Predigten über die Bergpredigt - Teil 03/26 - Friede und Feindschaft

Wolfgang Nestvogel

1995

Matthäus 5, 9-12

 

 

In unserer Predigtreihe Das ganz andere Leben kommen wir heute zum dritten Teil. Es geht um die Verse 9-12 aus Matthäus 5. Und wir erheben uns noch einmal vor dem Wort Gottes: «Selig sind die Friedfertigen (wörtlich: die Friedenmacher), denn sie werden Söhne Gottes heißen. Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen. Seid fröhlich und jubelt. Es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden, denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.»

Herr Jesus Christus, danke dass Du heute genau so lebendig bist wie damals, als Du diese Worte zum ersten Mal deinen Jüngern gesagt hast. Und so bitten wir Dich, dass Du unser Leben genau so veränderst, wie Du das ihre verändert hast. Und dass Du jedem von uns jetzt das gibst, was er in dieser Stunde und für diese neue Woche braucht. Amen.

Liebe Gemeinde, ein Häftling wird freigelassen und findet Unterschlupf bei seinem Schwager. So beschreibt es Carl Zuckmayer in seinem berühmten Roman Der Hauptmann von Köpenick. Und dann schildert er eine bewegende Szene, wie die beiden Männer, der Exhäftling und der Schwager miteinander über ihr Leben reden und dann sagt der Häftling in gutem Berlinerisch: „Und denn, denn stehste vor Gott, dem Vater, stehste, der allens jeweckt hat, vor dem stehste denn, und der fragt dir, ins Jesichte: Willem Voigt, wat haste jemacht mit deine‘ Leben. Und da muss ick sagen: Fußmatten, muss ick sagen, die hab ick jeflochten im Jefängnis. Und dann sind se alledruif rumjetrampelt muss ick sagen. Und zum Schluss haste jeröchelt und jewürgt um det bisken Luft, und denn war et aus. Det sachste vor Gott, Mensch. Aber der sacht zu dir: Jeh weck, sacht er! Ausweisung! Sacht er. Dafür hab ick dir det Leben nich jeschenkt! Sacht er. Det biste mir schuldig. Wo is et? Wat haste mit jemacht?“

Was hast du gemacht mit deinem Leben? Wann haben Sie sich diese Frage zum letzen Mal gestellt? Je eher wir uns diese Frage stellen, umso besser, denn eines Tages wird Gott uns diese Frage sowieso stellen. Egal ob wir Fußmatten geflochten haben, oder einen Betrieb gemanaged, ob wir als Hausfrauen und Mütter eine Familie versorgt haben, ob wir einen sozialen Beruf ausgeübt haben, oder ob wir an der Werkbank standen, ob wir Politiker waren oder Pastor, das alles muss für sich noch gar nichts sagen. Gott wird jeden von uns fragen: Was hast du gemacht mit deinem Leben? Nicht, weil Gott es nicht wüsste, er weiß es natürlich, sondern weil er Rechenschaft fordert von Ihnen und von mir. Und darum ist es absolut wichtig, dass wir die Bibel kennen lernen. Denn nur hier können wir kennen lernen, was Gott denn von uns erwartet, was wir denn bringen sollen. In der Schule da waren uns vor Klassenarbeiten die Lehrer am liebsten, bei denen wir genau wussten, woran wir waren. Die uns klar sagten, was sie erwarteten, welche Themen drankommen würden und dann konnten wir uns gezielt vorbereiten. Und genau so macht es Gott. Genau so macht es Jesus. Er sagt, wenn du willst, dass dein Leben gelingt, dann hör zu, ich sag es dir. Ich sage dir was ich von dir erwarte. Selig sind, die da Leid tragen. Zu beglückwünschen sind die Sanftmütigen. Auf dem richtigen Weg sind die Barmherzigen. Und sie merken, wir sind mitten drin in der Bergpredigt.

