Winrich Scheffbuch
06.01.1999
Wir haben heute aus Johannes 8, das Wort Vers 12 auf
Seite 121 in Ihren Bibeln. Vor einigen Monaten hatten wir die Geschichte, wie
Jesus zu der Ehebrecherin sich stellt, die gesteinigt werden soll und direkt im
nachfolgenden Vers spricht Jesus: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir
nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des
Lebens haben.
Ich
kann mir kein armseligeres oder elenderes Unternehmen überhaupt in dieser Welt
denken als das Werk der Weltmission. In den Kirchen gibt es viel Glanz, viel
Macht und Geld. Mission war immer am Sterben, war immer ein ganz erschütternd
mickriges Unternehmen. Der erste Missionar der Neuzeit Justinian von Welz ist hinausgezogen
und er fand nicht einen einzigen, der hinter ihm stand. Die Theologen von
Giessen haben ein Gutachten erstellt, dass die Weltmission gegen den Willen
Jesu wäre und gegen das Wort der Bibel. Das sei nicht nötig. Das würde Gott
ganz allein tun. Das sei Menschenwerk. Davor behüt uns lieber Herre Gott! Und wenn Sie es dann durch die Jahrhunderter
weiter verfolgen, wenn Zinzendorf seine Boten geschickt hat. Wie hatte der eine
gesagt, der nach Grönland sollte? Dann muss ich mir ja erst noch Schuhe besorgen!
Und Sie müssen es einmal in den Tagebüchern lesen, Zinzendorf konnte nicht
einmal seinen Missionsboten das Schiffsgeld, das Ticket bezahlen. Und dann
kamen sie nach Amsterdam und warteten wie Gott die Tür öffnet, ob sie irgendwo
einen Gratistrip kriegen. Und wie sie bei den Leuten gefragt haben, wo sie in
Amsterdam schlafen könnten und schließlich auf dem Deich geschlafen haben in
der kalten Nacht, weil sie kein Geld hatten für die billigste Herberge. Das ist
Mission. Bei uns ist das ja alles sozial abgesichert, wir können uns diesem
modernen Kram gar nicht mehr entziehen. Das will auch niemand ändern. Es wäre
auch vermessen, wenn wir anders handeln würden, wo wir doch alle unsere eigenen
Sicherheiten haben, die die wir ausschicken wenn auch mit einem Minimum an
Sicherheit, aber ich denke an die vielen zehntausende der Missionare, die von
den jungen Gemeinden in der dritten Welt ausgesandt sind, die gar nichts haben
und gar nichts wissen, was werden wird. Vor ein paar Tagen war eine liebe
Mitarbeiterin da aus Äthiopien, die noch einmal erzählt hat, wie da unter den Konso im Oktober im Süden Äthiopiens in einem wilden Stamm
ein Evangelist erschlagen wurde. Da gibt es keine Witwenrente und keine
Versorgung. Und sofort haben sie fünf andere gerade noch geweiht und
eingesetzt: Ihr sollt Missionsboten Jesu sein! Ihr sollt hinausgehen! Das ist
euer Auftrag! Zu den Unerreichten, die Jesus noch nicht kennen. Es ist ja auch
ganz merkwürdig, dass die Kirchenorganisationen nie mit vollem Herzen Mission
getrieben haben. Sie fanden immer ein Haar in der Suppe und haben das immer ein
wenig umfunktioniert. Es ist auch gut so, denn eine Kirchenorganisation würde
immer viel mehr Wert auf Mitgliederwerbung legen oder auf Glanzentfaltung. Und
so waren es immer freie Freundeskreise, die Mission getrieben haben, weil ihnen
das so wunderbar war, was Jesus ihnen geschenkt hat. Das wollten sie weiter tragen
und weitergeben. Ich kann es Ihnen nicht erzählen, wie das war: Peter Cameron Scott, nur ein Beispiel. Vor knapp über
hundert Jahren wollte er seinen Bruder, der Missionar war im Kongo, ihn
