Babel - wer hoch hinaus will, wird tief fallen - Auf der Suche nach Einheit

 

Wolfgang Nestvogel

21.06.2014

Maleachi-Konferenz I - 19.06.-21.06.2014 - Zavelstein - Referat 6

ID: 26050

 

 

 

Also in dem Sinne liegt dann Babylon eindeutig in Madrid oder inzwischen auch in London und niemand weiß, ob nicht auch Rom noch dazu kommt. Aber Rom und Babylon passen sowieso gut zusammen. Also wir verfolgen das Geschehen in Brasilien mit Aufmerksamkeit und sehen, welche interessanten Bezüge zu unserem Thema sich noch ergeben. Wir werden das nur leider hier nicht mehr gemeinsam erleben den Ausgang dessen.

Wir schauen in eine andere Metropole, in eine andere Hauptstadt, nämlich in unsere eigene: Berlin. Wenn ich euch frage, liebe Geschwister, welches ist zurzeit das lächerlichste Großbauprojekt in Deutschland? Dann gehen unsere Gedanken wahrscheinlich größtenteils zum Berliner Großflughafen. Erst kürzlich schrieb die Berliner Morgenpost, nach Aussagen des Bürgermeisters Wowereit sei der BER – dieser Berliner Großflughafen – nach wie vor das größte ungelöste Problem in Berlin. Und es hat sich nichts grundsätzlich geändert an der Situation, die der Spiegel im Mai letzten Jahres so formulierte: „Der Berliner Großflughafen entwickelt sich zur wohl teuersten ruhenden Baustelle der Republik. Seit dem vorigen Sommer – also seit 2012 – sind die Arbeiten am dem weitgehend fertiggestellten Terminal fast zum Erliegen gekommen.“ Und der Titel dieser Meldung lautet: „Berliner Chaos-Projekt Flughafenbaustelle kostet 20 Mio € im Monat. Dauerbeleuchtung auch nachts, Klimaanlagen auf Hochtouren, v.a. die Energiekosten machen den Debakel-Flughafen zur wohl teuersten Baustelle der Bundesrepublik.“ Gedacht war er als Prachtexemplar überlegener Technologie und genialer Logistik, heute ist er nur noch Objekt des Spottes der Kabarettisten, ein Beispiel für Misswirtschaft und klägliches Scheitern. Erreicht fast nur noch von der Elbphilharmonie in Hamburg.

Auch die Bibel, auch die Bibel berichtet von einem Prestigeobjekt, von einem Großprojekt, das niemals über den Status einer Baustelle hinaus kam. Das Projekt war mindestens so ehrgeizig und ambitioniert wie der Berliner Flughafen, nur das Motiv hinter dem Bau war noch ideologischer. Es ging um Einheit im Weltformat. Damals wurde das Modell 'Globalisierung' geboren.

In unseren Tagen wirkt das ja wieder wie ein Zauberwort: Einheit, wenn es um die Lösung der großen Probleme geht, wird Einheit geradezu wie ein Mantra beschworen: Nur gemeinsam sind wir stark, je stärker die Einheit, umso größer die Wirkung. Das gilt nicht nur im Bereich der Politik, sondern auch für religiöse Anliegen im weitesten Sinne. Einheit war nicht nur ein großes Schlagwort etwa bei der Europa-Wahl kürzlich, sondern auch, um ein im wahrsten Sinne des Wortes naheliegendes Beispiel zu nennen: vorgestern beim Christus-Tag hier nebenan in Stuttgart.

Im Idea-Interview hat im Vorfeld einer der Leiter des Christus-Tages Ralf Albrecht gesagt: [Zitat] „Der Christus-Tag fördert die Einheit unter den Christen und Einheit wird ein Schlüssel sein, um Europa wieder näher an Gottes Herz zu führen.“ „Einheit wird ein Schlüssel sein,“ - so Ralf Albrecht - „um Europa wieder näher an Gottes Herz zu führen.“ Das ist eine interessante Perspektive. Zur Vorbereitung des Christus-Tages gab es ja bekanntlich diese große Aktion „Zeit zum Aufstehen“. Die Thesen als solche waren nicht so aufregend, wohl aber die Auswahl der Erstunterzeichner. Eine breite Koalition ist dort ganz gezielt gebildet worden, eben im Interesse der Einheit. Und die Frage ist: Wie sollen wir uns dazu verhalten, liebe Geschwister? Wir als Maleachi-Kreis, wir als einzelne Christen. Wir müssen uns dazu äußern. Wir können uns nicht wegducken. Wir müssen Fragen beantworten: unseren Kindern, den Jüngeren und Älteren in unseren Gemeinden, anderen Glaubensgeschwistern. Vor einigen Monaten schrieb mir der Geschäftsführer eines Glaubenswerkes, als dieser Aufruf erschien: „Was haltet ihr davon?“ Was haltet ihr davon? Wir müssen Stellung beziehen. Wir müssen Ent­scheidungen treffen auch.

Und der Bibeltext, der heute zum Abschluss der Konferenz auf dem Programm steht, konfrontiert uns genau mit diesem Thema, genau mit diesem Thema: Einheit und Vielfalt im weltweiten Maßstab. Auf der Suche nach Einheit könnte man dieses Kapitel auch überschreiben.

Wer hoch hinaus will, wird tief fallen. Untertitel: Auf der Suche nach Einheit. Die Frage nach Globalisierung im großen Stil ist eine Frage seit der frühesten Geschichte der Menschheit. Ihr Lieben, die Rede von der einen Welt, die stammt ursprünglich nicht von Esoterikern oder grünen Ideologen, sondern sie steht bereits im 11. Kapitel der Bibel. Im 11. Kapitel der Bibel. Eine Welt. Und das ist typisch für die Urgeschichte, dass sie diese großen Fragen thematisiert. Sie nimmt uns mit hinein in Gottes große Perspektive mit seiner Welt. Und d.h., wir müssen uns damit auseinandersetzen. Wir müssen das durchdenken. Wir dürfen uns nicht nur – Andreas Fett hat das ja gestern auch schon zurecht gesagt – wir dürfen uns nicht nur auf den kleinen Maßstab unserer persönlichen Frömmigkeit zurückziehen. Wir dürfen nicht immer nur gleich fragen: Ja, und was bedeutet das jetzt für mich in kleiner Münze? Das müssen wir auch fragen. Aber darauf dürfen wir uns nicht reduzieren, liebe Geschwister. Geistiger Provinzialismus ist keine geistliche Tugend, sondern es ist die Weigerung gegenüber dem Auftrag des Schöpfers: Macht euch die Erde untertan! Es ist auch eine Form der Verweigerung. Und deswegen ist das gut, was wir gesungen haben in der dritten Strophe eben: „Wie weit kann ich denken? Wie komme ich dahin, nicht nur für mich selber zu leben?“ Das betrifft auch unser Denken, unser Durchdringen. Gottes Wort mutet uns mehr zu als die Reduktion auf unsere persönliche Frömmigkeit. Wie sollen wir und andere klarkommen? Wie sollen wir einwirken? Wo sollen wir Einfluss nehmen mit den Mitteln, die Gott uns gegeben hat? Und deswegen dürfen wir auch Orientierung und Antworten erwarten, wie wir mit der großen Einheitsfrage umgehen sollen, und in dieser Erwartung lesen wir miteinander 1. Mose 11 die Verse 1 – 9. Ich lese es nach Schlachter 2000:

