Ganz fest verbürgt
Jesaja 54, 10: Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.
HErr segne dein Wort. Amen.
Liebe Schwestern und Brüder,
es ist merkwürdig: Es gibt ja solche Bibelworte, die sprechen unmittelbar und direkt einen an. Und es wird sicher wenige geben, die nicht gleich von diesem Wort tief berührt sind.
Woher das kommt?
Wir leben heute in einer Zeit, wo wir keinen Krieg haben, wo wir keine Katastrophen erleben. Darum passt das Wort ja überhaupt nicht in unsere Zeit. Wo weichen denn Berge, wo fallen denn Hügel hin? Aber gerade heute -und das ist das, was doch zu bedenken ist-, da spüren fast alle Menschen wie von ferne her ein Beben. Daher rührt sicher die Unruhe und auch die Angst, von der so viel gesprochen wird.
Manche meinen schon von der Ferne das Herannahen von neuen Katastrophen zu spüren und darum sind sie so empfänglich für solch einen Trost. Ich werde immer wieder erinnert an die bekannte Geschichte von diesem Architekten, der einen großen Viadukt konstruierte über einen großen Meeresarm. Und überall wurde er gefeiert. Dieses grandiose Bauwerk ist doch meisterhaft gelungen. Ein Triumph des menschlichen Könnens. Aber er wacht in der Nacht immer wieder auf und er hat eine schreckliche Angst, es könnte ein Fehler in der statischen Berechnung, in den Konstruktionsplänen, passiert sein. Und er ist dann oft in der Nacht in hinaus gewandert und stand an den Pfeilern. Er hatte die Angst, ob das wirklich hält. Die anderen wußten gar nichts davon. Und in einer stürmischen Nacht, gerade als ein Zug über diese Brücke donnerte, da brach der ganze Viadukt in die Tiefe. Er hielt dem Winddruck nicht Stand und der Kraft dieser Last, die über ihn hinweg fuhr.
Ob unsere Menschen das heute nicht spüren? Wir haben in den letzten Jahrzehnten einen Aufschwung erlebt, einen Aufbau, wir haben ein Staatswesen wieder aufbauen dürfen. Die Wirtschaft läuft, wir sind ein anerkanntes Volk. Aber die Angst werden wir nicht los, ob das nicht unten in den Fundamenten alles schon längst rissig und brüchig ist. Darum die Frage, ob die Wirtschaft den Aufschwung wirklich durchhält oder ob wir uns auf neue Krisenzeiten einrichten müssen. Ob der Friede noch zu retten ist, was auf uns zukommt? Ich verstehe die Menschen so gut. Stimmen die Fundamente?
Aber manchmal denke ich, es sind gar nicht die äußeren großen Bedrohungen, die vor uns liegen. Es gibt so viele Erschütterungen im persönlichen Bereich.
Ich saß einer Frau gegenüber in einem Altenheim. Nach einer Zeit erzählt sie, was sie so bedrückt. Ich darf es weitererzählen. Sie gehört auch zu denen, die unsere Kassetten hören. Wir wollen sie alle grüßen an dieser Stelle. Ich sagte, was sind sie denn so bedrückt, was macht sie denn so schwermütig? Und dann erzählt sie, dass es ausgerechnet bei der Weihnachtsfeier passiert ist. Der Geschäftsführer ihres Altenheimes hat glücklich und strahlend erzählt von den großen Neuerungen, die sie vorhaben. Sie haben vor, mit einem großen Geldaufwand das gesamte Heim vollständig zu renovieren. Es war aus den ersten Nachkriegsjahren. Es werden die Räume größer gemacht und werden die Naßzellen umgeändert. Und wie er in die Schar der Altenheimbewohner hineinsieht: Er strahlte stolz über die Neuerung, über all dem, was an Investitionen geplant ist. Da weinten die Leute und sagten: Ja, was wird mit uns? Ja, für euch werden wir einen anderen Platz suchen. Er hatte nicht geahnt, dass bis heute -und wir schreiben April- die Leute sich nicht mehr trösten lassen, weil ihnen der Boden weggezogen ist. Schließlich hatte die Heimleitung zugestanden, ihr dürft noch drei Jahre drin bleiben. Die wollen's recht machen, sie wollen ja nichts Böses. Aber die Frau sagt, mein tägliches Gebet ist: „HErr hol' mich bald heim. Ich habe keinen Platz mehr, keine Bleibe mehr in dieser Welt.“
Und ich verstehe es gut, dass es nicht nur alten Menschen so geht, sondern dass auch junge Menschen Angst haben vor dem morgigen Tag. Was es auch ist. Die Zukunft ist dunkel, wo soll ich denn hin? Ich habe keinen Platz mehr in dieser Welt. Sie ist mir fremd geworden.
