1. Zum Evangelisieren braucht man viel Courage
Evangelisieren ist kein attraktiver Dienst. Boten des
Evangeliums stehen ein Leben lang in hartem Kampf. Paulus wurde oft geprügelt, verspottet oder hinausgeworfen -
um Jesu willen. Es sind nicht bloß ablehnende Menschen, die das tun, sondern dahinter
stehen unheimliche, finstere Mächte, die Gottes Wahrheit verdrehen und verfälschen.
Der Kampf ist deshalb so zermürbend, weil von den ersten Tagen der Christenheit
an die schlimmsten Widerstandsnester mitten in der Gemeinde Gottes sitzen. Nicht zuletzt deshalb auch sind
Evangeliumsboten so angefochten, weil sie ein Leben lang gegen den alten
Menschen in sich selbst kämpfen müssen.
Jetzt aber steht der inhaftierte
Apostel Paulus vor dem baldigen Märtyrertod (7): Bald ist es ausgekämpft! Wie
schwer der Kampf auch ist, das Ende wird wunderbar und herrlich sein. Umso mehr
Sorge hat Paulus um seinen jungen Mitstreiter
Timotheus. Der war körperlich angeschlagen, ja kränklich und hatte mächtig
Angst vor der Aufgabe. Paulus ahnt auch, wie der scheue Timotheus sich nach Frieden sehnt. Und das in einer
Zeit, wo viele vom Glauben abfallen (II 1,15). Immer wieder fordert er deshalb
Timotheus zum guten Kampf auf. „Leide mit als guter Streiter von Christus
Jesus!“ (2. Timotheus 2, 2) Schäme dich
nicht des Zeugnisses vom Kyrios Jesus, sondern leide mit mir für das
Evangelium. Bloß wegen dieses Evangeliums wird Paulus wie ein krimineller
Verbrecher behandelt (2, 8). Deshalb schärft er Timotheus ein: „Alle, die
gottesfürchtig leben wollen, müssen Verfolgung leiden“ (3, 12).
Im Angesicht des nahen Todes hat
Paulus jetzt sein Testament gemacht, sein Vermächtnis.
Das treibt ihn bis in die letzten Stunden seines Lebens um, ob der junge
Mitarbeiter wirklich in die Lücke tritt, die der Apostel mit seinem Heimgang hinterlässt.
Ob Timotheus das wirklich begriffen hat, macht dem Apostel schlaflose Nächte.
Darum mahnt er inständig – (V.1), als
letzte Verpflichtung vor dem Richterstuhl von Jesus Christus, vor dem wir alle
Rechenschaft geben müssen. Nein, der Dienst am Evangelium und das schwere
Leiden im Kampf für das Evangelium ist nicht in unser Belieben gestellt. Es ist
nicht wichtig, ob es uns Spaß macht, erst recht nicht, ob wir es können. Es ist
uns befohlen! Darum müssen wir es tun ohne Leidensscheu. „Weh mir, wenn ich das
Evangelium nicht predigte“ (1. Korinther 9, 16). Es ist ein Muss, von Gott
verordnet!
„Es wird dir schwer werden, gegen
den Stachel auszuschlagen!“ hat Jesus schon bei der Berufung des Paulus
angekündigt. Wie wird das sein, wenn Jesus wiederkommt und sein Reich
aufrichtet, und wir haben die große Einladung zum Fest nicht weitergesagt?
Dafür tragen wir ganz persönlich vor dem ewigen Weltenrichter die
Heute
spricht man ja großspurig und leichtfertig von der Weltverantwortung. Ist uns
wirklich bewusst, dass wir als klitzekleine Weltbürger in unserer Welt dabei
nur eine sehr bescheidene Mitsprachemöglichkeit haben? Bestimmt am meisten und
allein durch die Fürbitte. Darum sollte uns diese geistliche
Welch ein Ernst! Ich will jetzt
nur von der persönlichen Evangelisation
reden. Ohne andere Formen abzuwerten, halte ich dieses Zeugnis für die
wirksamste Evangelisation. Ich würde einmal behaupten, dass ca. 90 % auf diesem
Weg Christ geworden sind. Wie schlimm
ist es dann, wenn wir so oft stumme Hunde sind, die nicht bellen können!
Oder wenn wir aus Trägheit auf Tauchstation gehen. Oder wenn wir feige sind,
weil einige spotten. Von dem Gebrüll der Wölfe, zu denen uns Jesus schließlich
gesandt hat, ist dabei noch gar nichts zu hören.