1 Und die ganze Erde hatte eine einzige Sprache und dieselben Worte. 2 Und es geschah, als sie nach Osten zogen, da fanden sie eine Ebene im Land Sinear, und sie ließen sich dort nieder. 3 Und sie sprachen zueinander: Wohlan, lasst uns Ziegel streichen und sie feuerfest brennen! Und sie verwendeten Ziegel statt Steine und Asphalt statt Mörtel. 4 Und sie sprachen: Wohlan, lasst uns eine Stadt bauen und einen Turm, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, dass wir uns einen Namen machen, damit wir ja nicht über die ganze Erde zerstreut werden! 5 Da stieg der HERR herab, um die Stadt und den Turm anzusehen, den die Menschenkinder bauten. 6 Und der HERR sprach: Siehe, sie sind ein Volk, und sie sprechen alle eine Sprache, und dies ist [erst] der Anfang ihres Tuns! Und jetzt wird sie nichts davor zurückhalten, das zu tun, was sie sich vorgenommen haben. 7 Wohlan, lasst uns hinabsteigen und dort ihre Sprache verwirren, damit keiner mehr die Sprache des anderen versteht! 8 So zerstreute der HERR sie von dort über die ganze Erde, und sie hörten auf, die Stadt zu bauen. 9 Daher gab man ihr den Namen Babel, weil der HERR dort die Sprache der ganzen Erde verwirrte und sie von dort über die ganze Erde zerstreute.

Ihr habt es gesehen, der Begriff „die gesamte Erde“ schließt unseren Text ein wie eine Klammer – in Vers 1 und in Vers 9 sehen wir das jeweils – ganz deutlich: Die ganze Erde hatte eine einzige Sprache. Und in Vers 9:    
Daher gab man ihr den Namen Babel, weil er dort die Sprache der ganzen Erde verwirrte und über die ganze Erde zerstreute.
Das ist die Klammer. Das ist die Schicksalsfrage, die sich durch diesen ganzen Text dann hindurchzieht: Einheit oder – und das ist hier der Gegenbegriff zu Einheit – Zerstreuung. Und der erste Satz beschreibt dann eine weltweite Form der Einheit, die man sich heute kaum noch vorstellen kann: eine Welt. Die ganze Erde hatte eine einzige Sprache und dieselben Worte. Man bedenke, zu diesem Zeitpunkt war der Sündenfall bereits passiert, die Sintflut war schon Geschichte. Und doch hat Gott die Hand noch immer nicht abgezogen von der Menschheit. Und nach wie vor gilt sein Auftrag in 1. Mose 1, 28, der dann nochmal wiederholt wurde in 1. Mose 9, 1. 1. Mose 1, 28:

Und Gott segnete sie; und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan; und herrscht …!

Und in Kapitel 9, 1 wird das dann nochmal aufgenommen und Gott erneuert das:

Und Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und erfüllt die Erde!

Breitet euch aus! Beherrscht sie und füllt sie! Und dazu teilen die Menschen ein Pfund, dass der Schöpfer ihnen – und nur ihnen – als besondere Ausstattung geschenkt hat, und dass ist diese gemeinsame Sprache, diese Universalsprache. Am Anfang unseres Textes steht also:

 