Aber dann will ich Ihnen ja dieses Wort Gottes auslegen.
Gott redet eigentümlich zu uns. Zuerst sagt er uns:
1. Lass fallen, was zusammenbrechen muss
Sie müssen immer das hören, wie das Wort Gottes ungewöhnlich, gar nie in unseren Linien denkt. Da wollte ich sagen, wenn die Hügel zusammenbrechen, dann stemmt euch mit ganzer Kraft dagegen und versucht, dass der Aufprall so sanft wie irgend möglich wird. Helft doch mit, das Zerbrechen dieser Welt möglichst hinauszuschieben, sagt Gott nie. Wenn die Hügel hinfallen, dann kämpf' mit ganzer Leidenschaft dafür, dass das nicht ganz so tief geschieht, wenn die großen Veränderungen geschehen. Es ist doch eine Aufgabe für Christen, daran zu arbeiten, dass das nicht gar so schlimm geschieht. Man müsste mal darüber nachdenken, warum das Gott nicht sagt.
Ich habe das zuerst aus diesem Wort entnommen. Wir können die ganzen leidvollen Entwicklungen der Welt kaum mildern, geschweige denn sie aufhalten. Lass fallen, was brechen muss. Reg dich nicht drüber auf. So spricht Gott hinein in das was uns heute Kummer macht, und was uns ängstigt. „Aber HErr, wenn die großen Katastrophen kommen und wenn sie mir den Boden unter den Füßen wegziehen.“
Gott sagt: Es mögen Berge weichen und Hügel hinfallen: Nimm's doch nicht so schwer, rede doch nicht dauernd davon, mach das doch nicht zum Thema deiner Predigt. Sprecht doch nicht auch noch in all euren Predigten fortwährend von dem, was überall in der Welt gesprochen wird!
Wir haben doch mehr zu sagen. Besseres. Bleibenderes.
Die Lutherübersetzung bleibt so klassisch, wie man's anders nicht wiedergeben kann. Es sollen wohl Berge weichen. Das soll fallen, was fallen muss. Lass es fallen, was fallen muss. Was zusammenbricht, lass es brechen. Und man hört dahinter, wie Jesus fragt, wenn wir aufgeregt die Tagesnachrichten einander erzählen und schlimme Mitteilung einander überbringen: „Oh, ihr Kleingläubigen warum seid ihr so furchtsam?“ Und da wollte ich Jesus ins Wort fallen und sagen: „Herr, das darfst doch du nicht fragen!“ Warum?!