Verstehen Sie, warum diese Predigtreihe so wichtig ist? Wir müssen herausfinden, was Gott von unserem Leben erwartet, was er will, was rauskommen soll am Ende. Und hier in der Bergpredigt hat Gott sich sehr konkret geäußert. Als erstes erwartet er mal, dass wir Bürger seines Reiches werden und das haben wir ja ausführlich behandelt, dass wir unser Leben fest machen bei Gott. Das heißt glauben. Aber das ist längst nicht alles, was Gott von uns will. Wenn einer erst einmal anfängt mit Gott zu leben, wenn einer Christ geworden ist, dann setzt Gott keinen Punkt, sondern einen Doppelpunkt. Wenn einer Christ geworden ist, dann gibt es noch keine Siegerehrung, sondern dann ist das gewissermaßen der Startschuss. Und dann sagt Gott nicht, nun ist es mal gut, Hauptsache du bist Christ geworden, jetzt kannst du so bleiben wie du bist, sondern dann sagt Gott, jetzt geht es los, jetzt geht es erst richtig los. Und wir haben letztes Mal gesehen, wenn wir in Gottes Reich hinein wollen, dann müssen wir erst einmal unsere Hände entleeren. Wir haben das genannt, wir müssen Konkurs anmelden, wir müssen zugeben, dass wir vor Gott nichts zu bringen haben womit wir uns bei ihm einkaufen könnten. Aber dann kommt die zweite Stufe. Wenn wir unsere Hände geleert haben, dann will Gott sie wieder ganz neu füllen und dann arbeitet er an unserem Charakter und dann gibt er uns neue Ziele und neue Maßstäbe und er führt uns Schritt für Schritt in ein ganz anderes Leben. Die Bergpredigt beschreibt nun dieses faszinierende, dieses ganz andere Leben der Christen. Jesus sagt, was er von uns erwartet. Und wer diese Sätze hier ernst nimmt, der ist dann einmal vorbereitet, wenn Gott Rechenschaft fordert von seinem Leben.

Heute Morgen da werden wir zwei weitere Dinge kennen lernen, die Gott von uns erwartet. Es handelt sich um zwei Stichworte, die aus dem Portrait des Christen gar nicht wegzudenken sind, Frieden und Feindschaft. Ein Christ macht Frieden und ein Christ provoziert Feindschaft. Das erste Stichwort erwartet man, das zweite wahrscheinlich weniger. Jesus stellt beide ganz selbstverständlich nebeneinander. Und er sagt in Vers 9 zunächst: Selig sind die Friedenmacher. Da steht wörtlich nicht die Friedfertigen, als wenn das so ein Temperament wäre, der eine ist eben ein bisschen friedfertiger und der andere ein bisschen weniger friedfertig. Nein, selig sind die Friedenmacher. Auf den ersten Blick klingt das nach Machbarkeit, so krempelt mal die Ärmel hoch, zeigt euren guten Willen und dann macht mal Frieden. Es ist kein Wunder, dass gerade dieser Bibelvers von allen möglichen politischen Gruppen immer wieder bemüht wurde. Die sagten: Seht mal, Jesus sagt doch selbst, wir können den Frieden machen, wir brauchen nur das richtige politische Programm. Aber nun haben wir in den letzten Wochen schon gesehen, bei der Bergpredigt, da müssen wir immer zwei Mal hingucken, was Jesus da wirklich meint. Und so ist das auch hier.

Jesus schickt seine Leute nicht mit einem flotten Spruch in die Tagespolitik. Und die Friedensfrage, die wurde damals zur Zeit der Bergpredigt heiß diskutiert im Volk. Nein, Jesus macht etwas anderes. Er beruft seine Leute zu Friedenmachern. Wie wird man das? Wie macht man das? Was für ein Frieden ist das? Für viele ist das Wort Frieden ja nur noch eine abgenutzte, abgegriffene Münze, häufig missbraucht, häufig geschändet dieses Wort. Und als ich das las, da kam es mir vor, als ob Gott uns das Wort Frieden wie eine neue, frische Münze wieder in die Hand drückt und sagt, vergesst jetzt alle Falschmünzerei, die unter der Fahne des Friedens gelaufen sind, und hört her. Ich gebe euch Frieden wie eine frische neue Münze aus der Ewigkeit in die Hand. Gott sagt, Frieden beginnt nicht mit dem was wir tun, sondern mit dem was Gott selber macht. Das ist das Erste. Gott macht Frieden. Hier steht im Griechischen das Wort eirene und das geht zurück auf das hebräische Wort das Sie alle kennen. Es ist das Wort Schalom. Wenn man sich in Israel grüßt und weit darüber hinaus, dann sagt man sich gerne Schalom. Und was wünscht man sich damit eigentlich? Damit wünschen wir uns Gottes beste Gabe, Schalom. Und das klingt bei den Süddeutschen noch nach, die sagen dann, Grüß Gott. Als ein Nordlicht dort mal hinkam und so angesprochen wurde, mit Grüß Gott, da sagte er gleich, ja wenn ich ihn das nächste Mal sehe. Er hatte das falsch verstanden. Grüß Gott, das ist keine Aufforderung Gott zu grüßen, sondern das ist ein Zuspruch: Ich grüße dich von Gott. Ich wünsche dir Gutes von Gott. Das ist der Wunsch, Gott möge dich beschenken mit dem Besten was es gibt. Schalom, Gott möge dich beschenken mit seinem Frieden. Gott möge es dir schenken, dass du geborgen bist bei ihm, dass du zu ihm gehörst, dass du durch Höhen und Tiefen an seiner Hand gehen kannst.