1.   Die geschenkte Einheit   
Es ist die Einheit der Sprache. Die Fähigkeit, sich in Wörtern auszudrücken, gehört zu den Alleinstellungsmerkmalen des Menschen. Das ist ein Kennzeichen unserer Gottebenbildlichkeit, dass wir Gedanken in Worten aus­drücken, dass wir mit Sprache kommunizieren können. Und ihr wisst das, liebe Geschwister: Gott hat der Sprache von Anfang an eine Gestaltungsmacht verliehen, eine schöpferische Kraft. Gott hat selbst die Sprache geschaffen. 1. Mose 1 durch das Wort: Und Gott sprach. Und am Anfang des Johannes-Evangeliums wird das dann wieder aufgenommen:
Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort und alles ist durch das Wort gemacht.        
Und als Adam dann in die Gestaltung der neugeschaffenen Welt einbezogen wurde, sollte er dies mit welchem Instrument tun? Mit dem Instrument der Sprache. In 1. Mose 2, 19-20 steht, was ein Teil seines Kulturauftrages gewissermaßen war. 1. Mose 2, 19 - 20:      
Und Gott der HERR bildete aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde, und damit jedes lebendige Wesen den Namen trage, den der Mensch ihm gebe.        
Er wird gewissermaßen als Hilfs-Schöpfer beteiligt. Er benennt die Macht der Sprache. Worte sind nicht Schall und Rauch. Wörter haben Macht. Das sehen wir etwa am Jakobus-Brief Kapitel 3. Lest mal, welch zerstörerische Macht Wörter auch haben können. Das ist der Grund – Worte haben Macht – warum sich Diktatoren vor Dichtern fürchten. Warum hat denn das diktatorische Regime der DDR einen Dichter etwa wie Reiner Kunze verfolgt bis hin zur Bedrohung seiner Gesundheit und zur Androhung, ihn ins Gefängnis zu stecken? Was hat der Mann denn gemacht? Er hat Verse geschrieben. Sprachlich großartige Verse. Aber – er war ein Dichter – und eine waffen­starrenden Diktatur hat sich vor ihm gefürchtet. Sprache – gerade gemeinsame Sprache – hat eine starke Bedeutung für die Identität eines Volkes. Deswegen gibt es ja keine Integration ohne Sprache. Und deswegen ist der Sprachenstreit etwa in Belgien eine dauernde politische Wunde zwischen Flamen, die eben Niederländisch sprechen, und den Wallonen, die für das Französische ein Abonnement haben. Oder denken wir an Kanada, an die Kontroverse zwischen den Franko-Kanadiern und den Anglo-Kanadiern.
Das geht soweit, dass an der Universität von New Brunswick neulich ein blinder Franko-Kanadier, der war 39 Jahre als, 2004 ist das passiert. Also er ist inzwischen 49 – der wurde von einem Englisch-Sprachkurs ausgeschlossen, ein Franko-Kanadier, weil sein Hund nur auf französische Befehle hörte. Er war ja ein Blinder und er musste dem Hund während des Unterrichts ab und zu mal einen Befehl geben und der Hund verstand eben nur Französisch. Und die Universität New Brunswick sagte: Sorry, dann kannst du nicht an unserem Sprachkurs teilnehmen, denn in unserem Sprachkurs darf nur Englisch gesprochen werden. Der Student hat gesagt, also der Hund versteht ganz gut Französisch, aber mit seinem Englisch hapert es. Und das könnte für den Hund sehr verwirrend werden, wenn ich jetzt statt „reste“ (bleib ruhig, bleib sitzen), also sagen würde „stay“. Das könnte die seltsamsten Formen haben, wenn der Labrador plötzlich von Französisch auf Englisch umschalten müsste. Deshalb muss ich als Blinder ab und zu mit meinem Blinden-Hund Französisch reden, auch wenn das eigentlich in diesem Englisch-Kurs verboten ist. Die Universität blieb zunächst hart und erst als Tessier die Öffentlichkeit einschaltete, ließ sich die Institution erweichen.      
Nun sehen wir die Bedeutung von Sprache. Sprache ist gewichtig. Das gilt sogar schon für die Worte sündiger, sterblicher Menschen, wie viel mehr gilt es für die Worte, die von Gott beglaubigt sind. Und der deutlichste Beweis dafür ist, dass Gott Menschen für die Ewigkeit rettet. Wodurch? Durch das Wort.
Es kommt der Glaube aus der Predigt, die Predigt aber durch das Wort Christi (Römer 10, 17).     
Und Paulus schreibt in Römer 1, 16, dass das Evangelium eine Kraft Gottes ist, durch die Menschen aus der Hölle in den Himmel gerettet werden. Eine dunamis Theou. Eine Kraft Gottes, die verkündigte Wahrheit im Wort. Und so unterstreicht 1. Mose 11, 1 die Wichtigkeit der gemeinsamen Sprache durch diesen Parallelismus. Sie hatten eine einzige Sprache und dieselben Worte. Das erste könnte man übersetzen mit 'Lippe', das ist also das Instrument des Sprechens. Und das zweite ist Sprache oder die Worte, das ist das Produkt des Sprechens, so das extra noch entfaltet in diesem Parallelismus, um die Bedeutung zu betonen. Das Vorhandensein der gemeinsamen Sprache ist nun die geschenkte Möglichkeit zum Handeln. Und das gilt trotz der bereits erfolgten Brüche, trotz des bereits geschehenen Sündenfalls, trotz der bereits passierten Sintflut. Noch besteht die von Gott geschenkte Einheit der Sprache als Voraussetzung der Kommunikation. Und das Ziel, das damit erreicht werden soll, hat Gott vorgegeben: Man soll sich ausbreiten über die ganze Erde. Noch der Hinweis: Kapitel 10 schildert, wie die Menschen diese Aufgabe teilweise in Angriff genommen hatten. Und nur zu eurem Verständnis: Es ist wichtig, Kapitel 11 folgt nicht streng chronologisch auf Kapitel 10, sondern das Ereignis von Kapitel 11 – das ist ganz typisch für die hebräische Erzählweise – schildert eine Situation, die sich mitten in Kapitel 1o ereignet hat. Man kann jetzt gewissermaßen in Kapitel 10 nach der Schnittstelle suchen. In Vers 5 etwa werden die Folgen schon vorausgesetzt. 1. Mose 10, 5 da heißt es:     
Von diesen haben sie sich auf die Gebiete der Heiden verteilt, in ihre Länder, jeder nach seiner Sprache …        
Das wird in Vers 5 also schon vorausgesetzt und in 1. Mose 10, 25 gibt es diesen Hinweis:       
Und Heber wurden zwei Söhne geboren; der Name des einen war Peleg, denn in seinen Tagen wurde die Erde geteilt …   
Es kann sein, einige nehmen an, dass sich das möglicherweise auf die Kontinentaldrift bezieht, andere sagen, möglicherweise ist hier gemeint, sie wurde geteilt durch das Auseinanderbrechen der sprachlichen Einheit. Und Nimrod spielt bei dieser Machtkonstellation in Babel eine ganz besondere Rolle. Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus bezeichnet Nimrod als Kopf des babylonischen Gründungsprojektes. Von Nimrod lesen wir in 1. Mose Kapitel 10 Verse 8 – 10. Und da heißt es in Vers 10::  
Und der Anfang seines Königreiches war Babel …        
Also Nimrod einer der Köpfe hinter dieser Machtkonstellation. Dann sehen wir, wie 1. Mose 11 Vers 2 eine größere Bewegung signalisiert sowie eine Völkerwanderung:  
Und es geschah, als sie nach Osten zogen, da fanden sie eine Ebene im Land Sinear, und sie ließen sich dort nieder.       
Also dort in Mesopotamien. Die Menschheit noch als eine Familie, eine große Einheit, geeint durch das Band der Sprache. Und nun diese gemeinsame Bewegung etwa vergleichbar mit dem Aufbruch der germanischen Völker in der Völkerwanderung, ausgehend dort von diesem Mittelpunkt des Euphrat-Teils in Babylonien. Aber, jene, die mit dieser Einheit beschenkt sind, ent­decken ihre geschenkten Möglichkeiten nicht als Auftrag, um Gott zu dienen, sondern als Anreiz, sich gegenüber Gott zu erheben und sich zu emanzipieren. Und darum dieses zweimalige „wohlan“, so als gegenseitige Anfeuerung und Anstiftung. Und wir sehen, das gemeinsame Projekt lebt von der gemein­samen Kommunikation, 1. Mose 11, 3 - 4:      
3 Und sie sprachen zueinander: Wohlan, lasst uns Ziegel streichen und sie feuerfest brennen! Und sie verwendeten Ziegel statt Steine und Asphalt statt Mörtel. 4 Und sie sprachen: Wohlan, lasst uns eine Stadt bauen und einen Turm, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, dass wir uns einen Namen machen …   
Gemeinschaftsprojekt. Hellmuth Frey, der Alttestamentler, schreibt dazu: „Leise klingt in dieser sich gegenseitig anfeuernden Gemeinschaftsverbun­denheit die Freude und das Kraftgefühl einer Gemeinsamkeit an, die nicht mehr als Geschenk von oben wahrgenommen wird, sondern losgelöst von oben.“ Der Mensch, der sich auf seine eigenen Möglichkeiten besinnt. Kulturelle Gestaltungsmöglichkeiten werden geschildert in den Versen 3 und 4. Kulturelle Gestaltungsmöglichkeiten können zum guten genutzt werden. Ziegel und Asphalt sind als Baumaterial für die Region Babylon durchaus bekannt. Hier können Kulturen Gestalten entwickeln durchaus in der Linie von 1. Mose 1, 28:  
Macht euch die Erde untertan!     
Aber – der Mensch trägt eben immer sein Herz mit sich. Und seine kulturelle Betätigung wird nie mehr neutral erfolgen können. Das gilt für alles, was wir kulturell gestalten – nie mehr neutral. Und Gottes Wort legt den Finger schonungslos auf die offene Wunde, schonungslos auf das sündige Motiv. In Vers 4 am Ende. Gott sagt, warum sie das machen, mit welcher Ausrichtung:
Dass wir uns einen Namen machen, damit wir ja nicht zerstreut werden über die ganze Erde!   
Ein Doppelmotiv: Sich einen Namen machen – Eigenruhm zwecks Machterhalt – und Verweigerung des Gehorsams gegenüber dem Auftrag der Zerstreuung. Und noch einmal hat Hellmuth Frey das sehr schön beschrieben. Er sagt: „Das Kraftbewusstsein [also im Hinblick auf ihre eigenen Möglichkeiten] schwillt an zum Streben, das alle Schranken zerbrechen will, die letzte Abhängigkeit von einer ewigen Macht abschütteln will, den Fuß in den Himmel setzen und den Namen 'Mensch' an die Stelle Gottes in die Sterne schreiben will.“
Der Mensch will sich selbst verewigen, das geplante Tun dient als Mittel zum Zweck und als Motivation, die Leute zusammenzuhalten und zusammen zu hüten. Das gemeinsame Projekt soll sie aneinander binden, miteinander verbinden, zusammenschweißen. Und hier finden wir, liebe Geschwister, zum ersten Mal programmatisch ausgedrückt, was, das heißt: eine von Menschen organisierte, eine von Menschen gemachte Einheit. Eine künstliche Einheit im Dienst der Selbstbehauptung und Selbstverherrlichung gegenüber Gott. Dieses Bauprojekt soll es jedem ins Herz schreiben und der ganzen Welt vor Augen führen: Gemeinsam sind wir stark! Und wenn wir zusammenhalten, dann werden wir es schaffen. Wir müssen nur zusammenhalten. Dann können wir sogar Gottes Pläne durchkreuzen. Wir müssen nur zusammenhalten. Und so steht hier in Babylon der Prototyp für die gemachte Einheit.   

