Das Wort Gottes – Kompass der Gläubigen bis ans Ende

 

Wolfgang Nestvogel

29.05.2014

Maleachi-Tag I – Siegen – Referat 2

ID: 26041

 

 

Sommer 1948: Die Älteren werden sich gut noch dran erinnern. Die Zeit des kalten Krieges. Westberlin wie eine Insel der Freiheit mitten im Ostblock. Am 24. Juni 1948 beginnt die Sowjetische Besatzungsmacht mit ihrer Blockade der freien Stadt. 322 Tage wird diese Blockade dauern. Was kann man tun, um 2, 2 Millionen Menschen in der eingeschlossenen Stadt zu versorgen? Die Alliierten entscheiden sich für ein Lösung der Versorgung aus der Luft in einer logistischen Meisterleistung. In einem ausgeklügelten Operationsplan wird etwa die Transportleistung innerhalb dieser 322 Tage von 450 auf 11 200 Tonnen pro Tag gesteigert. Man löst das Problem von oben durch Flieger. Tankschiffer überqueren den Atlantik mit Benzin und Kerosin. Aufgrund eines Abkommens mit den Sowjets dürfen die Amerikaner, Briten und Franzosen nur 3 Flugkorridore benutzen nach Berlin. Und sie nutzen das aus, indem sie innerhalb dieser 3 Kor­ridore in jeweils 5 unterschiedlichen Höhen fliegen. Es wird wirklich jeder Meter ausgenutzt. Alle 3 Minuten landet ein Flugzeug in Tempelhof. Das Entladen der 10­Tonnen-Fracht dauert anfangs über eine halbe Stunde, später weniger als 10 Minuten. Ein Riesenanteil der Fracht, nämlich 66 %, macht die Kohle aus für das Heizen, für die Stromversorgung der Industriebetriebe, die ja weiterarbeiten müssen, und zum Kohleumschlagplatz werden die Flugplätze in der Nähe von Hannover, in Celle, in Faßberg. Kohlenzüge aus dem Ruhrgebiet rollen dahin, täglich 200 Güterwaggons, in Spitzenzeiten sogar 300. Und die Fracht wird dann per Flugzeug nach Berlin transportiert. In einem weltumspannenden Logistik-Netzwerk sind 150 000 Personen im Einsatz. Auf insgesamt 280 000 Flügen werden 2, 3 Millionen Tonnen Güter nach Berlin transportiert. Der Tagesrekord liegt bei 12 940 Tonnen. Das sind immerhin – müssen wir uns vorstellen – 22 Güterzüge, bestehend aus 50 Waggons. Addiert man alle Flugstunden, ergibt das 35 Jahre Flugzeit. Die Gesamtstrecke der Luftflüge beträgt 175 Millionen Kilometer. Das ist 456 mal die Entfernung von der Erde zum Mond. Eine logistische Meisterleistung von unvorstellbarem Ausmaß. Nichts wird dem Zufall überlassen, alles genaustens geplant und systematisch optimiert. Warum diese unvorstellbare Gründlichkeit und Genauigkeit? Weil so viel auf dem Spiel steht. Natürlich ging es auch um Macht. Aber es ging auch um die Rettung, um die Freiheit einer Millionen-Stadt. Es ging um den Fluchtpunkt im kommunistischen Machtbereich. Es ging für viele um Leben und Tod. Und da konnte man sich weniger als absolute Gründlichkeit nicht leisten. Und die Gründlichkeit führte schließlich zum Ziel: Am 11. Mai 1949 – also vor gut 65 Jahren – gaben die Sowjets auf und die Blockade endete.

 

Genau diese Haltung, genau diese Gründlichkeit weht uns in den Versen des 2. Petrus-Briefs entgegen und auch ganz besonders in den Versen, die wir jetzt miteinander studieren werden in den nächsten Minuten: Kapitel 1, die Verse 12 bis 21. Und es ist gut – wer eine Bibel dabei hat –, dass ihr das direkt mitverfolgen. Dieses Bemühen, alles rauszuholen. Dieses Bemühen, nichts unversucht zu lassen. Die letzten Reserven auszuschöpfen. Genau dieser Ton begegnet uns auch in den Worten von Petrus und wir lesen ab Vers 12:       

12 Darum will ich es nicht versäumen, euch stets an diese Dinge zu erinnern, obwohl ihr sie kennt und in der bei euch vorhandenen Wahrheit fest gegründet seid. 13 Ich halte es aber für richtig, solange ich in diesem Zelt bin, euch aufzuwecken, indem ich euch erinnere, 14 da ich weiß, dass ich mein Zelt bald ablegen werde, so wie es mir auch unser Herr Jesus Christus eröffnet hat. 15 Ich will aber dafür Sorge tragen, dass ihr euch auch nach meinem Abschied jederzeit diese Dinge in Erinnerung rufen könnt.   
Petrus sagt „Ich will dafür Sorge tragen“, aber das ist eigentlich viel zu schwach übersetzt in Vers 15. Da steht eigentlich wörtlich „Ich will mich reinhängen. Ich will mich eifrig darum bemühen.“ Und den gleich Eifer – wir haben das ja schon im ersten Vortrag angedeutet gehört, erhofft Petrus auch von seinen Zuhörern. Ja, in diesem Brief ihr Lieben, da begegnet uns nicht – obwohl er kurz vor seinem Tod steht – da begegnet uns nicht ein gemächlicher, abgeklärter, vor Würde erstarrender Elder Statesman, sondern da schreibt einer, der nochmal die letzten Kräfte mobilisiert. Der vor Leidenschaft brennt. Der nochmal alles rausholt. Und der sich von seinen Lesern – also von uns – die gleiche Leidenschaft wünscht, die er selber investiert. Deswegen sagt Petrus in Vers 15: setzt auch ihr allen Eifer daran; Vers 10: seid umso eifriger bestrebt. Das ist das gleiche Wort wie in Vers 15. Und wir fragen: Warum drückt der Apostel so aufs Tempo? Und die Antwort: Weil er weiß, er hat nicht mehr viel Zeit. Bei Petrus geht es auf die Zielgerade seines irdischen Lebens. Der Herr hat ihm das deutlich gemacht. Wir wissen nicht, auf welchem Wege. Vielleicht hat Jesus auch dafür gesorgt, dass die Staatsbeamten dem Petrus mitgeteilt haben: Pass auf, deine Exekution steht in wenigen Tagen bevor. Das wird uns nicht mitgeteilt, auf welchem Weg. Jedenfalls, er weiß es. Und er weiß: Ich muss mein Haus bestellen. Vers 15: Ich will dafür Sorge tragen, dass ihr auch nach meinem Abschied diese Dinge euch in Erinnerung rufen könnt, damit die Gemeinde lebensfähig bleibt. Und darum legt uns der Apostel nun in diesen Versen einige Aufgaben ans Herz. Und wir wollen versuchen, diese Aufgaben so gut wie möglich zu verstehen. Erste Aufgabe: Befestige die Wahrheit in der kommenden Generation.

