Predigten über die Bergpredigt - Teil 10/26 - Christen sind besonders...
Wolfgang Nestvogel
1995
Matthäus 5, 48
Das Ehepaar sitzt beim Frühstück zusammen, der Mann brummt etwas vor sich hin. Seine Frau will ihn nun etwas fröhlicher stimmen und sagt plötzlich: „Du bist süß!“ Und darauf knurrt er zurück: „Ich bin nicht süß!“ Und sie seufzt: „Stimmt, aber du könntest es sein, wenn du dich nur ein bisschen anstrengen würdest.“ Wie oft haben wir das zu anderen gesagt?! Wie oft haben wir gesagt, vielleicht zu unseren Kindern, vielleicht zu uns selbst: ‚Du könntest es sein, wenn du dich nur ein bisschen am Riemen reißen würdest. Streng dich wenigstens ein wenig an. Gib dir ein bisschen mehr Mühe. Sei etwas netter zu den Nachbarn. Gib doch etwas mehr von deinem Geld für die Hungernden weg. Komm doch etwas häufiger zum Gottesdienst. Du könntest doch, wenn du dich nur ein wenig mehr anstrengen würdest. Dann wirst du vielleicht ein anständigerer Mensch, dann kannst du mit dir selbst zufriedener sein, dann wirst du ein besseres Gewissen haben.’ So, stellen sich viele vor, ist das Christsein. Christen sind Leute, die strengen sich etwas mehr an, als die anderen und deshalb sind sie auch etwas anständigere Leute. Natürlich gibt es auch unter den Christen viele Heuchler, das wissen wir, aber das sind Leute, die strengen sich an. Und wenn man das dann von außen betrachtet und sich das unter Christsein vorstellt, dann kann man zwei ganz unterschiedliche Schlussfolgerungen ziehen. Die einen spannen jetzt ihre moralischen Muskeln an und sagen: „Gut, ich will es auch versuchen, ein wenig anständiger.“ Und die anderen sagen: „Also dann laß ich es lieber gleich. Ich bewundere die Leute, die das können und die sich da so einsetzen. Aber wenn das so anstrengend ist, ich muss mich schon genug anstrengen an anderen Stellen, dann laß ich es lieber gleich sein.“
Und so haben viele die Bergpredigt gelesen, als ein soziales Programm für alle, die sich anstrengen wollen, etwas besser zu leben. Und damit sie wissen wie das funktioniert, so denken sie dann, hat Jesus hier ein paar moralische Regeln aufgestellt, so als Richtlinie, z. B. dass man sich für die Schwachen einsetzt, dass man sich nicht immer mit seinen Ellenbogen durchsetzt, dass man sich um den Frieden bemüht. Nun es ist sicher wichtig, das alles zu tun. Aber die Absicht der Bergpredigt haben wir damit auch noch nicht im Entferntesten gestreift. Die will etwas anderes und das haben wir immer wieder gesehen in diesen neun Predigten. Die ist viel anspruchsvoller. Und wenn Sie auch all die anderen Predigten verpasst haben sollten und die Absicht der Bergpredigt kennen wollen, dann müssen Sie sich den letzten Satz des fünften Kapitels ansehen. Das ist heute unser Predigttext, der Abschluss des ganzen fünften Kapitels. Und das fünfte Kapitel ist das Kernkapitel der Bergpredigt und dieser Vers 48 steht da nicht zufällig, sondern er fasst das Ganze noch mal zusammen. Das ist heute unser ganzer Predigttext, der Vers 48 in dem Jesus sagt: „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“
Das ist das Thema der Bergpredigt. Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Christen sind besonders. Und hier schalten viele sofort ab und sagen: Das ist weltfremd, das geht sowieso nicht. Auch viele Christen schalten hier übrigens ab und sagen: Ich glaub ja an Jesus, ich geh regelmäßig zum Gottesdienst, ich arbeite mit, aber wenn ich mein Leben so sehe, nun ja, vollkommen bin ich grade nicht. Und dann noch vollkommen wie der Vater im Himmel? Das kann ich mir gleich abschminken. Und dann machen sie die Bibel an dieser Stelle zu. So kann Jesus das doch nicht gemeint haben. So was Besonderes bin ich als Christ doch eigentlich auch nicht und vollkommen schon gar nicht. An unserer Reaktion auf Vers 48 zeigt sich bei Christen und bei Nichtchristen ein grundlegendes Missverständnis über das Christsein. Ein grundlegendes Missverständnis, was Gott eigentlich mit uns vorhat, was es bringt, was es bewirkt Christ zu werden.
