Vor einigen Jahren
ist ein seltsames Buch erschienen. Es hatte den Titel: „Briefe aus der
Hölle". Darin hat sich einer ausgemalt, wie die Hölle wohl aussehen
könnte.
Eine Szene hat mir
beim Lesen tiefen Eindruck gemacht und ist mir unvergeßlich geblieben:
Der Wanderer geht
über eine endlose, graue Steppe. Überall sieht er Menschen sitzen. Sie haben
gequälte Gesichter, sie raufen sich die Haare, sie sitzen und stützen den Kopf
schwer in die Hand, sie scheinen ratlos zu sein. Es ist so, als ob sie mit
schärfster Konzentration über irgend etwas nachdenken. Die Leute können einem
leid tun.
„Worüber denkt ihr
nach?" fragt der Wanderer sie.
„Über einen
Namen."
„Über einen Namen —
über welchen Namen denn?"
„Ja, das wissen wir
eben nicht. Das ist ja gerade unser Unglück."
„Wie, das wißt ihr
nicht? Ihr denkt über einen Namen nach, den ihr nicht kennt? Das verstehe ich
aber wirklich nicht."
„Ja", sagen
die Verdammten, „wir wissen nur so dunkel, daß es einen Namen gibt, einen
starken und herrlichen Namen. Wenn wir diesen anrufen könnten, dann könnten wir
sogar hier aus der Hölle gerettet werden. Bei Lebzeiten haben wir einmal diesen
Namen gehört. Aber wir haben nicht darauf geachtet. Und nun — können wir ihn
eben nicht mehr finden. Kannst du uns nicht den Namen sagen?"
Dann hängen sich
die Verdammten an den Wanderer, flehen
und bitten, betteln
und winseln, ob er ihnen nicht den Namen nennen könnte.
Das Erschütterndste
aber kommt dann erst:
Der Wanderer nennt
ihnen nun den Namen, den einen, großen, herrlichen Namen, den Namen Jesus. Aber
so deutlich er auch den Namen ihnen sagen mag, es ist, als könnten sie ihn
nicht verstehen. Schließlich ruft er ihn so laut, daß es wie das Heulen eines
Orkans ist, er schreit ihn in alle Winde, er meint, es müßte in den Ohren ihnen
dröhnen — aber es ist, als sei ihr Ohr verstopft. Sie können den Namen nicht
hören. Sie haben kein Organ mehr, ihn zu vernehmen. Da wendet er sich traurig
von ihnen. Wie schrecklich ist das: Der Name ist da, aber sie können ihn nicht
mehr finden. Und ob man den Namen ihnen auch sagt, sie können ihn nicht mehr
fassen. —
Dir aber, mein
Leser, will ich es darum um so deutlicher zurufen:
„Wer den Namen des
Herrn Jesus anrufen wird, der soll gerettet werden“ (Apg. 2, 21). Höre es doch
beizeiten! Sammle in der Zeit, dann hast du in der Not! Wisse, je älter — je
kälter. Erst will man nicht, dann kann man nicht. Darum glaube
es doch:
„Es ist in keinem
ändern Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben,
darin sie sollen selig werden — — als nur der Name Jesus!" (Apg. 4,
12).
Das wird die
schrecklichste Hölle sein, daß man den Namen nicht mehr wissen darf, durch den
wir Rettung und Seligkeit erlangen. Gott helfe uns, daß wir diesen Namen ernst
nehmen, lieb gewinnen und anrufen, solange es noch Zeit ist.