2.   Die gemachte Einheit     
im Dienst der Selbstverherrlichung. Wissen Sie, der Turm ist für sich genom­men gar nicht so wichtig. Es ist auch hier nicht gesagt, dass die Menschen sich mit einem primitiven Weltbild einbilden: Wenn sie sozusagen ausreichend viele Stockwerke bauten, kämen sie irgendwo bei Gott an. Das steht hier nicht. Aber die Höhe ihres Bauwerkes soll einen Anspruch markieren und dokumentieren. So wie die Wolkenkratzer in den Bankenvierteln von Frankfurt oder New York. Oder wie es teilweise der Größenwahn der Elbphilharmonie dokumentiert. Das muss ja nicht immer nur die Höhe sein, sondern es kann auch die Ausstattung eines solchen Bauwerkes zum Ausdruck bringen. Beim Bau der Elbphilharmonie etwa wurden für simple Papierhandtuchspender – das wär mal ne Anregung hier für Haus Felsengrund – in den Toilettenanlagen für das Stück 957 € bezahlt. Ja, und dann wundert man sich nicht, dass die Kosten so explodiert sind. Die Elbphilharmonie wird in kurzem 866 Mio € ver­schlungen haben, wovon etwa 800 Mio die Steuerzahler zu berappen haben. Also, das ist auch, auch eine Form von Größenwahn. Auch eine Form von Selbstverständnis derer, die da bauen. Und es ist interessant, man kann sich aufgrund archäologischer Funde sehr gut vorstellen, wie dieser Turm damals angelegt war. Diese babylonische Elbphilharmonie ist heute bekannt als Zikkurat. Ein religiöser Prachtbau. Eine Pyramide aus mehreren abgestuften Plattformen nach oben hin zulaufend – könnt ihr euch vorstellen. Die Stockwerke sind durch Treppen miteinander verbunden. Im obersten Stock ein geweihtes Heiligtum. Man hofft, dass die verehrten Götter sich dort einfinden werden.
Das ist der Gedanke. Also, wir machen es ihnen schön und kommen ihnen so weit wie möglich entgegen, möglicherweise setzen sie sich darein. Und Babel, in der Sprache der Turmbauer, bedeutet 'Tor der Götter'. Für die Leute dient dieser Turm und diese Stadt nun als Projekt für Identitätsstiftung, ja als eine gemeinsame Idee. Als eine gemeinsame Bauidee. Als Prestigeobjekt. Man beweist es sich und anderen, was man kann. Und damit setzen wir uns ein Denkmal gegen die Vergänglichkeit. Und wir geben uns gegenseitig Halt und wir bleiben eng beieinander. Und wir schaffen uns einen Raum der Geborgenheit. Und sichern uns gegen mögliche Zukunftsgefährdungen. Und  so feiert der Mensch sich selbst in seiner Machtentfaltung. Er inszeniert sich selbst als Maß aller Dinge in diesem Prachtwerk von Stadt, in diesem Monstrum von Turm. Und der Turmbau zu Babel ist damals wirklich so passiert, liebe Geschwister. Das ist der Anspruch des biblischen Textes. Er beschreibt Geschichte, das ist wirklich so passiert. Wenn wir die Bibel ernst nehmen, können wir das nicht anders sehen.  
Aber bis heute bedienen sich Regime- und Herrschaftssysteme immer wieder solcher symbolischer Pracht-Architektur ja als Zeichen der eigenen Macht, als Anschauungsunterricht für die Massen – denken wir nur etwa an die Bauwerke der Kommunisten oder der Nazis. Es müssen nicht nur Bauwerke sein, es können auch andere Prestigeobjekte sein wie Großveranstaltungen. Das ist damals wirklich so passiert. Aber dieser Aufstand damals war auch prototypisch. Er war prototypisch für diesen menschlichen Impuls, der sich in der Geschichte wieder und wieder wiederholen sollte. Und jetzt kommt noch etwas Wichtiges. Das ist gerade auch für die Schüler wichtig, die im Reli­gionsunterricht mit dieser Fragestellung ja immer wieder befasst werden. Es ist kein Wunder, dass es mythologische Restbestände des wirklichen Geschehens in vielen anderen Kulturen gibt. Wen das interessiert, der kann dazu ein kleines Büchlein von Fred Hartmann lesen:  „Der Turmbau zu Babel – Mythos oder Wirklichkeit?“. Und da vergleicht er die Turmbau-Sagen der Völ­ker mit dem Turmbau-Bericht der Bibel. Die evolutionistische Ideologie hat ja eine spezielle Erklärung für diese unterschiedlichen Berichts- und Textformen. In der evolutionistischen Glaubensanschauung heißt es: Am Anfang war der Mythos. Am Anfang waren diese märchenhaften Vorstellungen von Göttern und Türmen und dann später hat Israel diese Texte übernommen und gereinigt und entmythologisiert und einen Bericht draus gemacht. Das ist die evolutionistische Deutung. Vom Polytheismus zum Monotheismus, wenn man so will. Die Biblische Sicht ist eine andere. Die Bibel sagt, am Anfang war das Ereignis, also am Anfang war dieser reale Turmbau zu Babel und seine historische Aufzeichnung in 1. Mose 11. Und die verschiedenen Völker haben dann bei der Zerstreuung die Erinnerung mitgenommen und in späterer Zeit mythologisch ausgemalt und mit ihrer Religion verbunden. Das ist die biblische Erklärung: Am Anfang das Ereignis und dann später die Mytholo­gisierung, inspiriert von den Religionen der Völker. Und die bekannteste Form und Fassung dieser Mythologisierung ist das babylonische Schöpfungsmythos Enūma eliš – viele von Ihnen bestimmt schon mal gelesen. Enūma eliš in Keilschrift: Da wird auch gesprochen von der Erbauung Babylons und eines Tempel-Turmes und da ist auch von der Herstellung von Ziegeln die Rede. Das ist Mythologisierung. Und dann gibt es noch eine sumerische Tradition, die eine Zeit beschreibt, als alle Welt die gleiche Sprache redete. Die Geschichte heißt „Enmerkar und der Herr von Aratta“. Und da wird gesagt: Enki, der Herr der Götter änderte die Sprache in ihrem Mund und brachte Zwiespalt in jene Sprache hinein, die bis dahin einheitlich gewesen war. So also dieses sumerische Epos. Das ist spätere Mythologisierung dessen, was wir in dem biblischen Bericht vorliegen haben.
Und zu Nebukadnezars Zeiten – also mehr als eineinhalb Jahrtausend nach dem Ereignis – gab es in Babylonien einen Tempel für den Gott Marduk, ein Heiligtum namens Esagila, das Haus des sich aufhebenden Hauptes, kann man übersetzen, also auch dieses nach oben streben, ein siebenstöckiger Turm, berühmt unter dem Namen Etemenanki, Haus der Fundament von Himmel und Erde, etwa 91 m hoch, Seitenlänge 90 m. Dieser Etemenanki gehörte auch zu den Weltwundern. Also, das hat Folgen gehabt. Eine mythologische Folgegeschichte und dann immer wieder Umsetzung in den verschiedenen Religionen.
Aber nicht nur zur Selbstbestimmung wurde dieser Turm gebaut, sondern hier zeigt sich eben auch der verzweifelte Versuch, dem Willen Gottes zu wider­stehen und damit trotzdem durchzukommen. Hier begegnen wir dieser tragischen Verknüpfung von titanenhafter Rebellion und zugleich kleinmütiger Hilflosigkeit. Ja, diese Leute, die aufzustehen meinen gegen Gott und zugleich ängstlich sagen: Wir wollen uns nicht zerstreuen. Auf den ersten Blick ist da der menschliche Macher, der vor Selbstbewusstsein strotzt und vor Kraft kaum laufen kann, der sich für unverwundbar hält. Und genau diese innere Haltung finden wir dann auch bei den Machern der Titanic, die waren auch wie besoffen von den eigenen Möglichkeiten: Wohlan, lasst uns dieses Riesenschiff bauen, nicht einmal Gott kann es zum Sinken bringen. „Und Titanismus“ – hat der Philosoph Gadamer gesagt – „ist das trotzige auf sich selbst Bestehen des Menschen gegenüber dem Göttlichen.“ Das trotzige auf sich selbst Bestehen des Menschen gegenüber dem Göttlichen. Vielleicht kennst du das von dir auch?