Wenn man eine Umfrage machen würde unter Christen, – also unter Menschen, die sagen, ich lebe bewusst mit Jesus Christus, ich vertraue seinem Wort in der Bibel, ich bete, mir ist die Gemeinde wichtig, ich will wirklich mit diesem Jesus leben – und fragte: Was glauben Sie wohl, welches Ziel Gott mit ihrem Leben hat? Was ist die wichtigste Folge ihres Glaubens, ihrer Bekehrung? Dann würden wahrscheinlich viele sagen: Dass ich gerettet werde, dass ich am Ende nicht verloren gehe, sondern in den Himmel komme. Nun, das ist natürlich eine enorm wichtige Folge unserer Bekehrung, aber es ist längst nicht alles. Und wenn man dann nachfragen würde, würden andere vielleicht sagen: Die wichtigste Folge meiner Bekehrung ist, dass ich missioniere, dass ich versuche, diesen Glauben, den ich gefunden habe, anderen weiterzugeben; dass ich mich für Jesus einsetze, mit ganzer Kraft; das ist das eigentliche Ziel, der Zweck meines Christseins. Und auch das ist natürlich enorm wichtig für einen Christen, dass er sein Leben für Christus einsetzt, dass er mitarbeitet für ihn, dass er versucht, andere Menschen zu gewinnen für die Botschaft, die sein Leben hell und froh gemacht hat. Aber auch das ist noch nicht alles. Jesus zeigt uns Vers 48: „Ihr sollt vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Das ist das eigentliche Ziel. Jesus hat mit seinen Leuten außergewöhnliches vor. Wir haben uns angewöhnt, unser Christsein als langweilig, grau oder selbstverständlich vorzustellen. So was Besonderes ist es ja auch nicht. Wir freuen uns zwar, dass wir am Ende nicht in die Hölle kommen, aber so besonders sind wir auch nicht. Und manche denken dann, dieser Vers 48 mit der Vollkommenheit der gilt höchstens für ganz besonders reife Christen, die das besonders ernst nehmen und so strahlende Glaubenshelden sind; für die gilt das vielleicht, aber für einen Normalchristen doch wohl nicht. Jesus sagt etwas anderes. Er sagt uns, dieser Vers 48 gilt ohne Einschränkung für jeden Christen. Oder haben Sie irgendeine Einschränkung gelesen, wie: Ihr sollt, sofern ihr besonders heilig seid, vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Das steht da nicht. Nein, dieser Satz kann Wirklichkeit werden in Ihrem Leben, dieser Satz soll Wirklichkeit werden in Ihrem Leben. Dieser Satz ist realisierbar für jeden, der zu Jesus einen Draht findet.
Und bevor Sie diesen Vers 48 abhaken, geben Sie mir heute Morgen die Chance Ihnen zu erklären, was Jesus mit diesem Satz meint. „Ihr sollt vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Wie Jesus sich diese besondere Qualität des Christen denkt; warum Christsein wirklich so eine ganz einzigartige Sache ist. Erstens: Christen sind so besonders, weil Christen so besonders gefordert werden. Das haben wir in der ganzen Bergpredigt gesehen, dass Jesus die Latte ziemlich hoch legt. Und wir haben festgestellt, dass die Bergpredigt eine Marschroute ist für Leute, die bereits Christen geworden sind. Die Bergpredigt ist also nicht die Eintrittsbedingung, um zum Glauben zu kommen. Gott sagt nicht, du musst erst einmal so leben und dann kannst du kommen und ich nehme dich an als mein Kind. Das sagt er nicht. Sondern die Bergpredigt ist die Marschroute dafür, wie Leute, die schon zu Jesus gehören, leben sollen. Die Eintrittsbedingung zum Christsein steht ganz am Anfang in der Bergpredigt. Die haben wir in Matthäus 5, 3 gesehen wo Jesus sagt: Selig sind die geistlich Armen. Und wir haben immer wieder entdeckt, die geistlich Armen, das sind nicht die, die etwas weniger Intelligenz haben, also die geistig Armen, sondern das sind die, die merken, wie leer sie vor Gott dastehen, die wissen, dass sie auf seine Vergebung angewiesen sind, die wissen, dass sie ohne Jesus Christus keine Chance auf ewiges Leben haben und die Gott anbetteln: Herr, nimm mich an und erbarme dich über mein Leben. Das ist die Eintrittskarte. Und wenn wir so, wie es in Matthäus 5, 3 steht, mit unseren leeren Händen zu Gott kommen, dann nimmt er uns an als seine Kinder. Und dann beginnt das Leben der Bergpredigt.
Und wenn jemand, der noch nicht Christ ist, zu Jesus kommt und sagt, das Leben schaff ich nicht, dann wird Jesus ihm sagen, das brauchst du mir gar nicht zu sagen, das weiß ich auch so. Aber komm her zu mir, binde dich an mich und dann gehen wir diesen Weg gemeinsam. Und wir haben gesehen, Christen sind besonders gefordert, dass Jesus viele praktische Lebensbereiche angesprochen hat, in diesen Versen vor dem Vers 48. Er hat viele Beispiele gebracht, wie wir denn dann als Christen leben sollen. Wir sollen das Nächstliegende lassen, nämlich unser dickes Ich nach vorne zu stellen, sondern wir sollen das Fernliegendste tun, nämlich unsere Feinde lieben, anstatt sie zu hassen. Und die Feinde lieben heißt für sie zu bitten und zu versuchen, ihnen ganz konkret zu helfen, egal ob sie mir sympathisch oder unsympathisch sind. Und Jesus sagt uns, dass wir mit unseren Worten absolut wahrhaftig sein sollen, nicht nur ab und zu, sondern absolut. Wir sollen nicht nur die groben Lügen meiden, sondern immer wahrhaftig sein und durchsichtig. Und Jesus sagt noch mehr. Auch unsere Gedanken sollen rein sein und unsere Blicke und in Matthäus 5, 27-28 hat ja Jesus gesagt, wer auch eine Frau nur ansieht mit sexueller Begierde, der hat bereits in seinem Herzen die Ehe gebrochen. Gott sagt also, es ist nicht nur wichtig was du tust und nicht nur wichtig was du sagst, sondern es ist auch wichtig was du denkst und wie du schaust. Dein ganzes Leben soll klar vor Gott stehen. Viele praktische Beispiele die sich immer wieder um dasselbe Thema drehen. Und dann kommt dieser Vers 48, mit dem Jesus alles noch einmal zusammenfasst. Mit dem Jesus sagt, und das ist jetzt der Maßstab, das ist der Standard für euch Christen. Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Ihr sollt euch nicht an den anderen Menschen orientieren, da findet man ja immer Leute, die noch viel schlechter sind als man selber. Ihr sollt nicht nur besser sein als die anderen, nein, ihr sollt euch an Gott orientieren. Das ist euer Maßstab. Das Maß eures Lebens ist Gott selbst, der heilige Gott. Christen haben den denkbar höchsten Maßstab den es überhaupt gibt. Wir sollen wirklich etwas besseres sein, etwas Besonderes.