besuchen, ihm zu helfen. Als er kommt, kann er gerade noch den Sarg zimmern und
ihn beerdigen. Da geht er wieder zurück nach England und findet dort diese
Grabplatte in der Westminster Abbey von Livingstone
das Wort Jesu: Ich habe noch andere Schafe. Die will ich auch herführen. Das
war die Berufung für ihn. Und dann zog er aus mit sechzehn Freunden nach
Ostafrika. Und noch einmal: Wie elend, wie kümmerlich. Schon der Konsul in Mombasa
hat ihnen nicht erlaubt zu missionieren. Wissen Sie, wie die
Kolonialregierungen mit allen Tricks das zu verhindern wollten,
dass Jesusboten in ihre Länder kommen. Ja natürlich, weil sie die dunklen
Machenschaften der Kolonialmächte immer aufdecken. Mission und Kolonialmacht
waren fast immer ein Spannungsverhältnis. Vierzehn Monate hat Peter Cameron
Scott Zeit gehabt, dann war er tot. Und wenig später war von den sechzehn
keiner mehr übrig geblieben. Und heute ist es die größte christliche Kirche in
Ostafrika, hundert Jahre später, die Afrika-Inland-Kirche. Das ist Gottes Weg,
wie er arbeitet. Peter Cameron Scott schrieb in sein Tagebuch mit letzter
Kraft: Können wir den Menschen, die in der Finsternis sind, das Licht des
Lebens vorenthalten? Also das ist jetzt zuerst meine Frage: Was ist die Kraft
der Mission? Was ist ihre Durchschlagskraft? Nur ihr Zeugnis von Jesus. Nichts
anderes. Mission lebt nicht von der Macht der Freunde, die hinter ihnen stehen;
Mission lebt nicht von der Unterstützung und vom Geld. Es ist ein Geheimnis,
dass das Jesus-Zeugnis Frucht wirkt. Heute ist ja bei uns gar kein Geheimnis.
In allen christlichen Kirchen ist Mission ein Witzwort geworden, ein Spottwort.
Natürlich, es war schon immer so. Es ist gar nicht neu. Mit dem Wort Missionar
kann man alle spöttischen Witze und Bemerkungen verbinden. Das ist immer der
Sache Jesu zueigen, dass die Menschen die Nase darüber rümpfen. Jetzt einmal
Hand aufs Herz: Sind Sie denn so arg überzeugt, dass es unsere Pflicht ist den
Ungläubigen um uns her Jesus zu bezeugen? Wir sind ja auch immer wieder stumme
Hunde und reden nicht und bellen nicht, sondern schweigen. Und dann kommt immer
schnell bei uns das Argument: Aber die anderen sind doch auch glücklich und
zufrieden. Ist das die Frage, glücklich und zufrieden? Und dann kennen wir das
ganze Problem, das klingt doch so arrogant, wenn ich den
anderen Wahrheit vermitteln könnte. Das geht doch nicht. Ich will doch
dem anderen seinen Glauben nicht absprechen. Der hat zwar eine andere
Erkenntnis, eine andere Religion. Kann man denn einem anderen das so bringen.
Also alle Gedanken, die auch in meinem Kopf sind, sprechen geben Mission. Ich
verstehe alle Kritiker der Mission sehr sehr gut, die
sagen, es sei arrogant und anmaßend, einem anderen den Glauben zu vermitteln.
Nun Mission hat nie mit Machtmitteln gearbeitet. Im Mittelalter, wo die Kirche
Zwangsmissionierung machte, das hat mit Mission nichts zu tun gehabt. Das hat
auch mit der großen Missionsbewegung der letzten 300 Jahre nichts zu tun
gehabt. Ich kenne auch kein Beispiel, wo mit äußeren Vergünstigungen Menschen
geworben wurden. Das hebt ja gar nicht lang, wenn man Menschen ködert – das
wissen Sie doch auch. Es muss ja aus dem Herzen kommen. Man muss die Bibel
aufschlagen und im Wort Gottes hat man die richtige Basis auf einmal wieder.