„Du weißt doch, wie mir das wichtig ist, ob ich meine gesundheitliche Kraft wieder bekomme, ob mir mein Lebensgefährte weggerissen wird. Du weißt doch, wie es mich bewegt, ob ich einen Arbeitsplatz habe. Du weißt doch, wie's mich umtreibt. Die Sorge um diese Welt und um die Erhaltung dieser Welt.“ Und wenn dann alles weicht, sagen wir: „Jesus, dann kannst du so zu uns reden? Geht's dich denn gar nichts an, wie alles wankt und schwankt? Und Jesus sagt nur: „Alles? Wankt alles? Meine Gnade wankt nicht!“ Aber da wollte ich weiter reden und sagen: „HErr, da kann ich am Sonntag nicht auf die Kanzel, mit so'ner Botschaft! Wenn ich anfange von deiner Gnade zu reden, dann meinen alle Leute, das wäre nur so ein Morgennebel, ein frommer Spruch, der am Morgen über der Landschaft liegt, und wenn die Sonne kommt, dann ist er weg, verdunstet. Was ist denn Gnade, wenn ich in die Trauerhäuser komme und wenn ich den verzweifelten Menschen gegenüber sitze und dann rede ich von deiner Gnade? Wenn ich wenigstens 100 DM [ca. 50€] mitbringen könnte. Wenn ich was Handfestes mitbringen könnte.“ Und dann schweigt Jesus. „Ist meine Gnade nicht mehr? Sogar als der Tod? Mehr, als die ganze Welt? Meine Gnade.“
Was meint denn dieses Wort Gnade? Da soll keiner jetzt denken, das sei ein altertümliches Wort, das wir irgendwie unterschlagen könnten. Das Wort Gnade ist der Angelpunkt eines Christenglaubens. Ohne Gnade können sie gar nicht glauben, ohne Gnade können sie gar nicht leben, ohne Gnade können sie gar nicht da sein. D.h. doch die Huld Gottes, die Zuneigung, seine Liebe und seine Freundlichkeit. Die kann nicht wanken. Wir haben's uns so angewöhnt, dass wir die Gnade Gottes ablesen wollen an meiner Gesundheit, an meinem Erfolg, an meinem Gefühl. Und Jesus wehrt dem. Gnade Gottes können Sie überhaupt nur lernen aus dem Wort Gottes, aus der Bibel. Jetzt möchte ich Sie einfach fragen: Sehen Sie durch die schrecklichen Erlebnisse, die Sie bedrücken und belasten, sehen Sie durch auf die Gnade Gottes? Sehen Sie sein Angesicht in Liebe, wie Er Sie sucht, wie Er Ihnen nachgeht und Sie beschenken will? Wenn Sie dieses Bild nicht haben, können Sie nicht glauben!
Jetzt passt es vielleicht, nachdem wir dieses Lied von Fritz von Bodelschwingh gesungen haben, dass ich an diese berühmte Erfahrung des alten Vaters Friedrich von Bodelschwingh [des Älteren] erinnere.
Als er Pfarrer in Delbrück war, sind ja gerade in den Weihnachtstagen alle seine vier Kinder weggestorben. Alle innerhalb von vier Wochen an diesem grässlichen Stickhusten. Und er hat es noch aufgeschrieben für seine Eltern und hat es damals brieflich übermittelt.
In unserer Zeit des Telefonierens ist es so schade, dass man solche Briefe nicht mehr schreibt. Da ruft man eben an. Und dann hat man das gar nicht mehr festgehalten. Vater Bodelschwingh hat's festgehalten. Wie die Kinder ihm auf dem Schoß waren, wie das im Vater rang: „Wo ist denn die Gnade Gottes?“ Wo das Kind noch'nen Schluck Wasser aus dem Brunnen will, wo sie reden über die Ponys, die im Stall stehen. Ob nicht doch der HErr nochmal Gesundung schenkt? Der HErr gab's nicht. Und im Frühjahr sitzt der Vater auf dem Kirchhof von Delbrück vor den Kindergräbern. Und er hat sich eine Bank gezimmert, um darüber nachzudenken, dass es Gnade Gottes gibt, am Kreuz von Golgatha geoffenbart.
Da verstehe ich, dass es heute Christen gibt, die sagen, sie bräuchten das Kreuz nicht mehr in der Mitte ihres Glaubens. Wenn das bei uns auf die Seite gerückt ist, dann kann der Glaube nicht mehr leben, dann verstehe ich, dass die Zweifel siegen und wir im Glauben Schiffbruch erleiden.