Schalom, das wünsche ich auch Ihnen heute Morgen. Und das ist etwas anderes, als was wir so landläufig unter Frieden verstehen. Schalom, das ist nicht jenes warten, wenn die Waffen schweigen. Schalom, das ist auch nicht jene Stille überm Grab. Schalom, das ist nicht einfach Verträglichkeit, sondern diesen Schalom den macht nur Gott. Denn nur Gott kann das Hindernis abreißen, das Sie und mich vom Schalom normalerweise trennt. Was ist das Hindernis für den Schalom? Das Hindernis für den Schalom ist nicht der Krieg, sondern Gott sagt, das Hindernis für den Schalom das ist die Sünde, das ist unsere Schuld, das ist unsere Gleichgültigkeit gegenüber Gott. Und so hat der Prophet Jesaja schon einmal gesagt, die Gottlosen haben keinen Frieden. Wer also Frieden machen will, der muss etwas machen gegen die Schuld und der einzige, der das kann, ist Gott und darum ist Gott der einzigartige große Friedenmacher. Gott macht Frieden mit mir. Und wie macht er das? Wissen Sie, in dem Wort Schalom da steckt noch ein anderes hebräisches Wort drin, das kann man übersetzen mit Bezahlung. Und wenn Sie in Israel eine Rechnung begleichen, da kann es Ihnen passieren, dass sie einen Quittungsstempel darauf bekommen und dort steht verborgen diese abgewandelte Form von Schalom, das heißt bezahlt. Und so macht Gott Frieden. Er bezahlt die offene Rechnung meines und Ihres Lebens, die wir nicht begleichen können. Und wie macht er das? Er schickt seinen Sohn in diese Welt. Und wissen Sie mit welchem Titel Jesus unter anderem angekündigt wurde, 700 Jahre bevor er tatsächlich kam? Da wurde gesagt, Gott schickt seinen Friedefürsten, den Sar Schalom, den Zaren des Friedens. Und dann hat der Prophet Jesaja ebenfalls mehr als 700 Jahre vorher beschrieben, dass dieser Fürst des Friedens durch unsägliches Leid hindurch muss, dass er gequält und gefoltert wird. Und wozu das Ganze? Auch das wusste Jesaja schon. Er schreibt, die Strafe, also die Strafe die wir verdient hätten, die liegt auf ihm. Warum? Damit wir Schalom hätten. Und als Jesus dann kommt und sich auf den Weg ans Kreuz begibt, da sagt er, in mir habt ihr Frieden. Und Paulus kann dann später in Epheser 2 schreiben, er, Jesus, ist unser Friede durch das Opfer seines Leibes.

Ich denke die Sache ist biblisch völlig klar. Wo immer Friede sein soll, da muss Jesus sein. Und wo Jesus nicht reingelassen wird, da wird es keinen Frieden geben. Gott macht Frieden mit mir durch den Fürsten des Friedens. Und da sehen Sie wieder, wie alle Seligpreisungen zusammenhängen. Da sind wir wieder bei Vers 3, wenn ich Konkurs anmelde, wenn ich zugebe, dass ich mit einer offenen Rechnung vor Gott stehe, und wenn ich mich dann an den Friedensfürsten, an den großen Bezahler, wende, dann bekomme ich Schalom. Gott macht Frieden mit mir. Der Missionar Don Richardson, der hat in Indonesien wohl die spannendste Zeit seines Lebens zugebracht. Er berichtet wie er das Evangelium zu einem der gefährlichsten Stämme bringen wollte, zu den Sawi. Die Sawis waren Menschenfresser, ihre einzelnen Dörfer haben sich gegenseitig befehdet bis aufs Blut. Don Richardson überlebte so die erste Zeit seines Missionardaseins, aber er kam nicht an die Leute heran. Und sie mordeten weiter untereinander zwischen den Dörfern. Und als Don Richardson schon am Verzweifeln war, da entdeckte er etwas. Da entdeckte er einen alten Brauch der Sawi. Zwischen zwei sich bekämpfenden Dörfern gab es nur eine Friedensmöglichkeit. Wenn nämlich das eine Dorf A ein gerade geborenes Baby, einen Jungen, an das Dorf B verschenkte. Und dann galt, solange dieses verschenkte Kind lebt, solange ist Frieden zwischen uns. Und dieses verschenkte Baby, das wenige Tage nach der Geburt weggegeben wurde ins andere Dorf, das war das sogenannte Friedenskind. Und als Don Richardson das entdeckte war ihm klar, wie er den Sawi von Gott erzählen konnte. Er sagte, Leute zwischen Gott und uns besteht Feindschaft wegen unserer Schuld, aber Gott hat uns ein Friedenskind geschenkt. Gott hat seinen eigenen Sohn, sein eigenes Friedensbaby auf diese Erde gegeben und jeder Mensch, der sich diesem Jesus öffnet, der dieses Friedenskind annimmt, der bekommt Frieden mit Gott. Und wissen Sie was passierte? Als die Sawi das begriffen, da ging es wie ein Aufleuchten durch viele von ihnen -XXX (hier fehlt ein kleiner Teil)- Kirche und da wurde zwischen vielen verfeindeten Stämmen das Kriegsbeil begraben. Als die Sawi begriffen, Gott will Frieden machen mit mir, da wurden sie selber zu Friedenmachern. Da wurden sie selber zu Leuten, die ihre Stammesgenossen zu Jesus riefen. Und da wurde sogar zwischen vielen ihrer Dörfer Harmonie und äußerer Friede wieder hergestellt.