Hier wird klargestellt: Das
Weitersagen des Evangeliums geht alle an. Es ist nicht auf die hauptamtlichen
Profis beschränkt. Das Evangelisieren ist eine von Jesus verordnete allgemeine Christenpflicht. Darum darf
und kann uns das keiner ausreden. Und dieser Auftrag bleibt bis zur Wiederkunft
von Jesus bestehen. Hier gilt das biblische allgemeine Priestertum aller
Gläubigen, weil Jesus sein Heil durch alle bis an die Enden der Erde wirksam
werden lassen will. Alle sollen seine Zeugen sein, allerdings jeder an seinem
Platz. Ob in der Nachbarschaft, unter Kollegen, bei Hausbesuchen oder auch bei
Da steht im 2.Vers: Predige
das Wort. Was unter diesem Begriff „Predigen“ abläuft, ist heute
missverständlich. Predigen, da denkt man an theologische Abhandlungen oder
Besinnungen zu aktuellen Tagesereignissen. Oft genug belanglos, langweilig und
alltäglich.
Was ist denn wirklich mit dem Predigen gemeint? Mache das
Jesusevangelium überall bekannt!
Verkündige, wie das Sterben von Jesus alle deine Sünde sühnt. Rede von seiner
Auferweckung laut und öffentlich! Preise die rettende Liebe von Jesus, rühme
sein Erbarmen vor den Leuten!
Was aber soll denn gepredigt
werden? Zunächst das Wort – das
Evangelium.
Das bedeutet zu allererst, es muss etwas gesagt werden. Es gibt kein wortloses
Verkündigen, auch wenn es überall bis zum Überdruss behauptet wird. Man kann
nicht mit seinem Leben predigen, wenn man nicht dazu auch den Mund aufmacht.
Nein, auch Jesus zog nicht schweigend durch Galiläa, sondern er verkündigte das
Reich Gottes. Oder er rief zur Umkehr auf. Das ist ganz wichtig, wie Jesus der
Verkündigung Vorrang gab.
Noch etwas, was das Sagen des
Evangeliums oft hindert. Wir sind alle heute bedrängt und herausgefordert durch
die unbeschreibliche soziale Not in weiten Teilen der Welt. Das geht ganz
bestimmt alle Christen an! Die soziale
Darf ich das noch einmal
zusammenfassen: Paulus macht uns die Aufgabe dringlich, das Evangelium wie ein
Herold auszurufen. Wir sollen das vernünftig, verständlich, warmherzig,
begeistert, dringlich und überzeugt tun. Durch unser Reden!
Aber nun müssen wir zum Inhalt der Verkündigung kommen: Das
Wort – das ist für Paulus das von Gott ihm anvertraute Evangelium. Es ist nicht
in unser Belieben gestellt. Es ist keine menschliche theologische Meinung,
sondern das von Gott geoffenbarte Christusgeheimnis, ein ewiges und immer
gültiges Evangelium für alle Menschen aus allen Nationen und Völkern. Keiner
hat das Recht, die Offenbarung Gottes seinen Gedanken anzupassen oder auch nur
originell umzuformen, auch nicht zu verändern oder anderen bequemer zu machen.
Wie wurde dieses Evangelium durch
die Apostel – etwa Paulus – gepredigt? Sie wussten, dass es auf Menschen in
einer anderen Kultur oft fremd wirkte, oder vor den kritischen Weisen der Zeit
Anstoß erregte. Das Evangelium mit dem Kreuzestod von Jesus bleibt seit den
ersten Tagen ein Wort törichter Predigt. Es hat aber Gott gefallen, allein
dadurch die große Gottesfeindschaft der Menschen zu überwinden.
Mein Wort und meine Predigt geschah nicht in überredenden
Worten menschlicher Weisheit, sondern in Schwachheit und großem Zittern in
Erweisung des Geistes und der Kraft. (1. Korinther 2, 3 f.)
Wie habt ihr denn den Geist empfangen?, fragt Paulus die Galater. Durch die Predigt vom Glauben!
Unser Abschnitt hier – die Mahnung des Paulus an Timotheus – hängt ja ganz eng mit den Versen unmittelbar davor zusammen. Es ist die Schrift, und besonders hier das Alte Testament, die uns zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus unterweist.
4. Das Geheimnis der Kraft des Bibelwortes
Es gibt dafür eine eindeutige Begründung. Deshalb weist
Paulus auf eine Besonderheit der Schrift –
also der Bibel – hin, die dieses Buch von allen anderen unterscheidet.