 

1.   Befestige die Wahrheit in der kommenden Generation.       
Diese Verse 12 – 15 machen deutlich: Das ist ein Vermächtnis. Petrus sagt nicht: Also Leute, ihr habt das nun viele Jahre gehört, die Grundlehren, und ihr habt euch diese biblischen Basics gewissermaßen an den Schuhsohlen abgelaufen. Ihr wisst das jetzt. Wir müssen nicht mehr viele Worte machen. Lasst uns noch ein paar Gebetsgemeinschaften machen und dann ist gut. Nein, dreimal betont Petrus, wie unverzichtbar das ist, wie nötig das ist, so lange unermüdlich die Wahrheit zu befestigen, wie er noch Luft zum Atmen hat. Dreimal sagt er das. In Vers 12: Ich will es nicht versäumen, euch stets an diese Dinge zu erinnern. Und diese Dinge, das meint alles, was in den davor liegenden Versen steht. Das meint alles, was er in seinem anderen Brief geschrieben hat. Das meint letztlich die gesamte Verkündigung des Evangeliums. Und Petrus sagt, ich will es nicht versäumen. Und nochmal in Vers 13: Ich halte es aber für richtig, euch mal wieder daran zu erinnern. Und nochmal in Vers 15: Ich will mich eifrig bemühen. Ja wie soll man das noch deutlicher sagen? Warum an etwas erinnern, dass den meisten schon bekannt ist? Zumal Petrus ja seinen Lesern bescheinigt, was bestimmt auch für viele hier unter uns in der Hammerhütte gilt, Vers 12, zweiter Teil: diese Dinge, obwohl ihr sie kennt und in der vorhandenen Wahrheit fest gegründet seid. Das gilt ja bestimmt auch für viele unter uns. Und Petrus sagt: Trotzdem. Warum? Warum will ich euch immer wieder in den gleichen Wahrheiten stärken und zurüsten? Das ist kein Beschäftigungsprogramm für pensionierte Apostel, sondern das ist sein Überlebensdienst mit den letzten Körnern an Kraft, die dem Petrus noch geblieben sind. Paulus hat das übrigens mal ähnlich formuliert. In Philipper 3, 1 da sagt er: Euch immer wieder dasselbe zu schreiben, ist mir nicht lästig und euch macht es gewiss. Und das ist auch ein Grund für Petrus: Festigung, Sicherheit, Gewissheit. Befestige die Wahrheit in der kommenden Generation. Und am Ende von Vers 15 macht er klar: Jetzt erinnere ich euch, damit ihr euch dann auch selbst erinnern könnt. Die Basics, die Grundlagen müssen sitzen. Und da geht es nicht einfach um ein stures Einbläuen. Da geht es nicht um ein paukermäßiges gedankenloses Auswendig­einpeitschen, sondern es geht darum, feste Überzeugungen auszuprägen. Es geht darum, diese Dinge so gründlich zu verstehen, dass ich sie dann selbst auch andere lehren und gegen Angriffe verteidigen kann; dass ich es gründlich, gründlich selbst verstehe, und zwar so gut, dass ich es auch selbst verteidigen kann. Da stimmt dann dieser Dichtersatz: Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen. Da stimmt das wirklich. Und Petrus macht deutlich: Leute, es kommt niemals der Punkt, wo man sagen kann: Jetzt hab ich es nicht mehr nötig, die biblischen Wahrheiten noch besser zu ergründen und noch weiter zu studieren. Dieser Punkt kommt nie. 
Martin Luther hat gesagt: Man kann mal gerade erst anfangen sinngemäß zu sagen, man habe die Bibel verstanden, wenn man hundert Jahre lang mit den Propheten die Kirche regiert hat. Vorher soll man erst gar nicht davon reden. Und diesen Herzschlag, den will Petrus der kommenden Generation mitgeben. So hat er es auch für sich selbst praktiziert. Denn nichts ihr Lieben, nichts ist selbstverständlich. Und das macht er deutlich im zweiten Teil von Vers 13: Ich will euch auch aufwecken. Ich muss euch das sagen, um euch auch aufzuwecken. Also, ich weiß nicht, wie schläfrig Sie heute Morgen sind, aber keiner ist grundsätzlich dagegen gefeit, müde zu werden, nachlässig zu werden, selbstgenügsam zu werden, kampfesmüde zu werden. Müde, das hatte Petrus auch erlebt im Garten Gethsemane, das wusste er aus eigener Erfahrung. Und nicht nur Müdigkeit ist ein Problem. Ihr Lieben, auch keiner von uns ist dagegen immun, dass sich Irrtümer in sein Denken einschleichen und Unklarheiten und Halbheiten und Kompromisse.       
Martyn Lloyd Jones hat einmal gesagt: „Es ist ein großer Fehler zu denken, weil man eine Sache kenne, müsse man nicht immer wieder an sie erinnert werden.“ Und genau das betont Petrus: Leute, wir brauchen's immer wieder, egal wie alt wir geworden sind. Wir haben es immer wieder nötig, befestigt zu werden und andere zu befestigen, um die Wahrheit tiefer zu verstehen und sie gegen Verwässerung zu verteidigen. Und ihr Lieben, auch dafür ist dieser Maleachi-Tag wichtig. Das ist nicht einfach nur ein Himmelfahrtsausflug. Das ist nicht ein bisschen christliche Beschäftigungstherapie und wir freuen uns, dass wir uns sehen. Ja, wir freuen uns, dass wir uns sehen. Ich freue mich, dass ich viele, viele hier wiedergetroffen habe, die ich lange nicht mehr gesehen habe. Das ist wunderschön.    
Aber es ist auch nicht nur Erbauung, so wichtig die ist, sondern es geht um Befestigung in der Wahrheit. Das ist das Hauptziel dieses Maleachi-Tags. Dass wir befestigt in der Wahrheit nach Hause fahren und dann auch andere befestigen können. Und auch noch etwas ist wichtig ihr Lieben. Es ist wichtig, dass wir die nächsten Generationen einbeziehen. Es reicht nicht, dass wir unter uns sind und sagen: Ja, wir haben uns mal wieder getroffen und es ist schön und es war stärkend und erhebend. Und deswegen ist es so wichtig und ist es uns auch ein Herzensanliegen, wirklich alle Generationen unter dem Wort zu sammeln. Weil wir's alle brauchen: Befestigung in der Wahrheit. Und ihr Lieben, wie wichtig das ist, die biblischen Grundwahrheiten immer wieder zu buchstabieren und gegen Angriffe zu verteidigen, illustriert ein aktueller Zugang, ein aktueller Vorgang auch: 
