Autor: Willi Wagner
Datum: 15.06.2003
Daniel 1, 1-21
Ihr Lieben,
In Fitnessclubs und Gesundheitszentren schnellen jeweils am Jahresanfang die Besucher - und Mitgliederzahlen in die Höhe. Aber im März April nehmen die Teilnehmerzahlen wieder ab. Warum? Weil nach 3-4 Monaten Training nicht besonders viel Erfolg an meiner körperlichen Fitness zu erkennen ist. Darum sind viele enttäuscht und geben wieder auf bis zum nächsten Jahresanfang. Gute Vorsätze halten nicht. Sie weichen im Lauf der Zeit dem Weg des geringsten Widerstandes.
Wie können wir dem begegnen? Wie kann es beginnen? Wie kommen wir auf den langen Weg des Gehorsams und dem Bleiben im geistlichen Kampf des Glaubens? Damit sind wir beim Thema der heutigen Predigt. Auch und gerade im Glauben an den lebendigen Gott geht es um das Dranbleiben, nicht den Weg es geringsten Widerstandes zu gehen. Als ich noch Kinderstunden hielt, sangen die Kinder und ich mit grosser Begeisterung „Sei ein lebendiger Fisch, schwimme doch gegen den Strom. Nur die toten Fische schwimmen mit dem Strom...“
In dem Zusammenhang wieder einmal der wichtige Hinweis, dass wir Menschen sehr viel zur Gestaltung unseres Lebens beitragen können. Der Schöpfer hat uns mit der Gabe des Entscheidens ausgestattet. Vielfach können wir nichts für unsere äusseren Umstände, unseren Charakter, unsere Begabungen u.a. mehr. Aber in unserer Gesellschaft und in unserer Kultur haben wir grosse Freiheiten unser Leben zu gestalten. Je früher uns das bewusst ist, umso besser.
Der lange Gehorsam beginnt mit einer
Entscheidung. Und diese führt uns zu einem jungen Mann namens Daniel.
Wieder einmal war Krieg im Nahen Osten, genauer in
Israel. Nebukadnezar, der König von Babel, stand mit seinen Truppen vor
Jerusalem. Nach der Einnahme der Stadt nahm er sich einige Souvernirs mit. Das
ist bei Siegen so üblich. Aus dem kostbaren Tempelschatz liess er einige
kunstvoll geschmiedete Geräte aus Gold mitgehen. Aber das war noch nicht alles.
Er nahm die Jugend mit. Vielleicht dachte man schon im 6.Jhdt. v.Chr. „Wer die
Jugend hat, hat die Zukunft.“ Aber nicht irgendwelche Jungen, sondern solche
wie in Dan. 1,3+4 beschrieben sind.
1:3 Dann
befahl er seinem obersten Hofbeamten Aschpenas: «Wähle einige junge Israeliten
aus dem judäischen Königshaus und den vornehmen Familien aus!
1:4 Sie sollen
gut aussehen und gesund sein. Ausserdem müssen sie Weisheit und Bildung
mitbringen und eine rasche Auffassungsgabe besitzen; dann sind sie zum Dienst
an meinem Hof geeignet. Sie sollen unsere Sprache schreiben und sprechen
lernen!
1:5 Gib ihnen
jeden Tag Speise und Wein von der königlichen Tafel, sie sollen das gleiche
essen und trinken wie ich. Nach dreijähriger Ausbildung können sie in meinen
Dienst treten.»
Es klingt fast wie ein Stelleninserat im Jahre 2003:
„Jung, dynamisch, flexibel, mit gutem Durchsetzungsvermögen, sprachbegabt,
belastbar....“
Also, sie merken, diese Töne herrschten schon vor 2500
Jahren. Für gebrechliche junge Männer hatte Nebukadnezar nichts übrig. Mit
denen liess sich weder ein Krieg gewinnen, noch Werbung machen für Kosmetik und
Markenjeans. Die liefen schon zu Friedenszeiten unter der Rubrik
<Unkosten>. Genug der spitzigen Bemerkungen. Ich wollte nur beweisen: Es
gibt wirklich nicht viel Neues unter der Sonne.
Nun erzählt Dan.1,6 das Ergebnis der Auswahl.
„Unter den jungen Judäern, die ausgesucht wurden, waren
Daniel, Hananja, Mischaël und Asarja.“
Vier junge Juden wurden also an die Kaderschule des
Weltherrschers Nebukadnezar mitgenommen. Sie mussten, ob sie wollten oder
nicht. Sie waren Juden; sie hatten den
Krieg verloren. Sie hatten zu gehorchen. Bis jetzt also bestimmten die äusseren
Umstände ihr Leben. Höhere Gewalt führte ihren Lebensplan aus. Mit dem oft so
viel betonten freien Willen war bei ihnen nichts zu spüren. Es kommt also doch
alles, wie es kommen muss, oder etwa doch nicht?