„Alle Schrift von Gott eingegeben“
(2. Timotheus 3, 16). Das ist ganz entscheidend. Wie oft haben wir das
diskutiert: Ist die Bibel von Gott inspiriert? Natürlich hat Gottes Geist bei
der Abfassung mitgewirkt. Aber das Besondere ist doch, dass dieser Leben
schaffende Geist Gottes bis heute in jedem Bibelwort steckt. Welch eine ungeheure
Energie und sprühende Dynamik! 2. Petrus 2, 1: Menschen haben geschrieben –
„getrieben vom Heiligen Geist“. Bis heute wirksam ist diese Inspiration. Was
Gott spricht, das geschieht! Das Wort bewirkt, wozu es gesandt ist. Es ist kein
leeres Wort. Allein der Geist Gottes erforscht die Tiefen Gottes. Darum hat
Gott sein Wort, wenn er Menschen retten will, nicht menschlicher Täuschung,
Lüge und Verdrehung überlassen. Und weil die
Bibel wirklich vom Geist Gottes inspiriert ist, darum kann das Wort Gottes uns auch lebendig machen!
In der Bibel sind Wort und Geist
gegeneinander auswechselbar: Der Heilige Geist wird mit seinem Wirken immer mit
dem Wort Gottes verknüpft. So ist das Schwert des Geistes – das Wort Gottes
(Epheser 6, 17)!
In
seinem Wort begegnen wir Christus, erkennen seine Herrlichkeit und grenzenlose
Kraft. Unser Glaube empfängt die allergrößten Verheißungen, die es in dieser
Welt überhaupt gibt. Und durch dieses energiegeladene Wort Gottes wird unser
begrenztes und schwaches Leben bis in die Tiefen des Herzens, der Seele und des
Gemütes teilhaftig der göttlichen Natur (2. Petrus 1, 4).
Neugeboren
werden wir aus einem unvergänglichen Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort
Gottes, das da bleibt (1. Petrus 1, 23). So kann das Wunder der Neugeburt durch
den Heiligen Geist folgerichtig als „Wasserbad im Wort“ (Epheser 5,16)
umschrieben werden. Auch die Heiligung unseres unheiligen Lebens geschieht
durch das Wort Gottes (1. Timotheus 4, 5). „Heilige sie in der Wahrheit“, betet
Jesus, „dein Wort ist die Wahrheit!“(Johannes 17, 17) Das Wort ist das Mittel
für den Heiligen Geist, unser Leben zu durchdringen. Darum sagt Jesus: „Die
Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und Leben“ (Johannes 6, 63).
Die
Schrift lehrt, weist zurecht, bessert,
erzieht zur Gerechtigkeit und macht Menschen Gottes vollkommen, zu allem guten
Werk geschickt (2. Timotheus 3, 16 f.)
Durch das Wort Gottes werden wir
geführt. Das Gotteswort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Weg
(Psalm 119, 105). So will und kann der Heilige Geist ganz konkret die Kinder
Gottes führen und „treiben“ (Römer 8, 14).
Vorsicht: Wo man den Geist Gottes vom Wort trennt, landet
man in der ungöttlichen Schwärmerei und in unwirklichen und unbiblischen
Träumen!
Wie wurde die erste Christenheit
gebaut und wie wuchs die Gemeinde von Jerusalem? Das Wort breitete sich aus,
wuchs, mehrte sich und wurde mächtig (Apostelgeschichte 19, 20, 12, 24). So
reifte die Frucht des Geistes heran (Galater 5). Und sie wurden dem Wort
gehorsam. Das ist das wichtigste und gewaltigste Gemeindeaufbauprogramm
überhaupt!
Heute gibt es ein Schlagwort:
Lebe deine Träume! Wissen wir noch, welche Kraft Gottes Wort hat? Wer mein Wort hat, der predige mein Wort
recht! Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen? Ist mein Wort nicht wie ein
Feuer und ein Hammer, der Felsen zerschmeißt (Jeremia 23, 28f.).
Man
kann oft den Eindruck gewinnen, als ob das Wichtigste bei Evangelisationen der
Rahmen sei. Sicher braucht das viel Liebe, Einfühlungsvermögen, auch Originalität.
Frucht kann aber allein durch die Aussaat und das Heranreifen des Bibelwortes
wachsen.
Darum ist
feurige Begeisterung und emotionale Wut nicht genug zum Evangelisieren. Es
hilft niemand, auf die Straße hinzustehen und zu rufen: Glaubt, glaubt, glaubt!