Zu diesen Dingen, von denen Petrus spricht in den Versen 12 und 15 gehören die zentralen Botschaften der Bibel. Und ganz oben auf der Liste dieser zentralen Botschaften steht auch die Rechtfertigung des Sünders. Das ist eine der zentralen Aussagen des neuen Testaments: Gott schenkt uns seine Gerechtigkeit. Gott erklärt uns Sünder für gerecht. Er macht uns zu seinen Kindern, weil Jesus stellvertretend unsere Strafe gesühnt hat. Und wer sich im Glauben zu Jesus flüchtet, ist gerechtfertigt und darum gerettet vor der Hölle und gerettet für den Himmel. Das ist die Schlüsselfrage, an der die Reformation aufbrach. Und nun kam letzten Montag eine Schrift der EKD in die Buchhandlungen zum Thema Rechtfertigung – schon in Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017. Und diese Schrift hat zwar Rechtfertigung vorne auf dem Cover stehen, aber sie schleicht um das Thema herum, wie die Katze um den heißen Brei. Und diese Schrift versucht alles, um den anstößigen Kern des Problems zu entschärfen. Da heißt es beispielsweise: „Luther lebte in einer Welt, in der Gott als Gerichtsherr über das Leben von Menschen urteilt, Sünde und Schuld straft.“ Habt ihr gehört: Luther lebte in so einer Welt. „Und deshalb“, heißt es weiter, „habe die Vorstellung gegolten, dass Gott alle Menschen zur Rechenschaft zieht.“ In der Tat, möchte man sagen. Aber dann beruhigt einen die Studie und sagt: „Die heutige Mehrheitsfrömmigkeit hat diese Frage nicht mehr. Heute sei dieses übersteigerte mittelalterliche Bild von Gott als einem Gerichtsherrn tief problematisch geworden.“ Und dann suggeriert uns diese Studie, sie flüstert uns das ein: Also Leute, die verzweifelte Such nach dem gnädigen Gott, die könnt ihr abblasen, ganz getrost. Das war nur für die Menschen zur Zeit Luthers psychologisch wichtig, inzwischen sind wir über diese Frage hinaus. Und das heißt – so suggeriert diese Studie –, dass der Mensch sich vor seinem Schöpfer rechtfertigen muss in einem Endgericht, das stimmt gar nicht. Das war nur das subjektive Empfinden zu Luthers Zeiten. Und heute im 21. Jahrhundert hat der Mensch ganz andere Fragen. Ihn beschäftigt nicht mehr die Hölle am Ende, sondern die Hölle hier auf dieser Erde. Und der Rest des Buches ist dann ein krampfhafter Versuch unter Berufung auf die Reformation und mit teilweise frommen Worten, etwas völlig anderes zu propagieren, als die Reformatoren verkündigt haben. Deswegen schreibt Petrus: Leute, passt auf. Seid wachsam, damit wir solche Verfälschungen – auch wenn sie fromm daher kommen – durchschauen. Und wie wenig selbstverständlich das ist, dass solche Verfälschungen durchschaut werden, hat man dann etwa an der Reaktion in Idea gesehen. Idea hat eine relativ neutrale Berichterstattung geliefert, die Studie sogar auf das Titelblatt genommen, das Herzstück des Glaubens, und dann eine Bewertung der Studie vorgenommen durch einen Kommentar zum Grundsatzpapier. Dieser Kommentar wurde von einem Vertreter der Evangelikalen geschrieben. Erst ist Vorsitzender der Konferenz missionarischer Ausbildungsstätten in der EKD, Direktor der Evangelistenschule Johanneum in Wuppertal und im Vorstand auch des Gnadauer Verbandes. Und dort wird die Studie sehr gelobt. Und der Mann schreibt: „Man kann sich über diesen EKD-Text nur freuen.“ Ich würde sagen: „Man kann über diesen Kommentar nur weinen.“ Aber die Schwierigkeit ist: Wie kann das sein? Wie kann das sein? Liebe Geschwister, wir wollen uns nicht selbstgerecht darüber erheben, aber wir wollen daran sehen, wie nötig das ist, was Petrus uns hier auf's Herz legt: Passt auf. Bleibt dran an den Basics. Studiert die Rechtfertigungslehre der Heiligen Schrift.   
Und die EKD-Schrift ist ja nicht die einzige, von der aus die Rechtfer­tigungslehre verfälscht wird. Ich nenne nur noch ein weiteres Stichwort: etwa die sogenannte neue Paulusperspektive, die ja nun nicht neu ist, aber schon sein vielen Jahren behauptet, dass die Reformatoren Paulus völlig falsch verstanden hätten und dass es bei Rechtfertigung gar nicht in erster Linie darum ginge, wie der einzelne Sünder in den Himmel kommt. Darum ginge es gar nicht. Und auch das dringt in evangelikale Gemeinden ein.     
Und ihr Lieben, wir werden diesem Sturm nur standhalten, wenn wir die Wahrheit in der kommenden Generation befestigen. Da geht’s um alles oder nichts. Und damit das gelingen kann, ist nun ein zweites notwendig. Und darauf kommt Petrus sofort im nächsten Satz: Wenn wir die Wahrheit festhalten wollen, mit allen Poren unseres Denkens aufnehmen wollen, dann müssen wir auch gewiss sein, dass es die Wahrheit ist, sonst werden wir diese Leidenschaft und Entschiedenheit nicht aufbringen. Und wir brauchen also dringend Gewissheit und Klarheit. Und darum legt Petrus uns in diesen Versen von Vers 16 - 21 eine zweite Aufgabe brennend auf's Herz. Die erste lautete: Befestige die Wahrheit in der kommenden Generation Verse 12 – 15 und die zweite Aufgabe lautet nun: Beziehe die Wahrheit aus der einzig zuverlässigen Quelle.      