Nebukadnezar wollte eine absolut linientreue Jugend
heranziehen. „Nach dreijähriger Ausbildung können sie in meinen Dienst treten.“
Sie bekommen dafür eine super Erziehung auf Staatskosten. Im Grunde handelt es
sich aber mehr um eine Umerziehung. Aus Gottesdiener sollen Nebukadnezars
Diener werden. Als Juden kannten sie das Gebot „Ich bin der Herr, dein Gott, du
sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ durch und durch.
Zunächst einmal bekommen die vier jungen Männer eine
neue Idendität bzw. Pass. Als sie ihn wieder zurückerhalten, stehen da neue Namen drin. Warum? Weil in
ihren jüdischen Namen das hebräische Wort Gott enthalten war. Stellt euch vor,
der Lehrer sagt in der Schule: <Gotthilf, sei mal so lieb und hilf dem
Gottlieb beim Abwaschen der Tafel, damit der Gotthard verbessern kann, was der
Gottwalt falsch gemacht hat...> Solche fromme Namen sind natürlich in der
Kaderschmiede eines heidnischen Weltherrschers völlig unmöglich. Darum muss
jede Erinnerung an den Gott Israels verschwinden.
Jetzt muss Neues in sie hinein. Sprache, Denken,
Religion des neuen Herrschers müssen sie lernen. Bis jetzt haben Daniel und
seine drei Freunde widerstandslos mitgemacht. Was blieb ihnen auch anders
übrig? Sie wussten, dass Leute wie Nebukadnezar keinen Widerspruch duldeten.
Menschenleben galten für ihn nicht viel.
Ich kann mir vorstellen, dass die vier jungen Juden
öfters mal miteinander über die Sache sprachen. „Wie soll das noch weitergehen?
Sollen wir uns das alles gefallen lassen? Sollen wir lieber widersprechen und
unser Leben aufs Spiel setzen?“
Ganz sicher haben sie auch mit ihrem Gott darüber
gesprochen? „Herr, was sollen wir
tun? Was ist dein Wille?“
Doch schon sind sie bei Punkt 3 der Umerziehung.
V.5: „Gib ihnen jeden Tag Speise und Wein von der
königlichen Tafel, sie sollen das gleiche essen und trinken wie ich.“ Das war
natürlich äusserst grosszügig, den Jungs das gleiche Menu anzubieten, wie es
der Chef bekam. Leider hatte das einen Haken.
Ein Teil vom Fleisch und Wein opferte man den Göttern.
Jetzt allerdings mussten sie sich wehren. Jetzt war die Zeit des Handelns
gekommen. Für mich folgt nun der wichtigste Vers im ganzen Buch Daniel.
1,8: „Daniel nahm sich fest vor, niemals von der Speise
des Königs zu essen und von seinem Wein zu trinken; denn sonst hätte er das
Gesetz Gottes missachtet...“
Gott hat einen Plan, aber er hat nicht alles
vorherbestimmt, auch mit Daniel und seinen
Freunden nicht.
Die Vier setzen sich eine Grenze und sagen: Bis hierher
und nicht weiter. Irgendwann kommt der Grundsatz „Wir müssen Gott mehr
gehorchen als den Menschen“ zum Tragen. Damit tun sie etwas ganz Wichtiges: Sie
retten ihren Glauben. Sie mussten diese Entscheidung treffen. Sie ganz allein.
Es kam kein Zettel vom Himmel oder sonst etwas. Jetzt galt es, zu dem Wort
Gottes zu stehen.
Wissen sie, manche Menschen haben ihren Glauben nicht
verloren durch Zweifel oder irgendwelche vernünftige Überlegungen, sondern
durch Anpassung an die gottlose
Umwelt. Viele Juden in Babylon haben ein bisschen
mitgemacht, dann passten sie sich an, dann kamen die Zweifel, dann kam der
Gedanke, ob es Gott überhaupt gibt, und dann haben sie ihren Glauben verloren.
Daniel fasste einen heiligen Entschluss: Bis hierher und
nicht weiter. Wohl der Frau, wohl dem Mann, die diesen Mut haben.
Ich hoffe, sie alle wissen in ihrem Alltag immer wieder,
wo die Grenze überschritten wird.
Bsp.: Umgang mit dem anderen Geschlecht vor der Ehe! Da
braucht es einen heiligen Entschluss. Alle Medien und sonstige Leute die die
Gesellschaft beeinflussen sagen doch, dass voreheliches Zusammenleben i.O. ist.