Und das macht Jesus deutlich in den Versen vorher, die ich Ihnen noch mal ganz kurz in Erinnerung rufe. Da sagt er: Wenn ihr die liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn dafür haben. Das tun auch die Zöllner. Und die Zöllner galten damals als besonders verachtet. Und dann sagt Jesus weiter: Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr besonderes? Tun dasselbe nicht auch die Heiden? Also die, von denen ihr meint, die wären ganz out. Und merken Sie, was Jesus hier sagt? Er sagt: Wenn ihr die normalen Anstandsregeln beachtet, dann ist das noch kein großes Verdienst, dann ist das noch kein großes Ruhmesblatt. Von meinen Leuten erwarte ich mehr. Ich erwarte zum Beispiel, dass ihr eure Feinde liebt. Nicht, dass ihr Sympathie für sie hegt, aber dass ihr versucht, das Beste für sie zu suchen, für sie zu beten und ihnen helft, wo ihr könnt.
Ein Reisbauer in China hatte schweren Ärger mit seinem Nachbarn. Dieser Reisbauer hatte auf halber Höhe eines Berghanges ein Reisfeld angelegt. Und während der Trockenzeit benutzte er ein Tretrad um das Wasser aus dem Bewässerungsgraben auf sein Feld zu pumpen. Unterhalb seines Feldes lagen noch zwei Felder seines Nachbarn und dieser Nachbar war ein Schlitzohr. Eines Nachts bohrte er nämlich ein Loch in den Trennwall zwischen dem Feld des Christen und seinen Feldern und das führte natürlich dazu, dass der Christ, der am Abend vorher das Wasser mühevoll auf sein Grundstück gepumpt hat, am nächsten Morgen sehen musste, wie das ganze Wasser auf das Feld seines Nachbarn runtergelaufen war. Und er musste einmal tief durchatmen, aber er sagte sich, ich will nichts sagen. Also pumpte er wieder das Wasser hoch auf sein Feld und am nächsten Morgen war es das Gleiche. Der Wall, den er mühevoll repariert hatte, war wieder aufgebrochen. Der Nachbar hatte ihm wieder das ganze Wasser abgezapft und so ging das drei oder vier Mal. Und er fragte sich: Mensch, was soll ich machen? Er hatte die Bergpredigt gelesen kurz vorher und dann hat er seine Mitchristen gefragt. Er hat gefragt: Was soll ich mit diesem Kerl machen? Und dann haben sie überlegt und gemeinsam gebetet und sind zu folgender Lösung gekommen. Sie haben gesagt, wenn wir immer nur versuchen das Rechte zu tun, sind wir noch nicht nahe an dem, was Jesus hier will. Wir müssen versuchen mehr zu tun, als das was recht ist. Und was machte der chinesische Christ am nächsten Morgen? Er pumpte erst mal Wasser für die beiden unteren Felder, so dass dort genug Wasser war. Erst pumpte er Wasser für den feindlichen Nachbarn. Und danach pumpte er dann Wasser auf sein eigenes Feld. Und Sie können sich vorstellen, dass der Nachbar ganz schön erstaunt war. Das hat ihn nicht mehr losgelassen und er hat nachgebohrt: Warum hast du das getan? Und er hat so lange nachgebohrt, bis er letztendlich auch Christ wurde.
Sehen Sie, dieser Chinese hat nicht nur gefragt: Wie soll ich mich anständig verhalten, wie kann ich Streit vermeiden, wie kann ich etwas besser sein als mein Nachbar?, sondern er hat versucht nach Gottes Standard zu handeln. Und Gottes Standard ist nicht nur richtig, sondern vollkommen. Und Gottes Standard heißt nicht nur menschlich, sondern göttlich. Und das müssen wir festhalten: Wie euer Vater im Himmel, also göttlich. Jemand hat mal gesagt: Gutes mit Bösem vergelten ist teuflisch, Gutes mit Gutem vergelten ist menschlich und Böses mit Gutem vergelten ist göttlich. So handelt Gott selbst. So handelt Gott selbst mit uns bösen Menschen, die so gleichgültig ihm gegenüber sind, dass er uns seinen Sohn in die Welt schickt, dass er uns in Liebe nachgeht. Böses mit Gutem vergelten ist göttlich. Und Jesus sagt, wenn ihr jetzt mit mir und meinem Wort lebt, und wenn ihr das ernst nehmen wollt, dann geht diesen Weg, das sei euer Standard. Wissen Sie, die Bergpredigt will die Menschen nicht menschlicher machen, sondern sie will uns göttlicher machen. Wenn wir unsere Defizite sehen, dann neigen wir ja dazu uns schnell zu beruhigen. Dann sagen wir, nun ja, wir sind nun einmal in dieser Welt, wir sind ja auch ganz demütig und wissen um unsere Grenzen. Aber oft handeln wir so, als ob Jesus das nie gesagt hätte, diesen Vers 48. Und wir beruhigen uns damit, dass ja auch der Apostel Paulus sehr deutlich gesagt hat, kein Mensch wird durch seine guten Leistungen von Gott angenommen. Das stimmt ja auch. Der Apostel Paulus hat gesagt, wir werden allein durch den Glauben gerettet und nicht durch unsere guten Werke. Das ist alles richtig, aber bei diesem Vers 48 geht es ja gar nicht um unsere Rettung. Da geht es doch gar nicht darum, wie wir in den Himmel kommen, wie wir Kinder Gottes werden, sondern da geht es darum, wie wir als Christen leben.