Glücklich sind die Friedenmacher. Gott macht Frieden mit mir und wir sehen hier gleich das nächste, Gott macht Frieden durch mich. Das ist doch klar, wenn ich Frieden von Gott bekommen habe, dann habe ich auch einen Auftrag, andere an diese Friedensquelle anzuschließen. Und das können wir an diesem Missionar sehr gut sehen. Er hat diese Sawi nicht kultiviert, er hat ihnen nicht einfach das kleine Einmaleins der Demokratie beigebracht, er hat nicht an die Menschenrechte appelliert, sondern er hat Frieden gemacht, indem er eine Brücke baute zum großen Friedenmacher Gott. Er hat ihnen das Friedenskind des allmächtigen Gottes vorgestellt, er hat es ihnen lieb gemacht. Und so zeigte er ihnen den Weg zu einem völlig neuen Leben und die verhassten, aufgehetzten, bösartigen Sawi wurden nicht nur friedlicher, sondern sie wurden selber zu Friedenmachern. Was für eine herrliche Aufgabe gibt Gott seinen Leuten. Inmitten einer verzweifelten, friedlosen Welt dürfen wir verzweifelten, friedlosen Menschen den Weg zum Schalom zeigen. Welche Ehre für uns. Aber auch welche Chance für die Menschen, mit denen wir zusammen kommen. Sehen Sie, der Friedenmacher hat auch für solche Menschen noch eine Hoffnung, bei denen andere schon längst aufgegeben haben. Es gibt ja so Schicksale, die lassen einem das Blut in den Adern erstarren und da können wir eigentlich nur noch sagen, wir wollen Mitleid mit dir haben, wir wollen dich begleiten, wir wollen mit dir trauern, aber mehr können wir nicht tun. Die Friedenmacher können immer noch ihren Friedefürst ins Spiel bringen. Die Friedenmacher können immer noch sagen, ich weiß nicht mehr weiter. Ich kann nur meinen Mund halten, aber es gibt einen und dessen Schalom, der kann auch dein Herz erreichen, so hart es auch sein mag, so dunkel es sein mag. Der Friedefürst ist Jesus und ich will dir eine Brücke zu ihm bauen. Ich kann das nicht aus mir selbst heraus, ich bin nicht die Quelle des Friedens, aber wenn du am Verdursten bist, dann will ich dir eine Wasserleitung bauen, damit du angeschlossen wirst an die Quelle des großen Friedenmachers.

Nun könnte man sagen, was ist das für ein kostbares Gut, das die Friedenmacher zu geben haben, die müssten doch eigentlich in der Welt beliebt sein, höchst beliebt. Aber das Gegenteil ist der Fall. Die Welt lechzt nach Frieden. Die Bürger des Himmelreiches bringen den Frieden. Und doch gehören sie zu den angegriffensten Menschen in dieser Welt. Wer mit Jesus lebt, wer Friedenmacher wird, der muss sich in dieser Welt warm anziehen, denn er wird unweigerlich auf Feindschaft stoßen. Und das ist das nächste. Wer zum Reich Gottes gehört, der verbreitet zwar Gottes Frieden, aber er erfährt auch, und das sehen wir jetzt auf der letzten Folie, die Feindschaft der Welt. Jesus sagt das sehr deutlich in Vers 10: „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen. Seid fröhlich und jubelt!“ Also als ob das noch nicht genug wäre, dass wir diese Feindschaft einstecken müssen, wir sollen auch noch fröhlich sein und jubeln. Das heißt, wenn Sie Christ sein wollen, dann erwartet Jesus von Ihnen nicht nur, dass Sie bereit sind Feindschaft zu ertragen, sondern dann erwartet er von Ihnen, dass Sie es lernen über diese Feindschaft auch noch zu jubilieren. Erstaunlich, wie viel Wert Jesus auf diesen letzten Punkt legt. Allein drei Verse befassen sich mit dieser Feindschaft.