Und da steht so drin, dass man’s kaum zitieren will und man sich geniert, wenn
man das bei uns so sagt. Was steht denn drin? Dass es keinen anderen Weg gibt
zum Heil und keine andere Erkenntnis und so wie wir es am Sonntag gehabt haben, dass es keinen anderen Weg gibt. Wenn Sie Ihre Bibeln
gerade dahaben; die Stelle ist mir ganz neu wieder wichtig geworden: 1. Korinther
10. Paulus klipp und klar, einfach und unkompliziert, Vers 20. Da spricht er
von den anderen Religionen, was man opfert, das opfert man den bösen Geistern
und den Dämonen und nicht Gott. Das kann nur der lebendige Gott tun,
absprechen, dass diese Wege zum Heil führen. In den Religionen steht ein großes
Erkennen. Wir wollen Religionen nie abwerten oder lächerlich machen oder
verspotten. Das Evangelium sagt. Es gibt keinen Menschen und keine Erkenntnis,
die uns vor Gott retten kann. Der einzige Name ist der Name Jesus. Es ist auch
bei uns wenigen Menschen bewusst, wie andere Religionen überhaupt reden.
Konfuzius hat Gott überhaupt nie gekannt, das wollte er auch nie. Der
Buddhismus will gar nicht zu Gott leiten. Der Buddhismus will nur, dass die
Erscheinung meines Ichs verschwindet im Unendlichen. Buddhismus will nicht zu
Gott leiten. Es sind wichtige Erkenntnisse über die menschliche Existenz, die
flüchtig ist. Aber das Entscheidende ist aber, wie kann man denn zu Gott kommen? Und dann haben Religionen ein großes Wissen um die
Macht der Finsternis. Bei uns in Europa weiß man wenig von Teufel und Dämonen.
Da müssen Sie einmal in die Mythenwelt, auch in die Kunst, Bildnisse der
Weltreligionen hineinblicken. Wenn Sie auf die Tempel sehen, mit diesen
furchtbaren Fratzen und Gesichtern, und dann lassen Sie sich’s einmal von
Menschen erzählen, wie ihr Leben von einer unheimlichen Angst vor einer
schrecklichen Furcht vor der schwarzen Magie beherrscht wird. Die haben ja
etwas von der Wirklichkeit der Welt erfasst. Und dann hören wir noch einmal die
Berichte, wie ein Ludwig Nommensen zu den Bataks kommt und wie
sie ihm ganz schnell sagen, wie er unter ihnen wohnt und versucht die Kontakte
zu knüpfen. Da sagen sie zu ihm: Wir werden dein Leben auslöschen. Ein Zauberer
versucht ihn zu vergiften. Und dann eines Tages machen sie dieses große Fest
mit Zehntausenden von Menschen in der Ekstase und plötzlich spricht eine
Prophetin – es gibt ja das alles im Heidentum, diese Prophetenstimme, ganz echt
– die in Trance redet und sagt: Nun muss zur Versöhnung der Götter das Blut des
weißen Mannes fließen. Und Nommensen ging trotzt
aller Warnungen hin und er tritt ganz ruhig vor über zehntausend Speere der
Kämpfer und sagt: Was ihr redet ist die Macht der Finsternis. Gott ist ein Gott
der Liebe und will nicht, dass Blut fließt, weil er das Opfer gebracht hat. Und
das war der Durchbruch bei den wilden Kopfjägern der Bataks.