Und jetzt hören Sie mal, was der Paulus auch geschrieben hat. Also wer diesen Vers 48 abschmettern will unter Berufung auf Paulus, kommt damit nicht weit. Denn Paulus hat im Philipperbrief geschrieben, wir haben das gerade schon gehört: „Schaffet, dass ihr selig werdet mit Furcht und Zittern.“ Paulus schreibt diesen Brief an Christen, an Leute, die bekehrt sind. Er schreibt diesen Brief an eine Gemeinde, die er besonders geliebt hat, die besonders lebendig war. Und er hat ja im Kapitel vorher gesagt, Gott wird euch durchbringen, ich weiß es. Und jetzt sagt er in Philipper 2, 12: Schaffet, dass ihr selig werdet mit Furcht und Zittern. Man kann das wörtlich übersetzen, dann klingt es noch viel schlimmer. Dann heißt es: Erarbeitet euch euer eigenes Heil. Das schreibt Paulus. Und wir müssen wissen, Heil kann in der Bibel mehrere Bedeutungen haben. Heil bedeutet an dieser Stelle nicht Sündenvergebung. Es bedeutet hier nicht, erarbeitet eure Rettung, eure Vergebung. Das können wir nicht. Das sagt Paulus immer wieder deutlich. Nein, an manchen Stellen in der Bibel kann Heil auch den Prozess beschreiben, der beginnt, wenn einer Christ wird und der dann andauert bis er im Himmel bei Gott ankommt. Diesen Prozess von der Bekehrung bis zur Vollendung im Himmel kann die Bibel auch mit Heil beschreiben. Und diesen Prozess meint Paulus hier. Ihr, die ihr auf diesem Weg seid, die ihr angefangen habt mit Jesus zu leben, ihr sollt euch euer eigenes Heil jetzt erarbeiten. „Schaffet, dass ihr selig werdet mit Furcht und Zittern.“ Ihr seid gerettet, nun lebt als Kinder Gottes. Das heißt, zu unserer Rettung können wir nichts beitragen, außer uns Jesus zu unterwerfen. Aber wenn wir Christen geworden sind, dann sollen wir höchst aktiv werden, dann sollen wir arbeiten, uns anstrengen und Gottes Willen tun.
Paulus selbst hat sich einmal verglichen mit einem Leistungssportler. In 1. Korinther 9 können Sie das nachlesen, ab Vers 24. Da hat Paulus sich verglichen mit einem Leistungssportler, der massiv trainiert, um für die Olympiade fit zu sein. Und er sagt, ich verzichte auf vieles was mich ablenkt, um nur ganz fest das Ziel im Auge zu behalten, auf das zu ich lebe. Ich kämpfe, ich setze mich ein. Christen sind besonders gefordert. Und das wird auch an der Bergpredigt sehr, sehr deutlich. Am Eingangstor zur Bergpredigt steht dieser Vers 3, wo wir mit unserer Armut zu Gott kommen sollen und zu Jesus sagen sollen: Herr, ich brauche deine Vergebung. Aber dann fängt er an, an unserem Leben zu arbeiten und dann geht es weiter bis zu diesem Vers 48, ihr sollt vollkommen sein. Und wissen Sie, in unseren Köpfen spukt manchmal so eine Karikatur herum von Christsein. Das beginnt mal mit einem großen Paukenschlag bei der Bekehrung und dann sind wir ganz bewegt und ganz erfreut und irgendwann schläft dieser Effekt dann ein. Irgendwann wird alles so träge und so müde und dann hoffen wir, dass wir am Ende dann von Gott aufgenommen werden. Und das war dann unser christlicher Lauf. Das ist eine Karikatur von Christsein. Jesus sagt, so soll es nicht sein. Nein, wir werden besonders gefordert.
Aber nicht überfordert, denn, und das ist das Zweite, Christen werden besonders gefördert. Fast das gleiche Wort, es kommen nur zwei Punkte oben dazu. Christen werden besonders gefördert. Und jetzt lese ich Ihnen vor, was Paulus in Vers 13 schreibt in Philipper 2. Erst sagt er, erarbeitet euch euer Heil. Und was sagt er im nächsten Vers? Hören Sie genau hin. Da sagt er: „Denn Gott ist’s der in euch wirkt beides, das Wollen und das Tun.“ Seltsam! Also Paulus sagt nicht, setzt euch ganz ein und außerdem wird Gott euch noch ein bisschen unter die Arme greifen. Nein, Paulus sagt, setzt euch ganz ein, denn Gott macht es ja in euch. Gott ist es eigentlich, der euren Willen prägt. Gott ist es eigentlich, der euch die Kraft gibt. Schaffet, dass ihr selig werdet mit Furcht und Zittern, denn Gott ist’s, der in euch beides wirkt. Sehen Sie, für unsere Logik ist das schwer zu begreifen, für unsere begrenzte menschliche Logik. Wir sagen, entweder muss es Gott machen oder ich muss es machen, aber beides gleichzeitig geht nicht. Nun wissen wir schon aus der modernen Physik, dass man so absolut in diesen Gegensätzen nicht mehr denken kann. Ich sage jetzt nur mal so für die, die das kennen, Welle-Korpuskel-Dualismus. Schon die moderne Physik zeigt, dass unsere Logik oft aufgesprengt wird. Und so macht es Gott hier. Gott sagt, du sollst kämpfen, du bist gefordert, aber eigentlich tue ich es in dir. Und so ist es als ob Paulus seinen Leuten hier schreiben wollte, nachdem er ihnen erst so einheizt, erarbeitet euch euer Heil, habt keine Angst vor Überforderung. Habt keine Angst vor Krampf, habt keine Angst, dass ihr scheitern werdet, sondern ihr könnt euch fröhlich ins Zeug legen, weil der lebendige Gott selbst in euch arbeitet.