Und genauso haben sie in Babel gedacht und gefühlt und gehandelt: Wenn wir uns zusammen tun, erreichen wir alle Ziele. Dieser Glaube treibt die Globa­lisierer alle Couleur bis heute vor sich her: ein Europa, eine Welt, eine Religion, eine große Ökumene, eine gemeinsame europäische Anstrengung. Dieser Glaube, die Einheit machen zu können, war letztlich der Treibstoff aller Diktaturen: Wir werden alles einen. Wir werden alles zusammenführen. Wir werden alles gleichmachen. Und das heißt auch: Wir werden alles plattmachen. Und dann schaffen wir die klassenlose Gesellschaft, das 1000jährige Reich, das Paradies auf Erden. Das steckt dahinter. Das ist urmenschlich: Die gemachte Einheit als verzweifelter Versuch der Selbstbehauptung gegen Gott. Darum geht es hier. Dann verstehen wir. Wenn wir diesen Geist verstehen, verstehen wir die Einigungsprojekte heute. Natürlich nicht jeder durchschaut seine Motive.   
Aber das Streben nach gemachter Einheit zur Erreichung bestimmter Ziele, ist auch für die Gemeinde Jesu eine immer wiederkehrende Versuchung, ihr Lieben. Deshalb hat der Herr Jesus vor seiner Kreuzigung seinen Jüngern deutlich gemacht, worin die wahre Einheit besteht (Johannes 17), nämlich im gemeinsamen Glauben an ihn, an seine offenbarte Wahrheit. Und diese Einheit ist unsichtbar. Aber sie ist auch unzerstörbar. Sie besteht darin, dass wir ihm als dem folgen, als den die Heilige Schrift ihn offenbart. Und diese Einheit Jesu, die gewinnt immer wieder sichtbare Gestalt in seiner Gemeinde, sie gewinnt sichtbare Gestalt in einer Konferenz wie dieser. Einheit der Gemeinde Jesu, die sich versammelt um sein Wort. Sie besteht in der gemeinsamen Bindung an seine Wahrheit.     
Und die Bibel warnt vor einer gemachten religiösen Einheit (Offenbarung 17). Die Bibel warnt vor dem pragmatischen Irrtum, man brauche nur einen kleinsten gemeinsamen Nenner. Und Sie wissen das, ihr wisst, dass die Bibel verbindet diese Warnung vor dem kleinsten gemeinsamen Nenner und der religiös gemachten Einheit mit jener Stadt, in der der Prototyp dieser gemachten Einheit gestanden hat, nämlich mit Babel. Und deshalb begegnen wir Babel in Offenbarung 17 wieder, wo es um die religiös organisierte Einheit geht, die sich dann mit der politisch organisierten Einheit in Offenbarung 18 verbindet. Und die Reformatoren haben eben in der Hure Babylon von Offen­barung 17 das Papsttum gesehen.    
Wohlan – könnte man 1. Mose 11 Vers 4 auch übersetzen – wohlan, lasst uns eine ökumenische Bewegung organisieren, damit wir gegenüber der Gesell­schaft eine bessere Position haben. Lasst uns eine ökumenische Bewegung konstruieren, damit der säkulare Staat das christliche Anliegen ernster nimmt und die Presse uns nicht an den Rand drängt. Lasst uns Ökumene machen, dass wir uns nicht zerstreuen und nicht in der gesellschaftlichen Bedeutungs­losigkeit versickern.
Und unter diesem Gesichtspunkt müssen wir einige Worte zum Christus-Tag sagen, der vorgestern ja hier quasi in der Nachbarschaft stattgefunden hat, am Donnerstag, der sich in diesem Sinne auch als Großprojekt organisiert und gefeiert hat: 20 000 Menschen in einem Stadion. Dagegen ist ja erst mal nichts zu sagen, gegen das Großprojekt als solches. Wir würden uns auch freuen, wenn hier 20 000 säßen, also, das ist noch ausbaufähig Kurt Philipp. Und das Problem ihr Lieben, ist nicht das Großprojekt als solches, sondern das Problem wird deutlich, wenn man das heutige Projekt des Christus-Tages – und davor dürfen wir nicht die Augen verschließen – mit den Anfängen vergleicht. Und die Älteren unter euch werden das noch wissen, der Christus-Tag war einmal gestartet als Gemeinde-Tag unter dem Wort in den 70iger Jahren. Viele nicken, die wissen das noch. Und dieser Gemeinde-Tag unter dem Wort wollte eine bibeltreue Position beziehen gegen die Bibelkritik und gegen den Liberalismus und gegen die Unterwanderung der Kirchen und Gemeinden durch eine gegen die Bibel gerichtete Ideologie. Ein Positions-Licht der Bibeltreuen. Das war einmal der Gemeinde-Tag unter dem Wort.
Und daraus wurde jetzt im Laufe der Jahre der Christus-Tag. Aus einer Gegen­veranstaltung wurde ein Gemeinschaftsprojekt mit den Liberalen. Noch nicht ganz mit den Liberalen – das kommt erst noch – aber das Ziel ist schon klar definiert. Nächstes Jahr ist Kirchentag in Stuttgart. Und nächstes Jahr wird der Gemeinde-Tag seine Veranstaltung unter dem Dach des Kirchentages feiern. Das ist Programm, das ist schon so festgelegt. Und es ist auch interessant, wie zurückhaltend sich die Führer des Christus-Tages schon heute gegenüber dem Kirchentag äußern. Der Leiter also nochmal – Ralf Albrecht –, er ist ja der Vorsitzende der Christus-Bewegung „Lebendige Gemeinde“ - das ist diese konservative Gruppe in der Württembergischen Synode – hat gesagt jetzt kürzlich: „Der Kirchentag ist ein Festival, das die gesamte Bandbreite der Kirche zeigt, der Kirchentag.“ Und dann verglichen damit: „Beim Christus-Tag, geht es mehr um das Spirituelle und um den Gottesdienst.“ Aber merkt ihr, was hier geschieht? Er verzichtet auf jegliche Wertung. Er sagt nicht, der Kirchentag ist ein Tiegel der Irrlehre, sondern er sagt, das sind eben  unter­schiedliche Akzente. Doch die ganze Bandbreite, hier stärker auf Spiritualität und Gottesdienst. Keine Wertung. Und dieses keine Wertung äußern geht dann so weiter, dass man sich leise offensichtlich von der früheren Geschichte distanziert.       
Ein Bruder hat mich gestern darauf hingewiesen: Es ist in den Stuttgarter Nachrichten am 18.6. - also jetzt am Mittwoch – ein Artikel erschienen, in dem Rolf Hille zitiert wird, ja einer der Sprecher der Evangelikalen, der sich noch einmal zurück erinnert an die alten Zeiten der theologischen Auseinan­dersetzung. Und er wird dort mit den Worten zitiert: „ Man ließ Professoren gegeneinander antreten wie Gladiatoren.“ Ich würde sagen, das war gut, da hat man wenigstens die Gegensätze noch ausgetragen. Und jetzt klingt das so wie eine leise Distanzierung davon. Es wurde ein Antikirchentag gegründet, sagt Hille, und der Journalist schreibt, dass es so den Anschein hat, als ob Hille froh wäre, dass das überwunden sei. Und jetzt dann schreiben die Stuttgarter Nachrichten weiter: „An diesem Feiertag“ - also vorgestern, am Donnerstag – „soll das Kriegsbeil nun begraben werden. Man will nicht in alten Wunden wühlen.“ Also es heißt, man will die Gräben zuschütten, obwohl sich die Seite der Liberalen und Bibelkritiker in keiner Weise gewandelt hat. Es ist ja noch viel schlimmer geworden im Vergleich zu 1969. Inzwischen dürfen homosexuelle Partnerschaften in evangelischen Pfarrhäusern leben. Wer hat sich da gewandelt? Hille wird noch einmal zitiert mit dem Satz: „Es gibt nur noch das Positive, die Gemeinsamkeiten, ganz ohne Gegenpositionen.“ Sagt Rolf Hille, der froh über diese Entwicklung ist. Und dann wird Ralf Albrecht zitiert: „Wir wollen lieber darüber sprechen, was unser gemeinsamer Schatz ist.“ Ja man sucht, man sucht die Einheit und man lädt dann eben auch Frau Käßmann ein. Und das Fazit der Stuttgarter Nachrichten lautet: „Die Signale stehen auf Annäherung. Im kommenden Jahr wollen der Kirchentag und der Christus-Tag in Stuttgart gemeinsame Sache machen.“ Und dann wird noch einmal Albrecht zitiert: „Wir feiern dann unter dem Dach des Kirchentags an Fronleichnam in der Porsche-Arena den Christus-Tag.“    