In dieser furchtbaren Todesangst lebten und einen um den anderen ermordeten und
dann die Köpfe als Schmuckzeichen trugen ihres Sieges. Und auf einmal kommt das
Evangelium: das Licht, das die Finsternis überwindet. Das ist so groß, dass
Jesus das Licht ist. Mission war immer nur stark, wo sie wehrlos und kraftlos
Zeugnis Jesu Christ war, ganz allein. Und er hat die Finsternis überwunden und
hat Menschen verwandelt. Das ist immer wieder eindrucksvoll, wenn man das dann
hört den Ländern wie dort bei den Nagas in Ostindien,
die auch solche Kopfjäger waren, wie es auf einmal eine Befreiung gibt in einem
Volk. Man spricht ja heute viel, dass man die Kultur zerstört. Ist es
eigentlich schlimm gewesen, dass die Menschenfresser immer Menschen fressen? Oder
hätte man die Kultur erhalten sollen? Die Angst im Totenkult und unheimlich
viele magische Zauberriten, die die Menschen krank machen mit unreinem und
schmutzigem Wasser? Es gibt ja heute noch Bücher, die der Mission vorwerfen,
sie würde gegen die Beschneidung der Frau kämpfen. Wir wissen, welch ein Unheil
das bringt über Millionen in Afrika heute, die letztlich aus der Finsternis
kommt. Aber jetzt ist bei uns in Europa und in unserem eigenen Herzen genau so
viel Finsternis. Darum ist Mission bei uns geboten. Und noch einmal: Mission
ist keine organisatorische Frage, sondern ob wir Jesus das Licht bezeugen
können, ob Jesus in unserem Leben diese Wandlungen gemacht hat, bei uns die
Finsternis durchbrochen hat, die Finsternis meines Denkens, die Finsternis
meines Hasses, meiner Ichsucht – durchbrochen hat und so hell hineinleuchtet.
Jesus hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben. Hat er das? Dass durch
uns andere Menschen auch dieses Licht entdecken können. Wenn wir heute immer davon
reden, die Kultur müsse erhalten bleiben, stellen Sie sich einmal vor, wenn man
die Kultur der alten Germanen erhalten hätte, gäbe es dann in unserer Welt eine
moderne Wissenschaft, die diese Welt behandelt. Schon ein Massai
in Afrika weigert sich Gemüse anzubauen, weil er sagt, er will der Mutter Erde
nicht auf dem Bauch herumkratzen. Das ist für ihn eine göttliche Begegnung. Er
hat gar keine Offenheit, die Erde als Erde zu nehmen und damit zu arbeiten. Das
ist ja erst durch das Evangelium gekommen, die Befreiung aus all diesen Mythen,
dass ich die Welt gebrauchen kann. Nur was jetzt so furchtbar ist in Europa:
Wir haben Menschenrechte. Ich kann die Menschenrechte, die Geltung etwa der
Gleichberechtigung aller Menschen nur durchs Evangelium von Jesus verstehen. In
vielen Religionen gibt’s das nicht. Aber wir haben heute die ganzen
Errungenschaften, soziales Denken, den Solidaritätsgedanken, die alle aufs
Evangelium zurückgehen, aber haben das Licht, dass das alles geschaffen hat,
vergessen, das Licht Jesus. Und unsere Kultur braucht dieses Licht, denn sonst
werden all diese Errungenschaften für uns wieder unheimliche Dinge, wenn wir
sie nicht wieder vom Licht Jesu her sehen und anwenden können. So wie eine
reine Humanität ohne Jesus sehr schnell in die Bestialität führt. Die herrliche
Erkenntnis, was das Humanum ist, kann ich nur durchs
Evangelium sehen, was ein Mensch bedeutet. Was ist die Kraft der Weltmission?
Das Licht, das leuchtet. Und jetzt das andere: Die Finsternis kämpft dagegen.
Das wird im Evangelium immer gesagt: Die Finsternis, die hat’s nicht begriffen
oder man kann vielleicht sagen, die hat’s sofort begriffen, was los war. Darum
hat sie sich gegen das Licht gestellt. Wie ist das bei Ihnen, wenn Sie schlafen
und plötzlich blinzelt Ihnen einer mit einer strahlend
hellen Lampe in die Augen? Das ist ärgerlich. Da wacht man auf. Da zuckt man
zurück. Da will man sich die Augen zuhalten. Man will im Finsteren bleiben. Es
gehört zur Weltmission, dass alle Widerstände mobil sind und der Teufel alles alarmiert
gegen die Weltmission. Vor vielen Jahren als wir an einer Missionarskonferenz
von Indianermissionaren waren, da lag eine junge Mutter im Sterben und sie
holten mich noch vor dem Frühstück. Wir sollten noch einmal beten. Und wie ich
sehe, wie der Zustand dieser Frau ist, sagte ich: Da müsst ihr schnell den
Notarzt holen und die Frau ins Krankenhaus bringen. Und ihr Mann war Arzt. Und
der lag auf den Knien und sagte: Wir wissen, was das für Mächte sind: das ist
kein medizinischen Phänomen, das sind dunkle Mächte. Die Mutter wurde gesund.
