fest: Dieser Typ hat wirklich Ahnung von Public Relations,
von effektiver Werbung, von Imagebildung. Der man weiß, was ankommt. Und man
interessiert sich schon dafür, wer dieser Typ ist.
Und
tatsächlich: Beim nächsten Vorschlag, da outet er sich. Er geht mit Jesus auf
einen hohen Berg und dann, so steht es in der Bibel, zeigt er ihm alle Reiche
dieser Welt. Und dann kommt überhaupt der Hammervorschlag, also nicht der
Vorschlaghammer, sondern der Hammervorschlag. Er sagt: »Das alles will ich dir
geben, ...«
Stellt
euch das nur für einen Augenblick einmal vor. Jesus wäre der Oberboss dieser
Welt. Der absolute Chef, Präsident, König und Kaiser dieser Welt, der das
absolute Sagen hat. Der die uneingeschränkte Macht hat. Mit einem Schlag wären
die Hitlers, die Stalins, die Saddam Husseins und wie sie alle heißen,
erledigt. Mit einem Mal wären alle politischen Probleme gelöst. Man bräuchte
keine UNO mehr, keine NATO, auch George Bush könnte wieder auf seine Ranch
gehen, und Gerhard Schröder könnte in Ruhe seine Currywurst essen. Jesus wäre
der Chef und könnte alles so regeln, wie es gut und richtig wäre. Meine Güte,
was für eine Vision? Was für eine Perspektive?
Die
einzige Bedingung, die dieser geniale und ausgefuchste Machtstratege an Jesus
stellt ist »... wenn du niederfällst und mich anbetest.«
Wer
sich ein bisschen in der Bibel auskennt, der weiß schon lange, was Sache ist.
Dieser Typ, der hier zu Jesus kam, war der Teufel. Und ich will mit euch jetzt
mal die ganze Geschichte lesen:
Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.« Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben: »Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.« Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.« Darauf führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! denn es steht geschrieben: »Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.« Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel zu ihm und dienten ihm.
Und
wir können an dieser Geschichte sehen, dass der Teufel der beste Werbefachmann
der Welt ist. Der Teufel weiß, wie Jesus ankommen würde. Der Teufel weiß, was
Menschen wünschen. Der Teufel weiß, wie man die Masse für Jesus mobilisieren
kann. Der Teufel weiß auch, wie du ankommen würdest, wie du groß rauskommen
würdest.
Wenn man sich mit dem Teufel einlässt, dann kann man sehr erfolgreich werden.
Aber du musst eines wissen: Du wirst am Ende immer zum Teufel gehen dabei. Man
sollte immer auch das Kleingedruckte bei ihm lesen: »... wenn du niederfällst
und mich anbetest.«
Die
entscheidende Frage ist jetzt aber: Warum ist Jesus eigentlich auf diese
genialen Vorschläge nicht eingegangen?
Wir stoßen mit diesen Fragen an den innersten Kern der biblischen Botschaft.
Wir sind jetzt ganz nah dran an der Antwort auf die Frage: Was wollte Jesus
eigentlich? Warum ist Jesus eigentlich gekommen? Wozu Jesus?
Wir
lernen an dieser Geschichte, dass Jesus nicht zuerst gekommen ist, um das
Hungerproblem zu lösen oder überhaupt die Not dieser Welt. Wir lernen, dass
Jesus nicht zuerst gekommen ist, um Wunder zu zelebrieren. Und wir lernen, dass
Jesus auch nicht gekommen ist, um die Machtfrage in dieser Welt zu lösen.
Bitte
versteht mich nicht falsch. Es ist nicht so, dass Jesus das alles egal gewesen
wäre. Und es ist ihm bis heute nicht egal und das Leid und das Unrecht in
dieser Welt wird ihm nie egal sein. Wenn es jemandem egal ist, dann vielleicht
uns. Jesus ist es jedenfalls nicht egal.
Die
entscheidende Frage ist aber: Was haben wir davon, wenn es auf dieser Welt
keinen Hunger, keine Kriege und keine Ungerechtigkeit mehr gibt, aber wir alle
miteinander in der Ewigkeit zum Teufel gehen? Was ist gewonnen, wenn wir hier
alle Probleme lösen, aber am Ende ewig verloren sind?
Das ist der Grund, warum Jesus hier abgelehnt hat.
Jesus
ist vor 2000 Jahren nur wegen einem einzigen Problem gekommen. Er ist wegen
unserem Hauptproblem gekommen, wegen dem Kernproblem. Und unser Kernproblem ist
nicht der Hunger, nicht die Not der Welt, nicht die politische und soziale
Ungerechtigkeit. Unser Hauptproblem ist die Sünde.
So
steht es am Anfang aller Evangelien:
»Er wird sein Volk retten von ihren Sünden«
(Matthäus
1, 21).
»Siehe, das ist das Lamm Gottes, das die
Sünde der Welt trägt«
(Johannes
1, 29).
Wir
werden Jesus nie verstehen, wenn wir uns nicht dem Problem der Sünde in unserem
Leben stellen. Wenn wir so tun, als hätten wir keine Sünde, dann hat uns Jesus
nichts zu sagen. Was Sünde ist kann man am besten an dieser Geschichte vom
verlorenen Sohn sehen: Am Anfang steht der Abbruch der Beziehung zum Vater. Das
ist die Grundsünde: Dass wir die Beziehung zu Gott abgebrochen haben. Und dann
zerbrechen der Reihe nach auch alle anderen Beziehungen.
Sünde
ist immer zerstörerisch. Immer kaputt machend. Sünde macht Beziehungen kaputt,
sie macht Familien kaputt, sie macht andere Menschen kaputt und sie macht
letztendlich mich kaputt.