Wer hier nicht einen festen Grundsatz hat wird schwerlich durchhalten. Oder,
„ich lüge nicht!“ „Ich rede nicht schlecht über andere, schon gar nicht, wenn
ich auf Vermutungen angewiesen bin.“ Haben sie Grundsätze? Seien sie gewiss,
dass sie sich auszahlen, aber nicht sofort. Es braucht einen langen Gehorsam!
Wenn sie der Überzeugung sind, dass die Gemeinde Jesu
die Hoffnung für die Welt ist und dass sie der Leib Christi ist und dass sie
die Botschaft des Lebens verwaltet, warum lässt du dich dann so leicht vom
Gottesdienst, von der Bibelstunde, vom Hauskreis, von der Vorbereitung für die
Sonntagsschule, von einmal im Jahr einen Abend mitzuhelfen, die Gemeinde zu
putzen, abhalten? Was sind ihre Grundüberzeugungen? Diese werden ihren Alltag
beeinflussen.
vgl. Geschäftsmann – Ein schnell wachsendes Unternehmen,
Hunderte von Mitarbeitern, viele Termine, 1000 Probleme, aber eines wusste die
ganze Belegschaft: „Mittwochabend ist BS. Da ist nichts zu machen. Es muss
schon die ganze Firma abbrennen, bevor unser Chef an der Wochenzusammnkunft
seiner Gemeinde fehlt. Bitte, formuliert eure Grundsätze, sonst.....
Daniel marschiert also mit klopfendem Herzen und
Schweissausbrüchen zu dem obersten Küchenchef. Er knallt die Füsse zusammen:
„Melde gehorsamst - alle Zimmergenossen von Stube 4 haben was gegen Fleisch und
Wein. Könnten wir nicht bittschön auf Diät gesetzt werden?“ Wissen sie, das war so eine Art
Schonkost-Test.
Spr.21,1: „Wie man Wasser durch Kanäle in die gewünschte
Richtung leitet, so lenkt Gott die Gedanken des Königs, wohin er will.“ Und
genau das erlebt hier Daniel. Allerdings spielt ja der Küchenchef auch mit
seinem Leben. Er hat Angst, dass die jungen Männer ohne Fleisch dünn und
schwach werden. Was sollen sie tun?
V.12+13 Versuche es doch mal!
1:12 «Versuch
es doch zehn Tage lang, uns nur Gemüse und Wasser zu geben.
1:13 Danach
vergleiche unser Aussehen mit dem der anderen jungen Männer,
die von der Tafel des Königs essen. Und dann entscheide,
was du in
Zukunft mit uns tun willst.»
Liebe..., sagt nicht so schnell, das geht nicht, ich
kann doch nicht, was werden die Leute sagen, und ausserdem steht mein guter Ruf
auf dem Spiel, wenn ich das mit der Bibel wirklich ernst nehme. Hast du es
schon mal probiert? In der Schule, bei den Kollegen, in deiner Familie?
1:14 Der Aufseher willigte ein
und erfüllte ihren Wunsch.
1:15 Nach zehn Tagen sahen
Daniel und seine Freunde sogar gesünder und kräftiger aus als alle anderen, die
von den königlichen Speisen bekamen.
Liebe Vegetarier, nehmt diese Bibelstelle bitte nicht
als Beweis für Salat und Gemüse. Jedenfalls folgt eines Tages der Test; Hat
sich die Diät bewährt?
V.18-20 lesen!
1:18 „Nach
Ablauf der drei Jahre befahl König Nebukadnezar, ihm alle jungen Israeliten
vorzustellen. Der oberste Hofbeamte brachte sie zum König,
1:19 und dieser
sprach mit ihnen. Dabei wurde ihm klar, dass Daniel, Hananja, Mischaël und
Asarja alle anderen in den Schatten stellten. Von nun an waren sie seine
Berater.“
Warum? Weil Gott einen Plan hatte für Daniel. Aber er
verschonte ihn trotzdem nicht vor schwierigen Entscheidungen. Daniel stieg
schlussendlich zum zweiten Mann im Staat auf. Immer, weil Gott mit ihm war.
Aber auch, weil er als junger Mann einen festen Entschluss fasste: „Ich werde
diesem weltlichen Diktator dienen, ich will meine Kraft einsetzen, aber, es
gibt eine Grenze, ich will meinem Gott treu bleiben.“
Peter ist auf dem Weg in die Schule. Plötzlich entdeckt
er ein Geldstück vor sich auf der Strasse. Begeistert erzählt er es seinen
Kollegen. „Du, das stecken wir in den Zigarettenautomaten“. Was soll er tun?
„Erstens,“ denkt er, „will ich keine Zigaretten und
zweitens auch nicht betrügen.“ Leider konnte er nicht
widerstehen.