Und wie sieht das praktisch aus? Vielleicht denken Sie, ach, mit diesem Menschen werde ich mich nie aussöhnen können. Ich glaube zwar an Jesus, aber wie soll er da in mir wirken? Gehen Sie los! Gehen Sie zu diesem Menschen hin und bitten Sie Jesus: Herr, wirke du jetzt durch mich, dass ich den Mut habe, diesen Menschen anzusprechen. Gehen Sie los. Und die Christen in der Verfolgung haben das erfahren. Wenn die Drucksituation da war, dann haben sie von Christus die Kraft bekommen. Aber sie mussten bereit sein ihn zu bekennen. Oder wenn Sie überarbeitet sind und Sie sehen, da ist ein Mensch, der Sie so dringend braucht. Alles spricht eigentlich dagegen, dass Sie es jetzt tun und dann sagen Sie: Herr, ich muss jetzt aber doch. Ich sehe, die Not ist so groß und nun bitte ich dich, wirke du in mir und gebe mir deine Kraft. Und dann gehen Sie los. Und er wird Ihnen die Kraft geben. Oder wenn Sie Schwierigkeiten haben mit dem regelmäßigen Gottesdienstbesuch und sagen, ach, ich komme immer so schwer raus und die ganze Woche ist so hart. Sagen Sie es doch Gott und dann gehen Sie los und quälen sich meinetwegen halb neun aus dem Bett raus und sagen, Herr, in deiner Kraft gehe ich. Und Sie werden merken, er trägt Sie durch. Wir werden immer wieder hier und da auch Fehler machen und hier und da auch scheitern. Wir sind noch nicht perfekt, verstehen Sie, aber so funktioniert das. Wir sollen gehen, aber er ist es, der uns trägt und der das eigentliche tut. Das ist spannend. Christen sind besonders gefördert.
Und jetzt stellt sich die große Frage: Worin steckt eigentlich unser Potential als Christen? Warum sind wir so besonders? Warum sind wir so besonders gefördert? Sehen Sie, das steckt in einem Wort in diesem Vers, in dem Wort Vater. Jesus sagt nicht, ihr sollt vollkommen werden wie euer oberster Auftraggeber oder euer höchster Richter oder euer bestes Vorbild. Das ist natürlich Gott auch für uns Christen, aber er sagt hier, ihr sollt vollkommen sein wie euer Vater. Und das ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Bergpredigt sich nur an Christen richtet, denn nur Christen dürfen Gott als Vater ansprechen. Die Bibel sagt deutlich, jeder Mensch ist Gottes Geschöpf, aber diese intime Verbindung zwischen Vater und Kind haben nur die echten Christen. Jesus hat deutlich gesagt, nur wer an ihn glaubt, bekommt den Zugang zum Vater. Und zu diesen Kinder spricht Gott hier. Und ich denke, wir Kinder Gottes, wir, die wir Christen sind, sind uns dieser Sonderstellung oft gar nicht bewusst. Wir sagen, och, ist doch nichts Besonderes. Mensch, Gott hat uns zu seinen Kindern ernannt. Oft machen wir uns gar nicht klar wie sehr wir uns allein schon dadurch, dass wir das Recht haben, Gottes Kinder zu heißen, von der übrigen Welt unterscheiden. Oft vergessen wir, wie besonders wir dadurch geworden sind, dass Gott uns das gesagt hat. Damals als wir zu ihm kamen, als wir gesagt haben, Herr, du sollst über mein Leben bestimmen, bitte vergib mir meine Schuld, dass er da gesagt hat, jetzt bist du mein Kind. Das sagt er uns in der Bibel deutlich: Und jetzt bist du mein Kind.
Napoleon hatte einen Rekruten, also einen ganz einfachen Soldaten. Eines Tages, als das Pferd Napoleons auf einmal bockte reagierte dieser Rekrut ganz schnell, sprang von seinem Pferd, hielt das Pferd von Napoleon fest und Napoleon in seiner spontanen Art dankte dem Rekruten mit den Worten: Ich danke Ihnen Herr Rittmeister. Und der Rekrut merkte, dass er befördert worden war und fragte gleich zurück: Rittmeister von welchem Regiment, Majestät? Napoleon antwortete: Von meiner Garde. Und dieser Rekrut legte gleich sein Gewehr ab und stellte sich zu einer Gruppe von Offizieren, die in der Nähe standen. Und ein General guckte diesen einfachen Soldaten an und sagte: Was will denn dieser freche Kerl hier? Und dieser Soldat schaute dem General fest in die Augen und sagte: Dieser freche Kerl, Herr General, ist ein Garderittmeister. Sind sie wahnsinnig? Wer hat das gesagt? Er hat es gesagt! Und dann deutete der ehemalige Rekrut auf den Kaiser. Er hat es gesagt. Verzeihen Sie, Herr Rittmeister, entschuldigte sich der General. Äußerlich gesehen war dieser junge Rekrut immer noch ein Rekrut, hatte er seine schmucklose graue Uniform an. Aber in seinem Herzen wusste er um seine neue Würde. Warum? Er hat es gesagt.
Er hat es gesagt, dass du sein Kind bist, wenn du an ihn glaubst. Ist das nicht genug? Ist das nicht genug Förderung durch Gott? Macht das nicht alles anders? Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Und wissen Sie, wenn der Gott im Himmel zu unserem Vater im Himmel wird, dann bekommen wir noch ein Fördermittel. Die Fördermittel sind ja heute knapp in der Politik, aber Gott gibt sie reichlich. Wir werden enorm gefördert dadurch, dass Gott seinen Kindern den Heiligen Geist gibt. Der Heilige Geist ist nicht irgendein Wundermittel, sondern die dritte Person Gottes, in der Gott auf uns unerklärliche Weise zu den Menschen kommt, die an ihn glauben. Und deswegen kann Paulus sagen, Gott wirkt in euch. Er gibt euch seinen Heiligen Geist. Er ist wirklich da. Und damit sind Gottes Fördermittel immer noch nicht erschöpft. Gottes Kinder werden besonders gefördert, weil sie eine Dauerentsorgung kriegen. Wir können jeden Tag zu Gott kommen, ihn immer wieder bitten, unser Gewissen in Ordnung zu bringen, unsere Schuld uns abzunehmen. Das wäre so, als ob mein Auto dadurch gefördert würde, dass es jede Nacht in der Waschanlage geparkt wird. Dann sähe es anders aus. Wir Christen haben dieses Dauerfördermittel Gottes, dass wir jeden Tag zu ihm kommen können und jeden Tag unser Leben wieder in Ordnung bringen können.