Die Gnade Gottes ist nur einmal zu fassen, da wo Gott seinen Sohn opfert für eine sündige Welt und wo er's gefallenen Menschen zuspricht: „Ich rufe dich, ich gebe dir mein Heil!“ Und das war dann der Entschluss des Vaters Bodelschwingh in diese traurige, kalte, leidende Welt hinein die Liebe Gottes zu verkünden, über Zeichen der Liebe Gottes an den ärmsten der Armen. Und so ließ er sich nach Bielefeld rufen und übernahm diese elf Epileptiker, um an ihnen etwas von der Liebe Gottes, seiner Gnade sichtbar zu machen. Das steht in den Versen davor, vor V.10, dass Gott das schon bei Noah fest gemacht hat. Ich will doch die Erde nicht mehr vertilgen! Lass dich doch in deinem Blick nicht benebeln von deinen Erfahrungen, auch wenn es noch so schwer auf dir lastet! Sieh' doch weiter! Gott will dich halten und tragen.
Und ich wollte es ihnen zeigen an dem schwer kranken Apostel Paulus. Er hat auch immer gemeint -das ist ja heute eine ganz böse Verführung im Namen Jesu. Haben Sie es auch schon gehört?-: Wenn du an Jesus gläubig bist, wenn du die Gnade Gottes hast, dann darfst du gar nicht mehr krank sein. Stimmt ja nicht! Gläubige werden oft durch die Tiefen geführt, Jesus nach auf dem Kreuzesweg. Und das war für den Paulus auch nicht leicht, mit diesem schweren Pfahl im Fleisch zu leben, der ihn so lähmte in seinem unermüdlichen Einsatz für Gott. Und dann hat der HErr gesagt, typisch: „Lass dir an meiner Gnade genug sein.“ Schau ins Angesicht Jesu. Erfahren brauchst du es gar nicht, spüren brauchst du es nicht. „Lass dir an meiner Gnade genügen, meine Kraft ist in solchen Schwachen mächtig. Das war das erste: Lass fallen, was zusammenbrechen muss. Lass fallen, was zusammenbrechen muss, so schwer es uns fällt.
2. Es wäre schlimm, wenn auch wir wackeln
Es wäre auch schlimm, wenn wir wackeln, wir als Christen, als gläubige Leute. Aber wenn dann diese großen Erschütterungen an uns kommen, dann sind wir oft gar nicht stabiler, als die Ungläubigen um uns her, weil unsere Knie schlottern und auch so unsicher sind. Darum müssen Sie sich ganz fest daran orientieren.
Ich habe beobachtet in Gesprächen und immer wieder gehört, dass Leute jetzt sagen: „Können sie mir nicht meinen Glauben stärken?“ oder „Ich will einen stärkeren Glauben haben.“ Sie müssen wissen, der Glaube kann überhaupt nur die Antwort sein auf das was sie erkennen. Darum müssen Sie im Wort der Bibel hören. Sie brauchen mehr Stille Zeit, mehr Bibelarbeit, damit sie überhaupt Gottes Gnade entdecken, und dann merken Sie, das steht ja in der Bibel auf jeder Seite! Barmherzig und gnädig ist der HErr! Das ist nicht so, dass Gott irgendwo was Böses will, auch wenn's noch so dunkel in meinem Leben aussieht. Er hat Gedanken des Friedens nicht des Leides. Ich kann's nur hören und dann kann ich sagen: „Ja, HErr. Es muss ja so sein, wenn du's sagst.“ Und Gott überschlägt sich ja schier, dass er das mit einem Schwur belegt oder hier spricht er davon, dass Er eine Verfügung trifft. Bund meint ja hier eigentlich ein Testament, eine letztgültige rechtliche Bestätigung, dass Gott sagt: „Ich habe Friedensgedanken für dich.“
Und Gott kennt uns doch durch und durch, wie uns das bewegt. Und wenn Sie das hören, dann können Sie entweder nur sagen: „Na, lieber Gott, also nein, nein, das glaube ich dir nicht, das nehme ich dir nicht ab, das kaufe ich dir nicht ab!“ Oder Sie können bewegt danken für Seine Gnade, die ja nicht erst heute Morgen beginnt. Die uns schon begleitet seit unserer Geburt. Unverdient. Und dann gehen wir hinein in die Erschütterungen, die vor uns liegen und sagen: Nun weiß und glaub ich feste, ich rühm’s auch ohne Scheu, dass Gott der Höchst und Beste, mein Freund und Vater sei und dass in allen Fällen er mir zur Rechten steh und dämpfe Sturm und Wellen und was mir bringet Weh. (Paul Gerhard).
