Er war ein prächtiger Bursch, der junge Gärtnergeselle.
Bei seiner Schloßherrschaft war er wohl angesehen. Und auch das
Dienstpersonal im Schloß mochte ihn gut leiden.
Kein Wunder, daß die Dorf Jugend ihm anhing und ihn schnell mit
hineinzog in ihr lautes und wildes Treiben.
Ganz wohl war ihm nicht dabei. Er kam aus einem frommen und
christlichen Elternhaus. Seine Mutter hatte ihm mit viel lieben Ermahnungen
eine Bibel in den Koffer gepackt.
Aber wenn der „Schwarze Karl" aus dem Dorfe ihn zum Tanzboden
abholte, dann war das alles vergessen. Ja, es war deutlich zu sehen, daß der
„Schwarze Karl" immer größeren Einfluß auf ihn gewann.
Aber da war noch einer im Dorf, der sich um den jungen Gärtner kümmerte:
ein frommer, gläubiger Maurermeister. Der hatte auch Wohlgefallen an dem jungen
Menschen. Mit großer Betrübnis sah er, wie er immer mehr in ein gottloses und
zuchtloses Leben hineingeriet.
So lud er ihn oft in sein Haus ein. Und der junge Gärtner kam gern
dorthin. Ja, in der Tat fühlte er sich hier viel wohler als unter seinen
leichtsinnigen Gesellen. Die fröhliche und gütige Art und das geheiligte Wesen
des Alten zogen ihn stark an.
Aber wenn der „Schwarze Karl" ihn zu einer Bierreise abholte,
versank das alles wieder, und der junge Gärtner wurde wilder als zuvor.
So wurde er hin und her gerissen. Gott und der Teufel stritten um seine
Seele. Dabei wurde er immer unsteter. Seine Arbeit ließ nach. Er, der früher
ein hervorragender Arbeiter war, mußte manchen Tadel einstecken.
Und dann kam die Kirmes. Ein großer Tag im Dorf!
Tagelang vorher begann die Vorbereitung dafür.
Große Brauereiwagen schafften Bierfässer heran. Karussells und
Verkaufsbuden wurden aufgeschlagen. Die Mädchen sprachen von neuen Kleidern;
und die jungen Burschen überschlugen ihren Kassenbestand.
„Du", sagte der „Schwarze Karl" zu unserm jungen Gärtner, „das
muß ein ganz großer Zug werden. Da wollen wir alles Geld, das wir haben, auf
den Kopf hauen. Ich habe eine ganze Gesellschaft zusammen. Wir wollen einmal
das Dorf aufdrehen, daß es eine Art hat. Du machst doch mit?"
„Natürlich!" antwortete der Gärtner. „Da wollen wir einmal Spaß
haben!"
Und der große Sonntag kam. Überall Gesang, Lärmen und Juchzen. Die Musik
spielte hinreißend. Die Köpfe der Burschen wurden rot vom Alkohol und vom Tanz.
Und mitten in dem Trubel unser junger Gärtner! Er ist einer der
Wildesten. Aber es ergeht ihm seltsam. Je leichtsinniger und ausgelassener er
sich benimmt, desto öder wird es ihm im Herzen. Nein, er ist gar nicht
fröhlich. Im Gegenteil: es ist, als liege eine Last auf seiner Seele. — Er
will's abschütteln. Er tut noch ausgelassener. Aber sein Herz wird nur schwerer
dabei.
Und plötzlich — er sitzt vor dem Bierglas und starrt in den Schwärm der
Tanzenden — sieht er dies ganze Gewühl mit anderen Augen. Es erscheint ihm wie
ein großer Strom, der mit lautem Brausen dem ewigen Verderben entgegeneilt. Und
er — er ist mitten drin. Er, den sein Herr und Heiland so oft gerufen hat. Er,
der von der Erlösung durch Jesus weiß. Er, der den Weg zum Seligwerden wohl
kennt — er ist mitten im Strom des Verderbens.
Er hält es nicht mehr aus. Er springt auf, stößt krachend seinen Stuhl
zurück und eilt hinaus.
Er hört es nicht mehr, wie sie ihm lachend nachrufen. Er achtet nicht
darauf, daß ein paar ihm nacheilen.
Er läuft zum Dorf hinaus, durch Felder und Wälder. Er sieht nicht, wo er
ist. In ihm tobt ein Sturm. „Kann ich und darf ich noch heraus aus dem Strom
des Verderbens?" fragt sein Herz.
Spät am Abend kehrt er in seine Kammer zurück. Dort schließt er sich
ein. Dann wirft er sich auf die Knie und liefert sich seinem Heiland Jesus
Christus völlig aus. Von da an war die Richtung seines Lebens entschieden. Es
machte ihn auch nicht wankend, daß der „Schwarze Karl" sein erbitterter
Feind wurde.
Der junge Gärtner wurde später Lehrer, dann Leiter eines großen
Waisenhauses und einer Vorbereitungsschule für Lehrer. Daher wurde er vielen
ein Wegweiser zum ewigen Leben.
In der Ewigkeit wirst du auch einmal seinen Namen erfahren.