Und wir sehen zunächst mal, die Feindschaft der Welt, das ist eine Tatsache. Wer zu Jesus gehört, der steht in einer grundsätzlichen Spannung zu den Menschen, die noch nicht zu Jesus gehören. Diese Spannung ist nicht immer spürbar, man kann vielleicht menschlich trotzdem ganz gut miteinander auskommen. Feindschaft der Welt heißt nicht, dass es ständig Streit geben muss und das heißt erst recht nicht, dass Christen die Konflikte noch suchen und anfächeln, weil wir solche Wadenbeißer sind. Aber die Feindschaft ist eine Tatsache. Wenn ein Christ sich nicht versteckt, dann bekommt er diese Feindschaft früher oder später zu spüren. Jesus hat gesagt, ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen. Und Paulus hat geschrieben, wir hörten das vorhin, alle die mit Christus leben wollen, müssen Verfolgung erleiden. Das ist eine Regel ohne Ausnahme. Und wir sehen, die Art der Verfolgung kann sehr unterschiedlich sein, das sagt Jesus in Vers 11: „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen.“ Das heißt beleidigen, weil sie zu Jesus gehören. Wenn man Sie beschimpft, weil Sie sich zu seiner Wahrheit stellen. Wenn man Sie verächtlich macht, dann heißt das schmähen. Aber es geht ja weiter: und verfolgen. Man kann direkte Nachteile, politische oder gesellschaftliche Nachteile wegen Jesus möglicherweise bekommen, wie das z.B. vielen Jugendlichen in der DDR gegangen ist.

Es kann uns passieren, dass man unsere Privatsphäre aufspürt. So hat es Theo Lehmann, der Jugendpfarrer erlebt. Jahrelang hatte er einen engen, engen Freund. Und als die Mauer fiel und die ganze Stasigeschichte aufflog, da musste er feststellen, dass dieser Freund ein Spitzel war. Und er begriff im Nachhinein, dass er immer, kurz bevor er die Wohnung Theo Lehmanns verließ, noch mal aufs WC gehen musste. Das hatte ihn gewundert, aber im Nachhinein wurde es ihm klar. Der ging immer auf Toilette um sich die wichtigsten Ergebnisse dieses Gespräches aufzuschreiben und hat die dann treu und brav weiter gemeldet. Sie aßen zusammen als Ehepaare am Heiligen Abend zu Mittag. Jeden Heiligen Abend. Direkte Verfolgung, Folter, Tod, das ist nicht vorbei, das gibt es bis heute. Zum Beispiel im Iran oder in manchen anderen Ländern, wo der Islam eine starke Macht hat oder in China. Und dann lenkt Jesus wieder mehr den Blick auf unsere Situation in Vers 11: und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen. Kennen Sie das? Ein kleines Gerücht, aber irgendwas bleibt hängen. Reden allerlei Übles gegen euch hinter eurem Rücken. Und man kann sich so schlecht dagegen wehren. Ja, die Verfolgung der Christen kann ganz unterschiedliche Formen annehmen, sie kann unterschiedlich stark weh tun, aber sie ist eine Tatsache.

Und so wird die Seligpreisung hier zu einer persönlichen Testfrage an mich und an Sie: Kennen Sie das? Haben Sie das schon mal erlebt, dass sie wegen Ihres Glaubens die Feindschaft der Welt erfahren mussten? Woher kommt diese Feindschaft? Sie ist nicht nur eine Tatsache, sondern sie hat auch eine Ursache, das sagt Jesus sehr deutlich. In Vers 10 sagt er: „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden.“ Und in Vers 11 noch mal: „..wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen.“ Und das müssen wir gut auseinander halten. Wir kriegen ja auch manchmal Ärger, den wir uns selbst zuzuschreiben haben. Auch ein Christ kann sich mal unmöglich verhalten. Und dann stört die Welt sich nicht an unserem Inhalt, sondern an unserer Form. Auch da will Jesus uns natürlich helfen aus der Klemme wieder rauszukommen, weil wir uns verrannt haben, weil wir so stur waren. Aber in diesem Fall können wir uns nicht auf diese Seligpreisung berufen, sondern da können wir um Vergebung bitten. Nein, die Feindschaft der Welt, von der der Herr Jesus hier redet, die hat eine andere Ursache. Er sagt, wegen der Gerechtigkeit. Das heißt, weil wir versuchen, nach Gottes Willen zu leben, weil wir seine Gebote ernst nehmen wollen, weil wir seine Wahrheit weitersagen.