Was sollen die armen Leute denn glauben? Darum war zu allen Zeiten das
Kennzeichen der Erweckung immer die zentrale Verkündigung biblischer Lehre. Echte
Erweckung fiel immer zusammen mit einer klaren biblischen Unterweisung in den
Kardinalfragen der Wahrheit (Spurgeon).
Das gilt ganz besonders in den
schlimmen Zeiten der Gesetzlosigkeit, in unheimlicher moralischer Verwilderung,
wo die Liebe erkaltet. Auch damals schon entarteten die Gemeinden zu einem
unverbindlichen Schwatzclub. Und das Evangelium wurde verdreht und umgedeutet,
sogar die gute Nachricht von der Auferstehung von Jesus.
Nur die Kraft des Geistes Gottes
kann durch gesunde Darlegung der Schriftwahrheit Lügen entlarven, falsche Lehre
aufdecken und Menschen von nichts sagenden Fabeln und eigenen Gedanken
zurückführen zum lebendigen Jesus, der dem Tod die Macht genommen hat. Auch
wenn Evangelisation umstritten ist, so werden wir doch immer wieder überwältigt
sein, wie heute Menschen nach fester und gewisser Bibellehre hungern.
Zur Zeit und zur
Unzeit. Ach
ja, überall gilt das als ausgemachte Sache: Man kann heute nicht mehr wie früher evangelisieren, Lieder singen,
einladen. Welch eine Riesenverbeugung vor der Mode der Zeit heute! Ich fürchte
aber, viel von dem neuen Stil ist künstlich aufgesetzt und den Menschen heute
erst recht fremd. Wer in Liebe den Menschen nachgeht, merkt, dass ihre Nöte die
gleichen sind wie vor 2000 Jahren. Bei allem Fortschritt bleibt der Mensch doch
immer derselbe. Das wusste schon Goethe. Es gibt keine rosa Zeiten für das
Evangelium. Wer auf den richtigen Moment wartet, wird nie zum Schuss kommen! Ob
passend oder unpassend, mache du heute überall und bei allen Jesus groß. Gerade
in einer Christenheit, in der die Kirchen immer leerer werden und das
Predigtwort so wenig bewegt. Bezeuge du den Heiland Jesus und seine Kraft,
Menschen zu verändern. Sei ein Zeuge von Jesus Christus!
Überführe! Nenne Sünde beim Namen.
Weise
zurecht! und
das mit einem sanftmütigen Geist, damit Irrende gerne umkehren. Rede ins
Gewissen.
Ermahne!
In der
persönlichen Seelsorge, notfalls unter Tränen (wie Paulus), sorge dich um den
Glauben von angefochtenen Christen.
Mit
aller Langmut. Das
können nur Beter wirklich, in Liebe und doch völlig klarer Eindeutigkeit. Mit
geduldiger Belehrung und Hinweis auf die biblischen Grundlinien. Wie tut heute
solche brüderliche Ermahnung unter Christen und ganz besonders unter
Mitarbeitern not!
Fassen wir zusammen: Evangelisieren ist ein Kampf auf Leben und Tod, weil die Gemeinde Gottes von falscher Lehre verführt und zerstört wird. Viele wollen nicht mehr dem Glauben gehorsam werden. Deshalb suchen sie Prediger, die ihnen nach dem Mund reden. Wir brauchen etwas Neues – heißt die Devise. Etwas, was unsere Gefühle erregt, in den Ohren kitzelt.
Wie klar und eindeutig beschwört
Paulus den Timotheus: Tu du das Werk eines
Predigers des Evangeliums! Immer wieder steht da in der Bibel das Wort
Freimut – nein, nicht Freudigkeit. Rede mit Freimut das Wort! Sei du ein
Jesuszeuge mutig, kühn und unerschrocken. Niemals darf die Botschaft
stromlinienförmig an die Mode der Zeit angepasst werden. In der letzten bösen
Zeit mit ihren massiven antichristlichen Angriffen würde sie damit unwirksam.
Nein, in solchen Zeiten wird das Amt des Evangelisierens und die Treue zu Jesus
noch wichtiger. Entscheidend ist nicht, was die Leute hören wollen, sondern der
Auftrag, den Jesus gegeben hat. Dabei ist dem Evangelisten nie Erfolg
verheißen. Im Gegenteil! Als Zeuge der Wahrheit wird ihm widersprochen werden.
Schließlich kann das Weizenkorn nur dann Frucht bringen, wenn es in die Erde
fällt und stirbt.
Deshalb: Leide willig! Richte dein Amt redlich aus! Und sei nüchtern!