2.   Beziehe die Wahrheit aus der einzig zuverlässigen Quelle.   
Und die nächsten Verse – es ist so wunderbar – die zählen wirklich zu den wichtigsten Belegen für die absolute Zuverlässigkeit und göttlich Inspiration der Bibel. Lesen wir ab Vers 16:       
16 Denn wir sind nicht klug ersonnenen Fabeln gefolgt, als wir euch die Macht und Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus wissen ließen, sondern wir sind Augenzeugen seiner herrlichen Majestät gewesen. 17 Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit, als eine Stimme von der hoch erhabenen Herrlichkeit an ihn erging: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe!“ 18 Und diese Stimme hörten wir vom Himmel her ergehen, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren. 19 Und so halten wir nun fest an dem völlig gewissen prophetischen Wort, und ihr tut gut daran, darauf zu achten als auf ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen. 20 Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, dass keine Weissagung der Schrift von eigenmächtiger Deutung ist [oder aus eigener Deutung entstanden ist, kann man wörtlich übersetzen] 21 Denn niemals wurde eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben die heiligen Menschen Gottes geredet.      

a)   Zunächst begründet Petrus die Glaubwürdigkeit der apostolischen Augenzeugen. Er sagt: Leute, wir sind nicht irgendwelchen Mythen gefolgt. Der Begriff Mythos begegnet uns im NT viermal und er wird immer abgelehnt. Mythos wird gleichgesetzt mit Lüge, mit unzuverlässig. Es geht um Fakten. Und Petrus setzt ganz nüchtern gegen den Mythos die Augenzeugen. Er sagt das ganz klar. Seht ihr in Vers 16, er sagt: Wir sind Augenzeugen seiner herrlichen Majestät. Und in Vers 18 sagt er: Diese Stimme hörten wir. Das war nicht irgendein inneres Hören, das war ein richtiges akustisches Hören. Der Vorwurf der Irrlehrer hat sich ja bis heute nicht geändert. Und einer der wirkungsvollsten Bibelkritiker des 20. Jahrhunderts, der immer noch nachwirkt, Rudolf Bultmann, hatte sich ja gerade das auf seine Fahnen geschrieben, dass er die Bibel entmythologisieren wolle. Also, dass man erst mal die ganzen Mythen heraus filtern müsse aus der Bibel und sie dann entsprechend deuten, um nicht dem Irrtum zu erliegen, dass sei alles wirklich so passiert. Und Petrus würde Bultmann antworten: Eh, hier gibt’s nichts zu entmythologisieren, weil es keine Mythen gibt in diesen Texten. Wir sind nicht klugen Mythen gefolgt, Bultmann. Das ganze NT legt größten Wert darauf, dass die entscheidenden Ereignisse von Augenzeugen beglaubigt werden. Deswegen war es ja auch bei der Nachberufung des Apostels in Apostelgeschichte 1 wichtig, dass der, der da nach berufen wurde, ein Zeuge der Auferstehung war. Oder denkt an die lange Zeugenliste bei Paulus in 1. Korinther 15: Augenzeugen, wir haben selber gesehen. Das ganze NT legt Wert darauf. Und dann richtet Petrus den Blick nach vorne. Seht hier in, in Vers 16, da spricht er von der Macht und dem Kommen des Herrn. Da steht im Griechischen 'parousia', von der machtvollen 'parousia' des Herrn. Und damit ist gemeint das Wiederkommen Jesu. Das Wiederkommen Jesu am Ende der Zeit und die Entrückung der Gläubigen. Das ist beides mit diesem Begriff erfasst 'parousia'. Und natürlich gab's für die parousia noch keine Augenzeugen, weil das Ereignis ja noch aussteht. Jesus hatte denen das offenbart, den Jüngern, dass die parousia kommen würde. Aber, sagt Petrus, wir haben einen anderen Beleg. Und dann erzählt er von diesem Ereignis, das wir aus Matthäus 17 und Markus 9 und Lukas 9 kennen, nämlich von dieser Verklärung Jesu auf dem Berge, Vers 17: Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit, als eine Stimme von der hocherhabenen Herrlichkeit an ihn erging: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe!“ Vers 18: Und diese Stimme hörten wir vom Himmel her. Und Petrus sagt: Pass auf, das haben wir als Augenzeugen gesehen. Die Parousie liegt noch in der Zukunft, aber das haben wir gesehen. Die Ehre, die ihm durch die autorisierenden Worte des Vaters gegeben wurde. Und die Herrlichkeit, als er in dieser Helligkeit gewissermaßen angestrahlt in göttlicher Leuchtkraft vor uns stand, das haben wir gesehen. Und das alles ist ein Hinweis auf die göttliche Würde von Jesu, auf seine Macht. Und diese Verklärung – will Petrus deutlich machen – ist eine Vorschattung der Wiederkunft Jesu am Ende der Zeit. Und für die Verklärung – sagt er – stehen wir als Augenzeugen. Und weil das gewiss passiert ist, und weil das seine göttliche Macht bewiesen hat, darum können wir sicher sein, er wird wiederkommen. Er hat die Macht. Er, er ist Gottes Sohn. Und darum könnt ihr mit Sicherheit davon ausgehen, dass Gott seine Zusagen wahrmachen wird. Die Glaubwürdigkeit der Augenzeugen. Und dann?   