Und sie sagten: Wir kämpfen Tag für Tag mit unheimlichen Hindernissen. Deshalb
brauchen Sie sich auch nicht wundern, wenn böses Gerede über Missionen entsteht
und wenn manches Verächtliche gesprochen wird. Ich habe das oft auch erlebt.
Hier in unserem Land: Wenn Menschen die ersten Schritte mit Jesus gingen. Und
auf einmal kamen andere und die haben ihr gesagt: Was, du lässt dich dort
beeinflussen? Und dann kamen ein paar böse Worte und dann wurden die
Jungbekehrten unsicher und dann wurden sie in manche Bräuche wieder
hineingeführt. Ich denke an eine junge, psychisch etwas labile Frau. Und da hat
einer aus der christlichen Gemeinde gesagt: Lass dich doch von diesen Pietisten
nicht so beeinflussen. Sie zog in eine Wohngemeinschaft, wurde schwanger,
musste abtreiben und versank zum Schluss in völliger Dunkelheit,
Selbstvorwürfen. Das kann einen so bitter machen: Warum hat die Finsternis so
viel Raum in einem Menschen, der so wunderbar einmal das Licht sah, so fröhlich
sein Christsein lebte? In der Apostelgeschichte wird erzählt, wie der Paulus
nach Zypern kam und der Landpfleger dort das Evangelium von Paulus hören will.
Und da ist ein Zauberer. Das waren diese Magier, die dort gehalten wurden an
den Höfen. Und der hat das verhindern wollen. Und Paulus tritt auf ihn zu und
sagt: Du sollst blind sein. Der Herr straft dich. Wir haben nicht die
Vollmacht, andere Menschen so zu strafen wie es Paulus konnte. Aber wir müssen
wissen: Das ist ein großer Geisteskampf, der angebrochen ist in dem Augenblick
wo einer sich Jesus zuwendet und das Heil erkennt. Da ist in der Hölle
Großalarm. Und deshalb braucht es viel Sorgfalt und viel Fürbitte, um Menschen
dort auch zum Durchhalten zu bewegen. Wir wollen hinter unseren jungen Leuten stehen,
wenn sie die ersten Schritte im Glauben gehen. Wir wissen welche Einflüsse dann
kommen, von ihren Kameraden. Und wie schwer das oft ist, wenn man allein seinen
Weg geht, weil die Finsternis alles tut, um das zu verhindern. Die Finsternis
hat’s nicht begriffen. Sie wollte es nicht begreifen, was das Licht ist. Das
Licht Jesus, das scheidet ja Licht und Finsternis. Wir vergleichen das Licht
gern mit der Sonne, aber im Schöpfungsbericht heißt es: Bevor Gott die Sonne
geschaffen hat, hat er Licht und Finsternis geschieden, dass überhaupt ein
Mensch wieder erkennt, was gut und was böse ist, was recht und unrecht ist, was
wahr und was unwahr ist. Und das ist ein Prozess, wo man sich zunächst dagegen
sperrt, wenn das Wort uns trifft und dieses aufdeckt. Aber es ist herrlich,
wenn dieses geschieht. Und wir wünschen uns das. Wir wünschen uns auch wieder
unruhige Zeiten, wo wir in diesen Kampf um die Vormacht der Geister
hineingerissen werden.