Wenn wir uns als Christen nicht verstecken, liebe Leute, dann merkt die Welt sehr schnell, dass wir anders sind. Und wenn die Leute dann nachfragen: Ja warum seid ihr denn so anders als Christen? Warum passt ihr euch denn nicht mehr an? Dann kommt auch die Ursache heraus, warum wir so anders sind. Warum? Weil wir Jesus gehören. Weil er unser Chef ist. Weil wir Jesus mehr gehorchen als jedem anderen. Weil uns an der Zustimmung von Jesus mehr gelegen ist, als an jedem menschlichen Lob. Und darum kann Jesus die Ursache für die Feindschaft noch mal zuspitzen. In Vers 10 sagt er wegen der Gerechtigkeit und in Vers 11 spitzt er es noch mal zu und sagt: Um meines Namens willen, wegen mir. Weil wir mit Jesus leben. Weil er uns Gottes Gebote lieb und wichtig macht. Weil er unseren Alltag prägt. Weil er unser Leben gerecht macht, trotz aller Fehler die wir noch haben. Darum können wir einfach nicht mehr mitschwimmen im großen Strom. Wir leben das ganz andere Leben und wir provozieren die Feindschaft der Welt. Nun könnte man sagen: Warum muss die Welt sich denn so aufregen? Warum kann man nicht in friedlicher Koexistenz nebeneinander leben? Ihr Christen seid nun mal ein bisschen anders, aber ist doch nicht so schlimm. Warum ist diese Feindschaft zwingend?

Sehen Sie, Christen sind durch ihre Existenz Gewissensstörer. Wir stören das schlechte Gewissen der Welt auf. Die Welt ist geprägt von Sünde, von Schuld, von der Missachtung der Gebote Gottes. Die Christen sind geprägt von Reinheit, von Gerechtigkeit. Wir haben eine ganz bestimmte Meinung darüber. wie man mit Wahrheit und Lüge umzugehen hat. Wir haben einen ganz bestimmten Maßstab von Gott, welchen Sinn und welche Bedeutung denn die Sexualität hat und in welchem Rahmen sie erfüllt gelebt werden kann. Wir haben von Gott ganz klare Angaben, wie wir denn unseren Sonntag am besten verbringen. Und wo der Christ die Welt konfrontiert, da wird Sünde mit Reinheit konfrontiert und das macht die Sünde unruhig. Solange alle mitmachen, beruhigen sich alle gegenseitig. Sie kennen ja die Sprüche: Nachts sind alle Katzen grau; im Dunkeln ist gut munkeln. Aber wenn da einer plötzlich anders ist und Licht in die Sache bringt, der stört doch. Und wer will sich schon aufschrecken lassen?! Und sehen Sie, darum ist das Friedenmachen auch von so viel Hass begleitet, denn wenn wir Frieden machen wollen, dann helfen wir den Menschen zur Vergebung bei Gott. Aber wenn wir über Vergebung reden, müssen wir natürlich auch über Schuld reden und sobald wir über Schuld reden ist der Konflikt wieder da. Christen sind Gewissensstörer.

Und wir sind noch mehr. Wir sind auch Ruhestörer. Sehen Sie, die Welt will ihre Ruhe. Die Welt sagt, viele Wege führen nach Rom, viele Religionen machen glücklich. Eine verweltlichte Kirche flirtet mit den Religionen und veranstaltet gemeinsame Gebetsmeetings mit Buddhisten, Moslems und anderen. Eine verweltlichte Kirche wie in Mannheim stiftet Kronleuchter für Moscheen, für Moscheen, in denen gepredigt wird, dass Jesus nicht Gottes Sohn ist. Aber Christen sagen, Jesus ist der einzige Weg und darum sind wir Ruhestörer und deswegen machen wir uns nicht gerade sehr beliebt. In einer Zeit wo alles von Einheit und Harmonie redet sind wir Spielverderber, weil wir an Jesus gebunden sind. Und weil Jesus keinen anderen Weg zum Himmel offen gelassen hat als sich selbst. Und wenn wir Jesus treu bleiben, dann können wir unsere Sache so ruhig und so freundlich sagen wie wir wollen, wir sind Ruhestörer. Tja, wie könnten wir die Feindschaft der Welt umgehen? Ganz einfach! Indem wir die Ursache abstellen. Wir müssen aufhören anders zu sein als die Welt. Wir müssen Gottes Willen vergessen oder verstecken. Und wenn wir schon nicht selbst Steuern hinterziehen, dann können wir wenigstens grinsen, wenn andere uns stolz davon erzählen. Und wenn wir schon nicht selbst schmutzige Witze erzählen, dann können wir wenigstens lachen, wenn andere das tun. Und wir können unsere Meinung verstecken und dann wird man sagen: Mensch, du bist aber ein toller Christ; du bist ja gar nicht so eng, das finde ich klasse; Solche Christen, die sind mir sympathisch.