Das ist, das ist der neue Weg zur Einheit. Und wenn dieser Artikel ganz falsch gewesen wäre, dann hätte ja die Möglichkeit der Verantwortlichen bestanden, sich davon zu distanzieren am vergangenen Donnerstag. Aber ich habe bisher noch nicht den Hauch einer Distanzierung irgendwie wahrgenommen.
Ja, und dann ist Frau Käßmann aufgetreten am letzten Donnerstag und sie hat die Bibelkritik verteidigt vor dem Forum des Christus-Tages. Sie hat gesagt, wörtlich: „Evangelischer Glaube bindet sich nicht an Dogmen. Wir dürfen die Bibel kritisch lesen.“ – und damit meint sie historisch-kritisch – „Das ist reformatorische Freiheit.“, sagte Frau Käßmann auf dem Christus-Tag. Und mir ist nicht bekannt, dass einer der Verantwortlichen ans Pult getreten wäre und gesagt hätte: „Frau Käßmann, das ist nicht unsere Position und das ist auch nicht die Position der Reformatoren.“ Wenn einer das getan hätte, wäre es bestimmt berichtet worden.      
Ihr Lieben, gemachte Einheit. Und diese Öffnung zum theologischen Liberalis­mus geht einher, schon seit langem einher mit einer zunehmenden Öffnung auch gegenüber der Römisch-Katholischen Kirche. Euch ist es aufgefallen, dass die Vorbereitung des Christus-Tages begleitet war von diesem soge­nannten Aufruf „Zeit zum Aufstehen“. Viele von euch werden das gelesen haben. Es ist eigentlich zunächst ein ordentlicher Text. 7 biblische Grundwahr­heiten werden dort festgehalten, z.B.: „Jesus ist der Sohn Gottes und die ganze Bibel ist Gottes Wort“. Das steht da in diesem Aufruf. Aber das ist ja verwirrend: Einerseits sagt man dieses und andererseits lädt man Leute ein, die genau das Gegenteil behaupten, wie Frau Käßmann, die eben genau sagt, Jesus ist nicht von der Jungfrau geboren ist – das hat sie an anderer Stelle wiederholt festgehalten. Und die noch auf dem – die die wirklich die Chuzpe hat, muss man sagen –, auf dem Christus-Tag selbst jetzt hinzu stehen und zu sagen: Aber die Bibelkritik ist reformatorisch. So, und dann distanziert man sich vom früheren Streit gegen Bibelkritik und legt gleichzeitig diese 7 Punkte vor. Das ist ein Verwirrspiel. Damit beruhigt man. Die einen sagen: Die haben ja 7 gute Punkte. Man kooperiert mit Leuten, die eigentlich gegen diese 7 Punkte stehen und das Gegenteil behaupten. Man signalisiert sozusagen Offenheit nach allen Seiten.    
Und noch wichtiger als der Text „Zeit zum Aufstehen“ sind die 12 Erst­unterzeichner, die diesen Text sozusagen verantworten miteinander. Da finden Sie eben den Allianzvorsitzenden Michael Diener und Ralf Albrecht und Hartmut Steeb. Aber Sie finden eben auch Henning Dobers dort, den Chef der Charismatischen geistlichen Gemeindeerneuerung in Deutschland.      
Und Sie finden unter den 12 Erstunterzeichnern auch Gerhard Proß aus Esslingen. Wer ist Gerhard Proß aus Esslingen? Er ist dort der Vertreter der ökumenischen Bewegung „Gemeinsam für Europa“. Gerhard Proß ist der Sprecher des deutschen Koordinationsteams der Organisation „Gemeinsam für Europa“. Und was will die Aktion „Gemeinsam für Europa“? Wie stellt sie sich selbst vor? Ich les das nun mal vor: „Sie ist ein internationales Netzwerk, das sich über Europa hinaus erstreckt. In diesen Gemeinschaften sind evangelische, katholische, anglikanische, orthodoxe und freikirchliche Christen engagiert. Sie suchen als eigenständige Gruppierung ein Miteinander in der Vielfalt der unterschiedlichen Spiritualitäten, Charismen und Strukturen. Eine gelebte Gemeinschaft aus dem Reichtum der verschiedenen Gaben. Ein Bündnis der gegenseitigen Liebe ist die Grundlage dieser Vision.“ Also man anerkennt gegenseitig: Wir sind alle in gleicher Weise Christen. Wir stehen alle in gleicher Weise auf dem Boden der Bibel und haben eben unterschiedliche Traditionen und Prägungen und deswegen werden wir in dieser Weise jetzt zusammenarbeiten. „Miteinander für Europa“, das nur noch als letzte Information, hat 2014 den Europäischen St. Ulrichs-Preis erhalten. Das ist ein Preis, den auch schon etwa Helmut Kohl bekommen hat oder der polnische Erzbischof Alfons Nossol. Da geht es eben um alle, die Europa in der ein oder anderen Weise spirituell fördern, die Europa eine Seele geben wollen. Und die Überreichung dieses Preises an „Gemeinsam für Europa“ erfolgte dann jetzt am 9. Mai durch einen römischen Kardinal, der in seiner Laudation im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes dann die Arbeit von „Mit­einander für Europa“ gewürdigt hat, und er hat gesagt – das ist bezeichnend – die Gemeinschaften hätten im „Miteinander für Europa“ ihre gelegentlich eng gefasste Weltanschauung hinter sich gelassen. Ihre gelegentlich eng gefasste Weltanschauung hinter sich gelassen, um anderen Christen entgegen zu gehen und Räume der Liebe zwischen den Getrennten ermöglicht. Und Proß – wie gesagt – als Erstunterzeichner dieses Aufrufs macht deutlich „Miteinander für Europa“ sitzt mit im Boot und diese 7 Thesen sind durchaus offen für eine ökumenisch-orientierte Interpretation.    
Das ist die Situation, liebe Geschwister, und das ist auch der Hintergrund des Christus-Tages. Ein aktuelles Beispiel für gemachte religiöse Einheit, nicht aufgrund gemeinsamer Wahrheit, sondern zur Erreichung bestimmter strategischer Ziele. Und wir können sehen in den ersten Interviews, die so als Reaktion über Youtube geschaltet sind, dass die Menschen fasziniert sind. Wir können auch nicht von jedem verlangen, dass er diese Zusammenhänge versteht, deswegen müssen wir sie ja deutlich machen. Das liegt ja gewisser­maßen im Verborgenen, das steckt ja dahinter. Faszination der gemachten Einheit. Und so war es auch hier:     
Wohlan, lasst uns eine Stadt bauen und einen Turm, dessen Spitze bis an den Himmel reicht,     
und Gott lässt die Türme nicht in den Himmel wachsen, Gott legt die Axt an jene Fähigkeit, die er selbst geschenkt hat, die für die Einheit so unverzichtbar war, nämlich die gemeinsame Sprache. Und so kommt als drittes nach der geschenkten und nach der gemachten Einheit:  