b)   Dann nennt Petrus noch einen zweiten Faktor, der die Zuverlässigkeit der Bibel garantiert. Und das ist die Glaubwürdigkeit der prophetischen Schriften. Wörtlich kann man übersetzen ab Vers 19: Nachdem wir das gesehen haben als Augenzeugen, umso fester, umso sicherer haben wir nun auch das prophetische Wort aus dem Alten Testament. Und mit dem prophetischen Wort kann man zusammenfassend das gesamte AT bezeichnen. Und Petrus sagt: Wir haben das nun umso fester. Die apostolischen Augenzeugen haben Jesu Macht gesehen und damit bekräftigen wir und unterstreichen wir, dass die prophetischen Schriften Recht haben, wenn sie davon sprechen, dass Jesus wiederkommen wird in Herrlichkeit. Versteht ihr, die apostolischen Augenzeugen und die prophetischen Schriften ergänzen sich gegenseitig. Sie bestätigen sich gegenseitig. Sie autorisieren sich gegenseitig. Weil wir Jesus dort verherrlicht gesehen haben, können wir uns umso mehr auf das prophetische Wort verlassen.Benedikt Peters schreibt zu dieser Stelle sehr gut in seinem zweiten Petrus-Kommentar: „Seit Johannes, Jakobus und Petrus den Herrn in der Herrlichkeit des Reiches gesehen und die Stimme des Vaters gehört und davon geschrieben haben, ist uns das geschriebene Wort der Apostel noch gewisser, als es zuvor war. Denn jetzt ist es durch beide Seiten bezeugt: Die Apostel und die Propheten.“ Und dann ihr Lieben nennt Petrus noch einen dritten Faktor, der die Zuverlässigkeit unserer Quelle endgültig sichert. Wir hatten die apostolischen Augenzeugen (NT) und ihr engstes Umfeld. Wir hatten die prophetischen Schriften.       