Ja, was wollen wir denn noch mehr? Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist und ihr könnt es, weil Gott in euch wirkt. Sehen Sie, Vollkommenheit ist ein Prozess, ein Reifeprozess. Jesus erwartet von Ihnen und von mir keine sündlose Perfektion, das hat er nie gesagt. Und in Matthäus 6 lehrt er dann seine Jünger, also die Christen, auch das Vaterunser beten und da heißt es: Vater, vergib uns unsere Schuld. Also auch Christen, die zu Gott Vater sagen dürfen, brauchen noch immer wieder Vergebung ihrer Schuld. Aber sie stehen in diesem Erziehungs- und Wachstumsprozess in dem Gott uns vollkommen macht und in dem wir uns ganz mit einsetzen müssen. Da sind die Christen drin. Was sind wir reich. Reich an Fördermitteln. Und doch, wie jemand mal gesagt hat, wir Christen sind Millionäre und leben manchmal wie von der Sozialfürsorge. Wir sind Millionäre. Das Kapital steht uns zur Verfügung, aber wir zapfen es nicht an. Wir schöpfen das gar nicht aus. Das ist alles so unsichtbar, die Vergebung der Sünde und so unsichtbar der Heilige Geist durch den Gott bei uns ist. Und so unsichtbar, dass wir Gottes Kinder sind. Und wir meinen, es ist so unsichtbar, da hilft es uns gar nicht und wir gehen nicht los und verpassen das Beste. Und deswegen hat Paulus das denen damals in Philippi ins Stammbuch, in diesen Brief, reingeschrieben: Schafft, dass ihr selig werdet. Ihr gehört jetzt zu Christus, ihr habt euch bekehrt und nun lebt nach seinem Wort und lasst euch keine Kompromisse abmarkten, gehorcht ihm ganz. Ihr seid besonders gefordert, ja, das ist richtig, aber ihr seid auch besonders gefördert.
Und nun müssen wir eines zum Schluss noch klären. Was ist denn nun das Besonderste an einem Christen? Dazu gucken wir uns noch mal das Wort Vollkommenheit an. Das beschreibt, wir sagten es schon, einen Reifprozess, einen Wachstumsprozess. Wohin sollen wir wachsen? Die Bibel beschreibt deutlich das Ziel. Und das ist der dritte und letzte Punkt. Christen sind besonders, denn sie werden besonders geformt. Wenn Jesus von Vollkommenheit spricht, dann ist das nicht einfach nur eine Meßlatte nach der wir streben sollen. Nicht nur eine unerreichbare Meßlatte, sondern das Ziel, das er mit uns erreichen wird. Haben Sie gehört? Wird! Im 1. Johannesbrief, Kapitel 3, sagt der Apostel, dass wir sein werden wie Jesus. Er sagt, es ist jetzt vieles für uns noch unsichtbar und es sind noch viele Fragezeichen da, aber wir werden sein wie er ist und dann werden wir ihn sehen und das ist das Ziel, das er mit seinen Leuten erreicht. 1. Johannes 3, 2.
Und an anderer Stelle sagt Paulus mal, wir werden von Gott verwandelt von einer Herrlichkeit zur anderen. Nicht erst im Himmel, nein, schon jetzt hier in diesem Leben, auf dieser Strecke. Wir werden von ihm verwandelt von einer Herrlichkeit zur anderen. Und dann werden wir das Ziel erreicht haben, wenn wir bei ihm sind. Und nehmen Sie das bitte mit. Gott geht es nicht in erster Linie darum, unser Tun zu verändern, sondern Gott will in aller erster Linie das was wir sind verändern, uns selbst. Und das Tun das folgt dann daraus. Sehen Sie, Gottes Ziel mit uns ist es nicht, dass wir bestimmte Dinge machen, sondern ihm geht es vielmehr erstmal um uns selbst, dass wir zu bestimmten Menschen werden. Christen werden von Gott nicht nur geführt, nicht nur beauftragt, sondern geformt. Er will Sie selbst und nicht nur durch Sie irgendwelche Aufträge erledigen lassen.
Und nun lautet die große Frage am Schluss: Wie geschieht das? Wie macht Gott das praktisch? Die bisherigen Fördermittel waren alle unsichtbar und jetzt kommen wir zum höchst sichtbaren Fördermittel Gottes. Wie macht Gott das praktisch, dass er unser Leben formt und verändert? Dieses letzte Fördermittel wendet sich an beide, an Christen und an noch nicht Christen. An Menschen, die bewusst zu Jesus gehören und an solche, denen er noch etwas fremd ist. Vielleicht sind einige von Ihnen sich beim Blick auf die Bergpredigt wie ein Zaungast vorgekommen. Wie jemand, der im Fernsehen ein Traumland sieht, schön, aber unerreichbar. Und Sie sagen, das schaffe ich nie, das ist nichts für mich. Ich sage Ihnen, es gibt einen Weg für Sie. Es gibt ein Fördermittel, das auch Nichtchristen schon haben können, das nicht nur für Christen reserviert ist. Es gibt ein Fördermittel, das auch Nichtchristen schon haben können. Hören Sie einmal, was Paulus im 2. Timotheusbrief schreibt. Da sagt er in 2. Timotheus 3, 14-17: Die Heilige Schrift kann dich unterweisen zur Rettung durch den Glauben an Jesus Christus. Sehen Sie, das ist Ihr Fördermittel, die Heilige Schrift. Fangen Sie an selber zu lesen. Und wenn es alleine schwer ist, versuchen Sie in der Gemeinde Hilfe zu kriegen, zum Beispiel im Gottesdienst. Fangen Sie an dieses Fördermittel Gottes in die Hand zu nehmen und es wird gehen. Vielleicht sagen Sie, nun, Pastor, du bist ein bisschen unrealistisch. Die Bibel hilft nur vorbelasteten, so Leuten, die sich schon damit auskennen, die schon eine gewisse Tradition haben.