Und
weil Sünde so zerstörerisch ist, deshalb ist Jesus gekommen - allein deshalb.
Und allein deshalb versucht der Teufel hier alles zu tun, um Jesus davon
abzuhalten, das Schuldproblem zu lösen.
Denn seine Macht steckt in deiner Sünde. Weil wir von Gott weggelaufen sind,
hat Gott Macht über uns. Mit der Sünde hat er dich und uns alle in der Hand.
Der Teufel kann es verkraften, wenn alle Menschen satt werden, er kann es
verkraften, wenn sie Wunder Gottes sehen, er kann es verkraften, wenn den
Tyrannen dieser Welt das Handwerk gelegt wird. Dem Teufel ist es egal ob er
über satte oder hungrige Menschen Macht hat; es ist ihm egal, ob er über
tyrannisierte oder politisch freie Menschen die Macht; es ist ihm egal, ob er
über unanständige oder hoch moralische Leute die Macht hat. Wie und auf welche
Weise ein Mensch verloren geht, ist ihm völlig egal. Aber er kann es nicht
verkraften, wenn deine und meine Schuld vergeben wird. Denn wenn das geschieht,
dann hat er keine Macht mehr über uns.
Jesus
ist gekommen, um dem Teufel die Macht über dein Leben zu nehmen. Deshalb das
Kreuz. Deshalb die Vergebung der Sünden. Das muss ich kapieren.
Vielleicht
sagst du: »Also Gäckle, hör mal her, den Teufel kenne ich gar nicht. Ich bin
weder Satanist noch Grufti oder sonst irgendwie okkult angehaucht. Ich weiß gar
nicht was du willst.«
Weißt du, man muss nicht Satanist sein, um verloren zu gehen. Der Teufel hat
auch Freude dran, wenn du glücklich, anständig und erfolgreich in die Hölle
kommst.
Wo
willst du hin mit deinem Leben? Wenn du reich, berühmt und beliebt werden willst,
dann bist du bei Jesus an der falschen Adresse. Wenn du in deinem Leben nur um
dich selbst drehen willst, dann ist die Firma Satan & Co. kompetenter. Aber
wenn du dich nach Frieden in deinem Herzen sehnst, wenn du dich nach Gnade für
dein überschuldetes Leben sehnst, wenn du dich nach einer Ewigkeit im Himmel
sehnst, dann bist du bei Jesus richtig.
Noch
etwas an dieser Geschichte ist sehr wichtig: Jesus manipuliert nicht. Es ist
doch so. Hätte Jesus damals ein »Aus-Stein-mach-Brot-Wunder« abgezogen, oder
eine Zeichen- und Wundershow auf dem Tempelplatz abgezogen, so hätte er die
Massen für sich gewonnen. Und heute wäre das nicht anders. Aber Jesus will
nicht dein Nervensystem manipulieren, sondern er ruft dich zum Glauben. Jesus
will nicht die Begeisterung der Masse, sondern er will, dass jeder eine
Entscheidung in seinem Herzen trifft. Jesus will dein Herz, nicht deine
Begeisterung. Er will, dass du mit Haut und Haaren sein Jünger wirst, nicht nur
sein Fan. Und deshalb verkleidet sich Jesus, der Herr aller Herren, der Herr
der Herrlichkeit. Bis auf diesen Tag kommt er immer nur unscheinbar in diese
Welt. Er kommt als unscheinbares Kind in der Grippe, er kommt als elend
Gekreuzigter von Golgatha. Er kommt sehr unauffällig, so dass man sich an ihm
ärgern kann, dass man an ihm vorbeigehen kann. Er kommt so, dass man an ihn
glauben muss.
Es
wäre für Jesus ein Leichtes gewesen, eine große Show abzuziehen und dich zu
fesseln. Aber Jesus will nicht deinen Jubel, sondern dein Herz und deine Liebe.
Und deshalb schickt bis auf diesen Tag so kümmerliche Prediger wie mich los, um
Menschen die gute Botschaft zu sagen. Deshalb gibt's auch heute im Jugo keine
Show, sondern eine Predigt. Und das einzige, worum es geht, ist die Hauptsache:
»Jesus will dich von deinen Sünden retten. Er will dich aus der Macht des
Teufels befreien.«
Jesus
manipuliert nicht und ich darf und ich will das auch nicht tun. Aber Jesus
stellt dir eine Frage und die muss ich weitergeben: Wem willst du gehören? An
wen willst du glauben? Wem willst du nachfolgen? Mir oder dem
Public-Relation-Genie von der anderen Firma. Jesus fragt dich: Willst du von
mir geführt werden oder von ihm verführt werden? Eine dritte Alternative gibt
es nicht.
Es
ist die Liebe Jesu, die hinter dieser ernsten Frage steht. Es ist sein
Barmherzigkeit, die dich zur Umkehr einlädt. Jesus will auf dich nicht
verzichten, du sollst nicht verloren gehen.
Ich
bitte dich, dass du dir das gut überlegst. Vielleicht möchtest du in Ruhe noch
ein paar Tage zu Hause drüber nachdenken. Tu das! Vielleicht ist dir aber auch
die Antwort schon längst klar und du hattest noch nicht den Mut, sie einmal
auszusprechen und sie fest zu machen. Dann will ich dich bitten, das heute
Abend zu tun.
Ich
werde nach dem nächsten Lied ein Gebet sprechen und ich will dich einladen, es
still mitzusprechen. Ich will dich einladen, Jesus deine Schuld zu geben und
sein Kind zu werden.
Amen.