Vor meiner theologischen Ausbildung war ich Einkäufer in
einer Firma, die Computer
und medizinische Messgeräte herstellte. Der Chef riet
mir, „sagen sie, dass die Konkurrenz zu dem und Preis anbietet, dann können sie
den Preis drücken.“ Was sollte ich tun? Bis jetzt hatte ich ihm nie
widersprochen. Nun, ich habe gebetet, Gott möchte mir helfen, meinem Chef zu
zeigen, dass man auch ohne Lügen gut und preiswert einkaufen kann. Und es
gelang. Dies erkannte auch mein Vorgesetzter. Nie mehr verlangte er von mir,
mit Lügen zu verhandeln.
Gott ist denen treu, die ihm treu sind. Es geht nicht
immer so ideal wie bei Daniel. Nicht jeder treue Christ erlebt solch eine
Karriere. Aber er wird erfahren, dass Gott ihn nicht im Stich lässt. Gehörst du
wirklich ihm? Dann schlage heute ein in seine ausgestreckte Hand. Wohl dir,
wenn du das tust und dich entscheidest: Ich will meinen Herrn treu bleiben. Es
wird nicht immer einfach sein.
Gott einen Plan mit dir, einen sehr guten sogar. Aber er
lässt dir eine grosse Freiheit.
Nütze sie recht. Es lohnt sich.
Nun, einmal eine Entscheidung zu treffen und ihrer drei
Jahre lang treu bleiben ist wirklich erfreulich. Ich habe schon manche junge
Frauen und Männer kennengelernt, die diese Entscheidung getroffen haben und sie
mutig gelebt haben mit allen Konsequenzen. Aber eben nicht bis zum Schluss
ihres Lebens. Irgendwann kamen sie an einen Punkt, an dem sie Kompromisse
geschlossen haben. Und von nun an ging s bergab. Leider! Leider!
Aber es muss nicht so sein. Bleiben wir bei dem
gefangenen Juden Daniel.
Manche Tests musste er noch bestehen. Auch seine drei
Freunde blieben nicht verschont. Dieses Quartett der treuen Männer erlebte
manche Wunder. Gott konnte viel durch sie bewirken in diesem antigöttlichen
Staat.
Sie hielten durch bis zum Schluss. Darum geht es.
Mit einem heiligen Entschluss begann es. Aber dieser
Entschluss wurde ständig auf die Probe gestellt. Vertraue ich Gott wirklich in
allen Dingen bis zum Ende meines Lebens. Ich könnte weinen, wenn ich daran denke,
wieviel ich schon habe weggehen sehen. Nicht nur weggehen aus der Gemeinde,
sondern weggehen von Jesus. Warum? Weil ihnen die Entscheidung, Gott treu zu
sein, scheinbar zu schwer wurde.
vgl. Letzte BS – Dort habe ich das Thema „geistliche
Kampfführung“ behandelt. (Sie sollten eigentlich unbedingt diese Kassette
hören) Ich habe den Eindruck, dass es
Christen gibt, die irgendwann in ihrem Leben als Christ genug haben von diesem
geistlichen Kampf. Immer wieder diese Auseinandersetzung, immer wieder dieses
gefordert werden im Glauben und im Vertrauen auf Gottes Treue und Hilfe.
Vielleicht sind manche auch enttäuscht über Versagen und
Misserfolge. Bitte bitte gib nicht auf!
Nehmt euch einen Moment Zeit heute nachmittag, setzt
euch hin, und trefft eine Entscheidung oder erneuert sie. Wir brauchen konkrete
Ziele im Leben und auch für uns als Gemeinde. Welche schlechte Gewohnheit
willst du mit Gottes Hilfe ausmerzen? Für wen willst du neu im Gebet ringen,
dass er zurückkommt oder zum Glauben an Jesus Christus kommt? Wo bist du in
irgendeiner Weise untreu und undiszipliniert geworden?
Erwartest du, dass sich heute morgen im Gottesdienst
Menschen bekehren, dem Teufel entrissen werden? Erwarte ich es? Rückschlage
sollten uns nur wacher werden lassen.
Schon vor einigen Jahren wurde ein amerikanischer
Raketenspezialist gefragt, warum sie trotz den vielen Fehlstarts den Mut haben,
weiter zu machen:
„Jeder misslungene Versuch macht uns in unseren
Erfahrungen reicher als ein gelungener Start. Wenn er gelungen ist, kann es
reiner Zufall gewesen sein. Die Misserfolge aber zeigen uns, worauf wir in
Zukunft achten müssen, so dass wir nach jedem missglückten Versuch klüger sind
als vorher. Die Geheimnisse, denen wir dabei auf die Spur kommen, helfen uns,
immer sicherer unser Ziel zu erreichen.
Dies lässt sich auch auf
unsere persönlichen und gemeindlichen Erfahrungen übertragen. Darum, bleibe
dran am langen Gehorsam bis zum Schluss.