Ich bringe Ihnen den Gegenbeweis. Ich weiß von einem Pastor, der plötzlich Besuch bekam von einem völlig aufgelösten Mann. Dieser sagte: „Ich brauche Hilfe. Ich bin kein Christ, ich bin Jude, aber ich stecke in einer unmöglichen Lage, ich weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll. Ich bin geschieden und lebe mit einer Geliebten zusammen. Eigentlich liebe ich sie gar nicht, aber es ist eben einfach so. Ich bin Mediziner und schlimmer, ich arbeite in einer Abtreibungsklinik. Mein Job ist es Babys zu töten und letztes Jahr haben wir mit den getöteten Babys neun Millionen Dollar verdient. Und vor sechs Wochen kam ich in ihre Predigt und je länger ich höre, was sie aus dem Wort Gottes erklären umso mehr wird mir klar: Ich bin verloren. Mein Leben ist den Bach runter. Es geht nicht mehr weiter. Können Sie mir helfen?“ Und der Pastor sagte: „Nein, ich kann Ihnen nicht helfen. Aber ich kenne jemanden, der kann Ihnen helfen und das ist Jesus Christus.“ „Ja“, sagte der Jude, „ich weiß doch gar nicht wer der ist. Ich bin mein ganzes Leben lang gelehrt worden, dass ich nicht an diesen Jesus glauben soll, dass das der falsche Weg ist.“ „Ja sagen Sie mal, wären Sie bereit Jesus kennenzulernen?“ „Ja natürlich, das will ich.“ Da nahm der Pastor seine Bibel vom Schreibtisch, gab sie dem Mann und sagte: „Ich bitte Sie nur, lesen Sie das Johannesevangelium, lesen Sie es durch von Kapitel 1-21, nur das Johannesevangelium und versuchen Sie, die Frage zu klären: wer ist Jesus? Und wenn Sie das geklärt haben, dann rufen Sie mich wieder an.“ Etwa sechs Tage später rief der Mann bei ihm an und sagte: „Ich muss sofort einen Termin mit Ihnen haben.“ Und dann stürzte er in das Arbeitszimmer des Pastors und sagte: „Ich weiß, wer er ist, der Jesus.“ „Ja, Sie wissen es? Wer ist er denn?“ „Na ist doch klar. Er ist doch nicht nur ein Mensch.“ „Ja wirklich? Wer ist er denn?“ „Er ist Gott!“, sagte der Jude plötzlich. „Wie, Sie, ein Jude, sagen mir, dass Jesus Gott ist? Wie kommen Sie denn dazu?“ „Na, das ist doch ganz klar. Das steht doch im Evangelium des Johannes. Das ist doch völlig einleuchtend.“ „Ja, was hat Sie denn überzeugt?“ Sagt der Jude: „Sehen Sie sich doch die Worte an, die Jesus gesagt hat. Und gucken Sie doch, was Jesus getan hat. Er muss doch Gott sein, das geht doch gar nicht anders.“ Und dann fing er an zu predigen: „Sie wissen doch, was er sonst noch getan hat. Er hat doch sein Leben für uns gegeben. Er ist gestorben für unsere Schuld und er ist auferstanden. Herr Pfarrer, das beweist doch, dass er Gott ist. Ja und er kam um für meine Sünde zu sterben. Das weiß ich jetzt.“ Fragt ihn der Pfarrer: „Wie haben Sie denn das alles rausgekriegt?“ Da sagt der: „Ja, wissen Sie, das Johannesevangelium hat mich so fasziniert, dass ich weitergelesen habe. Ich habe mir den Römerbrief angeguckt, wo der bekehrte Jude Paulus schreibt, wie man Christ wird. Und ich habe immer mehr begriffen.“ Und der Pastor sagte: „So, jetzt kennen Sie ihn. Und wenn Sie ihn annehmen wollen als Ihren Herrn, dann wird er ihr Leben sofort in seine guten Hände nehmen.“ Dann sagte der Jude: „Und wissen Sie, ich habe schon noch etwas anderes getan, Herr Pastor. Ich habe heute Nachmittag meine Kündigung zur Abtreibungsklinik geschickt. Ich höre dort auf. Und wenn ich jetzt bei Ihnen im Büro fertig bin, dann werde ich meine geschiedene Frau anrufen und versuchen mich mit ihr zu versöhnen und ich werde mich von meiner Geliebten trennen.“ Und so kam es.