c)     Und was ist der, der dritte Faktor, den Petrus hier nennt? Das ist die Inspiration durch Gott selbst. Er sagt ab Vers 20: Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, dass keine Weissagung der Schrift von eigenmächtiger Deutung ist. Auf den ersten Blick weiß man nicht genau, was, was meint er jetzt? Geht es ihm um die Auslegung der Prophetie oder geht es ihm um die Entstehung der Prophetie? Das muss sich ja nicht gegenseitig ausschließen. Aber die meisten Indizien sprechen m.E. Dafür, dass Petrus hier von der Entstehung der Prophetie redet. Wörtlich kann man es übersetzen: Keine Weissagung der Schrift ist durch eigenmächtige Deutung geworden, also entstanden. Und dann steht hier: ist nicht eine Sache eigener Deutung. Das ist ein Genitiv. Und der Genitiv weist in der Regel auf die Quelle hin, aus der etwas kommt, aus der etwas entsteht. Und wenn wir dann noch Vers 21 dazu nehmen und diese Logik deutlich wird – Vers 20 sagt: Es ist nicht durch eigene Auslegung entstanden, sondern vielmehr ist es geworden dadurch, dass Gott es inspiriert hat –, dann meine ich, redet Petrus auch in Vers 20 wirklich von der Entstehung – in diesem Fall der alttestamentlichen Schriften. Und er sagt: Leute, das ist nicht geworden durch menschliche Auslegung. Und man kann etwas freier diesen Begriff 'Auslegung' in Vers 20 sogar übersetzen mit 'menschlicher Inspiration'. Die Prophetie ist nicht geworden durch menschliche Inspiration (Vers 20), sondern sie ist wodurch entstanden? Vers 21: durch göttliche Inspiration. Denn niemals – sagt Vers 21 – wurde eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben die heiligen Menschen Gottes geredet. Ja, deutlicher geht’s nicht. Das ist Inspiration, Eingebung durch Gottes Geist selbst. Und seht, wie Gott mit seinen Menschen hier zusammenarbeitet. Ja, Menschen haben geredet. Menschen haben auch in ihrem Stil geschrieben. Sie haben gewissermaßen kooperiert. Sie durften beteiligt sein. Aber – sagt Petrus – diese Menschen haben nicht aus dem Eigenen geschöpft. Sie waren nicht kreativ, als sie Gottes Wort aufschrieben. Sie haben nicht ihre eigenen Gedanken entwickelt so im Sinne Gottes, sondern jedes Wort, das in die Heiligen Schriften hineingekommen ist, entspricht zu 100% dem Willen Gottes. Und darum können wir sagen, dass die ganze Bibel, die ganze Heilige Schrift vom ersten bis zum letzten Wort der Urschriften von Gott inspiriert ist. Und darum ist sie 100%ig vertrauenswürdig und völlig irrtumslos. Gott hat sie eingegeben. Und es ist interessant, welches Verb Petrus hier verwendet. Er sagt, die Menschen wurden 'getrieben'. Man kann übersetzen 'bewegt' vom Heiligen Geist. Und das Wort 'bewegt', was hier steht, das beschreibt sonst den Wind, der ein Schiff bewegt. So müsst ihr euch das vorstellen: Also gewissermaßen, die Schreiber hatten das Segel gesetzt und der Heilige Geist hat sie dann in die von Gott gewünschte Richtung geleitet und getrieben. Und so ist das Wort Gottes entstanden. Man kann übrigens dieses 'getrieben' auch übersetzen mit 'getragen'. Die Schreiben wurden getragen von dem, der stärker war als sie, und er hat sie dahin getragen, dass diese Dokumente dabei heraus kamen. Und wenn Petrus hier sagt: 'getrieben' müssen wir das sehr deutlich unterscheiden etwa von dem Inspirationsverständnis des jüdischen Zeitgenossen Philon. Philon, der verstand unter 'getrieben' eine persönliche Besessenheit gewissermaßen, eine Obsession, bei der der Schreiber nicht mehr wusste, was er tat, sondern wie in Trance nur noch ein Werkzeug war. So war es nicht bei der Bibel. Oder ein Jahrhundert später die Montanisten im 2. Jahrhundert. Die haben den Menschen in der Inspiration verstanden wie ein Musikinstrument, wie eine Lyra, ganz mechanisch, auf der der Heilige Geist spielt. Aber die Lyra ist tot und nicht beteiligt.   
Die biblische Inspiration ist anders. Ja, Petrus hat in seinem Stil geschrieben. Ja, Paulus hat argumentiert. Aber jedes Wort, das davon in die Heilige Schrift hinein kam, ist so, wie es da hinein kam, von Gott gewollt und mit dem Gütesiegel seiner Autorität versehen. Es ist sein Wort. Es ist sein Wille, denn sein Heiliger Geist hat darüber entschieden. Und das sagt Petrus hier. Eine großartige Stelle zur Bibelinspiration: Menschen haben im Namen Gottes geredet. Und so sind diese Schriften entstanden, jedes einzelne Wort in den Urschriften gewollt und deshalb irrtumslos. Und es ist interessant, sowohl Petrus als auch Paulus haben in ihrem letzten Brief – im 2. Petrus-Brief und im 2. Brief von Paulus an Timotheus – noch einmal programmatisch und nachdrücklich betont, dass die Bibel von Gott inspiriert und Gottes Wort ist. Auch Paulus schreibt in seinem letzten Brief in 2. Timotheus 3, 16: Alle Schrift ist von Gott eingegeben. Und genauso schreibt es Petrus in seinem letzten Brief. Als wollten die Apostel uns nochmal ganz viel Mut machen. Als wollten sie sagen: Geschwister, haltet das fest. Lasst euch nicht auf Kompromisse ein, wenn es um die Autorität der Bibel geht.

 

Und dann eine letzte Beobachtung. Wir haben zwei klare Aufträge gesehen: erstens befestige die Wahrheit in der kommenden Generation (Verse 12 – 15) und zweitens beziehe die Wahrheit aus der einzig zuverlässigen Quelle. Ein monumentales Statement zur absoluten Vertrauenswürdigkeit der Bibel (Verse 16 – 21). Und jetzt bleibt noch eine letzte Beobachtung. Wenn wir fragen, welches ist die einzelne Lehre, die einzelne Wahrheit, die Petrus in diesen Versen immer wieder aufleuchten lässt, dann sehen wir, es ist die Lehre von der Wiederkunft Jesu. In Vers 16 spricht er von seiner machtvollen Parousia, seiner Wiederkunft. In Vers 19 spricht er davon, dass der Tag anbricht. Das ist der Tag, an dem das sichtbar geschehen wird und Jesus wiederkommt. Jesus wird in Herrlichkeit wiederkommen und sein Reich aufrichten. Und damit gibt uns Petrus hier in diesen Versen einen dritten und letzten Auftrag. Erstens: Befestige die Wahrheit in der kommenden Generation, zweitens: beziehe die Wahrheit aus der einzig sicheren Quelle und drittens und letztens – das können wir, denke ich, jetzt etwas kürzer machen – bewahre die Wahrheit von der Wiederkunft Jesu.