Jetzt
bloß noch ein Letztes: Lass doch das Licht Jesu hell leuchten! Wenn man die
Kirchenfenster oft sieht, mit ihren Farben und dann, wenn man dahinter eine
Lampe stellt oder wenn gar die Sonne durchleuchtet, wie auf einmal die Farben
anfangen zu leuchten. So ist es ja bei uns auch. Es wäre immer ein
Missverständnis, wenn man meint: Ich müsste leuchten. Es gibt bei Christen
immer wieder die Verkrampfung, die dann etwas Frommes als Theater vorspielen wollen. Das ist ja nicht gemeint. Herr, lass durch meine
menschliche Schwäche hindurch, durch meine Prägung hindurch, dein Licht
leuchten. Und dann ist es eine ganz wunderbare Vielfalt: Frauen und Männer,
Alte und Junge, so Veranlagte mit ganz verschiedene Ansichten: Durch alle
scheint das helle Licht Jesus hindurch. Darum gibt’s eine große Vielfalt unter
Christen. Und keiner braucht den an deren kopieren. Aber dieses Licht, das
durchleuchtet, macht das so schön. Ich bin immer traurig, wenn manche meinen:
Christentum würde Uniformierung bedeuten. Nein, überhaupt nicht. Vielfalt der
Formen und der Ansichten und der Meinungen. Und das betrifft auch die Völker
und die Nationen. Die denken anders als wir, die haben andere Eigenarten. Aber
da wo Jesus hindurch leuchtet und das Böse und Sündige weggenommen wird, so ist
es eine ganz wunderbare Vielfalt. Es ist immer ein ganz persönliches Geschehen,
dass Jesus uns erleuchtet, dass ich das Licht Jesus entdecke, in meinem Leben
breche mit der Finsternis. Da steht da vom Wandeln. Das heißt doch herumlaufen,
spazieren gehen im Licht Jesus. Ich erlebe auf einmal: Wie ist das, wie sind
meine Ansichten mit Jesus über diese Welt und über das Geld und über meinen
Beruf und über die Mitmenschen? Und ich entdecke immer mehr vom Licht und lasse
dieses Licht durch mein Leben hindurch leuchten. Es wird erzählt als Mose von
dem Berg Sinai kam, dass die Leute sein Angesicht nicht anschauen konnten. Was
war denn das für ein Glanz? Es war nur das Widerspiegeln des Lichtes. Und je
mehr wir im Licht leben, umso werden wir Kinder des Lichts, wird das Licht uns
durch und durch prägen. Und nun kann man eben nicht Missionsdienst machen, ohne
selbst im Licht zu stehen. Das ist auch für unsere Missionsmitarbeiter die
schwerste Anfechtung, weil man oft auf einsamem Posten steht, da ist die Ehe
etwas angekränkelt und etwas spannungsreich oder mit den Kindern sind die Probleme
riesengroß. Es kommt zum Streit mit den Mitarbeitern. Ich werde in dem
Augenblick unbrauchbar, wenn ich mich das Licht nicht dauernd reinigt und
heiligt und in den Dienst nimmt. Ich kann nicht predigen und von dem Licht
Zeugnis ablegen, wenn ich nicht selber dieses Licht lebe und habe. Wir haben
die Jahreslosung, die uns soviel Mut macht, wo Jesus sagt: Mir ist gegeben alle
Gewalt im Himmel und auf Erden und ich bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Und da wird ganz vergessen, dass diese Gegenwart Jesu versprochen ist gerade
da, wo wir eine bekennende, weltweit missionierende Gemeinde sind, die das
Zeugnis Jesu weiter tragen. Und noch einmal: Dann können wir sagen: Verwechsele
das nicht. Bei uns gibt es viele menschliche Eigenheiten, die noch nicht weggeputzt
sind und viel auch was uns stört, aber blick doch auf dieses Licht Jesus, das
uns so fasziniert. Und dass wir in unserem Leben als die große Erneuerung und
Wende erlebt haben, das war Jesus wichtig. Mit seinem Kreuzestod hat er ein
Testament uns hinterlassen, dass alle Menschen, die Kraft seiner Erlösung
erfahren. Zu einer Erlösung für viele. Es ist ein Verbrechen, dass die Christen
das für sich behalten und im eigenen Saft schmoren. Die Erlösung Jesu muss in
der Welt bekannt werden. Ich habe es oft nicht verstehen können, warum Gott
diesen Auftrag uns anvertraut hat, wo wir doch so nachlässig damit umgehen. Es
wäre wirklich besser gewesen, er hätte selbst es getan oder seine Engel
beauftragt. Er hat es in die Hände seiner Nachfolger, seiner Jünger gelegt. Und
das ist Mission so schlecht aufbewahrt worden. Es ist das Bekennen des Lichtes
Jesu vor denen, die noch nichts davon wissen. Mit der Auferstehung, mit der
Himmelfahrt noch einmal ganz deutlich der Befehl: Geht hin in alle Welt und
verkündigt das allen Menschen. Nun heißt das nicht bloß, dass man in ferne
Länder geht, aber das heißt, dass wir hier reden. Dass wir Menschen das in
aller Freude bezeugen und weitersagen.