Und dann beunruhigen wir die Leute nicht, sondern wir beruhigen sie. Denn sie sagen, Mensch, die Christen, die machen das doch genauso, also sind wir genau auf dem richtigen Weg. Wir müssen nur die Ursache der Feindschaft abstellen, dann haben wir unsere Ruhe. Wir müssen aufhören Jesus zu dienen. Wir müssen ihn verlassen oder ihn zumindest verschweigen, dann stören wir kein Gewissen mehr. Dann haben wir unsere Ruhe, dann erfreuen wir uns sogar besonderer Beliebtheit. Aber das ist eine gefährliche Beliebtheit, denn sie treibt nach und nach einen Keil zwischen Gott und uns. Und darum stellt uns Jesus vor die ernste Frage: Wollen wir die Freundschaft der Welt oder wollen wir die Freundschaft Gottes? Oder anders herum gefragt: Wessen Feindschaft nehmen Sie lieber in Kauf? Die Feindschaft Gottes oder die Feindschaft der Welt? Das Neue Testament sagt das so hart: „Ihr Abtrünnigen, wisst ihr nicht, dass Freundschaft mit der Welt, Feindschaft mit Gott ist? Und wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein“ (Jakobus 4, 4). Die Bergpredigt führt uns unbeirrt auf diese Alternative zu, entweder- oder. Nicht weil Jesus uns Angst machen will, sondern weil er uns Mut machen will. Und so schließt er diese schonungslose Darstellung mit einer großartigen Aussicht, mit einem herrlichen Versprechen. Es wird nichts beschönigt, die Feindschaft der Welt ist eine Tatsache. Es wird auch nichts vertuscht, die Feindschaft der Welt hat eine ganz klare Ursache. Wer Jesus treu ist, der ist Gewissensstörer, der ist Ruhestörer. Aber gerade deshalb ist die Feindschaft der Welt am Ende auch eine Ehrensache, etwas worauf wir Stolz sein können.

Und deshalb sagt Jesus hier: Seid fröhlich und jubelt! Und das Wort, das da für jubeln steht, das ist im Griechischen ein ganz farbiges Wort, das heißt eigentlich Spring vor Freude in die Luft. Warum denn? Jesus sagt das. Er sagt, so haben sie es mit den Propheten auch gemacht. Das heißt, wenn ihr wegen eures Glaubens Schwierigkeiten bekommt, dann ist das ein Zeichen dafür, dass ihr lebendige Christen seid. Einen Toten braucht man nicht mehr zu verfolgen. Den gehorsamen Propheten ist es genau so gegangen, denen die sich nicht angepasst haben. Und Jesus sagt hier, wenn ihr meinetwegen Feindschaft erfahrt, dann steht ihr in einer ehrenwerten Tradition, dann gehört ihr zur Highsociety Gottes, dann gehört ihr zu den beneidenswerten Leuten, an denen diese Welt nicht einfach friedlich vorbeigehen kann. Freut euch, jubelt, ihr steht in der Tradition der treuen Leute Gottes. Die Feindschaft der Welt das ist ein Gütesiegel für die Echtheit unseres Christseins. Die Feindschaft der Welt das ist eine spürbare Beglaubigung, dass wir dazugehören zum Reich Gottes. Und deshalb ist die Feindschaft der Welt Ehrensache, Grund zur Freude. Ich erinnere mich noch, ich glaube ich war in der zweiten oder dritten Klasse, da hatten wir einen Fragekasten. Und in den Fragekasten da hat mal ein kleines Mädchen die Frage geworfen: Gibt es Gott? Und dann gab es eine heiße Diskussion unter den Schülern und ich war der Einzige, der an Gott glaubte, zumindest, der es sagte. Und da traf mich der volle Hohn der Klasse und die Banden, in der Pause hatten wir immer solche Banden, die machten dann ihre Späße und sagten: Du glaubst wohl auch an den Weihnachtsmann, was? Und die Lehrerin half mir auch nicht. Und dann kam ich nach Hause, weinend, ziemlich aufgelöst und ich weiß noch genau, wie mir mein Vater sagte: Du, ich weiß das ist schwer. Aber das, was du da aushalten musstest, das hast du ausgehalten wegen Jesus und sieh mal, und deshalb ist das doch eigentlich Ehrensache. Und er wird dich nicht hängenlassen.