3.   Bewahre die Wahrheit von der Wiederkunft Jesu.       
Auf, auf dieses Thema – haben wir schon gehört – läuft ja auch das dritte Kapitel zu. Und, und was sagt Petrus hier? Bis dahin, also bis der Tag anbricht (Vers 19), d.h., bis es soweit ist, bis er wirklich wiederkommt. Also jetzt brauchen wir was? Das prophetische Wort. So halten wir nun fest an dem völlig gewissen prophetischen Wort oder umso gewisser haben wir jetzt das prophetische Wort. Und das prophetische Wort im engeren Sinne. Wir haben ja gesagt, im weiteren Sinne meint es das ganze AT und im engeren Sinne ist das prophetische Wort die Botschaft von der Wiederkunft Jesu, angekündigt durch die Propheten und bestätigt durch die Apostel. Vorsicht, das ist nicht das einzige Thema von Petrus. Das ist auch nicht sein Lieblingsthema. Petrus hat für eine ausgewogene Kost seiner Leser gesorgt. Das sehen wir auch im 1. Petrus-Brief. Das sehen wir daran, dass er im 2. Petrus-Brief Kapitel 3 Verse 15 - 16 auf die Schriften von Paulus extra hinweist, sowie ein Literaturhinweis. Es ging auch Petrus um den ganzen Ratschluss Gottes. Wir sollen nicht einseitige Endzeitspezialisten oder gar Endzeitspekulanten werden. Das wollen wir auch nicht. Aber hier in diesen Versen konzentriert sich Petrus auf das Thema der Wiederkunft Jesu. Er sagt: Leute, das ist solide dokumentiert. Verliert diese Information nicht aus den Augen. Bewahrt die Wahrheit von der Wiederkunft Jesu. Warum ist das so wichtig? Er sagt in Vers 19: Ihr tut gut daran, darauf zu achten als auf ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint, ja. Zur Zeit befindet ihr euch an einem dunklen Ort. Und das Wort, das da für 'dunkel' steht, das kommt im NT nur einmal vor. Und das Wort, das meint 'schmutzig'. Ihr befindet euch an einem schmutzigen Ort, an einem unwirtlichen Ort, an einem ungemütlichen Ort. Und wenn der Ort schmutzig ist und dunkel, da kann man leicht den Überblick verlieren. Und wenn der Ort dunkel ist, da kann man sich leicht eingeschlossen fühlen und den Mut verlieren. Und man kann die Machtverhältnisse falsch einschätzen. Und wenn ihr aus dem Fenster schaut hier in der Hammerhütte, dann liegt dieses Gebäude zwar in der Bethausstraße, aber wenn ihr raus guckt, sieht das alles sehr weltlich aus. Und es scheinen sehr andere Machtfaktoren diese Welt zu bestimmen. Und ihr seht noch nicht, dass der Herr in den Wolken kommt. Noch leben wir an einem dunklen Ort. Und deswegen können wir leicht das Sichtbare für die letzte Wirklichkeit halten. Und darum ihr Lieben, braucht ihr jetzt, jetzt dieses Licht. Ihr braucht jetzt die Erinnerung und die Gewissheit, dass unser Herr wiederkommt. Und ihr müsst wissen, das ist kein Mythos, das ist keine ausgeklügelte Fabel, sondern das wird sich genauso als Fakt erweisen wie die anderen Dinge sich auch als Fakten erwiesen haben. Und wenn ihr diese Wahrheit festhaltet ihr Lieben, dann wird das strahlen. Das wird strahlen wie an einem dunklen Ort in euren Leben. Und ihr werdet wissen, ja, Jesus wird sein Reich aufrichten, wenn er wiederkommt, unverkennbar. Und wenn ihr das wisst, dass Jesus wiederkommt, dann könnt ihr trotz allem, trotz dieses dunklen schmuddeligen Ortes die Hoffnung festhalten, ihr könnt die Wartezeit aushalten und ihr könnt – und das ist auch sehr wichtig – Original und Fälschung auseinander halten.    
Lasst mich das noch sagen: Gerade jetzt in unserer Zeit werden auch viele evangelikale Kreise überflutet mit irreführenden und falschen Vorstellungen vom Reich Gottes. Und dies geschieht besonders im Rahmen der sogenannten Emerging- Church-Bewegung, im Rahmen der missionalen Theologie, im Rahmen der verschiedenen Transformationskonzepte. Und es geschieht unter dieser Überschrift, die man gut zusammenfassen kann mit einem Zitat von Prof. Johannes Reimer, der gesagt hat: „Nichts wäre heute wichtiger als die Entscheidung der Christen, das Reich Gottes in der Welt mit den Menschen zusammen zu bauen.“ Also d.h., wir bauen das Reich Gottes mit den Menschen zusammen in dieser Welt. Und Tobias Faix etwa sagt: „Dieses neue Jerusalem wird im Reich Gottes schon jetzt und ganz konkret auf dieser Erde sichtbar.“ Und Roland Hardmeier schreibt: „Auch in der Welt wird Gottes Reich sichtbar, wenn Unterdrückung und Ausbeutung überwunden werden. Es gibt keine absoluten sondern nur qualitative Unterschiede zwischen der Kirche und der Welt.“ Es gibt keine absoluten Unterschiede. Das Reich Gottes kommt jetzt und wir sollen mit daran bauen. Und in diesem Bau des Reiches Gottes sogar Nichtchristen miteinbeziehen und dann dienen wir Jesus. Und das ist mindestens genauso wichtig, wenn nicht noch wichtiger, als Menschen zur Umkehr in Gottes Retterarme zu rufen.       
Ihr Lieben, diese Irrlehre ist folgenreichen, weil sie das Ziel verwirkt. Wenn die Emerging-Church-Konzepte recht hätten, dann wäre es nicht entscheidend, in das Reich Gottes hineinzukommen, sondern dann käme es drauf an, jetzt selber das Reich Gottes zu bauen. Und dann wäre das, das Engagement für eine Verbesserung der Umstände in dieser Welt letztlich wichtiger als Evangelisation.