Oder: Bei der Losung vor ein paar Tagen habe ich aufgemerkt, wo es da geheißen hat: Seht, die Gnadenpforte ist nun völlig aufgetan. Geh' doch hinein! Da wird der Glaube fest. Nur über der Gnade Gottes lebt der Glaube.
Der Erweckungsprediger Spurgeon hat so ein schönes Büchlein geschrieben. „Ganz aus Gnaden“. Ich hab' mal gesagt, das gehört zu den zehn wichtigsten Büchern, die man in einer Bibliothek haben kann. Und da sagt er: Es geschieht bei evangelischen Christen dauernd, dass sie sagen, der Glaube sei das Entscheidende. Das stimmt nicht! Der Glaube ist nur die Röhre, die die Gnade Gottes empfängt. Nicht der Glaube macht dich selig, sondern die Gnade Gottes. Die Gnade Gottes, die steht da, unabhängig ob du glaubst oder nicht. Du kannst sie ausschlagen und wegwerfen. Nimm sie! Für dich ist die Türe aufgetan. Du darfst glauben und fest werden.
Das will ich noch erklären an einem Beispiel, damit man es nicht vergessen kann. Da schreibt der Hebräerbrief ganz am Ende: Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde. Da hat er schon gewusst, wie Christen leicht hin und her geworfen sind. Wir brauchen ja den Beistand, wenn's an mich geht und wenn mir Hügel zusammenbrechen und Berge weichen. Dann brauchen wir den Beistand des anderen, der mich stärkt und die Gnade Gottes zuspricht. Und das Herz, das zappelt und wankt und schwankt, wird nur fest durch Gnade.
Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade.
Da meinen wir bei Gnade immer, ach das ist so Zufall oder das geschieht nur da, wo Gott will. Das stimmt ja nicht! Sondern du musst dich für diese Gnade öffnen, musst sie hinein leuchten lassen in dein Leben.
Wenn sie an einer Baustelle vorbeikommen, dann denken Sie noch einmal daran, wenn die Bauleute den Beton anrühren und den Zement hineinwerfen und dann die Verschalung machen. Das ist ein loser dürftiger Brei, so ein Matsch, wo Kinder gerne drin spielen. Aber der wird fest, stabiler Beton. Dass ihr Glaube so fest wird, dass Sie hineintreten können in die Ängste, die vor ihnen liegen, so wie es dann hier das Wort Gottes weiter zuspricht. Lesen Sie das im V.11, wie das weitergeht: Du Elende, über die alle Wetter gehen, die keinen Trost fand! Siehe, ich will deine Mauern auf Edelsteine stellen. V. 13 ... und großen Frieden haben deine Söhne. V. 14 Du wirst ferne sein von Bedrückung.
Wissen Sie, wie Gott einen da ermutigt? Das ist ja das Thema unserer Predigtreihe, wie Gott tröstet, wie Gott aufrichtet. Die Gnade Gottes ist doch kein Spruch, ist doch nicht Luft, ist doch keine Idee von Menschen!