Es
wird im nächsten Jahr fünfzig Jahre her sein, dass unser Kirchgebäude eingeweiht
wurde. Und mit dem möchte ich schließen. Ich habe Ihnen immer wieder erzählt,
dass Prälat Karl Hartenstein hier einen Vortrag anlässlich der Einweihung
unserer Kirche vor neunundvierzig Jahren gehalten hat, der mir so
programmatisch ist, wo er das auch so deutlich sagt, dass es keine andere
Existenz mehr gibt für eine christliche Gemeinde in Deutschland nach dem
zweiten Weltkrieg als eine missionarische Gemeinde. Wo er den Mut hatte 1950
offen zu sagen, dass Israel das Zeichen der Weltmission sei, die Sammlung
Israels. Aber dann redet er sehr ernst von der Kraft des Antichristen. Und er
sagt: Ihr dürft euch in Württemberg nicht täuschen, aber die Zeiten sind
unwiederbringlich vorbei, wo das Christentum die Gesellschaft beherrscht. Es
steigt in dieser Generation eine neue Zeit herauf, nicht eine heidnische – die
Geschichte geht nie zurück – , sondern es wird eine
antichristliche Zeit sein, wo die Gemeinde der Zukunft lebt. Die erste Welle
ging über uns im dritten Reich hinweg, die zweite Welle bereitet sich vor. Er
kam ganz stark von dem Denken her, des antichristlichen Denkens in Europa. Und dann spricht er davon, wie der Mensch sich an die Stelle Gottes
setzt und sich selbst erlöst und Gott nicht mehr braucht, wo die
Kirchenüberflüssig werden und dann sagt er: Die Urgemeinde hat sich einst
versammelt als eine lebendige Gemeinde im Angesicht der römischen Herrscher von
Nero über Trajan bis Decius
und Diokletian, die damals nichts anderes wollten als
Gemeinde Jesu ausrotten. Und gerade in dieser Zeit hat Gott das schönst
Wachstum geschenkt. Und nun lese ich einfach: Mich dünkt, je mehr das Dach des
großen Christentums abgedeckt und die Zeit dieses christlichen Abendlandes zu
Ende geht, umso mehr kann Gott uns wieder das Geheimnis der wahren Christusgemeinde
schenken. Es war der Wunsch des Prälaten auf dieser Kanzel. Das heißt: Jetzt
Christ sein, nicht einfach in der Tradition unserer Väter als
selbstverständliche Sitte und Erbgut. Jetzt heißt Christsein wieder, den Sprung
wagen, von dem Ludwig Hofacker in jeder Predigt sprach: Die persönliche Christusentscheidung
und die persönliche Christusnachfolge, es wird – und davon ist auch diese neu erbaute
Kirche ein Zeichen – es wird in einer antichristlichen Welt wieder Kirche
Christi geboren. Senkrecht und nüchtern als die Gemeinde der Christusgläubigen.
Mich dünkt, dass in diesem Augenblick, da das christliche Abendland zu
versinken beginnt, Gott uns neu das Geheimnis der Christusgemeinde sehen lässt
und schenken wird in aller Schwäche, in aller Ohnmacht. Ich freue mich so, dass
Gott uns die Erfüllung dieser Verheißung auch hat sehen lassen auch an diesem
Platz. Und dann wird niemand das auslöschen können, wo wir nur dies Eine sein
wollen, dass Christus Menschen erleuchten kann. Amen.