3.   Die gerichtete Einheit     
Ihr Lieben, aus der Zusammenrottung wird jetzt Zerstreuung. Da stieg der Herr herab (Vers 5). Das ist eine ironische Formulierung. Sie bauen ihr Groß­projekt. Und so nehmen sich unsere Großprojekte in den Augen Gottes aus. Da stieg der Herr herab – das ist aus Gottes Perspektive wie ein Ameisen­haufen. Die Ameisen fühlen sich wie der Nabel der Welt.  Aber Gott muss im bildlichen Sinne herabsteigen und wir werden an Psalm 2 Vers 4 erinnert:
Der im Himmel wohnt, lacht ihrer.      
Und dann Vers 6:   
Und der HERR sprach: Siehe, sie sind ein Volk, und sie sprechen alle eine Sprache, und dies ist [erst] der Anfang ihres Tuns! Und jetzt wird sie nichts davor zurückhalten, das zu tun, was sie sich vorgenommen haben.
7 Wohlan, lasst uns hinabsteigen und dort ihre Sprache verwirren, damit keiner mehr die Sprache des anderen versteht!
Alle unsere Möglichkeiten, ihr Lieben, sind geschenkt, alle unsere Möglich­keiten sind gewährt und können von Gott jederzeit innerhalb kürzester Zeit zurückgenommen werden. Und das ist tröstlich, ihr Lieben. Keine menschliche Logistik und keine menschliche Strategie wird über Gottes Pläne siegen können. Und schaut hin, selbst noch im Gericht schützt Gott den Menschen vor der Eigendynamik seiner eigenen Sünde. Hier haben wir die gleiche Grundstruktur wie nach dem Fall  von Adam und Eva. Was hatten wir da gelesen? Gott hat sie rausgeschmissen aus dem Paradies. Warum? Um sie zu schützen. 1. Mose 3 Vers 22:    
Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner, indem er erkennt, was Gut und Böse ist; nun aber — dass er nur nicht seine Hand ausstrecke und auch vom Baum des Lebens nehme und esse und ewig lebe!    
Also, dass der Mensch sich in seiner Sündhaftigkeit verewige. Und um das zu verhindern, schmeißt Gott ihn raus aus dem Paradies. Gott schützt noch in dem Gericht den Menschen vor der Eigendynamik seiner eigenen Sünde. Und genau das Gleiche passiert hier. Damit sie sich nicht noch mehr verrennen. Die Sprachverwirrung hindert die Menschen daran, ihr verirrendes Projekt noch weiter voranzutreiben. Ihr Lieben, alle Projekte, die Gottes Willen zuwider laufen, müssen scheitern. Alle, alle! Vers 8:   
So zerstreute der HERR sie von dort über die ganze Erde, und sie hörten auf, die Stadt zu bauen.      
Gottes Wille kommt immer zum Ziel, notfalls durch unsere Sünde hindurch. Dass Gott seinen Willen durchsetzt, darum müssen wir uns keine Sorgen machen. Aber für uns ist es wichtig, dem Willen Gottes zu entsprechen. Und seht, der Turmbau zeigt: Was zum Einheit stiftenden Symbol werden sollte, das wird zur Initialzündung für die Zerstreuung. Ja, was der eigensinnige Mensch um jeden Preis verhindern wollte, das wird durch seine eigene Schuld umso schneller zu seinem Schicksal. Und Hellmuth Frey hat darauf aufmerk­sam gemacht, dass es in Vers 7 heißt: Dort hat Gott sie zerstreut. Dort. D.h., genau an jenem Punkt, wo die Menschheit ihre Größe und ihre Unsterblichkeit durchzusetzen glaubte, da hat Gott sie den Weg in die Machtlosigkeit und in die Zerstreuung geführt. Und seht hin, Gott reagiert exakt auf die Rebellion. Dort. Und Gott markiert das durch die Aufnahme des „Wohlan“. Zweimal haben die Menschen gesagt: „Wohlan“. Wohlan, lasst uns die Ziegel bauen. Wohlan, lasst uns den Turm und die Stadt konzipieren und realisieren. Und jetzt sagt Gott: Wohlan. Vers 7: Wohlan, lasst uns hinabsteigen und ihren Ameisenhaufen betrachten. „Lasst uns das tun“, das kann den Majestätsplural ausdrücken, das kann eine Vorschattung der Trinität enthalten, das kann auch einschließen die Aufforderung des Engelheeres: Lasst uns jetzt eingreifen! Und ihr Lieben, noch der Name, den dieser Ort erhält, Babel, wird den Stempel des Gerichtes tragen und wird die Niederlage der Rebellen dokumentieren. Und jetzt wird Babel zum Synonym, jetzt wird Babel zum Etikett für Hochmut, zum Etikett für moralische Verkommenheit, Babelzustände zum Etikett der Auflehnung gegen Gott. Babel wird zum Synonym für die Selbstüberhebung, die scheitert. Was für eine Ironie! Nach babylonischem Selbstverständnis bedeutet Babel: Tor der Götter. Denkt an Zikkurat und das Quartier dort oben. Und was macht Gott aus dem Tor der Götter? Den Prototypen für Chaos und Hilflosigkeit. Für hebräische Ohren klingt Babel wie Lautmalerei. Das erinnert an das hebräische Verb „ballall“ und das bedeutet „verwirren.“ Und deswegen steht hier in Vers 9:
Daher gab man ihr den Namen Babel, weil der HERR dort die Sprache der ganzen Erde verwirrte
ballall – das ist Gottes Perspektive, der Prototyp des Chaos und der Hilflosigkeit. Denkt an den Berliner Großflughafen. Was als Prestigeobjekt und Weltwunder der Architektur geplant war, endet als Bauruine. Wo Nimrod scheitert, scheitert auch Wowereit.    
Und für uns persönlich heißt das: Es lohnt sich nicht, dem Willen Gottes zu widerstehen. Es lohnt sich nicht, dem Willen Gottes zu widerstehen, es endet immer im Scheitern, ihr Lieben. Es ändert immer im Scheitern. Und wir sollten uns vielmehr die Mühe machen, den Willen des Herrn zu erforschen. Wir sollten uns vielmehr darauf konzentrieren, den Herrn zu bitten: Zeige mir deinen Willen und lass mich in deinem Willen beten. Der CLV hat ja dieses wunderbare Andachtsbuch mit Gebeten von Luther herausgegeben. Und da, das hat mir Wolfgang Bühne vorhin gezeigt – das steht ausgerechnet unter dem 21.6. – also unserem Datum – ein Gebet oder ein Hinweis, eine Auslegung, die sich bezieht auf Matthäus 8, 2, wo der Aussätzige zu Jesus kommt und zum Herrn sagt: „Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.“ Und Luther schreibt: „Darum gefiel dem Herrn das Gebet dieses Aussätzigen so gut, dass er es alsbald erhörte. Denn, wenn wir alles seinem Willen anheim stellen und nur begehren, was ihm gefällt, so kann er's nicht lassen, wiederum das zu tun, was uns gefällt.“ „So bewirkt ein Gebet“, schreibt Luther, „dass Gott ergeben ist, dass er uns gibt, was wir erbitten.“ Lasst uns darum verstärkt den Herrn bitten, dass wir seinen Willen erkennen und dass wir seinen Willen nicht nur erkennen, sondern dass wir dann auch wirklich den innersten Wunsch und die Sehnsucht haben, seinen Willen zu tun.
Ich komme langsam auf die Zielgerade: Wie ist die Babel-Geschichte weiter­gegangen? Anderthalb Jahrtausende – wahrscheinlich noch länger – später wurde die Stadt zum Mittelpunkt des Babylonischen Reiches unter Nebukadnezar im 7. Jahrhundert vor Christus. Ihr wisst, das Volk Israel wurde dann deportiert nach Babylon bis 587 vor Christus. Gott gebraucht die Babylonier, um sein Volk zu erziehen. Und im letzten Buch der Bibel – in Offenbarung – richtet die Heilige Schrift den Blick nach vorne: Dieses große religiöse Einheitsprojekt, das seinen Mittelpunkt in Babel hat – ob das nun die Stadt Babel selbst ist oder Babel als Synonym für möglicherweise Rom als Zentrum dieses religiösen Großprojektes. Denkt an die ganzen Sammlungen der Weltreligionen unter päpstlicher Führung. Und Offenbarung 17 macht deutlich, das wird alles von Jesus endgültig gerichtet werden.     
Aber schon im 1. Buch Mose – und das ist so schön – behalten Verwirrung und Zerstreuung nicht das letzte Wort. Auf 1. Mose 11 folgt 1. Mose 12. bekanntlich. Und bereits am Beginn von 1. Mose 12 beginnt Gott seine neue Sammlungsbewegung. Da beruft er nämlich Abraham und sagt:       
In dir sollen gesegnet werden – und jetzt haben wir wieder so eine Universialaussage – alle Geschlechter auf der Erde.      
Da haben wir wieder alle auf der Erde. Das ist die neu angekündigte Einheit. Gott erwählt den Abraham, macht daraus sein erwähltes Volk und ruft die Heiden zum Glauben:      
In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.         
Und der Prophet Zephania 3 Vers 9 wird dann in die Zukunft schauen und wird sagen:    
Ich will den Völkern reine Lippen geben, dass sie alle sollen den Namen des Herrn anrufen und ihm einträchtig dienen.
Reine Lippen. Einträchtig dem Herrn dienen. Ihn gemeinsam anrufen.
Und der nächste epochale Schritt – ihr wisst es – war dann Pfingsten. Pfingsten wird die Sprachverwirrung umgekehrt durch das Sprachwunder. Und wo in Babel Nichtverstehen einzog, zieht in Jerusalem Verstehen ein. Und da heißt es dann in Apostelgeschichte 2 Verse 7 - 8:  
7 Sie entsetzten sich verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind diese alle, die da reden, aus Galiläa? 8 Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache?    
Und in Vers 11 nochmal: 
Wir hören sie in unseren Sprachen von den großen Taten Gottes reden.
Das waren echte, echte Fremdsprachen von Leuten, die nie gelernt hatten, diese zu reden. Gott, Gott stiftet Verstehen. Und bis dahin dachten viele Juden, Gott würde nur auf Hebräisch reden. Und Gott beweist, er überwindet alle sprachlichen Barrieren und Hürden und so steht dann hier am Ende nach der geschenkten Einheit, der gemachten Einheit, der gerichteten Einheit:       