Christen haben immer aus Liebe zu Jesus auch dieser Welt und ihren sozialen Nöten gedient, aber sie haben immer auch gewusst, das ist nicht nicht das Letzte sondern nur das Vorletzte. Und das schlimmste Elend und die größte Not, der unsere Zeitgenossen ausgesetzt sind, ist die Drohung durch das Gericht Gottes in der Ewigkeit. Und deswegen ist das, was sie am dringendsten brauchen, Jesus den Retter und Erlöser. Und er, er selbst wird dann wiederkommen. Er wird sein Reich aufrichten in Macht und Herrlichkeit. Jetzt ist sein Reich in seinen Kindern. Jetzt ist sein Reich da, wo seine Gemeinde entsteht. Aber die Verwandlung dieser Welt in sein Reich hat sich unser Herr vorbehalten. Und das werden wir fest im Blick haben, wenn wir glauben, was uns die Bibel über die Wiederkunft Jesu lehrt. Nicht wir machen das Reich, sondern er bringt das Reich. Und bis es soweit ist ihr Lieben, besteht unsere wichtigste Aufgabe darin, Menschen in dieses Reich hinein zu rufen. Und darum tut ihr gut daran (Vers 19), dass ihr dieses prophetische Wort festhaltet. Und schließlich schenkt Petrus uns zum Schluss diese Verheißung. Er sagt: Bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen. Man kann etwas freier übersetzen: Bis der Tag anbricht und vorher schon der Morgenstern aufgeht in euren Herzen. Denn der Morgenstern kommt ja bevor der Tag anbricht. Der Morgenstern hängt in der Dämmerung am Himmel als ein Versprechen auf den kommenden Tag. Und der Morgenstern, wissen wir aus dem NT, ist ein Bild für Jesus selbst, der Phosphorus. Und damit sagt Petrus: Leute, bevor Jesus endgültig wiederkommt, bevor die Sonne endgültig aufgeht, bevor der Tag anbricht – und das wird ein kosmisches Ereignis sein, das wird kein Mensch übersehen können –, bevor das geschieht, jetzt schon, jetzt schon wird der Morgenstern, wird Jesus selbst in euren Herzen aufgehen. Jetzt schon will Jesus selbst eure Herzen immer mehr erfüllen, erleuchten. Und darum ist es gut, dass ihr euch an das prophetische Wort haltet und sein Wort studiert. Und umso mehr wird der Morgenstern euer Herz erleuchten, euch mit der Freude Jesu erfüllen, euch mit seinem, mit seinem Mut und mit seinem Segen stärken. Und dann könnt ihr ganz getrost sein, denn so sicher Jesus selbst wiederkommen wird, so sicher wird er dafür sorgen, dass seine Leute, dass seine Schafe – also wir –, dass die sicher in seinem ewigen Reich ankommen werden.   
Du musst nur dafür Sorge tragen, dass du bei Jesus bist, dass dein Leben ihm gehört, dass du ihm wirklich als deinem Retter und Herrn glaubst. Aber wenn du bei ihm bist, wenn du dich vor ihm gebeugt hast und gesagt hast: „Ich brauche deine Vergebung für mein Leben. Und Jesus, mein Leben soll dir als meinem Herrn und König gehören, dann, dann sorgt er dafür, dass du in seinem Reich sicher ankommst. Sei es, dass Jesus noch zu Lebzeiten wiederkommt und uns abholt und mitnimmt, oder sei es, dass wir vorher sterben und dann schon bei ihm sind.    
Auf jeden Fall wird sich dann Vers 11 erfüllen. Auf diese Weise wird euch – sagt Petrus – der Eingang in das ewige Reich unseres Retters gewährt werden. Wisst ihr, die Begriffe sprechen hier vom Nachhausekommen. Wir haben das schon gehört. Nach langer Reise. Und reichlich wird euch der Eingang gewährt werden. Das ist die Anspielung auf den Lohn, den Gott uns aus Gnade schenken will. Und dieses Wort 'Eingang' ist so wunderbar. 'Heimkommen', 'Eingang' das geht im Griechischen zurück auf den triumphalen Empfang der Olympia-Sieger. Bei der Heimkehr da wurde ihnen ein Eingang bereitet. Und weil man Olympia-Sieger immer besonders bejubelt, hat man sie nicht mal nur durch das große Stadttor geholt, sondern hinter diesem Begriff steckt sogar noch mehr. Man hat extra für den Olympia-Sieger in die Stadtmauer ein Loch gemeißelt und dann wurde er zum Willkommensgruß-Eingang durch dies eigens für ihn frei gemachte Loch in der Stadtmauer in die Stadt hineingeführt und bejubelt und mit aller Herzlichkeit und Aufmerksamkeit empfangen. Und dieses Bild verwendet Petrus. Er sagt: So wird euch ein liebevoller, triumphaler Empfang bereitet in Gottes Reich. Aber bis es soweit ist, für die Strecke dahin, ihr Lieben gibt uns Petrus mit diesen Versen einen klaren Kompass an die Hand und lasst uns das mitnehmen. Erstens: Befestige die Wahrheit in der kommenden Generation. Hör nie auf, sie zu studieren. Zweitens: Beziehe die Wahrheit aus der einzig zuverlässigen Quelle, dem 100%ig von Gott eingegebenen Wort Gottes der Bibel. Und schließlich drittens: Bewahre die Wahrheit von der Wiederkunft Jesu. Und dann kannst du schon jetzt mitten in diesem dunklen Ort ganz getrost und froh sein, wie jene Alte Dame:
Sie lag schwerkrank in ihrem Haus, aber der Landarzt besuchte sie regelmäßig. Der Landarzt war in der Regel mit dem Fahrrad unterwegs und er wurde meistens begleitet von seinem Hund. Der Hund musste natürlich bei den Untersuchungen draußen vor der Tür warten. Kurz vor ihrem Tod stellte diese Frau endlich jene Frage, die sie inzwischen viel mehr bedrängte als alle medizinischen Dinge. Sie sagte: „Herr Doktor, ich weiß, dass Sie Christ sind, bitte beantworten Sie mir diese Frage. Ich habe den Tod vor Augen. Können Sie mir sagen, was, was nach diesem dunklen Vorhang kommt, vor dem ich jetzt stehe?“ In dem Moment kratzte der Hund von außen an der Tür. Und dann kam dem Arzt die Idee. Er sagte: „Wissen Sie, das ist wie bei meinem Hund, gute Frau. Er war noch nie hier drin und er weiß auch nicht, wie es hier drin aussieht in diesem Raum, aber er weiß, sein Herr ist hinter der Tür.“ Sein Herr ist hinter der Tür.   

Und so geht es denen, die Jesus als ihren Herrn haben. Wir wissen nicht genau, was hinter diesem dunklen Vorhang kommen wird. Wir haben noch nicht mit unseren Augen dahinter gesehen, aber das dürfen wir wissen: Unser Herr ist hinter der Tür. Noch sind wir an einem dunklen Ort, noch können so viele dunkle Vorhänge auch unseren Blick verhängen und verstellen, aber unser Herr ist hinter der Tür. Er ist in Rufweite. Und er wird wiederkommen und uns holen. Und was immer mich hinter der nächsten Tür erwartet, er ist da und er macht es gut mit mir und mit dir.

 

AT = Altes Testament

NT = Neues Testament