Noch die letzte Frage:
3. Aber wenn ich keinen Frieden finde?
Aber wenn ich nun doch keinen Frieden finde? Dieses Wort ist so wunderbar! Ich habe gerade 100*Spruchkarten bei mir in meinem Schreibtisch liegen mit diesem Wort und verschicke die. Und viele lesen das bei Geburtstagsgrüßen und denken: Na ja, ein schönes Wort, aber letztlich Frieden haben sie nicht gefunden und gewiss ist ihr Glaube auch nicht geworden. Warum eigentlich nicht? Sie können Bibelworte nicht klauen. Sie können sie nicht rauben. Sie können die Worte nicht loslösen. Und das ist merkwürdig.
Im Bethesda (Krankenhaus)sind an der Wand immer so schöne Bibelworte. Und das spürt jeder, der hereinkommt, ob gläubig oder nichtgläubig: Das sind große Worte, die Ruhe geben für unsere friedelose Seele. Aber sie kriegen keinen Frieden, denn man kann nicht Worte nehmen und mit Worten selig werden, sondern nur durch die Hingabe des ganzen Lebens an Jesus.
Ich will's Ihnen erklären: Wenn sie Kinder vor Augen haben, undankbare Kinder, die nie kapieren, was die Mutter ihnen Liebes geschenkt hat, die werden nichts verstehen können. Wir erleben undankbare Menschen, die nie begreifen, was sie Liebe von anderen erfahren haben und es gibt eine Undankbarkeit der Gnade Gottes gegenüber. Da hat Gott sich das Größte überlegt, um dieser Welt eine Rettung anzubieten: Seinen Sohn sterben zu lassen. Die Menschen sagen, HErr Jesus, das kannst du uns in dieser Zeit nicht zumuten, das ist uns unsympathisch mit dem Blut und ein bisschen arg Opfertheologie. Lass mal das vielleicht weg. Wir sprechen am Karfreitag lieber über die leidenden Menschen in Südafrika oder Mittelamerika. Und Gott will uns seine Gnade so groß machen. Wie gnädig er uns sucht. Das hat er getan. Siehst du's nicht?
Man kann es nur über seinem eigenen undankbaren Leben vor Gott erkennen. Ich streite mich nicht, ob Tränen dazu gehören. Aber wahrscheinlich muss uns doch das so tief erschüttern, wie undankbar wir der Gnade Gottes gegenüber waren. Der, der uns liebt und uns sucht. Wenn Sie das nicht verstehen: Für sündige Menschen ist Er gestorben, die Gottes Liebe mit Füßen getreten haben. Die sich nicht dafür interessiert haben. So haben wir alle gelebt. Solche Leute sucht Er. Und da kann ich es nur annehmen und danken und sagen: „Vielen Dank für deine Gnade, dass sie mir gilt!“
Das Wort schließt: „Spricht der Herr, dein Erbarmer. Der sich mit ewiger Gnade mein erbarmen will. Das ist der feste Grund meines Lebens, wenn alles wankt und bricht. Sie können das nicht als Wort nehmen für ein paar schöne Stunden ihres Lebens. Es ist die Frage, ob das Ihre Selbstsicherheit wird: Gott hat sich meiner erbarmt. Und wenn alles in meinem Leben zusammenbricht: Das steht fest, unverrückbar! Das kann nicht weichen und nicht wanken. Gott hat sich meiner erbarmt, er hat mich angenommen, ich gehöre ihm im Leben und im Sterben. Ich bin sein eigen und es gilt für immer und ewig: Der Bund des Friedens steht. Seine Verfügung kann niemand mehr wegtun, auch meine Sünde nicht, auch meine Schuld nicht. Geht das überhaupt noch -vielleicht doch-, dass ich's wegschiebe? „Nein“, sagt Er: „Ich mach das fest, du darfst dich freuen darin und gewiss sein!“
Amen
Winrich Scheffbuch, 15. April 1984, Ludwig-Hofacker-Gemeinde, Stuttgart