Gottes Fördermittel für Menschen, die Gottes Nähe suchen. Vielleicht denken Sie nun, der Doktor war gebildet, aber ich bin nicht so gebildet. Ich habe noch einen Gegenbeweis für Sie. Als gute-Nacht-Lektüre lese ich meinen Kindern zurzeit die wahre Erzählung eines Jungen aus einem Elendsviertel vor, der Christ wurde. Ein zerlumpter Junge, der mal irgendwie in einen Kindergottesdienst reingerät, was von der Bibel hört, und wieder wegbleibt, aber irgendwie merkt, ich will mal an die Bibel rankommen. Der las sonst so gut wie nichts. Und dann fing er an. Und dann packte ihn einmal dieses Wort: Dein Wort ist meines Fußes Leuchte. Und er fing an diese Bibel lieb zu gewinnen. Dieser zerlumpte, freche Kerl. Es wurde seine Leuchte und er las und las. Und er fand zu Jesus. Und Sie sind vielleicht zwischen diesen beiden. Zwischen diesem zerlotterten Straßenjungen und diesem reichen, gebildeten Arzt. Irgendwo dazwischen finden Sie sich vielleicht. Und es gilt für Sie dasselbe Fördermittel. So formt Gott ihr Leben, durch die Bibel. Und für andere gilt vielleicht, dass Sie die Bergpredigt nicht als Zaungast gesehen haben, nicht als fernes Land, sondern mehr als eine Anklageschrift. Sie sind schon lange Christ, vielleicht schon dreißig Jahre. Sie beten regelmäßig, Sie machen Ihre stille Zeit. Und doch haben Sie an der Bergpredigt gesehen, es ist wenig von dem sichtbar bei mir von dem, was Jesus sagt. Wenig Feuer und Freude in meinem Leben. Und vielleicht haben Sie sich getröstet und gesagt, das ist nun einmal so, wir werden alle älter. Und vielleicht haben Sie versucht gute Vorsätze anzusteuern und zu sagen, so, an dieser Stelle will ich mich jetzt mal einsetzen und jetzt soll es mal anders werden, es soll mal anders werden. Und Sie haben gemerkt, die guten Vorsätze sind nach einigen Tagen oder Wochen wieder in sich zusammengekracht.
Was kann Ihnen helfen? Ihnen hilft dasselbe Fördermittel. Paulus schreibt nämlich dann weiter in 2. Timotheus 3: Die ganze heilige Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Überführung von Schuld, also zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollständig ausgerüstet sei zu jedem guten Werk. Für Sie gilt das gleiche Fördermittel. Den zweiten Teil hat Paulus für Christen geschrieben. Gottes Wort ist vollständig. Und wenn Sie sich diesem Wort aussetzen und wenn Sie Gott darum bitten, dass er Ihnen eine neue Sehnsucht, einen neuen Hunger, eine neue Liebe zu seinem Wort schenkt, und wenn Sie ihn bitten, dass er Ihnen sein Wort tief einprägt, dann werden Sie merken, wie dieses Fördermittel ihr Leben bewegt und dann werden Sie merken, wie sie immer mehr in diesen Prozess reinkommen, in diesen Prozess des Wachstums, auf dem Jesus Sie so vollkommen machen will, wie der Vater im Himmel ist und wie wir einmal bei ihm im Himmel sein werden. Fangen Sie an mit neuer Erwartung zu lesen, mit neuer Sehnsucht nach Gottes Wahrheit. Und bitten Sie darum, dass Gott Ihnen die Bibel durch den Heiligen Geist immer wieder aufschließt.
Ihnen beiden, ob Sie die Bergpredigt nun als Nichtchrist und Zaungast von außen betrachtet haben oder ob Sie die Bergpredigt als entschiedener Christ, aber fast so als Angeklagter von innen gesehen haben, gilt die Zusage, dass Gottes Wort wirkt, weil dieses Wort die Macht hat, uns zu diesen besonderen Leuten zu machen, die die Christen sind. Und so schließe ich mit einer Sache, die mir gestern wieder neu vorgeführt wurde. Ich hatte einen Vortrag zu halten über die Zuverlässigkeit der Bibel aus theologischer Sicht und am Nachmittag sprach dann ein Professor für Naturwissenschaft darüber aus naturwissenschaftlicher Sicht. Und ich habe mir seinen Vortrag noch angehört und es war so erfrischend, wie er immer wieder deutlich sagte, die Bibel stimmt, die Bibel funktioniert. Je länger ich mich als Wissenschaftler mit diesen Fragen auseinander setze, umso mehr staune ich über die Bibel. Und dann zitierte er aus Fachpublikationen, die sagen, dass der Urknall immer mehr in sich zusammenfällt. Eines der neuen Bücher heißt Der Urknall kommt zu Fall. Und er sagt, diese ganzen menschlichen Gedankengebäude krachen immer mal wieder ein, aber je länger ich die Bibel lese und sie auch mit den Augen des Naturwissenschaftlers sehe, umso mehr sehe ich, dass sie funktioniert. Und dann brachte er unter anderem das Beispiel von der Arche Noah. Bei der Arche Noah gibt es ein ganz besonderes Problem. Ich habe das mal ausgerechnet mit einem Computer. Und er sagt, bei der Arche Noah war das ja so. Optimal wäre ja, wenn man möglichst wenig Material braucht. Dafür müsste die Arche quadratisch sein. Aber ich brauche ja gleichzeitig eine große Schwimmfläche und dafür müsste die Arche eigentlich flach sein. Tja und jetzt braucht man eine Optimallösung, die irgendwo dazwischen liegt. Und er sagt, er hat das mit dem Computer ausgerechnet und hat dann die biblischen Zahlen umgerechnet, die dort im 1. Buch Mose stehen und hat festgestellt, was Gott Noah als Bauanleitung für die Arche gegeben hat, ist die Optimallösung. Es funktioniert. Und so ging er Punkt für Punkt durch. Und wissen Sie, als er so sprach und glühte vor Freude, da kam am häufigsten der Satz: Ich bin Gott ja so dankbar, dass er uns diese Bibel gegeben hat. Und ich musste denken: Lieber Professor Gitt, der beste Beweis dafür, dass die Bibel funktioniert, bist du selbst, - Er war längst nicht immer Christ. - wie dein Leben von diesem Wort erfasst wurde, wie es verändert wurde und wie du hier vor 800 Leuten stehst und fröhlich ein ums andere Mal sagst: Ich kann nur beteuern, die Bibel funktioniert, die Bibel ist wahr. Und so hat dich diese Bibel verändert und so will und kann sie uns alle verändern und uns zu diesen besonderen Menschen machen, die nur die Christen sein dürfen.
Wir sind besonders gefordert, wir werden besonders gefördert und wir werden ganz besonders geformt zu den Leuten, die Gott aus uns machen will. Amen.