4.   Die Geist gewirkte Einheit
Und in der Vielstimmigkeit der Sprachen der Völker wird die eine Wahrheit Gottes verkündigt und verstanden. Und es ist wieder genauso wie in 1. Mose 11 Vers 1. Das ist keine menschliche Möglichkeit. Auch diese Geist gewirkte Einheit ist ganz geschenkt. Ganz Gottes souveränes Geschenk. Und ihr wisst, was die charismatische Bewegung und Pfingstbewegung draus gemacht haben. Sie haben auch wieder versucht, dieses Geschenkes zu be­mächtigen, auch wieder zu machen, Zungenreden zu lernen, die Bedeutung des Zungenredens umzufunktionieren. Der Mensch versucht immer, sich des­sen zu bemächtigen. Aber Gott lässt es sich nicht aus der Hand nehmen. Einheit, echte Einheit ist Geist gewirkte Einheit. Wieder setzt Gott bei der Sprache an. Das ist doch auffällig. Und gegen die Sprachverwirrung von Babylon setzt unser Herr dann das Sprachwunder von Jerusalem. Und in Offenbarung 15 Vers 4 gibt es dann diese große Perspektive, dass alle Welt Gott mit einer Stimme loben wird:     
Wer sollte dich nicht fürchten, o Herr, und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig. Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden!
Alle Welt wird mit einer Stimme Gott loben. Alle Völker werden kommen und anbeten vor dir. Pfingsten vereint die Menschen aus den Völkern zum Gotteslob, sowie es in dieser herrlichen Hymne dann von Wesley besungen wird: Erkoren aus allen Völkern, doch als ein Volk gezählt. Und so wird Pfingsten dann eben auch zum Startschuss für die Weltmission. Die Geist gewirkte Einheit im Dienst des Gotteslobes und der Weltmission. Und Weltmission hat wieder mit Sprache zu tun. Wycliffe. Durch Gottes Geist wird das Evangelium alle sprachlichen Barrieren durchbrechen. Matthäus 28:
Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium allen Völkern.
Das ist der Auftrag: Geht hin in alle Welt. Lernt die Sprachen der Völker. Findet Wege, mit allen Völkern zu kommunizieren. Und nicht immer nimmt Gott uns die Arbeit durch ein Wunder ab. Mancher muss Grammatik und Vokabeln lernen. Viele Missionare haben viel Schweiß investiert, um viele Sprachen zu lernen. 
Ihr Lieben, als Gott die Völker zerstreute, da war es ein Gericht. Aber jetzt, jetzt sendet der Herr seine Gemeinde bis in die letzten Winkel der Erde. Wir könnten sagen: Jetzt streut Jesus seine Gemeinde wie einen Samen in die Völkerwelt, damit wir dort in vielen Sprachen die eine, ewige Wahrheit ausrichten. Und du, blühe dort, wo der Herr die hinsät! Blühe dort, wo der Herr dich als den Zeugen seiner Wahrheit in der Sprache, die er dir geschenkt hat, gebrauchen will. Und so kommt der Herr zum Ziel. Er kommt zum Ziel. Er vollendet seinen Plan. Er ist souverän. Ihm sei alle Ehre! Amen.