Die Feindschaft der Welt, das ist eine große Ehrensache, weil sie uns zeigt, wir sind echt als Christen. Und dann zeigt Jesus noch einen weiteren Grund, warum wir uns darüber freuen können. Warum können wir uns freuen? Er sagt: Es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Das ist doch großartig! Das ist nicht ein gutes Werk, die Feindschaft die wir ertragen, mit der wir uns etwas verdienen könnten für den Himmel. Aber Jesus sagt, wer aus Liebe zu mir Feindschaft einsteckt, den werde ich reichlich beschenken, den werde ich freiwillig reichlich belohnen, alle Verfolgung wird sich lohnen. Du wirst Gott sehen, du wirst seine Ewigkeit genießen und du wirst überrascht sein, mit was er dich noch belohnen wird. Als der Missionar Jim Elliot am 8. Januar 1956 unter den Pfeilen der Huaorani-Indianer (abwertend Aucas, Barbaren) starb, jenen Indianern zu denen er gegangen war, um sein ganzes Leben einzusetzen damit sie Jesus kennenlernen, da war er kein gescheiterter Mann, da war er kein gebrochener Mann, sondern da wusste er, jetzt kommt das Beste. Und da bestätigte sich an seinem Leben, was Elliot früher einmal gesagt hatte: „Der ist kein Narr, der hergibt was er sowieso nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nie mehr verlieren kann.“ Der ist kein Narr, der hergibt was er sowieso nicht behalten kann, dieses ruhige, ungestörte Leben. Wir können es nicht behalten. Um zu gewinnen, was er nie mehr verlieren kann.

Werden wir stark genug sein, wenn die Feindschaft hart wird? Werden wir das aushalten? Mit Sicherheit, Ja. Warum bin ich da so sicher? Sehen Sie, wer wirklich für Jesus leidet, der leidet, weil er wirklich zu Jesus gehört. Und wer wirklich zu Jesus gehört, den wird Jesus wirklich bewahren. Für den hat Jesus wirklich die letzte Verantwortung übernommen. Er hat gesagt, meine Schafe, meine Leute, die wird mir niemand mehr aus meiner Hand reißen, niemand. Und deshalb kommt es im letzten nicht auf Ihre und nicht auf meine Stärke an, sondern es kommt auf seine Stärke an. Und wenn Sie bereit sind, oder bereit werden, um Jesu willen Feindschaft zu ertragen in dieser Welt, dann wird er dafür sorgen, dass Sie am Ende reich belohnt werden und das alles gut wird. Johannes Chrysostomos (Johannes von Antiochia, hat im 6. Jh. den Beinamen Chrysostomos bekommen, was so viel wie Goldmund heißt) soll für heute das letzte Wort haben. Das war auch so ein Gewissensstörer, ein Ruhestörer im vierten Jahrhundert und der predigte so knallhart, dass es dem Herrscher einmal zuviel wurde und dem Fürsten der Kirche dann auch irgendwann zuviel wurde. Und dann ließ ihn sein Herrscher Arcadius kommen und sagte: Chrysostomos, wir werden dich verbannen. Und der sagte: Sire, Sie können mich gar nicht verbannen, denn die ganze Welt gehört meinem Vater. Und dann sagte Arcadius: Aber Chrysostomos, wir werden deinen Besitz wegnehmen. Und dieser sagt: Sire, das können Sie auch nicht, denn mein Reichtum ist im Himmel und da kommen Sie gar nicht ran. Und dann holte Arcadius seinen letzten Trumpf raus und sagte: Nun gut Chrysostomos, aber wir werden dich trennen von allen deinen Freunden. Wir werden dafür sorgen, dass du total einsam wirst. Und Chrysostomos erwiderte: Sire, das geht genau so wenig, denn ich habe einen Freund im Himmel und der hat mir versprochen, ich werde dich nie verlassen. Chrysostomos wurde verbannt, aber sie konnten ihn nicht isolieren, weil sein Freund im Himmel da war. Und sie konnten ihm seinen ewigen Reichtum nicht mehr rauben. Auf der Reise in die Verbannung ist er dann auch gestorben. War er ein Narr? Nein, er war ein Realist. Denn der ist kein Narr, der hergibt was er sowieso nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nie mehr verlieren kann. Was werden Sie sein? Narr oder Gewinner? Amen.